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  1. Mit der angedeuteten Liaison zwischen Kíli und Tauriël, wagt sich Jackson an eine Frage heran, die schon Generationen von Lesern beschäftigt hat: Warum stehen nicht alle Bewohner Mittelerdes auf Elben? Die endogame Selbstverständlichkeit, die uns im Tolkienkosmos begegnet, ist nur schwer nachvollziehbar. Wie können sich Zwergenfürsten von Rang mit ihren bärtigen Matronen begnügen, wenn sie wissen, daß es auf der Welt so schöne Geschöpfe gibt, wie z.B. die grazilen Nachbarsmädchen aus Eregion? 

 Besonders vor dem Hintergrund, daß die eigenen Frauen erstens selten und zweitens oft auch noch heiratsunwillig sind, sieht man hier mal wieder irdische Räson wunderschön am poëtischen Idealismus Tolkiens scheitern. 

 Nimúviels Vorwurf der Oberflächlichkeit können wir gleich an die Eldalië selbst weiterreichen. Nichts, was wir über die Elben erfahren, ließe auch nur den Schimmer eines Zweifels an der Auffassung zu, daß sie den aller größten Wert auf ihr Erscheinungsbild legen. Offenbar spielen Äußerlichkeiten bei den Elben eine enorm wichtige Rolle. Man denke da vor allem an den Blondheitskult der Noldor, der vom zufälligen biologischen Merkmal zum Must-have der Aristokratie avancierte. 
 Daß Nimúviel in dem ungleichen Paar Kíli und Tauriël keine Parallele zum Pendant in Game of Thrones sieht, halte ich für verzeihlich. Ein beträchtlicher Teil meines bescheidenen Unterhaltungswertes besteht ja gerade darin, Zusammenhänge aufzudecken, die anderen nicht auffallen. Absurd finde ich allerdings die Annahme, Jackson hätte Tauriël einen kleinwüchsigen Verehrer an die Seite gestellt, um dadurch einen weiblichen Charakter von „überragender“ Stärke in die Filme einzuführen. Schon allein aus ästhetischen Gründen ist die Konstellation Elb – Zwerg vor dem Traualtar undenkbar. Wir erinnern uns: Eldar dürfen sich gerne arrogant, kühl oder böse gebärden; aber niemals Witzfiguren sein. Ihre einzige Sünde ist der Verlust ihrer Würde. Und daß diese Kategorie eng mit optischen Maßstäben verbunden ist, hat selbst Melkor immer respektiert. Roger Rabbit muß daher unter den heiratsfähigen Eldar-Mädchen als Horrorfilm gelten. 
 Daß man es dagegen beim Altersunterschied zwischen Mann und Frau nicht so eng sieht, beweisen die drei Allianzen zwischen Mensch und Elb, sowie die Ehe zwischen Melian und Thingol. Auf der anderen Seite aber haben wir es hier mit einer Art von Rassen- Romeo & Julia Szenario zu tun, dessen Charme man sich kaum entziehen kann. Gibt es denn etwas Romantischeres, als einen verzweifelt verliebten Kíli, der von einer Frau träumt, die er im wahrsten Sinne des Wortes „nie erreichen kann“? Es ist gerade die Unmöglichkeit dieser Verbindung (gepaart mit Kílis Schicksal), die Jackson erlaubt, damit zu spielen. Er versteht es wie kein zweiter, die Grenzen der Vorlage zu überschreiten ohne sie zu verletzen. Wer Tolkien so durchdrungen hat wie der Hobbit Regisseur, der darf ihn komplett umschreiben.
    1 Punkt
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