Zum ersten Satz:
Ich sag mal so:
Doktor-Faustus-Fans sind auch keine echten Tolkienfans. Einfach, weil Tolkien die Doktor-Faustus-Figur nicht erfunden hat, sondern unter anderem Thomas Mann.
Und - ebenfalls auf der Basis Deiner Aussage - kann kein Film-Gandalf-Fan ein Tolkienfan sein; denn: Tolkien hat den Film nicht gedreht, auch das Drehbuch nicht geschrieben.
Zum zweiten Satz:
Ein Film ist etwas ganz anderes als ein Buch. Darum ist grundsätzlich und prinzipiell jede einzelne Verfilmung eines Buches eine Vergewaltigung der Buchvorlage - falls man der Meinung ist, dass ein Film dasselbe ist wie ein Buch.
Genauso ist eine Vertonung eines Gemäldes eine Vergewaltigung des Gemäldes - falls man der Meinung ist, dass eine Vertonung wie das Gemälde zu sein habe.
Man kann allerdings fragen:
Trifft die Verfilmung den Geist des Buches?
Und darauf kann man nur einmütig antworten, wenn man einmütig den Geist des Buches beschreiben kann.
Und man kann weiterfragen:
Ist es überhaupt die Aufgabe einer Verfilmung, den Geist des Buches zu treffen? Könnte es nicht auch die Aufgabe einer Verfilmung sein, dem Geist des Buches zu widersprechen, oder ihn weiterzuentwickeln oder an den Zeitgeist anzupassen oder ihn lächerlich zu machen?