Neil Gaiman ist ein gutes Beispiel. Ähnliches ist nämlich damals bei der Verfilmung von Coraline (2009) geschehen. Gaiman ließ Regisseur Henry Selick (Nightmare Before Christmas) völlig freie Hand('Es ist dein Film!') und dieser fügte zum Beispiel einen völlig neuen Charakter hinzu. Das Endergebnis kann sich meiner Meinung nach mehr als sehen lassen. George R.R. Martin war an der HBO-Serie Game of Thrones beteiligt, die so einige Änderungen zu seiner Vorlage(The Song of Ice and Fire) aufweist. Stanley Kubrick adaptierte Stephen Kings The Shining (1977). In diesem Fall allerdings war der Autor nicht sonderlich begeistert von der Interpretation Kubricks. Dennoch gehört sie heute für viele zu den Meisterwerken des Horrorfilm-Genres.
Fakt ist doch, selbst bei all den sogenannten "Gatekeepern" und "Puristen", die behaupten zu wissen, was Tolkien Senior über The Rings of Power gedacht hätte, haben wir nur wenige Worte, die Tolkien diesbezüglich hinterlassen hat. Zum Beispiel J.R.R. Tolkiens Brief an Milton Waldman von 1951;
Fakt ist auch, dass The Lord of the Rings: The Rings of Power die erste filmische Tolkien-Adaption ist, an der Mitglieder der Tolkien-Familie beteiligt sind und diese proaktiv die Serienrechte an Der Hobbit, Der Herr der Ringe und den Anhängen dem Markt(Amazon, Netflix, HBO etc.) angeboten haben.
Dennoch glaube ich, dass es vielen bei The Rings of Power nicht um die Unterschiede zur Vorlage des Autors, sondern um die Unterschiede zu Peter Jacksons Adaptionen geht. Denn nur so machen 'Kritiken' an den teils kürzeren Elbenfrisuren, den Hautfarben einiger Darsteller oder der Existenz von weiblichen Orks in der Serie wirklich Sinn. Und wenn einem dann die Argumente ausgehen, spricht man von einer "woken" Industrie. Zu diesem Thema hat David Hain auf YouTube vor kurzem ein sehenswertes Video hochgeladen;
Einige sprechen von der "schweigenden Mehrheit" oder "echten Fans", die sich "gegen Amazons Müll vereinen". Extremismus, Rassismus, Frauenfeindlichkeit oder Homophobie ist keine Kritik, kein Argument! Jedoch gibt es einen Unterschied zwischen einer rassistischen Äußerung und ausgeprägtem Rassismus. Jeder muss für sich selbst entscheiden, welchen Weg man einschlägt, welchen Stimmen man folgt und in welch einer Gesellschaft man (auch virtuell) verkehrt. Welche Prinzipien man bereit ist aufzugeben, um ein Thema, das einem am Herzen liegt, besonders zu betonen, selbst wenn man sich dadurch in fragwürdiger Gesellschaft befindet. Und wie viel an eigener Rationalität man mit Emotionalität ersetzt. Der Mensch regt sich gerne auf, auch um sich so mit komplizierteren Zusammenhängen nicht länger beschäftigen zu müssen. Ein einfaches "Mag ich nicht!"(aber auch ein "Mag ich!") ist schnell geschrieben, wird aber nur selten (auch hier) ausführlich und rational erklärt.
Und egal wie oft man betont, dass diese "Kritiken" nicht persönlich gemeint sind oder man sogar in die Opferrolle verfällt(Wenn ich meine Meinung sage, werde ich gleich als Rassist beschimpft!), haben Worte dennoch manchmal weitreichende Auswirkungen und können sehr wohl verletzen. Zumindest können wir davon ausgehen, dass die Betroffenen sehr wohl Bescheid wissen; Sophia Nomvete(Disa), Ismael Cruz Córdova(Arondir), Billy Boyd(Pippin), Dominic Monaghan(Merry), Elijah Wood(Frodo)