Cadrach Geschrieben 2. Juli 2005 Geschrieben 2. Juli 2005 (bearbeitet) Angeregt durch Diskussionen im Topic "Schwulitäten in Mittelerde" eröffne ich dieses Thema hier. Tolkien wird ja oft als Begründer des Genres Fantasy bezeichnet - aber warum? Warum hat man nicht einfach gesagt, er hat eine Sage, ein Epos oder ein episches Märchen geschrieben? Was war bei Tolkiens Büchern so anders, dass man gesagt hat, dass diese etwas Neues bilden? Kann man Tolkien überhaupt als den Begründer der Fantasy bezeichnen oder war er eurer Meinung nach nocht nicht einmal ein Fantasy-Autor? - Was ist eigentlich Fantasy? Ich weiß, dass das sehr viele Fragen auf einmal sind, aber sie gehören alle irgendwie zusammen - ich bin schon gespannt auf eure Antworten! Bearbeitet 10. Oktober 2011 von Cadrach Zitieren
golwin Geschrieben 5. Juli 2005 Geschrieben 5. Juli 2005 Hmm ich hab leider die Diskussion in "Schwulitäten in Mittelerde" nicht mitverfolgt, da ich nicht mitbekommen hab, dass das Thema mitlerweile Off-Topic ist. Kann man Tolkien überhaupt als den Begründer der Fantasy bezeichnen oder war er eurer Meinung nach nocht nicht einmal ein Fantasy-Autor? Tolkien war auf gar keinen Fall der erste Fantasy-Autor, da er viele Elemente aus der Edda und ähnlichem übernommen hat und somit die Edda ein Fantasy-Werk vor Tolkien wäre. Natürlich ist es etwas sletsam die Eda als Fantasy zu bezeichnen, aber letzendlich sind die Geschichten und Gedichte dort schon mit dem Genre eng verwandt. :kratz: Zitieren
Mortica Geschrieben 5. Juli 2005 Geschrieben 5. Juli 2005 (bearbeitet) Vielleicht als Einleitung zur Diskussion ein Auszug aus der Seite www.bibliotheka-phantastika.de. Dort wird auch versucht dem Begriff Fantasy nachzugehen. Ich zitiere jetzt einfach mal: WAS IST FANTASY? Der Begriff "Fantasy" im Deutschen und Englischen Was sich nach einer recht dummen Frage anhört, ist bei genauerer Betrachtung gar nicht so leicht festzulegen - schon allein, weil das Wort Fantasy als Genre-Bezeichnung im deutschsprachigen Raum anders benutzt wird, als im Englischen. Während im Deutschen darunter hauptsächlich Literatur fällt, die Inhalte aus dem Kontext der Mythen und Märchen bezieht und in einer imaginativen Welt spielt, meint der englische Begriff Fantasy alles an utopischer, nicht-realistischer Literatur, also z.B. auch SF. Versuch eine Definition Spielt eine Handlung in dieser unserer realen Welt, so handelt es sich um Fantasy, wenn das Geschehen nach unserer Wahrnehmung eigentlich unmöglich ist. Spielt die Handlung - wie in den meisten Fällen - in einer Gegenwelt oder Anderswelt, so ist es diese, die unmöglich ist, während die Handlung an sich durchaus nach den Gesetzen der Anderswelt realistisch sein kann. Allerdings finden sich nach dieser Definition Elemente des Fantastischen in nahezu jeder Form moderner Literatur, aber man würde sie deswegen nie als Fantasy bezeichnen (allein schon, weil der Begriff unter deutschen Literaten als trivial geschmäht wird). Deshalb sind zu einer Definition des Fantasy-Begriffes vielleicht noch andere Punkte hinzu zu ziehen: Gerade in einer realitätsnahen Darstellung einer anderen Welt liegt der Reiz der klassischen Fantasy, und oft sind es (pseudo-)historische Vorbilder, an denen sich die Weltenschöpfer orientieren, um dann der Welt eigene Biologie, Geschichte, Kulturen und z.T. sogar detailierte Sprachen hinzuzufügen. ... Wurzeln und Entwicklung All diese klassichen Schemata gehen mehr oder weniger auf J.R.R. Tolkien zurück, den man schon als geistigen Vater der Fantasy in ihrer üblichen Gestalt (mit Elementen wie detailierter Welt, Queste und Gefährten) sehen kann, doch die Ursprünge des Genres sind eher in der Romantik (z.B. E.T.A. Hoffmann) zu suchen. Neuere Autoren versuchen aber in letzter Zeit immer wieder, das festgefahrene Schema der Fantasy zu durchbrechen - ein Beispiel hierfür ist der aus der Mode gekommene Typ des Helden in der heroischen Fantasy (à la Conan der Barbar), der in den 70ern/80ern höchst beliebt war, heute aber höchstens noch ironisch gebrochen auftritt. ... Kompletter Artikel: Was ist Fantasy? Bearbeitet 5. Juli 2005 von Mortica Zitieren
Tomtom Geschrieben 5. Juli 2005 Geschrieben 5. Juli 2005 Nur, weil man aus einer Sache etwas entnimmt und dann Fantasy daraus macht, ist die Inspirationsquelle doch nicht gleich Fantasy. Das ist keine gute Schlussfolgerung. Wer sich eine Geschichte aus dem dritten Reich nimmt und sie als Komödie verfilmt, macht aus dem dritten Reich noch längst keine Komödie! Dennoch gibt es maßgebliche Unterschiede zwischen Mythen und Fantasien. Eine Fantasie beschreibt etwas, das dem Kopf und den Gedanken vollständig entsprungen ist. Sie braucht keinerlei halt in der realen oder fiktiven Welt zu haben, steht nur für sich. Mythen hingegen haben Sinn und Zweck, etwas zu erklären und für den Menschen greifbar zu machen. So gibt es Schöpfungsmythen en Masse (auch die Edda berichten davon), die deshalb Mythen sind und keine Fantasie-Geschichten, weil sie für die Völker des Nordens essentiell zum Verständnis ihrer Umgebung waren. Ob Tolkien nun seine Werke verfasst und veröffentlicht hätte oder nicht, ist irrelevant für unser Weltbild. Fantasie. Würde man aber z.B. die Mythen der Bibel, den Edda oder die, auf denen Homer seine Niederschriften basiert, wegfallen lassen, würde die gesamte Weltgeschichte anders aussehen. Ich würde dementsprechend Inspirationsquellen Tolkiens, die bis ins antike Altertum zurückreichen, nicht als Fantasy bezeichnen. Zitieren
Mortica Geschrieben 5. Juli 2005 Geschrieben 5. Juli 2005 Der Begriff "Fantasy" ist einfach relativ neu. Wenn man die Definition des Begriffes nimmt und sich dann zum Beispiel die Nibelungensage ansieht wird man zu dem Schluss kommen, die Nibelungensage kann man dem Fantasy-Genre zuordnen. Die Geschichte spielt zwar in der realen Welt, es gibt aber Drachen, Zwerge, Zauberumhänge, ... also Dinge die es nach unserem Verständnis in der realen Welt nicht gibt. Als die Geschichte geschrieben wurde, gab es den Begriff Fantasy nicht. Die Nibelungensage ist eine mythische Sage. Aber wenn man sie heute ansieht, dann wird (oder kann) man zu dem Schluss kommen, dass diese Sage zum Fantasy-Genre gehört. Oder vielleicht als besseres Beispiel "Dracula" von Bram Stoker. Als Stoker Dracula schrieb, gab es den Begriff Fantasy noch nicht. Aber heute wird der Roman so weit ich weiß dem Fantasy-Genre (Horror-Fantasy?) zugeordnet. Zitieren
Elinweth Geschrieben 5. Juli 2005 Geschrieben 5. Juli 2005 Ich denke auch, dass man mit dem Wort "fantasy" eigentlich nur einem lange bekanntem Kind einen neuen Namen gegeben hat. Ich würde Fantasy als Erlebnisse in einer Welt, die der realen Welt ähnelt, aber nicht real sein kann, beschreiben. Letztlich ist Fantasy nur die Fortführung von Märchen und Mythen, wie sie seit Jahrhunderten, ja sogar Jahrtausenden, verfasst werden. Zitieren
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