Verzeih bitte, aber in meinen Augen deuten die Textfragmente in "Myths Transformed" keineswegs auf einen bevorstehenden "literarischen Selbstmord" hin, wie du es so schön bezeichnest. Sie sind im Gegenteil ein Beweis für die Gründlichkeit, mit der Tolkien ans Werk gegangen ist. Sie zeigen, dass wir in Tolkien einen Zweitschöpfer vor uns haben, der sich der Grenzen seines Werks voll und ganz bewusst war. Grenzen, die ihn haben zweifeln lassen, denen er sich gestellt und mit denen er gerungen hat. Was für ein lächerlicher Wicht wäre Tolkien gewesen, hätte er sich bei all den hohen Ansprüchen, die er an sein Werk gehabt hat - gerade in Bezug auf "Wahrheit" -, mit dem zufrieden gegeben, was er gehabt hat, wie mit einem hübschen roten Plüschsofa, in dem man sich bequem zurücklehnen kann. Für mich sind diese radikal vom Rest verschiedenen Texte ein unbeschreiblich wertvoller Hinweis auf die Zerrissenheit eines Menschen, der gleichzeitig in zwei Welten lebte, in einer mythisch geprägten und in einer naturwissenschaftlich geprägten, die er nicht miteinander in Einklang zu bringen wusste. Genau das macht einen Großteil der Aktualität von Tolkiens Werk aus. Dein Vorschlag der Zensur etwaiger weiterer Auswüchse dieses Ringens nimmt dem ganzen Werk doch das Feuer, durch das es erst entstanden ist! Ignorier meinetwegen diese existenziellen Konflikte und räkel dich auf deinem Plüschsofa, aber erhebe Tolkiens Mythos bitte nicht zu etwas Sakralem, das keinen Zweifel zulässt!