Nomen est omen, heißt es so schön.
Ich selbst habe schon von einigen gehört, dass ihnen Gemeinsamkeiten bei Personen mit gleichem Namen aufgefallen seien. Ich glaube aber, dass es einem eben dort auffällt, weil man nach Gemeinsamkeiten sucht. Genauso wie man nach Gemeinsamkeiten von Ausländern, weißen Männern, bestimmten Bevölkerungsschichten usw. sucht und dann natürlich auch welche findet. Aber nach Gemeinsamkeiten zwischen einem 10 jährigen Jungen aus Asien und einer 75 jährigen Seniorin aus den USA sucht keiner. Obwohl man da auch Gemeinsamkeiten finden würde. Deswegen würde die Verknüpfung zwischen Namen und dem dazugehörigen Erwartungsbild meiner Meinung nach auch zu Arwens angesprochenen Schubladen-Denken passen.
Was zu Namen, deren Bedeutungen und dem "tatsächlichen" Charakter bzw. der Laufbahn des dazugehörigen Individuums und gleichzeitig passend zu Tolkien aber nicht zu verachten ist, ist der Umgang mit Namen in der früheren Menschheitsgeschichte. Schaut man sich in der Bibel um, gibt es z.B. einen Stamm, der "Moabiter" heißt. Zufällig oder eben nicht zufällig gibt es die Geschichte darüber, woher der Stammvater dieses den Israeliten (erz)feindselig gegenüberstehenden Stammes stammt: Er war das Kind von einem Mann und seiner Tochter, die mit ihrem eigenen, unwissenden Vater geschlafen hat und ihrem Kind dann den Namen "Moab" gegeben hat = Sohn meines Vaters (Gen 19, 30ff.). Wenn man sich dann als Israelit fragt, warum man eigentlich gegen die Moabiter kämpft, erkennt man beim Stammesnamen sofort den Grund: "Ah, die betreiben die sündhafte Inzucht!"
Das alles jetzt ein bisschen offtopic, dewegen jetzt im großen, schnellen Bogen zurück zum Thema: Namen waren früher ein wichtiger Bestandteil von Legitimation und hatten enorm viel Macht, weil mit ihnen, ihren Bedeutungen und den damit verbundenen Personen gespielt wurde. Das wurde dann auch schnell von der (stark legitimierenden weil schriftlich fixierten) Literatur übernommen. Damit passt dieses nomen-est-omen-Prinzip auch super zum tolkien'schen myth-building, sind in Mythen und Epen sprechene Namen stillistisch bekannt und begehrt und zudem manchmal wichtiger Bestandteil der Erzählungen (Bloedelin im Nibelungenlied, Blanchefleur und Mordin im Tristan, Grendel im Beowulf usw.).