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Der Herr der Schatten


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Geschrieben

Als Frodo die Augen öffnete, lag er in einem sauberen Bett mit weißen Laken in einem großen Zimmer, dessen Fenster einen schönen Blick in einen großen Garten boten. Das letzte, woran er sich erinnerte, waren die Adler, die ihn und Sam nach der Explosion des Schicksalsberges vor der brodelnden Lava gerettet hatten.  Jemand hatte ihm den blutigen Stumpf an der Hand verbunden, wo Gollum ihm den Finger mit dem Ring abgebissen hatte. Der Hobbit erinnerte sich daran, dass Gollum mit dem Ring in den Schicksalsberg gefallen war. In diesem Moment waren seine Gefühle sehr gespalten. Der eine Ring war vernichtet worden, und einerseits war er sehr erleichtert darüber, andererseits vermisste er den Ring auch sehr und fühlte plötzlich eine große innere Leere. Nun herrschte Frieden in Mittelerde, aber würde er selbst jemals wieder Frieden empfinden können?
Gandalf saß an seinem Bett und betrachtete ihn besorgt. Der Zauberer war ganz bleich im Gesicht und hatte dunkle Ringe unter den Augen, die von schlaflosen Nächten kündeten.
"Du warst zwei Tage ohnmächtig, Frodo. Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht. Wie geht es dir? Ich bin ja so froh, dass du endlich aufgewacht bist."
"Mir geht es gut, Gandalf. Ich fühle  mich noch etwas erschöpft, das ist alles. Sag, was ist mit Sam? Geht es ihm auch gut?"
"Ja, es geht ihm gut, er war vorhin noch hier um nach dir zu schauen. Nachher wird er gewiss noch einmal zu dir kommen", erwiderte der Zauberer.
Wieso wurde Frodo nur das Gefühl nicht los, dass etwas mit Gandalf nicht stimmte? Da war etwas in Gandalfs Augen, eine Traurigkeit, eine Verzweifung, die ihm große Angst machte.
"Der Ring ist doch vernichtet worden, oder?"
Gandalf seufzte leise und konnte Frodo in diesem Moment nicht in die Augen schauen.
"Es ist besser wir reden jetzt nicht darüber. Du musst dich erst ein wenig erholen, Frodo, du bist immer noch sehr geschwächt. In ein paar Tagen können wir dann darüber sprechen. "
"Ich will aber jetzt darüber reden"; beharrte Frodo, "ich merke doch, dass hier etwas nicht stimmt. Bitte sag mir was los ist, ich habe ein Recht darauf es zu wissen. Du siehst so besorgt aus, ich sehe dir doch an, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist."
"Also gut, dann sage ich es dir, Frodo. Keiner von uns weiß genau was nicht stimmt. Der Ring wurde vernichtet, und wir haben gesehen, wie der Schicksalsberg explodierte. Aber wenig später, während du hier ohnmächtig im Bett gelegen hast, nachdem Aragorn deine Verletzung versorgt hatte, kam ein schlimmes Unwetter auf, schwarze Wolken bildeten sich über Minas Tirith und ein wild tobendes Unwetter zog  über die Stadt in Weg Richtung Mordor. Dann sahen wir einen roten Feuerstrahl, der hoch in die Luft aufstieg, und dies geschah in Mordor. Wir alle haben gegen Saurons aus Orks, Trollen und Haradrim bestehendes Heer gekämpft vor den Toren Mordors, und dann, nachdem der Schicksalsberg explodiert war, öffneten sich die Tore Mordors erneut, und Heerscharen von Orks kamen heraus, angeführt von einer auf einem schwarzen Pferd reitenden dunkel gekleideten Gestalt, die ihr Gesicht unter einem schwarzen Helm verbarg. Dieser Mann trug einen goldenen Ring am Finger, einen Ring, der genauso aussah wie der eine Ring. Die Inschrift in dem Ring glühte, fast so, als ob er gerade erst frisch geschmiedet worden wäre.
Wir haben tapfer gegen die Heere Mordors gekämpft, und dabei sind viele unserer Männer gefallen. Wir haben die Schlacht verloren, und nur wenige von uns konnten fliehen. Als klar wurde, dass wir keine Hoffnung mehr auf den Sieg haben, befahlen Aragorn und ich unseren Männern den Rückzug nach Minas Tirith, damit nicht noch mehr Männer fallen. Es war alles umsonst, Frodo. Der eine Ring ist vernichtet, und doch ist es Sauron  irgendwie gelungen, am Leben zu bleiben. Wir glauben, dass er derjenige war, der uns da angegriffen hat, denn genau so einen Helm trug Sauron in jener Schlacht, in dem er damals den Ring der Macht verloren hat. Jetzt sitzen wir in der Falle, denn es wird gewiss nicht lange dauern, bis Sauron uns mit seinem Heer angreift. Es tut mir so leid, Frodo, dass ich dich auf diese gefahrvolle Reise zum Schicksalsberg geschickt habe, und das völlig umsonst."

Frodo war so geschockt, dass er zunächst gar nicht wusste, was er dazu sagen sollte. Er konnte es kaum fassen, dass all das, was er und die anderen Gefährten durchgemacht hatten, umsonst gewesen sein sollte. Und in diesem Moment war er wirklich wütend, dass Gandalf ihn auf diese gefährliche Reise geschickt hatte, aber er brachte es nicht über sich, das dem erschöpft und völlig verstört aussehenden Zauberer jetzt ins Gesicht zu sagen.
"Was werden wir jetzt tun, Gandalf? Ist jetzt alles verloren? Hat Sauron jetzt endgültig gesiegt?"
"Hoffnung gibt es immer"; versuchte Gandalf den Hobbit aufzumuntern, "wir müssen uns jedoch erst beraten, um dann zu entscheiden, was wir als nächstes tun sollen. Ich habe die Adler mit einer Nachricht nach Imladris und Lothlorien  und auch zu Radagast geschickt, damit sie wissen,  was geschehen ist. Saruman haben wir verloren, er steht jetzt auf der anderen Seite, aber Elrond, Radagast, Galadriel und ich besitzen womöglich, wenn wir uns zusammentun, genug Macht um es mit Sauron aufnehmen zu können. Wir wissen nicht, woher dieser neue Ring gekommen ist. Sauron ist erstarkt, ich habe ihn gesehen,  er sah genau so aus wie in jenen Tagen, als wir schon einmal gegen ihn in die Schlacht zogen. Er mag glauben, er habe uns endgültig besiegt, aber aufgeben werden wir nicht. Wir finden einen Weg, Frodo. Noch ist nichts endgültig verloren."
Dem Hobbit liefen die Tränen über die Wangen und er zitterte am ganzen Körper.
"Ach, Gandalf, ich hatte mir das alles ganz anders vorgestellt, ich dachte, die Zeit der ständigen Angst wäre endlich vorbei und ich könnte mit Sam, Merry und Pippin zurück ins Auenland. Ich vermisse das Auenland. Ich vermisse es so sehr. Und jetzt sehe ich es vielleicht nie wieder."
Der Zauberer nahm Frodo in den Arm und strich ihm tröstend über den Kopf.
"Du wirst deine Heimat wiedersehen, Frodo, leider etwas später, aber der Tag wird kommen. Und leider gibt es auch im Auenland Probleme, denen wir uns später auch noch werden widmen müssen."
"Was für Probleme denn?"
"Nun, Saruman und Grima sind im Auenland aufgetaucht, und Saruman führt dort jetzt unter dem Namen "Scharrer" eine Schreckensherrschaft. Aber wenn wir Sauron besiegen, dann steht Saruman ganz alleine da und wird sich dort im Auenland nicht halten können."
Frodo verharrte eine Weile in Gandalfs Armen und weinte sich aus, die schlimmen Nachrichten waren für ihn nur schwer zu verkraften.
"Zumindest eine gute Nachricht gibt es"; versuchte der Zauberer ihn aufzumuntern, "von unseren Gefährten, von der Gemeinschaft des Ringes ist niemand im Kampf gegen Saurons Armee gefallen. Und wir haben genug Männer aus Gondor und auch aus Rohan, um Minas Tirith eine ganze Weile verteidigen zu können. Wir finden einen Weg. Es wird alles wieder gut."
Aber irgendwie bezweifelte Frodo das, er hatte das Gefühl, dass nichts jemals wieder so werden würde wie vor jenem Tag, an dem Bilbo seinen 111. Geburtstag gefeiert hatte.
Ein Schatten aus Mordor war über sie alle gekommen und der Hobbit empfand das kalte Grausen bei dem Gedanken, dass das Schlimmste womöglich nicht hinter ihnen, sondern noch vor ihnen lag.

Zur gleichen Zeit in Mordor

Sauron stand auf dem Balkon seines riesigen Palastes, einem finsteren, an den Rand einer dunklen Bergkette erbauten Gebäude, das teilweise in den Fels hineinragte, und unter dem sich unzählige Kellerverliese befanden, in denen schon viele Feinde des dunklen Herrschers zu Tode gefoltert worden oder verhungert waren. Auch jetzt zeigte Sauron sein Gesicht nicht, es blieb unter dem großen schwarzen Helm, der das gesamte Gesicht bedeckte, verborgen. Aus dem Helm ragten spitze Zacken heraus, es war jener Helm, den er bereits bei der Belagerung von Barad-dur, getragen hatte, als Isildur ihm den Ringfinger mitsamt dem Einen von der  Hand abgeschlagen hatte. Damals hatte er nicht nur den Ring und die Schlacht, sondern auch seinen Körper verloren.
Doch das war jetzt vorbei,  ganz in schwarz gekleidet stand er jetzt vor seinen Anhängern und hielt die rechte Hand, an deren Ringfinger jetzt ein goldener Ring, dessen Inschrift immer noch rötlich glühte, so grell schimmerte, dass alle Orks und Haradrim, die auf dem großen Platz vor dem düsteren Palast standen, staunend zu ihm aufblickten.
"Nun hat das vierte Zeitalter begonnen! Das Zeitalter Saurons! Über ganz Mittelerde werde ich herrschen, und jeder, der auf meiner Seite ist und mir gehorsam dient, wird von mir reichlich belohnt werden! Schon bald wird es keinen Gandalf mehr geben! Keinen Radagast! Keinen Elrond! Keine Galadriel! Sie alle werden fallen, weil ich viel stärker bin als sie. Diese Narren, sie haben wirklich geglaubt, mich vernichten zu können, indem sie den einen Ring vernichten. Aber niemand kann mich, den dunklen Herrscher einfach so vernichten, indem er einen Ring, den ich geschmiedet habe, in den Schicksalsberg wirft. Mittelerde ist so groß! Für jeden von euch wird es Land geben! Das Auenland! Rohan! Gondor! Lothlorien! Imladris! Ithilien! Das alles gehört jetzt mir, und natürlich euch, meine treuen Gefolgsleute! Wir werden all diese Länder erobern! Niemand kann es mit uns aufnehmen!"
Sauron hielt seine Hand in die Höhe, der Ring glühte immer noch rötlich. Der dunkle Herrscher hatte seine Hände unter schwarzen Handschuhen verborgen, und trug den Ring über dem Handschuh. Nun bildete sich in seiner Hand ein kleiner Feuerball, der stetig größer wurde, und Saurons Anhänger schauten zu dem Balkon hinauf, um zu sehen, was Sauron nun tun würde.
Als der Feuerball so groß wurde, dass er die ganze Hand ausfüllte, schleuderte die schwarzgekleidete, schlanke Gestalt ihn auf einen verdorrten Baumstumpf, der unten auf dem Palastvorplatz stand. Hier in Mordor gab es nichts, das wuchs und gedieh, frisches Grün sah man hier nie.
Kaum hatte der Feuerball den Stumpf getroffen, brannte dieser lichterloh.
"Genau das werde ich mit dem weißen Baum in Gondor machen, um diesem verlausten Waldläufer zu zeigen, dass die Tage der Dunedain zu Ende sind. Das vierte Zeitalter wird mein Zeitalter sein. Die Krone Gondors ist nun mein. Nun, ich bin sehr zufrieden mit Ausgang der Schlacht..es war herrlich, wie dieses Gesindel sich feige in die weiße Stadt geflüchtet hat. Nun denn, bald wird es die schwarze Stadt sein. Heute soll in ganz Mordor reichlich Wein fließen, für jeden meiner Untertanen. Ihr habt es euch mit dieser ruhmreichen Schlacht verdient. Dazu gibt es Spanferkel für alle!"
Die auf dem Platz versammelten Orks, Trolle und Haradrim jubelten ihrem Herrscher lautstark zu. Dass er ihnen Alkohol und Spanferkel spendierte, und ihnen außerdem Land in den eroberten Gebieten versprach, war etwas völlig Neues, das ihnen sehr gefiel. Sonst hatte er sie immer nur mit Drohungen dazu gebracht, ihm Gefolgschaft zu leisten, und diese neue Seite an ihm war ihnen mehr als angenehm.
Selbst die Haradrim, die die Sonne ihres Heimatlandes Harad sehr vermissten, hatten sich längst daran gewöhnt, niemals die Sonne sehen zu können, wenn sie in Mordor weilten, um ihre Dienstpflicht gegenüber dem dunklen Herrscher zu erfüllen. Sonst hatte nur die Angst vor Sauron sie hier gehalten, doch an diesem Abend waren sie sogar gerne hier, weil überall der Wein in Strömen ausgeschenkt wurde, und das auch noch kostenlos. Und dazu das krosse Spanferkel, so gutes Essen gab es hier in dem Land, in dem niemals die Sonne aufging, normalerweise nicht.
"Ich frage mich, warum Sauron plötzlich so großzügig ist zu uns"; meinte der Haradrim Abadil, als er mit seinen Kameraden aus dem Heer in einem der in dunklen Felsgrotten betriebenen Wirtshäuser Mordors saß, in denen nur wenige Kerzen die Finsternis erhellten.
"Ich mache mir darüber keine Gedanken"; erwiderte Mehamil, "das ist mir ziemlich egal, warum der dunkle Herrscher sowas macht, Hauptsache es schmeckt."
Mit diesen Worten biss er eine zwischen zwei Scheiben Brot  liegende, vor Fett triefende Scheibe Spanferkel und kaute genüsslich.
"Ich weiß, warum er das macht"; sagte der bereits leicht angeheiterte Bathlor, der bereits sein drittes Glas Wein trank, "er hat vor, jetzt ganz Mittelerde zu erobern, und das kann nur funktionieren, wenn er seine Gefolgsleute nicht mit Angst seinem Willen unterwirft, denn selbst ein so mächtiger Herrscher wie er kann nicht ganz Mittelerde überwachen. Für ihn ist es leichter, wenn seine Gefolgsleute ihm freiwillig und nicht aus Angst folgen. Denn dann sind seine Aussichten, ganz Mittelerde zu erobern viel besser. Er braucht jetzt Verbündete, die nicht nur durch Angst an ihn gebunden sind."
"Wir sollten heute essen und trinken soviel wie nur geht. Ich bin sicher, dass wir bald in den Krieg ziehen müssen, und dass dieser Krieg lange dauern wird"; mutmaßte Mehamil, "und die Feldküche auf dem Schlachtfeld wird nicht so gut sein wie das Spanferkel hier."
And diesem Abend feierten Saurons Gefolgsleute bis tief in die Nacht hinein, und man konnte ihre freudentrunkenen Jubelgesänge bis nach Gondor hören, wo Aragorn, Gandalf und die anderen verzweifelt überlegen, wie es jetzt weitergehen sollte.
Der Schatten der über Mittelerde lag, war jetzt sogar noch finsterer und größer als vor der Vernichtung des einen Ringes.

Geschrieben

Kurzweilig, manchmal ein wenig holprig und 'einfach' erzählt. Der Teil in Mordor hat etwas von einer Parodie. Ich mußte ständig schmunzeln beim Lesen.

Geschrieben
vor 14 Minuten schrieb Torshavn:

Kurzweilig, manchmal ein wenig holprig und 'einfach' erzählt. Der Teil in Mordor hat etwas von einer Parodie. Ich mußte ständig schmunzeln beim Lesen.

Danke für dein Feedback. Nein, eine Parodie ist es nicht...aber Saurons Anhängern und auch seinen Gegnern steht noch so manche kuriose Überraschung bevor. 
 

Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb Arwen Bruchtal:

Mir hat deine Fanfiction sehr gut gefallen.:-)

Danke für dein Feedback, es freut mich sehr, dass es dir gefallen hat. 
Mir hat das Schreiben auch echt Spaß gemacht. 

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