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The Children of Húrin I


Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo liebe Mitforumler!

Im Rahmen unserer "Gemeinsam Tolkien Lesen"-Reihe wollen wir nun, wie bereits angekündigt, das Buch

"The Children of Húrin"

(dt. Die Kinder Húrins) besprechen.

In diesem Thread soll nun das Kapitel The Childhood of Túrin (Túrins Kindheit) besprochen werden.

Viel Spaß!

Geschrieben

Dieses Diskussionsthema passt mir wirklich super. Ich habe die Geschichte nämlich gerade letzte Woche gelesen. Wirklich ein Super Buch. :anbet:

Was das erste Kapitel angeht ist mir schon etwas komisch vorgekommen: Turin scheint seinen Vater kaum zu kennen und beinahe nie mit ihm zu sprechen. Er scheint lange Zeit gar nicht zu wissen, dass sein Vater der Herr von Dor-Lomin ist. Und er scheint mir auch sonst nicht gerade sehr aufgeklärt. Habe ich da ein paar Stellen falsch interpretiert oder seit ihr auch der Meinung, dass die Eltern von Turin sich ein bischen wenig um ihn kümmern?

Schliesslich redet Turin über alle wichtigen Dinge nur mit seinem Freund Labadal

Oder waren solche Eltern-Kind Beziehungen in Mittelerde normal?

Geschrieben

Hy, ich hab das Buch vor einigen Wochen gelesen.

Ich hab das so Interpretiert das Hurin recht selten zugegen war, und Turin stattdessen mit seinem Freund Labadal über viele dinge Sprach. Zumal das ja auch nur recht kurz umschrieben ist. ich denke nicht das man das so sehen kann das Turin nie mit seinem Vater gesprochen hat. Wenn es so wäre, wäre das in der Erzählung mit Sicherheit hervorgehoben worden.

Gruß,

Dschaust

Geschrieben

Jetzt hab ich es auch! :-O *freu* Ich mag neue Bücher, die mir gehören.

Da ich mich mit dem Silamrillion nicht so anfreunden konnte, hab ich mir gedacht, probier ich`s mal hiermit...

Sobald ich das erste Kapitel gelesen habe, werde ich auch versuchen mich bei der Diskussion hier einzuklinken.

Gast Spartiatis
Geschrieben

Ich habe das Buch zwar vor ca zwei Monate gelesen aber ich kann mich auch erinnern, dass Turin sich Labadal sehr anvertraut hat, vor allem weil er Mitleid mit ihm hatte, da er ja durch einen Unfall sein Bein verletzte.

Ich denke, dass Turin eine normale Beziehung mit seine Eltern hatte, nur wie üblich bei Vater-Sohn Beziehung, war Turin`s Vater sehr oft unterwegs und hatte wenig Zeit für Turin!

Aber ich verstand es so, dass seiner Mutter sich doch um Turin sorgen machte und vor allem in die Zeit, die die Ostlinge ihre Stadt eingenommen haben!

Geschrieben

Dass sich Morwen nach der Nirnaeth Arnoediad sehr um Turin kümmert sehe ich schon auch so. Aber vorher scheint Turin schon ein bischen ein Aussenseiter ohne Kollegen zu sein. (Mit ausnahme von Labadal).

Ich möchte dabei einfach darauf hinweisen, dass Turins düstere und verschlossene Art vielleicht auch auf die Kindheit zurückzuführen ist und nicht nur auf den Fluch Morgoths. :kratz:

Geschrieben

Aber vorher scheint Turin schon ein bischen ein Aussenseiter ohne Kollegen zu sein. (Mit ausnahme von Labadal).

Vielleicht ist genau das der Grund, warum er sich mit Labadal so gut versteht: weil dieser auch ein Außenseiter ist.

Mir scheint es ohnehin so, als ob Túrin Labadal teilweise mehr schätzen würde als seinen eigenen Vater bzw. Labadal mehr zugeneigt wäre. Das edle Elbenmesser, das er von seinem Vater geschenkt bekommt, behält er nicht, sondern schenkt es gleich an Labadal weiter. Túrin sagt zwar, er habe dies aus Mitleid getan, aber er hat Labadal ja vorher schon mehrfach auf andere Art und Weise geholfen, ebenfalls aus Zuneigung und Mitleid. Da hätte er ihm nicht auch noch das Messer geben müssen.

Auch ein Grund, warum Túrin so ein bißchen der verschlossene Außenseiter war, mag vielleicht auch daran liegen, daß er mehr nach seiner Mutter kam und nicht so beliebt war wie seine Schwester. Das wird er bestimmt gespürt haben.

Geschrieben (bearbeitet)

Mir scheint es ohnehin so, als ob Túrin Labadal teilweise mehr schätzen würde als seinen eigenen Vater bzw. Labadal mehr zugeneigt wäre. Das edle Elbenmesser, das er von seinem Vater geschenkt bekommt, behält er nicht, sondern schenkt es gleich an Labadal weiter. Túrin sagt zwar, er habe dies aus Mitleid getan, aber er hat Labadal ja vorher schon mehrfach auf andere Art und Weise geholfen, ebenfalls aus Zuneigung und Mitleid. Da hätte er ihm nicht auch noch das Messer geben müssen.

Das sage ich ja gerade auch. Ich bin der Meinung, dass Hurin sich zu wenig um seinen Sohn gekümmert hat. Es wäre für Turin bestimmt besser gewesen, wenn er seinen Vater öfters gesehen hätte.

Bearbeitet von Gil-Galad
  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Ich finde, dass folgende Textstelle, in der Húrin über einen möglichen Sieg spricht, eine sehr interessante ist:

And if we gain our ends, then the Elven-Kings are resolved to restore all the fiefs of Beor's house to his heir; and that is you, Morwen daughter of Baragund. Wide lordships we should then wield, and a high inheritance come to your son. Without the malice in the North he should come to great wealth, and be a king of Men.

Hier werden -- so denke ich -- die wahren Gründe für eine Beteiligung an der Schlacht aufgetan. Auch wenn immer viel über die Ehrwürdigkeit der Edain bzw. der drei Häuser geredet und geschrieben wird, sind es doch nur Menschen mit all ihren Schwächen. Selbst der so hochgelobte Húrin ist machtgierig und strebt nach der Herrschaft über zwei Reiche.

Und als Folge der Niederwerfung Morgoths fällt ihm nicht etwa die Beglückung der Menschheit bzw. Edain ein, sondern den Vorteil, den sein Haus erlangt, nämlich dass sein Sohn dann reich ist und als ein König der Menschen gilt.

So nobel der Kampf der Edain gegen Morgoth immer dargestellt wird, ist er anscheinend gar nicht. Oder übertreibe ich da?

  • 2 Wochen später...
Geschrieben (bearbeitet)

@ A_Brandybuck:

Du meinst, das die Edain den Eldar nur helfen, um Macht für sich selbst daraus zu ziehen?

Hm, ich denke, das trifft auf Völker wie die Ostlinge zu (und den "Verschollenen Geschichten" nach auch auf die Zwerge, die dort sowohl mit den freien Völkern als auch den Orks handeln) , aber nicht auf die drei Häuser. Ich interpretiere ihre "Ehrwürdigkeit" als Edelmut und Selbstlosigkeit. Z.b rettet Barahir, der ja auch aus dem Haus Beors stammt und über mehrere Ecken mit Hurin verwandt ist, in der Dagor Bragollach Finrod Felagund, meines Erachtens nach nicht aus Eigennutz, sondern einfach nur um den großen Elbenkönig zu retten.

Natürlich haben selbst die "edlen" Menschen der drei Häuser ihre Schwächen, aber der Krieg gegen Morgoth betrifft sie ja nun auch selbst: Wenn Hurin nicht einen Versuch unternimmt, die Macht Angbands zu bannen, müssen früher oder später auch sein Volk und sein Sohn unter dem immer länger werdenden Schatten Morgoths leben, was mit Sicherheit nicht angenehm ist.

Also dient der Kampf der Edain gegen den dunklen Herrscher - meiner Meinung nach- erstmal dazu, sich selbst vor dem Bösen zu schützen.

Was nicht heißen soll, das Hurin frei von Machthunger ist und seinen Blick nicht in allzu ferne Höhen gerichtet hat, aber er würde nie in den Krieg ziehen, nur um der Macht willen. Er sieht die Zukunft seines Volkes bedroht, deshalb kämpft er Seite an Seite mit den Eldar, denn wenn sie fallen, wohnen die Edain Morgoth am nächsten und das Ende des stolzen Menschenvolkes wäre dann nicht mehr fern. --- So zumindest meine Ansicht.

Bearbeitet von Imrazor
Geschrieben

Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.

Ich glaube ganz so sehr 'idealisiert' Tolkien die Edain dann doch nicht.

So selbstlos, wie der Einsatz der drei Häuser manchmal dargestellt wird, war er dann aber eben auch nicht. Natürlich zieht Hurin in den Kreig, um sein Volk zu schützen, dass ist dann aber nicht mehr selbstlos. Er zieht schon seinen Vorteil daraus, auch wenn der 'Machtzuwachs' den er sich 'verspricht' nicht eintreten würde.

Edel oder nobel - oder wie immer man das bezeichnen will - wäre der Einsatz der Edain nur, wenn sie wirklich selbstlos - also ohne einen eigenen Vorteil, nur aus Liebe zu den Eldar - in die Schlacht mit Morgoth gezogen wären.

Schon hier, schon in den drei Häusern der Edain, legt Tolkien den Machthunger an, der im Zweiten Zeitalter eben dazu führt, dass die Menschen die neun Ringe nehmen und von Sauron verführt und unterjocht werden konnten.

Das ist wie das Pendel einer Uhr angelegt. Auf das eine Element - Edelmut - folgt wieder die Umkehr zum Machthunger. In dieser Hinsicht ist Tolkien sich treu geblieben.

  • 1 Monat später...
Geschrieben

Ich denke auch, dass Tolkien Hurin mit Absicht ein bischen Machthungrig darstellt. Schliesslich sind die Menschen ja keine Engel. Aber ein Edler Mann war er bestimmt trotzdem. Sonst hätte er ja nach Beleriand einmarschieren können oder so etwas.

Geschrieben

Sonst hätte er ja nach Beleriand einmarschieren können oder so etwas.

Wie meinst du das? Sind alle Männer, welche nicht nach Beleriand einmarschieren, wenn sie die Möglichkeit haben, edle Männer?

Geschrieben

Natürlich werden die Edain von Tolkien nicht generell als völlig selbstlose Wesen dargestellt, wie auch die Eldar nicht, und übrigens sogar die Valar nicht.

In deiner Interpretation des Zitats blendest du die Tatsache aus, dass von der Rückgabe der Lehensgüter (= Dorthonion, von wo sie unter großen Verlusten gewaltsam vertrieben worden waren) die Rede ist:

And if we gain our ends, then the Elven-Kings are resolved to restore all the fiefs of Beor's house to his heir;

Die doch recht beachliche persönliche Selbstlosigkeit Húrins (und Huors plus Gefolge) wird ziemlich eindrucksvoll dargestellt in der Beschreibung seiner Aktion zur Rettung Turgons.

  • 3 Wochen später...
Geschrieben

Sonst hätte er ja nach Beleriand einmarschieren können oder so etwas.

Wie meinst du das? Sind alle Männer, welche nicht nach Beleriand einmarschieren, wenn sie die Möglichkeit haben, edle Männer?

Nein natürlich nicht. Aber es zeigt sich doch ganz klar, dass er mit den Elben zusammenarbeitet und nicht mit den Orks. Das ist doch viel Edler als alle diese Ostlinge zusammen.

  • 9 Monate später...
Geschrieben (bearbeitet)

Vorweg zu diesem Kapitel:

Das Kapitel bildet an sich eine gute Einleitung in die Figur Turins, welcher hier gleich relativ umfangreich charakterisiert wird. Möglicherweiße hätte dieses Kapitel auch ohne große Einleitung den Anfang des Buches darstellen können.

Zu den angesprochenen Punkten:

-Der Grundstein für Hurins späteren Charakter, seine Verschlossenheit usw. sehe ich nicht unbedingt nur in der häufigen Abwesenheit seines Vaters, sondern noch stärker im Tode seiner Schwester Lalaith. Nachdem sie gestorben war konnte er sich nicht an seine Mutter wenden, denn die war schon so, wie Hurin später wurde, sie trauerte im Stillen und zeigte nach Außen wenig. Da sein Vater nicht da ist, wendet Turin sich dann in seiner Trauer an Labadal.

Turins Mitleid mit Labadal/ Sador sehe ich als wichtiges Element in diesem Kapitel. Sador, der "Ausgestoßene" wird zum Ansprechpartner und Freund für den "Erben des Hauses Hador". Hier haben wir wieder einen Brückenschlag, diesmal nicht wie bei Gimli und Legolas zwischen zwei Völkern, sondern sozusagen zwischen "Arm" und "Reich", zwischen dem "hohen" Adel und den Dienern und Knechten. Dieser Aspekt charakterisiert den späteren Turin ebenfalls ziemlich geschickt und Labadals Worte sind beinahe prophetisch, wenn man den spätern Geschichtsverlauf kennt. Zitat:"...wie es um dein Herz bestellt sein wird, kann Labadal nicht sagen, doch nur selten und nur wenigen wirst du offenbaren, was darin vorgeht."

-Zur Schwäche oder Ehrwürdigkeit der Edain: Das ist typisch für Tolkien. Schwarz ist nicht gleich Schwarz, Weiß ist nicht gleich Weiß. Selbst die Edelsten haben Schwächen. Das wird schon durch Melkor deutlich und erstreckt sich über die ganze Geschichte Ardas. Selbst die Elben lassen sich von Melkor beeinflussen ( Feanor, Sippenmorde,..) und auch die Größten und Edelsten können fallen oder werden Opfer ihres Hochmutes ( Thingol, Ar-Pharazon,... ). Und die Schwäche und Unzufriedenheit der Menschen wird ja durch Numenor deutlich, dessen Bewohner Nachfahren eben jener Edain sind.

Dennoch: Es gibt zweifellos Mut und Tapferkeit und Ehrwürdigkeit angesichts eines übermächtigen Feindes, die aber dennoch vermischt sind mit eben solchen Schwächen wie Hochmut und dergleichen, was aber letztlich den Reiz dieser Erzählung ausmacht, in der der Leser mit "realen" menschlichen Eigenschaften konfrontiert wird.

Bearbeitet von Fangli

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