Auf diesen Thread hier habe ich eigentlich gewartet (und mich darauf gefreut). Das kann noch sehr interessant werden. Also kommen hier gleich mal ein paar erste Anmerkungen dazu, auch wenn sie sicherlich noch nicht restlos zu Ende gedacht sind.
Erst mal, ganz am Rande: sicherlich hat sich Tolkien hier dem Weltbild der Nazis verbal angepasst, wie du es nennst, aber "sich damit den Nazis angebiedert" trifft die Sache für mein Gefühl nicht ganz. Sich anbiedern, das heißt für mich, so reden wie es jemand hören will, um sich beliebt zu machen oder Schwierigkeiten auszuweichen zum Beispiel. Und das ist hier, denke ich, nicht der Fall. Tolkien kommt zwar zu der gleichen Ansicht über Surrealismus wie wir sie bei den Nazis finden, aber für meine Begriffe unabhängig von ihnen und auch auf ganz anderen Wegen.
Die Idee, dass es etwas damit zu tun haben könnte wie Tolkien mit dem umging was du hier als Sekundärwelt bezeichnest finde ich spannend. Träume, Visionen oder auch Wesen wie die fairies, alles nicht exakt Greifbare eben, gehören ja nun einmal nicht so richtig in unsere reale Welt, wer sich damit abgibt, gerade als Wissenschaftler, läuft ja doch Gefahr nicht wirklich ernst genommen zu werden. Und Tolkien hat ja nun Vorstellungen aus dieser Sekundärwelt ständig in seinen Büchern verarbeitet, also muss er ja doch eine gewisse Beziehung dazu gehabt haben. Wenn ich dich richtig verstehe dann hältst du es für möglich dass er diese Dinge, die ja doch offenkundig wichtig für ihn waren, selbst als ein bisschen unheimlich empfand, als etwas, das eigentlich in dieser Form nicht existieren sollte. Aber es existierte eben doch für ihn, auch wenn er natürlich wusste dass so etwas in der Primärwelt nicht vorkam.
Und in den Bildern der Surrealisten wird dann genau dieses Unheimliche, eigentlich vielleicht gar nicht existieren Sollende, sichtbar gemacht, viel unmittelbarer als in einem geschriebenen Text. Das hat Tolkien dann vermutlich als unangenehm und als bedrohlich erlebt. Das würde immerhin seine doch deutlich aggressiv-irrationale Ansicht über den Surrealismus erklären. Denn hier schreibt ja nicht einfach jemand dass er mit dieser Kunstrichtung halt nichts anfangen kann, sondern er bezeichnet sie als krankhaft, das ist etwas ganz anderes. Und damit kommt er dann, wenn auch auf ganz anderen Wegen, halt bei den gleichen Formulierungen an wie die Nazis.