Alec Geschrieben 12. Februar 2007 Geschrieben 12. Februar 2007 Die Geschichte steckt noch in der Entwicklung, aber ich wollte sie trotzdem reinstellen. ^.^ Hoffe es gefällt euch. Verbesserungsvorschläge sind auf jeden Fall erwünscht XDD Das Drachenreich Prolog Warum ich über diese Helden berichte hat einen bestimmten Grund. Ich habe sie alle selbst gesehen und denke, dass es an der Zeit ist endlich ihre Geschichte auf ein Blatt Pergament zu bringen. Möglicherweise werden es ein paar mehr sein, denn ihr Weg durch das 13. Königreich war sehr lang. Ich selbst bin nicht soweit durch dieses Land gereist, selbst als ich noch jünger war. Ausgehend von Caen Aigion der goldenen Stadt des Königs Etenor durchstreiften sie fast das gesamte Königreich und machten Bekanntschaften mit den Elfen und Zwergen und trafen schließlich mich... Sie berichteten mir von ihrer gesamten Reise und ihrem Auftrag... Meine Knochen schmerzten noch mehr, als ich von dem schrecklichen Schicksal der Drachen erfuhr. Ihr könnt euch glücklich schätzen noch nicht solche Schmerzen im Rücken zu verspüren, ihr Jungspunde!!! Wenn man sein ganzes Leben lang nur gearbeitet und irgendwelche Abenteuer bestritten hat, lernt man erst einmal richtig zu leben. Ich habe ein schwieriges Leben hinter mir, aber ihr jungen Leute versteht das sicher noch nicht... Wieder einmal schweife ich ab, das kommt im Alter: man beschäftigt sich immer mehr mit Kleinigkeiten und vergisst die wesentlichen, die wichtigen Dinge. Ich hoffe dieser Umstand wird euch das Lesen nicht allzu sehr erschweren. Nun eigentlich wollte ich von den 4 Helden schreiben, die nicht nur die Drachen, sondern die ganze Welt gerettet haben... Wie töricht von mir... wie immer vergesse ich die zwei wichtigsten Personen in dieser Geschichte. Manche mögen sie als „Tiere“ bezeichnen, aber das waren sie keineswegs. Ihre Anwesenheit war von höchster Relevanz im Kampf gegen das Böse. Aber seht selbst. Seht die unglaubliche Geschichte. Bevor ich aber beginne, muss ich noch sagen, dass ich dieses Buch ursprünglich in der alten Sprache der Drachen verfassen wollte, weil sie eine der schönsten Sprachen dieser Welt ist, ihre Worte fließen förmlich und man braucht kein besonders großes linguistisches Geschick um sie zu erlernen. Ihre Einfachheit in der Grammatik und ihre doch großer Schatz an Wörtern beeindrucken, aber als ich mich in den Städten der Menschen umsah, besann ich mich doch eines Besseren. Ich bemerkte, dass die meisten Leute dieses Landes diese wunderschöne Sprache nicht beherrschen(was eigentlich eine Schande ist). So habe ich mich nun entschlossen diesen Bericht in der Umgangssprache zu schreiben, die alle verstehen, welche aber niemals die Schönheit der Drachensprache erreichen wird. Um das Verständnis für die Allgemeinheit noch mehr zu erleichtern, werde ich die Aussprüche der Drachen, teilweise auch in die menschliche Sprache übersetzen. Das Herz eines jeden Elfen würde beim Gedanken daran zerbrechen, aber was bleibt mir anderes übrig. In alten Zeiten noch beherrschten alle Menschen die Drachen-Sprache, aber die Zeiten ändern sich. Die Geschöpfe dieser Welt haben sich immer weiter voneinander entfernt. Aus Respekt vor unseren großen und weisen Freunden den Drachen werde ich dieses Buch noch einmal in ihre Sprache übersetzen und vielleicht ein paar Menschen anregen, sich mit den Drachen auch endlich wieder in der Drachen-Sprache zu unterhalten. Ein heikles Unterfangen, aber vielleicht habe ich euch, meinen Lesern, Mut gemacht auch endlich diese wunderschöne Sprache zu lernen. Ich werde wahrscheinlich noch bis an mein Lebensende damit beschäftigt sein Geschichten zu schreiben... Ach, das Alter macht einem doch zu schaffen. Wäre ich en Elf könnte ich noch Jahrhunderte über so viele Dinge berichten, aber leider habe ich nicht die Lebensdauer des Schönen Volkes. So nun habe ich genug gejammert, wenn ich nicht schnell anfange über diese Helden zu berichten, sterbe ich noch hier an meinem Schreibtisch. Nun lest endlich die Geschichte!!! Wer ich bin? Das ist nicht wichtig. Vielleicht könnt ihr mich in der Geschichte finden, wenn ihr sie lest, aber hier geht es doch nicht um mich, oder? Ich bin nur ein Nichts in dieser Welt, ein nutzloser alter Mann, mit einem schmerzenden Rücken und einer fast unlösbaren Aufgabe... einer Sisyphos-Arbeit... Nun gut... Meine Fähigkeiten als Geschichtenerzähler mögen nicht besonders gut sein, denn ich bin kein Barde, aber auch kein Bauer! Wenn ihr meinen Namen hören würdet, würdet ihr ihn sowieso wieder vergessen. „Bene quod agas, eveniat tibi!“ Der Geruch der Ferne „Hmpf...“ Alec wich zurück. Er hatte nicht erwartet, dass Ryoe von links angreifen würde. „Na, gibst du auf?“ fragte sein Gegner mit einem Grinsen. „Nie im Leben, was erwartest du?!“ gab Alec kühl zurück und machte einen Schritt nach vorne. Er fühlte sich noch ein wenig müde. Sie waren aufgestanden, als die Sonne noch nicht einmal zu sehen war. Jetzt erhob sie sich langsam über den Horizont, war aber hinter den Hügeln noch nicht zu erkennen. Alec und Ryoe wollten ungestört trainieren, so mussten sie früh aufstehen, wenn noch keiner auf dem Trainingsplatz hinter dem Schloss war. Die mächtige Festung ragte hinter ihnen, wie ein riesiger Felsen auf und ihre dicken Mauern wurden nun sanft von der aufgehenden Sonne erwärmt. Zwei Wachtürme hoben sich auf der Westseite des Schlosses hinter der Außenmauer empor und überblickten das gesamte Gebiet was jenseits der Festung war. An der östlichen Seite waren ebenfalls noch zwei Türme, jeweils an den Ecken. Dieses mächtige Schloss schien uneinnehmbar und wurde auch in der Geschichte des 13. Königreiches noch nie erstürmt. Sie war die erste und würde auch die letzte Festung der Menschen sein. So sagte es der Meister zumindest. Die Stadt Caen Aigion war die größte Stadt der Menschen und wurde in ihrer Schönheit nur von der Hautstadt des Elfenreiches El Ghor übertroffen. Alec blickte hinter sich auf das mächtige Schloss in dem er lebte. Sein Vater war der König. König Etenor war der mächtigste Mann im ganzen Menschenreich. Zusammen mit der Elfen-Königin Tamana und dem Zwerges-Führer Calva regierte er das 13. Königreich. Und man konnte nicht sagen dass es durch sie schlecht geführt wurde. Seit über 2000 Jahren gab es keinen Krieg mehr im Land, zusammen mit den Drachen hatten sie das Land von Terror und Zerstörung befreit, aber die Drachen hatten die Herrschaft über das Land den Menschen, Elfen und Zwergen überlassen und hielten sich aus der Politik der Monarchen heraus. Trotzdem waren sie immer gute Partner und hatten die Menschen schon oft vor Übergriffen der Orks bewahrt, die in letzter Zeit immer häufiger in das Land kamen und den Frieden bedrohten. Warum die Drachen nicht mit den anderen Völkern zusammen über das Land herrschen wollten, blieb unklar. Die Ziele der Drachen kannte niemand. Sie waren nach wie vor rätselhaft. Alec bemerkte dass er mit seinen Gedanken woanders war und versuchte sich wieder auf den Kampf zu konzentrieren, er blickte seinem Gegner in die Augen, der ebenfalls einen Schritt näher gekommen war. Ryoes blondes Haar wehte sanft im Wind. Es stand nach hinten ab und vorne fielen ihm einig Strähnen ins Gesicht. Er hatte dunkle entschlossene Augen und scharf geschnittene Züge, welche ihm ein wildes fast tierisches Aussehen verliehen. Er wirkte nicht besonders kräftig, aber in seinen jungen Muskeln steckten Bären-Kräfte die keiner vermutet hätte. Sein Aussehen glich seinem Charakter: wild, entschlossen und sehr aufbrausend. Mit seinen immer ausgefalleneren Plänen, brachte er sich und Alec immer wieder in Schwierigkeiten und sagte jedem seine Meinung, egal ob einfacher Bauer oder Edelmann. Trotzdem war Ryoe Alecs bester Freund, sie waren schon seit Kindheitstagen zusammen und ergänzten sich perfekt. Man hätte sie auch für Brüder halten können, denn sie waren unzertrennlich und teilten sich sogar ein Zimmer. Alec war aber völlig anders als Ryoe: Er hatte braunes Haar und grüne leuchtende Augen. Seine Züge waren feiner als die seines Freundes und Alec wirkte nicht so wild, wie er und konnte sich besser beherrschen, war aber genauso entschlossen wie Ryoe. Alec spürte eine leichte Anspannung, als er sich seinem Freund näherte, etwas hatte sich verändert. Es schien als würde die Welt aus den Fuge gerissen und er konnte nichts dagegen tun. Ab morgen würde sich sein ganzes Leben verändern. „Wie du willst!“ sagte Ryoe und trat noch einen Schritt näher. Alec schüttelte den absurden Gedanken ab und versuchte sich wieder auf den Kampf zu konzentrieren. Seine Hände zitterten und er musste seine ganzen Gedanken auf sein Schwert richten um nicht wieder abzuschweifen. Ryoe griff an. Das Schwert locker in der Hand rannte er auf seinen Gegner zu. Alec schloss seine Hände noch fester um den Griff seiner Waffe. Ein Schweißtropfen rann ihm die Stirn hinunter. Er spürte die kalte Spur in seinem Gesicht und warf alle Gedanken von sich die in seinem Kopf herumschwirrten. Langsam konnte er sich wieder auf den Kampf konzentrieren. Er dachte daran, dass er jetzt nicht verlieren durfte und trat entschlossen einen Schritt nach vorn, auf Ryoe zu. Dieser kam immer näher und erhob sein Schwert zum Angriff. Sie waren nur noch wenige Schritte voneinander entfernt. Alec schloss die Augen. Ryoe ließ seine Waffe in einem silbernen Blitz auf den Gegner hinabfahren. Jetzt öffnete Alec seine Augen und riss im selben Moment noch sein Schwert nach oben um den Schlag seines Freundes zu parieren. Funken sprühten, als die beiden Schwerter aufeinandertrafen. Alecs Schlag kam fulminanter und so wurde Ryoes Schwert in einem weiten Bogen davongeschleudert, wie ein goldenes Schmuckstück glänzte es in der Sonne. Ryoe taumelte nach hinten, benommen von dem harten Schlag. Er blickte auf und spürte kalten Stahl an seiner Kehle. „Gewonnen!“ Alec grinste. „Hrmpf...“ meinte sein Gegner nur und drehte sich um. Die Sonne war nun endlich hinter den Hügeln hervorgekommen und tauchte alles in sanftes rot. „Wir sollten gehen, mein Vater wird uns sonst umbringen...“ sagte Alec. Ryoe gähnte und blickte nach vorn. Wahrscheinlich war es besser den Platz jetzt zu verlassen, schließlich war es verboten sich hier vor Sonnenaufgang aufzuhalten. Und der König war in dieser Hinsicht sehr streng. „Mh... beeilen wir uns...“ In schnellen Schritten verließen sie das Trainingsfeld und liefen Richtung Schloss. Die Festung schlief noch, als sie in den Innenhof kamen. Sie schlichen sich an den Pferdeställen vorbei und rannte die kalten Steintreppen zum Ostflügel empor: Dort herrschte Stille, noch nicht einmal die Köche waren an diesem Tag wach. Sie liefen einen schmalen Gang entlang und blieben vor ihrem Zimmer stehen, als... „Dachte ich’s mir doch, dass ich jemanden auf dem Hof gesehen habe!“ Ein großer Mann erschien hinter ihnen. Seine stämmigen Beine trugen ihn aus dem Dunkel. Die pechschwarzen, schulterlangen Haare hatte er zu einem Zopf gebunden und er schaute sie mit grimmigem Blick an. „Gaan!“ sagte Ryoe und versuchte erstaunt zu wirken. „Was machst du denn hier? Du solltest schlafen es ist noch nicht einmal sechs Uhr.“ „Pah, und ihr? Ihr seid doch wieder trainieren gewesen! Ihr wisst das eure Majestät das nicht erlaubt!“ wies Gaan ihn zurecht „Hey, du kannst uns gar nichts sagen, ich-„ „Hör auf Ryoe!“ Alec trat vor. Es tut mir leid, es wird auch nie wieder vorkommen!“ sagte er und verbeugte sich vor Gaan. „Das will ich auch hoffen!“ Der Riese schickte sich an zu gehen, doch dann hielt er inne. „Ach ja, dein Vater hat für heute eine Sitzung angesetzt und mochte, dass ihr beiden ihr beiwohnt!“ „Was soll das für eine Sitzung sein?“ fragte Ryoe neugierig. Gaan überlegte. “Nun ja, ich weiß auch nicht viel darüber. Nur, dass er einige seiner besten Ritter und viele junge Krieger aus der Drachenschule eingeladen hat.“ „Hm scheint wichtig zu sein, diese Sitzung...“ sagte Alec nachdenklich. Er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Er erinnerte sich an das Training. „Ja, ja, aber jetzt zurück auf euer Zimmer!“ Gaan riss die Tür vor ihnen auf. „Rein mit euch!“ Alec und Ryoe betraten widerwillig ihr Zimmer. Der Raum lag noch im Schatten. Beide Seiten des Zimmers waren mit einem Bett flankiert, der harte Steinboden mit einem Teppich bedeckt. Ein Drache hockte am Fenster und betrachtete den Sonnenaufgang. Seine grünen Schuppen schimmerten im spärlichen Licht. Den mehr als 4 Meter großen Körper hatte er in seine Flügel gehüllt. „Neo! Wolltest du nicht ein paar Vögel jagen gehen?“ fragte Ryoe spöttisch. „Vögel!“ sagte der Drache in seiner eigenen Sprache und erhob sich. Seine Stimme klang wie ein heiseres Grollen. „Ich verschwende doch nicht meinen Atem für Vögel!!“ „Pffh, für was willst du ihn dann verschwenden?“ Ryoe blickte ihn grinsend an. „Ich rieche etwas, die Ferne und das Abenteuer rufen uns...“ sagte Neo geheimnisvoll und legte eine seiner Pranken ans Fenster. Ryoe schwieg, weil er jetzt gar nichts mehr verstand. Alec blickte den Drachen erwartungsvoll an, er hatte dasselbe Gefühl wie Neo. Er schaute zu Fenster hinaus. „Ja, der Geruch der Ferne.“ Der Drachenritter-Orden Alec erwachte zur Mittagsstunde und sprang sofort auf, als er bemerkte wie spät es schon war. Er weckte Ryoe und beide machten sich sogleich auf in den Thronsaal. Neo war schon verschwunden, als sie gingen. „Wir kommen zu spät…“ gähnte Ryoe und wischte sich eine Träne aus dem Auge. „Ich weiß…“ erwiderte Alec „aber uns hat ja niemand geweckt. Wir sollten vielleicht zu einer anderen Tageszeit trainieren…“ „Ja, da hast du wohl Recht, aber jetzt müssen wir erst einmal zur Sitzung.“ „Diese blöde Sitzung!!! Hoffentlich dauert sie nicht allzu lang, ich habe Reur versprochen ihm auf dem Feld zu helfen.“ „HMM…Meinst du nicht, dass du eigentlich andere Verpflichtungen hast?“ Ryoe sah ihn an. „Pffh, DU hilfst den Bauern doch auch immer, oder?“ „Ja, vielleicht. Aber ich bin ja auch nicht der Sohn des Königs!!!“ Noch bevor Alec antworten konnte erreichten sie das große Eichenportal des Thronsaals und gingen hinein. Der riesige Raum bestand vollkommen aus Marmor und in der Mitte bedeckte ein grüner Teppich der Länge nach den kalten Fußboden. Er zeigte den Weg bis zum Ende des Thronsaals, wo er die Treppen hinaufstieg und am Thron endete. Dieser war mit ebenfalls grünem Samt bezogen. Den Weg dorthin zierten weiße kannelierte Säulen. Alec und Ryoe gingen zwischen zwei Säulen hindurch und gelangten so in einen weiteren Teil des Thronsaals, dort war ein großer massiver Holztisch an dessen Seiten eine Vielzahl von hohen Stühlen aufgereiht waren. Am rechten Fußende stand ein besonders hoher Stuhl auf dem der König thronte. Der rote Umhang hing auf seinen Schultern und bedeckte Teile seines Panzers den er trug. Sein Gesicht wirkte gutmütig, doch auch streng. Als Alec und Ryoe den Raum betraten verdüsterten sich seine Züge. „Wo wart ihr?“ fragte der König. Die Menschen auf den Stühlen wanden sich um und blickten sie mit Verwunderung an. Alec sah sich um. Ritter, Soldaten, junge Krieger, kein anderer König oder Staatsmann. „Was geht hier vor sich?“ dachte er. „Mh, hast du nichts zu sagen mein Sohn?“ sagte der König und blickte Alec an. „Nun ja, wir haben verschlafen und…“ antwortete er verlegen. „Verschlafen? Bis Zwölf Uhr? Nun ja, heuet lasse ich es noch als Ausrede gelten, aber wenn ihr noch einmal zu spät kommen solltet…“ Der König blieb gelassen. „Ok, setzen wir uns!“ flüsterte Ryoe Alec zu. Sie nahmen die zwei einzigen noch freien Plätze direkt neben dem König. Die Männer und Frauen am Tisch starrten die beiden an. Der König durchbrach die Stille und indem er sich aufrichtete. „Nun da wir alle hier versammelt sind, kann ich ja beginnen mein Anliegen vorzutragen. Einst lebten im 13. Königreich, viele Rassen gleichermaßen zusammen. Die Gebiete wurden gerecht verteilt und alle Völker, von Elfen und Menschen bis zu den Orks und Feen, lebten in Frieden miteinander. Doch dann veränderte sich alles. Das sonst sehr friedliche Volk der Cupiditas brach den Bund zwischen den Rassen und fiel in das Land der Menschen ein. Diese waren nicht auf den plötzlichen Angriff vorbereitet und konnten sich somit nicht schützen. Die Cupiditas überfielen mehrere große Städte und töteten jeden der ihnen in die Quere kam. Sie brannten Häuser und Burgen nieder und ernannten das überfallene Land zu ihrem Eigentum. Die Menschen mussten etwas unternehmen, um nicht von den Angreifern vollständig vernichtet zu werden. Auch die anderen Völker fürchteten um ihr Land, denn die Population der Cupiditas hatte riesige Ausmaße angenommen: Aus der Erde und versteckten Höhlen kamen immer mehr dieser Geschöpfe, die schrecklich aussahen. Ihr sonst so niedliches Gesicht hatte sich vollkommen verändert. Die Kiefer waren breit und kräftig geworden. Spitze Zähne ragten aus ihren Mäulern hervor und ihre Augen liefen spitz zu und waren pechschwarz. Die normalerweise helle Haut spannte sich nun grau und ledrig um ihre Knochen. Sie waren keine friedlichen gutmütigen Wesen mehr. Nein, sie waren zu… abscheulichen und brutalen Ungeheuern geworden!!! Um die Cupiditas aufzuhalten schlossen sich die Heere aller Völker zusammen. Nun war ein riesiger Krieg ausgebrochen, im ganzen Land kämpfte man. Doch keine von beiden Seiten gab auf. Nach und nach zerstörten die kämpfenden Rassen alle Städte und Burgen. Das Gras zerbrach unter den schweren Kriegern und verbrannte unter dem Feuer der brandschatzenden Räuber. Die Bäume stürzten um und die Wälder verschwanden. 300 Jahre lang zerstörten die Völker ihr Land und als sie Sonne durch den schwarzen Rauch und den Dunst nicht mehr zusehen und die Luft unerträglich durch den Gestank der Toten war, zogen sich die Cupiditas zurück. Der Krieg schien vorbei, doch als sich die Völker umsahen, bemerkten sie, dass sie ihr eigenes Land zerstört hatten. Unzählige starben wegen dem Hunger. Kein Tier keine Pflanze hatte der Krieg am Leben gelassen. Weitere 200 Jahre lang lebten sie in Finsternis und unter ständigem Hunger. Doch dann verzog sich der Rauch und er Gestank der Toten verflog. Die Sonne ging wieder auf. Aus dieser Zeit existiert ein Gedicht, welches da heißt: Von Trümmern umgeben, durch Schmerz gepeinigt. Doch niemals aufgegeben; und die Seele gereinigt. Mit Schmutz im Gesicht Erheben sie sich – frei, Vom Dunkel ins Licht: Der Elf, der Mensch, der Zwerg – alle drei! Ja, nur diese drei Völker überlebten. Eine Hand voll von jedem dieser drei. Die anderen Rassen waren in andere Königreiche geflohen oder ausgerottet worden. Ein neues Land musste aufgebaut werden, deshalb wählte jedes der drei Völker einen Anführe für sich. Die Menschen wählten Satyr, einen starken entschlossenen Krieger. Die Elfen Anjina, einen jungen sehr weisen Magier. Und die Zwerge Tobar, den wildesten und begabtesten Schmied ihres Volkes. Diese drei sind die Helden mit denen sich alle Menschen, Elfen und Zwerge bis heute identifizieren. Sie bauten das Land wieder auf und retteten ihre Völker!!“ Der König hielt inne. „Was soll das??!! Warum erzählte er uns diese Geschichte?!“ flüsterte Ryoe Alec ins Ohr. „Hm, das werden wir gleich erfahren, warte an!“ antwortete er, denn der König setzte wieder an: „Doch all dies hätten sie niemals ohne die Hilfe von einem schaffen können: Audacius, der mutige Drache. Als die drei Helden gerade gewählt worden waren bemerkten die Völker, dass der Drache sie aus der Entfernung beobachtet hatte. Audacius sprach zu ihnen: , Wenn ihr überleben wollt, dann solltet ihr nie wieder einen solchen Krieg führen, sondern auf die Weisheit der Drachen vertrauen, wir werden euch helfen!´ , Pah ihr uns helfen? Wo wart ihr denn, als wir angegriffen wurden! Ihr habt in unserem Land nichts zu sagen!´ Audacius kümmerte diese Aussage nicht weiter. , Ihr Menschen seid mutig und schlau, doch seid ihr auch arrogant und nehmt nicht den Rat anderer an, das ist eure Schwäche!´ , Aber sie haben doch Recht, wir sind den Menschen sofort zu Hilfe geeilt!´ erwiderten die Elfen. Audacius antwortete wiederum: , Ihr Elfen seid geschickt und weise, doch seht ihr nur eure eigenen Verdienste, das ist eure Schwäche!´ , Wir brauchen dich nicht Drache, wir schaffen das auch allein!´ sagten die Zwerge. Audacius erwiderte: , Ihr Zwerge seid stark und gute Handwerker, doch seid ihr eigenbrödlerich und glaubt immer alles allein zu schaffen, das ist eure Schwäche!´ , Ihr seid wirklich wiese Audacius.´ sagte Anjina ,doch was ist die Schwäche der Drachen?´ Der Drache lächelte auf diese herausfordernde Frage und sagte: , Wir sind stolz.´ Dann schwieg er. Die Jahre vergingen und die 4 Völker bauten unter der Führung von Audacius, Satyr, Anjina und Tobar das Land wieder auf. Seitdem gab es noch viele Kriege, doch diese stärkten nur noch den Bund zwischen den Völkern. Vor allem die Menschen und Drachen wuchsen zusammen. Deshalb habe ich euch hergerufen!“ Alle Blicke ruhten jetzt auf dem König. Waren sie etwa nur wegen einer Geschichte hier? „W-Was?! Deshalb sind wir hier?“ fragte ein junger Ritter bestürzt. „War das alles?!“ Alec sah Ryoe an, der verwirrt aussah. Doch dann begann der König erneut zu sprechen. „Nun ja, ihr alle sied wegen den Drachen hier. Wir müssen ihnen helfen. Ich erhielt soeben eine Nachricht aus Minjar. Der Bote berichtete mir von Wilderern die über die Ebenen ziehen und die Drachen töten die in freier Natur leben.“ Er holte eine Karte hervor, auf der man das 13. Königreich erkennen konnte. Das Land wurde im Norden und Westen vom Meer begrenzt. Caen Aigion befand sich im Nordwesten des Landes. Bis nach Minjar musste man fast 3 Wochen nach Osten reisen. „In diesem Gebiet,“ Der König umkreiste Minjar mit seinem Finger weit „jagen die Wilderer die Drachen.“ „Sie jagen sie?“ fragte Ryoe stutzig. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen einen Drachen so einfach töten können.“ „Das ist auch nicht einfach.“ Antwortete der König. „Sie haben eine ausgeklügelte waffen- und Fallentechnik, doch was uns am meisten beunruhigt, ist, dass sie Magie einsetzen.“ „Magie?!“ Alec war erstaunt nur wenige Menschen verfügten über diese Gabe und die meisten von denen, konnten nicht mehr, als ein paar Kieselsteine in der Luft schweben zu lassen. „Wir waren auch erstaunt dies zu hören,“, schaltete sich ein Berater des Königs ein. „Aber nicht alle Wilderer beherrschen die Magie meisterhaft.“ „Ja, die meisten von ihnen töten die Drachen mit hinterhältigen Tricks und Fallen.“, ergänzte der König. „Wie viele Wilderer sind es denn?“, fragte Ryoe. „Nun ja, unsere Botschafter konnten diesbezüglich noch keine genauen Angaben machen, aber wahrscheinlich zwei Dutzend.“ Es herrschte kurz Stille doch dann sagte der König: „Nun wir sind der Meinung, dass wir sie aufhalten müssen, deshalb habe ich beschlossen einen Orden zu gründen, den Drachenritter-Orden. Alle Menschen in diesem Raum sollen diesem Orden angehören. Ihr alle wurdet auserwählt, weil ihr die besten Krieger des Landes seid und den nötigen Mut besitzt um diesen Auftrag zu erledigen. Der Drachenritter-Orden dient dem Schutz der Drachen die im gegenwärtigen Zustand beschützt werden müssen. Die Existenz unserer werten Freunde ist bedroht, deshalb müssen wir ihnen helfen!! Nun ich bin jetzt fast am Ende meines Vortrages, aber bevor ich ihn beende, habe ich noch etwas für euch.“ Etenor klatschte kurz in die Hände und ein kleiner untersetzter Diener erschien hinter ihm, der eine Schatulle in den Händen trug. Der König winkte den Bediensteten herbei und nahm ihm die Schatulle ab, die mit kleinen Edelsteinen und filigranen Goldornamenten verziert war. Der Diener verneigte sich noch höflich vor den Anwesenden und drehte sich dann herum, um im nächsten Moment wieder zu verschwinden. Alec starrte die kleine Schatulle an, die sein Vater in den Händen trug und fragte sich was sich wohl darin befinden mochte. König Etenor lüftete das Geheimnis, indem er die Schatulle öffnete. Eine kleine runde Brosche kam zum Vorschein, in deren Mitte ein rotglühender Rubin saß. An der rechten Seite war ein kleiner silberner Flügel. Etenor räusperte sich, steckte sich die Brosche an seinen Umhang und erhob beide Arme. Als Antwort riefen Einige laut seinen Namen, andere nickten zustimmend und wieder andere zeigten keine Gefühlsregung. „Nun anscheinend können es einige gar nicht erwarten loszuziehen und sich ins Abenteuer zu stürzen…“, sagte der König lächelnd und ließ seine Arme wieder sinken. „Gut, aber bevor ihr loszieht wird euch einer meiner Berater alles Weitere erklären!“ Etenor zeigte auf einen rundlichen Mann mit Vollbart, der rechts neben ihm saß und setze sich hin. Der dicke Berater stand auf. „Nun, ich möchte euch nun alles, was ihr noch wissen müsst erklären. Fangen wir an…„ Doch Alec hörte nicht mehr zu. Vielmehr beschäftigte ihn, was es mit den Wilderern auf sich hatte und was noch alles dahinter steckte. Die ganze Sache kam ihm höchst verdächtig vor. Warum jagten die Wilderer die Drachen? Wegen der Haut, Knochen und Zähne? Es gab viele schwarze Magier die einen hohen Preis für so etwas zahlen würden, aber das konnte doch nicht er Grund sein, oder? Wenn es so wäre, dann hätten die Wilderer sicher nicht erst jetzt damit angefangen, und auch nicht so viele auf einmal. Dafür gab es nur eine plausible Erklärung. Der Begriff „Wilderer“ war nur ein Vorwand um etwas zu vertuschen. In Wahrheit steckte etwas anderes dahinter! Die Wilderer waren wahrscheinlich von jemandem geschickt worden, jemand der es auf die Drachen abgesehen hatte. Vielleicht sogar auf das gesamte Königreich!! Wenn dem wirklich so wäre, dann musste der König sofort Maßnahmen ergreifen, die den Kern des Problems vernichten! Warum also schickte er solch gute Krieger um ein paar Wilderer zu erledigen, wenn etwas viel Wichtigeres auf dem Plan stehen sollte? Alec versuchte sich nicht weiter den Kopf darüber zu zerbrechen und schaute deshalb zu Ryoe hinüber, der ihn mit einem vielsagenden Blick ansah: Sein Freund hatte genau dieselben Gedanken wie er. Ryoe überlegte, ob dies vielleicht ein Abenteuer werden könnte, welches ihn endlich aus dem eintönigen Alltag herausriss. Seit er hier am Hofe des Königs lebte, verbrachte er seine Zeit damit seine Schwertkünste zusammen mit Alec zu verbessern, manchmal den Bauern auf dem Feld zu helfen und ein paar kleinere Ausflüge in die nächste Umgebung zu unternehmen. Es war kein schlechtes Leben hier, aber Ryoe wollte Abwechslung und so kam dieser Auftrag ganz gelegen. Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war doch als er aufsah, schickte der Berater die Krieger gerade mit den Worten „Möget ihr Ruhm in unser Land tragen!“, fort. Alec sprang sofort auf und hoffte, dass er nichts Wichtiges verpasst hatte. Er wollte gerade mit Ryoe den Raum verlassen, als der kleine Diener, der vorher die Brosche gebracht hatte, ihn am Arm zurückhielt. „Wartet, mein Prinz!“, sagte er leise und ließ Alecs Arm wieder los. „Der König hat mir aufgetragen, euch zu sagen, dass ihr ,und euer Freund, ihn sofort in seinen privaten Gemächern aufsuchen sollt!“ „In Ordnung!“, antwortete Alec und nickte dem Diener zu, der eine leichte Verbeugung machte und im nächsten Augenblick wieder verschwand. Der junge Mann warf noch einmal einen kurzen Blick auf die Stelle, an der der Diener soeben verschwunden war. Ein unheimlicher Mensch, dachte er und wandte sich dann zur Tür, um zu gehen. „Mh, warum will er uns wohl sprechen?“, fragte Ryoe, als sie gerade die Treppen zu den Gemächern des Königs hinaufstiegen. „Keine Ahnung!“, antwortete Alec. „Vielleicht, weil wir zur Versammlung zu spät gekommen sind?“ „Ich glaube nicht, dass er uns deswegen gleich in sein Zimmer rufen lässt! Das war schließlich nur eine Kleinigkeit!“ „Ja, ich denke auch nicht, dass er uns deswegen hierher gerufen hat…“ „Und weshalb, hast du dann gesagt, dass dies der Grund ist?!“, fragte Ryoe etwas verdutzt. „Das weiß ich selbst nicht so genau!“, lachte Alec. „Ich stand wohl etwas neben mir!“ Ryoe sah ihn nur grinsend an und blieb dann vor der massiven Holztür zu den Gemächern des Königs stehen. Er klopfte zweimal kräftig und die beiden wurden von dem unheimlichen Diener, der ihnen eben noch die Nachricht des Königs überbracht hatte, hereingebeten. Alec betrat langsam Raum. Sie befanden sich im Arbeitszimmer des Königs. Es war quadratisch und nicht besonders groß. Ein kleiner Schreibtisch stand am nach Süden ausgerichteten Fenster, davor thronte ein großer weich gepolsterter Stuhl aus Ebenholz. Die vielen Wandregale beherbergten allerlei interessante Bücher. Der kleine Raum wirkte etwas überfüllt, doch der König fühlte sich hier anscheinend wohl. Drei Türen führten in weitere Zimmer, welche aber den meisten Menschen im Schloss verborgen blieben. Selbst Alec hatte bisher nur einen dieser drei Räume betreten: Den Schlafraum. Über die anderen beiden Zimmer wusste er genauso wenig Bescheid, wie die restlichen Menschen im Schloss. Der König begrüßte die beiden jungen Männer und wies ihnen zwei harte aber stabile Holzstühle zu, wobei er selbst auf dem weichen Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz nahm. Aber anstatt Alec und Ryoe sein Anliegen darzulegen, wandte er sich einem Blatt Pergament zu, das er auf seinem Schreibtisch abgelegt hatte. Er begann eifrig zu schreiben und ließ seine Gäste unnötig lange warten. Alec und Ryoe warfen sich nervöse Blicke zu und hofften, dass sich der König ihnen bald zuwenden würde, aber diesbezüglich machte er noch keine Anstalten. Erst als die beiden schon langsam daran zweifelten, dass der König heute überhaupt noch mit ihnen reden würde, legte er seine Feder beiseite. „Nun, ich bin mir sicher ihr wollt wissen, warum ich euch hergerufen habe!“, fragte er ruhig, als ob es ihn nicht kümmerte, dass er die beiden hatte so lange warten lassen. „Jaah!“, antwortete Ryoe ungeduldig und beugte sich auf seinem Stuhl ein wenig vor. „Wir warten jetzt schon eine ganze Weile auf deine Antwort!“ „Es tut mir Leid, dass ich euch habe warten lassen, aber dieser Brief musste so schnell wie möglich losgeschickt werden.“, sagte Etenor gelassen und lächelte Ryoe an, der nun etwas missmutig dreinblickte. „Er ist für einen Freund. Ich informiere ihn mit diesem Brief über unsere derzeitige Lage.“, fügte er noch als Erklärung hinzu. „Unsere derzeitige Lage?“, fragte Alec neugierig. „Geht es nicht eigentlich um die Drachen bei Minjar?!“ „Nun, “, begann der König. „nicht nur um das, es betrifft auch die Menschen, Zwerge und Elfen. Die Gefahr hat größere Ausmaße angenommen, als wir erwartet hatten.“ Ich habe es doch gewusst, dachte Alec mit einem schelmischen Grinsen auf dem Gesicht. Es geht um mehr, als nur die Rettung der Drachen. „Heißt das etwa, die Bedrohung geht nicht nur von den Wilderern aus?“, fragte er vorsichtig. Er wollte nicht zu viel von seiner Vermutung preisgeben. „Ich meine, wenn selbst die Elfen und Zwerge bedroht sind, dann können wir es doch nicht mit einer Hand voll Menschen zu tun haben, die wilde Drachen jagen, oder?!“ Etenor legte eine Hand auf die Stuhllehne und sagte: „Sehr gut. Das hast du gut erkannt, und ich schätze Ryoe hat eine ähnliche Vermutung aufgestellt, nicht wahr? Wir haben es hier tatsächlich mit einer größeren Macht zu tun, die die Wilderer als Vorwand benutzt.“ fügte der König mit einem Lächeln hinzu. Ryoes Augen weiteten sich und Alec konnte gerade noch ein lautes „Woher…?!“ unterdrücken. Obwohl er seinen Vater sehr gut kannte, hatte er nicht erwartet, dass Etenor seine Absicht so schnell erraten würde. Alec wollte ihm eigentlich nichts von seiner Vermutung sagen, aber nun hatte er es von selbst herausgefunden. Manchmal war es besser anderen Personen nichts von seinen Absichten oder Vermutungen preiszugeben, weil man so vielleicht, mit vorgetäuschter Unwissenheit, wichtige Informationen erhielt, von denen sein Gegenüber dachte, man könnte als Unwissender sowieso nichts damit anfangen. Diese unfreiwillige Erleuchtung hatte Ryoe völlig aus der Fassung gebracht. Er überlegte, was er als nächstes sagen sollte, doch Etenor kam ihm zuvor. „Nun, ich denke es ist an der Zeit euch zu sagen, warum ich euch hergerufen habe. Ich - “ „Eine Frage noch bevor du beginnst!“, presste Ryoe zwischen den Zähnen hervor. „Ja?“ „Solltest…solltest du den Brief nicht einem Boten geben, anstatt ihn auf deinem Schreibtisch herum liegen zu lassen, wenn er so wichtig ist! Er sollte doch sobald wie möglich bei deinem Bekannten ankommen!“ Der König lächelte sanft. „Nein, es wird nicht nötig sein ihm einen Boten zu geben, denn ihr sollt den Brief zu ihm bringen.“ „Was?!“, fragte Alec ungläubig. „Ich dachte wir würden nach Minjar gehen und dort den Drachen helfen!“ Was hat das denn schon wieder zu bedeuten, fragte er bei sich. Warum waren wir dann überhaupt in der Versammlung?! Er wiederholte die Frage laut. „Nun, “, sagte der König erneut. „Ich war der Meinung, ihr solltet euch anhören, was ich den Kriegern in der Versammlung mitgeteilt habe. Ich war mir sicher, dass ihr euch denken konntet, dass sich noch mehr dahinter verbirgt und mit dieser Vermutung lag ich nicht falsch!“ „Aber…haben die anderen, die der Versammlung beigewohnt haben, keinen Verdacht geschöpft? Ich meine sie sind doch nicht dumm!“ Etenor seufzte und sagte: „Sicher einige werden eine ähnliche Vermutung wie ihr aufgestellt haben, aber das ist in diesem Fall irrelevant. Diese Krieger sind darauf ausgebildet worden Befehle auszuführen ohne Fragen zu stellen. Sie würden nicht vor mich oder einen meiner Berater treten und meine Kompetenzen als König in Frage stellen, weil ich ihnen, ihrer Meinung nach, einen irrsinnigen Befehl gegeben habe. Damit würden sie ihren Eid brechen.“ Alec und Ryoe schwiegen. „In Ordnung. Ich denke eure Fragen sind damit vorerst geklärt?“, fragte er kurz und fuhr fort: „Nun ich werde euch nun mein Wissen über denjenigen darlegen, der die Wilderer geschickt hat.“ Er machte eine kurze Pause und schloss die Augen. „Der Mann, der unsere Freunde, die Drachen, bedroht ist ein mächtiger schwarzer Magier, der vor vielen Jahren auf dieser Welt erschien. Seine gesamte Geschichte zu erzählen würde viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen, die uns nicht zur Verfügung steht. Einiges kann ich euch aber über ihn berichten. Sein Name ist Nefas!“ Alec zuckte beim Klang des Namens ungewollt zusammen. Es war ein alter Begriff, welcher soviel wie „Das Böse“ bedeutete und Alec hatte das Gefühl, dass dieser Mann genau das war. Zitieren
Gothmog-Fürst der Balrogs Geschrieben 20. Februar 2007 Geschrieben 20. Februar 2007 Ernsthaft........ich find ziemlich gut gelungen *gg* :knuddel: Zitieren
Alec Geschrieben 3. Juni 2007 Autor Geschrieben 3. Juni 2007 Ich bedanke mich und stelle gleich noch den Rest des Kapitels rein ^.^ „Ich glaube ich muss nichts weiter dazu sagen, oder?“, fragte Etenor leise. Ryoe schüttelte den Kopf. Man musste wirklich nicht mehr über ihn wissen. Der junge Mann schlug die Augen nieder, als der König ihn durchdringend ansah. „Und weiter?“, sagte Ryoe und hob seinen Kopf nicht. „Was willst du von uns?“ Seine Höflichkeit ging durch die Aufregung in seinen Worten völlig unter. Der König nahm den Brief von seinem Schreibtisch und hielt ihn den beiden jungen Männern vor die Nase. Das Pergament roch frisch. „Nefas hat die Wilderer wahrscheinlich geschickt, um die Drachen auszurotten und bedroht damit die gesamte Gemeinschaft des 13. Königreichs! Ich möchte, dass ihr diesen Brief zu einem Freund bringt, er wird euch über euren weiteren Weg informieren. Eines kann ich euch aber sagen: Eure Aufgabe besteht nicht nur darin diesen Brief zu überbringen, ihr werdet sicher noch die Hallen unserer Zwergen- Freunde und die der Elfen betreten.“ Als der König geendet hatte schwirrten tausende von Fragen in Alecs Kopf herum. Er versuchte sie auf das Wichtigste zusammenzufassen. „Nefas will die Drachen ausrotten? Aber auf so ungeschickte Weise? Ich meine diese Wilderer werden es doch niemals schaffen alle Drachen töten!!“ „Das stimmt. Es ist auch nur eine Vermutung. Wie gesagt die Wilderer sind nur eine Ablenkung und werden keinen großen Schaden anrichten. Sicher hat Nefas noch ein paar andere Tricks um uns ins Unheil zu stürzen. Vergiss nicht er ist ein mächtiger schwarzer Magier!“ nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu: „Und mach dir nicht so viele Gedanken um die Wilderer. Meine Krieger werden das erledigen.“ Damit waren schon viele von Alecs Fragen geklärt, aber er wollte noch mehr wissen. Eine wichtige Frage brannte ihm noch auf der Zunge. „Ich weiß nicht, ob ich das Recht dazu habe zu fragen, aber warum haben die Elfen und Zwerge noch nichts unternommen? Sie müssen doch die Wilderer auch längst bemerkt haben!“ „Das frage ich mich auch!“, warf Ryoe schnell ein. „Die Elfen sind doch viel scharfsinniger als wir!“ Etenor lächelte leicht und antwortete: „Ihr müsst noch viel lernen, Alec, Ryoe. Ja die Elfen sind scharfsinniger als wir Menschen, aber dennoch, das Gebiet in dem die Wilderer aufgetaucht sind fällt nicht unter ihre Verwaltung. Die Menschen sind dafür zuständig, deshalb werden sie, solange die Lage noch nicht allzu kritisch ist, nicht eingreifen.“ Das Gefühl in die Heimat der Elfen und Zwerge zu reisen, beunruhigte Alec ein wenig. Er hatte schon viele Elfen-Lords getroffen, hatte aber nie ihre Hallen besucht. Man erzählte sich Geschichten darüber, aber das meiste war maßlos übertrieben. Nur die, die wirklich schon einmal dort waren, können erzählen wie es in der Heimat der Elfen und Zwerge aussieht, aber keiner von ihnen verliert mehr als ein paar Worte darüber. Wahrscheinlich ist es ein stilles Versprechen zwischen den Völkern nichts über die Heimat der anderen zu erzählen. „Damit habe ich nun eigentlich alles gesagt, was ich euch sagen wollte. Mehr Informationen kann ich euch leider nicht geben. Wir wissen selbst noch nicht so viel! Wenn ihr mehr erfahren wollt müsst ihr meinen Freund fragen, dem ihr den Brief bringen sollt. Er lebt in Grafrath.“ „Grafrath…!?“, keuchte Ryoe. Das war so weit weg! Grafrath lag am Grafton-See und um dahin zu gelangen, musste man erst die Ebenen von Balaghat und den Fluss Ecrins überqueren um dann einen sicheren Pass über das Catena-Gebirge zu finden. „Wenn du schon bei Grafrath so mürrisch dreinblickst, wie willst du dann erst nach El Ghor oder Zadar kommen?“, fragte der König amüsiert. „Ach, ich war nur…überrascht…“, gab Ryoe leise zurück und lehnte sich, die Arme verschränkt, in seinen Stuhl. „Und wie gelangen wir nach Grafrath? Sollen wir fliegen?“, fragte Alec. Schließlich hatten sie sich noch keine Gedanken über die Reise gemacht. „Nein, nein!“, begann der König. „Das ist viel zu gefährlich! Ihr würdet auffallen und wärt ein gefundenes Fressen für die Bogenschützen unserer Feinde!“ „Wir sollen zu Fuß reisen?“, fragte Ryoe der seine Sprache wieder gefunden hatte. „Und Neo?!“ „Den nehmt ihr natürlich mit! Er ist doch auch zu Fuß gut unterwegs.“, lachte der König. „Was ist mit Schatten?“, fragte Alec. „Soll er mitkommen?“ „Wenn du das willst, kannst du ihn gerne mitnehmen. Es ist immer gut einen weiteren Gefährten an seiner Seite zu haben.“ „Die Frage ist nur, ob Schatten uns überhaupt begleiten will…“, sagte Ryoe trotzig. „Das kann man wohl sagen.“, fügte Alec hinzu. „Er hat seinen eigenen Kopf!“ „Nun denn.“, gab der König zu hören. „Ryoe du darfst gehen und alles für die Reise vorbereiten und du Alec bleibst noch einen Moment hier!“ Die beiden jungen Männer sahen sich stutzig an und Ryoe zuckte mit den Schultern. „Na gut, dann gehe ich schon mal und bereite alles vor.“ Es wurmte ihn ein wenig, dass Etenor Alec mehr verraten wollte als ihm, aber er war nun mal nicht der Sohn des Königs. Ryoe stand von seinem Stuhl auf und verließ schnellen Schrittes das Zimmer ohne ein weiteres Wort zu sagen. Als die Tür hinter ihm schloss sagte Alec: „Und warum bin ich nun noch hier? Eine Moralpredigt? Oder etwas anderes in der Art? Was war das vorhin übrigens für eine Rede vor der versammelten Kriegerschaft? Eine seltsame Einleitung wenn du mich fragst…“ „Jetzt löcherst du mich auf einmal mit Fragen, mein Sohn!“, sagte Etenor und stand auf um einen Blick aus dem Fenster zu werfen. „Meine Rede hatte nur das Ziel die Krieger zu überreden. Oder glaubst du etwa sie hätten diesen Auftrag ohne den nötigen Ansporn angenommen? Die Menschen sind träge geworden, seit es keine Kriege mehr gibt! Mit der Geschichte, die jedes Kind kennt, habe ich nur den Grundstein gelegt.“ „Und warum bin ich nun hier?“ „Nun…Ich habe etwas für dich, mein Sohn.“ Zu diesem Zeitpunkt wusste Alec noch nicht, dass dieses Geschenk sein Leben entscheidend prägen würde… Finstere Offenbarung Als die Sonne am vorherigen Tag hinter dem Horizont verschwand, ereignete sich auf der Insel Uvira eine bedeutende Begegnung. Ein junger mutiger, aber genauso unerfahrener Späher kniete vor einem finsteren Thron, der sich über einer Halle aus schwarzem Marmor erhob. Überallwaren große Felsbrocken verstreut. Sanftes Abendlicht fiel durch ein hohes, in den dunklen Stein gehauenes, glasloses Fenster. Der junge Mann kniete mitten im Licht und sein Gesicht leuchtete in einem sanften Rotschimmer. Er fühlte sich elend und ausgelaugt. Der Späher war von einer langen Reise zurückgekehrt und hatte auf ein paar Tage Erholung gefreut, doch sein Auftraggeber dachte nicht so. Deshalb musste er nun eine weitere anstrengende Reise auf sich nehmen. Eine Last, die der Krieger als unerträglich empfand. Dafür hasste er seinen Gebieter, aber ohne ihn würde er kläglich verhungern. „Geh jetzt! Du hast deinen Auftrag erhalten. Kehre erfolgreich zurück!“, sagte der Mann auf dem Thron sein Gesicht wurde von der Dunkelheit verdeckt. „Ach und bevor du aufbrichst, lass Enemos hereinrufen!“ „Ja, mein Meister!“, erwiderte der Späher mürrisch und erhob sich um zu gehen. Als er den Raum verlassen hatte sah er noch einmal zurück, konnte in der Finsternis aber nichts erkennen, bevor sich die riesigen Torflügel hinter ihm schlossen. Ohne Umwege begab er sich zu einem Dienstboten, der in der Nähe war und trug ihm auf, Enemos zu rufen. Dann verließ er auf einem schwarzen Pferd die vermeintlich verlassene Stadt im Schatten des Vulkans und machte sich auf den Weg. Enemos erhob sich lautlos von seinem Feldbett, nachdem der Dienstbote sein Zelt verlassen hatte. In der Stadt herrschte geschäftiges Treiben. Die Menschen auf dem Festland glaubten dieser Ort wäre verlassen, aber da täuschten sie sich. Nefas hatte die Insel zu seinem Eigentum erklärt und errichtete in der verlassenen Stadt, dessen Name vergessen ward, eine Festung. Überall waren Zelte zwischen den Ruinen aufgestellt worden. Zwischen all den ergrauten Ruinen, sahen sie wie große braune Ameisenhügel aus. Enemos überlegte, ob er sich sofort zu Nefas begeben, oder lieber noch warten sollte. Da er im Moment nichts Besseres zu tun hatte, trat er aus seinem Zelt heraus und begab sich ins Innere der Stadt. Vor ihm erhob sich ein riesiger Vulkan, der Uvira, nach dem die Insel benannt wurde. Je näher er dem Berg kam, desto deutlicher konnte er das riesige kuppelförmige Gebäude sehen, das im Schatten des Uvira lag. Es sah aus wie ein schwarzer polierter Hügel. Nefas hatte diese heiligen Hallen der früheren Könige zu seinem Eigentum ernannt und lebte nun darin. Enemos hasste diesen Ort, allein schon, weil dort einst Elfen gewandelt sind. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, lief er schnell weiter und würdigte keinen der eilig umher rennenden Passanten eines Blickes. Nachdem er mindestens eine halbe Stunde, durch die engen und verzweigten Gassen gewandert war(was durch die wahllos verstreuten Zelte nur noch erschwert wurde), erreichte er endlich den Saal der Zukunft, so nannte man ihn zumindest, und trat durch das halbgeöffnete Eingangstor. Es war mit alten Runen und Ornamenten verziert, die einst einen Zauber in sich trugen um die Tür zu versiegeln, aber dieser war schon lange verflogen. Die Zeit hatte die Magie aus der Materie der Tür gepresst, wie den halb vergorenen Saft aus einer fauligen Frucht Er ging, nun etwas langsamer, durch einen langen Flur, der wie das gesamte Gebäude, aus schwarzem Marmor bestand. Die Wände des Flurs wirkten durch die dunkle Farbe drückend und obwohl die Decke mindestens fünf Meter über dem Boden lag, hätte jeder Klaustrophobe wohl einen Anfall erlitten. Eigentlich wollte Enemos sich gar nicht erst die Mühe machen und freiwillig den „erwürdigen dunklen Herrscher“, wie die Leute ihn nannten, besuchen, sondern lieber darauf warten bis Nefas’ Handlanger ihn zwingen würden diese dunklen Hallen zu besuchen. Das war viel bequemer…Seiner Meinung nach zumindest. Enemos dachte ernsthaft darüber nach, ob es nicht besser wäre wieder zurück zu gehen, besann sich dann aber doch eines Besseren. Warum soll ich mir denn jetzt noch einen Umweg machen?, dachte er und blieb vor den beiden hohen Torflügeln stehen die das Ende des langen und ungemütlichen Flurs verkündeten. Er warf noch einen Blick zurück und erkannte nur Dunkelheit, selbst mit seinen schwarzen Elfenaugen. Er konnte seine Herkunft nicht verleugnen, trotzdem hasste er sein Volk, aus einem bestimmten Grund… Ein jeder Mensch hätte seine Augen als schrecklich empfunden. Schrecklich und…schön. Ja, sie waren schön, die Augen des Schönen Volkes. Aber ebenso grauenvoll. Schwarze Ränder zierten seine Sehschlitze, weil er nicht mehr zu den Elfen gehörte, nicht länger und auch nie mehr. Seine spitz zu laufenden Ohren hatte er verloren, ebenso wie die einzigartige Schönheit. Er hatte nun viel mehr das Aussehen eines Menschen, deshalb fiel er in ihrer Gesellschaft auch nicht auf. Nicht, dass ein Elf zwischen Menschen etwas Ungewöhnliches war, aber er fiel zwischen all den beständigen und „plumpen“ Menschen auf. Ein Schwan unter all den Enten. Enemos warf sein silbernes, zum Zopf gebundenes Haar zurück und widmete seine Aufmerksamkeit dem Wächter vor dem Tor. „Ich erbitte Einlass!“, rief er in den leeren Raum. Eine Weile geschah nichts, dann regte sich ein Kobold, welcher in den rechten Torflügel eingraviert war, öffnete das Tor mit einem breiten Grinsen und machte eine Geste, die einladend sein sollte, bei diesem Geschöpf aber eher lächerlich wirkte. Enemos ging zwischen den beiden Flügeln hindurch, die sich gerade so weit geöffnet hatten, dass er hindurchpasste. „Ah!“, sagte eine laute Stimme aus dem Dunkel. „Da bist du ja Enemos. Ich habe dich bereits erwartet. Und ich musste lange warten!“ Die Stimme klang nicht vorwurfsvoll, aber ein etwas verärgerter Unterton war herauszuhören. Der mehrere hundert Meter lange und breite Raum war voller Finsternis und stank nach Fäulnis. Und das obwohl er über der Erdoberfläche lag, und mindestens ein dutzend riesige, offene Fenster hatte. Aber diese ganze Insel war ohnehin ‚verfault’. Enemos antwortete nicht. „Komm näher, wir wollen uns doch sehen, wenn wir miteinander sprechen, oder?“ „Mh…ja.“ Er ging weiter und erreichte den Thron, der fast am Ende der Halle lag. Nefas, der auf dem hohen Sitzplatz saß, hatte sich eine Kapuze über den Kopf geworfen um sein Gesicht zu verbergen. Er war ein kleiner Mann und sah dadurch etwas lächerlich in dem riesigen Thron aus. Aber um Geschöpfe aller Art massenhaft mit schwarzer Magie zu töten, bedarf es keines großen Körpers. „Sehr schön.“, sagte Nefas amüsiert. „Jetzt können wir ja in Ruhe miteinander reden, nicht wahr?“ „Wenn du meinst…“, antwortete Enemos scharf. Er hatte keine Lust auf dieses Geschwafel. „Wohin willst du mich diesmal schicken?“ „Ach, nun komm. So oft warst du doch noch gar nicht im Einsatz!“ „Im Einsatz?! Du weißt genau, dass ich nicht einer deiner Untergebenen bin! Ich helfe dir aus freien Stücken.“ „Ja, und das ist wahrscheinlich das Problem.“, dachte Nefas laut. Enemos führte nur aus einem Grund die Aufträge von ihm aus… „Macht!“, fügte Nefas hinzu. „Macht…“, wiederholte Enemos. Ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Das Gefühl von Stärke…Macht. „Ein äußerst erfrischender Grund, findest du nicht?“, lästerte Nefas. Enemos sagte kein Wort, sondern starrte nur geradeaus. „Mh…wortkarg wie immer!“, bemerkte Nefas weiter. Als Enemos immer noch nichts von sich gab verkündete er: „Nun, ich will dich nicht länger warten lassen. Du möchtest bestimmt mein Anliegen erfahren! Ich habe einen kleinen Auftrag für dich, der dein Gemüt sicher erhellen wird!“ „Und der wäre?“, fragte der junge Mann etwas gelangweilt. Eigentlich hoffte er auf etwas Spannenderes als seinen letzten Auftrag, aber solange er danach bekam, wonach er verlangte war es ihm gleich. „Anscheinend haben die Menschen da draußen einen kleinen Verdacht geschöpft. Mein alter Freund Etenor hat eine Groß-Offensive gestartet um die Wilderer in Minjar aufzuhalten.“ „Und ich soll sie töten?“ „Nein! Unnötig. Meine Männer sind geschickt, sie werden sich nicht von solchen Kriegern töten lassen. Sie werden sich verstecken, bis der König sein ordinäres Heer wieder abzieht.“ Nefas legte eine Hand auf die Stirn und überlegte kurz. “Da ist etwas anderes was mich beunruhigt…“ Enemos schwieg. „Etenor geht es wahrscheinlich nicht einmal um die Wilderer. Er denkt sie wären ein Ablenkungsmanöver, womit er eigentlich nicht falsch liegt.“ Er machte eine Pause. „Morgen sollen vier Geschöpfe die Stadt verlassen, zwei davon sind menschlich! So viel konnte ich sehen, mehr nicht. Wer die Personen sein sollen und welchen genauen Auftrag sie haben weiß ich nicht. Aber ich weiß zumindest, dass es um die Rettung der Drachen geht, also stehen sie uns im Weg…und sie sind mächtig! Hier kommst du ins Spiel Enemos.“ „Töten?“, fragte er verächtlich. Er hasste dieses Wort, ebenso wie Nefas’ kalte, berechnende Art und seine Gabe des ‚Sehens’. Es gab nur eine Hand voll Menschen in allen Königreichen, die sie bewusst einsetzen konnten. Nefas gehörte zu ihnen. Und das macht ihn so abscheulich!, dachte der Enemos. „Nein, nein! Und das weißt du auch. Sie sind zu wichtig. Sie drehen das Rad des Schicksals zu unseren Gunsten!! DAS SEHE ICH GENAU!!“ Der schwarze Magier stand auf und wurde mit jedem Wort lauter. Die letzen vier Worte schrie er und klang dabei so überzeugt, als hätte er eine vorher für unmöglich gehaltene und abwegige Theorie bewiesen. Er stand noch mindestens fünf Minuten so da und untermauerte die Wichtigkeit der vier Geschöpfe aus Caen Aigion. Als er sich dann langsam beruhigte, war Enemos neugierig geworden. „Und was soll dann mit ihnen geschehen?“, fragte er laut und deutlich. Nefas sah den jungen Mann fassungslos an(was man durch die Kapuze natürlich nicht erkennen konnte, aber Enemos spürte es) und murmelte ein paar unverständliche Worte. Dann setze er sich wieder auf seinen Thron und atmete tief ein: „Beobachte sie! Ich will wissen wer sie sind. Das ist wichtig, sehr wichtig…Ich will alles über sie erfahren…alles! Erstatte mir Bericht, wenn du etwas herausgefunden hast und verheimliche nichts vor mir!“ „Ja.“ „Dann geh und finde unsere Schicksalshelden!“ Nefas machte eine wegwerfende Handbewegung und bedeutete Enemos damit, dass er gehen durfte, was dieser sogleich tat. Mit schweren Füßen und kribbelnden Händen verließ er den Saal der Zukunft. Er hoffte nie mehr hierher zurückkehren zu müssen, wusste aber, dass sich das nicht vermeiden ließ. Nachdem was Nefas gesagt hatte hörte es sich so an, als ob von den ‚Vieren’ alles abhängen würde, worauf Enemos aber noch nicht so recht vertraute. Er hielt es für übertrieben und übereilt. Die Nacht hatte Uvira bereits tief umschlossen und würde die Stadt für die nächsten zwölf Stunden auch nicht mehr loslassen. Schicksalshelden…, dachte Enemos, sah in den wolkenverhangenen Nachthimmel und musste unwillkürlich lachen. Pah! Sie sind keine Helden! Für Nefas sind sie wahrscheinlich sogar… Hiobsboten! Enemos hatte keine Ahnung woher er das wusste, aber er wusste es einfach und er wusste, dass es die Wahrheit war. Er begab sich zu seinem Lager und schlief ein, sobald er sich hingelegt hatte. Das Letzte was er dachte, bevor der Schlaf ihn übermannte war: Es gibt keine Helden… Zitieren
Alec Geschrieben 20. Dezember 2007 Autor Geschrieben 20. Dezember 2007 Aufbruch! Ryoe lief über den Innenhof der Burg wie ein hungriger Wolf, der auf den Einbruch der Nacht wartete um die Schafe zu reißen. Alec war schon seit mehr als zwei Stunden im Zimmer seines Vaters. Ryoe wurde langsam ungeduldig. Er hatte die letzte Stunde damit zugebracht alles was er brauchte zusammen zu suchen und das hatte sich als schwieriger erwiesen, als er erwartet hatte. Aus seinem Zimmer hatte Ryoe nicht besonders viel mitgenommen, nur ein wenig Kleidung, die er für die Reise brauchte und den üblichen Krimskrams: Glücksbringer, Pergament, Feder und alles was er sonst noch für wichtig gehalten hatte. Unterwegs hatte er zum Glück Neo getroffen, - von dem er eigentlich glaubte er wäre verschollen –und wollte ihm schon die Situation erklären, was sich aber als unnötig erwies, da dieser schon von allem wusste. Da es schon nach Mittag war, hatte geschäftiges Treiben in den Straßen der Stadt geherrscht und so musste sich Ryoe durch die Menschenmengen kämpfen um noch etwas vernünftiges Essen für die Reise zu besorgen. Das Geld hatte er von Etenors Diener erhalten, der ihn, nachdem er das Arbeitszimmer des Königs verlassen, aufgehalten hatte. Als Ryoe durch die ganze Stadt geharscht war, um gutes Pökelfleisch zu kaufen, kam er sich langsam mehr wie Alecs Page, denn wie sein bester Freund vor. Glücklicherweise war Gaan ihm bei den Einkäufen behilflich, so konnten sie alles schnell erledigen. Jetzt lief er über den Innenhof, ohne jegliches Ziel, in der Hoffnung Alec würde bald auftauchen. Gaan war wieder arbeiten gegangen und Neo hatte es sich auf einem großen Heuhaufen ganz in der Nähe gemütlich gemacht(zum Ärger des Bauern, dem der Haufen gehörte). Es gab nichts mehr zu tun außer zu warten und solange Alec nicht da war, hatte es auch keinen Sinn mit Schatten zu reden, aber das war jetzt auch nicht so wichtig… „Ryoe?“, fragte eine junge männliche Stimme hinter ihm. Er drehte sich um und sah in ein freundliches, von blondem schulterlangem Haar umrahmtes Gesicht. „Avenor!“, gab Ryoe zurück und verbeugte sich. Avenor war Alecs älterer Bruder und damit Thronfolger. Und das war er wohl auch zu Recht, denn Alec wäre wohl als König ungeeignet: Unzuverlässig, Schlampig und er hatte keinen Funken Pflichtbewusstsein in sich. So dachte Ryoe zumindest, aber in dieser Hinsicht war er selbst auch nicht besser. „Ich grüße dich.“, antwortete Avenor. „Alec ist nicht bei dir? Mh…Dann ist er wohl noch bei meinem Vater!“ „Ja…und das schon viel zu lang. Ich musste die ganzen Besorgungen alleine erledigen! Wenn der hier auftaucht, dann…“ Ryoe wollte seinen Zorn nicht verbergen, er hatte jetzt schon so lange gewartet, da war dieser wohl berechtigt. „Geduld ist eine Tugend!“, gab Alecs Bruder zurück und strich sich eine Strähne seines blonden Haares aus dem Gesicht. „Lass ihm ein wenig Zeit! Er hat bestimmt noch einiges zu besprechen.“ „Ich frage mich nur WAS?!“ Ryoe konnte den Anflug eines Lachens in seiner Stimme nicht unterdrücken. Was konnte es denn noch so wichtiges geben, was zu besprechen wäre. „Das fragst du am besten Alec selbst, sobald er kommt. Ich bin mir nur nicht sicher, wie viel er dir erzählen wird…“ Ryoe sah Avenor fragend an. „Was meinst du?“ „Nunja, wenn mein Vater mit Alec allein sprechen wollte, wird es wohl eine Angelegenheit sein, welche nur die beiden etwas angeht. Also hoffe nicht auf allzu viele Informationen seinerseits.“ Ryoe seufzte laut und ließ sich auf den trockenen Boden fallen, sodass er in einer Wolke aus Staub versank. Avenor fing an zu lachen und sagte: „Du bist wirklich ungeduldig, Ryoe. Und eifersüchtig noch dazu.“ „Kein bisschen!“, gab Ryoe grinsend zurück. In störte es zwar schon ein wenig, dass der König Alec mehr mitteilte als ihm, aber das ließ sich nun mal nicht ändern und eifersüchtig war er trotz allem nicht. Die beiden warteten noch eine Weile auf dem Hof, bis Alec endlich zu ihnen stieß. Ryoe hatte sich so weit abgekühlt, dass er nicht mehr wütend auf seinen Freund war und er löcherte ihn auch nicht weiter mit Fragen. „Da bist du ja endlich!“, sagte er und stand von seinem staubigen Platz auf. Avenor begrüßte seinen Bruder freundlich und Alec erwiderte den Gruß, aber in einer Weise, die Ryoe sehr seltsam vorkam. Der junge Mann schien sehr reserviert und nachdenklich. Das machte ihn stutzig. Alec war sonst nicht so. Hatte es etwas mit dem Gespräch mit dem König zu tun? Ryoe betrachtete ihn kurz, während er mit seinem Bruder redete und da fiel es ihm auf: Alec trug ein zweites Schwert auf der rechten Seite. Er hatte es wie sein anderes Schwert am Gürtel befestigt. Aber es war in dunkle Tücher eingewickelt, sodass man die Scheide nicht sehen konnte. Nur der silberne Griff war nicht verdeckt, an dessen Ende ein schwarzer Edelstein prangte. Aber warum war das Schwert eingewickelt? War darauf etwas was niemand sehen durfte? Oder wollte Alec es nur schonen? Ryoe beschloss Alec nicht danach zu fragen, er würde sowieso nichts erzählen. Dessen war er sich sicher. Stattdessen fragte er: „Hast du schon deine Sachen gepackt?“ „Ja.“, antwortete Alec. „Deshalb hat es auch so lange gedauert. Es tut mir Leid!“ Du glaubst doch nicht etwa, dass ich dir das abkaufe?, dachte Ryoe verärgert. „Achso, das geht schon in Ordnung. Dann können wir ja zu Schatten gehen. Schließlich hört er ja nur auf dich, sonst wäre ich schon bei ihm gewesen.“ Alec nickte. „Machen wir das. Ich bin gespannt was er denkt.“ Als die beiden sich in Bewegung setzen wollten, sagte Avenor: „Dann werde ich mich wieder auf den Weg machen. Ich habe noch einiges zu erledigen.“ Er schenkte den beiden ein Lächeln und winkte ihnen während er die nächste Treppe hinaufstieg. Ryoe sah ihm noch kurz nach, wand sich dann aber wieder Alec zu. „Gehen wir…“ Die beiden liefen über den Innenhof, der zwar keineswegs so groß wie der Außenhof war, aber dennoch lange Laufwege bot. Neo der bis vor kurzem noch auf dem großen Heuhaufen gelegen hatte, regte sich ein wenig und gesellte sich dann zu den beiden Menschen, als sie an ihm vorbeiliefen. Ryoe war froh, dass er auch mitkam. Im Grunde genommen war Neo ihm ein genauso guter Freund wie Alec. Sie waren ebenso unzertrennlich – vielleicht sogar noch mehr –, und unterschieden sich von ihrer Wesensart nur wenig. Auch wenn Drachen fremdartige Geschöpfe waren, sie waren keineswegs gefühllose Monster. Sie verfügten wie Elfen, Zwerge, Menschen und andere Geschöpfe über Verstand, Charakter und Gefühle. Ryoe und Neo lachten über dieselben Scherze, teilten ihre Gedanken und verbrachten viel Zeit miteinander. Auch wenn sie sich manchmal stritten, konnte sie nichts wirklich auseinander bringen. Sie waren so etwas wie Seelenverwandte, deshalb konnte jeder der beiden Gefühls- und Gedanken- Fragmente des jeweils anderen wahrnehmen. Im Gegensatz zum Gedanken lesen, war dies keine Fähigkeit die man trainieren konnte, aber sie zeigte die enge Verbundenheit von einigen Personen. Die drei erreichten die Stallungen, welche sich in der nordwestlichen Ecke des Innenhofes befanden. Hier wurden nur die edelsten Rösser der Stadt beherbergt. Ryoe ging langsam und mit Bedacht hinein, damit er die Pferde nicht aufscheuchte. * * * Alec betrachtete das stabile Holzgebäude. Im Gegensatz zu den anderen Ställen in der Stadt, war dieser nicht besonders groß. Er maß vielleicht nur die Hälfte der kleinsten in Caen Aigion. Aber im Gegensatz zu denen, waren hier auch nur ein Dutzend Pferde untergebracht. Alec war noch ein wenig mulmig zumute. Er war ein wenig verwirrt, angesichts des Gespräches mit seinem Vater. Der König hatte ihm einiges erzählt und ihm schließlich das Schwert gegeben, welches er nun trug. Etenor hatte ihm aufgetragen die Schwertscheide nicht von den Tüchern zu befreien. Auch solle Alec es nicht im Kampf benutzen, vorerst. Er war sicht nicht sicher, was das zu bedeuten hatte. Wieder schwirrten im tausend Fragen im Kopf herum. Er konnte sich nicht vorstellen, was da für einen Grund haben sollte, aber momentan war es wahrscheinlich besser die Ratschläge seines Vaters zu befolgen. Er wollte ihre Mission nicht gefährden, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Es gab schon zu viele Risiko- Faktoren und die Ungewissheit, mit der sie losgeschickt wurden war nur eine davon. Vielleicht war in diesem Stall ein weiterer. „Gehen wir hinein.“, sagte Alec. „Mal sehen was wir erreichen können.“ Ryoe nickte und betrat nach seinem Freund den Stall. Neo blieb davor sitzen und sagte: „Ich warte hier. Ich will die armen Pferde nicht verschrecken.“ Ryoe grunzte. „Diese Pferde sind Drachen gewöhnt. Du hast dich nur nicht unter Kontrolle und befürchtest, dass deinem unbändigen Hunger ein paar Rösser zum Opfer fallen könnten, nicht wahr?“ „Vielleicht.“ Der Drache grinste breit (was eher Furcht einflößend aussah) und wandte sich ab. Alec drehte sich um und setzte seinen eher kurzen Weg durch den Stall fort. Die Pferde hatten alle ihren eigenen Platz, welcher von den anderen durch schmale mannshohe Wände abgegrenzt war. Sie wurden reichlich versorgt und es fehlte ihnen an nichts, soweit man das beurteilen konnte, waren sie also glückliche Rösser. Die Besitzer gaben Unmengen von Geld für das Wohlbefinden ihrer Reittiere aus. Den Pferden ging es wahrscheinlich besser, als den meisten Menschen auf dieser Welt. Sie hatten das Ende des Stalles erreicht. Dort befand sich ein letzter Platz an dem ein Pferd angebunden sein sollte, aber hier war niemand. Das frische Stroh lag unberührt auf dem Boden und das Seil, mit dem die Rösser angebunden waren, hing lose an einem Eisenring in der Wand. „Da hat wohl jemand einen Ausflug gemacht.“, sagte Ryoe trotzig. Das hätten sie sich auch denken können. Schatten würde nie im Leben den ganzen Tag an solch einem ‚beengten Ort’, wie er es immer ausdrückte, verbringen. „Und nun?“, fragte Alec, ohne sich zu Ryoe umzudrehen. „Es wird Ewigkeiten dauern Schatten zu suchen…“ Nach der ganzen Aufregung fehlte eine aussichtslose Suchaktion noch. Sie wollten doch sobald wie möglich aufbrechen, wenn es sein musste auch ohne Schatten. Ryoe seufzte. „Vielleicht haben wir ja Glück und er ist in der Nähe. Uns bleibt nichts anderes übrig als zu suchen. Komm.“ Er drehte sich in Richtung Ausgang um und stieß schmerzhaft gegen etwas Hartes was direkt hinter im gestanden hatte. Tränen schossen ihm in die Augen und er stolperte zurück. „Autsch!“, sagte er laut. Sterne tauchten in seinem Gesichtsfeld auf und er konnte nicht erkennen gegen was er gerade gestoßen war. Es musste ziemlich groß und… „Schatten!“, sagte Alec, sichtlich erheitert über Ryoes Findigkeit. Dieser blinzelte ein paar Mal, um die Tränen aus seinen Augen zu vertreiben und rieb sich die Nase. Er stolperte noch ein paar Schritte rückwärts und erkannte dann sein Gegenüber. „Tatsächlich…“, sagte er ein wenig verärgert. Warum hatte er ihn nicht bemerkt? Schatten stand mit halb geschlossenen Augen vor ihm. Er war ein Pferd (oder auch nicht) von beachtlicher Größe und mit einem muskulösen, aber ebenso schlanken Körper. Das Ross hatte lange Beine und ein pechschwarzes, kurzes Fell, welches im schwachen Licht glänzte. Schattens ganzes Aussehen erinnerte an das eines guten Warmblüters, nur die Augen waren anders: sie waren blutrot. Es gab nur wenige Menschen in Caen Aigion, die wussten, was dieses Geschöpf wirklich war. Wenn auch das Aussehen, dem eines Pferdes glich, war Schatten etwas anderes viel höher entwickeltes. Es gab viele Namen für diese Rase, aber die gebräuchlichste war wohl Umbraecius. Alec wusste nicht besonders viel über diese Rasse, nur das sie Gestaltenwandler waren (oder Mutarhef, wie Neo sagen würde) und über sehr gut ausgeprägte Sinnesorgane verfügten. Da sie magische Geschöpfe waren, konnten sie sich mit Menschen verständigen und wurden mehrere Hundert Jahre alt. Schatten war schon bei Alec, als dieser geboren wurde. Etenor hatte ihm nie erzählt woher der Umbraecius gekommen war, aber das störte den jungen Mann nicht, sie waren Seelenverwandte und er war sich sicher, dass er nicht alles über eine Person wissen musste, jeder hatte schließlich seine Geheimnisse. Die Seelenverwandtschaft der beiden bedeutete, dass sie ihre Gedanken und Gefühle, ebenso wie Neo und Ryoe, teilten, wobei Alec und Schatten alle Gedanken des jeweils anderen hören konnten, wenn sie wollten. Alec hörte die Worte Was macht ihr hier? in seinem Kopf und sah Schatten, der immer noch ruhig dastand, in die Augen. Wir haben dich gesucht. , kam die Antwort zurück. Der junge Mann vermittelte seinem Freund ein kurzes Bild der Situation. Schatten warf den Kopf zurück. Ich weiß bereits davon… Er klang amüsiert. Noch ehe Alec antworten konnte, sagte Ryoe der offensichtlich ein wenig wütend war: „Anstatt hier Gedanken hin und her zu werfen, könntet ihr mich vielleicht auch einweihen. Außerdem musst du sich bei mir entschuldigen, Schatten!“ Er hatte sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet und starrte die beiden abwechselnd an. Zorn brannte in seinen Augen, der aber wahrscheinlich eher dem schwarzen Geschöpf galt. „Ich erbitte deine Verzeihung!“, sagte Schatten leise, sodass nur Alec und Ryoe es hören konnten. Er ließ den Kopf sinken und schloss die Augen, als ob er sich demütigst verbeugen wollte. Obwohl der blonde junge Mann eigentlich wusste, dass sich Schatten damit ein wenig über ihn lustig machen wollte, beruhigte er sich langsam wieder. „Wir haben schon genügend Zeit verschwendet, brechen wir langsam auf!“ Er klang wieder normal, aber innerlich war er nach wie vor ein wenig verärgert. Neo hätte das wohl gespürt. Alec nickte und sah zu Schatten hinüber. „Ja, eigentlich wollten wir, oder mein Vater wollte, dass du uns begleitest.“ Schatten überlegte einen Augenblick und starrte die hölzerne Decke an. Dann sagte er: „Ich denke es wird nicht schaden, wenn ich euch begleite. Ihr habt eine verantwortungsvolle Aufgabe und vielleicht könnt ihr ja meine Hilfe gebrauchen.“ Ryoe sah ihn ein wenig verwundert an. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir dich mit einem einzigen Satz überzeugen könnten.“ Er seufzte. „Nunja, damit haben wir zumindest ein Problem weniger.“ Damit waren eigentlich alle Vorbereitungen geklärt. Sie konnten aufbrechen. Es würde ein weiter Weg werden und auf diesem lauerten sicher einige tödliche Gefahren, aber das war den beiden jungen Männern im Moment egal, die erste Hürde war schließlich überwunden. Dann war der ganze Rest nur noch ein „Zuckerschlecken“, wie das einfache Volk sagen würde, oder nicht? In dieser Hinsicht waren Alec und Ryoe noch sehr unbesonnen und vielleicht auch unreif. Wären die beiden allein aufgebrochen, hätten sie ihre Aufgabe sicher nicht vollbringen können. Aber sie brachen nicht allein auf: Neo und Schatten waren an ihrer Seite. Sie konnten die Schwächen der beiden Menschen ausgleichen, in vielerlei Hinsicht. Durch Stärke und Weisheit, Geschicklichkeit und Auffassungsgabe wird es ihnen möglich sein. Ryoe schulterte den ledernen Rucksack und band Neo einen kleinen Beutel um den Hals. „Was soll das denn?“, fragte dieser missmutig. „Was will ich denn mit diesem purgam!!“ Ryoe starrte ihn mit in die Hüften gestemmten Händen an. „Du hast heute aber bitterböse Laune, wenn du so laut fluchst.“ Er musste unwillkürlich anfangen zu lachen. Er hatte es gern, wenn Neo wütend war. Purgam war ein Wort aus der Sprache der Drachen, was soviel wie „Müll“ bedeutete, je nach Aussprache konnte es aber auch schlimmeres bedeuten. Es wurde nicht nur von den Drachen, sondern auch von jeder anderen Art gern verwendet und erfreute sich großer Beliebtheit. „Weißt du…“, begann Neo trotzig. „Ich bin ein wenig über die Tatsache verärgert, dass ich am Boden bleiben muss! Ich bin ein Drache! Ein D-r-a-c-h-e!! Verstehst du?! In der Luft und im Feuer fühle ich mich wohl und nicht auf der Erde…“ Er seufzte und schüttelte sich. Alec lächelte zu ihm herüber, indem er eine Felddecke auf Schattens Rücken band. Sie standen hinter den Toren der Stadt und erledigten die letzten Vorbereitungen für die Abreise. Es war schon Nachmittag, aber der König wollte, dass sie noch an diesem Tag die Stadt verließen und bereits ein Stück ihrer Reise zurücklegten. Deshalb beeilten sie sich. „Ich denke, wenn du knapp über dem Boden fliegst, wird es schon gehen. Im Grunde genommen war die Absicht meines Vaters nur, dass wir nicht zum Ziel von feindlichen Bogenschützen werden.“, erklärte Alec und sah zu Schatten. „Und wir beide werden dich sicher nicht behindern. Wir sind ebenfalls schnell. nicht wahr, Schatten?“ Er nickte. Neo blickte die beiden an und sah ein wenig glücklicher aus. „Ich hoffe ihr habt Recht…“ Ryoe hob eine Augenbraue. „Warum glaubt Etenor eigentlich, dass uns Bogenschützen angreifen könnten. Meinst du unsere Feinde wissen bereits, dass wir in geheimer Mission unterwegs sind?“ Er legte die Betonung auf „geheim“ und gab ihr einen leicht verächtlichen Klang. Alec überlegte und schob das restliche Gepäck beiseite. „Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Es ist schon möglich, dass unsere Feinde bereits wissen, dass wir Caen Aigion verlassen werden um einen Auftrag auszuführen. Ihr Anführer ist schließlich ein mächtiger schwarzer Magier. Möglich, dass er „Sehen“ kann.“ Ryoes Augen weiteten sich. Neo und Schatten zeigten keine Regung, aber Alec konnte ihre Unruhe spüren. „Dann…“, begann der blonde junge Mann. „Wenn das stimmt, dann wird der Auftrag gefährlicher als ich dachte, denn unsere Feinde wissen was wir vorhaben. Aber woher weiß der König davon?“ „Ich weiß es auch nicht, aber mein Vater würde uns sicher nicht losschicken, wenn er wüsste, dass eine akute Gefahr für uns bestände.“ Da weder Neo noch Schatten dem etwas hinzuzufügen hatten, nahm Alec das restliche Gepäck und band es auf Schattens Rücken fest. Er hatte einen großen Ledersattel auf den Rücken des Umbraecius gelegt um sein Gepäck daran zu befestigen. Schatten war das zwar zuwider gewesen, aber es ging nicht anders. Sie hatten alles gut aufgeteilt und jeder von ihnen musste etwas tragen, auch wenn es nicht viel war(der größte Teil bestand aus Verpflegung). Auch Neo wehrte sich und stritt sich mit Ryoe. Schatten sagte er wäre kein Packesel und so gingen die Streitereien weiter bis Alec ein Machtwort sprach und ihnen klar machte, dass die Zeit drängte. Als sie endlich alles erledigt hatten, verließen sie die Stadt ohne sich von den anderen zu verabschieden. Sie wollten schließlich unauffällig sein und von den wichtigsten Personen hatten sie sich bereits verabschiedet. Der Horizont färbe sich allmählich orange, als sie aufbrachen uns Alec spürte endlich wieder kalten Wind im Haar. Dieses Gefühl machte ihn glücklich. Er hatte es vermisst. Er betrachtete die Bäume die um die Straße herum verliefen. Sie sahen gesund und kräftig aus. Sie erinnerten ihn an Milana, wie sie zwischen ihnen hindurchging und kleine bunte Vögel das Mädchen umschwirrten, während sie ein frühlingshaftes Kleid trug und eine liebliche Melodie summte. Er vermisste sie, vermisste sie so sehr. Er verkrampfte sich und fühlte sich einen Moment lang schrecklich einsam. In diesem Augenblick hasste er die Eichen und Birken dafür, dass sie ihn an Milana erinnert hatten, ebenso wie die Straße und die Vögel, die noch ein letztes Mal für diesen Tag sangen. Zwei Tage später würde er sie alle vermissen und sich wünschen er hätte so etwas niemals gedacht. Ärger um Holz und Orks Der Himmel war hell und klar, aber Liâ spürte dicke Gewitterwolken in sich. Sie schlug mit der Faust gegen die lange Wand aus Eisenholz. Obwohl sie wusste, dass ihre Wut die Probleme nicht löste, konnte sie sich trotzdem nicht beruhigen. In ihrem Groll stieß sie einen kehligen lauten Wutschrei aus und strafte die Wand ein weiteres Mal Prügel. Diese blieb ohne jeglichen Kratzer, als ob sie sich kein bisschen für die Probleme der jungen Frau interessieren würde. Liâ ließ den Kopf hängen und atmete mehrere Male, die eine Hand an die Wand gestützt, die andere in ihre Hüfte gestemmt, tief durch um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Deine Wut nützt dir im Moment überhaupt nichts, Weib!, dachte sie. Versuch lieber eine Lösung zu finden, anstatt herumzubrüllen und das Schiff zu zerstören!! Sie wollte sich ablenken und konzentrierte sich deshalb ganz auf das monotone Motorengeräusch, welches von jenseits des Ganges kam. Das immer wieder kehrende Rattern und Quietschen der Zahnräder, das leise Schleifen der Keilriemen, die zischenden Geräusche der Hydraulikpumpen. Dieses Schiff existierte schon so lange und dennoch funktionierte es so, als wäre es auf seiner Jungfernfahrt. Die Besatzung verstand nicht einmal im Ansatz die ausgeklügelte Technik der Motoren und deshalb konnte man von Glück sprechen, dass seit es in ihrem Besitz war kaum Beschädigungen aufgetreten sind. Das Schiff war einst von Menschen gebaut worden und wahrscheinlich war es das letzte Relikt eines längst vergangen, aber blühenden Zeitalters. Liâ wusste, dass es später Maschinen aus Metall gab (man stelle sich vor!), aber dieses Schiff war weit vor dieser Zeit entstanden und bestand aus Eisenholz(Die Motoren natürlich ausgeschlossen), dem besten und stabilsten Holz, welches in dieser Welt existierte. Es hatte viele nützliche Eigenschaften(es war vor allem sehr biegsam und dazu stabil) und konnte sogar mit Magie bezaubert werden, was bei Materialien solcher Art sehr selten war. Liâ war sich sicher, dass ihre Gruppe ohne diesen mächtigen Gegenstand nicht so lange hätte überleben können. Ihre Mannschaft bestand zumeist aus Verstoßenen und Außenseitern, die sich zum Ziel gesetzt haben, unabhängig von der Regierung, für die Gerechtigkeit zu kämpfen. Sie halfen oft Menschen, die von Orks oder anderen „bösen“ Geschöpfen bedroht wurden. Und da war sie schon beim Problem angelangt. Orks! Die Übergriffe dieser verdammten! Orks wurden in letzter Zeit immer häufiger und um das Übel noch zu verschlimmern wurde die „Volatus“(das Schiff) bei einem neuerlichen Sturm außen beschädigt und sie hatten kein Material um es zu reparieren. Der Schaden war zwar nicht schlimm, aber falls es nochmals zu einem Sturm kommen sollte, könnte noch mehr zerstört werden. Und das wäre noch ein Problem mehr. Stürme waren in den Ebenen von Balaghat selten, aber in letzter Zeit schien das Klima ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten zu sein, als ob irgendetwas das Wetter beeinflussen würde. Und zu allem Überfluss war ihre Kasse gähnend leer und dabei mussten sie sich doch wieder etwas zu Essen… „Liâ“ Noch bevor sie den Gedanken zu Ende bringen konnte, rief eine dunkle männliche Stimme ihren Namen. Sie fuhr zu der Person herum, die sie so eben gerufen hatte. „Simon?“ Sie betrachtete den alten Mann mit dem ergrauten Schnurrbart und strubbeligen Haarschopf skeptisch. „Was ist los?“ Der Alte lachte und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Er sah aus als hätte er soeben eine schwere Arbeit erledigt und danach roch er auch. „Ich habe gehört wie du geschrieen hast, und da dachte ich mir ich sehe nach ob du auch in Ordnung bist.“ Er machte eine kurze Pause um auf ihre Reaktion zu warten, doch es kam keine. „Du scheinst ja verärgert zu sein.“ Sie dachte kurz nach, dann nickte sie. Es war schließlich die Wahrheit. „Mir haben die ganzen Probleme in letzter Zeit ziemlich zu Schaffen gemacht und ich musste ein wenig Frust abbauen.“, antwortete sie niedergeschlagen. Problem! Sie hasste dieses Wort mittlerweile so sehr, dass sie es kaum auszusprechen wagte, aber im Moment fand sie kein Synonym dafür und das hätte die Sache nun auch nicht verbessert. „Ich kann mich irgendwie in dich hineinversetzen, Mädchen, aber du solltest nicht versuchen die ganzen Schwierigkeiten auf dich zu nehmen und allein zu lösen. Schließlich stehen wir alle hinter dir… Und außerdem…“ Er atmete langsam aus und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Bin ich immer noch der Kapitän dieses Schiffes.“, fuhr er fort. „Und deshalb solltest du es mir überlassen die Probleme zu lösen, in Ordnung?“ Liâ hätte am liebsten erneut geschrieen, aber diesmal wäre Simon das Ziel ihrer Wut gewesen. Er war zwar wie ein Vater wie sie, aber sie als Mädchen zu bezeichnen, konnte sie nicht dulden, schließlich war sie mindestens 30 Jahre älter als er und obwohl sie so aussah als wäre sie gerade siebzehn, sprachen aus ihren Augen Weisheit und Erfahrung, die ein Mädchen (!) keineswegs besaß. Aber im Vergleich zu seiner anderen Behauptung war dies ein kleines Übel. Es stimmte zwar, dass Simon der Kapitän der „Volatus“ war, aber sie hatte ihn noch keinen Finger, im Bezug auf die neuerlichen Probleme(!), krümmen sehen. Wie konnte er sich also anmaßen sie zurechtzuweisen, weil sie sich Gedanken um die Lösung der Probleme gemacht hatte? „Simon“, begann sie. „Ich weiß das du der Kapitän dieses Schiffes und der Anführer der „Caelum Saltatores“ bist, aber bis jetzt hast du ja noch nichts unternommen was uns hätte helfen können und deshalb wollte ich ja eingreifen und die Dinge in die Hand nehmen, außerdem -‚´´ „Genug!“ Simons Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Zuvor hatte er Liâ noch seelenruhig zugehört, aber nun sah er sie mit Argwohn und Zorn an. Oder war dies nur ein Ausdruck von Anerkennung, angesichts ihrer Bemühungen und Besorgnis um das Fortbestehen ihrer Gruppe? „Eigentlich wollte ich dir nicht mit solchen Worten begegnen, aber aufgrund deiner Sturheit und deines Mangels an Vertrauen bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Nachdem ich nun auch schon höheres Alter erreicht habe, wollte ich dir eigentlich die Führung über die Caelum Saltatores überlassen, aber da du anscheinend nicht genügend Reife dazu besitzt, muss das wohl leider bis auf weiteres ausbleiben!“ Liâ war baff…und zornig. Sie war zwar einiges von Simon gewohnt, aber dass er sie als unreif und stur bezeichnete, konnte sie nicht dulden! Schließlich war sie diejenige, die sich für die Probleme der Gruppe einsetzte und Simon war nur derjenige, der ihre Forderungen umsetzte oder eben nicht. „DU bist doch derjenige, der kein Vertrauen hat!“, sagte sie mit zornrotem Gesicht. „Du glaubst nicht an meine Qualitäten als Anführerin, weil ich mich unreif verhalte?! Ich habe immer versucht unsere Probleme zu lösen und den bestmöglichen Weg zu finden, aber das weißt du ja anscheinend nicht zu schätzen!! Und stur bist ebenfalls DU, Simon!!! Wer beharrt denn die ganze Zeit schon darauf, dass wir abwarten sollen? Wer? Du natürlich!! Ich habe dich schon oft genug gebeten, dir meine Lösungsversuche anzuhören, aber anscheinend interessierst du dich kein bisschen dafür! Es zählt schließlich allein dein Wille! Und der wird uns noch in den Untergang führen!“ Sie wollte Simon eigentlich nicht so anschreien, aber anscheinend war ihre menschliche Seite in letzter Zeit doch etwas stärker geworden. Aber sie bereute es keineswegs. Vielleicht hatte ihr Ton ihren Worten auch mehr Bedeutung gegeben. Die Halb-Elfin atmete noch einmal tief durch und sah dann ihren Anführer an, der ihr noch keine Reaktion gezeigt hatte. Simon sah sie nicht an, sondern betrachtete den Boden, als ob er im glatten Holz irgendeine Nachricht erkennen konnte. Liâ fühlte sich siegessicher. Hatte der alte Mann endlich eingesehen, dass er falsch lag? Wenn er Schwäche zeigte, könnte sie endlich die Führung über die Caelum Saltatores übernehmen. Die Führung!! Er seufzte (Die Führung!!!) und sah endlich auf. Sein Gesichtsausdruck war etwas gequält, aber gefasst. Die Führung war zum Greifen nahe!! Zum Greifen!! „Du verstehst immer noch so wenig von dem was ich dich gelehrt habe.“, begann der alte Mann. Liâ stockte der Atem. „ Ich habe deine Kompetenzen eigentlich immer zu schätzen gewusst und gedacht du könntest meinen Platz tatsächlich eines Tages übernehmen. Ich habe dich vor vielen Jahren, als meine Tochter angenommen und mich um dich gekümmert…“ Er wartete einen Augenblick und fuhr dann fort: „ Ich hatte gehofft du würdest die Probleme, die auf uns zugekommen sind auch allein lösen können, aber da habe ich mich wohl getäuscht. Ich habe nämlich absichtlich nichts unternommen, um deine Fähigkeiten auf die Probe zu stellen!“ Liâ hatte einiges erwartet, aber nicht das!! Er hatte die ganze Zeit nichts unternommen um sie zu testen? Wie blind sie doch war…Ein so einfaches Verhältnis hatte sie nicht erkannt. Aber eines verstand sie immer noch nicht! „Simon! Es mag ja sein, dass du die ganze Zeit nichts unternommen hast um mich zu testen, aber ich habe dir doch so viele Möglichkeiten zur Vertreibung der Orks gezeigt! War denn keiner gut genug?! Ich habe alles versucht!“ Sie war immer noch wütend und konnte nicht verstehen, wie Simon sie so unterschätzen konnte! „Nun weißt du“, sagte Simon sichtlich erheitert. „Im Falle der Orks wäre es ein Fehler sie vertreiben zu wollen, denn ein solches Volk lässt sich leicht provozieren und hätte nachdem wir alle ihrer Rasse von den Ebenen vertrieben hätten, ein ganzes Heer geschickt um uns zu vernichten und in diesem Falle würden wir ohne jeden Zweifel verlieren… Deshalb bliebe uns keine andere Möglichkeit, als die Orks in Ruhe zu lassen oder den König um Hilfe zu bitten. Letzteres würde ich allerdings nur im äußersten Notfall machen, da wir uns schließlich vom gesamten Rechtssystem abgesetzt haben und ich hege nicht das geringste Interesse daran, beim König betteln zu gehen.“ Simon beendete seinen Satz mit einem Lächeln und sah Liâ voll väterlicher Liebe an, wobei all die tiefen Furchen in seinem Gesicht durch den Ausdruck verschwanden und ihn um Jahre jünger machten. Liâ wusste darauf nichts mehr zu sagen und schüttelte nur schmunzelnd den Kopf. „Du bist einer!“, sagte sie schließlich. „Und ich dachte eine halbe Elfe wäre schlauer, als ein alter knauseriger Mensch!“ Dem hatte Simon nichts mehr hinzuzufügen und lächelte nur vergnügt, wohl wissend, dass Liâs Wut noch nicht ganz abgeflaut war. Er hatte sie nach Strich und Faden hinters Licht geführt und Liâ war nicht gerade erfreut darüber gewesen, zu hören, dass all ihre Bemühungen umsonst gewesen waren. Doch eine einzige Frage brannte ihr noch auf der Zunge. „Und was machen wir wegen der Reparationen an unserem Schiff?“ Simons Grinsen wich von seinem Gesicht und er blickte er ihr ernst in die Augen. „Nun, ich denke du wirst in nächster Zeit mal einen kleinen Ausflug mit Taaki und ein paar anderen nach Niort machen und dort Holz und Kupfer für die Reparaturen kaufen!“ „Und wie stellst du dir das vor? Wir haben weder Geld, noch wird sich in Niort irgendwo Eisenholz auftreiben lassen!“ Entweder war der alte Mann schon vollkommen von Sinnen, oder er glaubte tatsächlich, dass sich die ganze Sache so einfach regeln ließ. Simon schüttelte den Kopf. „ Mach dir mal um das Geld keinen Kopf. Das habe ich schon aufgetrieben. Was das Eisenholz betrifft: Ich kenne eine gute Adresse, wo wir es recht günstig bekommen können.“ „Ich will gar nicht wissen wo du das Geld her hast und erst recht nicht, wer die Person sein soll, die uns Eisenholz günstig verkauft…“ Sie holte tief Luft. „Jedenfalls werde ich nicht nach Niort gehen. Meinetwegen schicke meinen Bruder, aber ich habe noch einige wichtige Dinge zu erledigen, wie du wissen solltest.“ Sie wandte sich der Tür zu, die zu den Unterkünften führte und warf Simon noch ein Lächeln zu, der es seinerseits erwiderte. Liâ drückte die Klinke der Holztür herunter und verschwand hinter ihr. Ein schwacher Strahl Sonnenlicht fiel durch das Bullauge, welches sich zu ihrer Rechten befand. Es musste angenehm warm draußen sein. Aus reiner Neugier warf sie einen kurzen Blick aus dem Fenster und machte eine ungewöhnliche Entdeckung. Unter ihr erstreckte sich ein grünes Meer, welches normalerweise keine Unreinheiten aufwies, doch als Liâ einen Blick nach draußen warf, fielen ihr zwei schwarze Punkte ins Auge, die sich zusammen mit den wogenden Wellen, des Grases bewegten. Sie kniff die Augen zusammen und erkannte, dass der rechte Punkt ein Pferd war, das einen Mann auf dem Rücken trug. Der andere Punkt war ein kleiner Drache, ebenfalls mit einem Mann auf dem Rücken. Liâ war weniger von dieser Kombination, als von der Tatsache, dass überhaupt jemand zu diesem Zeitpunkt eine Reise über die Ebenen von Balaghat unternahm, überrascht. Sie hatte schon seit Wochen niemanden hier durch kommen sehen. Die Ebenen waren zwar landschaftlich wunderschön, dennoch boten sie auch eine große Gefahr, da man sich aufgrund der Tatsache, dass alles gleich aussah, leicht verirren konnte. Sie grinste. Wenn schon Wanderer über die Ebenen kamen, dann sollte man sie doch auch gastfreundlich begrüßen, oder? Sie ließ ihre Knöchel knacken und war sich sicher, dass die beiden Einfaltspinsel sich gerade unheimlich über ein fliegendes Schiff wundern würden. Aber eigentlich war ihr das egal, vielleicht konnte sie gute Geschäfte mit den beiden machen. Bevor sie sich auf den Weg machte um Simon von ihrer Entdeckung zu berichten, warf sie noch einmal einen Blick aus dem Fenster. Mir ihren Adleraugen erkannte sie, dass die beiden kaum älter als 16 Jahre alt sein konnten. Außerdem bemerkte sie, dass die beiden bewundernd zum Schiff hinaufsahen und sie spürte eine Genugtuung. Das letzte was sie sah bevor sie sich auf den Weg machte, waren die brennenden wilden Augen, des blonden Jungen… Zitieren
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