Also hier werden nun sehr viele Themen parallel diskutiert.
Zivilisation ist ein großer Begriff, mit dem wir uns in das 18 Jahrhundert zurückbegeben, als westliche Philosophen und Machthaber ihre Form gesellschaftlicher Organisation als Zivilisation bezeichneten und den Rest der Welt als Barbaren. Aus dieser Geisteshaltung leitet sich die Legitimation für den Kolonialismus ab. Und wenn man über Zivilisation sprechen möchte muss man ebenfalls über den Kolonialismus sprechen. Im konkreten Fall Indien, liegt ein beträchtlicher Teil des Verschuldens im Westen, der Indien - wie viele andere Länder, in denen heute soziale Missstände herrschen - über lange Zeit Schmuckschatulle gebraucht hat. Sich jetzt hinzustellen und unser Rechtssystem, als zivilisatorisch überlegen darzustellen ist vermessen und zeugt mMn von juveniler Kurzsichtigkeit.
Zur Vergewaltigung:
Ich lehne es ab Vergewaltiger als krank zu bezeichnen, denn "Krankheit" gilt in unserem Rechtssystem als tatmildernder Umstand. Für die Genugtuung der Opfer ist es aber von besonderer Wichtigkeit, dass die Schuld der Täter anerkannt wird. Die Defizite, die wir hier in unserem Rechtssystem haben, sind meines Erachtens nach aber nicht der Tatsache geschuldet, dass hauptsächlich Männer diesen Berufszweig dominieren (was sukzessive abnimmt), sondern der psychologischen (pseudo-)Ursachenforschung (hier dominieren Frauen das Feld). Nichts passiert einfach so, sondern alles hat seine Ursache in Kindheitstraumata und Syndromen.
Ein Vergewaltiger ist kein sexistischer Drecksack, sondern ein gebeutelter, traumatisierter Soziopath. Rabauken sind keine Rabauken mehr, sondern ADHS geplagt. Faule Säcke nicht mehr faul, sondern unter einem fortgeschrittenen Müdigkeitssyndrom leidend. Ich will der Psychologie nicht gänzlich die Fähigkeit zur Erstellung von klinischen Befunden absprechen, aber in den vergangenen 20 Jahren hat hier ein Nivellierungsprozess eingesetzt, der moralische Verurteilung und das berufen auf einen Wertekanon unmöglich macht, da sich ja jeder an die Regeln zu halten scheint, und wenn nicht eben eine Krankheit, ein Syndrom oder sonstiger pathologischer Befund dies verhindert.