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Die Reise der fünf Schwestern. 2.Teil


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Geschrieben

Anastasia

„Unten“

Wir hatten gewartet, und keiner wusste wie lange, genausowenig wie irgendwer wusste was genau wir zu tun hatten. Kurz nachdem Balthor mit Estrielle und Tristan losgeflogen war hatten uns 3 Vampirwoodiger angegriffen, danach war nichtsmehr passiert. Rein garnichts. Keine Angriffe, Stimmen, nichtmal Laute, Tritte oder ein Lufthauch oder etwas ähnliches war geschehen, und um erhlich zu sein war das fast noch unerträglicher als wenn wir in Kämpfe verstrickt worden wären. Wir hätten wenigstens etwas zutun gehabt.

So saßen wir nur da, lösten uns im Schlafe und in der Wache ab, unterhielten uns über Geschehenes seit Beginn unserer Reise, munkelten über das was die im Moment tate, die oben geblieben waren, erzählten uns ab un an Geschichten aus unserem Leben oder alte Fabeln, doch die meisste Zeit blieb es ruhig. Wir alle warteten, doch keiner schien so genau zu wissen worauf, doch es war uns allen tief im Herzen klar dass noch irgendetwas geschehen musste, irgendwie würden wir von Estrielles Schicksal Mitteilung bekommen.

Doch irgendwann in dieser schon endlos zu scheinenden Stille dachte ich im Traume ein Geräusch zu hören, einem Flügelschlag ähnlich, doch als der Schlaf mich langsam verliess, stellte ich fest, dass dies kein Traum gewesen war, denn der Platz, an dem zuvor noch Balthor geruht hatte war leer und als ich meinen Kopf in Richtung Lavasee gedreht hatte konnte ich ihn auch nurnoch erahnen. Vorsichtig weckte ich Elbereth, die direkt neben mir lag, und ohne ein Wort sagen zu müssen verstand auch sie was geschehen sein musste: Balthor war gerufen worden, möglicherweise von Estrielle sie zu holen. Auf jeden Fall war er geflogen, und von wem sonst hätte er sich rufen lassen?

Einen nach dem anderen weckten wir auch den Rest und jeder war gespannt auf das, was kommen würde, und doch gleichzeitig voller Furcht vor dem Ungewissen. So standen wir nun da, und blickten alle hinaus auf dem Lavasee, der immer ruhiger zu werden schien. Waren die ganze letzte Zeit die paar Wellen die er schlug noch das einzige Geräusch gewesen, so verstummten mit der Zeit sogar sie und der See glich mehr einem rot glühenden Stein als einer flüssigen Masse.

Aset war die erste die Balthor wieder erblickte. Ich sah lange nichts, denn so gut meine Augen sein mochten, so wenig konnten sie doch mit denen von Elben mithalten. Doch bald sah auch ich Balthor, und dass er sie trug. Sie war Estrielle, so schien es zumindest, doch irgendwas war anders. Sie schien ein gewisses seltsames Licht abzugeben und je näher sie kamen, desto seltsamer wurde mir: leicht und schwer zugleich, als ob ich fliegen könnte, und mich doch alles halten würde.

Als sie dann vor uns stand, als Balthor sie abgesetzt hatte, fühlte ich dass es nicht Estrielle war, die dort vor mir stand, obwohl es ihr Körper zu sein schien, und ich konnte mir nicht erklären wie so etwas gehen sollte, oder warum ich mir dessen so sicher war. Aber ich war es. Meine fragenden Blicke blieben auf ihr liegen, und schweiften nur manchmal zu Balthor, und einmal in die Runde der anderen, und ich sah dass es keinem viel anders zu ergehen schien als mir.

Der Lavasee fieng wieder an leise zu brodeln…

  • 7 Monate später...
Geschrieben

Mortica

„oben“

Der Morgen graute und da in dieser Nacht ohnehin niemand wirklich Ruhe gefunden hatte, regten sich sofort alle. Mondkalb saß mit traurigem Blick am fast verloschenen Feuer und versuchte die Glut wieder anzufachen. Niemand wusste so recht was zu sagen war und so herrschte ein trauriges Schweigen im Lager. Nach einer Weile ergriff Angagwathiel das Wort.

„Unsere Herzen sind mit Trauer erfüllt, da Estrielle die Erde verlassen hat. Aber die Erdenmutter ist auferstanden und dies ist ein Grund zur Hoffnung und auch zur Freude. Doch unsere schmerzenden Herzen können die Freude nicht fühlen. Vielleicht gelingt es uns, unsere Gefühle besser zu verstehen, wenn wir der Erdenmutter selbst begegnen und erfahren, weshalb genau Estrielle zu den Sternen gehen musste um die Wiederkehr der Erdenmutter zu ermöglichen.“

Aramor erwiderte: „Weise Worte sprichst Du.“ Und wir anderen nickten zustimmend.

Angagwathiel fuhr fort: „Wir sollten uns stärken und unsere Reise zum Eissee, der nun kein Eissee mehr ist, fortsetzen. Dort werden wir, so die Götter es wollen, der Erdenmutter begegnen und alles über das Schicksal Estrielles und unserer anderen Gefähren erfahren.“

Angagwathiels Worte gaben uns Kraft und unsere kleine Hobbitin begann ein Frühstück für alle vorzubereiten. Zwar war unsere Trauer nicht geringer geworden, aber wir hatten für den Augenblick ein Ziel und eine Aufgabe. Wir würden unserem alten Plan folgen und zum Eissee zurückkehren. Und dort würden wir das Schicksal Estrielles ergründen und hoffentlich unsere Gefährten wohlauf wieder finden. Und sollten wir unsere Gefährten und die Erdenmutter nicht am Seeufer treffen, so würden wir sie suchen und wenn wir dafür in die Tiefen der Erde hinabsteigen müssten.

....

Geschrieben (bearbeitet)

Lager der Woodiger-Elben

„unten“

Tristarna eilte durch die Gänge zu ihrem Vater Baldorias. Baldur, ihr ältster Bruder, war bereits bei ihm.

„Seid gegrüßt.“ Begann sie beinahe atemlos. „Habt ihr es auch gespürt? Sie ist erwacht, sie hat ihre Heimstatt verlassen!“

Baldorias und Baldur nickten betroffen. „Ja, auch wir haben die Veränderung gespürt aber gehofft, dass es einen anderen Grund für die Vision gibt.“

„Nein, die gibt es nicht! Mein Vater, mein Bruder, wir müssen handeln. Noch ist sie schwach. Wenn wir sie zu Kräften kommen lassen, sind wir verloren. Sie weiß, dass wir sie verraten haben und einen Pakt mit dem Namenlosen eingegangen sind. Sie können wir nicht täuschen.“

„Sie ist selbst schuld! Sie hat uns in die Dunkelheit geführt und uns verlassen.“ stieß Baldur mit Hass in der Stimme hervor.

„Mag sein mein Sohn, aber das wird sie nicht abhalten uns zu strafen.“

„Noch ist sie schwach, wenn wir sie ins Feuer werfen, wer soll uns hindern?“

„Die Fremden von der Oberfläche sind bei ihr. Sie werden sie schützen.“ gab Baldorias zu bedenken.

Tristarna schnaubte verächtlich: „Sie sind nur wenige und sie sind fremd hier unten. Wir kennen uns aus und wir können die Woobats zur Hilfe holen. Gernod versteht sich auf sie. Lassen wir erst die Woobats auf sie los und unsere Krieger besorgen dann den Rest.“

„Sie hat Recht Vater. Es ist unsere einzige Hoffnung. Vielleicht greift auch der Namenlose auf unserer Seite ins Geschehen ein, wenn er sieht, dass wir treu zu ihm stehen.“

„Von der Erdenmutter haben wir in jedem Fall nichts Gutes zu erwarten. Ihr habt recht, lasst es uns wenigstens versuchen. Gernod soll die Woobats zum Lavasee locken und Du Baldur führst mit Gunther unsere Krieger in den Kampf.“ Baldorias hielt kurz inne. „Möge uns der Namenlose zur Seite stehen.“

Grimmig nickte Baldur und verließ die Höhle. Tristarna legte die Arme tröstend um ihren Vater.

„So oder so wird es nun endlich Erlösung für uns geben Vater. Wie es auch endet, die Zeit in der wir wie Maulwürfe unter der Erde leben mussten ist vorbei.“

Bearbeitet von Mortica
  • 2 Monate später...
Geschrieben (bearbeitet)

Am Lavasee

„unten“

Schweigend blickten die Gefährten Estrielle an. Niemand wollte der erste sein der sprach, der das aussprach, was alle ahnten.

Die Erdenmutter selbst brach nun das Schweigen: „Seid gegrüßt Ihr wackeren Gefährten, die ihr zu meiner Rettung und zur Rettung unserer Welt geeilt seid. Ich bin nun gekommen die Welt zu heilen und die edle Estrielle hat mir ihren Körper für meine Mission geschenkt. Sie ist bei den Sternen und sieht von dort auf uns alle herab.“

Haldir schluchzte auf und wandte sich ab. Bis zuletzt hatte er gehofft sich zu irren und sich an den Gedanken geklammert, dass Estrielle wiederkehren werde. Die Erdenmutter hatte nun all seine Hoffnungen zerstört.

„Ich weiß, ihr alle liebt Estrielle. Einer von Euch ganz besonders. Aber trauert nicht zu sehr um sie. Sie hat zwar diese Welt verlassen, aber sie wird immerfort leben. Und wenn ihr zu den Sternen blickt, dann könnt ihr sie sehen. Geleitet mich an die Oberfläche, dann werde ich sie Euch zeigen.“

„Wer sagt uns, dass es wirklich freiwillig geschah!? Vielleicht habt Ihr sie dazu gezwungen!“ rief Elleshar voller Trauer und Zorn.

„Euer Herz wird Euch die Antwort geben.“ war die einfache Antwort der Erdenmutter.

„Nun, mein Herz weiß nicht was es glauben soll.“ stieß Elleshar hervor und ging zu seinem Bruder um ihm Trost zuzusprechen.

Aset, die älteste der Schwestern, trat nun zur Erdenmutter und blickte sie lange an. Dann nahm sie deren Hand, die Erdenmutter ließ es widerstandslos geschehen, und sagte:

„Schwört mir, bei der Heiligkeit der Erde, dass Estrielles Opfer notwendig war und das es freiwillig geschah.“

Die Erdenmutter sah ihr direkt in die Augen und antwortete: „Ich schwöre es!“

„Ich glaube Euch.“ Aset ließ die Erdenmutter los und atmete tief ein. „Mein Herz ist schwer von Trauer, aber ich weiß nun, dass es Estrielles Wille war. Ich akzeptiere ihre Entscheidung, auch wenn es mich schmerzt. Und nun sollten wir alle unsere Aufgabe erfüllen und die Erdenmutter sicher zur Oberfläche geleiten, damit sie tun kann, was ihre Aufgabe ist.“

Immer noch betreten, nickten die Gefährten oder murmelten ihre Zustimmung. Die ersten begannen das spärliche Gepäck zusammenzuräumen um das Lager abzubrechen. Selbst Haldir, mit Tränen in den Augen, beteiligte sich daran.

„Ich spüre Furcht.“ hauchte plötzlich die Erdenmutter. In diesem Moment fauchte Balthor wütend auf. Ein Pfeil steckte in seiner Schulter.

„Wir werden angegriffen. Sucht Deckung!“ rief Elleshar.

Alle griffen zu den Waffen. Immer mehr Pfeile durchschnitten die Luft, aber nur wenige richteten Schaden an.

„Blinde sollten nicht mit Pfeilen schießen.“ höhnte Haldir. In dem Moment wurde er jedoch in den Oberschenkel getroffen und ging vorübergehend zu Boden.

Die Woodiger merkten, dass sie mit Pfeilen alleine nicht zum Ziel kommen würden und beschlossen, nun in den Nahkampf überzugehen. Auch eine Gruppe Woobats war nun am Ort des Geschehens eingetroffen und stürzte sich beißend und kratzend ins Getümmel.

„Haltet ein! Ich bin Eure Herrin!“ rief die Erdenmutter den Woodiger-Elben entgegen.

„Schon lange nicht mehr!“ schrie Gernod sie verächtlich an.

Es war ein Hauen und Stechen und die kleine Gruppe um die Erdenmutter war in starker Bedrängnis. Zu wenige waren sie im Verhältnis zu den Woodigern und den Woobats. Aber verzweifelt wehrten sie sich.

Der Lavasee brodelte gefährlich und es schien, als wolle sogar das Feuer die Erdenmutter vernichten. Und tatsächlich mischten sich nun die Feuerdämonen in den Kampf ein. Ihre Flügelschläge hörten sie zuerst und dann kamen sie über den Lavasee geflogen. Der Namenlose hatte die Zeichen der Zeit erkannt und sandte nun seine getreuen Dämonen aus um die Erdenmutter auf ewig zu vernichten.

Die Erdenmutter spürte die Verzweiflung ihrer Gefährten, sie sah, wie Elleshar getroffen von einem Feuerblitz stürzte. Balthor hatte sich nun auch in die Lüfte erhoben, aber er war nur einer gegen viele. Und sie spürte eine Frage ganz deutlich: „War nun alles umsonst?“

„NEIN!“ rief sie mit göttlicher Stimme aus. Und mit aller Macht sog sie die Kraft der Erde in sich auf. Hellgleißend erstrahlte sie plötzlich und sie schien größer und schöner geworden zu sein. Die leuchtende Gestalt blendete die Feuerdämonen und sie lähmte ihren Willen. Die grässlichen Gestalten stürzten brüllend in den Lavasee. Die Woobatou spürten die Macht und die Kraft und konnten zudem das gleißende Licht nicht ertragen. Sie flüchtetend kreischend.

Die Woodiger erkannten nun, dass die Erdenmutter bereits zu stark war. Ihr Plan war gescheitert. Einige liefen in Angst davon, die anderen sanken auf die Knie und ergaben sich in ihr Schicksal.

Die Erdenmutter wusste, dass sie gesiegt hatte und unterdrückte nun wieder die Göttlichkeit in ihrem Äußeren. Bald sah sie beinahe wieder so aus wie Estrielle, aber nur beinahe. Ganz konnte sie das göttliche Leuchten nun nicht mehr unterdrücken.

Haldir, selbst verletzt, lief zu seinem Bruder, der am Boden lag. Sein Schluchzen verhieß nichts Gutes. Elleshars Geist war in Mandos Hallen.

„Bring ihn mir zurück, bring wenigstens ihn mir zurück.“ verzweifelt flehte er die Erdenmutter an.

„Ich kann nicht. Ich würde die Ordnung der Welt zu sehr stören, wenn ich es täte. Es tut mir sehr leid um ihn.“

„Tut es das?“

Doch die Erdenmutter hatte sich bereits den Woodigern zugewandt. Der Teil der geblieben war, kniete noch immer. Die Gefährten, obwohl meist verletzt, bedrohten sie mit ihren Waffen.

„Lass sie uns töten.“ forderte Elbereth wütend. „Sie sind gemeine Verräter und Mörder.“

„Du hast uns in die Hölle geführt und uns dann alleine gelassen.“ klagte Baldur die Erdenmutter an.

„Schweig Elender!“ fauchte Elbereth und gab ihm einen Stoß.

„Haltet ein.“ gebot nun die Erdenmutter. „Begeben wir uns zur Heimstatt der Woodiger-Elben. Ich will zu allen sprechen und mein Urteil verkünden.“

Während die Erdenmutter ihre Entscheidung verkündete, hatte sich Haldir neben seinen Bruder gekniet. Leise sang er ein altes Trauerlied seines Volkes. Nachdem sein Lied geendet hatte, wandte er sich noch einmal an die Erdenmutter.

"Du kannst ihn nicht erwecken um die Ordnung der Welt nicht zu stören. Aber Du bist doch gekommen um die Welt zu heilen. Stört das nicht auch die Ordnung der Welt?"

"Die Welt ist in Unordnung und ich will versuchen sie neu zu ordnen und zu heilen. Aber es gibt eine Ordnung die auch ich nicht stören darf. Dein großer Schmerz tut mir leid. Und auch ich trauere um Deinen tapferen Bruder."

Aset legte nun ihre Hand tröstend auf Haldirs Schulter. "Ich fühle mit Dir. Elleshar war ein guter Freund und ich weine um ihn. Vielleicht sollte uns ein Trost sein, dass er als Held im Kampf gegen das Unrecht gefallen ist. Und er ist jetzt an einem guten Ort. Eines Tages werden wir ihn dort wiedersehen."

Die Erdenmutter gewährte den Gefährten nur einen kurzen Augenblick um sich zu sammeln, dann drängte sie zum Aufbruch. Und so machten sich die Erdenmutter, unsere tapferen Gefährten und die gefangenen Woodiger-Elben zum Höhlendorf der Woodiger auf. Zwei der Woodiger trugen den Leichnam Elleshars, denn Haldir wollte seinen Bruder keinesfalls hier unter der Erde lassen.

Die Gefährten hatten zwar alle ihre Waffen gezogen, aber dies war eigentlich überflüssig. Es war die Macht der Erdenmutter, die die Woodiger im Zaum hielt.

Als sie näher zum Dorf kamen, spürten sie oft ein Huschen in der Nähe. Alle befürchteten einen weiteren Angriff der verzweifelten Woodiger, aber es folgte kein Angriff. Offenbar hatten die Woodiger inzwischen zu viel Angst vor der Erdenmutter und so kamen alle unbeschadet in die große Halle der Woodiger.

Dort standen sie, der ganze verbliebene Stamm der Woodiger. In der ersten Reihe befanden sich Baldorias und seine Tochter Tristarna.

Als sie die Präsenz der Erdenmutter spürten, sanken sie auf die Knie.

„Einst wart Ihr meine Getreuen. Und nun sendet Ihr Krieger um mich zu vernichten.“ Klagte die Erdenmutter an. Bei den Woodigern hörte man leises Murmeln.

„Hört mein Urteil: Ich nehme Eure Schuld auf mich, denn ich habe Euch zuerst verraten.“

Die Gefährten stießen erstaunte Rufe aus, das Murmeln auf Seiten der Woodiger wurde lauter. Die Erdenmutter begann erneut zu sprechen und alle lauschten ihr.

„Vor tausenden von Jahren bat ich Euch mich unter die Erde zu begleiten um mich zu schützen. Und dann habe ich Euch alleine gelassen, alleine im Dunkel. Ihr wurdet blind, ihr hattet Fragen, aber ich habe geruht und geschwiegen.

Der Namenlose jedoch schwieg nicht. Ich spürte, dass er Euch umgarnte und trotzdem habe ich nicht zu Euch gesprochen. Ich wollte nicht in den Lauf der Welt eingreifen und schwieg deshalb.

Ihr gerietet in den Bann des Bösen und ich habe nichts getan um dies zu verhindern. Und wenn auch Euer neuer Herr nun der Namenlose war, so wurden doch nicht alle von ihm beherrscht. Einer der Euren, der edle Tristorn, gehörte zu meinen Befreiern. Er geleitete die zu mir, die mir die Möglichkeit gab, wieder auf die Erde zu gehen.

Und so vergebe ich Euch Euren Verrat. Schwört mir erneut die Treue und folgt mir zurück auf die Oberfläche.“

Die Woodiger waren verwirrt aber es machte sich Erleichterung bei ihnen breit. Ihre Erdenmutter war zurück und sie waren noch immer ihre Kinder. Baldorias sprach aus, was alle dachten:

„Seid bedankt große Mutter. Wir haben Eure Gnade nicht verdient aber wir nehmen sie dankbar an.“

Und dann erneuerte der Stamm der Woodiger-Elben seinen Treueschwur.

Bearbeitet von Mortica
Geschrieben

Die Gefährten blickten immer verblüffter drein. Es fiel ihnen außerordentlich schwer, die Entscheidung der Erdenmutter zu verstehen.

„Sie haben uns mehrfach angegriffen, sie sind Schuld an Elleshars Tod, und nun wird ihnen einfach vergeben und das war es?“ Kilan machte ihrer Verwunderung Luft.

„Sie wollten die Erdenmutter vernichten. Sie huldigten dem namenlosen Gott. Wieso vergibt sie ihnen? Ich sah keine Reue bei den Woodigern, nur Angst!“

„Ihr habt Recht Elbereth und Kilan. Auch ich verstehe die Handlungsweise der Erdenmutter nicht wirklich. Aber vielleicht ist die Gnade die sie den Woodiger-Elben zeigt, der erste Schritt zur Heilung der Welt?“ Aset suchte eine Erklärung.

Haldir war zur Erdenmutter getreten: „Hätten sie uns nicht angegriffen, hätte der Namenlose vielleicht seine Dämonen nicht gesandt und mein Bruder würde noch leben.“

„Denkst Du wirklich der Namenlose hat mein Erwachen nicht bemerkt, wenn sogar die Woodiger-Elben sie spüren konnten?“

„Nun vielleicht….“

„Haldir, viele Dinge die ich tue sind vermutlich nicht zu verstehen. Nur so viel: Sei gewiss, dass der Namenlose in jedem Fall seine Dämonen gesandt hätte. Wenn die Woodiger an unserer Seite gekämpft hätten und nicht gegen uns, ja vielleicht wäre Elleshar dann noch in dieser Welt. Vielleicht aber wäre er trotzdem tödlich getroffen worden.

Aber eines ist sicher: Wenn ich die Woodiger jetzt dafür strafe, dass ich sie vernachlässigt und im Stich gelassen habe, dann mache ich mich schuldig und bin nicht besser als der Namenlose.“

„Sie hätten treu sein müssen.“

„5000 Jahre Dunkelheit und Verzweiflung können die Treue auf eine harte Probe stellen. Als ich sie hier zurück liess, zählte der Stamm mehr als zehnmal so viele, als die die ich heute sehe. Wie groß muss ihre Verzweiflung gewesen sein?“

„Sie sind Dir freiwillig gefolgt.“

„Ja, das stimmt. Aber trotzdem verdienen sie Gnade. Die wenigsten konnten sich wohl vorstellen was es wirklich heißt, auf Dauer in einer dunklen Höhle zu leben. Ohne Aussicht jemals wieder das Tageslicht zu sehen.“

„Aber…“

„Halte ein Haldir. Für heute muss Dir meine Erklärung genügen, vielleicht für immer. Jetzt sollten wir unseren Aufbruch vorbereiten, die Oberfläche wartet auf uns.“

Die Erdenmutter wandte sich wieder allen zu um zu verkünden, dass alle gemeinsam an die Oberfläche zurückkehren würden. Haldir zog sich grübelnd zurück, während die Woodiger, die immer noch nicht glauben konnten, dass die Erdenmutter ihnen verziehen hatte, durcheinander liefen um ihre Habseligkeiten zusammenzupacken.

Ein paar Stunden später, zumindest nach der Zeitrechnung unter Tage, waren die Woodiger abmarschbereit. Tristarna, die Heilerin der Woodiger, und ein paar ihrer Helferinnen hatten sogar die Zeit gefunden, die Wunden der Gefährten und der verletzten Woodiger-Krieger zu versorgen.

Es war ein ernster Zug der durch die Höhlen wanderte. Voran ging ein Trupp Woodiger-Krieger um auf Woobats-Angriffe zu achten. Dann kam die Erdenmutter, geleitet von den Gefährten. Im Anschluss trugen vier Woodiger-Krieger die Bahre des toten Elleshar. Zuletzt folgte der übrige Stamm der Woodiger, geführt von Baldoras, seinen drei verbliebenen Söhnen und seiner Tochter.

Stetig bewegte sich der Zug durch die Dunkelheit, sie strebten der Oberfläche entgegen. Nur hin und wieder legten sie eine kurze Rast ein um zu ruhen oder zu essen.

Keiner konnte sagen, wie viel Zeit vergangen war, als plötzlich der Zug stoppte und ein Krieger aus der vordesten Reihe zur Erdenmutter lief.

„Es geht nicht mehr weiter, meine höchste Herrin.“

„Dann sind wir am Ziel.“

Die Erdenmutter begab sich, umgeben von den Gefährten, nach vorne. Sie nickte und lächelte:

„Melnen, meine gute Freundin, gib nun den Weg zur Außenwelt frei, auf das geschehe was geschehen soll und der ewige Kreis nicht unterbrochen werde.“

Alle hörten ein gewaltiges Rauschen und Tosen und wie von Zauberhand öffnete sich die Wand vor ihnen und sie sahen einen Weg durch das Wasser. Und die warme Sonne schien auf sie herab.

Die Woodiger spürte die Wärme der Sonne und atmeten zum ersten Mal seit 5000 Jahren wieder die Luft der Oberfläche.

„Lasst uns zum Ufer gehen.“ foderte Balthor die Gruppe auf. Doch die Erdenmutter zögerte noch.

Sie hatte ein paar Woobats entdeckt, die die Veränderung bemerkt hatten und neugierig herbeigekommen waren.

„Meine lieben Woobatous“ sprach sie und liebkoste sie. Und die Woobats bissen und schnappten nicht nach ihr. Es schien, als wollten sie die Erdenmutter liebevoll berühren und sie bettelten fast um weitere Liebesbeweise.

„Diese hier haben mich erkannt. Tut nun wieder, was Euch vor langer Zeit aufgetragen wurde meine lieben Geschöpfe. Und erzählt Euren Brüdern die nicht hier sind, dass die Eiszeit nun endgültig vorüber ist.“

Die Woobatou tänzelten fröhlich von dannen und nun setzte sich der Zug endlich in Bewegung. Die Woodiger hatten es kaum noch abwarten können. Alle strebten dem Ufer entgegen. Kaum hatte der letzte das Ufer erreicht, ließ Melnen die Wasserwände wieder zusammen stürzen.

Kilan blickte eifrig auf den See hinaus, aber ihre Mutter zeigte sich nicht. Sie seuftze und meinte: „Es hat sie wohl zu sehr angestrengt. Vielleicht sehe ich sie ein andermal wieder.“

Kilans Vater jedoch, der sich in der Nähe des Sees eine Hütte gebaut hatte, hatte bemerkt was vorging und war in der Hoffnung, seine Tochter wieder zu sehen an den See geeilt. Freudig umarmte er Kilan und so war wenigstens ein Teil der Familie in Freude vereint.

Balthor stieg in die Lüfte um die Lage zu sondieren und sah in der Ferne Reiter kommen. Es waren Mondkalb, Culwathwen, Angagwathiel, Mortica und Aramir, die ihren Freunden zu Hilfe eilen wollten. Der Hilfe würde es zwar nun nicht mehr bedürfen, aber trotzdem freuten sich alle über diese gute Nachricht.

Die Gefährten, die oben das Rätsel der Prophezeiung zu lösen versucht hatten, staunten nicht schlecht als sie das provisorische Lager am See erreichten. Ein Volk von blinden Elben und es waren die, aus der Legende der Erdenmutter. Bevor sie noch ihre Schwestern und Freunde begrüßen konnten, standen sie schon vor der Erdenmutter selbst. Diese grüßte sie und sprach ihnen ihren Dank aus. Bevor sie aber ihre Fragen stellen konnten zog sich die Erdenmutter zurück. Sie wolle am See kurz mit Melnen sprechen, sagte sie und ging Richtung Ufer.

„Wir sehen Elleshar nicht. Wo ist er? Und wieso sieht die Erdenmutter aus wie Estrielle? Warum ist unsere Estrielle bei den Sternen?“ bestürmten sie ihre Gefährten, die sie so lange nicht gesehen hatten, nachdem sie sie begrüßt hatten.

„Es gibt viel Trauriges zu berichten.“ begann Aset. „Estrielle ging mit Tristorn fort um die Prophezeiung zu erfüllen. Um die Prophezeiung zu erfüllen gab Estrielle der Erdenmutter ihren Körper und ging selbst mit der Einen zu den Sternen.“

„Ja, das habe ich gespürt.“ flüsterte Mortica.

„Als die Erdenmutter bei uns ankam, wurden wir angegriffen. Von den wütenden Woodiger-Elben, den Woobats und den Feuerdämonen des namenlosen Gottes. Elleshar fiel in dieser Schlacht.“

Allen traten Tränen in die Augen. Mondkalb schluchzte auf und auch den anderen war ihre Trauer anzusehen.

„Die Erdenmutter konnte die Angreifer besiegen, aber das änderte leider nichts an Elleshars Schicksal.“

„Die Woodiger haben Euch angegriffen? Aber sie sind doch hier?!“

„Die Woodiger wurden vom namenlosen Gott verführt. Die Erdenmutter hat ihnen vergeben und sie erneut Treue schwören lassen. – Es war eine harte Zeit. Und wir haben viel verloren, aber wenigstens sind wir nun wieder hier vereint.“

Haldir führte die neu angekommenen Gefährten zu Elleshar. Sie knieten sich trauernd vor ihn und namen Abschied.

Abends setzten sie sich ans Feuer und erzählten sich gegenseitig ihre Erlebnisse. Gegen Mitternacht trat Baldur in ihre Runde.

„Vergebt mir. Ich will Euch nicht stören. Ich habe nur eine Frage an den edlen Haldir. Möchtest Du Deinen Bruder mit zu den Deinen nehmen?“

„Was geht Dich das an?“

„Mein Volk trägt Schuld am Tod Deines edlen Bruders. Wir verdanken Euch, dass wir erlöst wurden. Und wie haben wir es Euch gedankt. Wir wagen nicht, Euch um Vergebung zu bitten. Das Mindeste was wir tun können, ist Eurem Bruder ein würdiges Grabmal zu errichten. Natürlich nur wenn Du es gestattest. Auf Steinarbeiten verstehen wir uns inzwischen sehr gut.“

Haldir blickte Baldur lange an, dann sprach er: „Mein Herz ist schwer von Trauer und mein Geist düster. Aber vielleicht hilft diese Geste von Euch meinen Geist zu heilen.“ Er machte eine kurze Pause. „Dieser Ort hier ist wunderschön. Der See ist das Zentrum unseres letzten gemeinsamen Abenteuers. Ich denke ich werde oft hier her zurückkommen. Ich möchte seinen Körper gerne hier zur Ruhe betten. Und ich gestatte gerne, dass Ihr ihm ein würdiges Denkmal setzt.“

So schloss Haldir, und mit ihm auch die anderen Gefährten, seinen Frieden mit den Woodiger-Elben.

Am nächsten Morgen begruben sie Elleshar auf einer Landspitze die in den See hineinragte. Viele Trauerlieder wurden gesungen, jeder steuerte eines von seinem Volk und aus seiner Heimat bei.

Nach der Feier begannen die Woodiger-Elben einen großen Stein zu behauen. Aus diesem sollte das Grabmal Elleshars entstehen. Sein Bruder erzählte den Woodiger-Steinmetzen viele Geschichten aus Elleshars Leben damit sie diese in Stein verewigen konnten.

In der Nacht fand die nächste Trauerfeier statt, diesmal für Estrielle. Mortica zeigte den anderen den neuen Stern neben Estrigil.

„Da ist sie nun. Sie wird uns auf ewig leuchten. Und sie ist glücklich, das kann ich spüren.“

Culwathwen stimmte ein Lied an, das sie in den letzten Tagen für Estrielle und ihren Stern geschrieben hatte. Glockenhell klang ihre Stimme durch die Nacht. Alle kämpften mit den Tränen und manche ließen sie einfach fließen.

Die Erdenmutter hatte dem allen nur aus der Ferne zugesehen. Sie freute sich, dass die Gefährten die Woodiger nun nicht mehr als Feinde betrachteten. „Die Welt beginnt zu heilen.“ dachte sie bei sich. Nachdem Culwathwens Lied verklungen war, trat sie zu den Freunden.

„Ihr habt die Welt gerettet und große Opfer gebracht. Ich und die ganze Welt schulden Euch Dank. Eure Opfer werden nicht vergessen sein, nicht in allen Zeitaltern der Erde. Selbst wenn alle sonst es vergessen, ich werde es nicht.“

Sie verneigte sich und ging in die Nacht. Noch heute Nacht wollte sie zu ihrer Wanderung durch die Welt aufbrechen um zu heilen, was zerbrochen und zu versöhnen, was verfeindet. Und viele würden sich irgendwann fragen, wer denn die Frau war und nur wenige würden es ahnen.

Sie wollte sich gerade auf den Weg machen, als Haldir neben ihr auftauchte.

„Du willst uns verlassen?“

„Ich muss meine Aufgabe erfüllen. Wozu hättet Ihr mich befreien sollen, wenn ich nun nichts tue?“

„Wegen Euch habe ich die beiden verloren, die mir am liebsten und teuersten waren. Dafür schuldet Ihr mir doch etwas?“

Die Erdenmutter lächelte. „Ja Haldir, da hast Du nicht unrecht. Und ja, Du darfst mich begleiten um zu sehen, ob meine Taten das Opfer wert waren.“

Und so brach die Erdenmutter, begleitet von einem Elbenkrieger der einen neuen Sinn für sein Leben gefunden hatte, zu ihrer Reise auf.

Die Freunde bemerkten bald, dass Haldir fehlte und auch die Erdenmutter nicht mehr zu finden war.

„Wir sollten Ihnen nach?“ regte Angagwathiel an.

„Nein, die Erdenmutter hat eine Aufgabe zu erfüllen für die sie uns nicht braucht. Wenn sie Haldir gestattet hat, sie zu begleiten, dann sollte uns das für ihn freuen.“

„Das tut es Mortica. Aber warum er und nicht wir. Er hat einen Bruder verloren und wir eine Schwester. Warum nimmt sie ihn mit?“ fragte Elbereth in die Runde.

Mortica lächelte nur zur Antwort aber Aramir sprach:

„Vielleicht ist noch etwas von Estrielle zurückgeblieben.“

„Estrielle ein Teil der Erdenmutter? Ja, warum eigentlich nicht.“ Aset gefiel der Gedanke sehr.

Am nächsten Morgen wurden alle von lautem Jubel geweckte. Die Woodiger lachten und rieben sich die Augen. Zum Abschied hatte ihnen die Erdenmutter das Augenlicht wieder geschenkt. Mit dem ersten Sonnenstrahl des neuen Morgens war ihre Sehkraft zurückgekehrt. Sie konnten ihr Glück kaum fassen.

Die Gefährtenschar bemerkte voll Trauer, dass die Zeit gekommen war, sich wieder zu trennen.

Kilan beschloss, fürs erste bei ihrem Vater zu bleiben. In der Nähe des Sees um auch Melnen, ihrer Mutter nahe zu sein. Sie versprach allen, auf Elleshars Grab zu achten und dafür zu sorgen, dass die Woodiger ihr Versprechen einhielten ihm ein Grabmal zu bauen.

Mortica und Aramir wollten zu Angos um nun endlich seinen Segen zu erhalten. Und Elbereth wollte sie begleiten um sie bei Angos zu unterstützen.

Mortica hatte Aset erzählt, wie sehr Culwathwen noch immer um ihre verlorene Liebe trauerte. Und so hatte Aset beschlossen mit Culwathwen zum Meer zu reisen. Vielleicht, ja, vielleicht, ließen die Götter sich erweichen und Culwathwen erhielt ihren Liebsten zurück?

Angagwathiel würde nach so vielen Jahren endlich wieder zu ihrem Volk zurückkehren. Um nicht den ganzen Weg alleine zu reisen, wollte sie zumindest das erste Stück gemeinsam mit Elbereth, Mortica und Aramir gehen. Balthor wollte sich ihnen ebenfalls anschließen, er wollte zurück zu den Feuerbergen.

Anastasia beschloss die Welt der Hobbits näher kennen zu lernen und fragte Mondkalb, ob diese ihr nicht ihre Heimat zeigen könne. Mondkalb sagte begeistert zu und versprach Anastasia alles über Hobbits und deren gute Küche beizubringen.

Und so löste sich an einem warmen Sommertag die Gemeinschaft auf. Aber bevor sie aufbrachen, schworen sie an Elleshars Grab einen heiligen Eid in fünf Jahren alle an diesen Ort zurückzukehren um die Gemeinschaft wieder zu erneuern.

Ende

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