Zum Inhalt springen

RPG-Story: Firias - Ein Dorf in Rohan


Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Thinderyn:

Hmm... Untergewand und barfuß?! Zu meiner großen Erleichterung und tiefen Befriedigung stelle ich fest, daß ich nicht der einzige bin, der hier um seine Würde besorgt ist.

Tia reicht mir einen Becher, den sie mit einer Flüssigkeit füllt, die sich glücklicherweise tatsächlich als reines, sauberes Wasser entpuppt... und nicht diese scheußliche, unsägliche Bier, das die Leute hier als Getränk bezeichnen. (Ach ja, ein Becher Wein...!!)

„Habt Dank für Eure Gastfreundschaft! Wir werden sie gerne in Anspruch nehmen bis Alagwen transportfähig ist.“ Während ich noch mit Galmod Höflichkeiten austausche, ist seine Frau zu uns herangetreten. „Rána wünscht Euch zu sprechen. Ihr möchtet ihm helfen, Acharn zu versorgen.“.“ Wunderbar! Bin ich Arzt? Er will mich doch sonst immer lieber aus dem Weg haben!„Danke! Ich komme.“

Rána ist so mit der Untersuchung von Alagwens Verletzungen beschäftigt, daß er mich nicht bemerkt, als ich näher trete. Ich höre das Gespräch zwischen den beiden mit. Alagwen scheint völlig ihren Lebenswillen verloren zu haben. Ich bin erschrocken, verstehe aber nicht ganz was ich da höre. Amlaith soll tot sein? Das kann doch gar nicht sein, da muß sie sich täuschen! Ich will gerade etwas dementsprechendes zu ihr sagen, um sie aufzumuntern, da dreht sich Rána zu mir um und unterbricht meine Gedanken. Sein Gesicht ist sehr ernst. Glaubt er ihr etwa??

„Thin, wir müssen die Spitze aus Acharns Wunde entfernen, aber der Trank wirkt nicht wenn sie Fieber hat. Das heißt, sie wird bei der Operation bei Bewußtsein sein.“ Ich sehe Rána an und weiß, daß sich meine Augen weiten. Ansonsten lasse ich mir nichts anmerken aber innerlich läuft mir ein Schauer über den Rücken. „Du mußt mir helfen, sie ruhigzustellen. Sie darf sich nicht bewegen.“ Mein Gehirn rast. Alle Gedanken an Amlaith sind vorläufig vergessen. Ich wende mich an Bréodwyn: „Wir brauchen einen stabilen Tisch. Gibt es hier so etwas?“ – „Galmods Werkbank!“ – „Zeigt sie mir bitte!“ Ich sehe mir den Tisch an. Er scheint für unsere Zwecke geeignet. Gemeinsam mit den Söhnen des Sattlers transportieren wir Alagwen zur Werkstatt und legen sie auf den Tisch. Sie leistet keinen Widerstand... es scheint ihr völlig gleichgültig zu sein, was mit ihr geschieht.

Tia hat mit großen Augen unsere Vorbereitungen beobachtet. Bréodwyn bemerkt meinen besorgten Blick auf das Mädchen und hat offenbar den gleichen Gedanken wie ich. „Tia, mein Schatz, lauf doch bitte zu Hagal und erzähl ihm, daß Acharn wieder hier ist! Er hat doch darum gebeten, daß wir ihm sofort Bescheid sagen, wenn wir etwas von ihr wissen.“

Widerstrebend aber folgsam läuft Tia davon. Ich atme auf. Was hier gleich geschehen wird, ist nun wirklich nichts für Kinderaugen.

Geschrieben

Galmod, der Sattler

Die Geschäftigkeit in meinem Hof beunruhigt mich. Bréodwyn köchelt irgendetwas und auch meine Söhne laufen umher. Sie holen Decken und bringen Wasser.

Ich kann im Moment wirklich nicht helfen, aber ich will mich auch nicht wieder hinlegen. Zumindest könnte ich mir etwas anziehen.

In meiner Truhe finde ich noch ein sauberes Übergewand. Möglichst ohne meine geschundenen Rippen zu sehr zu strapazieren, streife ich es mir über und schnalle mir meinen Gürtel um. Dann schlüpfe ich in ein paar leichte Schlappen.

Éodan informiert mich, dass sie meinen Tisch in der Werkstatt benötigen. Sie wollen Acharn eine Pfeilspitze herausoperieren. Ich habe nichts dagegen, doch habe ich Bedenken wegen der Lichtverhältnisse in der Werkstatt...auch ist es nicht gerade der sauberste Ort.

Ich stehe in der Tür zur Werkstatt. Chaos herrscht hier. Missmutig registriere ich, das alles, was vorher auf dem Tisch gelegen hat achtlos in einer Ecke auf den Boden geworfen wurde: Werkzeuge, Lederstücke, Messer, Ahlen, Pfrieme, Lederfett und Leimdosen, ja sogar das Stirnteil eines Zaumzeuges, an dem ich seit zwei Wochen kunstvolle Verzierungen anbringe... alles achtlos hingeschmissen.

Gut, der Tisch mußte frei geräumt werden, aber man hätte die Sachen auch einfach auf die Werkbank rüber stellen können.

Da werde ich noch mal ein ernstes Wörtchen mit meinen beiden Jungs reden müssen.

Und was noch mehr meinen Mißmut auslöst ist die Tatsache, dass sie eine große gegerbte Tierhaut als Unterlage verwenden wollen.

"Moment" rufe ich dazwischen. "Bitte...Éodan...geh ins Haus und hol eines der alten Laken. Das könnt ihr als Unterlage nehmen...das Leder ist zu wertvoll und das weißt du auch." Mein Blick ist streng. Éodan sehe ich an, dass er wohl nicht sehr überlegt gehandelt hat und nun ein schlechtes Gewissen hat. "Und wenn du schon ins Haus gehst, dann bring noch zwei Öllampen mit...ihr braucht mehr Licht hier drin."

Vielleicht bin ich ein wenig penibel, immerhin versuchen sie Acharn zu retten...sie meinen es ja gut, aber ein bisschen Nachdenken kann auch nicht schaden.

Éodan kommt wieder zurück und schiebt mich hektisch zur Seite, als er durch die Tür in die Werkstatt will.

"Galmod, veschwinde hier!" Bréodwyns Nerven liegen wohl auch ein bisschen blank, als sie mich so anfährt. "Du kannst uns hier nicht helfen. Geh..."

So einen Ton bin ich von meiner Frau ja gar nicht gewohnt und in der nächsten Sekunde wird ihr das auch klar. Ihre nächsten Worte klingen wieder versöhnlich.

"Entschuldige,...doch du kannst uns helfen...wir brauchen Verbände..."

Schön, bin ich doch nicht ganz so überflüssig. Praktischer Weise finde ich im Haus schnell das Verbandsleinen, das die Heilerin für mich dagelassen hatte. Jetzt sitze ich im Hof auf der Bank und reiße es in verschieden große Stücke. Aus der Werkstatt höre ich gelegentlich Bruchstücke von Sätzen, die mich ein wenig nervös machen.

"Nicht so herum...dreht sie anders..."

"Hier...die Riemen..damit könnten wir sie fixieren..."

"Das Licht näher hierher!"

"Haltet sie fest..."

"Acharn...du mußt durchhalten..."

"Wir fangen jetzt an, Alagwen."

Geschrieben

Hagal, Zimmermann:

Ich sitze auf der Bank vor meiner Werkstatt, schleife mein Werkzeug, schnitze und mache kleinere leichte Arbeiten, für die ich nicht die volle Kraft meiner linken Schulter brauche. Ich kann den Arm zwar wieder voll bewegen, bei Belastung habe ich aber noch Schmerzen. Die Heilerin hat mir geraten, die Schulter noch ein paar Tage zu schonen. Da wird Haelfred wohl noch ein bißchen warten müssen.

Tia kommt auf meinen Hof gerannt. „Hagal! Ich soll dir von Mama ausrichten, daß Acharn wieder da ist. Die Elben haben sie zurückgebracht! Aber sie ist verletzt.“ – „Danke, Tia, komm setz dich zu mir und erzähle, was passiert ist.“Ich wundere mich ein bißchen, warum Bréodwyn das Mädchen extra vorbeigeschickt hat. Sie wußte doch, daß ich heute Abend sowieso noch einmal nach Galmod sehen und hören wollte, ob es Neuigkeiten gibt.

Ein lauter Schmerzensschrei ziemlich in der Nähe beantwortet mir diese Frage. Tia erstarrt. An ihrem Gesicht sehe ich, daß ihr der Schrei dasselbe sagt wie mir. „Das ist Acharn! Ich muß zu ihr!“ Ich bekomme sie gerade noch am Arm zu fassen. Ich weiß zwar nicht, was da gerade auf Galmods Hof genau passiert, aber Bréodwyn wird ihre Tochter kaum umsonst weggeschickt haben. Acharns Schrei bestärkt mich in dieser Ansicht. „Tia! Nein! Bleib hier!“

Ich halte das Mädchen fest. Sie wehrt sich verzweifelt. „Laß mich los, Hagal! Ich muß Acharn doch helfen!“ Ich zucke zusammen, als sie mit der Faust meine verletzte Schulter trifft. Endlich gelingt es mir, ihre Arme festzuhalten. Sie versucht mich zu treten. Ich drücke sie fest an mich. Schließlich gibt sie auf und fängt an zu weinen. „Sie haben mich weggeschickt! Sie wollen mich nicht dabeihaben!“, schluchzt sie verzweifelt. Ich rede ihr beruhigend zu:„Tia, vertrau den Elben, sie werden ihr schon helfen. Deine Mutter hat dir doch bestimmt von den Heilkünsten der Elben erzählt.“ Mir kommt ein Gedanke. „Du hast doch erzählt, daß Acharn deinen Glücksbringer hat?“ – „Ja... was ist damit?“ – „Siehst du, er wirkt doch! Er hat sie zurückgebracht und sie lebt. Er wird sie auch weiter beschützen. Du wirst sehen, sie wird wieder gesund!“

Ich hoffe, meine Worte klingen so optimistisch, wie ich es gerne hätte. Wenigstens scheinen sie Tia ein wenig zu beruhigen. Sie kuschelt sich an mich. „Meinst du, Hagal?“ – „Bestimmt!“Ein weiterer Schrei Acharns läßt die Maske der Überzeugung von meinem Gesicht fallen. Tia fängt wieder an zu weinen. „Bringst du mich nachher nach Hause, Hagal? Ich habe Angst, alleine zu gehen.“ Sie sieht mich mit Tränen in den Augen an. „Vielleicht ist sie dann tot!“ – „Vertrau den Elben!“ Das ist alles, was mir noch einfällt, um sie zu trösten. Wir bleiben zusammen auf der Bank sitzen. Tia klammert sich an mich. Ich halte sie fest. Jeder weitere Schrei von Acharn läßt uns zusammenzucken.

Geschrieben

Acharn

Ich höre, wie sich Rána mit Thinderyn bespricht. Dann schaffen sie mich in Galmods Werkstatt hinüber.

Die Schmerzen sind schlimm, doch ich weiß, es wird noch schlimmer werden. Zu frisch ist noch die Erinnerung, an das, was am Vormittag geschah.

Ich wünschte, Rána würde mich einfach sterben lassen. Mein Leben hat doch schon vor über einem halben Jahr geendet, als die Orks mir alles nahmen, was mir lieb und teuer war. Meine Rache hat in den letzten Monaten unzählbaren dieser elenden Kreaturen den verdienten Tod gebracht, doch ich bin des Kämpfens müde...

Aber mir ist klar, daß Rána mich nicht einfach aufgeben wird. Und er hat viel Erfahrung darin, Wunden zu versorgen. Er hat mich früher schon wieder zusammengeflickt, doch noch nie war es so schlimm, wie jetzt. Ich habe gehört, daß selbst er zweifelt.

Ich nehme meine Umgebung nur noch schemenhaft wahr, spüre, wie ich hin und her geschoben werde. Die Schmerzen rauben mir fast den Atem, doch es ist mir egal. Immer tiefer sinke ich in meine Erinnerung an glückliche Zeiten. Damals, als ich Amlaith kennenlernte. Die Zeit, die wir in Lothlórien verbrachten und noch mehr die Zeit gemeinsam mit seinen Freunden im Düsterwald... Deutlich sehe ich ihn vor mir stehen, nach einem Kampf gegen einige Orks. Besudelt von ihrem Blut und mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht. Ich erwidere sein Grinsen, als mich ein heftiger Schmerz in die Wirklichkeit zurückholt...

Rána hat seine Vorbereitungen abgeschlossen und gerade mit einem Lederriemen mein Bein abgebunden. Bevor er beginnt, kniet er sich vor mich, um mir in die Augen zu sehen. Ich kann an seinem Blick erkennen, wie sehr er bedauert, tun zu müssen, was er für notwendig erachtet.

"Laß mich gehen, Rána. Ich bitte dich. Dieses Leben bedeutet mir nichts mehr."

Doch ich sehe ihm an, daß der Versuch vergeblich ist.

"Wirf dein Leben nicht fort. Es wird wieder glückliche Zeiten geben, glaube mir. Ich spreche aus Erfahrung."

Damit erhebt er sich und streicht mir ermutigend durch die Haare.

Mit Tränen in den Augen wappne ich mich vor dem, was nun kommt. Thinderyn schiebt mir ein Stück Holz zwischen die Zähne. Er weicht meinem Blick aus, doch alles an ihm drückt Unbehagen und Mitleid aus. Eigentlich ganz ungewöhnlich für ihn.

Als ich Ránas Hand an meinem Bein spüre, schließe ich meine Augen und hole tief Luft. Dann löscht der Schmerz jedes andere Empfinden aus...

Geschrieben

Thinderyn:

Ich lege meinen Mantel und das Obergewand ab. (Blutflecken sind so schlecht aus Wildleder zu entfernen!) Ich finde einen halbwegs sauberen Ort die beiden Kleidungsstücke und kremple meine Ärmel hoch.

Nachdem Rána mit Alagwen noch ein paar Worte gewechselt hat, die ich ebenso verzweifelt wie vergebens versucht habe zu überhören, macht er sich an die Arbeit. Ich wünschte, er hätte mich wie üblich weggeschickt, damit ich ihm nicht im Weg bin! Stattdessen darf ich jetzt aufpassen, daß sie sich nicht zu sehr bewegt oder das Holzstück ausspuckt.

Ich bin gleichzeitig fasziniert und entsetzt, wie laut man mit einem Stück Holz zwischen den Zähnen schreien kann. Dabei versorgt er erst ihr Bein! Ich darf gar nicht daran denken, was passiert, wenn Rána sich der Hand zuwendet. Schlimmeres als das, was wir hier machen, können die Orks ihr auch nicht angetan haben!

Einer der beiden Zwillinge schlägt die Hand vor den Mund und rennt eilig nach draußen. Interessiert stelle ich fest, daß sein Gesicht fast die gleiche graugrüne Farbe wie mein Mantel angenommen hat. Ich wünschte, ich könnte ihm folgen... nur noch viel weiter weg von hier! Oder irgendwer könnte entweder Alagwen oder mich bewußtlos schlagen... ich will diese Schreie nicht mehr hören!!

Geschrieben

Rána

Alles ist vorbereitet, doch irgendwie sträubt sich alles in mir dagegen, daß zu tun, was doch getan werden muß... Trotzdem wasche ich mir gründlich meine Hände mit dem abgekochten Wasser und reibe sie mit einigen Kräutern ab.

Nachdem ich nocheinmal tief durchgeatmet habe und versuche, meine Gedanken vor allem anderen, als dem, was meine Hände tun, zu verschließen, fange ich an.

Ich erweitere die Eintrittswunde um den Pfeil herum, um den Schußkanal in die Tiefe verfolgen zu können. Wie nicht anders zu erwarten, sehe ich, daß die Pfeilspitze mit Widerhaken versehen ist. Deren Anordnung macht es fast unmöglich, sie ohne weitere, größere Verletzungen zu entfernen. Auch die Lage der Pfeilspitze macht mir große Sorgen. Nun, wo ich es genauer erkennen kann, zeigt sich, daß die Gelenkkapsel verletzt wurde. Vorsichtig arbeite ich mich zu den Wiederhaken in die Tiefe vor und versuche, dabei nicht mehr Muskelgewebe zu zerstören, als unbedingt nötig. Wenigstens sind die Sehnen unverletzt.

Acharns Schreie machen es mir immer schwerer, mich zu konzentrieren. Auch die Anspannung in ihrem Körper macht mir zusätzliche Schwierigeiten, da dadurch die Wunde unter meinen Händen immer wieder bewegt wird. Auch die "Ruhigstellung" durch die Lederriemen am Tisch kann das nicht verhindern. Wenn sie doch nur endlich bewußtlos würde...

Gerade, als ich die Widerhaken freibekommen habe und versuchen will, den Pfeil endlich zu entfernen, geht ein Ruck durch Alagwen´s Körper. Einer der Lederriemen hat ihr nicht standgehalten. Doch trotz der Qualen, die sie durchmacht, zeigt sie noch immer eine große Körperbeherrschung. Ihre freigewordene Hand umfaßt den Tischrand und verkrampft sich dort.

Zum Glück hat sich ihr Bein nicht sehr bewegt und ich kann jetzt den Pfeil ganz vorsichtig zurückziehen. Doch leider zeigt sich, daß einer der Widerhaken immer noch festsitzt. Um ihn freizubekommen, muß ich direkt an der Gelenkkapsel schneiden.

"Thinderyn, du mußt mir hier helfen. Halte das Bein ruhig, egal wie..."

Nickend stellt er sich neben mich und umfaßt Alagwen´s Bein mit einem festen Griff. Nocheinmal sehe ich mir die Lage des Widerhakens genau an, um die beste Möglichkeit zu finden, ihn herauszuschneiden. Ich sammle meine ganze Konzentration und schneide vorsichtig millimeterweise, bis ich endlich den Pfeil herausziehen kann. Erleichtert atme ich auf und wasche die Wunde grünlich aus. Dann verschließe ich die verletzte Gelenkkapsel mit einer kurzen Naht und danach versuche ich die verletzen Muskelfasern so gut wie möglich zu vernähen. Erst dann kann ich die Wunde verschließen.

Doch mir ist klar, daß damit noch nicht alles geschafft ist. Die große Wundfläche am Rücken muß unbedingt noch richtig versorgt werden, sonst ist die Infektionsgefahr einfach zu groß und das Fieber wird nicht abklingen können. Um die Hand will ich mich erst kümmern, wenn sie fieberfrei ist und das Schlafmittel wieder wirken kann.

Als ich mich Alagwen´s Rücken zuwende und den provisorischen Verband abnehme, höre ich ein unterdrücktes Würgen neben mir und einer der beiden jungen Männer läuft aus der Werkstatt. Während ich noch dabei bin, die Verletzung gründlich zu reinigen, spüre ich, wie sich Alagwen´s Körper entspannt. Erleichtert sehe ich Thinderyn an. Endlich ist sie bewußtlos geworden.

Nachdem auch ihr Rücken versorgt ist, wende ich mich doch noch ihrer Hand zu. Nach einer gründlichen Untersuchung der beiden gebrochenen Finger ist mir klar, daß es nicht ausreichen wird, sie einfach zu schienen. Die Knochen sind so sehr zertrümmert, daß ich die Bruchstücke einzeln zusammenfügen muß. Nach einigen Momenten der Überlegung entscheide ich mich, die Verletzungen doch sofort zu versorgen und erkläre Thinderyn, was ich plane. Er wird mir helfen müssen.

Es dauert noch beinahe drei Stunden, bis wir endlich die beiden Finger ordentlich versorgt haben. Éoreth hatte sich wieder erholt und die beiden jungen Männer sind uns behilflich gewesen. Sie haben irgendwie alles, was wir brauchten ganz schnell herangeschafft.

Nun helfen sie uns, Alagwen wieder zurück zu dem Unterstand zu schaffen, wo wir sie ins Stroh betten...

Geschrieben

Thinderyn:

Geschafft! Endlich!! Ich bin nicht nur für Alagwen erleichtert, sondern auch für mich. Ich hatte schon zwischenzeitlich überlegt, Rána zu fragen, ob ich nicht vielleicht einmal nach den Pferden sehen soll. Aber dann ist Alagwen zum Glück ohnmächtig geworden und meine gequälten Ohren haben endlich Ruhe. Meine Nerven leider nicht... Ich glaube Rána ja, daß er so vorsichtig wie möglich vorgeht. Trotzdem bin ich wirklich mehr als froh, als alles vorbei ist und Alagwen versorgt und verbunden im Stroh liegt.

Erleichtert streiche ich mir über die Stirn. Ein klebriges Gefühl läßt mich erstarren. Hastig nehme ich meine Hand herunter. Blut! An meinen Fingern!! Wundervoll!!! Und jetzt wohl auch an meiner Stirn. Mißmutig stelle ich fest, daß die klebrige Substanz sogar bis unter meine Fingernägel vorgedrungen ist. Gnädige Valar, laßt es hier Seife geben!

Es gibt welche!! Die Frau des Sattlers kommt mit heißem Wasser und frischen Tüchern, damit wir uns waschen können. Ich glaube, ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so über ein wenig Seife gefreut. Nachdem ich Hände und Stirn sorgfältig gesäubert habe (Die Stirn war gar nicht so einfach ohne Spiegel!), ziehe ich mein Obergewand und meinen Mantel wieder an. (In dieser Werkstatt könnte auch mal wieder Staub gewischt werden!)

Vorsichtig nähere ich mich der immer noch bewußtlosen Alagwen. Ich weiß nicht, ob ich ihr wünschen soll, daß sie bald aufwacht, will aber dabei sein, wenn es soweit ist. Rána wird bestimmt wieder lästern, daß ich so besorgt bin. Untypisch für mich, ich weiß! Mir egal! Abgesehen davon, was soll ich hier auch sonst groß machen?

Geschrieben

Galmod, der Sattler

Die Verbände, die ich vorbereitet habe, lege ich in einen Korb und humpele damit zur Werkstatt.

Bréodwyn nimmt mir den Korb ab und geht wieder zurück zu den anderen. Irgendwo zwischen den Elben und meinen Söhnen liegt Acharn auf dem Tisch.

Ich kann hier nicht helfen und bevor ich nutzlos herum stehe, gehe ich lieber. Bréodwyn ist gerade beschäftigt und ich nutze die Chance, dass sie mich nicht wieder ins Bett jagen kann. Also schaue ich kurz bei den Pferden vorbei. Ich versuche Acharns Schreie zu ignorieren, etwas, was Dúath und Tôr nicht können. Unruhig tänzelt der schwarze Hengst in dem Unterstand umher, den besorgten Blick auf das Werkstatt-Gebäude gerichtet. Acharns Hund rennt ebenfalls unruhig herum. Irgendwie scheint er instinktiv zu wissen, dass er Acharn der Hilfe Anderer überlassen muss. Aufgeregt streunt er vor der Tür umher, aus der die Schmerzensschreie kommen.

Ich setze mich wieder auf die Bank vor dem Haus. Ich klopfe auf die Schenkel und rufe Tôr zu mir.

"Komm her, Tôr...komm!"

Der große Hund gesellt sich zu mir. Ich graule ihn tröstend hinter den Ohren. "Du bist besorgt..." Traurige Augen schauen mich fragend an. "Acharn ist in guten Händen." tröste ich ihn.

Resigniert legt sich der große Hund mir zu Füßen in den Staub. Seinen schweren Kopf bettet er auf meinem Fuß. Konzentriert klebt sein Blick an der Tür der Werkstatt. Seine Ohren bewegen sich parallel zu Acharns Schreien.

Dann schreckt Tôr plötzlich hoch: Jemand rennt aus dem kleinen Gebäude heraus. Es ist Éoreth, der, die Hand vor dem Mund, um die Hausecke verschwindet. Würgenden Geräuschen sind zu hören.

Fast zeitgleich verstummen aber auch Acharns Schmerzenslaute aus der Hütte.

Kreideweiß kommt Éoreth zurück. Seine Knie scheinen aus Wachs zu sein. Er stützt sich kurz an der Hauswand ab, er zögert, doch dann betritt er wieder beherzt die Werkstatt.

Besorgtes Winseln zu meinen Füßen kommentiert die Ruhe, die hinter der Tür herrscht.

Ist Acharn tot? Nein, an Ránas Anweisungen kann man hören, das noch immer weiter an ihr herumoperiert wird. Acharn scheint das Bewußtsein verloren zu haben. Es ist besser so...für alle Beteiligten.

Ich beuge mich zu Tôr herunter und streichele ihn beruhigend.

"Es ist in Ordnung. Die Götter schickten Acharn nur in einen schmerzfreien Schlaf."

Wir nennen es 'Schlaf des Schmerzes', wenn jemand das Bewußtsein verliert, weil er die Qualen nicht mehr aushält. Dieser Schlaf ist wahrlich erlösend. Ich bin den Göttern sehr dankbar dafür, denn auch ich durfte ihn schon genießen.

Ich erinnere mich da an den Vorfall mit dem wilden Eber, der mir mit seinen Hauern die Wade aufriss und meinen treuen Hund tötete. Als mir die Wunde genäht wurde, war ich sehr dankbar, dass mich der 'Schlaf' sehr schnell einholte.

Unendlich langsam vergeht die Zeit, bis sich endlich etwas tut.

Bréodwyn kommt zuerst aus der Werkstatt. Ihr folgen die Männer, die Acharn auf einem Laken zum Unterstand herübertragen.

Tôr springt auf und schließt sich ihnen an. Aufgeregt geleitet er sie und weicht nicht von Acharns Seite, als sie ins Stroh gebettet wird.

Bréodwyn geht an die Viehtränke um sich die Hände zu wachen. Sie wirkt erschöpft. Sie sieht zu mir herüber.

"Galmod, was machst du hier?....du gehörst ins Bett!"

Als hätte ich es nicht geahnt, dass so etwas kommt.

"Ich hatte eigentlich gehofft, etwas über Acharns Zustand zu erfahren...aber gut...dann eben nicht!"

Ich stehe auf und mache Anstalten, mich wie ein gescholtener Hund ins Haus zurückzuziehen.

Bréodwyn kommt zu mir herüber, während sie ihre Hände an der Schürze abtrocknet.

"Verzeih mir, Liebling." Sie gibt mir einen versöhnlichen Kuss auf die Wange. "Es war sehr anstrengend...geh wieder ins Bett...wir erzählen dir später mehr...Acharn wird hoffentlich durchkommen. Die Elben waren ihre einzige Hoffnung!"

Nun gut, dann werde ich dem Wunsch meiner Frau mal nachkommen. Im Haus ziehe ich mir das Übergewand aus und lege mich wieder hin.

Geschrieben

Hagal, Zimmermann:

Ich weiß nicht, wie lange wir hier schon sitzen und hoffen und gleichzeitig fürchten, daß Acharn aufhört zu schreien. Tia klammert sich an mich. Plötzlich tritt Stille ein. Atemlos lauschen wir. Aber es bleibt still.

„Jetzt ist sie tot!“, flüstert Tia. „Nein“, antworte ich leise und höre wie meine Stimme bricht. Das Mädchen fängt wieder an zu weinen. Mir fällt nichts mehr ein, womit ich sie trösten könnte. Nach einer Weile, die mir wie eine Ewigkeit vorkommt, beruhigt sie sich wieder. Nur noch vereinzelte Schluchzer lassen ihre Schultern zittern. Schließlich wischt sie sich mit dem Ärmel über die Nase und fragt leise: „Bringst du mich jetzt nach Hause, Hagal?“ Ich überlege fieberhaft, wie ich sie noch ein wenig aufhalten kann. Wer weiß, ob Acharns Behandlung tatsächlich schon abgeschlossen ist? Und was ist, wenn sie tatsächlich nicht überlebt hat? Ich habe selbst Angst, hinzugehen und es herauszufinden. Ein Blick auf Tias vom Weinen gerötetes Gesicht bringt mir einen Gedanken, der wenigstens ein wenig Aufschub verspricht.

„Gleich... aber vorher solltest du dein Gesicht ein wenig waschen.“ Ich versuche ein Lächeln. „So kannst du deinen Elben doch nicht unter die Augen treten. Außerdem hast du bestimmt Durst, oder?“ ?“ Tia nickt. Vom vielen Weinen muß ihre Kehle ganz trocken sein. Sie bleibt aber noch sitzen und sieht mich an. „Wer war das, Hagal?“Sie fährt vorsichtig mit dem Finger über meine Narbe im Gesicht. Ich spüre wie ich zurückzucke. „Orks!“Sie zieht die Hand zurück. . „Tut es noch weh?“Ich drehe das Gesicht weg. „Manchmal schon.“ – „Erzählst du mir wie das passiert ist?“ Ich zögere. „Vielleicht... aber jetzt nicht. Komm mit ins Haus. Ich hole dir etwas zu trinken und Wasser, damit du dein Gesicht kühlen kannst.“

Wir gehen durch die Werkstatt und meine herumliegende Arbeit läßt endlich eine rettende Idee in meinem Kopf entstehen. „Tia, die Schalen, die deine Mutter bei mir bestellt hat, sind so gut wie fertig. Sie müssen nur noch fertig geschliffen und dann noch eingeölt werden. Ich hatte ihr versprochen, sie nachher vorbeizubringen. Ich würde sie noch gerne fertig machen, und dann gleich mitbringen. Kannst du noch so lange warten?“Sie nickt. Sie scheint wie ich genauso hin und her gerissen zu sein zwischen Furcht und dem Wunsch, hinzugehen.

„Du kannst ruhig hier in der Werkstatt bleiben. Siehst du, Aefnung leistet dir Gesellschaft.“ Ich deute auf eine Tür, die auf die Weide hinausführt und durch die der Rappe gerade seinen Kopf steckt. Tia geht zu dem Tier, das seine kleine Freundin mit einem sanften Schnauben begrüßt.

Ich hole einen Becher, eine Schale, ein Tuch und frisches Wasser. Tia trinkt durstig, während ich ihr mit dem Tuch das Gesicht kühle. Bald sind die roten Flecken auf ihren Wangen verschwunden. Als ich mich den beiden halbfertigen Schalen zuwende, kommt sie neugierig näher. Der Griff der einen Schale ist wie ein galoppierendes Pferd geformt. Tia zieht geräuschvoll die Nase hoch und zeigt auf die Schale. „Das ist hübsch. Ist das Thunor?“ Ein leises Wiehern aus Richtung der Tür verrät mir, daß auch der Graue jetzt seinen Kopf hindurchsteckt und seinen Namen gehört hat. „Kann sein. Die beiden haben mir jedenfalls beim Schnitzen Gesellschaft geleistet.“Ich mache mich daran, der Schale den letzten Schliff zu geben. Tia schaut eine Weile zu und fragt dann: „Kann ich dir helfen?“ Kurze Zeit später sitzt sie da und schleift mit voller Konzentration die andere Schale. Mein Plan hat funktioniert! Warum ist mir das bloß nicht eher eingefallen? Als beide Gefäße fertig geschliffen und geölt sind, mache ich mich mit Tia an der Hand auf zu Galmods Hof.

Als wir uns dem Hoftor nähern, werden wir beide unbewußt langsamer. Was wird uns hier erwarten?

Geschrieben

Ardan

Auf dem Weg zum Orklager denke ich mit Erleichterung daran, daß Acharn entkommen konnte. Doch sie sah nicht gut aus. Aber nun muß ich mich ersteinmal um meine Aufgabe kümmern.

Als ich in die Nähe des Orklagers komme, lasse ich mein Pferd zurück und schleiche mich vorsichtig näher. Nichts ist von den Orks zu hören. Endlich kann ich deren Lager sehen und es scheint verlassen zu sein. Doch bevor ich es betrete sehe ich mir erst noch die Umgebung genauer an. Auch hier sind keine Orks zu finden und so beginne ich schließlich damit, das Orklager zu durchsuchen. Alles sieht nach einem überstürzten Aufbruch auf. In den Zelten sind die meisten Sachen wild durcheinandergeworfen, als hätte jemand in Zeitnot etwas gesucht. Ein Zelt ist scheinbar zusammengebrochen gewesen und die Plane wurde auf die Seite geworfen. Ich schaue mir oberflächlich an, was an Zeug hier liegengeblieben ist. Das meiste sind scheinbar überzählig gewordene Waffen und Rüstungsteile, etwas Verpflegung, so eklig, daß ich gar nicht darüber nachdenken möchte, daß soetwas eßbar sein könnte. Viel Unrat liegt überall verstreut und von einem Stapel Leichen am Rande des Lagers geht ein ekelhafter Verwesungsgeruch aus. Doch nicht hier deutet darauf hin, daß die Orks eine Rückkehr geplant haben könnten und die Spuren, die ich finden kann, legen die Vermutung nahe, daß es nur noch wenige waren, die lebend von hier verschwanden...

Gerade als ich mich schon auf den Rückweg ins Dorf machen will, fällt mir ein kleines Häufchen Zeug auf, daß anders aussieht als der Rest, irgendwie nicht so... schmutzig. Ich schaue nocheinmal genauer nach und finde eine Lederrüstung und ein Kettenhemd, die mir bekannt vorkommen. Ich suche in der näheren Umgebung erneut, ob sich noch weitere Sachen finden, die von den Gefangenen stammen und finde tatsächlich auch noch die Waffen und Ausrüstung meiner Krieger. Ich sammle davon ein, was ich tragen kann und nehme es mit, als ich mich nun endlich wirklich auf den Rückweg mache. Wir werden später nocheinmal hierherkommen und für Ordnung sorgen.

Geschrieben

Hagal, Zimmermann:

Als wir Galmods Hof betreten, begegnet uns Bréodwyn. Sie sieht erschöpft und angegriffen aus. Tia läuft auf sie zu und legt die Arme um sie. „Mama, was ist mit Acharn?“ – „Sie lebt und schläft jetzt. Du kannst nachher zu ihr. Laß sie jetzt ein wenig ruhen.“

Ich komme zögernd näher. „Ich habe die Schalen fertig. Wenn du nichts dagegen hast, bringe ich sie ins Haus und sehe noch kurz bei Galmod vorbei.“Bréodwyn nickt müde. „Tu das ruhig, Hagal. Er ist sowieso kaum im Bett zu halten.“

Ich gehe auf das Wohnhaus zu. „Hagal!“ Ich bleibe stehen. Bréodwyn sieht mich über Tias Kopf hinweg an. „Danke.“ In ihren Augen kann ich sehen, daß sich ihr Dank nicht nur auf die beiden Schalen bezieht sondern auch darauf, daß ich mich um ihre Tochter gekümmert habe. Ich nicke ihr zu.„Du weißt, daß ich das gerne tue.“

Im Haus stelle ich die Schalen auf den Tisch und gehe zu Galmod, der wieder brav im Bett liegt. „Ich habe euch die bestellten Schalen und eure Tochter mitgebracht. Wie geht es dir? Bréodwyn hat mir erzählt, daß du die Anweisungen der Heilerin wieder vernachlässigt hast.“

Tia ist mir ins Haus gefolgt. Sie nimmt die Schalen vom Tisch und trägt sie zu Galmod. „Sieh nur, Papa! Ich habe Hagal geholfen.“

Geschrieben

Galmod, der Sattler

Ich muss mir selbst eingestehen, dass es gar nicht so schlecht ist, wieder im Bett zu liegen. Meine verkrampften Rippen entspannen sich, das Schwindelgefühl läßt nach und das Pochen in meinem Schädel wird weniger.

Ich bin kurz davor, einzunicken, als jemand kommt. Die dunkle Silhouette im Türrahmen kann nur einer sein. Hagal betritt das Haus und stellt etwas auf den Tisch.

„Ich habe euch die bestellten Schalen und eure Tochter mitgebracht. Wie geht es dir? Bréodwyn hat mir erzählt, daß du die Anweisungen der Heilerin wieder vernachlässigt hast.“

"Hallo Hagal, freut mich, dich zu sehen. Mir geht es soweit ganz gut. Es gibt welche, denen geht es wesentlich schlechter..." deute ich an.

Tia kommt stolz mit den Schalen zu mir ans Bett gelaufen.

"Du hast Hagal geholfen?" Ich betrachte die kunstvoll geschnitzten Schalen. "Die sind wirklich sehr schön geworden. Danke. Setzt dich doch Hagal...und wenn du magst, da im Krug ist noch etwas Bier... Was hat denn Bréodwyn wieder erzählt? Anweisung der Heilerin vernachlässigt? Blödsinn. Ich habe mir nur ein wenig frische Luft gegönnt und auf der Bank draussen gesessen. Ich möchte dich erleben, wenn man dir wegen ein paar kleiner Lapalien verbietet das Haus zu verlassen...Mir geht es blendend!" lüge ich.

"Nennst du das eine Lapalie?" quiekt Tia vergnügt und knufft mich in die Seite. Mein kurzer Schmerzensschrei und ein reflexartiger Griff an meine linke Seite wiederlegen meine Argumente.

"Au! Du kleines Biest!" lache ich mit zusammengekniffenen Zähnen. Sie weiß genau, dass sie sich bei mir fast alles erlauben kann...aber ich krieg sie noch dran.

"Hagal, kannst du eine Tochter gebrauchen? Ich schenk dir die hier....die ist mir zu wild!"

"Papa kann es nur nicht ertragen, dass er mir ausgeliefert ist!" Tia schiebt trotzig ihre Unterlippe nach vorne."Er kann sich ja nicht einmal bücken, um die Schuhe anzuziehen, so weh tut ihm alles..."

Ich ignoriere Tias Bemerkung.

"Also,Hagal, was ist? Kannst Du sie gebrauchen?" Ich preise Tia weiter an: "Sie kümmert sich fürsorglich um Verletzte... ist ausgezeichnet, was die Pflege von Pferden betrifft... ist fleissig im Haushalt...kann die feinste Wolle spinnen...hat eine hübsche Singstimme... ist handwerklich begabt......klettert gerne auf die höchsten Bäume...kann hervorragend die Jungs aus der Nachbarschaft verprügeln...ist Meisterschützin mit der Steinschleuder...kann schriller Kreischen, als Harwyns verfluchter Gockel...Sie wäre ein hervorragender Wachhund für deinen Hof, Hagal...Ich biete sie dir als Bezahlung für die Holzschälchen." zwinkere ich Hagal zu.

Tia hält es für nötig, noch etwas zu ergänzen: "...und ich kann Kirschkerne weiter spucken als jeder andere hier im Dorf..."

"Was ist denn hier los?" gerade hat meine Frau das Haus betreten.

"Ach nichts, Schatz...ich verhökere nur gerade unsere Tochter...die Kleine ist lebensgefährlich...wegen ihr muss ich glatt noch weitere vier Wochen im Bett liegen bleiben."

Bréodwyns herzhaftes Lachen ist sehr erfrischend. Die Anspannung scheint ein wenig von ihr gewichen zu sein.

Sie schneidet etwas Brot und stellt es zusammen mit einem Topf auf den Tisch.

"Hagal, wenn du magst...hier ist frisches Brot und Honig."

Dann kommt sie mit einer großen Schüssel und einem Stapel weißer Tücher zu mir ans Bett...Mir schwahnt Böses...aus einem kleineren Gefäß riecht es verdächtig beißend nach Kräutern und in der Schüssel schwappt Wasser.

"Willst Du mich auch gleich mit an Hagal verschachern, oder darf ich dir vorher noch die Umschläge wechseln?" fragt sie. Ich habe keine Chance auf Gegenwehr, als sie mir das Gewand über den Kopf zieht und die Bandagen abwickelt.

"Jetzt kriegst du Papas bunte Rippen auch mal zu sehen, Hagal."

Tia ist entzückt, dass mein alter Freund jetzt was zu sehen bekommt.

"Wenn ich noch einmal die Chance hätte...ich würde mir nie wieder eine Frau und eine Tochter zulegen." grummele ich zum Spaß, was Bréodwyn sofort mit einem klitschnassen, kalten Lappen quittiert, den sie mir auf die Rippen klatschen läßt. Mir stockt der Atem...

"Männer...große Helden spielen und es sich sich nicht eingestehen können, wenn sie mal auf zarte Frauenhände angewiesen sind." Vorsichtig wischt meine Frau die Kräuterreste ab, bevor sie mir einen neuen Umschlag verpaßt.

"Es sieht schon viel besser aus, als gestern." beurteilt sie meinen Zustand. "Die Schwellung ist schön zurückgegangen."

Ein Blick auf meine linke Körperhälfte offenbart mir ein prächtiges Farbenspiel. Von Schwarzblau über grüngelb bis hin zu violett finden sich hier alle Farbschattierungen...aber tatsächlich: Die Schwellung scheint ein wenig zurückgegangen zu sein.

Nach dem Verbandswechsel hilfst sie mir wieder ins Gewand.

"So, und jetzt zeig mir mal deinen Knöchel..." befiehlt sie mir freundlich.

Schicksalsergeben strecke ich ihr meinen badagierten Fuß hin.

Geschrieben

Fréawyn

Während Cainwyn den Tee aufbrüht, entdecke ich Castanda in der Ecke.

Hallo, du bist ja wach!, lächle ich sie an. Wenn du Hunger hast, in dem kleinen Schrank neben dem Herd ist noch Brot und Milch ist hinten in der kleinen Kammer.

Dann wende ich mich wieder Riadh zu. Von einem alten Leinenhemd reiße ich ein paar Streifen herunter, um etwas zu haben, mit denen ich die Schnitt- und Schürfwunden verbinden kann. Mehr Sorgen als die nicht sehr tiefen Verletzung bereitet mir, das mein kleiner Bruder immer noch nicht aufgewacht ist.

Als Cainwyn mit der vollen Tasse zurückkommt, nehme ich sie ihr vorsichtig aus der Hand und flöße Riadh langsam und schlückchenweise das heiße Gebräu ein.

Geschrieben

Hagal, Zimmermann:

Ich bin froh, daß Tia wieder fröhlicher ist, jetzt wo sie weiß, daß Acharn noch lebt. Ihre Tränen von vorhin bleiben natürlich unter uns.

„Hmm. Das mit der Steinschleuder habe ich bemerkt.“ .“ Ich reibe mir demonstrativ die kleine Beule an meiner Stirn, das Überbleibsel von unserer „Kampfübung“. Das Mädchen strahlt stolz. „Ich könnte jemanden gebrauchen, der meine Wäsche wäscht.“ Ich weiß genau, daß Wäschewaschen nicht unbedingt zu Tias Lieblingsbeschäftigungen gehört. Und sie weiß, daß ich das weiß. Sie streckt mir die Zunge heraus. Ich grinse zurück.

„Aber als Bezahlung für die Schalen kann ich sie nicht annehmen. Sie hat doch dabei mitgeholfen.“ – „Genau!“ Tia ist natürlich meiner Meinung. „Ich könnte dir doch in der Werkstatt Gesellschaft leisten, damit du nicht so alleine bist. Und du erzählst mir dann Geschichten.“ – „Ah ja... ich erzähle dir Geschichten, damit ich nicht so alleine bin?“ – „Ja!“Es wird nicht mehr lange dauern und für diesen Augenaufschlag werden ihr die jungen Männer des Dorfes reihenweise zu Füßen liegen! „Da hätte ich dann wohl innerhalb kürzester Zeit mehr Fransen am Mund als dein Vater an einem Geschirr anbringen kann!“

Bréodwyn kommt herein, um Galmod neu zu verbinden. "Hagal, wenn du magst...hier ist frisches Brot und Honig." - "Sehr gerne, du weißt, daß ich deinem frischen Brot nicht widerstehen kann."

Bréodwyn wechselt Galmods Verbände. "Jetzt kriegst du Papas bunte Rippen auch mal zu sehen, Hagal." Dieser Anblick muß natürlich gebührend bewundert werden. "Sehr hübsch, wirklich. Besonders dieses Schwarzviolett ist dir gut gelungen, Galmod. Es sticht so schön von diesem Grüngelb dort ab."

Geschrieben

Galmod, der Sattler

"Sehr hübsch, wirklich. Besonders dieses Schwarzviolett ist dir gut gelungen, Galmod. Es sticht so schön von diesem Grüngelb dort ab."

"Danke, Hagal, du weißt, dass ich ein Ästhet bin. Ich gebe mir bei so etwas immer Mühe."

Tia geht Bréodwyn zur Hand. Sie hält meinen Fuß hoch, während meine Frau einen neuen Umschlag um den Knöchel herum macht.

Plötzlich fängt meine Kleine an zu kichern.

"Was ist denn nun schon wieder?" frage ich und fast fürchte ich mich vor der Antwort.

"Weißt du, an was mich das hier erinnert?" Tia grinst mich frech an. "Das ist wie beim Schmied, wenn ich die Hufe halte, während mein Pferd neue Eisen bekommt!"

Ich höre, wie Hagal sich fast an seinem Brot verschluckt.

"Jaja, lacht ihr nur!" grummel ich gespielt beleidigt. " Tia, es freut mich ja, dass du wieder so guter Laune bist, aber hast du nicht zufällig noch etwas anderes zu tun? Irgendetwas....draussen?"

"Darf ich zu Acharn?"

Bréodwyn schaut ihre kleine Tochter an. "Na gut, aber stör' sie nicht...sie braucht Ruhe!"

"Ich bin ganz vorsichtig!" beteuert sie. Bevor sie geht schaut sie zuerst zu meinem verbeulten Helm und wirft mir dann einen fragenden Blick zu.

"Jaja, nimm ihn mit!" erlaube ich ihr.

Tia zieht ihn an und huscht nach draussen.

Ohne ein weiteres Wort packt meine Frau meinen Fuß wieder ins Bett und legt die Decke drüber.

"Danke, Liebes!" lächele ich sie an. "Ich muss zugeben, ohne Dich ginge es mir noch lange nicht so gut! Was ist mit unseren Gästen?"

"Unsere Söhne kümmern sich um sie. Wir können den Göttern danken, dass sie kamen. Ohne ihre Heilkunst hätte Acharn keine Chance gehabt."

Bréodwyn wirft einen Blick zur Tür hinaus. Die Elben sind mit ihren Pferden beschäftigt. Tia hat sich auf einen der Querbalken des Unterstandes gesetzt.

Sie streichelt Dúath's Nase, der sie freundlich beschnuppert und den übergroßen Helm auf ihrem Kopf anstubbst. Sie tuschelt leise mit ihm. Der Rappe hat seine Unruhe abgelegt, seit Acharn bei ihm im Stroh liegt.

Irgendwann beginnt Tia ganz leise zu singen.

Hwær cwóm helm? Hwaer cwóm byrne?

Hwær cwóm feax flówende?

Hwær cwóm hand on hearpestrenge?

Hwær cwóm scir fýr scinende?

Hwær cwóm lencten and hærfest?

Hwær cwóm héah corn weaxende?

Hwá gegaderath wuduréc of

wealdholte byrnende?

Oððe gesiehth of gársecge

ðá géar gewendende? *

Es ist eines ihrer Lieblingslieder und selbst die Elben scheinen kurz aufmerksam zu werden, sei es durch die fremde Sprache, oder durch die klare Stimme der Kleinen.

Hier im Haus kann ich die Worte zwar nicht genau verstehen, aber ich erkenne die Melodie. Das Lied hat sie von Bréodwyn gelernt, die es wiederum von ihrem Vater hat.

_______________________________________

*'Where is the helm and the hauberk,

and the bright hair flowing?

Where is the hand on the harp string,

and the red fire glowing?

Where is the spring and the harvest

and the tall corn growing?

Who shall gather the smoke of

the dead wood burning?

Or behold the flowing years

from the Sea returning?'

Geschrieben

Cainwyn

Sie nimmt die Tasse und ich sehe das der junge langsam trinkt aber nicht erwacht. Am besten wir bringen ihn ins Bett-er brauchst jetzt viel Ruhe sage ich leise zu Freawyn und helfe ihr den kleinen vorsichtig zu tragen. Sie will an seiner Seite bleiben und so kehre ich in die Stube zurück und kümere mich um das Frühstück. Obwohl ich wirklich nicht gut kochen kann, schaffe ich es eine warme Brühe zu zaubern.

Geschrieben (bearbeitet)

Thinderyn:

Nachdenklich betrachte ich die schlafende Alagwen. Ihr langes dunkles Haar rahmt wirr ihr Gesicht ein und läßt es noch blasser wirken. Sie scheint jetzt ganz entspannt. Ich kann immer noch nicht glauben, was sie vorhin gesagt hat. Amlaith soll tot sein? Sie muß sich geirrt haben! Rána sagte etwas von Fieber. Vielleicht hat sie fantasiert? Ich muß ihn fragen!

Rána steht bei Alagos. Ich gehe zu den Pferden hinüber. Gerade will ich meine Frage stellen, da sehe ich seinen mir in den letzten Tagen sehr vertraut gewordenen Gesichtsausdruck: „Thinderyn, jetzt nicht!“. Rána will nicht reden. Nicht nur nicht über Alagwens Fieber sondern über gar nichts, wie es aussieht. Ich mache meinen Mund unverrichteter Dinge wieder zu. Da ist ja eine Fußbodenplatte in Thranduils Hallen gesprächiger! Was hatte ich mit denen schon anregende Gespräche, wenn mich mein Vater mal wieder zu einer dieser nicht enden wollenden, langweiligen Audienzen geschleppt hat. „Wenn du später ein Amt bei Hofe annehmen willst, mein Sohn, mußt du dich frühzeitig mit seinen Gepflogenheiten vertraut machen!“ Ja, ja, ja... das ist ja das Problem... ich will nicht!! Kann ich mit dem Vertrautmachen nicht anfangen, indem ich auf unseren Prinzen aufpasse? Das ist wenigstens nicht so langweilig. Aber wenn ich meinem Vater diesen Vorschlag mache, bekomme ich nur vorgeworfen, ich würde meine Flausen auch noch auf andere übertragen. Pah! Dabei bin ich gar nicht derjenige, die, nach Meinung meines Vaters, „dummen“ Ideen hat... zumindest nicht immer!

Meine Gedankengänge werden durch eine samtigweiche Pferdenase an meinem Ohr unterbrochen. Mithroval versucht vorsichtig, die Spitze meines Ohres zwischen die Lippen zu nehmen, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Liebevoll nehme ich sein Maul in die Hand. „Mith! Du zerzaust meine Frisur! Laß das!“Ich drehe mich zu dem großen Grauen um. Er reibt seine Stirn an meine Brust und ich kraule seine Kehle. „Jetzt zerzaust du deine Frisur, mein Bruder.“.“ Der Hengst schnaubt leise und sieht mich mit seinen großen dunklen Augen an.

Leichte Schritte nähern sich. Als ich mich umdrehe, sehe ich die kleine Tochter des Sattlers auf unseren Unterstand zukommen. Zumindest scheint sie es zu sein. Ihr Kopf steckt in einem viel zu großen, zerbeulten Helm. Sie sieht nach Alagwen und Duath. Dann setzt sie sich auf einen Balken und fängt an zu singen. Die Worte klingen fremdartig für meine Ohren. Als das Lied zu Ende ist, dreht sich die Kleine zu mir um und strahlt mich an. „Gefällt dir das Lied, Thin? Das hat mir meine Mutter beigebracht.“ Ich nicke. „Es ist hübsch.“ - "Hat dir deine Mutter auch Lieder beigebracht?" - "Nein." Soll ich jetzt etwa singen?? Das fehlte ja gerade noch! Sie hüpft von ihrem Balken und umarmt mich. Wieder bin ich so überrascht, daß ich einfach stehen bleibe. „Mama, hat gesagt, wenn ihr nicht gewesen wärt, würde Acharn nicht mehr leben.“ Ich schaffe es wenigstens noch, den Nasenschutz des Helms, der mir in den Bauch sticht, beiseite zu schieben. „Da kann sie Recht haben. Rána ist ein Meister der Heilkunst.“ Ich überlege, wie ich mich am geschicktesten aus ihrer Umarmung schälen kann, bevor Rána dazukommt und spottet.

Bearbeitet von Celeb-Gil
Geschrieben

Hagal, Zimmermann:

Ich hole mir einen Stuhl und mache es mir mit einem Honigbrot an Galmods Bett gemütlich. Von draußen hört man Tia singen.

"Bis deine Frauen dich wieder freilassen, Galmod, könnten wir doch einen Vorschlag deiner klugen Tochter in die Tat umsetzen. Während ich hier dein Brot und deinen Honig verspeise und dir helfe, deine Langeweile zu vertreiben, könntest du mir doch was erzählen."

Ich grinse ihn fröhlich an. "Bei euch scheint in den letzten Stunden etwas mehr losgewesen zu sein als bei mir." Ich werde wieder ernst. "Tia hat mir nur erzählen können, daß die Elben wieder da sind und Acharn mitgebracht haben. Dann wurde sie unterbrochen und ich habe mir den Rest selbst zusammengereimt." Bei dem Gedanken an die Augenblicke? .... Stunden??? auf der Bank spüre ich wie ich das Gesicht verziehe.

Düster füge ich hinzu: "Ich hoffe, daß zumindest ein paar von denen, die Acharn und die Elben aus Firias jagen wollten, heute von ihrem schlechten Gewissen eine schlaflose Nacht beschert bekommen!"

Geschrieben

Thinderyn:

Vorsichtig greife ich hinter mich und pflücke erst Tias eine Hand von meinem Rücken, dann die andere. Gleichzeitig mache ich einen Schritt nach hinten. Ich halte ihre Hände fest, bevor sie mich wieder einfängt.

„Wir sollten wieder zu Alagwen... Acharn gehen und warten, daß sie aufwacht.“

Diese Bemerkung lenkt sie ab. „Ja, laß uns zu ihr gehen!“!“ Sie zieht mich an einer Hand hinterher. Bei Alagwen angekommen, setzt das Mädchen sich ans Krankenlager. Sie nimmt den großen Kopf des Hundes, der immer noch am Bett Wache hält und legt ihn auf ihren Schoß. Ich hole mir einen Schemel und setze mich auch dazu. Das Kind sieht zu mir hoch: „Singst du mir jetzt was vor? Mama hat erzählt, daß ihr Elben wunderschöne Lieder singt.“ Oh nein! Nicht schon wieder!! „Deine Mutter scheint dir ja viel zu erzählen.“ – „Ja!“ Sie strahlt mich an. „Was ist? Singst du jetzt?“ – „Lieber nicht. Das könnte Alagwen stören.“ Sie ist enttäuscht, scheint aber meine Ausrede... mein Argument! zu akzeptieren.

Ich bin erleichtert aber mir ist klar, daß ich mir noch mehr einfallen lassen muß. Mir ist sowieso nicht klar, was ich machen soll, bis Alagwen aufwacht. Ich sehe meinen Köcher an einem Pfosten lehnen. Das ist es! Hatte ihr Vater nicht gesagt, ich kann ihr sagen, wenn ich etwas brauche? „Tia?“ – „Ja?“ – „Kannst du mir ein weiches Tuch und etwas Öl besorgen? Ich möchte meine Waffen putzen.“ – „Natürlich!“ Sie schiebt den Hundekopf von ihrem Schoß und rennt davon.

Ich hole meine Waffen und mache mich an die Inspektion. Ich ziehe mein Schwert. Die Klinge ist leicht gekrümmt und aus gebläutem Stahl. Je nach Lichteinfall spielen alle Farben des Regenbogens über ihre Krümmung. Wie jedes Mal bewundere ich, wie perfekt ausbalanciert die Waffe in meiner Hand liegt. Spielerisch gehe ich ein paar Routineangriffe durch. Tia kommt zurück und starrt mich mit offenem Mund an. „Sieht das schön aus!“ – „Danke.“ Ich setze mich wieder hin. . „Hat es einen Namen? Das Schwert von meinem Papa hat einen Namen.“ – „Ja, es heißt Ninniath. Das heißt in eurer Sprache „Regenbogen.“ Prüfend betrachte ich das Schwert. Natürlich! Wie ich mir gedacht hatte. In der fein geätzten und mit Silber ausgelegten Rankenverzierung hängt noch Orkblut. Ich verziehe angewidert das Gesicht. Nachdem ich mein Schwert geputzt habe, kümmere ich mich auch noch um meine Pfeile und die Wurfmesser. Tia sieht mir fasziniert zu. Das Singen hat sie hoffentlich fürs Erste vergessen. Sie plappert munter drauf los.

"Eure Schwerter sehen ganz anders aus als unsere. Der Griff ist fast so breit wie die Klinge und ihr habt gar kein Parierstück. Ist das Silberfiligran da am Griff? Das ist eine hübsche Ranke!"

Geschrieben

Rána

Alagwen liegt versorgt im Stroh des Unterstandes, doch ihr Zustand bereitet mir immer noch große Sorge. Das Fieber ist in den letzten Stunden bedenklich gestiegen und ihr fehlender Lebenswille macht die Situation auch nicht gerade besser.

Ich sehe, dass das Mädchen es sich mit Thinderyn bei Alagwen bequem gemacht hat. Das ist gut, denn so kann ich mich nun daran machen, einen fiebersenkenden Sud herzustellen. Mit den benötigten Kräutern und anderen Zutaten gehe ich zum Haus hinüber.

In dem großen, etwas dunklen Raum sind drei Menschen. Einer, wohl der Hausherr, hütet das Bett. Ich habe mitbekommen, dass auch er verletzt wurde. Ein weiterer Mann hat es sich bei ihm am Bett bequem gemacht und die beiden unterhalten sich wie langjährige Freunde. Bréodwyn ist am Herdfeuer beschäftigt, doch als sie mich eintreten sieht, eilt sie mir entgegen und führt mich zu ihrem Mann: „Galmod, dies ist Rána. Er hat Acharn versorgt. Rána,...“ sie deutet auf den Bettlägrigen: „das ist Galmod und hier ein guter Freund, Hagal.“

Ich neige meinen Kopf und bedanke mich: „Seid gegrüßt. Ich danke euch für die freundliche Aufnahme und die Unterstützung, die ihr uns zuteil werden lasst. Alagwen, oder Acharn, wie sie sich bei euch genannt hat, wird eurer Hilfe noch lange bedürfen....“

Nach einem kurzen Gespräch beginne ich mit Bréodwyn alles vorzubereiten, was ich brauchen werde. Während die Kräuter im heißen Wasser ziehen, wende ich mich an Galmod: „Ich könnte die Wartezeit nutzen, und mir einmal eure Verletzungen ansehen. Ich habe viel Erfahrung als Heiler...“

Geschrieben

Galmod, der Sattler

Eine ganze Weile berede ich mit Hagal so einige der Dinge, die geschehen sind oder geschehen könnten.

Éoreth hat zwischenzeitlich auch die Zeit gefunden, uns zu erzählen, wie die Elben Acharns Wunden versorgt haben.

Bei seinem Bericht wundert es mich nicht, dass das Essen eines meiner Jungen den Weg in den Misthaufen gefunden hat.

Um nicht ganz so untätig hier herumzuliegen habe ich mir zumindest eine leichte Arbeit zur Hand genommen.

Auf meine Bitte hin hat mir Éoreth aus der Werkstatt das reparaturbedürftige Werkzeug und ein Bündel mit Lederstreifen gebracht.

Jetzt habe ich mal Zeit, endlich die Griffe an den Messern neu zu umwickeln. Viel zu lange habe ich das vernachlässigt. Aber so etwas schiebt man ja doch gerne vor sich her, mit der Ausrede es irgendwann im Winter mal zu machen.

Hagal hat Recht, wenn er meint, dass wohl hoffentlich einige des Dorfes wenig Schlaf finden werden. Man könnte es ihnen nur wünschen. Diese Holzköpfe. Durch die Gefahr sind sie sogar blind für die geworden, die ihnen beistehen wollen.

Irgendwann betritt einer der Elben das Haus. Rána ist sein Name. Zusammen mit meiner Frau bereitet er Medizin für Acharn zu. Irgendwie ist es ein wenig befremdlich. Dieser schlanke, hochgewachsene Mann, der sich mit gerade erschreckender Eleganz bewegt, scheint irgendwie nicht hierher zu passen. Es beschämt mich ein wenig, ihn hier in meinem bescheidenen und dunklen Haus zu sehen. Der gestampfte Lehmboden, die Holztruhen, die Töpfe über dem Feuer...das alles erscheint mir in seiner Gegenwart plötzlich so schwer und plump.

Ich glaube, ich beginne jetzt die Geschichten zu begreifen, die mir zu Ohren gekommen sind, über den Zauber, den Elben um sich verbreiten.

Ich wünschte, ich könnte meinen Gästen etwas eleganteres bieten, als das bäuerliche Gehöft eines Handwerkers.

Eine Weile später kommt Rána erneut zu mir herüber und bietet mir an, sich meine Verletzungen anzusehen.

Irgendwie ist es mir unangenehm und ich versuche die Sache zu umgehen.

"Das ist sehr freundlich von euch, aber ich denke nicht, dass es nötig ist. Die Verbände wurden eben gerade frisch angelegt und das Bilsenkraut hilft gut gegen die Schmerzen. Es sind nur ein paar geprellt Rippen und ein verstauchter Fuß...Es war ein Sturz vom Pferd, als mir einer der Orks in die Zügel gesprungen ist. Ihm habe ich es auch zu verdanken, dass ich wegen einer Gehirnerschütterung von unserer Heilerin ins Bett verwiesen wurde. In zwei Tagen darf ich wieder aufstehen."

Warum habe ich nur das Gefühl, dass es gerade sehr unhöflich von mir war, Ránas Angebot abzulehnen? Da steht dieser große, ehrfurchtsgebietende Mann an meinem Bett und ich fühle mich wie ein kleines Kind. Kommt es mir nur so vor, oder scheinen seine Augen selbst im leichten Dämmerlicht, dass hier drinnen herrscht, zu leuchten. Fast scheint es, als blicke man in einen See, der das Licht der Sterne wiederspiegelt.

In meinen Kopf beginnen die Worte zu rasen...verzweifelt suche ich die zwei oder drei elbischen Worte zusammen, die ich irgendwann einmal aufgeschnappt habe.

Was heißt noch einmal 'danken' oder 'Dank'?

Ich fange an, irgendetwas vor mich hinzustottern.

"Hennan..henni...nein...honn le..."

Hagal schaut mich besorgt an.

"...hinnu....ah, nein! Jetzt habe ich es: Hannon le!"

Ránas Blick merke ich an, dass er verstanden hat.

"Aber dürfte ich euch um etwas anderes bitten? Mein Wallach...ihn hat der Sturz wohl auch ein wenig mitgenommen. Zwar ist er äußerlich nicht verletzt, doch war sein Gang auf dem Heimritt ein wenig steif. Tia meint, Arawn, das ist sein Name, würde immer noch ziemlich verkrampft laufen und er läßt den Kopf so hängen. Wenn ihr ihn euch einmal ansehen könntet, wäre ich euch sehr zu Dank verpflichtet."

Geschrieben

Thinderyn:

Während ich ein letztes Mal die Klingen meiner Messer putze, beginnt Alagwen, sich zu bewegen. Sie wird unruhig. Aha! Sie scheint endlich aufzuwachen. Sie ist noch immer sehr bleich aber auf ihren Wangen zeigen sich jetzt rötliche Flecken.

„Amlaith! Amlaith!“ Ich knie mich zu ihr herunter. „Amlaith ist nicht hier, Alagwen. Das weißt du doch.“ .“ Sie scheint mich nicht zu hören. Sie murmelt etwas, das ich nicht verstehe. Ich beuge mich tiefer. „Was hast du gesagt?“ Irgendetwas stimmt nicht. Vorsichtig strecke ich die Hand aus und fühle ihre Stirn. Erschrocken ziehe ich die Hand wieder zurück. Die Stirn ist glühend heiß! Ich versuche die Ruhe zu bewahren.

„Tia! Bitte hole schnell Rána. Ich glaube, er ist vorhin ins Haus gegangen.“ Tia rennt ins Haus. Ich sehe ihr nach und überlege verzweifelt, was ich jetzt als nächstes tun soll.

„Thin!“ Ich fahre aus meinen Gedanken hoch und drehe mich wieder zu Alagwen um. Haben sich ihre Sinne wieder geklärt? Erkennt sie mich? Sie versucht, sich aufzusetzen. Nein! Nicht! Vorsichtig versuche ich sie daran zu hindern. Ich halte sie an der Schulter fest. „Thin!“ Sie klammert sich an meinen Arm, starrt mich mit weitaufgerissenen Augen an aber ihr Blick geht ins Leere. „Die Orks... sie kommen!“ Bei den Sternen, muß sie mich denn oberhalb des Armschutzes packen? Ihre Verletzungen scheinen sie nicht unbedingt geschwächt zu haben. Oder ist das das Fieber? Über die blauen Flecken reden wir noch! Wie bekomme ich nur ihre Hand wieder von meinem Arm ohne sie noch mehr zu verletzen?

Ich halte ihr Gesicht mit einer Hand fest (den anderen Arm hat sie ja schließlich mit Beschlag belegt!) und versuche sie dazu zu bringen, mich anzusehen. Ich hoffe, sie nimmt mich überhaupt wahr... zumindest hat sie ja wohl meine Stimme erkannt und nach mir gegriffen (Oh, ja!). Beruhigend rede ich auf sie ein:: „Alagwen! Ich bin ja hier. Hier sind weit und breit keine Orks.“

Wo Rána nur bleibt?! Wenn man ihn braucht ist er nie da!

Geschrieben

Tinàriadh

Ein dumpfer Kopfschmerz dringt in mein Bewusstsein. Ich merke, dass ich irgendwo liege. Der Geruch kommt mir vertraut vor. Bin ich zu hause?

Langsam öffne ich meine Augen und versuche mich umzusehen, doch alles ist verschwommen. Der Kopfschmerz nimmt zu und mit einem leisen Stöhnen schließe ich wieder die Augen. Was um alles in der Welt ist hier nur passiert? Und vor allem: Wo bin ich?

Geschrieben

Acharn

Endlich habe ich es geschafft. Dort vorne sind die Orks. Schnell mache ich mich auf den Rückweg. „Amlaith! Amlaith!“

Gerade will ich ihm berichten, was ich gesehen habe, als er plötzlich nicht mehr da ist. Ich stehe an einem Wasserfall, der mir irgendwie befremdlich erscheint. Erst nach einem verwirrenden Moment bemerke ich, dass das Wasser nach oben strömt. Ein Fisch läuft auf seinen Flossen über das Wasser, den Fluß überquerend. Doch noch bevor ich mich darüber wundern kann, sehe ich Thinderyn in einiger Entfernung in der Wüste stehen.

„Thin!“ Ich rufe ihm zu, will ihm von den Orks berichten, doch der Wald ist auch hinter mir verschwunden, ich weiß nicht, ob die Orks auch fort sind. Und wo ist denn nun Amlaith? Ich verstehe gar nichts mehr und doch kommt mir alles umso normaler vor, je verworrener es wird. Hinter Thinderyn taucht die Gruppe Orks am Horizont auf, aber er scheint sie nicht zu bemerken. „Die Orks... sie kommen!“ rufe ich ihm zu. Ich renne auf ihn zu, will meine Schwerter ziehen, um ihm zu helfen, doch statt dessen habe ich auf einmal den Fisch von eben in der Hand. Nach einigen Schritten beginnt der Boden unter mir fortzugleiten und ich sinke ein. Thin winkt mir zu und dreht sich um, um die Orks freundschaftlich zu begrüßen und nun sehe ich auch Amlaith, der sich zu den anderen gesellt. Inzwischen bin ich in dem Treibsand schon fast völlig versunken und es wird schwarz um mich...

Geschrieben

Rána

Ich spüre, wie ein leises Lächeln sich auf meine Lippen schleicht.

„Die Geschichten, die man sich über die Rohirrim erzählt, dass ihnen ihre Pferde teurer sind als ihr Leben, scheinen zumindest einen wahren Kern zu besitzen. Wenn dies denn euer Wunsch ist, dann werde ich nach eurem Pferd sehen.“

Damit wende ich mich wieder der Feuerstelle zu und sehe nach dem dampfenden Aufguß. Es bleibt noch Zeit genug und so will ich gerade zur Tür gehen, als diese aufgerissen wird und Tia hereinstürmt.

„Acharn wacht auf!“ ruft sie. „Aber etwas scheint nicht zu stimmen, Thin hat mich geschickt dich zu holen.“ wendet sie sich an mich.

Rasch laufe ich nach draußen. Ein überhastet davon stürzender Elb mag lächerlich wirken, doch ich weiß, dass Thinderyn nicht unnötig nach mir rufen würde. Als ich das Haus verlasse, sehe ich, wie Thin die halb aufgerichtete Alagwen festhält und zu beruhigen versucht. Gerade in diesem Moment fällt ihr Kopf haltlos nach hinten und sie verdreht die Augen. Krämpfe schütteln ihren Körper und ich renne quer über den Hof. Thin schaut mir entsetzt entgegen und ich lese in seinen Augen einen stummen Hilferuf.

Bei den beiden lasse ich mich auf die Knie fallen und lege eine Hand auf Alagwens Stirn. Die Hitze erschreckt mich, ich hatte nicht erwartet, dass das Fieber noch weiter steigen würde. Doch nun scheint es, als würde die Hitze ihren Körper vernichten, die Krämpfe waren der Beginn und es würde mit ihrem Tod enden. Hier hilft nur noch Kälte, irgendwie muß ich ihre Körpertemperatur senken und das sofort.

Mit einem leisen Röcheln erschlafft Alagwens Körper. Verzweifelt überlege ich, was ich noch tun könnte, als mit auffällt, dass sie nicht mehr atmet. Tränen steigen in meine Augen und beim Blinzeln fällt mein Blick auf die Pferdetränke im Hof. Das bringt mich auf eine Idee.

Ich raffe mich wieder hoch und nehme Alagwen auf die Arme. Bei der Tränke angekommen, lasse ich sie ins Wasser gleiten und stelle mit einem leichten Anflug von Erleichterung fest, dass sie beim Eintauchen in das kalte Wasser nach Luft schnappt...

×
×
  • Neu erstellen...