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Die Baustile


Gast ElessarAranGondor

Empfohlene Beiträge

Gast ElessarAranGondor
Geschrieben

Hallo,

ich wollte mal wissen, mit welchen "realen" Architekturen ihr die Architekturen in Mittelerde vergleichen würdet? Also zum Beispiel die von Gondor oder der Elben.

Schreibt einfach mal drauf los. Ich werd auch was schreiben, aber erst nachdem ich ne runde geschlafen hab, is ja schon relativ spät. :schnarch:

Gute nacht, :-)

Gruß

Philipp

Geschrieben

Also, auf den Film bezogen wird da ja schon einiges an Infos auf der SEE preisgegeben.

Gondor ist demnach eher so der Mittelmeerraum; ich glaube, sie haben sich sehr stark von Rom beeinflussen lassen, und vom Mont-St.-Michel in der Normandie in Nordfrankreich.

Gast ElessarAranGondor
Geschrieben

Hat Tolkien denn mal selber was zu den Baustilen gesagt? Also sie mal mit echten verglichen?

Gast TúrinTurambar
Geschrieben

Ich habe bisher in den Tolkien-büchern, die ich gelesen habe, keinen Hinweis auf reale Baustile als Inspiration gefunden.

Allerdings ist Mittelmeerraum/Rom als Vorbild für Gondor ziemlich gut zu erkennen. Zudem hatte ich (bei den Filmen) immer den Eindruck, dass die Halle des Königs in Minas Tirith einen gotischen Baustil hat. (wenig Verzierungen, Säulen zu beiden Seiten, Kreuzgewölbe) Der Rohan-Baustil (Einzelne Hütten aus Holz, Lehm, Stroh, Reet o. Ä.) könnte verschiedene Hintergründe haben: Reetdächer sieht man oft in Frieslang und an der Ostsee, also an Küstengebieten im mittleren Norden. Auch in Dänemark tauchen teilweise Reetgedeckte Dächer auf. Fachwerkbau mit Lehm und Holz ist aus dem gesamten mittelalterlichen Europa bekannt, ein gutes Beispiel dafür ist die heute noch gut erhaltene Altstadt von Quedlinburg (im Harz). Eine ganz andere Inspiration könnte der Geburtsort von Tolkien gewesen sein: Südafrika. Die einfachen, armen Leute leben dort teilweise immer noch in Hütten aus Stroh und Lehm.

Gast ElessarAranGondor
Geschrieben

Das heißt also, dass Tolkien eigentlich immer nen Mix gemacht hat aus verschiedenen Stilen?

Und mit welchem könnte man den der Elben (ich geh dann jetzt mal vom Film aus) vergleichen?

Geschrieben

Zudem hatte ich (bei den Filmen) immer den Eindruck, dass die Halle des Königs in Minas Tirith einen gotischen Baustil hat. (wenig Verzierungen, Säulen zu beiden Seiten, Kreuzgewölbe)

*hust* Nein, die Halle von Minas Tirith ist NICHT gotisch, und deine Beschreibung der Gotik schießt auch voll an dieser vorbei ;)

Die Halle von Minas Tirith hat z.B. den karolingischen Aachener Dom zum Vorbild (wird in der Doku auf der SEE erwähnt) und hält sich stilistisch eher an die Romanik (welche im Vergleich zur Gotik in der Tat weniger Verzierungen, massigere Pfeiler und einfachere Gewölbe aufweist). Wäre die Halle gotisch, würde sie weniger Rund- und mehr Spitzbögen aufweisen sowie eine größere Höhe und wesentlich größere Fenster. Auch dieGewölbe wären anders konzipiert (erinnere ich mich richtig an Tonnengewölbe im Mittelschiff?).

Ok, genug der Klugscheißerei :P Tolkien hat natürlich in seinen Büchern gar keine Angaben gemacht, welcher Stilepoche sie Bauwerke von Mittelerde nun zuzuordnen seien. Ist ja auch schwer möglich: Denn Romanik, Gotik, Barock etc. sind ja in einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Land in einem bestimmten historischen Kontext entstanden. Die Gotik war z.B. von der Mitte des 12. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts besonders in Frankreich, nebenbei noch in Deutschland, England, Spanien und Italien "in". Wie sollte man das auf Mittelerde übertragen und auf eine Zeit, die doch viel viel älter ist? Würde man es genau nehmen, müsste man hier einen eigenen, neuen Stil "erfinden"...

Gast TúrinTurambar
Geschrieben

*hust* Nein, die Halle von Minas Tirith ist NICHT gotisch, und deine Beschreibung der Gotik schießt auch voll an dieser vorbei

:-) Tut mir ja Leid, aber wir haben das so gelernt inner Schule... Da muss der Lehrer wohl ein wenig unfähig gewesen sein :ka:

Ich hab ja auch nur gesagt Ich hatte den Eindruck :-O

Allerdings hast du Recht mit der Höhe der Halle und der Größe der Fenster... Da hätte ich auch von allein drauf kommen können! :schaem:

Geschrieben

Naja, da hat euer Lehrer dann wohl eine Light-Version in Baustilkunde heruntergerasselt :D

Gotik hat nicht weniger Verzierungen als andere Stile, sie ist sogar weitaus vielfältiger verziert als beispielsweise die Romanik, aus der sie entstanden ist. Teilweise ist sie genauso überladen wie gewisse spätere Barockkirchen...

Säulen zu beiden Seiten ist kein Kriterium der Gotik allein: Das haben ebenfalls andere Baustile genauso. Selbst die Basilika (hohes Mittelschiff, niedrigere Seitenschiffe) ist nicht allein in der Gotik zu finden.

Ebenso verhält es sich mit den Gewölben: Kreuzgewölbe gut und schön: Aber welches? Kreuzgratgewölbe? Kreuzrippengewölbe? Beide schon in der Romanik vorhanden. Netz- und Sterngewölbe, wie sie allein in der Gotik anzutreffen sind, sucht man in Minas Tirith vergeblich - im Gegenteil: Das Hauptschiff besitzt ein ganz archaisches Tonnengewölbe!

Gotik strebt in die Höhe, bei möglichst schlanken Pfeilern, die gebündelt den Kräfteverlauf des Gewölbedrucks verdeutlichen sollen. Gotik versucht, dem Stein seine Schwere zu nehmen und ihn soweit wie möglich aufzulösen in bunte Fensterflächen. Fenster und Wände werden durch Maßwerk unterteilt und verziert. Spitzbögen sind vorherrschend. Strebepfeiler an der Außenseite des Gebäudes sorgen für die nötige Stabilität - nichts von dem findet man in der großen Halle von Minas Tirith. Im Gegenteil: Hier sind romanische Formen vorherrschend: Rundbögen, kleine Fenster, massige Säulen, eher horizontale denn vertikale Linienführung etc.

Die gesamte Stadt Minas Tirith ist in romanischen Formen gehalten, die Große Halle markiert da den Schlusspunkt. Mit etwas gutem Willen könnte man vielleicht sagen: sie ist spätromanisch, an der Wende zur Frühgotik.

Gast TúrinTurambar
Geschrieben

Gotik hat nicht weniger Verzierungen als andere Stile, sie ist sogar weitaus vielfältiger verziert als beispielsweise die Romanik, aus der sie entstanden ist. Teilweise ist sie genauso überladen wie gewisse spätere Barockkirchen...

Also ich hab noch keine gotische Kathedrale gesehen, die so überladen war wie eine Barockkirche :kratz: Aber das muss ja nicht heissen, dass es so etwas nicht gibt.

PS: Danke für die Nachhilfestunde! ;-) :-O

Geschrieben

Oh, dann solltest du dir mal ein paar englische Kathedralen anschauen - besonders die Chorgestühle und die Lettner ;) Auch so manche französische Kathedrale hat einiges an Schnickschnack zu bieten...

Gotischer Verzierungsschlickschnack mag auf den ersten Blick nicht so auffallen wie z.B. das Barockzeugs (liegt wohl an den sehr linearen und geometrischen Formen im Gegensatz zu den unruhigen, vollen und lebendigen Barockformen), aber das heißt nicht, dass es nicht auch in der Gotik viel Zierwerk gibt. Das fängt beim Maßwerk an, geht über Blendwerk und Fialen weiter und hört bei der (heute leider fast nirgendwo mehr sichtbaren) Innenbemalung auf...

Gast Radagast der Braune
Geschrieben

Meine Kenntnisse verschiedener Architekturen sind zwar nur rudimentär vorhanden, aber ich würde Minas Tirith doch auch eher der Romanik zuordnen, wenn überhaupt. Ich glaube, man hat das ganze kreativ verändert.

Tolkien sagt irgendwo, er hätte keine so genaue Vorstellung von Art und Aussehen der Architektur oder beim Aussehen gewisser Artefakte, aber die Rohirrim sind doch etwas wie die Angelsachsen, von daher dürfte ihre Architektur der ihrigen ähnlich sein. Gondor ordnet Tolkien hingegen eher in die ägyptische Ecke ein, da ist die Darstellung im Film aber ganz anders, also....

das lässt sich verschiedenst deuten

Geschrieben

HIER mal schnell ein Ausschnitt der Großen Halle von Minas Tirith (ke4in Foto):

Man erkennt schön die romanischen Formen: Ein einfaches Tonnengewölbe im Hochschiff, runde Bögen an Arkaden, Fenstern und Blendwerk, kleine Fenster, fast gleiches Verhältnis von Höhe zur Breite des Raumes, Kapitelle mit romanischem Zierwerk und der (zugegebenermaßen auch in der Gotik vorkommende) Wechsel von schwarzem und weißem Marmor.

Zum Vergleich HIER mal eine romanische Kirche. Die Gemeinsamkeiten sind bestechend...

Gast TúrinTurambar
Geschrieben

Ok, damit ist das wohl deutlich. :-)

Mein Fehler - aber nun kann ich Gotik und Romanik bestens unterscheiden!

Danke! :knuddel:

Geschrieben

Sind die Orte, z.B. Bruchtal, Filmkullissen, oder wurden sie animiert(?)

Geschrieben

Zum Teil sind das Kulissen, zum Teil Miniaturen, zum Teil auch animiert - also sozusagen alles auf einmal :D

Gast TúrinTurambar
Geschrieben

z.b. minas tirith und helms klamm sind miniaturen; um mal é zu nennen

Aber zumindest einige Mauerabschnitte etc. müssen zumindest vorhanden gewesen sein, oder? Ich meine, wie sollen denn sonst die Schauspieler die Szenen auf den Mauerabschnitten gedreht haben? Oder haben die das komplett vor Bluebox gemacht (?)

Geschrieben

hm da bin ich ueberfragt. hab mir das auf der se erst 2 mal angeschaut. denke aber das wurde hauptsaechlich mit der bluebox gemacht

Geschrieben

Wie schon gesagt, waren auch große Teile als Filmkulissen vorhanden.

Geschrieben

Halt da wo des oefteren Szenen gedreht wurden. Ich denke jetzt mal nicht, dass z.B. in der Szene wo Gandalf mit Pippin durch Minas Tirith reitet, echte Kulissen verwendet wurden.

Geschrieben

Die Größe Halle von Minas Tirth ham sie in originalgröße Nachgebaut.

Wenn ich das Bild jetzt sehe, die erinnert mich stark an den Aachener Dom.

Geschrieben

Nein, die Große Halle wurde auch nicht komplett nachgebaut, nur die untere Hälfte. Und ja, der Aachener Dom wird ja auch in den Dokumentationen als Vorbild erwähnt, wenn auch die Ähnlichkeit fast einzig auf den schwarz-weißen Marmor beschränkt ist...

Geschrieben (bearbeitet)

Apopos komplett nachgebaut: Mormedil, verwechselst du die Halle Minas Tiriths nicht mit der Goldenen Halle in Edoras? Die wurde doch in reeler Groesse errichtet. Bin mir aber nicht sicher.

Bearbeitet von Finarfin
Geschrieben

Garantiert nicht! Die Halle von Edoras würde ihn wohl nur dann an den Aachener Dom erinnern wenn er blind wäre :D

Geschrieben

Ich mein doch nicht, dass die Goldene Halle dem Aachener Dom nachgemacht wurde, sondern dass der masstabsgetreue Nachbau nicht die Halle Minas Tiriths, sondern die in Edoras war.

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