Bilbos Abschiedslied
(Übs. Ebba-Margareta von Freymann)
Mein Tag ist um, es dunkelt schier,
doch weite Reise liegt vor mir.
Lebt, Freunde, wohl! Mich ruft das Schiff,
es wartet zwischen Steg und Riff.
Schaum ist weiß, die Woge grau,
Himmel wölbt sich drüber blau.
Flut rollt an, und Winde wehn,
Wogen bleiben nimmer stehn.
Freunde! Segel sind gesetzt,
Haltetaue durchgewetzt.
Vor mir liegen tiefe Schatten,
jenseits aber grüne Matten.
Hinterm Sonnenuntergang
führt mein Weg mich strandentlang.
Dann im Westen darf ich ruhn,
brauche gar nichts mehr zu tun.
Zu den Inseln in der Ferne
leiten mich die hellen Sterne.
Und ich weiß: Willkommen sei
dort das Schiff, der Hafen frei.
Schiff, bring mich nach Westen hin,
wo auch ich gesegnet bin.
Abendstern vor meinem Mast
führt mich hin zu Ruh und Rast. Bilbos Abschied
(Übs. Helmut W. Pesch)
Der Tag vergeht, das Licht versiegt,
doch lange Fahrt noch vor mir liegt.
Lebt wohl, ihr Freunde! Es ist Zeit.
Das Schiff am Kai, es steht bereit.
Weiß die Gischt und grau das Meer;
mein Weg führt nah der Sonne her.
Salz die Gischt und frei der Wind;
ich höre, wie das Meer erklingt.
Lebt wohl, ihr Freunde! Ich muß gehn.
Im Ostwind sich die Segel blähn.
Schatten tief sich vor mir neigt,
wo ewig sich der Himmel beugt,
doch Inseln liegen hinterm Tag,
die ich am Ende sichten mag,
Land, vom West gen Westen zu,
wo still die Nacht und tief die Ruh'.
Geleitet von dem Einen Stern,
der hinterm Deich erstrahlt so fern,
such' ich den Hafen frei und hehr,
den Strand am Sternerhellten Meer.
Schiff, mein Schiff! Es zieht mich fort
zum West, dem ewig seligen Ort.
Leb wohl nun, Mittelerde mein!
Ich seh' am Mast des Sternes Schein!