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Dazu wäre jetzt so viel zu sagen dass ich sehen muss wie man es ein bisschen kurz fassen kann, sonst wird das eine endlose Geschichte die kein Mensch mehr liest. Trotzdem, kurz vorweg: was Elrond und den "völkischen Dünkel" betrifft hast du tatsächlich vorsichtig formuliert - und ich wollte eigentlich auch nur sagen dass man das auch sehr viel unvorsichtiger ausdrücken könnte; war nicht ganz glücklich formuliert meinerseits. Und bei Elronds Entscheidungen haben wir tatsächlich eine etwas ungute Mischung von "völkischem Dünkel" und Standesdünkel. Dass Sam nicht zum Rat eingeladen ist versteht sich in diesem Sinne von selbst; er ist Personal, also hat er dort nichts zu suchen. Wie ungut das ausgehen kann wenn man Leute nach ihrem Stand einschätzt beweist die Geschichte Boromirs; jeder halbwegs mitdenkende Leser oder Filmzuschauer bemerkt sofort dass er derjenige ist der ein Problem für die Gefährten darstellen wird, aber Elrond bemerkt es offenkundig nicht. Boromir ist der Sohn des Truchsessen von Gondor, und dass sich so jemand derart verhalten könnte wie Boromir es später tut, das ist für Elrond schlicht nicht im Bereich des Vorstellbaren. Und, auch wenn der Ausdruck meines Wissens nie verwendet wird: natürlich gibt es nicht nur die freien Völker, sondern eben auch "unfreie Völker", nicht nur die Orks, sondern auch menschliche Völker die sich mehr oder weniger freiwillig Sauron angeschlossen haben wie zum Beispiel die Haradrim. Und die unfreien Völker bezieht Elrond in seine Überlegungen über die Vernichtung des Einen Rings grundsätzlich nicht ein. Und auch sein Urteil über die freien Völker klingt nicht immer sehr positiv. Ich zitiere hier zwei Textbeispiele aus dem Film "Die Gefährten"; als Elrond in der Szene "Bruchtal" mit Gandalf die Situation bespricht sagt er dass die Elben Mittelerde nach und nach verlassen werden, und in diesem Zusammenhang sagt er über die Zwerge: Who will you look to when we've gone? The Dwarves? They hide in mountains seeking riches. They care not for the troubles of others. Nicht viel besser kommen die Menschen weg: Men? Men are weak. The race of Men is failing. The blood of Númenor is all but spent, its pride and dignity forgotten. It is because of Men the Ring survives. Diese letztere Behauptung begründet Elrond damit dass Isildur den Ring nicht vernichtet hat als er die Gelegenheit dazu hatte. Also: das persönliche Versagen eines einzelnen, Isildurs, führt zu dem Urteil "die Menschen sind schwach". _Das passt ein bisschen zu dem was Alsa schon in Bezug auf die Orks und Elronds Frau angemerkt hat: hier werden vom Verhalten Einzelner Rückschlüsse auf ihr ganzes Volk gezogen. - Wobei ich bei den Orks gerechterweise dazu sagen muss, dass die natürlich auch bei anderen Gelegenheiten eine ganze Menge Schaden angerichtet haben. Aber das trifft natürlich zu: wenn man vom kriminellen Verhalten Einzelner darauf schließt dass deren Volk als ganzes kriminell sei, dann ist genau das in der Tat Rassismus. - Kleine aktuelle Anmerkung dazu: gestern kam die Nachricht dass das deutsche Grundgesetz, Artikel 3, geändert wird; dort stand bisher dass niemand aufgrund seiner Rasse benachteiligt werden darf; jetzt heißt es dass niemand aus rassistischen Gründen benachteiligt werden darf - und das ist ja durchaus eine ganz andere Sache. Der Begriff "Rasse" in Bezug auf Menschen sollte aus dem Text verschwinden. Gut so.1 Punkt
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Das stimmt leider: Tolkien hat sich tatsächlich hinter so vielen verschiedenen Erzählschichten versteckt dass seine eigene Einstellung zu dem Erzählten ziemlich unsichtbar wird (was natürlich Absicht sein dürfte). Aber die Frage warum Elrond gerade diese Auswahl trifft als es um die Gefährten geht, das ist schon eine spannende Sache. Und es zeigt vielleicht auch dass man vorsichtig damit sein muss da eventuell "völkischen Dünkel" zu unterstellen. Vielleicht gibt es ja ganz andere Gründe dafür wer da an diesem Unternehmen beteiligt wird und wer nicht. Spielen wir die ganze Angelegenheit also einfach mal durch. Zweierlei steht von Anfang an fest. Erstens: Frodo als der Ringträger wird dabei sein (um diese Aufgabe hat sich ja sonst wirklich niemand gerissen, verständlicherweise), und also wird auch Sam dabei sein, der sich mit Sicherheit nicht abweisen lässt. Und zweitens: die Gruppe soll klein bleiben, weil sie dann unauffälliger ist und schneller vorwärts kommt; Elrond hat sich für die Zahl neun entschieden, wegen des symbolischen Bezugs zu den neun Schwarzen Reitern. Und noch etwas ist vorgegeben: da Frodo ganz sicher nicht in der Lage ist diese Reise anzuführen und zu organisieren (dafür fehlen ihm einfach zu viele Kenntnisse über den Weg) muss das jemand anders übernehmen; und dass dieser "jemand anders" Gandalf ist liegt nahe, niemand sonst ist so kompetent für diese Aufgabe wie er. Bleiben also noch sechs Plätze zu besetzen. Und da Elrond deutlich machen will dass dies hier ein Unternehmen ist dass ganz Mittelerde betrifft kommandiert er nicht einfach ein halbes Dutzend Bruchtal-Elben für die Aufgabe ab, sondern er will Teilnehmer aus verschiedenen Völkern. Das ist ja eigentlich auch ein sehr sympathischer Gedanke, aber er muss halt in Einklang gebracht werden mit dem was tatsächlich machbar ist. Und das führt dann dazu dass von den existierenden fünf freien Völkern nur vier beteiligt werden. Die Ents sind nicht vertreten, nicht weil irgendjemand was gegen die Ents hat, sondern aus ganz praktischen Gründen. Ents sind zu langsam und zu auffällig, und es wäre wohl auch kaum möglich einen von ihnen binnen weniger Wochen zur Stelle zu schaffen. Also: es gibt die Theorie ("alle freien Völker sind beteiligt") und die Praxis ("die Ents werden das Marschtempo nicht mithalten"). Also sind nur vier freie Völker beteiligt: die Hobbits Frodo und Sam ganz automatisch, weil Frodo der Ringträger ist, dazu die Menschen (Aragorn und Boromir), die Zwerge (Gimli) und die Elben (Legolas). Das sind alles Leute die zu diesem Zeitpunkt ohnehin in Bruchtal anwesend sind, und jemanden erst von irgendwoher anreisen zu lassen wäre ja auch kaum möglich, dazu reicht die Zeit nicht. Und die letzten beiden noch unbesetzten Plätze in der Gruppe krallen sich dann die Hobbits Merry und Pippin. Orks oder Trolle sind tatsächlich nicht dabei. Wobei gegen die Trolle das gleiche Argument sprechen würde wie gegen die Ents (zu auffällig). Und die Orks? Alsa hat mit Recht darauf hingewiesen dass es da einige Beispiele für positive Ansätze bei den Orks gibt. Tatsächlich ist es ja so dass wir die ganze Geschichte immer aus der Sicht der "freien Völker" erleben, und die befinden sich halt derzeit im Krieg, und die Orks sind die feindlichen Truppen; schon möglich dass die Orks dadurch negativer auf uns wirken als sie wirklich sind. Aber es wäre wohl tatsächlich nicht machbar binnen weniger Wochen einen netten Ork irgendwo aufzutreiben von dem man sicher sein kann dass der das ganze Unternehmen nicht an die Gegenseite verrät. Ganz abgesehen davon dass es hier Elrond ist der die Entscheidungen trifft, und ich glaube nicht dass der Orks gegenüber sonderlich unvoreingenommen ist, nicht mal aus rassistischen Gründen sondern angesichts dessen was sie seiner Frau angetan habe. Nein, ich habe nicht den Eindruck dass Elronds Entscheidungen in diesem Fall etwas mit Rassismus zu tun haben. Etwas anderes dabei fällt allerdings schon heftig auf: hier wird komplett der Hochadel losgeschickt. Aragorn ist theoretisch der Thronerbe von Gondor, und Boromir ist es tatsächlich. Legolas ist der Sohn des Waldelbenkönigs Thranduil. Gimli ist die Nummer vier oder fünf in der Thronfolge von Erebor. Die Hobbits kennen ja keine Adelstitel, unterscheiden aber durchaus zwischen den großen Familien und dem gewöhnlichen Volk, und da sind Pippin als der zukünftige Thain und Merry als der Erbe des Herrn von Bockland natürlich schon Hochadel, und Frodos Familie ist zumindest nahe mit den Familien der beiden verwandt. Das "gewöhnliche Volk" wird lediglich durch Sam vertreten.1 Punkt
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