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Der Politikstammtisch


Êm Nímíle ét Ënduníel

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Geschrieben
Der Kanzler hat aber die Mehrheit, da seine Partei die Mehrheit hat.

<{POST_SNAPBACK}>

Das ist aber nicht notwendigerweise ein und dasselbe. Nur, weil die Partei die Mehrheit der Stimmen vom Volk bekommen hat, heißt das nicht, dass der Kanzler INNERHALB der Partei - und nur darauf kommt es bei der eigentlichen Wahl zum Bundeskanzler an - auch automatisch hat. Ich hab kein Sozi mehr, aber soweit bin ich trotzdem informiert :L
Geschrieben

Sie wurde schon einmal gefragt, damals (bin mir nicht soo sicher) nachdem sich die FDP von der SPD (?) getrennt hatte, wodurch die Regierung die Mehrheit verlor und die FDP sich mit der CDU zusammentat.

Also wenn Du auf die Ära Schmidt anspielst, die ging etwas anders zu Ende.

Die FDP (Koalitionspartner der SPD) schwenkte zur CDU/CSU um. Es gab dann ein konstruktives Mißtrauensvotum seitens der CDU/CSU/FDP, diese stellten Helmut Kohl gegen den amtierenden Kanzlere Helmut Schmidt auf. Aufgrund der neuen Mehrheitsverhältnisse im Bundestag gewann Helmut Kohl.

Helmut Kohl wollte aber eine vom Volk legitimierte Regierung (er lag bei Wählerumfragen wohl auch recht weit vorne ;-) ) und stellte dann die Vertrauensfrage. Seine Leute enthielten sich brav, der Bundespräsident löste den Bundestag auf und somit wurde der Weg für Neuwahlen frei.

Geschrieben (bearbeitet)

Ich muss sagen ich find das alles schade immer dieser viele Wind um nix, dieses Kindergartengehabe "nein du bist schuld, nein die CDU hat mir meine Burg puttgemacht"

Die Aufgabe der Opposition ist es die momentane Regierung zu überwachen und ihre Handlungen kritisch zu hinterfragen und nicht zu pöbeln..

Grade diese neuste Entwicklung lässt mich die Politikverdrossenheit, die ja bei sehr vielen Leuten herscht verstehen.

Auf der anderen Seite

heulen sie alle wegen Hartz 4 was zwar hart sein mag aber nunmal nötig war(ob genau in der Form darüber lässt sich sicher streiten) aber nun wählen sie aus "Protest" Merkel

und die Frau wird ein Programm durchziehen wogegen Hartz 4 ne Streicheleinheit war, davon bin ich überzeugt..

Naja und das mit den Neuwahlen irgendwie is das auch feige von Schröder, anderseits sagt er seine Regierung sei nicht mehr handslungsfähig, blos das liegt an der CDU im Bundesrat und da wird sich auch nix ändern

Bearbeitet von Grimlock
Geschrieben

Mich regt die CDU zur Zeit irgendwie auch tierisch auf. Die können echt nix außer dagegenmotzen.

Heute morgen hab ich echt loslachen müssen, als es auf ntv hieß, dass die CDU die Ökosteuer beibehalten will :auslach: Zuerst jahrelang dagegenwettern und dann auf einmal merken, dass es doch nicht anders geht, wie putzig :rolleyes:

Dann gibt es ja ne Menge Spekulationen über das Wahlprogramm der Union, von wegen Mehrwertsteuer auf 18 Prozent usw. Warum sagen die nicht endlich einfach mal, was sie wollen? Wahrscheinlich, weil sie selber nicht so genau wissen, was richtig wäre. Und dann haben sie vorhin noch den...Koch, glaub ich... interviewt der meinte, man dürfe ja nicht vergessen, dass sie einen katastrophalen Staat übernehmen, den Rot-Grün ja kaputt gemacht hat. Oh, toll. Das kann man dann jahrelang als Ausrede benutzen, wenns nicht bergauf geht. Die SPD hat sich ja auch nicht immer darüber beklagt, dass sie das Gleichgewicht zwischen Ost-West herzustellen versuchten, nachdem Kohl das "verursacht" hat... :-/

Nun ja, es wird viel geredet, aber irgendwie hat man einfach so das Gefühl, dass keiner eine wirkliche Alternative hat :kratz:

Geschrieben

eigentlich löst der Bundespräsident den Bundestag auf. und dann muss dasvolk den bundestag nu wählen, der wiederum den kanzler wählt.

Geschrieben

mir isses mitlerweile vollkommen egal wer regiert ...

keiner wird es schaffen mit sparkonzepten und steuererhöhungen irgendwas zu verbessern ...

naja ich freu mich schon drauf in 10 jahren nach polen zu fahren und dort als billigarbeiter anzufangen *lol*

Geschrieben

Hmm, ist wirklich ein sehr interessantes und heikles Thema.

Aber so unrecht hat der Mensch vielleicht nicht einmal.

Was sollen diese Kleiderberge? Hier friert niemand, stattdessen werden unsere Schneider arbeitslos. Ihnen geht es wie den Bauern. So kostengünstig kann niemand aus der afrikanischen Billiglohnwelt sein, dass er mit den gespendeten Produkten mithalten könnte. 1997 waren in Nigeria 137.000 Arbeiter in der Textilindustrie tätig, im Jahr 2003 waren es noch 57 000. Und so sieht es überall aus, wo überschäumende Hilfsbereitschaft auf fragile afrikanische Märkte trifft.

Das leuchtet ein. :-0

Geschrieben

Nun, es gibt ja einige Afrikaner die sagen: Statt mehr Entwicklungshilfe zu schicken soll der Westen lieber seine Märkte öffnen.

Die große Frage ist: Will der Westen das? Und kann der Westen sich das leisten?

:kratz:

Geschrieben

Wo wir gerade beim Thema Afrika sind:

Ich hab mal einen unglublich interessanten Bericht (ich meine das war in der PM)gelesen ,indem es um dieses Thema geht.Dieser kommt zum Schluss das es einfach NICHT machbar ist von uns aus dort etwas wirklich zu ändern , da dort (mit Ausnahme der Großstädte vielleicht) so eingekrustete Strukturen in der ganzen Gesellschaft existieren , die die Menschen dort selbst nicht durchbrechen können, geschweige denn jemand von außen. So sind viele Probleme dort wirklich hausgemacht.

Falls es jemanden interessiert versuch ich mal ob ich den noch finde. :kratz:

Geschrieben

Mich würde der artikel interessieren, es sollte wirklich etwas besseres getan werden, als die entwicklungshilfe, die momentan stattfindet, obwohl man das kleidung und essen schicken nicht wirklich als hilfe zur entwicklung nennen kann. der westen müsste halt wirklich die märkte öffnen und so, aber was das genau für folgen haben würde und ob das geht (ich hoffe mal, dass es eine möglichkeit gibt), weiß ich echt nicht, da fehlt mir einfach das wissen und kompetenz...

Geschrieben

Das Problem mit Afrika haben ganz alleine die Europäer zu tragen.

Alles fing an mit den Missionaren den entdeckern und dem gedanken das die armen dort im Dschungel lebenden menschen doch so leben sollen wie die Europäer.

Auf die idee das die Menschen Glücklich waren mit ihrem leben so wie es war, is keiner gekommen wie mir scheint. Und jetzt wollen die gleichen (europäer) die vor paar hundert jahren auf sehr fragwürdige weise den stein ins rollen gebracht haben noch weiter "helfen"

Ich fand die ganze sache schon immer sehr fragwürdig das ich jetzt genau meine gedanken von einem Afrikaner lesen muss finde ich sehr toll.

Geschrieben (bearbeitet)

Insgesamt würden die Staaten dann um rund 56 Milliarden US-Dollar zusätzlich entlastet, schrieb Schröder in einem Gastbeitrag für den Berliner "Tagesspiegel".

Die Mittel sollten in Bildung und die soziale Infrastruktur investiert werden. "Dieser Erlass bleibt an gute Regierungsführung als Voraussetzung gebunden, denn nur so ist sichergestellt, dass der Schuldenerlass auch wirklich der Überwindung von Hunger und Armut dient", betonte der Bundeskanzler.

...

Quelle

Gut so! Ich hoffe es wird überwacht, dass die betroffenen Länder die freiwerdenden Mittel auch wirklich in die Infrastruktur und die Bildung investieren.

Edit: Hier eine weitere Reaktion aus Afrika:

Südafrikas Präsidentenbruder kritisiert Bob Geldof

Johannesburg - Kritik aus Afrika muss sich Live-8- Organisator Bob Geldof gefallen lassen. In einem Offenen Brief mit dem Titel «Lieber Bob...» hält ihm Moeletsi Mbeki, der Bruder von Südafrikas Präsident Thabo Mbeki, vor, die Situation auf dem Kontinent durch sein «weiches Herz» zu verschlimmern.

In einem in der Zeitung «The Star« veröffentlichten Schreiben meint der stellvertretende Leiter von Südafrikas Institut für internationale Angelegenheiten: «Niemand bezweifelt Deine guten Absichten bei der Organisierung von Live8; Deine Leidenschaft für die Lösung unserer diversen Übel verdient Applaus. Aber ... es besteht echte Gefahr, dass Du die Dinge schlimmer machst.»

Geldof verstehe Afrikas Kernproblem nicht und bekämpfe die Symptome an Stelle der Krankheit, meint Moeletsi Mbeki. «Und diese Krankheit, Sir Bob, ist der schockierende Mangel an Rechenschaft, den die, die die Afrikaner regieren, ihnen gewähren: eine Elite aus Politikern, Offiziellen und Generälen, von denen viele korrupt und inkompetent sind.» Im Westen hätten nur wenige Politiker «den systematischen Diebstahl des Reichtums eines ganzen Kontinents durch seine eigenen Politiker» kritisch hinterfragt. Sie fürchteten, sich Rassismus- oder Neokolonialismus-Vorwürfen gegenüber zu sehen.

Hunger und Krankheit seien gute Gründe für Spenden. «Aber für jede Spende, die einen leeren Teller mit Essen füllen soll, wird ein anderer von der gierigen afrikanischen Elite geleert oder schlicht verschwendet». Nur wenn Afrikas Regierungen zur Rechenschaft gegenüber ihrer Bevölkerung gezogen würden, bestehe Hoffnung auf Änderung, meinte Mbeki.

© dpa - Meldung vom 06.07.2005 12:28 Uhr

Bearbeitet von Mortica
Geschrieben

Hi Saru

Ich versuch dann mal ob ich den noch finde :kratz:

Kann nich weitertippen , weil ich schon rum such.......

Geschrieben

Ich war grad im keller :O

Wenn ich die dort finden soll ,brauchts eher etwas mehr Zeit :T

Ich hab beim googlen und auf der HP

www.pm-magazin.de

immerhin schon rausgefunden das das Ausgabe

5.

19% Stichwortarchiv - P.M. Magazin

Afrika - kommt nicht aus seiner Misere heraus. Warum?

Heft 12/2002, Seite 63

von Signer

sein muss! :-D

Immerhin.

Ich weiß das ich den ganzen Stapel irschendwo rumstehen hab ( :kratz: )

Geschrieben

Wenn Du den Artikel noch hast und ihn für uns einscannen könntest, wäre das natürlich eine feine Sache. :-)

Geschrieben (bearbeitet)

Eine aktuelle Meldung aus London:

Explosionen in Londoner U-Bahn:

Gesamter Verkehr eingestellt

07. Jul 10:36, ergänzt 11:08

In der Londoner U-Bahn hat es mehrere Explosionen gegeben. Nach ersten Berichten gab es Verletzte und möglicherweise auch Tote. Der gesamte Verkehr wurde lahm gelegt.

In mehreren Londoner U-Bahnhöfen hat es während der Rushhour am Donnerstagmorgen Explosionen gegeben. Das berichten mehrere Medien übereinstimmend. Betroffen waren demnach die Stationen «Liverpoolstreet», «Aldgate», «Edwarge», «Old Street», «Kings Cross» und «Russel Square».

...

Die genaue Ursache steht noch nicht fest. Den Berichten zufolge kam es vermutlich zu einem Kurzschluss. Augenzeugen berichteten, es habe in der Station «Liverpoolstreet» einen lauten Knall. Der TV-Sender Sky hatte zuvor einen Zugunfall gemeldet. Eine Bahnsprecherin sagte, es gebe keine Hinweise auf Sabotage.

...

http://www.netzeitung.de/ausland/347392.html

Und angeblich gab es auch eine Explosion in einem Bus:

...

Unbestätigten Berichten zufolge soll es zudem in einem Bus in der Londoner Innenstadt eine Explosion gegeben haben.

"Ich habe viele Menschen eine Straße hoch laufen sehen und sah dann das zerstörte Oberteil eines Busses", sagte ein Augenzeuge dem britischen Sender Sky News.

...

http://www.n-tv.com/552804.html

:O:-(

Weiterer Edit: Jetzt sind es schon drei Busse!

...

Die British Transport Police teilte mit, eine Überspannung im Stromsystem habe zu den Explosionen im U-Bahnsystem geführt. Der gesamte U-Bahn-Verkehr in London wurde stillgelegt.

Allerdings bestätigte die Polizei, dass es auch in mindestens drei Bussen zu Explosionen kam. Das betroffene Gebiet wurde abgeriegelt.

...

http://www.n-tv.com/552804.html

Edit Nummer 3: Gewerkschaftssprecher bestätigt Bombenfund

...

Scotland Yard teilte mit, es habe einen "größeren Zwischenfall" gegeben. Weitere Einzelheiten könnten derzeit nicht bekannt gegeben werden. Nach Angaben des Energieversorgers der U-Bahn gab es keine Systemprobleme gab.

Zunächst war die Polizei von einem Kurzschluss im U-Bahn-System ausgegangen. PA schloss jedoch einen Anschlag nicht aus. In der U-Bahn sei mindestens ein Sprengsatz gefunden worden, hieß es unter Berufung auf einen Gewerkschaftssprecher.

...

http://www.n24.de/boulevard/nus/index.php/...070710401900002

Edit Nummer 4:

...

"It is too too early to state what has happened," a Metropolitan Police spokesman said."I cannot comment on reports of bombs, but we have had multi-reports of explosions around London."

...

www.timesonline.co.uk

Bearbeitet von Mortica
Geschrieben

Explosionen in mehreren Bahnhöfen und drei Bussen haben London am Donnerstag im Chaos versinken lassen. Eine noch unbekannte Zahl von Menschen wurde verletzt. Der gesamte U-Bahn-Verkehr wurde stillgelegt. Die Londoner Polizei Scotland Yard teilte mit, die Ursache der Explosionen sei noch unklar. Allerdings verdichteten sich Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund.

Sprengsatz gefunden

Mitglieder der Bahngewerkschaft berichteten, in einem der Bahnhöfe sei ein Sprengsatz gefunden worden. Die Bahnpolizei nannte dagegen Kurzschlüsse als wahrscheinliche Ursache. Die Polizei bestätigte auch eine Explosion in einem Doppeldeckerbus. Nach Informationen des Nachrichtensenders „Sky News“ gab es Explosionen in drei Bussen.

Verletzte auf den Straßen

Bahnhöfe wurden geräumt, Hunderte von Feuerwehrautos und Krankenwagen fuhren vor. Notärzte behandelten auf der Straße Verletzte, Notzelte wurden aufgebaut. Der britische Premierminister Tony Blair ließ sich beim G8-Gipfel in Gleneagles über das Geschehen unterrichten.

Augenzeugen berichteten, dass das Dach eines Doppeldeckerbusses durch die Wucht abgerissen sei. Einige Menschen kamen mit blutenden Wunden und von Ruß geschwärzten Gesichtern aus den Bahnhöfen. Polizei riegelte die wichtigsten Stationen ab, Rettungswagen rasten herbei. Viele Züge blieben in den Tunneln stecken, die Fahrgäste mussten sich zu Fuß in Sicherheit bringen.

Der nach Polizeiangaben „schwerwiegende Zwischenfall“ mitten im morgendlichen Berufsverkehr war zunächst aus dem Bahnhof Liverpoolstreet im Osten der City gemeldet worden. Danach wurde vom Bahnhof Edgeware Road im Nordwesten Londons ein weiterer Zwischenfall, angeblich ein Zusammenstoß von zwei Zügen, gemeldet.

Quelle

Also wenn schon Sprengsätze gefunden wurden sind die Explosionen ja kein Zufall. Ob es wirklich daran liegt das London den Zuschlag für Olympia bekommen hat? So etwas ist jedenfalls das Letzte! Die Londoner Bevölkerung kann ja nichts dafür. Das Terroristen (sofern es wirklich welche waren) nie einsehen das sie durch solche Aktionen immer die Falschen treffen! ;-(

Geschrieben

Um 12:15 Uhr will die britische Regierung laut BBC eine Stellungnahme abgeben.

Die meisten Londoner Krankenhäuser haben alle regulären OPs abgesagt um Kapazitäten für Notoperationen zu haben. Sie nehmen auch nur noch Notfälle auf.

Geschrieben

Ich habs jetzt online "gekauft" (die nehmen da 60 €Cent für :mecker: )

Es ist ein bißchen viiieeel Text ,aber ich hoffe er gehr jetzt in der aktuellen London Geschichte NICHT vollends unter. (Wie es mit dem Thema ja öfter passiert)

P.M. Magazin 12/2002

P.M. aktuell

Afrika: Groß, reich und voller Möglichkeiten. Doch der Schwarze Kontinent kommt nicht aus seiner Misere heraus. Warum?

Die Weißen sind schuld – heißt es. Kolonialismus und Raubbau durch fremde Mächte hätten die Afrikaner entwurzelt. Aber ist das die ganze Wahrheit? Nein, sagen (auch schwarze) Wissenschaftler. Die größten Probleme sind hausgemacht. Der Ethnologe David Signer hat jahrelang in Afrika geforscht. Er zeigt auf, warum dieser Kontinent wirtschaftlich und politisch nicht auf die Beine kommt. Es sind Traditionen, die den Fortschritt behindern. Sie heißen: Ahnenkult. Archaisches Zeitverständnis. Und der Glaube an Hexerei

Jean-Claude steht im Schatten unter dem Man-gobaum und beklagt sich, dass es keine Arbeitsplätze gebe in Afrika und die Wirtschaft stagniere. »Aber weißt du, was das eigentliche Hindernis für eine Entwicklung in Afrika ist?«, fragter mich plötzlich, reibt sich den Schweiß von der Stirn und antwortet gleich selbst: »Hexerei.«

Jean-Claude ist ein kluger junger Mann in einer Kleinstadt der westafrikanischen Elfenbeinküste. Wie so viele seines Alters verbringt er seine Zeit vor allem mit nichts. »Meinst du wirklich Hexerei oder bloß den Glauben an Hexerei?«, frage ich verblüfft. Er antwortet: »Hexerei ist real. Hexer essen am liebsten Erfolgreiche, Studenten, junge Hoffnungsträger aus der eigenen Verwandtschaft. Der Hexer entführt nachts das unsichtbare Double eines Familienmitglieds und verteilt die Beute im Hexenzirkel. Der ›Gegessene‹ verliert seine Lebenskraft, wird krank und stirbt. Das nächste Mal ist ein anderer aus dem Hexenklub dran, einen Verwandten zu offerieren. So geht das immer weiter. Hast du einmal mitgegessen, stehst du in ihrer Schuld. Opferst du dann nicht regelmäßig jemanden von den Deinen, geht’s dir selbst an den Kragen.« Nach einer Pause fragt er: »Weißt du, warum es in Afrika keine Hochhäuser gibt?« Ich verneine. Er erklärt mir, dass in Europa, wenn jemand ein zweistöckiges Haus baue, sein Nachbar ein dreistöckiges hinstelle und dessen Nachbar ein vierstöckiges. Das sei fruchtbarer Neid. In Afrika hingegen sage sich der Nachbar: »Bilde dir bloß nichts ein. Du wirst nicht alt werden in deinem Haus.«Und er erzählt, dass es bei ihnen der Bruder seines Vaters sei, der dubioserweise alle Erfolge verhindere. »Seine eigenen Söhne reüssieren, aber alle an-deren stranden. Ich selbst war ein guter Schüler; bei der Abschlussprüfung versagte ich. Ich weiß selbst nicht, warum. Plötzlich war mein Kopf leer.

Ich musste die Schule abbrechen. Mir bleibt nur noch, auf einen Erfolg in der Lotterie zu hoffen.«

Jean-Claude formuliert hier einen Zusammenhang, der in den Sozialwissenschaften erst seit ein paar Jahren in Ansätzen thematisiert wird: Was die Afrikaner »Hexerei« nennen, ist nicht einfach eine Phantasmagorie, sondern eine soziale Realität. »Hexerei« ist eine Metapher für jene Art von miss-günstigen, »kannibalischen« oder »vampirischen« Sozialbeziehungen, die den Reicheren ausnehmen, ohne dass der Ärmere dabei wirklich reicher würde – nach dem Motto: Es soll dir nicht besser gehen als mir. Auch wenn man den Glauben an Versammlungen, wo die hoffnungsvollsten Familienmitglieder »verzehrt« werden, nicht teilt, so ist doch die Feststellung der zerstörerischen Kraft des Neides in der afrikanischen Gesellschaft nicht zu leugnen. Diese Kraft ist mehr als bloß ein Produkt von rückständiger Leichtgläubigkeit.

Denn der Druck der Verwandtschaft auf jenen, der etwas hat, ist da – ob er nun an »Hexerei« glaubt oder es einfach »Gier« oder »Missgunst« nennt. Die neidischen Bittsteller sind nie zufrieden, und die Verwandtschaft ist tendenziell unendlich. Anfällig für Hexerei sind Gesellschaften, in denen eine »Nullsummenspiel-Ökonomie« herrscht – in denen jeder Gewinn eines Mitglieds von einem anderen als Verlust empfunden wird; Gesellschaften mit stagnierender begrenzter Wirtschaft, in denen Sozialbeziehungen vor allem autoritär und hierarchisch strukturiert sind und der erworbene Status (durch Leistung, Arbeit, Wissen) nur wenig zählt im Vergleich zum zugeschriebenen (Alter, Geschlecht); Gesellschaften, in denen das Glück nicht in Eigen-initiative gefunden wird, sondern in der Unterordnung unter einen Patron, der im Gegenzug für einen zu sorgen hat. In einer Gesellschaft ohne »Arbeits-ethik«, die Erfolg stattdessen auf Glück, Magie oder die Gunst der Götter zurückführt, ist es nur logisch, dass die Früchte dieses Erfolgs geteilt werden müssen und dass die Vorstellung von »wohlverdientem Besitz« wenig ausgeprägt ist. Auch Abou ist

ein junger Bewohner der Elfenbeinküste, der jedoch im Gegensatz zu Jean-Claude immerhin über ein kleines Einkommen verfügt, da er am Rande des Busbahnhofs eine Telefonkabine unterhält. Aber unterm Strich geht es ihm nicht besser als seinem arbeitslosen Landsmann.

»Eigentlich bringt es mehr, nichts zu tun, als zu arbeiten«, sagt er mir eines Tages, als ich auf eine Verbindung warte. »Warum?«, frage ich. »Weil es auf dasselbe rauskommt. Jeden Tag kommen zehn Leute, um auf Kredit zu telefonieren. Weitere zehn kommen, um mich anzupumpen. Sie bearbeiten mich den ganzen Tag, bis sie kriegen, was sie wollen. Am Ende des Monats habe ich zwar gegessen, aber ich stehe ohne einen Sou da, genauso wie die, die mich angepumpt haben und selber nicht arbeiten. Du siehst mich seit zwei Jahren jeden Tag hier schwitzen, aber ich bin keinen Zentimeter vorwärts gekommen. Ich möchte nach London, ich muss weg.«

Man kann das afrikanische Dilemma aus Gemeinschaftlichkeit und Kannibalismus kaum prägnanter ausdrücken. Abou hat eigentlich alle Vo-raussetzungen, um weiterzukommen. Er zeigt Initiative. Neben seinem Job in der Telefonkabine unterhält er einen Kleinhandel mit allem Möglichen. Er hat die Provinz ver-

lassen, um in die Stadt zu kommen, wo er nicht mehr den engen Beschränkungen und den Zwängen der Familie unterliegt. In jedem normalen Land der Welt müsste ein Mann wie er eigentlich weiterkommen. Wa-rum klappt es nicht? Er sagt es selber: Der Grund seien die herrschenden Sozialbeziehungen – die Pflicht, permanent alles zu teilen, und die daraus folgende Unmöglichkeit, zu sparen.

Was würde passieren, wenn Abou Kredite und Geschenke verweigern würde? »Sie könnten ... du weißt schon, was ich meine. Wenn du jemanden abweist, weißt du nie, ob er dir das Leben nicht zur Hölle macht«, raunt er. »So ist es fast unmöglich, hier vorwärts zu kommen. Ich kenne einen Ort, wo neunzig Prozent der Jungen ausgewandert sind. In Afrika arm geboren zu werden heißt, arm zu sterben.«

Jedem Afrikaner ist der Zusammenhang zwischen der Furcht vor Hexerei, der Des-truktivität der Neider und ihrer bremsenden Wirkung auf Ei-geninitiative und Kapitalbildung allzu klar. Vielleicht haben die Ökonomen und Entwicklungsexperten diesen Zusammenhang bisher ignoriert, weil es ihnen als unseriös erscheint, sich mit Metaphysischem zu beschäftigen. Die Religionswissenschaftler wiederum beschäftigen sich in der Regel nicht mit Kapitalakkumulation

Eine junge Frau aus Ghana schildert die Folgen von zu schnellem Aufstieg folgendermaßen (und es dürfte kaum eine Stadt zwischen Dakar und Da-ressalam geben, wo man nicht auf ähnliche Geschichten stößt): »Mein ältester Bruder starb bei einem ›Unfall‹, wie es hieß. Aber als man der Sache nachging, sah man, dass sein Auto zwischen zwei Bäumen stecken geblieben und sein Herz herausgerissen war! Mein anderer Bruder hat in Kanada studiert. In dem Ferien kehrte er ins Dorf zurück, wo er von den Hexen ›angebunden‹ wurde: Immer ist er krank, bis heute ist er nicht an die Uni zurückgekehrt. Alle anderen fünf Brüder sind im Ausland geblieben. Sie haben Angst um ihr Leben und werden nie mehr zurückkommen. Ich selber hatte nach dem Examen plötzlich eine Sehstörung. Ich ging zum Arzt, aber er sagte, medizinisch sei alles in Ordnung. Um eine Brille zu kaufen, ging ich nach Accra, weil sie dort billiger sind. Und siehe da: Kaum war ich von meiner Verwandtschaft weg, sah ich wieder klar. Da entschied ich mich, aus dem Dorf weg und nach Accra zu ziehen. Bei

uns köpft man, was zu schnell wächst.«

Es ist bei solchen Erzählungen unwichtig, ob sie »stimmen« oder nicht. Sie drücken eine Überzeugung aus (und reproduzieren sie zugleich), die quer durch die Ethnien, Altersgruppen, Schichten, Regionen und Religionen geteilt wird: Aufsteigen ist gefährlich. Kann der andere nicht in irgendeiner Form teilhaben an deinem Er-folg, wird Neid heraufbeschworen. Dieser kann – in Form von Hexerei – tödlich sein. Dabei musst du dich am meisten in Acht nehmen vor denen, die dir am nächsten stehen. Also ziehst du am besten den Kopf ein und verharrst an deinem angestammten Platz – oder du suchst, wenn du weiterkommen willst, dein Glück woanders, wie die junge Ghanaerin und ihre Brüder. Aber oft kann man auch am anderen Ende der Welt nicht sicher sein, dass einen die Miss-gunst der Familie nicht einholt. Die Hexerei ist die Nachtseite der Verwandtschaft, und es ist psychologisch leicht nachvollziehbar, dass die Hexereidrohung gerade den »Nächsten« gegenüber am wirksamsten ist und jemanden in Krankheit oder Wahnsinn treiben kann.

Das erste afrikanische Gebot lautet: Du sollst nicht versuchen, dich über das Gegebene zu erheben und Gleich- oder sogar Höhergestellte zu überrunden. Wer versucht, auf eigene Faust seinen größeren Bruder oder gar seinen Vater zu übertrumpfen, wird »heruntergeholt«. Von einer He-xe, sagt man. Aber »Hexe« ist nur ein anderes Wort für Kräfte der Gesellschaft, die man je nachdem als »egalisierend« oder »kastrierend« bezeichnen könnte. Nun ist es allerdings heute, im modernen Afrika, alltäglich ge-worden, dass die Kinder wohlhabender oder gebildeter sind als die Eltern. Nichts anderes wird von ihnen erwartet in der Schule, an der Universität, am städtischen Arbeitsplatz. In der traditionellen Sphäre wird aber eben dieser Fortschritt sehr oft als Provokation der althergebrachten egalitären und hierarchischen Ordnung empfunden. Ein System, das im dörflichen Umfeld stabilisierend gewesen sein mag, führt unter den Bedingungen von freier Marktwirtschaft und Demokratie zur

Lähmung jeglichen Unternehmungsgeistes.

Ein weißer oder auch ein einfach nur gut gekleideter Besucher Afrikas fragt sich bald, wa-rum er auf offener Straße von Leuten, die er nicht kennt, dauernd als »Patron«, »Boss« oder mit »grand« angesprochen wird. Ganz einfach: Weil es eine der Haupteinkommensquellen ist, sich klein zu machen und so an den Reichtum und die Freigebigkeit des »Chefs« zu appellieren. Und wenn man nichts be-kommt, dann hat auch der »petit frère« – der »kleine Bruder« – seine Methoden, dem »grand frère« das Leben zur Hölle zu machen.

Diese Art von Beziehungen wird als Patron-Klient-Verhältnis bezeichnet. Der Patron ist dabei einer, der seinem Schützling nicht nur Arbeit gibt,

sondern die Verantwortung für weite Teile seines Lebens übernimmt. In Afrika sind auch Großbetriebe und sogar Staaten oft noch auf diese persönliche Art organisiert: Während die Klienten dem Chef ihre Gunst bezeugen (diese Art Höflichkeit wird bei uns »Korruption« ge-nannt), legitimiert der Boss sich, indem er einerseits seinen persönlichen Wohlstand zur Schau stellt, andererseits das Netzwerk von Beziehungen speist, auf

dem seine Macht beruht. Mit einem modernen Staatswesen im westlichen Sinne hat dieser Klientelismus natürlich wenig

zu tun.

Die so genannten »Stammeskriege« haben oft nicht so sehr mit tief verwurzelter ethnischer Zugehörigkeit zu tun, sondern sind schlicht wirtschaftliche Verteilungskämpfe zwischen Clans: Nach ein paar Jahren der Dominanz einer Gruppe will auch mal die Gegenseite zum Zug kommen und den eigenen Leuten etwas zuschanzen. Würde ein Politiker diese Erwartung nicht befriedigen, wäre es mit seiner Karriere bald vorbei. Da Solidarität größtenteils immer noch verwandtschaftlich und nicht staatlich über Steuern und Versicherungen organisiert ist, kann eine Bevölkerungsgruppe auch kaum auf Hilfe des Staates zählen, wenn sie als Ganzes be-troffen ist, etwa im Falle von Hungerkatastrophen.

Dazu ist zu präzisieren, dass mit »Hexerei« normalerweise das gefährliche Ressentiment des schlecht Weggekommenen ge-meint ist – aber auch ein unangreifbarer Mächtiger kann als »Hexer« bezeichnet werden. Den »kleinen« Hexer wird man meiden, ächten, ausschließen oder vertreiben – über den »gro-ßen« Hexer hingegen tuschelt man ehrfürchtig hinter vorgehaltener Hand. So wird Houphouët-Boigny, Ex-Präsident der Elfenbeinküste, manchmal bewundernd »der alte Hexenmeister« genannt: Er hatte die Staatseinkünfte dazu verwendet, sein Heimatdorf Yamoussokro zur neuen Hauptstadt aufzudonnern – unter anderem durch eine Kopie des Petersdoms. Ob nun ein Aufsteiger durch Hexer eingeschüchtert oder ob er selbst als Hexer dämonisiert wird – in beiden Fällen ist der Effekt der gleiche: »Normale« soziale Mobilität gibt es nicht.

In Afrika hat sogar die Zeit hierarchischen Charakter. Was war und was ist, ist das Werk

der Eltern und der Ahnen. Die Zukunft ist dessen respektvolle Wiederholung. Alles andere wäre dumme Anmaßung. Die moderne Zeitauffassung wird als unnatürlich empfunden, denn schließlich, so sagt es ein beliebtes Sprichwort: »Nicht die Uhr hat den Menschen erfunden ...« Der Soziologe Daniel Etounga-Manguelle berichtet von Gesellschaften in seiner Heimat Kamerun, deren Mitglieder fähig sind, ihre Vorfahren aus fünfzehn Generationen lü-ckenlos aufzuzählen. Die »jahrtausendealte Weisheit Afrikas«, schreibt er, »ist eine Weisheit

der Erhaltung des Grundlegenden. Es ist eine Weisheit, die das Neue ausschließt.« Und die die vorkoloniale Vergangenheit bis

zur Märchenhaftigkeit verklärt, könnte man hinzufügen. Das hilft nicht zuletzt auch den Tyrannen von heute, den Blick von ihrer eigenen Verantwortung auf die bösen Weißen abzulenken

Wenn sich die Afrikaner beispielsweise über die fallenden Kaffee- oder Kakaopreise aufregten, konstatiert Etounga-Manguelle, so sei das vor allem ein Ärger darüber, dass es ein Bösewicht offenbar wage, die unveränderliche Ordnung der Dinge durcheinander zu bringen. »Wie sonst lässt es sich erklären, dass wir die einzigen auf der Welt sind, die unaufhörlich ein Riesengeschrei machen um etwas, was nun mal zur modernen Ökonomie gehört?«

Im allgegenwärtigen stoischen Ausharren in den afrikanischen Warteschlangen und Vorzimmern kommt der autoritäre Charakter der Zeit am besten zum Ausdruck. So, wie man der Vergangenheit generell Respekt zollen muss, weil man den Altvordern Achtung schuldet, so ist auch das bescheidene Warten auf den Chef ein Ausdruck von Machtunterschieden: Der Präsident lässt den Minister warten, dieser seinen Beamten, dieser seinen Bittsteller, dieser seine Frau, diese ihre Hausangestellte. Auf der anonymen Uhr zu beharren wäre beleidigend oder sogar revolutionär, und Re-volutionen entsprechen nicht der Zeitauffassung von Kontinuität und Wiederkehr.

Im Gegensatz zu anderen Kontinenten ist es in Afrika fast nie zu Sozial- und Kulturrevolutionen gekommen. Staatsstreiche, in deren Folge ein Patron durch einen anderen ersetzt wurde, gab es zwar regelmäßig – aber kaum je Anläufe zu einer radikalen Neustrukturierung der Gesellschaft. Und wenn sowohl Afrikaner als auch Eu-ropäer die afrikanische Misere nach wie vor bloß auf Sklaverei, Kolonialismus, Weltbank, Globalisierung oder ein Zuwenig an Entwicklungsgeldern zurückführen, dann wird das auch noch eine Weile so bleiben. Natürlich existieren diese Faktoren – aber wer kann es sich leisten, jahrzehntelang nur immer andere für die eigene Misere verantwortlich zu machen?

Die kamerunische Publizistin Axelle Kabou hat in ihrem wütenden Manifest über die afrikanische Unterentwicklung (»Weder arm noch ohnmächtig«) die These aufgestellt, dass Afrika als Ganzes gegenüber dem Westen gewissermaßen die passive, bettelnde Haltung eines infantilen Klienten gegenüber einem allmächtigen Patron einnehme: »Die Afrikaner sind die einzigen Menschen auf der Welt, die noch meinen, dass sich andere als sie selbst um ihre Entwicklung kümmern müssen. Es ist allgemein bekannt, dass der ewige Rückgriff auf die ausländischen Kreditgeber in Afrika nicht als Schande empfunden wird. Weniger bekannt ist der Grund dafür, der Umstand nämlich, dass sich der Afrikaner für die Gegenwart gar nicht zuständig fühlt.«

Vermutlich sind also die Vorwürfe, die ein gekränktes Afrika den »geizigen« Europäern macht, nur die Übertragung eines Beziehungsmusters, das innerhalb Afrikas schon lange das Sozialsystem prägt. Dieses Muster manifestiert sich in der hierarchischen Gesellschaftsordnung nach dem Patron-Klient-Muster, der Konkurrenzvermeidung und der generellen Neigung, alles Übel und alles Heil als von außen kommend anzusehen.

Als ich einmal in einem Dorf in Mali zu Besuch war, erklärte mir der Chef vorwurfsvoll, die Japaner hätten ihnen den Bau einer Schule bezahlt, aber jetzt, wo es um ein zweites Gebäude gehe, kniffen sie. »Na ja«, sagte ich, »bedauerlich. Aber warum sollten ausgerechnet die Japaner für eine Dorfschule am ande-

ren Ende der Welt zuständig sein?« »Diese Bemerkung war sehr respektlos«, ließ mich der Übersetzer nachher wissen. Er hatte sie deshalb gar nicht erst übersetzt.

Oft wird den Afrikanern vorgeworfen, sie seien auf Grund ihrer kurzsichtigen Sorglosigkeit unfähig zum Sparen, zu Kapitalbildung und langfristigen Geldanlagen. Vermutlich liegt das jedoch we-niger an der »Mentalität« als am Sozialsystem. Auch jemandem, der guten Willens und fähig zum Sparen ist, wird es auf Grund seiner familiären Verpflichtungen fast unmöglich gemacht. Einen Hinweis darauf gibt die Tatsache, dass die meisten Läden in Ostafrika in den Händen von Indern und in Westafrika in jenen von Arabern liegen. Diese Ausländer reüssieren wohl nicht deshalb, weil sie per se fähiger wären, sondern weil sie außerhalb der ruinösen afrikanischen Familienverpflichtungen stehen. Die afrikanischen Oberschichten möchten es ih-nen gleichtun und versuchen, sich resolut gegen »unten« abzuschirmen: Sie richten buchstäblich Wälle um ihren Besitz auf, um den Anspruch auf Verteilung einzudämmen. Die Wirtschaft wird dadurch ebenfalls nicht belebt. Während die normalen Leute mit den Ärmeren solidarisch sein müssen, bis sie selber wieder arm sind, bleiben die Reichen mit ihrem Luxus unter sich.

Dieser unerträglichen Situation entziehen sich viele Aufsteiger durch Migration. (Man müsste die intellektuelle Austrocknung Afrikas einmal unter diesem Aspekt untersuchen.) Wer den Kontinent verlässt, entkommt zwar den direkten Er-wartungen, Forderungen und Vorwürfen – aber nicht der möglichen Rache durch Hexerei, die ja perfiderweise an keinen Ort gebunden ist. Hier springt nun der Féticheur – der traditio-

nelle Wahrsager und Heiler – ein. Er identifiziert für seine Kunden die möglichen Hexen und ordnet Opfergaben an. Selbst in einer Millionenstadt wie Abidjan mit Stadtautobahnen und Neonleuchtreklamen bringen gemäß einer Studie mehr als die Hälfte der Bewohner regelmäßig Opfer dar, z. B. Hühner oder Schafe. Und das beschränkt sich nicht auf ungebildete Slumbewohner, im Ge-genteil. Gerade die Reichen und Gebildeten haben am meisten Grund, sich vor Neid und Magie zu fürchten, und sie unternehmen alles, um sich zu schützen. Wenn von Hexerei vor allem derjenige betroffen ist, der nicht gibt, dann liegt nichts näher, als seine Angst dadurch zu beheben, dass man ihn dazu bringt, zumindest in ritualisierter Form etwas zu offerieren. Das Opfer ist ein Geschenk an niemanden und an alle: Gott, Geister, Féticheur, Familie, Nachbarn, Arme, Zu-kurz-Gekommene, potenzielle Neider, sich selbst. Die Op-fergaben beruhigen vielleicht die Furcht, führen jedoch nicht aus der Hexerei-Ökonomie he-raus, die in Mali auf den Punkt gebracht wird durch die Redensart: »Misserfolg wird verziehen. Erfolg nicht.« Die senegalesische Version davon heißt: »Sunu lekkul sa xalis, lekk la!« – zu Deutsch: »Kann ich dein Geld nicht fressen, fresse ich dich selbst!«

Gibt es Auswege aus der kontinentalen Selbstzerfleischung?

Der Westen kann für Afrika nichts tun«, sagt Patrick Chabal, einer der renommiertesten Afrika-Experten, lapidar. Auch Axelle Kabou betrachtet den Rückgang der Entwicklungsgelder eher als Chance. Die Hilfsprojekte, schreibt sie, hätten überwieged dazu beigetragen, dass Fatalismus und Armut fortbestünden, gerade weil sie traditionelle Werte respektieren wollten. »Die Entwicklung kä-me auch dann nicht in Gang, wenn Afrika über Milliarden Dollar verfügen könnte.« Und: »Afrika ist endlich dazu verdammt, allein zurechtzukommen.« Dabei gibt es durchaus interessante lokale Ansätze. Beispielsweise ist die Einrichtung der »Tontine« eine Art Quadratur des Kreises, was traditionell afrikanische Solidarität und Ka-pitalakkumulation angeht. Die Idee dieser »Spartöpfe«, wie sie vor allem von Marktfrauen un-terhalten werden, beruht darauf, dass eine Gruppe von Menschen regelmäßig etwas einzahlt und mit dem gesammelten Geld dann größere Anschaffungen finanziert. Die Zahlungsmoral ist im allgemeinen hoch und Missbrauch selten. Dieses kollektive Selbsthilfesystem findet inzwischen unter dem Namen »Groupement d’Intérêt Economique« (Verband für wirtschaftliche Beteiligung) in ganz Westafrika Anwendung in den verschiedensten Berufsgruppen. Der springende Punkt da-ran ist, dass jeder vom Erfolg des anderen profitiert. Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Afrikaner im Sport und in der Musik schaffen, was ihnen in den anderen Sparten verwehrt ist. Jedes Tor, das ein senegalesischer Fußballspieler schießt, schießt er für alle Afrikaner und Afrikanerinnen. Er nimmt seinen Brüdern und Schwestern nichts weg, im Gegenteil. Und wenn Alpha Blondy, der Reggae-

star der Elfenbeinküste, zum tausendsten Mal seinen Hit »Mon père avait raison« zum Besten gibt, bereichert er damit nicht bloß sich selber, sondern alle, die sich mit ihm identifi-

zieren.

Er ist in ihrem Empfinden nicht ihr Rivale, den man versucht fertig zu machen, sondern ihr Repräsentant, der kollektiv getragen wird. Wenn diese Auffassung – dass jede überragende Leistung auf lange Sicht dem Gemeinwesen zugute kommt – auf alle Tätigkeiten ausgeweitet werden könnte, käme der afrikanische Kult der Mittelmäßigkeit vielleicht an sein Ende.

Ähnlich den »Tontines« gibt es auch im religiösen Bereich Entwicklungen, die Anlass zur Hoffnung geben. So verfolgen die Mouriden, eine islamische Bruderschaft im Senegal, eine geradezu protestantische Ar-beits- und Sparmoral, aber – ganz traditionell afrikanisch – unter der strikten Patronage einer »Marabout« genannten religiösen Autorität.

Auch Abdoulaye Wade, der Präsident des Senegal, ist Mouride. Er ist einer der Initiatoren von »Nepad«, der »neuen Partnerschaft für Afrikas Entwicklung«. Der Kern des im letzten Jahr lancierten Entwicklungsprogramms lautet, dass Afrika nicht arm ist, sondern eigentlich über immense Potenziale und Reichtümer verfügt, und dass nicht nur der Kolonialismus,

sondern vor allem »Hausgemachtes« die heutige Misere verursacht hat. Entsprechend soll für einen Aufbruch vor allem auf eigene Ressourcen abgestellt werden. Ganz im Stil von Thomas Sankara, dem früheren Präsidenten von Burkina Faso: »Man muss Nonkonformist sein«, pflegte der zu sagen, »den Mut haben, sich von alten Formeln abzuwenden und die Zukunft zu erfinden.« Der charismatische Sankara wurde 1987 ermordet – von seinem eigenen Bruder, der das Land bis heute regiert. Aber die Hoffnung, dass es mit Afrika vorwärts geht – sie lebt weiter.

Autor(in): David Signer

Weitere Links

NEPAD – The New Partnership for Africas Development

Geschrieben
Die Londoner Bevölkerung kann ja nichts dafür. Das Terroristen (sofern es wirklich welche waren) nie einsehen das sie durch solche Aktionen immer die Falschen treffen!  ;-(

<{POST_SNAPBACK}>

Es ist nicht nur so, dass die Terroristen das einsehen, sondern sogar so, dass das Absicht ist. Die Bevölkerung wird ganz bewusst angegriffen. Wenn das denn Terroristen sind.
Geschrieben

July 07, 2005

London explosions: timeline

By Holden Frith, Times Online

::nobreak::0849 BST: First explosion occurs on the Metropolitan Line between Liverpool Street and Aldgate

0922: King's Cross and Edgware Road stations evacuated. Entire London Underground network evacuated soon after

0928: Metronet, a Tube maintenance company, reports that the explosions have been caused by a power surge

0933: Explosion reported at Edgware Road

0934: A police spokesman says there are "walking wounded" at Aldgate

0946: Explosions reported at King's Cross, Old Street and Russell Square Tube stations

0951: Scotland Yard declare a "major incident" on the London Underground

0951: Overground trains are diverted from Moorgate to King's Cross

0953: Rescue workers report several injuries at Edgware Road

1013: Union officials report that there has been at least one explosive device on the London Underground

1016: Witnesses report an explosion on a bus at Russell Square

1023: Scotland Yard says there are reports of an explosion at Moorgate

1035: Metropolitan Police confirm that there has been an explosion on a bus in Tavistock Square, Central London

1120: The Army is patrolling the streets of Covent Garden

1130: Sir Ian Blair, the Metropolitan Police Commissioner, confirms that there have been six blasts in London and that traces of explosives have been found at at least one site

1138: A City of London Police spokeswoman confirms that two people have died at Aldgate

htp://www.timesonline.co.uk/article/0,,2-1684296,00.html

@mormegil: Danke für den Artikel über Afrika. Ein sehr interessanter Blickwinkel auf das Problem.

Geschrieben

Huch hier überschlagen sich ja die Ereignisse oO

Ich wollte Montag nach London :(

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