Hat der Alte mich doch tatsächlich ohne eine Münze zurückgelassen, brütete Legolas vor sich hin. Natürlich hatte Thranduil nicht den ganzen Staatsschatz mitgehen lassen. Dafür hätte er eine ganze Karawane benötigt. In seinen Gemächern bewahrte er nur die Wertgegenstände und ein paar Notgroschen auf, die der Herrscher im Alltag immer schnell zur Hand haben musste. Der ganze, riesige Rest lagerte in der Schatzkammer. Das Problem für Legy; der Schatz wurde von einem Wächter bewacht. Einem richtig großen Wächter! Auf den königlichen Schätzen lag ein gewaltiger Drache, der schon mit jungen Jahren für diesen Job angelernt worden war. Man hatte ihm eingeschärft, dass er Teile der Kronjuwelen, goldenes Geschirr, Münzen usw. nur dem jeweiligen rechtmäßigen König und außerdem ausschließlich bei Nennung des korrekten Zugangscode herausrücken durfte. Man hatte, um ganz sicher zu gehen, dass der Wächter auch immer treu seine Pflicht tat, ihm bereits im Teenageralter eine Perfide Falle gestellt. Das ganze lief folgendermaßen ab. Dem Wachdrachen, der so bezeichnet wird, obwohl er eigentlich die meiste Zeit auf dem Schatz schläft, in Ausbildung wurde eine Einladung zur Wintersonnwendfeier zugespielt. Hocherfreut ob der Wichtigkeit seiner Person nahm der Ahnungslose an und tappte in die Falle. Es waren eine ganze Schar an jungen Drachinnen und Jungfrauen der Edain angeheuert worden und zum Ende der Feier waren eine gewisse Anzahl hoch-peinlicher Fotos von dem wackeren Jung-Wachdrache in Ausbildung geschossen worden. Am nächsten Nachmittag, früher bekam er die Augen nicht auf, wurde er vor den König, damals noch Thrandys Papa, bestellt und ihm wurde mittgeteilt, dass wenn er jemals seine Pflicht vergessen sollte, die Fotos im Internet hochgeladen würden. Sicher kann sich jeder vorstellen, was das für ein Schock für den Halbwüchsigen gewesen ist. Jedenfalls war für Fauchi, so sein Name, die Pubertät mit einem Schlag vorüber. Merkt euch liebe Leser; achtet bei Feierlichkeiten immer darauf, dass allen Gästen vor Beginn sämtliche Aufzeichnungsgerätschaften für Bild und Ton, abgenommen werden. Erst dann die Sau rauslassen!
Nachdem Bard gegangen war dachte Thranduil noch eine Weile über sein Leben nach. Von dem Pilz-Zeug und dem Rotwein bin ich doch schon ganz gut weg. Wer hätte je vermutet, dass ein Thranduil, vor noch gar nicht so langer Zeit, sich in seinem Palast eine Teestube einrichten würde. Jetzt müsste ich noch diesen Sex-Kram in den Griff bekommen, dachte Thrandy. Plötzlich kam ihm eine Meldung aus der Blindzeitung von letztem Monat wieder in den Sinn. Aus einem entfernten Kontinent im Westen war wohl eine neue Krankheit nach Mittelerde geschwappt. Sie soll ganz besonders unter Zwergen umgehen und durch Sinnesfreuden übertragen werden, aber auch andere Wesen sollen schon betroffen sein. Vielleicht sollte ich bald wieder mal in die Charité, nur zur Sicherheit. Plötzlich fröstelte es den König des Waldelbenreiches. Oh man, ich muss dringend mein Leben ändern. Mit einem Sohn der hinter meiner Krone her ist kann ich mir nicht auch noch 'ne Seuche leisten, ich hab wirklich auch schon so genug am Hals.
Während sich Thranduil seinen düsteren Gedanken hingab, lag Tauriel hinter der Tür des Badezimmers, dass ihr Boudoir mit dem Thrandys verbannt, mit geweiteten Pupillen und allesamt abgenagten Fingernägeln. Sie wollte, vor dem Schlafengehen, sich noch schnell die Nase pudern, als sie von nebenan unmissverständliche Geräusche hörte. Sie konnte einfach nicht anders und musste eins ihrer spitzen Ohren gegen die Tür pressen. Das war zu viel für sie. Was ihr gerade durch den Kopf ging kann ich nicht berichten, schließlich ist das hier ein Forum für die ganze Familie.