Das einfache, aber schmackhafte Mahl sättigt Nala, die nach der langen, entbehrungsreichen Wanderung das Gefühl hat gar nicht genug essen zu können. Und bei einem warmen Feuer, mit freundlichen Gesichtern schmeckt es ihr gleich doppelt so gut. Leider drehen sich die Gespräche der Flussbewohner um düstere Themen. Sie berichten von den schlechter werdenden Umständen und von den vielen Gefahren, denen die Bewohner der Gegend ausgesetzt sind. Orks scheinen wie eine Plage, eine dunkle Krankheit einfach überall aufzutauchen und feste Siedlungen wie auch Reisende zu bedrohen. Woher kommen sie auf einmal und warum sind es so viele? Gleichzeitig gibt es viel zu wenige fähige Krieger, um dem grausamen Treiben der abscheulichen Kreaturen Einhalt gebieten zu können. All die wichtigen Lords und Könige sind viel zu weit weg, um den täglichen Kampf um ein gutes, sicheres Leben ihrer Untertanen zu sehen und Hilfe zu schicken. Die Menschen hier fühlen sich im Stich gelassen und sehen einer ungewissen, unsicheren Zukunft entgegen.
Diese schwermütigen Gedanken drücken Nalas Stimmung und verderben ihr den Geschmack an der guten Mahlzeit. Wie soll man auch fröhlich und unbeschwert bleiben, bei so düsteren Aussichten. Außerdem wird es mit jeder Minute kühler und die frische Luft lässt sie frösteln. Als sie auf der Suche nach Waenhil Fosco getroffen hat, hatte sie nicht daran gedacht sich warm genug anzuziehen. Sie hatte auch nicht damit gerechnet hier draußen von einer bis dahin unbekannten Gruppe Reisender zum Essen eingeladen zu werden. „Ich werde mir noch einen Mantel holen mir wird kalt hier am Fluß, ich bring deinen gleich mit“ teilt sie Waenhil mit und erhebt sich. Sie nickt den anderen am Feuer kurz zu, ehe sie in Richtung des Dorfes verschwindet. Der Weg ist nicht weit und die Lichter an den Hütten weisen ihr sicher den Weg. An ihrem Schlafplatz angekommen, legt sie direkt ihren Mantel und ein Tuch als Schal an. Sie nimmt den wärmenden Umhang von Waenhil mit sich und nach kurzem Zögern zusätzlich noch zwei der Decken ihres Lagers. Sie wusste nicht wie lange sie noch dort sitzen und reden würden und frieren möchte sie so schnell nicht mehr. Zu oft und zu lange hat die Kälte sie in den letzten Wochen wie eisige Nadeln gestochen, da will sie es nicht einmal mehr für wenige Minuten ertragen.
Die meisten Dorfbewohner sind längst in der großen Halle, aus der viele Gespräche zu ihr herüberwehen und der der Schein von prasselnden Feuern einladend lockt. Doch möchte sie gerne mehr über die Leute erfahren, die ihr Leben auf dem Fluss verbringen, immer in Bewegung und nie irgendwo wirklich ansässig. Auf dem Rückweg zu deren Lager erblickt sie die breite Gestalt von Garwulf, den sie zuletzt am Vortag gesehen hat. Er sieht eigentlich aus wie immer, groß, haarig aber wesentlich sauberer und mit scheinbar guter Laute. Zumindest vermutet sie, dass seine hell blitzenden Zähne ein Lächeln sind und kein Ausdruck von Ärger. Mit den Mänteln und Decken wirkt sie selbst ein bisschen wie eine Haselmaus, die sich jede Menge Material gesucht hat, um ein Nestchen zu bauen. Fast geht die zierliche Nala in all den wärmenden Lagen aus Wolle unter, doch schafft sie es zumindest den Kopf hervorzustrecken. „Garwulf!“ begrüßt sie ihren Freund ein wenig genuschelt. Sie weiß nicht genau woher er kam oder wo er hin wollte, doch nun da sie ihn sieht, kommt ihr eine Idee. Ein kleines, verschlagenes Grinsen erscheint auf ihren Zügen und ihre Stimme wird süß wie frischer Honig „Wie schön dich zu treffen, hier draußen mitten auf dem Weg und so ganz ohne Ziel. Sicherlich hast du gerade nichts Wichtiges zu tun und willst mir unbedingt beim Tragen helfen?“ fragt sie den Hühnen ganz unverschämt und versucht angestrengt und überladen auszusehen.