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Inhalte mit der höchsten Reputation am 28.12.2018 in allen Bereichen anzeigen

  1. Jetzt haben die Herrschaften das Thema, das sie unbedingt wollten, aber keiner traut sich als erster auf die Tanzfläche. Nur gut, daß es für solche Auftritte einen Nelkhart gibt. Beginnen wir doch mit den beiden am häufigsten besprochenen literarischen Funktionen bei Tolkien: Die Mythologie schafft (vom Ringkrieg aus betrachtet) den Eindruck historischer Tiefe im Werk, wodurch Verzauberung glückt. Und zweitens: Die kleinbürgerlichen Hobbits spielen die Rolle der Vermittler zwischen unserer Welt und Mittelerde. In letzterem Punkt bin ich noch einen Schritt weiter gegangen: „Es läßt sich nicht abstreiten, daß Tolkien innerhalb des Legendariums ein bestimmtes Volk mit besonderer Bevorzugung behandelte: die Eldalië. Tatsächlich sind alle Fabelwesen Mittelerdes nur dazu da, um die Besonderheiten der Eldar herausstellen zu können. Das ist aus literarischer Sicht auch dringend notwendig, denn das Elbenhafte ist zu flüchtig, um es direkt in Worte fassen zu können. Wie jedes gute Mysterium ist das elbische Wesen nicht greifbar und zerbricht schon, wenn man es nur zu benennen versucht. Um beschreiben zu können, was mit Worten eigentlich nicht zu beschreiben ist, konzipierte der Professor ein System ethnischer Gegensätzlichkeiten, dessen Ausdruckskraft in seiner Indirektheit liegt. Die unterschiedlichen Naturells der Völker Mittelerdes dienen einzig und allein dem Zweck, dem Leser die unaussprechliche Aura der Elben zu vermitteln. So betont die Kleinbürgerlichkeit der Hobbits die aristokratische Haltung der Elben. Die rohe, industriëlle Technokratie der Orks kontrastiert mit der sanften Naturverbundenheit der Eldar und den trivialen Sorgen der kurzlebigen Menschen und Zwerge steht die exaltierte Ewigkeit der Erstgeborenen gegenüber. Auf der anderen Seite machen Valar und Maiar die Elben wiederum nahbarer und menschlicher, weil diese ein noch tieferes Geheimnis verkörpern. Und nur dem Wirken Melkors verdanken wir es, die Leidensfähigkeit der Eldar kennen zu lernen, die ihre Geschichte so schön tragisch macht.“ Fast tut es mir ein bißchen Leid für all die Rohirim, Onodrim und Periannath, aber letztendlich spielen die anderen Völker Mittelerdes nur supporting roles, um die Elben in ihrer Verwunschenheit darstellen zu können. Aber auch wenn diese ersten Anregungen einen gewissen Charme durchaus nicht entbehren, ändert die Argumentation selbstverständlich nichts an meiner grundsätzlichen Auffassung, daß der Begriff „Funktion“ bei Tolkiens weitgehend intuïtiv geprägter Poësieproduktion völlig verfehlt ist. Spaß macht seine Anwendung trotzdem.
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  2. Zwei divergierende Definitionen von Konstruktivismus und nicht mal Alsa widerspricht? Das sollte man vielleicht erklären: Der Begriff des Konstruktivismus fand zunächst als Gestaltungsprinzip in der russisch/sowjetischen Kunst und Architektur Anwendung, machte dann aber völlig neu gedeutet Mitte des 20. Jahrhunderts in der Erkenntnistheorie Karriëre und ist heute Grundlage praktisch jeder gesellschaftstheoretischen Debatte (Genderdebatte, Rassismus, Postkolonialismus etc.). Offenbar strahlt der epistemologische Aspekt sogar in die Literaturwissenschaft aus. Eine Abkehr vom Konstruktivismus scheint nun in Sicht zu sein, da sich mittlerweile auch autokratische Staatschefs auf ihn berufen können, indem sie der Welt „alternative Fakten“ präsentieren. Der Konstruktivismus spielt für diese Diskussion nur soweit eine Rolle, wie Interpretationskonzepte einer konstruktivistisch geprägten Literaturwissenschaft Anwendung finden.
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