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FanFiction: Anfang (m)einer Story


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Geschrieben (bearbeitet)

So. Erst mal ein dickes Hossa an alle Forenuser hier. Dachte als brandneues Mitglied kommt ne Begrüßung mal ganz jut :-O

Okay, wie schon der Titel sagt, ist dies hier der Anfang einer Fantasy-Geschichte *tata*. Ist wohl erstmal bissel viel Text mit zwei Kapitel, aber ich vertrau da auf das Durchhaltevermögen eines Tolkienfans, der auch schon mal in das Silmarillion oder die Nachrichten rein geschaut hat ;-)

Kritik ist türlisch mehr als nur höchst erwünscht

Er muss kommen...

››Merkwürdig, in der Tat sehr merkwürdig...‹‹, murmelte Morkhail und starrte hinauf in den dunklen Himmel. ››Kein einziger Stern ist zusehen. Als hätten die Götter ein schwarzes Tuch über den Himmel gelegt, dass nur ein einziges, kleines Loch hat. Glanzlos und einsam schaut der Mond aus ihm hervor, ein Lichtfunke im Meer der Düsternis...‹‹ Seine Lippen verzogen sich zu einem höhnischem Lächeln. ››Wie poetisch. Ich höre mich ja schon fast wie meine stumpfsinnigen Verwandten an. Trotzdem. Irgendetwas stimmt da oben nicht. Diese Finsternis kann kein gutes Omen sein. Nun ja... Im Moment habe ich andere Sorgen. Ich werde – BRRRRR!‹‹, brach er ab und schüttelte sich vor Kälte, als der Wind seinen langen Mantel wild umher flackern ließ. Rasch suchte er hinter einem dicken Baumstamm Schutz und rieb sich die dünnen Arme.

››Und dieses elende Wetter spielt auch noch verrückt!‹‹, wisperte er zornig und hätte am liebsten geschrien. Aber das wäre sogar seinem einfältigen Bruder merkwürdig vorgekommen. Diesem Tölpel. Diesem Nichtsnutz. Diesem verruchten....! Nein! Er würde dem Verlangen nicht nach geben, Wörter zu gebrauchen, die seinem Stand nicht würdig waren. Das zeugte nur von Schwäche und Morkhail würde nicht schwach sein. Er musste sich einfach mit aller Kraft zusammenreißen und ausharren.

Von diesem anstrengenden Tag erschöpft, lehnte sich der Fürst an die raue Baumrinde und zog den Mantel dicht um seinen schmalen Körper. Grimmig wartete er dort auf die Ankunft eines Mannes. Eines sehr wichtigen Mannes. Doch die Zeit schien unerträglich zäh dahinzufließen. Sekunden hatten plötzlich die Länge von Minuten und Minuten verwandelten sich in Stunden. Der Wind pfiff nun unermüdlich an dem Fürsten vorbei und wütete in den Gängen, Höfen und Türmen der Burg.

Sehnsüchtig blickte er zu den dunklen, gläsernen Augen der Burg, hinter denen sich Kamine mit wärmenden Feuern verbargen. In einem dieser Zimmer hockte sein Bruder und hing den üblichen belanglosen Gedanken hinterher. Er musste sich um nichts Sorgen machen oder draußen in der unfreundlichen Nacht stehen! Nun dachte Morkhail euphorisch. Bald wird er das Ergebnis davon zuspüren bekommen. Ja ... bald ... Wenn dieser Handlanger doch nur endlich kommen würde...

Ungeduldig verschränkte Morkhail die Arme und beobachtete seinen Atem, wie dieser als silbrige Wolke aufstieg und sich über die Äste der Bäume und höchsten Gemächer der Burg erhob. Er mochte den Anblick. Wie eine hauchdünne Wolke, die den Toren der unerreichbaren Göttlichkeit entströmte.

››Verflucht sei der Wind!‹‹, entfuhr ihm erneut ein zornerfülltes Fluchen, als eine Böe die Äste über seinen Kopf zum Rascheln brachte und die Gelenke steif werden ließ. Er vertrug so eine beißende Kälte nicht. ››Wo bleibt nur dieser elende Kerl?!‹‹

››Mein Herr!‹‹ ertönte plötzlich eine aufgebrachte Stimme. Interessiert blickte Morkhail auf, bemüht ein erfreutes Grinsen zu unterdrücken.

››Was ist Torwache? Nähert sich jemand?‹‹

››Ja Herr, mehrere Reiter – ich glaube in Rüstung und bewaffnet, aber sie sind noch weit entfernt und ich kann es nicht gewiss sagen. Erwartet ihr sie etwa, oder soll ich... ‹‹

››Schweig!‹‹, befahl Morkhail schroff und stieg die Steinstuffen zu den Zinnen empor. Mehrere? Es sollte nur einer sein. Kurz blickte er hinter sich auf ein gigantisches Ziffernblatt, das an einer breiten Steinwand hing. Der kleine Zeiger zeigte auf ein verziertes Symbol – nur adlige und hochgebildete Leute wussten, dass es für die 3 stand. Die Zeit stimmte. Vielleicht Zufall? Nein! Er musste es sein. Aber warum mit Begleitung? Das passte nicht, nicht bei ihm.

Aufgebracht, dass nicht alles genau so lief, wie es laufen sollte, stellte sich Morkhail auf den Wehrgang und blickte mit seinen scharfen Augen gen Osten. Ein weites Grasland erstreckte sich über die Hügel und Ebenen, nur unterbrochen von wenigen Äckern, Bauernhütten und einer kleinen geraden Straße. Angespannt blickte er auf den gepflasterten Weg und machte eine Gruppe sich rasch nähernder Schatten aus. Schwach erklang hinter dem tosendem Unwetter das Geräusch von Hufeisen, wie sie auf Stein aufprallten, begleitet von dem Scheppern glatter Eisenplatten, die beständig gegen die Körper der Reiter schlugen.

Auch die Torwache blickte auf die Straße und strich sich beunruhigt durch den verfilzten Bart. Bewaffnete Männer mitten in der Nacht verhießen nichts gutes. Raubzüge waren schließlich in Dörfern keine Seltenheit mehr, seitdem der König verstarb und die Regierung sich im Chaos befand. Vielleicht wollten diese ihr Glück bei ein paar Bauern versuchen, bevor die Wachen der Burg reagieren konnten. Es mussten schnell Vorkehrungen getroffen werden.

››Herr‹‹ machte der Wachmann vorsichtig einen zweiten Versuch. ››Wenn ihr diese Menschen nicht kennt oder erwartet, dann... ‹‹

››Ich kenne oder erwarte niemanden! Verstanden?!‹‹ Morkhail drehte sich schlagartig zu ihm um und verengte drohend seine Augen. ››Verstanden, Larmfels? Und das wirst du auch niemandem erzählen. Ist das klar?!‹‹

››A – Aber ja, Herr. Selbst – Selbstverständlich, ich wollte nur... ‹‹ Gebieterisch hob der Fürst die Hand. Nun stellte dieser unbedeutsame Wicht auch noch Fragen! Es sollte eigentlich alles verdeckt und leise ablaufen. Die Dinge entwickelten sich allmählich in die falsche Richtung!

››Es ist mir gleich, was du wolltest, Larmfels und jetzt verschwende nicht weiter meine Zeit. Lass das Fallgitter oben, das Tor offen, wie ich es befohlen habe und wecke ein paar wenige Wachen, denen du vertraust. Los jetzt! Sie werden gleich da sein.‹‹ Mit blassem Gesicht eilte die Torwache davon. Ab jetzt musste er über jedes Wort zweimal nachdenken, das war ihm klar. Wenn der Fürst jemanden mit dem Namen ansprach, war das ein schlechtes Zeichen. Larmfels... Mit seiner Zunge gesprochen klang es wie ein Spott.

Das Klappern der Hufen wurde lauter. Schnell konnte man das Schnaufen der Pferde hören. Es waren starke, schnelle Tiere und ihre Herren hielten unentwegt auf das Haupttor zu.

Verdammt!, dachte Morkhail die Fauste ballend. Sie werden am Ende noch früher da sein, als die Wachen geweckt sind. Und wenn er es dann doch nicht ist? Aber nein, Räuber würden niemals eine befestigte Burg frontal angreifen. So dumm kann niemand sein. Und mit anderen werde ich schon zu verhandeln wissen... In Gedanken schritt der Fürst auf dem Wehrgang auf und ab. Schmiedete Pläne, überdachte Intrigen. Es würde, es musste klappen. Mit einem triumphierenden Lächeln starrte er erneut in den unheimlichen Himmel und spürte die Befriedigung des sicheren Erfolges aufsteigen.

››Doch gemach. Nicht voreilig werden Morkhail. Noch ist der Sieg nicht in deiner Hand. Du kannst ihn zwar spüren, riechen, schmecken. Aber nicht fest ergreifen. Noch nicht. ‹‹ Tief die kühle Nachtluft einatmend versuchte er sich zu wider zu fassen. Schweiß haftet auf seiner Stirn, der Wind wirkte jetzt beruhigend, anstatt eiskalt. Er hasste diese seltsame Eigenschaft, wenn ihm bei großer Aufregung heiß wurde und er schwitzte – Schweiß widerte ihn an fast so sehr an, wie seine Familie.

Wieder bei Besinnung und seine fehlende Selbstbeherrschung rügend, lehnte er sich über die Mauer und betrachtete noch einmal die Reiter. Aus den Schatten waren jetzt klare Gebilde geworden. Es waren vier breitschludrige, gut bewaffnete Krieger. Kunstvoll angefertigte Rüstungen bedeckten ihre starken Körper. Zwischen ihnen ritt ein fünfte Mann. Er war in dreckige, zerlumpte Tücher eingewickelt, aber Morkhail glaubte kurz etwas goldenes durch ein kleines Loch im Stoff aufblitzen zusehen. Seit wann reiste er mit einer Eskorter? Das war für einen Menschen seiner Berufsklasse mehr als nur ungewöhnlich. Egal, die Gruppe würde jeden Moment ankommen. Wo blieb nur diese törichte Torwache und seine nichtsnutzigen Kumpanen?

Zu spät, sie waren bereits da.

Der Fürst biss die Zähne zusammen, als die Krieger durch das geöffnete Tor brausten und lautstark ihre überdurchschnittlich großen Pferde zum Halten brachten. Misstrauisch begutachteten sie ihre Umgebung, die Hände an den Griffen der Schwerter und Äxte gelegt.

Morkhail wusste nicht wer sie waren, aber er war sicher nicht dabei. Dieser Mann ging behutsam vor und ritt nicht einfach mit einem riesigen Getöse mitten in den Burghof.

Sein Unglück verfluchend, entschied Morkhail vorerst im Schatten abzuwarten und zu beobachteten. Alles entglitt ihm! Sein Mann kam nicht zur rechten Zeit, sein hirnloser Bruder würde dafür jeden Moment antanzen und fünf möglicherweise gefährliche und fähige Krieger standen unbehelligt in seiner Burg! Warum konnten sich nicht andere an die Regeln halten? Weshalb musste alles schief gehen!

››Halt!‹‹, forderte auf einmal eine vertraute Stimme. Der Fürst seufzte: Wenigstens kam endlich der Torwachentrottel. Hübsches Bezeichnung dachte Morkhail mit einem gequälten Grinsen und verfolgte das Geschehen weiter.

››Im Namen der Burgherren!‹‹, setzte Larmfels noch einmal an. ››Ihr seit unerlaubt in die Festung Ebenblock eingedrungen, die sich im Besitzt der Familie Farrallen befindet! Lasst die Waffen ruhen und sprecht zu euren Taten und Begehren! Tut dies oder empfangt den Stahl der Farrallen!‹‹ Entschlossen rückten sechs Wachen hinter der Torwache aus und umstellten die Gruppe. Die gezogenen Piken waren stoßbereit.

Knurrend wie bissige Hunde wollten die berittenen Krieger gerade ebenfalls ihre Waffen ziehen, als die eingehüllte Gestalt in ihrer Mitte vom Pferd sprang und den Reitern rasch etwas unverständliches zuflüsterte. Was es auch gewesen war, sie legten die Hände wider an die Zügel – wenn auch hinter den schweren Helmen murrend.

Sicher, dass zumindest im Moment die Situation nicht eskalieren würde, begann der Fremde sich die Tücher vom Leib zu wickeln. Ein strahlend weißes Gewand mit hauchdünnen, goldenen Fäden verwebt kam langsam zum Vorschein. Auf der Brust das Wappen der alten Königsfamilie (eine Sonne, die einen hohen Turm beleuchtet) und daneben kleiner ein verworrenes Zeichen aus welligen, goldenen Linien: Das Erkennungsmerkmal der Kronensprecher.

Verblüfft wichen die Wachen zurück und festigten ihre Griffe um die Piken.

››Eure Vorsicht ist nicht nötig, ehrenwerte Wächter der mächtigen Farrallen.‹‹, sprach der Kronensprecher mit heller, sanfter Stimme und verbeugte sich ehrfurchtsvoll. ››Ich bitte um Verzeihungen für unser plötzliches Eindringen in diese Gemäuer, aber das Tor stand zu solch dunkler Zeit offen, keine Wachen besetzten die Zinnen darüber und wir fürchteten schon, es sei etwas schreckliches vorgefallen.‹‹ Tatsächlich hatte Morkhail alle von ihren Posten bis auf die Torwache abgezogen, um vorzusorgen, dass es nicht zu viele Zuhörer gibt, wenn er kommen würde. Aber er wird wohl nicht kommen. dachte der Fürst kopfschüttelnd. Angeblich verspätete sich der Mann nie, also wäre die Schmach zu groß, jetzt noch zu erscheinen. Doch dem muss ich später nach gehen. Viel interessanter ist im Moment, was ein Kronensprecher hier will und sucht.

Kronensprecher waren oft mit die engsten Vertrauten des Königs und seine erhabensten Boten. In der Regel waren sie für zeremonielle Nachrichten gedacht, wie eine Einladung zu einer Hochzeit im Königshaus oder ähnlichem. Manchmal aber auch für Botschaften, die kein anderer wissen sollte.

Es war Zeit, beschloss Morkhail, diesem Treiben ein Ende zu bereitete. Es strömten bereits immer mehr Wachen in den Hof, Lichter flackerten an vielen Fenstern auf, von seinem Bruder war allerdings noch nichts zu sehen. Zumindest ein Übel weniger überlegte er schulterzuckend und schritt aus dem Schatten in das Fackellicht des Hofes hinein.

››Ich bin Morkhail Farrall und verlange sofortige Erklärung, Kronensprecher! ‹‹ posaunte er los und zog sofort alle Blicke auf sich. ››Meine Männer werden den euren nicht zu Leibe rücken, wenn sie es auch nicht tun. Also hört auf mit euren wertlosen Komplimenten zu beschwichtigen und sagt mir, was ein hoher Bote eines toten Königsgeschlechts auf meinem Land zusuchen hat, eingehüllt wie ein Bettler und mit solch zwielichten Gestalten!‹‹ Das Gesicht des Kronensprechers zuckte kurz verärgert zusammen, wurde dann aber wider schnell zu einem Ausdruck der Wertschätzung und leichter Unterwürfigkeit. Morkhail schüttelte sich innerlich vor Lachen, als sich der Kiefer des Boten verkrampfte, um diesen Ausdruck beizubehalten.

››Wie ich sehe, habt ihr eure Schlagfertigkeit nicht verloren, Morkhail, jüngster Sohn der Farrallen.‹‹

››Ich wiederhole mich nicht sehr gerne, aber für euch, Kronensprecher, werde ich es ausnahmsweise noch einmal tun: Unterlasst diese leeren gesellschaft- lichen Floskeln und beantwortet meine Fragen, sofort! Erwartet nicht besser behandelt zu werden als Bauer, nicht mehr.‹‹ Wider hätte sich Morkhail vor Gelächter krümmen können. Er wusste, dass ein Kronensprecher, dessen königliche Familie verstarb, von einer der höchsten, zu einer der niedrigsten gesellschaftlichen Schichten rutschte. Es gab kaum etwas unehrenhafteres. Er war tatsächlich nicht mehr wert als ein Bauer.

Zorn funkelte in den Augen des Boten auf und seine Krieger, die die Spannung spürten, legten wider unauffällig die gepanzerten Hände an die Waffen. Aber der Kronensprecher hatte gelernt sich zu beherrschen und sprach unbeirrt weiter.

››Noch ist nicht alle Macht des Abzeichens auf meiner Brust verschwunden, Fürst der Farrallen. Doch ich will damit nicht eure Zeit verschwenden, wie auch ihr nicht. Ich bin gekommen, weil die Reihe der Zweiten niemanden in der knappen Zeit finden konnte, dem sie eine solch wichtige Nachricht übertragen wollten. Niemanden außer mir, auch wenn ich meinen Anspruch auf Würde durch den Tod meiner Herren verloren habe. Was meine Begleitung betrifft... Wie ich schon sagte, die Zeiten sind dunkel und gefahrvoll. Und diese Lumpen hier schützten meine wertvollen Gewänder vor gierigen Augen, mein Fürst.‹‹

››Wirklich sehr interessant.‹‹ erwiderte Morkhail zynisch. ››Wenn ihr mir jetzt bitte die Nachricht geben könntet und dann verschwindet?‹‹

››Gewiss, Fürst.‹‹ Angespannt reichte ihm der Kronensprecher eine kleine Pergamentrolle, eingewickelt in eine silberne Schleife mit dem Siegel der Reihe der Zweiten. ››Ich wünsche euch noch einen geruhsamen...‹‹

››Ja, ja. Euch auch Bote. Geht nun!‹‹ Morkhail konnte mit ihm keine wertvollen Sekunden mehr verstreichen lassen. Er musste noch dafür Sorgen, dass sein Bruder nichts von den Abziehen der Wachen erfuhr. Es könnten unangenehme Fragen aufkommen. Außerdem würde der Fürst noch Nach- forschungen anstellen müssen, weshalb sein Mann nicht gekommen war. Und dann war ja noch die Nachricht von der Reihe der Zweiten...

Entscheidung der Brüder

››Wir haben ein Problem.‹‹ erklärte Morkhail gelangweilt und goss sich Wein in einen Kristallbecher, der mehr wert war als 20 Bauernhöfe.

››Was soll das heißen?‹‹ fragte Kierron mit zittriger Stimme. Belustigt bemerkte der Fürst den bedenklichen Zustand seinen Bruders. Normalerweise war er – wie die meisten Menschen – schon längst im Bett – nicht selten mit einer Frau. Jetzt aber saß er aufgewühlt am Fenster. Ein Ausdruck von tiefster Sorge hatte sich in das sonst so fröhliche Gesicht gegraben und seine Finger zuckten nervös. Augenringe hatten sich gebildet. Alles sehr untypisch für ihn.

››Nun, ich habe Nachricht aus der Hauptstadt erhalten und wie es scheint, könnte Hydrail seinen zukünftigen Schützling gefunden haben.‹‹ antwortete Morkhail, nippte an dem edlen Tröpfchen und überlegte ein Lachen unterdrückend, dass sein Bruder auch ein Schlückchen vertragen könnte.

Doch Kierron schien andere Dinge im Sinn zu haben. Sein Verdacht hatte sich bestätigt. Aber ... das konnte nicht sein! Was hatten sie den Göttern angetan, was solch ein Unglück rechtfertigte? Wut stieg in ihm auf und ersetzte die Angst. Verflucht seien sie! dachte Kierron. Nein, nein, der Zorn durfte ihn nicht übermannen. Er musste sich wider fassen und die Angelegenheit objektiv betrachten, wie es sich für einen zukünftigen König gehörte. Sein Bruder Morkhail machte schließlich auch einen völlig ruhigen und gelassenen Eindruck.

››Weiß man bereits, wo sich dieser Schützling aufhält?‹‹ fragte Kierron und bemühte sich (vergeblich) einen ernsten und reifen Eindruck zu machen.

››Noch nicht genau. Nur, dass er oder sie in Eib-Tirri lebt.‹‹

››In Eib-Tirri? Der nichtmagischen Welt?‹‹

››Ganz recht.‹‹ stimmte Morkhail gelassen zu und ließ geistesabwesend eine kleine Murmel über seine Hand tanzen. Ein drückendes Schweigen legte sich über den Raum. Nur unterbrochen von den prasselnden Regentropfen, die sich zu dem Wind gesellt hatten.

››Nun‹‹ begann schließlich wider Kierron, das Desinteresse seines jüngeren Bruder ignorierend. ››Das wird es Hydrail schwieriger machen, uns allerdings auch. Was genau gedenken sie denn nun zu unternehmen?‹‹

››Sie werden gar nichts unternehmen. Wir werden.‹‹ entgegnete Morkhail. Mit kalten, schwarzen Augen blickte er dem Bruder in die strahlend blauen und schämte sich – wie schon so oft – für sein eigenes Blut. Mit den blonden Harren, der leicht gebräunten Haut, dem muskulösen Körperbau und dieser scheinbar niemals schwindenden, jugendlichen Art waren wie Kierron alle Männer der Sippe ››gesegnet‹‹. Auch mit grenzenloser Dummheit und Einfältigkeit, aber darüber schien jeder hinweg zusehen – jeder außer Morkhail, das schwarze Schaf der wohlhabenden Familie. Ein blasses, hageres Äußeres ließ ihn zusammen mit rabenschwarzen Haar hervorstechen, wie einen rosafarbenen Ochsen unter kleinen Mäusen; dies und kein unverschämt großes Glück.

Der Verdacht, er sei ein Bastard, lag dabei natürlich nahe, doch Rasswuld, Vater und Familienoberhaupt, zerstreute entschieden alle Gerüchte. Dies war aber auch nicht besonders schwierig, da die Mehrheit der Leute sich sowieso etwas derartiges nicht vorstellen konnte. Schließlich war die Beliebtheit der Familie ungewöhnlich hoch und jedermann verehrte Linngalla, die Mutter der beiden. So entwickelte sich dann allgemein das Gerücht, Morkhail sei eine Härteprüfung der Götter, die den Wert des Adelsgeschlechtes beweisen sollte.

Der Fürst wusste natürlich davon und sein Hass wurde weiter geschürt.

››Man könnte sagen, meiner gesamten Verwandtschaft quillt das Glück nur so aus dem Arsch, auch wenn das einige mit Verstand verwechseln!‹‹, hatte man ihn einmal nach ein paar ordentlichen Gläsern Bier brüllen gehört (er verachtete sich bis heute dafür). Es brachte sein Gemüt zur Weißglut, wie diesen erwachsenen Kindern alles in den Schoß viel und nun sollte sich Morkhail auch noch mit einem dieser Idioten – seinem Bruder – die Krone teilen oder sogar auf sie ganz verzichten? Niemals! Es war schließlich kein Zufall, dass gerade zu der Zeit, als die ursprüngliche Königsfamilie des Landes vollends verstarb, er geboren wurde. Und es war auch kein Zufall, dass er zu dem Geschlecht der Farrallen gehörte, die laut Rangfolge als neue Königsfamilie rangieren musste. Die Götter wollten, dass er allein herrschen würde. Das war mehr als deutlich erkennbar.

››Wie darf ich das denn jetzt verstehen? Wir – Wir sollen uns um Hydrail kümmern?‹‹ riss das schwachsinnige Geschwafel des Bruders Morkhail plötzlich aus seinen Gedanken. Ihn packte kurz der starke Drang, Kierron niederzuschlagen. Er verdrängte diese unvernünftige Idee jedoch schnell wider und fuhr fort.

››Genau so ist es. Es soll eine Art Prüfung für uns sein, ein Wettbewerb. Der Sieger besteigt den Thron. Die Reihe der Zweiten hat beschlossen, dass auf keinen Fall zwei Könige regieren können. Dein Vorschlag wurde einstimmig abgelehnt.‹‹

Kierron sah ihn ungläubig an. Das konnten sie nicht wirklich wollen. Er hatte die Reihe eigentlich immer für sehr gescheite Leute gehalten. So verwalteten sie doch das gesamte Land während der Abwesenheit des Königs und zudem waren sie der Stadtrat von Horraka, der Hauptstadt. Solche Männer mussten einfach wenigstens etwas Intelligenz besitzen, oder?

››Du veralberst mich. Ja, so wird es sein. Das ist ein Scherz, nicht Bruder?‹‹, vermutete Kierron und hoffte ein zustimmendes Grinsen bei Morkhail auszumachen. Das Gesicht war so starr wie eh und je.

››Ich schätze keine sinnlosen Späße.‹‹, entgegnete dieser und schluckte mühsam den Protest herunter, den er gegen die Benutzung des Wortes ››Bruder‹‹ empfand.

››Aber wenn Hydrail den Schützling findet, könnte das das Ende von Arir bedeuten! Unser schönes Heimatland wäre schneller zerstampft als ein Stück Butter! Das ist doch alles viel zu bedeutsam, um daraus einen Test zu machen!‹‹ schrie Kierron. Laut fluchend und mit den Fäusten fuchtelnd stand er auf und beschimpfte die Reihe der Zweiten. Wider stellte Morkhail fest, dass sein Bruder keinesfalls König werden durfte. Man brauchte doch einen Mann mit Verstand und nicht mit Charme auf den Thron! Einen Mann wie ihn. König Morkhail aus dem Hause Farrallen, mächtiger Herrscher von Arir. Das klang gut.

››Bedenke die Lage des Reiches‹‹ versuchte er Kierron zu beruhigen. ››Die Reihe der Zweiten hat kaum die Macht über das Land. Korruption breitet sich aus wie eine Seuche, die anderen Adelsfamilien mit Stimmrecht leisten keine Unterstützung für die Übergangsregierung. Sie wollen die Regentschafft der Farrallen verhindern, wie du weißt. Es gab sogar schon Befehlsverweigerungen in den Armeen. Und jetzt, wo auch Probleme mit den Orden der Zauberer auftraten, haben sie gar nicht mehr die Mittel, sich auch noch um Hydrail zu kümmern. Doch Verrat lauert in jeder Ecke, also trauen sie sich auch nicht, andere damit zu beauftragen – außer uns. Denn wir sind es schließlich, die in das Schloss der Krone einziehen sollen und somit auch die einzigen, die nicht gegen sie sind. Und was eine geteilte Krone betrifft... Der Gedanke, dass das Reich unter zwei Königen in zwei Hälften zerfällt, löst bei vielen größeren Schrecken aus als Hydrail. Verstehst du?‹‹ Es wäre überraschend, wenn. dachte Morkhail bitter schmunzelnd. Die Stirn des Bruders legte sich in Falten.

››Aber warum muss das ein persönlicher Wettstreit zwischen uns werden? Warum nicht allgemein die Aufgabe an unsere Familie stellen? Das wird es uns doch nur komplizierter und Hydrail viel einfacher machen!‹‹

››Wahrhaftig ist dies eine erhebliche Schwachstelle in den Plänen der Reihe.‹‹ gab der Fürst trocken zu. Der Blondschopf hat tatsächlich den Fehler erkannt. Wie beeindruckend... ››Doch du kannst dir gewiss sein, dass sie bei ihrer Entscheidung bleiben werden. Seitdem sich das halbe Land gegen ihre Entschlüsse stellt, werden Fehler nicht gerne zugegeben. Außerdem soll uns der Gedanke, dass der Gewinner die Königswürde erlangt, zu größeren Leistungen beflügeln.‹‹

››Aber das ist do...

››Ich weiß.‹‹, unterbrach ihn Morkhail allmählich ungeduldig. ››Das ist idiotisch, aber wir müssen es akzeptieren.‹‹ Es ärgerte ihn, Kierron alles erklären zu müssen, wie einem unbedarften, kleinen Jungen. Aber noch musste er seinen Hass verbergen, so gut es möglich war. Zu oft hatte er ihn in letzter Zeit bereits durchsickern lassen. Der Fürst brauchte das Vertrauen des Bruders. Er musste ihn lenken können, so wie er es schon immer getan hatte. Schon seit ihrer Kindheit hielt Morkhail Kierron in einem engen Würgegriff aus gut ausgeklügelten Ausreden, Lügen und Intrigen. Es war so einfach und amüsant, solch ››aufrichtige‹‹ und ››gutherzige‹‹ (für ihn weltfremde und dumme) Menschen zu manipulieren. Das durfte sich jetzt, wo zum ersten mal wirkliche Macht in seine Reichweite rückte, auf keinen Fall ändern.

››Schön, und wie stellst du dir das vor?‹‹ Kierron setzte sich wider in den Sessel und legte die Finger an die Schläfen. ››Sollen wir gegeneinander kämpfen? Uns behindern, ausboten? Ich mein, wir sind Brüder!‹‹ Brüder, schon wider dieses Wort. ››Das ist doch keine Lösung.‹‹

››Und was wäre eine Lösung?‹‹ Morkhail ließ seine Murmel zurück in eine Tasche gleiten und lehnte sich nach vorn. Die dunklen Augen, tiefer als der Nachthimmel, trafen auf die leuchtend blauen.

››Mir fällt es nicht leicht, solche Gedanken zu hegen, aber ich fürchte, die Reihe der Zweiten ist nicht mehr fähig, kompetente Entscheidungen zu treffen. Vielleicht sollten wir in Erwägung ziehen, ihren Entschluss zu ... ignorieren.‹‹ Kierron senkte beschämt über die eigenen Worte den Kopf. Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. Das war Verrat gegen ihre Verbündeten! Nein, das würde zu weit gehen. Oder? Es war alles so schrecklich verstrickt ineinander! Wie konnten Verschwörungen der Vernunft dienen? Morkhail hatte vielleicht eine Antwort. Ja ... Morkhail.

››Nun, notfalls wäre das eine Variante.‹‹, heuchelte der Fürst Interesse und setzte eine ernste Miene auf. Schauspielerei war einer der wenigen Dinge, für die er mehr Ansehen erntete als seine perfekten Verwandten. ››Aber ich werde mir darüber noch einmal im Stillen Gedanken machen müssen. Schließlich geht es hier um die Zukunft unseres Landes und vielleicht anderer. Der Einsatz ist zu hoch, um leichtfertige Entscheidungen zu treffen.‹‹

››In Ordnung‹‹ stimmte der Bruder zu. Er war todmüde, er brauchte auch ein wenig Ruhe.

Erleichtert, dass das mühsame Gespräch endlich beendet war, wollte Morkhail gerade gehen, als er doch inne hielt und sich noch einmal umdrehte. Er überlegte Kierron noch zu fragen, weshalb er nicht zum Aufruhr auf dem Burghof erschienen war. Schnell verwarf der Fürst die Idee jedoch wider und entschied, es sei besser ihn lieber nicht daran zu erinnern.

››Wir sollten erst einmal ein paar Stunden schlafen und dann treffen wir mit frischem Geist die richtigen Entscheidungen.‹‹, verabschiedete er sich mit einem erzwungenen Lächeln und schob die schweren Türflügel am Ende des Raumes zur Seite.

Mit erschlafften Zügen sah ihm Kierron nach und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Noch nie war der junge Adelsmann so einsam gewesen. Diese ganzen Schwierigkeiten in letzter Zeit ließen kaum noch Zeit für die Bälle und Feiern von früher. Und wo waren jetzt all die Freunde und Frauen? Wo waren sie jetzt, in seiner bitteren Not...

››Herr?‹‹ ertönte eine dumpfe Stimme. Morkhail beachtete sie nicht. Regungslos stand er am Fenster, der Glanz des Mondes tauchte ihn in ein unheimliches Licht.

››Mein Herr? Mein Herr?! Ist etwas nicht in Ordnung?‹‹ Die Stimme wurde lauter ... erst jetzt konnte man den gurgelnden, krächzenden Ton in ihr hören. Gecklark verstand es gut, diese unbeliebte Eigenschaft seiner Rasse zu unterdrücken. Aber manchmal bei großer Aufregung vergaß er es .

››Herr? Ist etwas schief gelaufen? Hat euer Bru...‹‹ Der Diener biss sich auf die Zunge.

Jetzt bewegte sich Morkhail.

Mit erstaunlicher Kraft packte der Fürst die kleine Gestalt und drückte sie gegen die Steinwand. Seine schlanken, knochigen Finger gruben sich tief in den schuppigen Hals.

››Herr... Verzeiht mei – meine ... Uner ... frorenheit. I – Ich ...woll ... Argh!‹‹ die blasse Hand zog den Griff enger. Die Luft wurde abgeschnürt. Spuckend und um sich schlagend versuchte sich Gecklark zu befreien. Vergeblich. Mit einem erschreckenden Wahn in den Augen starrte der Fürst ihn an. Seine Lippen bewegten sich zu den kleinen Ohren.

››Wage es nie, nie wider in deinem erbärmlichen Dasein, Kierron Farrall meinen Bruder zu nennen! Verstanden du abartige Missgeburt? HAST DU VERSTANDEN?!‹‹ Der Druck an der Kehle ließ kurz etwas nach.

››J ... jjjj – Ja!‹‹ stöhnte Gecklark wimmernd. Morkhail spannte die Finger an, überlegte, wie einfach es war seinem Schmerz Luft zu machen.

Mit einem verzerrten Lächeln schüttelte der Fürst den Kopf. Er verlor schon wider die Beherrschung. Langsam zog er die Hände zurück und drehte sich um. Kleine Tröpfchen benetzten seine Wangen. Hastig zog er die tiefe Kapuze über den Kopf.

Nach Luft schnappend sank hinter ihm der Diener auf die Knie. Ein geräuschvoller Hustenanfall ließ den schrumpligen Körper erzittern und bildete eine dampfende Schleimlage auf dem Boden.

Diese Echsengnolle sind wirklich eine Strafe für die Welt. Morkhail hielt sich die Nase vom Gestank des Erbrochenen zu. Sie wühlen im Dreck, auf der Suche nach Nahrung – für ihren Leib oder den Geldbeutel – und artikulieren sich dabei kaum besser als ein erkrankter Ochsenfrosch. Hm... Fast so schlimm wie Kierron. Er kräuselte die Lippen.

Echsengnolle waren niedrig gewachsene, rundliche Kreaturen, mit großen, dicken Nasen und merkwürdig kurzen Gliedern. Da hörten aber auch ihre Gemeinsamkeiten mit ihren Vettern, den ››echten‹‹ Gnollen, schon auf.

Die Haut der Mischrasse bildete eine schleimige Schicht aus Schuppen und die gelben, schmalen Augen besaßen angeblich die Präzision eines Adlers. Dicke Krallen saßen an den runden Fingern und Zähen. Aus dem Kopf ragten spitze, winzige Hörner.

Die Echsengnolle waren das Ergebnis eines grausamen Krieges, in dem die Echsenwesen von Wummp – ein äußerst kriegerisches Volk – Massen- vergewaltigungen bei den leicht besiegbaren Gnollen durchgeführt hatten. Die unschuldigen Kinder dieser verpönten Taten wurden darauf als abnorme Kreaturen verurteilt und nahezu immer verstoßen. Ein neues Volk mit dem Namen die ››Gorracks‹‹, was soviel bedeutet wie ››Gnolle des Schmerzes‹‹, war die Folge – besser bekannt als die Echsengnolle. Die ursprünglichen Gnolle pflegten für sich selbst von da an die Bezeichnung ››Ur-Gnolle‹‹, um Verwechslungen ja zu vermeiden.

Nach vielen Kämpfen und Streitereien gelang es den Gorracks, ein kleines Stück Land zu erwerben, dass ihnen die vom Krieg zermürbten Gnolle wiederwillig zur Verfügung stellten. Zwar hatten die Echsengnolle darauf im Laufe der Zeit eine eigene Kultur samt eigener Sprache entwickelt und es kam sogar zu einer Regierung inklusive eines Haufens bewaffneter, obdachloser Bauern, der schon fast die Bezeichnung Armee verdiente, doch gegen den Machthunger der umliegenden Großreiche hatte das kleine Land keine Chance und bald wurde es mit in das Gebiet von Arir eingegliedert (sehr zur Verärgerung von Huckelbuck, dem Land der dortigen Urgnolle, da sie damit einen Teil ihres Gebietes indirekt dem Menschenkönigreich geschenkt hatten).

Morkhail war sich all dieser Tatsachen bewusst, Mitleid empfand er dennoch nicht. Die Echsengnolle fügten sich hervorragend in die Rolle ein, die man ihnen auferlegt hatte. Bekannt für Betrug, Diebstahl und in einigen Fällen sogar Mord, mogelten sie sich durch das Leben und wurden dadurch offiziell als die unterste Schicht im Land betrachtet. Selbstverständlich gab es auch viele, die eine legale Arbeit ausüben wollten und sich nichts mehr als ein ruhiges, normales Leben wünschten. Doch gegen die Macht der Vorurteile gab es kaum Chancen.

Aber – wie nahezu überall – gab es auch dort einige Ausnahmen und Glücksfälle. Gecklark war einer dieser Wenigen, die es trotz aller Widrigkeiten geschafft hatten und nun konnte er sich mit Fug und Recht zu einen der einflussreichsten Echsengnolle von ganz Arir zählen.

Das tröstete ihn im Moment allerdings recht wenig. Immer noch keuchend rieb er sich den schmerzenden Hals und befingerte die tiefen Abdrücke an der grünlichen Haut. Gecklark wusste, dass sein Leben gerade beinahe verwirkt gewesen wäre. Er hatte den Fürsten und seinen möglichen Zorn unterschätzt. So ein törichter Fehler durfte ihm nicht wider passieren. Ihm, einem Profi!

Er schloss die Augen, sammelte seine Gedanken und richtete sich auf. Die Beine zitterten und trugen nur mit Mühe den fülligen Körper.

Morkhail stand nun wenige Meter entfernt und versicherte einer Gruppe Wachen, dass der Schrei des Echsengnolls nichts zu bedeuten hatte.

››Ja, es ist alles in Ordnung. Es besteht kein Anlass zur Sorge. Das war nur ein kleines Missverständnis zwischen mir und meinem Ergebenem. Also los, ihre Wachposten müssen wider besetzt werden!‹‹ Unzufrieden mit den spärlichen Erklärungen nickten die Pikeniere dennoch zustimmend und verließen den Korridor. Die Aussagen eines Fürsten wurde nicht hinterfragt. Das lernte man früh.

Morkhail wartete, bis ihre Schritte verhallt waren. Pulsierende Adern traten an seiner bleichen Haut hervor.

››UHAAAAAA!‹‹ zeriss ein Schrei die Luft, wie von einer tollwütigen Hijene. Fackeln wurden aus ihren Halterungen gerissen und ihre Flammen erstickten beim Aufprall auf dem Boden. Ein Wandteppich spaltete sich. Dürre Finger durchbohrten seinen Stoff.

››Hey Igor, hört du das?‹‹

››Nein. Was meinst du? ‹‹

››Na das Gebrüll. Geht schon wider los. Aber diesmal klingt es irgendwie anders.‹‹

››Ich weiß nicht was du meinst...‹‹

››Bist du Taub? So leise is’ nu auch ne. Hör mal richtig hin!‹‹

››Trodd! Du bildest dir das nur ein. Wenn ein Fürst sagt, es ist alles in Ordnung, dann ist auch alles in Ordnung. Und wenn alles in Ordnung ist, dann gibt es auch kein Gebrüll. Alles klar?‹‹

››Hä? Bist du jetzt total verblödet? Ich bild mir das doch ne ein!‹‹

››Es – ist – alles – in – Ordnung! Streng mal deinen Hirn an, du Hohlkopp. Wer nichts weiß, bekommt keinen Ärger.‹‹

Der junge Wachmann riss die Augen auf. ››Ach so... Ach so läuft das hier!

››Ja, so läuft das hier und jetzt lass uns nicht weiter drüber sprechen.‹‹

Entspannt lehnte sich Morkhail an den kühlen Stein. Sein Herz pochte in der Brust, als wollte es die Rippen durchschlagen, aber das kümmerte ihn nicht. Wider vollkommen ruhig stricht er mit dem Stoffärmel über das Gesicht, um den Schweiß wegzuwischen. Langsam stellte der Körper die Produktion wider ein. Das einzige, was der Fürst noch als störend empfand, war ein seltsamer, fauliger Geruch, der in der Luft lag. Er erschwerte das Atmen und kam ihm bekannt vor.

Natürlich. Gecklark.

Sofort kehrte der Zorn zurück. Doch diesmal nicht auf den Echsengnoll, sondern auf ihn selbst. Morkhail hatte sich zu einem Tobsuchtsanfall vor einem seiner Diener hinreisen lassen! Ein Stöhnen unterdrückend, richtete er sich auf. Erst jetzt bemerkte er eine kleine Brandblasse, die sich an seinem rechten Daumen gebildet hatte. Das musste einer der Fackeln gewesen sein, die jetzt still und dunkel auf dem Boden lagen. Rauchschleier stiegen von ihnen auf.

››Gecklark! Komm her! Ich habe einen Auftrag für dich, mit dem du deine Ungehörigkeit wider gut machen kannst.‹‹ Rasch kroch der Gnoll aus einer dunklen Ecke hervor und setzte eine freudige Miene auf.

››O danke, für eure Großzügigkeit! Ich werde alles in meiner bescheidenen Macht stehende tun, um für meinen unverzeibahren Fehler zu büßen. Was darf ich für euch tun Herr?‹‹ Morkhail blickte finster in die gelben Augen mit den schmalen, schwarzen Pupillen.

››Ich verabscheue Speichellecker, also hüte deine klebrige Zunge! Und deine gespielte Freude verursacht nur noch mehr Abneigung in mir. Ich weiß, dass du davon träumst, mir die Lungenflügel rauszureisen, um sie dann an fette Schweine zu verfüttern.‹‹ Die grünen Lippen des Dieners erschlafften. ››Dennoch hast du einen gewissen Nutzen für mich und wenn auch nur aus Angst, so bist du doch bisher stets vertrauenswürdig und treu gewesen.‹‹ Morkhail genoss es, mit den Gefühlen anderer zu spielen. ››Was deine Aufgabe betrifft: Haschiep ist nicht erschienen und ich denke, er wird es auch nicht mehr. So ist doch seine Zuverlässigkeit berühmt. Deshalb wirst du dafür sorgen, dass der Schläfer ihn sucht und mir bringt.‹‹

››Ausgezeichnete Idee mein Herr. Ich werde mich unverzüglich an die Arbeit machen. Soll ich das Geld aus unseren Kassen nehmen oder...‹‹

››Ich hörte diese neue Handelsgruppe im Schloss Hohenglanz macht in letzter Zeit viel Profit.‹‹ Ein verstehendes Grinsen erfüllte das Gesicht des Echsengnolls.

››Bald wird Haschiep in Ketten vor euch stehen.‹‹

››Das hoffe ich Gecklark. Das hoffe ich sehr, denn sonst könnte deine Zukunft höchst ungewiss aussehen...‹‹

Bearbeitet von SiLL
  • 3 Monate später...
  • 2 Wochen später...
Geschrieben

hui danke, werd ich ja ganz verlegen :schaem:

obwohl mir der anfang überhaupt nicht gefällt (neue Fassung ist schon fertig) und sonst waren bei der Version auch noch einige Dinge, die ziemlich dumm klangen, oder? :kratz:

Vielleicht editier ich den text ja noch, hat nur das Gefühl, dass das keinen interresieren würde :-O

Aufjedenfall Danke für die Kritik, hat man gleich wider mehr Lust zu schreiben

  • 3 Wochen später...
Geschrieben (bearbeitet)

ich hätte dazu keine gedult.

:-O

ja ein paar stellen klingen dumm das is aber egal.

Geht die bald noch weiter....bin gespannt

Bearbeitet von Feanor Algormiel
  • 1 Monat später...
Geschrieben

hm... bin grad dabei das ganze noch mal rund um zu bearbeiten, wenns fertig ist stell ichs rein :-O

kann sich allerdings noch ne Weile hin ziehen

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