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Inhalte mit der höchsten Reputation am 02.07.2023 in allen Bereichen anzeigen

  1. Wenn ich das richtig sehe, geht es dir hier im Grunde um zwei Fragen. 1. Gibt es Nachweise dafür, dass Tolkien seine Elben als spitzohrig intendierte? 2. Warum/Wie haben sich spitze Ohren als Standard für Elben/Elfen in Fantasyliteratur und -filmen durchgesetzt? Was die erste Frage angeht, gibt es sowohl einige Passagen aus Tolkiens Texten und Briefen, die dafür sprechen als auch andere, die dem scheinbar widersprechen. Die Gegenbeispiele bestehen, soweit ich informiert bin, in der Regel aus Passagen, die die physische Gleichartigkeit von Menschen und Elben thematisieren, was den menschlichen Leser mit nicht allzu spitzen Ohren dazu veranlassen muss, sich auch die Elben ohne andersartige Ohren vorzustellen. Wobei ich persönlich dieses Argument für nicht unbedingt vollständig überzeugend halte, da es auch hier in der realen Welt Menschen mit spitzen Ohren gibt, die ich nur aufgrund dessen nicht als physisch different bezeichnen würde und etwaiges einfach in das völlig normale Spektrum menschlicher Erscheinungsbilder fällt. Die zwei größten Argumente dafür, dass Tolkien seine Elben als spitzohrig sah, gehen aus einem seiner Briefe und dem Annotated Hobbit hervor. So beschreibt Tolkien in Brief 27 an die Houghton Mifflin Company die Hobbits wie folgt. "I picture a fairly human gure, not a kind of ‘fairy’ rabbit as some of my British reviewers seem to fancy: fattish in the stomach, shortish in the leg. A round, jovial face; ears only slightly pointed and ‘elvish’; hair short and curling (brown)." Die folgende Abbildung ist ein Ausschnitt aus "Bilbo erwacht im Morgensonnenschein" aus Hammond, Wayne; Scull, Christina (Hrsg.): Die Kunst des Hobbit von J.R.R. Tolkien, Stuttgart 2012, S.63 und zeigt Bilbo mit deutlich spitzen und 'elbischen' Ohren. Außerdem ist im Annotated Hobbit (Flies and Spiders Kommentar 11) in Bezug auf den etymologischen Zusammenhang zwischen den Wörtern für Blatt und Ohr im Elbischen folgendes zu lesen: "[...] there is a possible relationship between the two in that Elven “ears were more pointed and leaf-shaped” than human ones. All that can be said, then, is that certainly at one time (probably in the mid-1930s) Tolkien held this view." Für mich sind diese Passagen überzeugend genug, jedoch wird immer wieder korrekterweise betont, dass es eigentlich keinen definitiven Beweis, sondern nur Indizien gibt, die jeder für sich selbst deuten muss. Bzgl. der zweiten Frage möchte ich behaupten, dass die Adaption der spitzen Ohren als Standard im Fantasygenre darauf zurückzuführen ist, dass man Tolkiens Elben als spitzohrig verstand und da Tolkien der Maßstab aller Dinge in diesem Genre war und ist, sich das entsprechende Motiv auch in anderer von ihm inspirierter Literatur wiederfindet. Die Vorstellung mythischer Wesen mit spitzen Ohren ist indes auch keine Neuheit. So wurden Satyrn im antiken Griechenland bspw. mit spitzen Ohren dargestellt (siehe unten Quelle hier). Die Elfen, Faeries, Fae aus germanischen, keltischen und anderen Sagen wurden spätestens seit dem viktorianischen England häufig in künstlerischen Darstellungen mit spitzen Ohren als nicht-menschliches Distinktionsmerkmal portraitiert, womit dieses dauerhaft mit den Wesen assoziiert wurde, was wiederum vermutlich Tolkien beeinflusst hat, ohne dass ich dafür einen Beweis anführen könnte. Allerdings erscheint es mir schlüssig. Das Bild mythischer Wesen mit spitzen Ohren existierte also bereits schon einige Zeit und wurde durch Tolkien im Fantasygenre zementiert. Wenn nun allerdings spitze Ohren ein Distinktionsmerkmal sind und Tolkien die Gleichartigkeit von Elben und Menschen betont, wäre dies wiederum ein Argument gegen spitze Ohren der Elben. Es ist also kompliziert.
    3 Punkte
  2. Neue Briefe von Tolkien? Ja, tatsächlich. Oder besser: bislang unveröffentlichte Briefe. Humphrey Carpenters "The Letters of J.R.R. Tolkien" wurde überarbeitet und um 150 Briefe ergänzt. Darunter Briefe, die wohl zuvor teilweise als zu lang für übliche Lesegewohnheiten angesehen wurden. Jedenfalls verspricht der Verlag neue Einblicke in Tolkiens Werk. Mal sehen. Von Klett-Cotta gibt's, glaube ich, noch keine Ankündigung einer Übersetzung? Edit: am 9. November 2023 soll das Buch erscheinen.
    1 Punkt
  3. Ich hatte gerade neulich erst die Gelegenheit Abschriften von Aufzeichnungen alter Überlieferungen unbestimmbarer Herkunft einzusehen. In diesen schlecht erhaltenen und schwer zu lesenden Papieren wird berichtet, dass die Entfrauen ihre Gärten am Anduin in weiser Voraussicht noch rechtzeitig verlassen hatten, bevor der Krieg über sie hinwegziehen konnte, und dass sie weit nach Osten gezogen waren. Sie nahmen zudem wohl eine kleine Gruppe Harfüße mit auf ihre Wanderung, die vor großen Bedrohungen flüchtend bei ihnen bereits eine Zuflucht gefunden hatten. Diese Gruppe aus Entfrauen und Harfüßen gelangte in der Folge bis an die Gestade des Ostmeeres. An der Meerenge zwischen dem Inneren Meer und dem Ostmeer setzten die Entfrauen - Holz schwimmt gut - nach Dunkelland über, die Harfüße mit sich tragend. Dort, so ist weiter zu lesen, hätten sich die Entfrauen augenblicklich an die Kultivierung der üppigen, aber vollkommen wilden Vegetation gemacht. Sollten diese Abschriften von Aufzeichnungen alter Überlieferungen, also zu apokryphen Werken gewordene und aus Legenden entstanden Mythen, tatsächlich auf realen historischen Ereignissen basieren, würde das vieles erklären, zum Teil auch warum es keine Aufzeichnungen über die Verstrickungen der Harfüße in die großen Zeitläufte des Zweiten Zeitalters gibt. Interessanterweise scheinen jüngere archäologische Funde auf der Pazifikinsel Flores diese alten Überlieferungen zumindest bis zu einem gewissen Grad zu stützen. Manche Passagen der Schriften sind nun nicht nur schwer zu lesen, sondern auch schwierig zu deuten. So debattieren die Gelehrten beispielsweise noch, ob in späterer Zeit alle Entfrauen oder nur ein Teil von ihnen zu den Sonnenlanden weitergezogen war. Der ein oder andere Wissenschaftler behauptet auch, manche Textstellen seien dahingehend zu deuten, dass einige der Entfrauen ertrunken seien. Doch das ist nur die Auffassung einer marginalen Randgruppe. Die meisten Gelehrten tendieren dazu, die Aufzeichnungen so zu verstehen, dass die Spuren der Entfrauen "in der verrinnenden Zeit verloren gegangen“ seien.
    0 Punkte
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