Ich habe den Herrn der Ringe auch als ziemlich eindeutige Kritik an der industriellen Revolution, für die damals viel Natur vernichtet wurde, gedeutet.
Vor allem am Ende des dritten Buches, als Saruman sich im Auenland einnistet und dort die Natur zerstören lässt, um Fabriken und laute Maschinen zu bauen..genau das geschah zu Tolkiens Zeit auch in England, nicht nur in den Städten, auch im ländlichen Bereich, und irgendwo schrieb Tolkien was von einer schönen alten Mühle aus seiner Kindheit, die wohl auch abgerissen und modernisiert wurde.
Er wollte da wohl seiner Kritik an dieser Entwicklung Ausdruck verleihen.
Und du hast Recht, genau das was die Menschen in Tolkiens Geschichte mit den Hobbits machten, machen Menschen auch heute noch, da wird viel Lebensraum zerstört und oft gibt es auch Vertreibungen. Und zu Tolkiens Lebzeiten geschahen solche schlimmen Dinge ja auch in Englands Kolonien, wahrscheinlich wollte er auch das damit ausdrücken.
Und es ist traurig, dass Thranduil, auf längere Sicht, keine andere Möglichkeit gehabt hätte, als sein Reich zu verlassen um nach Valinor zu fahren. Die Zahl der Menschen wuchs ja laut Tolkien mit der Zeit immer mehr, und sie hätten dann auch Wälder abgeholzt, um neue Häuser zu bauen und Möbel, usw. Da wären die Elben gnadenlos vertrieben worden.
Ich glaube, das deutete Galadriel auch Frodo gegenüber an, als er in ihren Spiegel geblickt hatte, da erklärte sie ihm, dass die Elben, wenn sie nach dem Ringkrieg nicht Mittelerde verließen, zu einem bäuerlichen, vergessenen Völkchen, das in Schluchten verborgen lebt, werden würden, und über das die Ströme der Zeit hinweggegangen sind.. Damit wollte Galadriel wohl sagen, dass die Elben in einem Mittelerde, in dem die Menschen immer mehr expandieren, vertrieben und vergessen werden würden.
Und ich vermute mal, dass Elladan und Elrohir mit Celeborn in den Westen gesegelt sind, weil ja ihre Eltern dort waren, und sie sicherlich nicht alleine in Imladris zurückbleiben wollten. Denn auch Imladris wurde irgendwann sicherlich von Menschen besiedelt.
Das war sicherlich eine Entwicklung über viele Jahrhunderte, aber viele Elben ahnten das schon früh, und nicht nur das, sondern auch die Sehnsucht nach dem Meer und der alten Heimat trieb sie an, Mittelerde zu verlassen.
Aber ich finde das Ende der Geschichte in den Anhängen sehr traurig, der Roman endet ja mit Happy End, aber wer die Anhänge liest, der weiß, dass es auf lange Sicht ein trauriges Ende war, weil ein völlig neues, nur noch von Menschen bevölkertes Mittelerde entstand.
Und ich vermute, dass in diesem Mittelerde der Menschen irgendwann, nach vielen Generationen, die Geschichten über den Ringkrieg nur noch für Märchen gehalten wurden.
Denn es waren ja keine Elben, Zwerge, Hobbits mehr da, nur noch Menschen, und diejenigen, die sehr lange nach dem Ringkrieg geboren wurden, konnten das alles nicht mehr glauben.