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  1. Sieh an, er setzt sich ja doch mit meinen Postings auseinander. Der Fuchs stellt kluge Fragen und gibt noch schlauere Antworten. Bedauerlicherweise paßt hier beides nicht so recht zusammen. Das Kernproblem wurde zwar gestreift, dann aber leider aus den Augen verloren: Widmet man sich der Lektüre seiner Briefe oder seiner literarturtheoretischen Aufsätze fällt auf, daß Tolkien sich häufig eine gewisse Konfusion bzw. Unsauberkeit in seiner Begrifflichkeit leistet. Das hat Berenfox sehr richtig erkannt. Dieser Mangel an Eindeutigkeit resultiert meiner Meinung nach aus den verschiedenen Haltungen, die der Professor gegenüber unterschiedlichen Adressaten einnimmt. Unter anderem kommt hier der Hoch-Nerd in Tolkien zum Vorschein. Er ist tatsächlich einer von uns. Der Vater der Fantasy-Literatur zeigte sich mehr als zwiegespalten im Umgang mit den Rezipiënten seiner Werke. Einerseits wünschte er sich, die Eintrittsschwelle möglichst niedrig zu halten und seine Bücher einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Auf der anderen Seite fürchtete er, die Definitionshoheit an seine intellektuëllen Kritiker zu verlieren, gegen deren eigenmächtige Exegesen er sich leidenschaftlich wehrte. Das erklärt, warum der Professor die Besonderheiten seiner Welt mal streng und mal locker definiert. Tolkien weiß nur zu gut um die Komplexität seines Werkes. Seine Briefe wimmeln vor kaum erträglichen Bescheidenheitsfloskeln, in denen er sich tausendmal für den Unterhaltungswert seiner ausufernden Hintergrundgeschichte entschuldigt. Offenbar hielt er diesen für sehr gering. Um die Laufkundschaft nicht von vorn herein abzuschrecken, zeigt er sich daher in der Korrespondenz mit den Lesern durchaus bereit, seine Welt in alltägliche Begriffe zu übersetzen oder aus z.B. soziologischer oder religiöser Sicht zu diskutieren. So wird begreiflich, warum Tolkien elbische Technik mit Magie gleichsetzte, nur um die Begriffe an anderer Stelle scharf voneinander abzugrenzen. Wenn ein Soziologe die Magie als elbische Kulturtechnik wertet, duldet Tolkien diese Vereinfachung, solange es zum individuëllen Verständnis des Interessierten beiträgt. Unterschiedliche Blickwinkel rechtfertigen offenbar unterschiedliche Sets von Termini. Tolkien hofiert die arglosen Leser, aber tadelt alle, die sich anmaßen, seine Schöpfung verstanden zu haben. Je weniger jemand über Mittelerde weiß, desto mehr Nachsicht kann er vom Professor erwarten. Kritiker und selbsternannte Märchen-Experten hingegen bekämpft Tolkien schonungslos mit Differenzierung. Dabei dient ihm die Komplexität seiner Welt als schärfste Waffe. Jedem der meinte, Mittelerde besser erklären zu können, als der Professor selbst, zog dieser den Boden unter den Füßen weg, indem er einfach eine tiefere Ebene seines Werkes enthüllte. Ich habe keinen Zweifel, daß Tolkien auch die Hoch-Nerds dieses Forums mit ihren eleganten Erklärungsversuchen nicht ungeschoren davon kommen lassen würde, wenn er heute noch lebte. Und einen Nelkhart am aller wenigsten. Selbstverständlich würde er auch bei Berenfox´ Stand der Magie/Technik Diskussion nicht stehen bleiben und sie meinetwegen um den Begriff des „elbischen Theaters“ erweitern, der die elbische Kunst in Vollendung als eine Art magische Realität beschreibt, an deren Vollkommenheit Menschen verzweifeln. Oder vielleicht sogar um irgendeinen ganz neuen Gedanken, der uns nicht in seinen Aufsätzen überliefert ist. Wenn auch etwas lieblos aus einem anderen Thread ausgeschnitten, ist Berenfox´ Aufbereitung des gewohnt machtskeptischen Enchantment-Konzeptes natürlich völlig korrekt und mir persönlich viel näher, als beispielsweise raukothaurs gewissenhafte Versuche Mittelerde in eine objektive, kulturwissenschaftliche Terminologie zu übersetzen. Offen gestanden frage ich mich allerdings, ob es besagte Differenzierung tatsächlich vermag, Klarheit in die Kunst/Technik/Magie Konfusion zu bringen. Der von mir geförderte Begriff der Mechanik hat sich zumindest nie in diesen Bedeutungswust verstricken lassen und leistet daher als Abgrenzungsgedanke hervorragende Dienste.
    1 Punkt
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