Hallo Lennart,
Du beschreibst sehr persönliche Empfindungen und Beziehungen bei Deiner Interpretation von Mittelerde.
Für mich entsteht Mittelerde auch immer aus sehr persönlichen Stimmungen, ist aber nicht so stark, wie es bei Dir zu seien scheint, an reale Orte gebunden.
Wenn ich mit dem Rad zur Arbeit gefahren bin, der morgendliche Nebel durch die Bäume zog und plötzlich der erste Sonnenstrahl durch das Blätterdach brach, dann war da Mittelerde. Nicht irgendein konkreter Ort, sondern einfach dieses Gefühl. Vielleicht war es Cuiviennen, vielleicht Lothlorien oder ein Pfad in großen Grünwald. Mittelerde entsteht in meiner Phantasie, die dazu wenig Anregung durch reale Orte braucht. Klar bin ich bei Bergwanderungen und der nötigen Ruhe schnell im Nebelgebirge oder beim Durchschreiten einer Klamm in der Adlersplate oder auf dem Weg von Durins Tür nach Kazadum.
Der einzige reale Ort, der mich sofort an Mittelerde erinnerte liegt in Island. Auf dem Weg zum Döttifoss kamen wir über eine Hocheben, die mich sofort an die Ebene von Gorgoroth denken ließ.
Das Bild gibt die Stimmung jedoch nur unzureichend wieder.
Mittelerde gibt es für mich seit 1979, seit ich das Sil und den HdR zum ersten Mal gelesen habe. Meine Mittelerdephantasie ist also nicht durch Peter Jackson und Howard Shore 'vorgeprägt'. Shore hat eine sehr gute Filmmusik geschreiben, aber sie inspiriert mich nicht in Bezug auf Mittelerde.
Dafür brauche ich viel ruhigere, fließendere Musik. Die frühe Ambientalben von Brian Eno sind da eher meine Inspiration, vor allem wenn man diese dann auch noch verlangsamt abgespielt werden. Wenn ich das Stück Thursday Afternoon (1:00:50) wirklich auf einen Nachmittag ausdehne, komme ich leicht in Mittelerdestimmung.
So unendlich wie die Phantasie, so unendlich die Anregungen, die sie beflügeln.
Viele Grüß
Eriol