Ich lese gelegentlich Kurzgeschichten im Netz, allerdings ist selten eine Fanfiction-Story darunter. Genauer gesagt, stolpere ich versehentlich manchmal über eine Fanfiction-Story. Allgemein fällt mir aber auf, dass die Autoren fast immer länger an ihren Werken hätten feilen sollen. Manchmal kann man froh sein, wenn wenigstens die Rechtschreibung stimmt.
Manche mögen denken, dass Fanfiction nur ein billiger Abklatsch des Originalwerkes ist, aber ich finde, dass die meisten Stories soweit eigenständig sind, dass man diesen Vorwurf nicht machen kann. Sich inspirieren zu lassen ist vollkommen in Ordnung. Was ich allerdings kritisch sehe ist, wenn Charaktere des Originalwerkes in der Fanfiction verbogen werden um den Plot und die Motivation der Figuren irgendwie glaubhafter zu gestalten. Besonders stark fällt dies auf, je mehr erotische Elemente in der Fanfiction vorkommen.
Mary Sue Charaktere sind ein sicherer Beleg dafür, dass der Autor sein Handwerk nicht beherrscht (es sei denn sie tauchen in Parodien auf). An dieser Stelle möchte ich aus dem empfehlenswerten Buch "Über das Schreiben" von Sol Stein (übersetzt von Waltraud Götting) zitieren: "Du sollst deinen Helden Fehler und deinen Schurken Tugenden anhaften, denn es sind die Fehler, die den Helden zum Leben erwecken, so wie die Tugenden des Schurken der Honig sind, mit dem er die Unschuldigen verführt." (ISBN 978 3 86671 126 6) Auch sollte der Autor vermeiden, sich zu sehr in einen Charakter hinein zu projizieren, denn das führt erfahrungsgemäß zu keinen guten Ergebnissen. Insbesondere, wenn er noch nicht erfahren ist.
Von Slash-Fanfic halte ich sehr wenig. Oft sind die Plots und das Verhalten der Charaktere zu unglaubwürdig. Wenn ich erotische Stories lesen will, meide ich Fanfiction und suche andere Quellen auf.