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  1. Ich würde es pointierter ausdrücken: Es gab in Gondor niemanden mehr, der - selbst den geringeren - Ansprüchen der südlichen Dúnedain genügt hätte. Schon der Anspruch Arveduis war m.E deutlich stärker als der Earnils. Insofern dürfte es Konsens sein, daß die Thronbesteigung Earnils in erster Linie auf den Stolz der südlichen Dúnedain zurückzuführen war, die sich nicht vom Erben eines ziemlich unbedeutenden und heruntergekommenen Reiches (selbst wenn er eine gute Abstammung hat) was sagen lassen wollen. Lieber nehmen sie die zweite Garnitur von zu Hause. Interessanterweise betont Earnil bei der Thronbesteigung ja sehr, daß er in Einklang mit den Mächtigen von gondor gehandelt habe, als wolle er sich doppelt und dreifach versichern daß auch alle dort einverstanden wareen. Das kann man als indirektes Eingeständnis eines geringeren Anspruches werten: "Ich weiß, daß Du mehr Recht hast, aber alle hier waren trotzdem lieber mit mir einverstanden". Man kann an dem ganzen Streit nach Ondohers Tod schon erkennen, daß Realpolitik und politische Eigeninteressen eine viel größere Rolle spielten als die Legitimität. In Tolkiens metaphysischer Konstruktion ist so etwas bereits der Ausdruck von gesunkener "Weisheit" und Abstieg der Dúnedain. Sie konnten halt nicht über den Schatten ihres Großmachtdenkens springen. So wie eine abgetakelte Kolonialmacht sich heute immer noch an der Erinnerung einer einstmals großen Weltgeltung festhalten mag, obwohl sie jetzt bestenfalls in der zweiten Liga spielt (es aber nicht wahrhaben möchte). Für Tolkien ist die Entscheidung Gondors somit auch ein großartiges Stilmittel um den moralischen Abstieg insbesondere der südlichen Dúnedain darzustellen, die schon stark in die Niederungen von Machtpolitik abgesunken sind. Natürlich hast Du recht, daß die Abstammung nur das Sahnehäubchen ist, sozusagen die endgültige Bestätigung, die aber durch "harte Fakten" bereits präjudiziert sein sollte. Genau. Zur Wahrnehmung der Realität (man hat keinerlei "Druckmittel" seinen Anspruch durchzusetzen) spielt bei den Stammesführeren sicher auch der magisch-mystische Aspekt eine Rolle: Man weiß, daß es sehr lange dauern wird, bis die Dúnedain nach Arvedui nochmal die Chance auf ein geeintes Reich bekommen werden. Hier spielt sicher auch Elrond eine Rolle, der rechtzeitig erkennt, ob jemand das Zeug hat, bzw. (noch wichtiger) die Zeit gekommen ist. Im Falle von Aragorn kommt beides zusammen. Zum einen ist er in jeder Hinsicht außerordentlich begabt und zum anderen sagt auch Elrond voraus, daß die Zeit gekommen ist, in der sich die Sache entscheidet (also die Nordlinie eine zweite Chance bekommt). Eben nicht. Gondor steckte in der Hinsicht in einem Dilemma: Man wußte, daß niemand die Abstammung vorweisen kann. Denethor sagt es selber, daß auch in 3000 Jahren eine Truchsessendynastie in Gondor keine Königsdynastie werden kann, in "normalen" menschlichen Reichen schon, indem dort einfach die Dynastie wechselt. Das Selbstverständnis der Dúnedain - sozusagen ihr innerster "Markenkern" - verbietet es ihnen den Titel "König" anzunehmen, wenn sie nicht die hierfür nötige Abstammung vorweisen können. Dies ist es, was sie von anderen Menschen abhebt, und sie sich weiterhin als Erben Númenors sehen lässt, dessen Königtum von den Valar (und indirekt über sie von Eru) eingesetzt wurde. In ihrem theoretischen Überbau können sie dies nicht so einfach über den Haufen werfen, ohne ihre Identität aufzugeben, die sie von anderen unterscheidet. Deshalb auch die Lösung mit den Regierenden Truchsessen. "De facto" König, aber nicht "de iure" - und letzteres auch nicht möglich. Selbst nicht bei einem erfolgreichen Krieg gegen Sauron (wie im Buch), nur wo Aragorn z.B. umkommen würde. Dann würden die Truchsessen (durch Faramir) auf unabsehbare Zeit weiterregieren, aber trotzdem niemals númenorische Könige werden. Und falls auch Faramir ohne Erben sterben sollte, würde eine andere edle Familie das Truchsessenamt übernehmen - aber eben nicht den Königsthron. Der würde verwaist bleiben, solange Gondor sich selbst als ein númenorisches Reich versteht. Also ein "ewig" vakanter Thron. Interessanter Gedanke ;)
    1 Punkt
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