Ich habe die Stelle im vierten Buch, Kapitel "The Window on the West", eben nachgelesen, und zwar lieber gleich im Original. Da sagt Faramir:
For so we reckon Men in our lore, calling them the High, or Men of the West, which were Númenoreans; and the Middle Peoples, Men of the Twilight, such as are the Rohirrim und their kin that dwell still far in the North; and the Wild, the Men of Darkness.
Hier ordnet Faramir die Menschen schon recht deutlich in drei "Güteklassen" ein: die "Hohen" Númenorer-Nachkommen, die "Mittleren" wie zum Beispiel die Rohirrim, und die "Wilden". Allerdings relativiert er diese Aussage gleich danach wenigstens ein bisschen, indem er darauf hinweist dass Menschen sich auch entwickeln und verändern können; so ganz festgeschrieben scheint diese Einteilung für ihn also nicht zu sein. Er fährt fort, indem er erklärt:
Yet now, if the Rohirrim are grown in some ways more like to us, enhanced in arts und gentleness, we too have become more like to them, and can scarce claim any longer the title High.
Das bedeutet sinngemäß übersetzt, dass die Rohirrim sich durch den Kontakt mit Gondor weiter entwickelt haben und irgendwie zivilisierter geworden sind, während andererseits die Leute von Gondor sich in mancher Hinsicht an die Lebensform der Rohirrim angeglichen haben. Demnach können sich Kulturen also durchaus wandeln, und die Sache mit den"Güteklassen" ist nicht ganz so festgeschrieben wie es sich im ersten Moment anhört.
Und natürlich ist es nicht Tolkien der hier spricht sondern eine Figur in der Geschichte die er erzählt. Es liegt in der Natur der Sache, dass Figuren in Geschichten bestimmte Meinungen und Ansichten vertreten, und die müssen ja nun keineswegs in jedem Fall zugleich auch die Ansicht und die Meinung des Autors sein. Auch wenn Leser manchmal dazu neigen zu glauben dass eine Meinung die einer der "Guten" äußert wohl richtig sein wird.