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Inhalte mit der höchsten Reputation am 19.02.2014 in allen Bereichen anzeigen

  1. Bilbos Abschiedslied (Übs. Ebba-Margareta von Freymann) Mein Tag ist um, es dunkelt schier, doch weite Reise liegt vor mir. Lebt, Freunde, wohl! Mich ruft das Schiff, es wartet zwischen Steg und Riff. Schaum ist weiß, die Woge grau, Himmel wölbt sich drüber blau. Flut rollt an, und Winde wehn, Wogen bleiben nimmer stehn. Freunde! Segel sind gesetzt, Haltetaue durchgewetzt. Vor mir liegen tiefe Schatten, jenseits aber grüne Matten. Hinterm Sonnenuntergang führt mein Weg mich strandentlang. Dann im Westen darf ich ruhn, brauche gar nichts mehr zu tun. Zu den Inseln in der Ferne leiten mich die hellen Sterne. Und ich weiß: Willkommen sei dort das Schiff, der Hafen frei. Schiff, bring mich nach Westen hin, wo auch ich gesegnet bin. Abendstern vor meinem Mast führt mich hin zu Ruh und Rast. Bilbos Abschied (Übs. Helmut W. Pesch) Der Tag vergeht, das Licht versiegt, doch lange Fahrt noch vor mir liegt. Lebt wohl, ihr Freunde! Es ist Zeit. Das Schiff am Kai, es steht bereit. Weiß die Gischt und grau das Meer; mein Weg führt nah der Sonne her. Salz die Gischt und frei der Wind; ich höre, wie das Meer erklingt. Lebt wohl, ihr Freunde! Ich muß gehn. Im Ostwind sich die Segel blähn. Schatten tief sich vor mir neigt, wo ewig sich der Himmel beugt, doch Inseln liegen hinterm Tag, die ich am Ende sichten mag, Land, vom West gen Westen zu, wo still die Nacht und tief die Ruh'. Geleitet von dem Einen Stern, der hinterm Deich erstrahlt so fern, such' ich den Hafen frei und hehr, den Strand am Sternerhellten Meer. Schiff, mein Schiff! Es zieht mich fort zum West, dem ewig seligen Ort. Leb wohl nun, Mittelerde mein! Ich seh' am Mast des Sternes Schein!
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  2. Ein kurzer Einschub meinerseits zu den homophemes. Der Begriff des Phems ist mir aus der Sprechakttheorie bekannt, genauer aus Austins How to do things with Words. Dort lautet die entsprechende Passage: aus: John L. Austin: Zur Theorie der Sprechakte (How to do things with Words) Die Vorlesung, aus deren Mitschrift Austins Buch erstellt wurde, wurde zwar erst 1955 gehalten, aber ich vermute, dass die Begriffe bereits vorher Verwendung gefunden haben – zumindest passt Austins Phem-Definition ausgezeichnet zu Tolkiens Verwendung im Gedicht: Literaturwissenschaft betrachtet Sprache (in erster Linie) als Träger von Bedeutungen; nun sind bei ein und derselben sprachlichen Wendung verschiedene Bedeutungen möglich ( = Homopheme), es gibt also Interpretationsspielraum. »Lit’ was lazy till she died, / Of homophemes« könnte also heißen, dass die Literaturwissenschaft aufgrund dieses Spielraums zugrunde geht – sei es, weil sich die Literaturwissenschaftler zerstreiten, da jeder die einzig wahre Bedeutung gefunden zu haben meint, oder weil sie aufgeben, da sie die eine richtige Bedeutung einfach nicht finden können.
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  3. Vorbildlich ausgearbeitet, raukothaur. Aber auch ziemlich brutal. Ich hoffe, sie hat sich an Deiner messerscharfen Analyse nicht verletzt. Die elbische Autopoiësis romantisiert die Systemtheorie, indem sie deren magischen Aspekt sichtbar macht: Die Personifizierung abstrakter Systeme als mystisch handelnde Akteure und die damit einhergehende Entrückung von der menschlichen „Umwelt“. Du bist exakt andersherum vorgegangen und hast das nebulöse Wirken der Weltpoësie im nüchternen Licht der Systemtheorie enthüllt. Es ist nicht schön, sie so entblößt zu sehen, aber ich begreife, daß es notwendig war. Jetzt können es alle sehen. Man muß kein Tolkien sein, um den Unterschied zu verstehen. Die weltpoëtische Autopoiësis wirkt auch jetzt in diesem Augenblick. Sie gibt den an ihrem eigenen Fachwissen verzweifelnden Hoch-Nerds die Hoffnung, daß es auch in dieser Welt einen Weg gibt, die Dinge auf elbische Art und Weise zu tun.
    1 Punkt
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