unlogisches im Hobbit

[Gast Iarwen Ben-Ardar]

Hi Leutz, im Hobbit steht das die nachricht von den Zwergen unter der Kamiuhr(??) war. Ne uhr Brauch Strom, oder? Und so weit ich es richtig verstanden habe gibts in Mittelerde weder Computer, Telephone oder Steckdosen.

Eine andere komische Sache die ich gefunden hab sind Streichhölzer. Billbo hatte welche. Sie sind ja erst 1800 oder so entstanden. Und Tolkien wollte ja das die Story vom kleinem Hobbit auf unserer Welt vor 10000-20000 Jahren geschah.

[A_Brandybuck]

Eine Uhr braucht doch nicht zwangsläufig Strom. Die Energie konnte man auch durch aufziehen oder durch Pendel erzeugen.

[Gast Iarwen Ben-Ardar]

Stimmt hab ich vergessen.

[André]

Das mit der Uhr und einigen weiteren Ungereimtheiten hatten wir alles schonmal größtenteils an anderer Stelle diskutiert. Schlußendlich läuft es doch darauf hinaus, dass Tolkien zum Zeitpunkt des Hobbits noch gar nicht wusste, dass die Geschichte mal in Mittelerde spielen soll. Von daher darf es solche Ungereimtheiten doch ruhig geben. *g*

[Gast Aldarion von Numenor]

Außerdem macht es die Geschichte lebendiger...

[Grüntee]

Meine Vermutung:

Die Römer/Griechen/ägypter hatten doch auch erfindungen (Wasserpumpe) die dann verlorengingen und irgendwann neu erfunden wurden. Da könnten Mittelerdler den Menschen im Mittelalter auch voraus gewesen sein. Ich stelle mir vor das Dunedain, Zwerge und Elben weitaus die besseren Handwerker waren als unsere alten Hochkulturen.

Jetzt müssten wir nur noch klären wie die Hobbits diese Sachen entwickelten. Die hatten ja wenig bis keinen Umgang mit Nicht Auenländern.

Ja und jetzt dürft ihr beweisen dass meine Vermutung schlecht ist. :heul:

Bearbeitet 26. Mai 2007 von Grüntee

[Gast Wando]

Tom Shippey sieht das so, dass dieser Anachronismus gewollt ist. Hat viel für sich. Das Auenland sei letztlich eine Art humorvoller Karikatur des spießigen (relativ modernen) Englands. Also kann es dort auch Zeitungen, Uhren etc. geben. Und die Hobbits geraten dann in eine archaische Welt, in der sie selber nicht leben. Das ist vor allem im HdR so. Es findet stets eine Begegnung mit diesen anderen Welten statt, die sozusagen aus archaichen Tiefen auftauchen und betretbar werden.

Anachronismus ist in moderner Literatur ganz normal, und Tolkien hat dies vermutlich ganz selbstverständlich gehandhabt. Dass "Mittelerde" eine einzige Zeit darstellt, ist wohl nicht so. Es sind verschiedene Zeiten miteinander kombiniert. Das macht seinen Reiz aus und hebt die Tolkien-Romane über simple Unterhaltungsliteratur hinaus. Diese "Zeiten" sind allerdings rein fiktional. Sie haben nichts mit den Zeiten unserer realen Welt zu tun. Wäre es anders, wäre Tolkien Gewaltverherrlicher und Kriegstreiber. Er hat nicht umsonst alles in rein fiktive Welten verlegt. Die Assoziationen, die manche mit unserer Realgeschichte verbinden, sind aber in ihrer bunten anachronistischen Reihung nicht wirklich eindeutig beziehbar und gehen so zu Lasten des Assoziierenden. Tolkien hat sich damit aller ideologischen Deutung entzogen und kann auch auf nichts festgenagelt werden.

Die Begründung eines Geschehens in einem fiktionalen Werk durch Hinweise auf unsere reale Welt sehe ich als sinnlos an. Das kann man letztlich noch nicht einmal in historischen Romanen machen. Denn auch diese haben die Freiheit, die Historie neu zu erfinden. Das ist das Privileg fiktionaler Literatur. Und Abweichungen haben meist einen Grund in der künstlerischen Konzeption, und darum ist es besser, den Text zu nehmen, wie er ist, und seine Konzeption zu suchen, statt seine eigene Konzeption als Maßstab zu nehmen und Abweichungen davon als Fehler zu werten. :-)