Tolwen Geschrieben 12. Februar Geschrieben 12. Februar (bearbeitet) Am 11.2.2025 um 08:37 schrieb Blauborke: Eine Gradierung als Ergebnis, resultierend aus zunehmenden Fähigkeiten, klar. Mir schien es nur, als würdest du eine Absicht zumindest nicht ausschließen. Die Überlegung, dass die Gesamtmacht der Chargen gleich sein könnte, geht ja in diese Richtung. Das mit der Gesamtmacht ist ja tatsächlich eine spekulative Frage. Wissen tun wir darüber nichts. Eine Planung in dem Sinne "wir machen eine erste Serie und danach eine bessere zweite" würde ich aber aus den vorgenannten Gründen tatsächlich ausschließen. Ein iterativer Prozeß, in dem man sich Schritt für Schritt vorarbeitet ist wahrscheinlicher. Und dass in dessen Verlauf die Resultate besser werden, kann man ja mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen, doch eben keine konkrete derartige Planung. Am 11.2.2025 um 08:37 schrieb Blauborke: Konnten denn alle Ringträger Saurons Absichten erkennen oder nur jemand, der einen der Drei trug? Gute Frage. Im Sil heisst es: But the Elves were not so lightly to be caught. As soon as Sauron set the One Ring upon his finger they were aware of him; and they knew him, and perceived that he would be master of them, and of all that they wrought. Then in anger and fear they took off their rings. – Sil: Of the Rings of Power and the Third Age Hier ist also die Rede von den Elben (Plural), die Saurons Vorhaben bemerkten und als Reaktion die Ringe abnahmen. Im HdR berichtet Gandalf: For in the day that Sauron first put on the One, Celebrimbor, maker of the Three, was aware of him, and from afar he heard him speak these words, and so his evil purposes were revealed. – LotR: The Council of Elrond Hier ist jetzt spezifisch von Celebrimbor die Rede. In Kombination beider Stellen könnte man sagen, daß alle Träge es bemerkten, Celebrimbor dies möglicherweise aber als erstem und deutlichsten klar war. Alternativ kann man es auch so sehen, daß nur Celebrimbor dies wahrgenommen hat, und dann sofort alle anderen Ringträger informierte und die Abnahme der Ringe veranlasste. In diesem Fall könnten auch die anderen Ringträger es später(?) auch noch bemerkt haben, doch Celebrimbor kam ihnen zuvor und sie merkten es dann, als er sie darauf konkret hinwies (so in etwa wie "hört/fühlt mal genau hin..."). Insgesamt tendiere ich persönlich eher zur zweiten Option. EDIT: Hierzu ist mir noch eine interessante Spekulation eingefallen. Es könnte auch sein, dass Sauron als Vorsichtsmaßnahme vor genau einer solchen Enttarnung seines Vorhabens in die Neun und Sieben eine "Verschleierung" eingebaut hat, die genau eine solche Wahrnehmung verhindern oder zumindest so stark dämpfen würde, dass die Vollendung und Nutzung des geplanten Meisterrings unauffällig bleiben könnte. Somit wäre dies eine von Saurons nicht näher spezifizierten "Modifikationen". Die Drei aber hat Celebrimbor allein gemacht und somit enthielten sie keine solchen sauron'schen Veränderungen (die einzige Verbindung waren eben nur die Herstellungstechniken). Zusammen mit einer unterstellten hohen Wahrnehmungsfähigkeit war Celebrimbor somit in der Lage, die Gefahr gerade noch rechtzeitig umfassend zu erkennen und Saurons Absicht zu vereiteln. Bei dieser Antwort habe ich noch ein Indiz gefunden welches vom Satzbau her die These stützt, daß alle 19 Ringe für Elben bestimmt waren: But the Elves fled from him [Sauron]; and three of their rings they saved, and bore them away, and hid them. – Sil: Of the Rings of Power and the Third Age Wenn also gesagt wird, dass die Elben "drei ihrer Ringe" retten konnten, impliziert dies, dass sie den Rest eben nicht retten konnten (aber diese restlichen auch zu "ihren" - also den Elben gehörenden Ringen zählten) und diese Sauron in die Hände fielen. Wären die Drei die einzigen Ringe der Elben, müsste es heissen "ihre drei Ringe konnten sie retten" (also z.B. "...and their three rings they saved..."). Bearbeitet 13. Februar von Tolwen Zitieren
Blauborke Geschrieben 13. Februar Geschrieben 13. Februar vor 17 Stunden schrieb Tolwen: Hierzu ist mir noch eine interessante Spekulation eingefallen. Es könnte auch sein, dass Sauron als Vorsichtsmaßnahme vor genau einer solchen Enttarnung seines Vorhabens in die Neun und Sieben eine "Verschleierung" eingebaut hat, die genau eine solche Wahrnehmung verhindern oder zumindest so stark dämpfen würde, dass die Vollendung und Nutzung des geplanten Meisterrings unauffällig bleiben könnte. Somit wäre dies eine von Saurons nicht näher spezifizierten "Modifikationen". Die Drei aber hat Celebrimbor allein gemacht und somit enthielten sie keine solchen sauron'schen Veränderungen (die einzige Verbindung waren eben nur die Herstellungstechniken). Zusammen mit einer unterstellten hohen Wahrnehmungsfähigkeit war Celebrimbor somit in der Lage, die Gefahr gerade noch rechtzeitig umfassend zu erkennen und Saurons Absicht zu vereiteln. Ja, ich denke auch, dass es eine Form der Verschleierung gegeben haben muss. Anderenfalls wäre die Verteilung der Sieben oder der Neun, nachdem Sauron den Einen geschaffen hatte, ja nicht möglich gewesen. Wie aber kam es dazu, dass Sauron von der Situation, der Entdeckung seiner Absichten also, überrascht wurde? Rechnete er einfach nicht damit, dass ein Ringträger in der Lage sein würde, seine Absichten zu erkennen? Oder war er unbesorgt, den Einen Ring aufzuziehen, weil er die 16 so anfertigen ließ, dass seine Absichten unerkannt bleiben würden? Dann wären nur die Träger der Drei in der Lage gewesen, ihn zu durchschauen. Falls aber die Träger aller Ringe dazu in der Lage waren, hätte er später einen Weg finden müssen, seine Absichten zu verbergen. Da Galadriel aber in The Mirror of Galadriel zu Frodo sagt, dass sie während sie mit ihm spreche, den Dunklen Herrscher wahrnehme und seine Absichten erkenne, kann man dies wohl ausschließen. Es war die Existenz der Drei, die ihn unvorbereitet traf. vor 17 Stunden schrieb Tolwen: Im Sil heisst es: But the Elves were not so lightly to be caught. As soon as Sauron set the One Ring upon his finger they were aware of him; and they knew him, and perceived that he would be master of them, and of all that they wrought. Then in anger and fear they took off their rings. – Sil: Of the Rings of Power and the Third Age Hier ist also die Rede von den Elben (Plural), die Saurons Vorhaben bemerkten und als Reaktion die Ringe abnahmen. Im HdR berichtet Gandalf: For in the day that Sauron first put on the One, Celebrimbor, maker of the Three, was aware of him, and from afar he heard him speak these words, and so his evil purposes were revealed. – LotR: The Council of Elrond Das Zitat aus dem Silmarillion hilft nicht so richtig weiter, weil es sich auch so interpretieren ließe, dass nicht nur einer der Drei in Gebrauch war, sondern möglicherweise zwei von ihnen oder alle drei. Die Verwendung des Ausdrucks „the Elves“ schreibe ich zudem der über mehrere Absätze hinweg vorherrschenden Erzählweise zu: hier ist durchgängig von „den Elben“ die Rede. Das Zitat aus dem Herrn der Ringe, The Council of Elrond hingegen - übrigens wird auch in Appendix B, The Tale of Years auf Celebrimbor verwiesen - trifft eine eindeutige Aussage. Daraus ließe sich schließen, dass nur jemand, der einen der Drei trug, die Absichten Saurons erkennen konnte. Ob die Neun und die Sieben überhaupt in Gebrauch waren, wird nicht gesagt. vor 17 Stunden schrieb Tolwen: Bei dieser Antwort habe ich noch ein Indiz gefunden welches vom Satzbau her die These stützt, daß alle 19 Ringe für Elben bestimmt waren: But the Elves fled from him [Sauron]; and three of their rings they saved, and bore them away, and hid them. – Sil: Of the Rings of Power and the Third Age Wenn also gesagt wird, dass die Elben "drei ihrer Ringe" retten konnten, impliziert dies, dass sie den Rest eben nicht retten konnten (aber diese restlichen auch zu "ihren" - also den Elben gehörenden Ringen zählten) und diese Sauron in die Hände fielen. Wären die Drei die einzigen Ringe der Elben, müsste es heissen "ihre drei Ringe konnten sie retten" (also z.B. "...and their three rings they saved..."). Das Possessivpronomen their in „three of their rings“ könnte wohl so gedeutet werden, dass die Ringe allesamt für die Elben bestimmt waren und deshalb ihnen gehörten. Es lässt aber auch die Interpretation zu, dass sie, da sie nun mal allesamt von den Elben gemacht worden waren, deshalb als „ihre“ bezeichnet wurden - vergleichbar den Bildern eines Malers, auch wenn es Auftragsarbeiten waren. Vermeers Bilder bspw. werden allgemein „seine“ Bilder genannt, auch diejenigen, die von Kaufleuten in Auftrag gegeben wurden und für sie bestimmt waren. Zitieren
Tolwen Geschrieben 13. Februar Geschrieben 13. Februar vor 5 Stunden schrieb Blauborke: Es war die Existenz der Drei, die ihn unvorbereitet traf. Das bringt es mMn auf den Punkt. Die ihm unbekannten Drei haben ihn auf dem falschen Fuß erwischt und seinen so cleveren Plan in letzter Sekunde vereitelt. vor 5 Stunden schrieb Blauborke: Das Possessivpronomen their in „three of their rings“ könnte wohl so gedeutet werden, dass die Ringe allesamt für die Elben bestimmt waren und deshalb ihnen gehörten. Es lässt aber auch die Interpretation zu, dass sie, da sie nun mal allesamt von den Elben gemacht worden waren, deshalb als „ihre“ bezeichnet wurden - vergleichbar den Bildern eines Malers, auch wenn es Auftragsarbeiten waren. Vermeers Bilder bspw. werden allgemein „seine“ Bilder genannt, auch diejenigen, die von Kaufleuten in Auftrag gegeben wurden und für sie bestimmt waren. Das ist schon korrekt. Und genau deswegen spreche ich ja auch von einem Indiz. Allein für sich genommen ist das noch kein so starker Beweis/Hinweis. In Kombination mit all den anderen schon genannten Stellen ergibt sich aber mMn ein kohärentes und schlüssiges Bild, welches diese These stützt. Zitieren
Blauborke Geschrieben 6. März Geschrieben 6. März Am 13.2.2025 um 22:30 schrieb Tolwen: Allein für sich genommen ist das noch kein so starker Beweis/Hinweis. In Kombination mit all den anderen schon genannten Stellen ergibt sich aber mMn ein kohärentes und schlüssiges Bild, welches diese These stützt. Na ja, eigentlich brauchst du solch ein wackliges Argument nicht, die Logik deiner Überlegungen ist ja nicht zu leugnen … obwohl vielleicht noch die eine oder andere Frage zu klären wäre, die es im Zusammenhang mit deiner Theorie noch gibt, z. B.: warum hat Celebrimbor weitere drei Ringe für die Elben gefertigt, wenn doch die Neun und die Sieben ebenfalls für die Elben bestimmt waren und sie bereits alles konnten, was die Drei auch konnten? Zitieren
Tolwen Geschrieben 6. März Geschrieben 6. März (bearbeitet) Am 6.3.2025 um 15:20 schrieb Blauborke: Na ja, eigentlich brauchst du solch ein wackliges Argument nicht, die Logik deiner Überlegungen ist ja nicht zu leugnen … obwohl vielleicht noch die eine oder andere Frage zu klären wäre, die es im Zusammenhang mit deiner Theorie noch gibt, z. B.: warum hat Celebrimbor weitere drei Ringe für die Elben gefertigt, wenn doch die Neun und die Sieben ebenfalls für die Elben bestimmt waren und sie bereits alles konnten, was die Drei auch konnten? Angesichts des Fehlens "harter" Evidenz sind wir hier auch auf mehr oder minder gut begründete Spekulationen und Extrapolationen angewiesen - aber das ist ja nicht prinzipiell problematisch Hier würde mir der Drang zum Perfektionismus einfallen. In UT finden wir im gut bekannten Abschnitt zu Galadriel und Celeborn folgende Passage: But Sauron had better fortune with the Noldor of Eregion [nachdem Gil-galad ihm den Zutritt nach Lindon verweigerte] and especially with Celebrimbor, who desired in his heart to rival the skill and fame of Fëanor. – UT: Of Galadriel and Celeborn Es gibt noch ein paar andere Stellen mit anderen Worten, die aber in eine ähnliche Richtung gehen. Somit haben wir hier zwei Motive: Zum Einen der praktische Effekt (das Aufhalten des schnellen Vergehens in Mittelerde). Hiermit hat Sauron den Nerv nahezu aller Elbenschmiede getroffen. Zum Anderen ist da Celebrimbors persönliches Motiv etwas Einmaliges zu schaffen, etwas mit dem er auf immer in die Annalen eingeht und es auf eine Stufe mit Feanor und dessen Silmaril schaffen würde (=Ehrgeiz und Ruhm). In diesem Sinne waren die Neun und Sieben schon sehr gut und wohl in der Lage den beabsichtigten praktischen Zweck ganz gut zu erfüllen - "Arbeitspferde" sozusagen. Celebrimbor wollte aber mehr als nur solide Handwerksarbeit (was man auf diesem Niveau halt "solide Handwerksarbeit" nennt), die unspektakulär "nur ihren Job machte" und evtl. nicht perfekt "elbisch" geprägt war. Diese wären in dieser Sichtweise für Celebrimbor geeignet die Aufgabe der Erhaltung zu erfüllen, aber unspektakulär und nicht so gut und perfekt, wie es vielleicht möglich war (das nicht "reine" Resultat vielleicht auch als unerkannte Nebenwirkung von Saurons Manipulation und Einfluß). Aus der Entstehungsgeschichte der Ringe lässt sich eine Zunahme der Kunstfertigkeit ableiten (hatten wir ja schon oben) und nach den Sieben und Saurons Abreise hatte Celebrimbor reichlich Zeit nachzudenken, ob da sowohl hinsichtlich Machtsteigerung als auch "elbischer Prägung" nicht "noch mehr drin" wäre um sein Herzensziel (mit Feanor gleichzuziehen) zu erreichen. Schließlich kam er zu dem Schluß, dass diese 16 Ringe schon ganz gut waren, aber mit sorgfältiger Planung und Nutzung aller Ressourcen noch mehr möglich wäre. Und diese letzten Ringe würden neben den "Arbeitspferden" dann nicht nur den "Erhaltungszweck" zufriedenstellend erfüllen, sondern diesen Zweck perfekt und unübertroffen und vor allem rein elbisch erreichen. Die Drei wären somit Celebrimbors "passion project" - die Krönung seines Könnens, in die er mit vollem Einsatz alles hineinlegte was er jemals gelernt hat und die Stücke, mit denen er an Feanor und seine Silmaril heranreichen will - gerade weil er allein sie macht. Zudem wird ja auch gesagt, dadurch dass Sauron bei den 16 beteiligt war, waren die auch vom Design her "anders" und nicht 100%ig perfekt "elbisch". Erst die Drei repräsentierten zu 100% den elbischen Zweck und Absicht - nur eben mit nicht originären elbischen Techniken erreicht. Oder mal ganz technisch gesprochen: Der primäre "Erhaltungszweck" ist mit 70% erreicht. Alles darüber hinaus ist noch Perfektionierung zum "reinen" elbischen Motiv (neben der Machtsteigerung). Die Neun würden dann diese 70% darstellen. Die Sieben sind besser und kommen auf 80%. Und erst die Drei erreichen die vollen 100%. EDIT: Man kann es auch im Sinne des Zitates oben so formulieren: Die Neun und Sieben waren ein Gemeinschaftsprojekt aller Elbenschmiede (natürlich mit Celebrimbor als primus inter pares) unter der Anleitung/Mitwirkung Annatars (Saurons). Diese 16 Ringe erreichten zwar den "technischen" Zweck des Projektes, doch Celebrimbors innerste Motivation nach individuellem Ruhm auf dem Niveau Feanors war so natürlich nicht erfüllt. Das ging nur, wenn er alleine noch Ringe herstellte, welche die bisherigen in jeder Hinsicht (speziell Macht und elbischer Motive) in den Schatten stellten. Im Umkehrschluß könnte man dann vermuten, dass die übrigen Elbenschmiede mit den Neun und Sieben eigentlich schon ganz zufrieden waren und keinen erhöhten Drang hatten, noch mehr Ringe zu machen. Bearbeitet 8. März von Tolwen Zitieren
Tolwen Geschrieben 7. März Geschrieben 7. März Und hier haben wir noch ein anderes Indiz: Feanors Silmaril als Maßstab habe ich ja schon erwähnt. Die endeten bekanntlich in der Luft (mit Earendil), im Wasser (durch Maglor reingeworfen) und in einem Feuerschlund (wahrscheinlich eine vulkanische Spalte im Zuge der Zerstörung Beleriands). Die Drei waren jetzt der Ring der Luft (Vilya), des Wassers (Nenya) und des Feuers (Narya), was auffallend mit dem letzten Verbleib der Silmaril korrespondiert und eine indirekte Referenz an den Vergleichsmaßstab sein kann. Dies waren die Meisterwerke, mit denen Celebrimbor als in einer Liga mit Feanor befindlich eingehen wollte. 1 Zitieren
Tolwen Geschrieben 8. März Geschrieben 8. März Und in Ergänzung zu meinem vorletzten Posting: Vielleicht waren die anderen Elbenschmiede auch deswegen mit den Neun und Sieben zufrieden, weil ihr handwerkliches und schöpferisches Potential mit diesen Ringen bereits ausgeschöpft war und sie für sich auch kein Verbesserungspotential mehr sahen. Celebrimbor (als bester der Elbenschmiede) hingegen sah für sich noch deutliches Potential, doch hat er das noch nicht offen so erzählt, sondern erstmal für sich behalten. Das Zitat oben legt nahe, dass er seinen Ehrgeiz nicht offen rumerzählte, sondern sorgfältig hütete bis er die Chance sah, diesen auch zu verwirklichen. Insofern könnte er auch Annatars Mitwirken als störenden Faktor bei der Implementierung rein elbischer Motive wahrgenommen haben ohne zu erkennen, was wirklich dahintersteckte. Deswegen könnte er auch gewartet haben bis Annatar Eregion verließ, und jetzt - im Vollbesitz sämtlicher notwendigen Kenntnisse und Techniken - sich alleine an weitere Ringe als Krönung des gesamten Projektes (und Sicherung seines Ruhmes als ebenbürtig zu Feanor) machen konnte. Zitieren
Blauborke Geschrieben 10. März Geschrieben 10. März Celebrimbors Ambitionen sind, da stimme ich dir zu, ein starkes Motiv. Die Verwandtschaft mit Fëanor, die Tatsache, dass die Zahl der Ringe der Zahl der Silmaril entspricht: das ist sozusagen der symbolische Kitt zwischen den Epochen. Ebenso die Tatsache, dass, wie du treffend anmerkst, die Drei Ringe aus den Elementen gewonnen werden, in denen die Silmaril verloren gingen. Man könnte noch anfügen, dass Saurons Verlangen nach den Dreien ebenfalls ein wiederkehrendes Motiv ist, vergleichbar mit Morgoths Verlangen nach den Silmaril. Allerdings gab es die Ambitionen von Beginn an und nicht erst, nachdem Sauron Eregion verlassen hatte. Zudem ist auch nicht ersichtlich, worin genau ein Zugewinn an Kenntnissen und Fertigkeiten von diesem Moment an begründet sein sollte und auch nicht, was die Drei über die anderen Ringe der Macht erhob. In „The Lord of the Rings, Shadows of the Past“, unterscheidet Gandalf im Gespräch mit Frodo zwar zwischen den ersten Ringen, den lesser rings, und den Ringen der Macht. Die Ringe der Macht aber unterscheidet er nicht: „In Eregion long ago may Elven-rings werde made […] The lesser rings were only essays in the craft before it was full-grown, and to the Elven-smiths they were but trifles - yet still to my mind dangerous for mortals. But the Great Rings, the Rings of Power, they were perilous.“ Auch als er im folgenden Absatz die Wirkung der Ringe beschreibt, redet er ganz allgemein von den Ringen der Macht: „A mortal, Frodo, who keeps one of the Great Rings, does not die, but he does not grow or obtain more life, he merely continues, until at last every minute is a weariness. …“ Tolkien selbst macht in Brief 131 ebenfalls keine Unterschiede zwischen den Ringen: „The chief power (of all the rings alike) was the prevention or slowing of decay (i.e. ‘change’ viewed as a regrettable thing), the preservation of what is desired or loved, or its semblance - this is more or less an Elvish motive.“ Im Widerspruch zu den beiden Textstellen steht allerdings eine Passage im Silmarillion aus dem Kapitel „Of the Rings of Power and the Third Age“: „Now these were the Three that had last been made; and they possessed the greatest powers. […] and of all Elven-rings Sauron most desired to possess them, for those who had them in their keeping could ward off the decays of time and postpone the weariness of the world.“ Hier sind die Drei die mächtigsten aller Ringe außer dem Einen und Sauron ist besonders viel daran gelegen, diese an sich zu bringen. Als Grund wird aber nicht deren besondere Stärke angeführt, sondern deren Eigenschaften. Aber welche Eigenschaft soll sich von der in Tolkiens Brief beschriebenen unterscheiden? Sie wird nicht benannt. Oder sollte sie etwa in dem Teilsatz „postpone the weariness of the world“ stecken? Mir scheint, inhaltlich muss man den zweiten Teil der Satzreihe in Abhängigkeit vom ersten Teil lesen, obwohl natürlich eine entsprechende Konjugation fehlt. Nähme ich nun aber an, dass in den beiden Teilsätzen unterschiedliche Fähigkeiten beschrieben werden, dann gäbe es gar keinen Widerspruch zwischen Tolkiens Brief und dem Silmarillion. Dann könnte diese Textstelle im Silmarillion sogar mit dem Zusatz am Ende des Zitats aus Tolkiens Brief 131 „this is more or less an Elvish motive“ korrespondieren. Die Einschränkung more or less ergäbe jedenfalls Sinn, wenn sie sich auf einen fehlenden Aspekt bezöge. Allerdings ist es selbstverständlich gewagt, Passagen - und viel mehr noch Halb- und Zusätze - aus separaten Texten zueinander in Beziehung zu setzen. Vielleicht handelt es sich hier auch nur um einen von diesen Widersprüchen, die einem in Tolkiens Werk mitunter begegnen. Es ist ja zudem nicht ganz einsichtig, warum Celebrimbor bei den Dreien etwas gelungen sein soll, was ihm nicht bereits mit den anderen Ringen hätte gelingen können. Denn die anderen Ringe der Macht waren ja keine Lehrstücke wie die lesser rings, die Elbenschmiede waren damals auf der Höhe ihres Könnens, wie wir aus dem Silmarillion wissen: „… for in that land the Noldor desired ever to increase the skill and subtlety of their works. […] Therefore they hearkened to Sauron, and they learned of him many things, for his knowledge was great. In those days the smiths of Ost-in-Edhil surpassed all that they had contrived before; and they took thought, and they made Rings of Power.“ An dieser Stelle wird auch beschrieben, wie es dazu kam, dass die Elbenschmiede sich selbst übertrafen: mittels Saurons Wissen. Woraus also hätte ein späterer Zugewinn an Kenntnissen und Fertigkeiten resultieren können? Könnte man nun im Umkehrschluss mutmaßen, dass Celebrimbor womöglich in der Lage gewesen wäre, bereits die Neun und Sieben so anzufertigen wie die Drei und dass er vielleicht mit Absicht darauf verzichtet hat? Eine aus Ehrgeiz und Eitelkeit getroffene Entscheidung vielleicht? An der Stelle, an der im Silmarillion davon berichtet wird, wie Sauron den Einen Ring aufzieht und dabei von den Elben entdeckt wird, heißt es: „But he, finding that he was betrayed and that the Elves were not deceived, was filled with wrath.“ Was könnte es mit Saurons Erkenntnis, dass er betrogen worden war, auf sich haben? Vielleicht genau das, nämlich dass da unerwartet drei weitere Ringe waren und diese sich auf eine besondere Weise von den anderen unterschieden? Um diese These belegen zu können, wäre es allerdings unabdingbar, benennen zu können, was die Drei von den anderen Ringen unterscheidet. Aber vielleicht liegt die Antwort ja in diesem nicht ganz so leicht zu deutenden Teilsatz. Ich bin da unentschieden, welcher Variante ich den Vorzug geben soll: Gibt es all diese Querverbindungen zwischen den Texten wirklich oder sind da nicht auch Widersprüchlichkeiten und offene Fragen? 1 Zitieren
Blauborke Geschrieben Dienstag um 10:32 Geschrieben Dienstag um 10:32 (bearbeitet) Ich habe noch eine Weile über die im letzten Post aufgeworfene Frage nachgedacht, was die Drei von den Sieben und den Neun unterscheidet, und mir scheint, dass die Antwort möglicherweise weniger in einer zusätzlichen Eigenschaft der Drei zu finden ist, als vielmehr in einer fehlenden. In den Unfinished Tales wird der Unterschied zwischen den Sieben und den Neun auf der einen und den Dreien auf der anderen Seite, an der Stelle benannt, an der beschrieben wird, warum Celebrimbor den Verbleib der Sieben und der Neun verriet, zu den Dreien aber schwieg: „… whereas the Three were made by Celebrimbor alone, with a different power and purpose.“ Was es damit auf sich hat, wird deutlicher, wenn man andere Quellen heranzieht. In Brief 131 gibt es bspw. diese hier auch schon oft zitierte Stelle, an der Tolkien die Eigenschaften der Ringe beschreibt. Er nennt „the chief power (of all the rings alike) […] the prevention or slowing of decay […] more or less an Elvish motive“ und setzt dem im folgenden Satz, eingeleitet durch die adversative Konjunktion but, eine weitere Eigenschaft entgegen: „But also they enhanced the natural powers of a possessor - thus approaching ‘magic’, a motive easily corruptible into evil, a lust for domination.“ Durch die Gegensatzkonstruktion wird die zweite Eigenschaft nicht nur von der ersten unterschieden, es ist dadurch auch unmöglich, sie als Elvish motive einzuordnen. In Bezug auf die Drei Ringe ist diese zweite Eigenschaft wichtig, weil sie in ihnen eben nicht vorhanden ist. Das zeigt sich in Brief 181 an der Stelle, an der Tolkien erklärt, warum den Dreien kein Makel anhaftet: „The Three Rings were ‚unsullied‘, because this object was in a limited way good, it included the healing of the real damages of malice, as well as the mere arrest of change; and the Elves did not desire to dominate other wills, nor to usurp all the world to their particular pleasure.“ Auch im Herrn der Ringe, im Kapitel „The Council of Elrond" wird der fehlende Wille zur Dominanz von Elrond als Merkmal der Elben wie auch der Drei Ringe klar benannt: „The Three were not made by Sauron, nor did he ever touch them. But of them it is not permitted to speak. So much only in this hour of doubt I may now say. They are not idle. But they were not made as weapons of war or conquest: that is not their power. Those who made them did not desire strength or domination or hoarded wealth, but understanding, making and healing, to preserve all things unstained.“ Das "a different power and purpose "aus den Unfinished Tales scheint mir also die Umschreibung sowohl für die den Elben eigenen Fähigkeiten, als auch für ein für die Elben charakterisches Vorhaben zu sein, nämlich, so wie an anderer Stelle beschrieben, die Schäden, die das Böse in der Welt angerichtet hat, zu heilen und alles Schöne zu bewahren, ohne anderen den eigenen Willen aufzuzwingen. Und eben dieser Aspekt, nicht nach Herrschaft zu streben, ist die Eigenschaft, die den Dreien im Unterschied zu den Sieben und den Neun fehlt. Der Unterschied zwischen den Dreien und den übrigen Ringen ist also eigentlich ein zufälliger. Weil Celebrimbor sie in Saurons Abwesenheit anfertigte, also rein nach den für die Elben charakteristischen Vorstellungen, waren sie frei von jeglichem Streben nach Dominanz. Zufällig nenne ich den Unterschied deshalb, weil die Elben eigentlich davon hätten ausgehen müssen, dass es keine Unterschiede zwischen den Ringen gab - mit einer Ausnahme, nämlich einer zweiten Eigenschaft, die den Dreien im Unterschied zu den Sieben und den Neun fehlt: sie machen ihre Träger nicht unsichtbar. Das wird bereits im Thread „Saurons Einfluss bei der Herstellung der Ringe“ diskutiert, darum will ich es hier nur der Vollständigkeit halber erwähnen. Zumal mir der Mangel an einem Willen zur Herrschaft der entscheidende konzeptionelle Unterschied zwischen den Dreien und den anderen Ringen zu sein scheint. In diesem Zusammenhang aber stellt sich, nebenbei bemerkt, die Frage, warum Sauron die Drei nun, wie im Silmarillion beschrieben, mehr als alle anderen Ringe begehrte, wenn sie sich als Mittel zur Herrschaft über die Völker so wenig eigneten? Die Frage, warum Celebrimbor eigentlich meinte, auch noch die Drei schmieden zu müssen, scheint mir aber im Großen und Ganzen beantwortet zu sein - jedenfalls bis die Antworten widerlegt werden. Darüber hinaus gibt es allerdings im Zusammenhang mit den Adressaten der Ringe noch eine weitere offene Frage: Wenn alle Ringe der Macht für die Elben gedacht waren, wie beabsichtigte Sauron dann, die anderen Völker an sich zu binden? Bearbeitet Dienstag um 11:50 von Blauborke 1 Zitieren
Tolwen Geschrieben Mittwoch um 13:18 Geschrieben Mittwoch um 13:18 (bearbeitet) Am 25.3.2025 um 11:32 schrieb Blauborke: Ich habe noch eine Weile über die im letzten Post aufgeworfene Frage nachgedacht, was die Drei von den Sieben und den Neun unterscheidet, und mir scheint, dass die Antwort möglicherweise weniger in einer zusätzlichen Eigenschaft der Drei zu finden ist, als vielmehr in einer fehlenden. In den Unfinished Tales wird der Unterschied zwischen den Sieben und den Neun auf der einen und den Dreien auf der anderen Seite, an der Stelle benannt, an der beschrieben wird, warum Celebrimbor den Verbleib der Sieben und der Neun verriet, zu den Dreien aber schwieg: „… whereas the Three were made by Celebrimbor alone, with a different power and purpose.“ Was es damit auf sich hat, wird deutlicher, wenn man andere Quellen heranzieht. In Brief 131 gibt es bspw. diese hier auch schon oft zitierte Stelle, an der Tolkien die Eigenschaften der Ringe beschreibt. Er nennt „the chief power (of all the rings alike) […] the prevention or slowing of decay […] more or less an Elvish motive“ und setzt dem im folgenden Satz, eingeleitet durch die adversative Konjunktion but, eine weitere Eigenschaft entgegen: „But also they enhanced the natural powers of a possessor - thus approaching ‘magic’, a motive easily corruptible into evil, a lust for domination.“ Durch die Gegensatzkonstruktion wird die zweite Eigenschaft nicht nur von der ersten unterschieden, es ist dadurch auch unmöglich, sie als Elvish motive einzuordnen. Vielen Dank erst einmal für die einteressanten Gedanken! An diesem Punkt mit dem Gegensatz würde ich aber nochmal einhaken. Im genannten Brief werden die allgemeinen Eigenschaften aller Elbenringe (also der 19) beschrieben (von Dir gerade zitiert). Im nächsten Satz beginnt es zwar mit einem "But", fährt dann aber mit einem "they" ohne weitere Differenzierung fort (beides auch oben genannt), was m.E. auch auf die Eigenschaften aller Ringe deutet. In diesem Sinne ist der Unterschied hier (und daher das 'but'), dass dier folgende Teil bereits kein reines elbisches Motiv mehr war - und auch nicht sein konnte. Denn ohne Saurons Wissen und Lehren, waren die Elbenschmiede allein eben nicht in der Lage, ihren Konservierungswunsch umzusetzen. Somit würde ich diesen Teil als unvermeidbare "Nebenwirkung" der Konservierungsfähigkeit (erlangt durch Saurons Lehren) aller 19 Ringe ansehen: Denn auch mit den besten Absichten bedeutet diese "Konservierung" eine Dominanz der physischen Welt - ein "Verbiegen" der normalen Naturgesetze in Mittelerde, die nur durch eine externe dominierende Kraft möglich ist. Die Gefahr ist allerdings, dass man durch diese gesteigerte persönliche Macht dazu verführt wird, nach immer mehr Dominanz und Herrschaft zu streben. Dies ist ja der Weg, den alle "Bösen" gegangen sind, und der fast immer mit "guten" Motiven begann (aber nicht damit endete). Im reinen Sinne bleiben die Elben aber hier am Anfang dieses Weges stehen und streben eben nicht nach immer mehr Dominanz. In diesem Sinne würde ich es als einen graduellen Unterschied sehen: Alle 19 Ringe beinhalten diese Eigenschaften (Konservierung und Steigerung der persönlichen Macht als Risikofaktor). Bei den Neun und Sieben ist dieser zweite Aspekt (Machtsteigerung) aber besonders stark vorhanden, da Sauron - mit seinem inhärenten Dominanzplan nicht nur der Umgebung sondern auch der Ringträger - an diesen Ringen mitarbeitete, und deswegen auch elbische Träger sicher erheblich gefährdet hätte. Die Drei enthielten dann nur das "technisch bedingte" Minimum dieser Eigenschaft, welches somit erheblich leichter zu kontrollieren war und als Eigenschaft nicht in dem Masse wie bei den Sieben und Neun dominierte. Zudem nennt Tolkien im Brief 131 dann ja als Abschluß und Abgrenzung noch ganz klar die "sauronischen" Eigenschaften: And finally they had other powers, more directly derived from Sauron ('the Necromancer': so he is called as he casts a fleeting shadow and presage on the pages of The Hobbit): such as rendering invisible the material body, and making things of the invisible world visible. The Elves of Eregion made Three supremely beautiful and powerful rings, almost solely of their own imagination, and directed to the preservation of beauty: they did not confer invisibility. Die Abgrenzung der "echt" elbischen von den sauronischen (d.h. originär "bösen") Eigenschaften ist hier eben die Betonung der Konservierung (elbisch) und das Unsichtbarmachen (sauronisch). Die Steigerung der persönlichen Macht wäre in dieser Hinsicht zu einem begrenzten Grad eine unvermeidbare Nebenwirkung der Konservierungsfähigkeit (d.h. eine Grauzone und nicht per se schon böse, aber auf dem Weg dahin), durch die Mitarbeit Saurons bei den Neun und Sieben aber viel stärker - und dominanter - ausgeprägt. Am 25.3.2025 um 11:32 schrieb Blauborke: In diesem Zusammenhang aber stellt sich, nebenbei bemerkt, die Frage, warum Sauron die Drei nun, wie im Silmarillion beschrieben, mehr als alle anderen Ringe begehrte, wenn sie sich als Mittel zur Herrschaft über die Völker so wenig eigneten? Vielleicht passt es, wenn man es so betrachtet: Sie stellten etwas dar, was ihm fehlte und abging - ein gewisses Mindestmass an Dominanz (das "Verbiegen" der Naturgesetze) aber ohne den weitergehenden Wunsch an Beherrschung und Kontrolle. Ein ästhetisches Motiv, welches durch seine Reinheit attraktiv wirkte. Morgoth ging es mit den Silmaril ja auch ähnlich: Sie stellten etwas dar, was er nicht hatte bzw. selber machen konnte und gerade deshalb begehrte er sie so stark. Dies würde ich bei Sauron und den Drei als vergleichbar sehen. Am 25.3.2025 um 11:32 schrieb Blauborke: Darüber hinaus gibt es allerdings im Zusammenhang mit den Adressaten der Ringe noch eine weitere offene Frage: Wenn alle Ringe der Macht für die Elben gedacht waren, wie beabsichtigte Sauron dann, die anderen Völker an sich zu binden? Ursprünglich waren die ihm in dieser Hinsicht egal. Der Plan war ja, das mächtigste der Freien Völker (die Eldar Mittelerdes) unter seine Knechtschaft zu bringen. Mit deren Macht auf seiner Seite wäre es dann ein leichtes, den Rest auch zu unterwerfen. Sauron dachte m.E. von oben her: Wenn er die stärksten potentiellen Widersacher (bzw. Opfer mit dem für ihn potentiell höchsten Gewinn) unterwerfen kann, braucht er den Rest nicht noch spezifisch selber mit Ringen knechten - deren Widerstand wäre dann sowieso hoffnungslos. Erst als dieser "Plan A" in letzter Sekunde platzte, sammelte er erstmal alle Ringe ein, derer er habhaft werden konnte. Anschliessend überlegte er, wie seine Optionen jetzt aussähen, und entschloss sich, die erbeuteten Ringe an diejenigen zu verteilen, welche er in seinen bisherigen Überlegungen für Ringträger (die Elben waren jetzt ja nicht mehr dafür "verfügbar") außen vor gelassen hatte: Zwerge und Menschen. Nun, wo er die nicht mehr indirekt über die mächtigen Elben beherrschen konnte, versuchte er es mittels der Ringe direkt. EDIT: Du hattest oben ja noch andere Stellen zitiert, die dies noch etwas näher beleuchten: „The Three Rings were ‚unsullied‘, because this object was in a limited way good, it included the healing of the real damages of malice, as well as the mere arrest of change; and the Elves did not desire to dominate other wills, nor to usurp all the world to their particular pleasure.“ (Letter, #181) Hier finde ich interessant, dass die Drei als "limited good" bezeichnet werden. Die elbische Absicht ist schon gut, doch die Mittel, mit denen sie erreicht wird, sind eine heikle Gratwanderung, da sie Wissen von Sauron benötigt und vor allem den natürlichen Zustand der Dinge verändern will (der erste Schritt zur "Maschine" wie Tolkien es nennt). Diese Feststellung, dass auch die Drei nicht völlig "gut" seien (nicht im Sinne durch Sauron besudelt, sondern der zugrundeliegende Wunsch der Konservierung, welcher in gewissem Maß ein Dominanzwunsch ist), ist m.E. wichtig - und wie die Elben dennoch der Falle entgehen, da sie dieses potentiell gefährliche Instrument nicht als Herrschaftsmittel verwenden, sondern tatsächlich nur zur Konservierung ihrer Umgebung und Heilung. „The Three were not made by Sauron, nor did he ever touch them. But of them it is not permitted to speak. So much only in this hour of doubt I may now say. They are not idle. But they were not made as weapons of war or conquest: that is not their power. Those who made them did not desire strength or domination or hoarded wealth, but understanding, making and healing, to preserve all things unstained.“ (LotR) Diese Heilungsabsicht taucht ja auch im Brief 181 auf und kann sicher auch als ein elbisches Motiv betrachtet werden, welches bei den Sieben und Neun wahrscheinlich nicht verwirklicht war (deren Eigenschaften neben der Konservierung wohl stark durch Sauron beeinflusst waren). Dies ist somit sicher auch ein Alleinstellungsmerkmal der Drei. Bearbeitet vor 16 Stunden von Tolwen Zitieren
Blauborke Geschrieben vor 9 Stunden Geschrieben vor 9 Stunden (bearbeitet) Am 26.3.2025 um 14:18 schrieb Tolwen: Im genannten Brief werden die allgemeinen Eigenschaften aller Elbenringe (also der 19) beschrieben (von Dir gerade zitiert). Ich gebe dir vollkommen Recht, dass die drei Sätze des Zitats sich auf alle Ringe der Macht beziehen. Das wollte ich gar nicht revidieren, habe mich aber wohl missverständlich ausgedrückt. Allerdings habe ich auch den Verdacht, dass wir diesen Sachverhalt im Großen und Ganzen ähnlich einschätzen, aber für seine Beschreibung recht unterschiedliche Formulierungen gebrauchen und deshalb vielleicht aneinander vorbei reden. Im Detail würde ich dir dennoch in zwei Punkten widersprechen. Ich denke, dass die tatsächliche Eigenschaft, die im zweiten Satz des Zitats aus Brief 131 beschrieben wird, die Verbesserung der natürlichen Kräfte der Ringträger ist. Und aus dieser Eigenschaft ergibt sich die Gefahr, dass die Ringträger korrumpiert werden können: Eben durch die Tatsache, dass die Ringe auf die Natur ihrer Träger einwirken konnten - was bei Tolkien mit „Magie“ umschrieben wird. Ich denke auch, dass die lust for domination, die dort erwähnt wird, etwas anderes umschreibt, als die dominierende Kraft, die du anführst. Ich stimme deiner Interpretation zwar zu, dass wer den natürlichen Verfall verhindert, Macht (oder Magie) einsetzt, aber das Ziel dieser Tat war ja nicht Dominanz. Und in den Quellen wird das auch deutlich unterschieden. Ich würde zudem nicht sagen, dass die Möglichkeit unsichtbar zu werden, die entscheidende Zutat Saurons ist, sondern eine Eigenschaft der Ringe, die mit ihr in Zusammenhang steht: „making things of the invisible world visible“. Der Einblick in die inneren Zusammenhänge des Lebens und ihre Nutzbarmachung ist in Tolkiens Welt sowohl das, was die Fertigung der Ringe, als auch das, was ihre Nutzung ermöglicht - und eben das, was im zweiten Satz mit Magie umschrieben wird. Nun ist es allerdings so, dass die Elben, die noch in Valinor geboren wurden, diese Fähigkeit, in die unseen world einzutauchen, bereits von Natur aus hatten, so auch Celebrimbor. Gandalf sagt bspw. zu Frodo an dessen Krankenbett in Imladris: „And here in Rivendell there live still some his chief foes: the Elven-wise, lords of the Eldar from beyond the furthest seas. They do not fear the Ringwraiths, for those who have dwelt in the Blessed Realm live at once in both worlds, and against both, the Seen and the Unseen they have great power.“ Celebrimbor konnte auf diese Zutat Saurons also leichtherzig verzichten, als er die Drei anfertigte. Wenn ich so darüber nachdenke, frage ich mich, ob Celebrimbor nicht möglicherweise mit Hilfe der Ringe aus den ersten Chargen seine „magischen“ Fähigkeiten noch verbessern konnte. Insofern könnte ich meine Aussage, dass nicht erkennbar sei, was Celebrimbor nach Saurons Weggang noch dazulernen konnte, bzw. dass nicht ganz einsichtig sei, warum Celebrimbor bei den Dreien etwas gelungen sein soll, was ihm nicht bereits mit den anderen Ringen hätte gelingen können, durchaus noch ein wenig abändern. Wenn nun allerdings die Anfertigung der Drei Ringe with a different power and purpose lediglich dazu geführt haben sollte, dass ihre Träger nicht unsichtbar werden konnten, bleibt es bei dem Widerspruch zwischen den Aussagen im Silmarillion auf der einen Seite und denen in Brief 131 sowie im Herrn der Ringe, wie ich ihn im vorletzten Post beschrieben habe. Denn dann besitzen die Drei keine Fähigkeiten, die sie von den anderen Ringen in einer Weise unterscheiden, die sie für Sauron besonders begehrenswert macht. Am 26.3.2025 um 14:18 schrieb Tolwen: Ursprünglich waren die ihm in dieser Hinsicht egal. Der Plan war ja, das mächtigste der Freien Völker (die Eldar Mittelerdes) unter seine Knechtschaft zu bringen. Mit deren Macht auf seiner Seite wäre es dann ein leichtes, den Rest auch zu unterwerfen. Sauron dachte m.E. von oben her: Wenn er die stärksten potentiellen Widersacher (bzw. Opfer mit dem für ihn potentiell höchsten Gewinn) unterwerfen kann, braucht er den Rest nicht noch spezifisch selber mit Ringen knechten - deren Widerstand wäre dann sowieso hoffnungslos. Erst als dieser "Plan A" in letzter Sekunde platzte, sammelte er erstmal alle Ringe ein, derer er habhaft werden konnte. Anschliessend überlegte er, wie seine Optionen jetzt aussähen, und entschloss sich, die erbeuteten Ringe an diejenigen zu verteilen, welche er in seinen bisherigen Überlegungen für Ringträger (die Elben waren jetzt ja nicht mehr dafür "verfügbar") außen vor gelassen hatte: Zwerge und Menschen. Nun, wo er die nicht mehr indirekt über die mächtigen Elben beherrschen konnte, versuchte er es mittels der Ringe direkt. Das ist die Schlussfolgerung aus der Annahme, dass die Ringe allesamt von den Elben für die Elben angefertigt wurden und sie ist auch nachvollziehbar. Allerdings frage ich mich, sollte es wirklich die Aufgabe der Elben sein, in Kriegen alle Völker Mittelerdes zu unterwerfen? Sollte es dann in der Folge Elben-Statthalter bei jedem der vielen Völker geben, bei den Menschen ebenso wie bei den Zwergen? Das scheint mir, angesichts eines zu erwartenden permanenten Widerstands nicht sehr effektiv und in Anbetracht des ausgefeilten Plans, mit dem die Elben unterworfen werden sollten, auch schwer nachvollziehbar zu sein. Und dann gibt es da auch noch das Ringgedicht. Wenn ich es richtig sehe, beruht die konkurrierende Theorie, dass die unterschiedlichen Chargen der Ringe der Macht von Beginn an unterschiedlichen Empfängern zugedacht waren, im wesentlichen auf der Interpretation des Ringgedichts. Und der Eindruck, den das Gedicht bei den Lesern hinterlässt, kommt ja auch nicht so ganz überraschend, wenn man seine Entstehungsgeschichte kennt. Außerdem wissen wir alle, dass Tolkien seine Gedichte nicht bloß als Ausschmückung ansah, sondern ihnen erklärtermaßen eine wichtige Funktion innerhalb der Erzählung zuschrieb. Grund genug, sich noch einmal genauer damit zu beschäftigen. Es fällt auf, dass Tolkien in all seinen Entwürfen für das Ringgedicht von Beginn an den unterschiedlichen Völkern je eine bestimmte Zahl von Ringen zuweist - auch wenn mitunter die Mengen variieren. Anfangs sind es „Three for Mortal Men“ und „Nine for the Elves“, was er im zweiten Entwurf zu „9 for Mortal Men“ und „Three for the Elven Kings“ korrigiert, im dritten Entwurf dann wieder revidiert, bevor er im vierten Anlauf die veröffentlichte Version zu Papier bringt. Über alle Fassungen hinweg aber bleibt die Zahl Sieben an die Zwerge gebunden - abgesehen von einem sofort wieder verworfenen Versuch mit der Zahlenreihe 7, 3, 2, 1 im Verlauf der ersten Entwurfsstufe: hier heißt es „Three for the dwarf-kings“. Es ist offensichtlich, dass die Zuordnung der Sieben zu den Zwergen für Tolkien außer Frage stand. Ich kenne keine expliziten Erklärungen von ihm dafür, aber der Zusammenhang mit den sieben Zwergenreichen scheint mir doch auf der Hand zu liegen. Muss man nun daraus schließen, dass die Sieben auch eigens für die Zwerge angefertigt wurden? Nicht unbedingt, auch wenn wir das „for“ im Gedicht, als Besitz oder Bestimmung anzeigende Präposition, so zu deuten gewohnt sind. Nun fällt die Entstehung des Ringgedichts interessanterweise genau in die Zeit, als Tolkien sich entschloss, aus Bilbos Ring konzeptionell den Herrscherring zu machen. In dieser Zeit entstand ein „Ancient History“ betiteltes Kapitel, aus dem später „Shadows of the Past“ hervorgehen sollte. In dieses Kapitel fügt Tolkien auch das Ringgedicht ein, und in der auf das Gedicht folgenden Textpassage heißt es: „… the Dark Lord Sauron made many magic rings of various properties that gave various powers to their possessors. He dealt them out lavishly and sowed them abroad to ensnare all peoples, but specially Elves and Men. …. Three, Seven, Nine and One he made of special potency: for their possessors became not only invisible … but could see both the world under the sun and the other side in which invisible things move.“ In dieser frühen Fassung schmiedet Sauron die Ringe der Macht also noch selbst. Um ganz Mittelerde nach seinen Vorstellungen beherrschen zu können, beabsichtigt er alle Völker mittels der Ringe zu kontrollieren. Wenn man diesen Abschnitt im Zusammenhang mit dem Ringgedicht liest, liegt die Interpretation nahe, dass die einzelnen Chargen von Beginn an für ihre späteren Empfänger bestimmt waren. Diese Deutung wird von einer Textstelle in der ersten Fassung des Kapitels „The Council of Elrond“ bestätigt. Dort ist zu lesen: „The Three Rings remain still“, said Elrond. „They have conferred great power on the Elves, but they have never yet availed them in their strife with Sauron. For they came from Sauron himself, and can give no skill or knowledge that he did not already possess at their making. And to each race the rings of the Lord bring such power as each desires and can best wield. The Elves desired not strength or domination or riches …“ In der zweiten Fassung streicht Tolkien die Aussage „For they came from Sauron himself“. Erhalten bleibt aber die Formulierung: „To each race the rings of the Lord bring such power as each desires and can best wield.“ Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Zuteilung der Neun, der Sieben und drei Drei an ihre späteren Empfänger also tatsächlich geplant. Weiteren Aufschluss liefert eine Notiz Tolkiens, die aus der gleichen Zeit stammt wie die Entwürfe, und die Christopher Tolkien in der HoMe, Band VII so zitiert: „Against this passage concerning the Three Rings of the Elves my father wrote later: ‚Elfrings made by Elves themselves. The 7 and 9 werde made by Sauron - to cheat men and dwarves.“ Christopher tut sich schwer, die Notiz exakt zu datieren, aber die Veränderungen in den Entwürfen legen nahe, dass sie nach der ersten und vor der fünften Fassung entstanden ist. Der letzte Satz dieser Notiz ist jedenfalls eindeutig. Die Sieben waren für die Zwerge und die Neun für die Menschen bestimmt. In der fünften Fassung enthält das Kapitel dann eine umfassende Überarbeitung; auch jene die Ringe betreffende Passage wurde komplett neu formuliert. Elrond sagt nun: „The Three Rings remain. But of them I am not permitted to speak. Certainly they cannot be used by us. From them the Elvenkings have derived much power, but they have not been used for war, either good or evil. For the Elves desired not strength or domination or riches …“ Was war geschehen? Hat Tolkien mit der Formulierung „to each race … such power as each desires and can best wield“ auch die Konzeption der vorherbestimmten Zuteilung fallen lassen? Während der Arbeit an den Lothlórien-Kapiteln, überdenkt Tolkien die Frage nach der Herkunft der Ringe abermals. Hier werden nun alle Ringe von den Elben geschmiedet, unter Saurons Anleitung. Doch Hinweise, dass die Einführung der Arbeitsteilung zwischen Sauron und den Elben dazu führte, dass Tolkien auch die Idee der speziell für die unterschiedlichen Ethnien gefertigten Ringe aufgab, gibt es nicht. Auch keine Notizen, in denen er seinen Ansatz explizit revidiert. Es gibt allerdings einen verworfenen Textentwurf; in dem heißt es: „In those days the Rings of Power were made by elven-smiths, but Sauron was present at their making: his was the thought and theirs the skill; for these Rings (he said) would give the Elves of Middle-earth power and wisdom like that of the Elves of the West. The Elves made many rings at his bidding: Three, Seven and Nine of special potency, and others of lesser virtue. …“ Hier klingt es nun so, als seien die Ringe allesamt für die Elben bestimmt - oder vielleicht auch nur, dass die Elben es glaubten; darauf könnte das „he said“ in Klammern hinweisen. In allen späteren Fassungen findet man den Satz allerdings nicht mehr, weder mit, noch ohne Klammern. Christopher Tolkien geht davon aus, dass sein Vater in diesem Text den Fragen nachging, die sich im Zusammenhang mit der Arbeit an den Lothlórien-Kapiteln zwangsläufig stellen mussten: wer hat welchen Anteil an den Ringen, welchen Zwecken dienten sie und welche Konsequenzen hat das für ihren Gebrauch? Nun, der Text wurde verworfen und im Herrn der Ringe finden sich nur vage Antworten auf diese Fragen, allerdings hallt die Lesart der Geschehnisse, durch das „he said“ angedeutet, im Kapitel „Of the Rings of Power and the Third Age“ im Silmarillion möglicherweise nach. Denn hier wird ja auch deutlich zwischen Saurons Argumentation und seinen Absichten auf der einen und den Interessen und Schwächen der Elben auf der anderen Seite unterschieden. Textgeschichtlich lässt sich der Schritt von einem Plan zur Anfertigung von jeweils Menschen, Zwergen und Elben zugedachten spezifischen Chargen von Ringen hin zu einem Plan zur Fertigung von Ringen nur für die Elben nicht zweifelsfrei belegen. Was nicht automatisch bedeutet, dass Tolkien ihn nicht vollzogen haben kann. Ein solcher Schritt wäre richtig, um erklären zu können, warum Sauron nach Anfertigung der Neun und der Sieben Eregion verließ und den Einen Ring schmiedete. Allerdings wird dieser Teil der Geschichte im Herrn der Ringe nicht erzählt und so sah Tolkien vielleicht keine Notwendigkeit, es zu verschriftlichen. Oder wir haben es hier mit einem logischen Dilemma zu tun, das einfach das Ergebnis der zahlreichen Überarbeitungen ist. Ich bin unentschieden. Die Frage, wie die unterschiedlichen Völker Mittelerdes geschickt zu beherrschen wären, beantwortet das Ringgedicht in der ursprünglichen Form am besten. Dieser Ansatz hat allerdings logische Mängel. Würden wir hingegen die Idee verwerfen, dass die Zuteilungen an die unterschiedlichen Völker von Beginn an geplant waren, ließe sich das Gedicht durchaus auch so deuten, dass es einfach die spätere faktische Verteilung der Ringe beschreibt. Dann aber würde Sauron etwas von seiner boshaften Genialität einbüßen und das Gedicht verlöre eine Bedeutungsebene. Bearbeitet vor 7 Stunden von Blauborke Zitieren
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