Den Einen Ring zu zerstören, war mit Abstand die eleganteste und nachhaltigste Art, um Sauron zu besiegen, aber natürlich nicht die einzige.
Sauron fürchtete nichts mehr, als einen Showdown mit seinem Ring am Finger eines mächtigen Widersachers. Laut Gandalf war er von diesem Szenario auf geradezu paranoïde Weise besessen und tatsächlich trachtet all sein sichtbares Handeln im Buch danach, eine solche Konstellation zu verhindern. Es gab am Ende des Dritten Zeitalters eine ganze Reihe von potentiëllen Ringträgern, die Sauron in direkter Konfrontation hätten gefährlich werden können. Allen voran sämtliche Mitglieder des Weißen Rates.
Allerdings hätten sie im Falle einer erfolgreichen Anwendung des Rings Sauron auf dem Tyrannenthron lediglich ersetzt und dabei selber erheblichen seelischen Schaden genommen, wie Galadriël es andeutet: „Nicht dunkel, aber schön und entsetzlich wie der Morgen.“
Letztendlich macht der Ring seinen Träger aber nicht omnipotent: Sauron wurde mit Ring zweimal militärisch besiegt (allerdings nie von Isildur – da täuscht Euch der Film).
Die Fünf gegen den Ring. Die Neun gegen die Fünf. Galadriël gegen Elrond. Tom gegen Eru. Das sind die Fragen der Generation Playstation. Ich stimme Alsa in soweit zu, daß solche infantilen Kräftevergleiche kaum Sinn ergeben. Mächtige Gegner können in Mittelerde nur narrativ besiegt werden. Mit der passenden Prophezeiung im Köcher kann der kleinste Wicht den größten Unhold zu Fall bringen, wie beispielsweise Merry und Eowyn den Nazgûl-Fürsten.
Bei Tolkien funktioniert Macht nicht additiv. Zauberschwert plus Drachenpanzer plus Kraftgürtel gleich doppelte Mana. Das klappt nicht. Trolle müssen überlistet, Drachen mit dem richtigen Pfeil an präzise geweissagter Stelle getroffen werden. Geisterarmeen kriegt man nur mit entsprechendem Stammbaum in den Griff. Magische Artefakte sind eher Schlüssel, als Waffen. Und die mächtigste Waffe von allen ist mal wieder die Poësie: Ist eine Geschichte nur schön genug, ist sie selbst für die Götter tödlich.