Liebe Elenriel,
warum nutzt Du Sekundärliteratur? Viel leichter wäre es, wenn Du Dich bei dieser Frage als Erstes mit der Primärliteratur auseinandersetzen würdest.
Im Herr der Ringe wird die Schrift auf dem Ring zweimal beschreiben. Demnach gibt es drei Personen, die die feinen Buchstaben auf dem Ring gelesen (bzw. gesehen) haben.
Da sind zum einen Frodo und Gandalf. „Ich kann die feurigen Buchstaben nicht lesen“, sagte Frodo mit zitternder Stimme. „Nein“, erwidert Gandalf, „aber ich kann es. Die Buchstaben sind elbisch, von altertümlicher Art, …“ [Der Herr der Ringe; Erster Teil: Die Gefährten; Erstes Buch; Zweites Kapitel: Der Schatten der Vergangenheit; Seite 69*].
Zum anderen ist es Isildur. „… Die Schrift auf ihm, die zuerst klar war wie eine rote Flamme, verblasset schon und ist jetzt kaum mehr zu lesen. Sie hat die Form der Elbenschrift von Eregion, …“ [Der Herr der Ringe, Erster Teil: Die Gefährten; Zweites Buch; Zweites Kapitel: Der Rat von Elrond; Seite 286*].
Isildur hätte als Numenorer die „… Elbenschrift von Eregion …“ sicher nicht erwähnt, wenn die Schrift auf dem Ring numenorisch oder gondorianisch gewesen wäre. Ebenso hätte Gandalf sie nicht als elbisch sondern als menschliche Schrift identifiziert.
Das Problem bei Helmut Pesch - und bei vielen anderen Büchern der frühen Sekundärliteratur - ist, dass sie in vielen Details die Meinung des Verfassers wiedergeben. Und diese decken sich häufig nicht mit den Angaben aus Tolkiens Büchern. Dieses Beispiel zeigt dieses Dilemma sehr eindrücklich.
Zum Modus der Schrift hat Octopi ja schon einiges gesagt und die bessere Expertise.
Viele Grüße
Eriol
* Die Seitenangaben beziehen sich auf die von Margaret Carroux übersetzte einbändige, ledergebundene Ausgabe aus dem Jahr 2008
P.S.: Bitte schau Dir einmal die Ziffer 4.4, Absatz 2 der Forenregeln an.