Ich war entzückt, in Smaugs Einöde zu sehen, daß Jackson bei der Inszenierung des Elbenkönigs meiner Empfehlung folgt, Elben nicht durch moralische, sondern durch ihre ästhetische Überlegenheit von anderen Völkern abzugrenzen.
Damit räumt der Regisseur mit dem kindischen Märchen-Dualismus auf, nach welchem alles Schöne, Helle automatisch als gut und alles Schmutzige und Unansehnliche als böse gilt und zeigt gleichzeitig, daß ASOIAF auch in dieser Hinsicht nichts wirklich neues zu bieten hat. Die Hoch-Nerds wissen natürlich nicht erst seit „all that is gold does not glitter“, daß sich bei Tolkien die ethische Gesinnung oft und gerne konträr zum Augenscheinlichen verhält. Dank des Films aber versteht nun auch das Millionenpublikum den Professor besser.
Elben dürfen durchaus böse sein und sich von Hochmut, Gier, Neid und Eifersucht leiten lassen, aber sie dürfen um keinen Preis die menschliche Profanität annehmen.
Im Herrn der Ringe kann es an Herzensgüte wohl niemand mit Samweis Gamdschie aufnehmen. Nicht mal Galadriël oder Elrond. Das macht ihn aber noch lange nicht zum Elben, denn dazu ist er viel zu plump.
Überaus mutig finde ich die angedeutete Liaison zwischen Kíli und Tauriël, denn hier traut sich Jackson doch tatsächlich mitten im Film eine Frage aufzugreifen, die schon Generationen von Lesern beschäftigt: Warum vermischen sich die Rassen Mittelerdes nicht? Wie können sich Zwergenfürsten mit ihren bärtigen Matronen begnügen, wenn sie wissen, daß es auf der Welt so schöne Geschöpfe gibt, wie z.B. die grazilen Nachbarsmädchen aus Eregion?
Daß Zwerge durchaus ein Faible für die Anmut der Eldalië haben können, beweist uns Gimli mit seiner ritterlichen Verehrung für die Herrin von Lórien. Der elbisch-zwergische Flirt in Smaugs Einöde, den viele Leser empört ablehnen, spinnt Gimlis Sehnsucht weiter, so wie Tolkien-Fans alle Geschichten des Legendariums weiterspinnen und wir dürfen sehr gespannt sein, was daraus wird.