Nelkhart Geschrieben 27. Februar 2014 Geschrieben 27. Februar 2014 Die Hoch-Nerds halten die Kontroverse um den narrativen Paternalismus seit Jahrzehnten in Ehren, weil es Tolkien persönlich war, der sie angestoßen hat. In seinem berühmten Vorwort zur revidierten Ausgabe des Herrn der Ringe aus dem Jahr 1966 wendet sich der Professor gegen die erzählerische Bevormundung, die er in der Allegorie sieht: „Geschichte, ob wahr oder erfunden, mit ihrer vielfältigen Anwendbarkeit im Denken und Erleben des Lesers ist mir viel lieber. Ich glaube, dass ‚Anwendbarkeit‘ mit ‚Allegorie‘ oft verwechselt wird; doch liegt die eine im freien Ermessen des Lesers, während die andere von der Absicht des Autors beherrscht wird.“ Die Hoch-Nerds hegen und pflegen diese Debatte in geradezu rührender Weise und befeuern sie in regelmäßigen Abständen mit neuen Thesen. Dabei kommt ihnen der Umstand entgegen, daß es in Tolkiens Werken vor Allegoriën nur so wimmelt. 1 Zitieren
Nelkhart Geschrieben 28. Februar 2014 Geschrieben 28. Februar 2014 Verblüffend, wie schnell die ASOIAF-Kritik ihren Reiz verliert, wenn man damit ganz unerwartet auf Zustimmung stößt. Auf einmal fühle ich mich geradezu in Versuchung geführt, G. R. R. Martin in Schutz zu nehmen. Ein fairer Leser wird auch nicht übermäßig lange nachdenken müssen, bis ihm das ein oder andere positive Argument in den Sinn kommt. Tatsächlich hat Martin durch sein Perspektivwechselspiel in der Charakterbeleuchtung einen Beitrag zur Literatur geleistet, den man stellenweise durchaus als über den reinen Unterhaltungsnutzen hinaus gehend betrachten könnte. Davon abgesehen hat er die literarische Vorlage für astreine popkulturelle Ikonen geliefert. Viel wichtiger ist mir hier aber: Laß Dir doch von hoffnungslos selbstverliebten Snobs nicht Deine Begeisterung für Geschichten nehmen, die Dir am Herzen liegen. Egal wie elegant die Begründung auch sein mag. Als unangefochtenen Marktführer der Entzauberungsbranche sehe ich heute beispielsweise Aventuriën an. Dennoch erinnere ich mich gerne an einige Aufenthalte dort zurück, wie an gekaperte Bauruïnen der Kindheit, die immer aufregender waren, als jeder reguläre Spielplatz. Wir können nicht entscheiden, was uns fasziniert und was nicht. Die Geschichten, die uns packen, suchen uns aus. Sinnlos, sie im Nachhinein von unserem Intellekt verleumden zu lassen. Zitieren
beadoleoma Geschrieben 28. Februar 2014 Geschrieben 28. Februar 2014 (bearbeitet) Achtung: Meine Fantasy-Lesetipps sind eher nichts für Sinnsucher, sondern für Leute, die sich gerne von fantastischer Literatur relativ intelligent unterhalten lassen. Wer ASOIAF gut findet, mag vielleicht auch die 'First Law'-Serie von Joe Abercrombie. Ich hatte Abercrombie zuerst gelesen und habe mich bei Game of Thrones sehr daran erinnert gefühlt. Sehr brutal und schöne Perspektivwechsel. Ich mag, dass Abercrombie es schafft, seinen wichtigen Charakteren wirklich eigene Stimmen zu geben. Ich glaube dass man, wenn man sich erst mal eingelesen hat und die Personen kennt, die Bücher an jeder x-beliebigen Stelle aufschlagen kann und alleine am Erzähstil erkennt, aus wessen Perspektive das Kapitel gerade erzählt wird. Auch gut, weil mal ganz anders: die Abhorsen-Bücher von Garth Nix. (http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Alte_K%C3%B6nigreich) Die Bücher spielen (mehrheitlich) im sogenannten Alten Königreich, einem Land, in dem es Magie gibt und in dem moderne Technologie versagt, das aber ansonsten in einer modernen Welt liegt. D.h. auf einer Seite der Grenze gibt es Autos, Telefone etc., auf der anderen Beschwörungsformeln und Nekromanten. Wenn ihr eher Elben und Zwerge wollt, sind die Bücher nichts für euch, aber nachdem ich völlig entnervt war von Fantasyautoren, die letzten Endes nur Tolkien zu imitieren versuchten, fand ich Nix erfirischend anders. Oh, und noch was nettes: Scott Lynchs Gentlemen Bastards (The Lies of Locke Lamora/Die Lügen des Locke Lamora und zwei weitere Bände). Es geht um eine Gruppe genialer Trickbetrüger, die in einer Welt leben, die irgendwie den italienischen Stadtstaaten der Renaissancezeit ähnelt (juhuu! mal kein Pseudomittelalter!), in der es aber auch ein wenig Magie und Alchemie gibt. Auch hier hat mir gefallen, dass es eine ganz eigene Welt ist, in der man nicht jeden Moment damit rechnet, dass Gandalf um die Ecke kommt. Bearbeitet 28. Februar 2014 von beadoleoma Zitieren
Torshavn Geschrieben 1. März 2014 Geschrieben 1. März 2014 Wer ASOIAF gut findet, mag vielleicht auch die 'First Law'-Serie von Joe Abercrombie. I Du meinst die Klingen- Reihe von ihm, oder? Zitieren
beadoleoma Geschrieben 1. März 2014 Geschrieben 1. März 2014 Wahrscheinlich heißt sie auf Deutsch so. Englische Autoren lese ich ja immer auf Englisch. Zitieren
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