Müde von der anstrengenden Nacht und den vielen noch kräftezehrenderen Wochen zuvor, beschließt Nala nach dem Frühstück einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft zu machen. Zwar ist der Morgen recht frostig, doch auch sehr klar und die Sonne taucht alles in warme Gelbtöne. Hinter den massiv gebauten Häusern wandert sie eine Weile über den mit Raureif bedeckten Boden und genießt die ruhigen Momente. Bald jedoch ist sie die Kälte wieder leid und macht einen Bogen, um im Stall nach ihrer geliebten Stute zu sehen. Doch kaum hat sie das warme, leicht muffige Gebäude betreten, hält sie auch schon wieder inne. Neue Tiere haben sich eingefunden, deren dampfende Leiber erst vor kurzem zur Ruhe gekommen sind. Die Blicke der Rohirrim schweifen über die kräftigen Tiere mit den wachen Augen und die junge Frau ergreift eine seltsame Unruhe. Schnell eilt sie umher, sucht nach Zaum- und Sattelzeug, welches sie vorsichtig und neugierig inspiziert. Die robuste Verarbeitung, das verwendete Material und die Verzierungen – all das kennt Nala nur zu gut.
Und endlich merkt sie, dass es gar keine Unruhe ist, sie sie von Scheitel bis zum Zeh erfasst hat, sondern Aufregung und ein lange Zeit unterdrücktes Heimweh. Nur flüchtig klopft sie sich das Heu von dem Mantel und ist schon auf dem Weg in die große Halle, denn nur dorthin können die Reiter gebracht worden sein. Schon als sie durch die Türe tritt, vernimmt sie den Klang der bekannten Sprache und muss nicht lange suchen, bis ihr Blick bei den Neuankömmlingen hängen bleibt. Mit wild schlagendem Herzen nähert sie sich dem Tisch, an dem die hochgewachsene, blonde Frau gerade mit Fosco spricht. Sie kennt das Gesicht der Fremden nicht, aber die Haltung einer geübten Reiterin und Gewand einer Kriegerin fern der Heimat. „Seid mir gegrüßt Eorlingas“ wendet sie sich an ihre Landsfrau und die Männer bei ihr ganz in der Art, wie ein einfacher Bürger einen tapferen Soldaten ihres Landes grüßt. „Ihr seid so fern der Heimat, was bringt ihr für Kunde aus der Mark?“