Zum Inhalt springen

Fanfiction: Fenyárdas Erinnerungen


Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Dies soll das Gespräch mit einem Noldo namens Fenyárdas sein, der zu Feanors Gefolge gehörte, als dieser gegen Morgoth nach Mittelerde zog. Erinnerungen werden wach an die grausamsten Ereignisse der elbischen Geschichte- die Sippenmorde. Auch über die vielen Kämpfe in Mittelerde berichtet er, der Feanors Haus treu bleibt bis zum Ende und nun seine Reue nicht mehr unterdrücken kann.

Fenyárdas‘ Erinnerungen

Zur Person: Fenyárdas wurde als Sohn des Noldorfürsten Tenraidó in Tirion geboren, zu einer Zeit, als sich die Noldor unter der Regierung des Hohen Königs Finwe befanden. Seine Mutter war ebenfalls eine Noldo. Sein Vater war, als es zum Streit unter den Söhnen Finwes kam, ein Anhänger Feanors und zog mit ihm nach Formenos, wo Melkor Finwe erschlug und die Silmaril raubte.

Als die Noldor aus Valinor fortzogen, spielte Fenyárdas, der mitkam, dabei eine immer wichtigere Rolle. Er befehligte für Feanor schon früh die Soldaten seiner Sippe und war schon am Sippenmord von Alqualondé beteiligt. Er wurde zum wichtigsten Kommandanten der Truppen von Feanors Sohn Caranthir, nachdem Fenyárdas Vater in der Zweiten Schlacht von Beleriand gefallen war. Er war an allen wichtigen Schlachten der Söhne Feanors beteiligt und auch an den Sippenmorden von Doriath und den Sirionmündungen. Bis zuletzt blieb er Feanors Söhnen treu, bis Maedhros und Maglor, die letzten von ihnen, tot waren und er erst viele Jahre später wieder in Lindon gesehen wurde. Nachdem ihm die Valar gestattet hatten nach Valinor zurückzukehren, setzte er nie mehr seinen Fuß auf Mittelerde.

Und nun hat er sich nach langer Zeit bereit erklärt, seine Geschichte zu erzählen.

Von der Jugend in Valinor und dem Auszug nach Mittelerde

Seit Eurer Rückkehr aus Mittelerde sind nun mehr als siebenhundert Jahre vergangen, Fürst Fenyárdas. Was bringt Euch nun dazu, Eure Geschichte zu erzählen?

Ich möchte die Geister loswerden, all die Erinnerungen, die mich noch immer verfolgen, auch hier im Segensreich des Westens.

Ein schlechtes Gewissen?

Nicht nur. Für viele Elben bin ich noch immer einer der wichtigsten Anhänger der Söhne Feanors und einer ihrer gefährlichsten Kommandeure, selbst hier in Tirion, meiner Heimat, nach der ich mich ein ganzes Zeitalter hindurch gesehnt habe, schauen mich die Elben, selbst meine Verwandten wie einen Verbrecher an.

Und das seid Ihr nicht?

Vielleicht schon, aber darüber habe nicht ich zu richten, auch wenn die Valar mir die Rückkehr erlaubt haben und das als eine Art von Freispruch zu werten ist. Nein, es geht mir darum, dass zu viele mich verurteilen, indem sie mich scheel ansehen oder mir auf den Straßen aus dem Weg gehen, weil sie noch nie erfahren haben, wie meine Geschichte an den fernen Gestaden im Osten wirklich verlief. Soll man mich verurteilen, wenn ich es verdient habe, aber nicht, bevor ich meine Geschichte erzählt habe.

Wann begann diese Geschichte, die Euch zu einem der am meisten von Elben selbst gefürchteten Elben machte? Man nannte Euch den Henker von Feanors Eid.

Diese Geschichte begann unweit von diesem Ort, wo wir jetzt reden. Es war die Versammlung der Söhne und Enkel Finwes, nachdem dieser in Formenos von Melkor erschlagen worden war. Ich war ein Teil der Menge von wütenden Noldor, die in den aufgeheizten Gassen der heute so friedlichen Stadt um Rache für den ermordeten Hochkönig schrien. Mein Vater Tenraidó, ein sehr angesehener Fürst damals, stand fest hinter Feanors, der damals den Rachefeldzug für den ermordeten König forderte. Ich stand genauso wie mein Vater und abertausende Noldor jeden Alters hinter diesem Ansinnen.

Ihr wart schon damals ein Anhänger Feanors?

Damals war die Rache für Finwe nicht allein eine Sache der Leute, die Feanor nach Formenos gefolgt waren, zu denen ich auch gehört hatte, wenn ich auch nur im Gefolge meines Vaters dahin gekommen war und mich Feanors Aktion mit dem Schwert gegen seinen Halbbruder Finwe nicht gerade gefiel.

Neun von zehn Noldor waren für den Krieg gegen Melkor, egal ob wir dafür nun die Hilfe der Valar bekamen oder nicht. Nur ein paar Leute, die wir wegen ihrer scheinbaren Feigheit verachteten, wollten sich in dieser Angelegenheit weiter den Befehlen der Valar unterordnen. Und da gab es natürlich noch die wenigen Leute unter Finwes drittem Sohn Finarfin, die sich ebendiese Haltung eigentlich zu eigen gemacht hatten, aber nun zu feige waren, um lautstark dafür einzutreten. Die Stimmung für Feanors Plan ließ keinen Raum für ängstliche Vernunft.

Hättet Ihr Euch anders entschieden, wenn Ihr gewusst hättet, was kommen würde?

Vielleicht, aber ich bin mir nicht sicher. Feanor war ungeheuer charismatisch, er faszinierte uns alle, besonders die Jungen, die vor Abenteuerlust und brennendem Ehrgeiz fast platzten. Und es lag nicht allein an ihm, Melkor hatte durch den Mord an unserem König die Ehre aller Noldor mit Füßen getreten, sollten wir uns da den Valar unterordnen, die nicht genug Kraft gezeigt hatten, um Melkor zu verfolgen und ihn stattdessen in Mittelerde gemütlich seine Festung Angband aufbauen ließen?

Beeinflusste Euer Vater Eure Meinung zu dieser Sache?

Er war natürlich mein Vorbild, aber seine Autorität war nicht nötig, um mich auf den Weg Feanors zu bringen. Ich war schon von selbst begeistert und wäre auch ohne meinen Vater nach Mittelerde gezogen.

Und Eure Mutter?

Sie sagte dazu überhaupt nichts, vielleicht hatte sie dazu eine andere Meinung als mein Vater, aber sie hat ihm nie widersprochen. Vielleicht wäre meine Lebensgeschichte anders verlaufen, wenn sie den Mut dazu aufgebracht hätte, ich bin mir sicher, dass sie nicht wirklich von Feanors Reden entflammt worden war. Jedenfalls folgte sie ihm dann nach Mittelerde und fand beim Marsch über die Halcaraxe den Tod, wie ich sehr viel später erfuhr. Ich und mein jüngerer Bruder Garóndas folgten meinem Vater mit Begeisterung.

Und schon wurdet Ihr mit einem militärischen Kommando betraut.

Eigentlich sollte ich ja nur einen Zug von den Unbewaffneten unserer Sippe anführen. Aber dann übernahm das mein Bruder, denn ich sollte einen kleinen Trupp berittener Späher anführen, die ständig das Gebiet, wo unsere Krieger und Sippen durchziehen sollten, zu allen Seiten hin durchstreiften.

Gegen was für einen Feind, dachtet Ihr, war man auf der Hut?

Gegen Melkor, dachte ich. Ich hatte ja keine Ahnung, dass der Aman schon lange verlassen hatte und es eigentlich keine Bedrohung von seiner Seite mehr gab, solange wir noch in Aman waren. Wir hatten Befehl erhalten- von Feanor selbst, über Umwege- dass wir überallhin Ausschau zu halten und jede Bewegung zu melden hatten. Erst später, als ich längst in Mittelerde war, leuchtete mir ein, dass Feanor schon zu diesem Zeitpunkt ein gewaltsames Eingreifen der Valar mit den Truppen der Vanyar oder der Teleri fürchtete, deren Schiffe uns auch tatsächlich beobachteten.

Glaubten auch die einfachen Krieger an diese Möglichkeit- dass die Valar die Teleri und Vanyar benutzen würden, um den Zug der Noldor gewaltsam zu beenden?

So strategisch dachten wir damals nicht und wir hielten die Teleri außerdem für einen Haufen von Feiglingen, weil sie sich teils dem Willen der Valar unterordneten und sich auch teils überhaupt nicht um die Ermordung unseres Königs scherten. Man muss wissen, dass wir einfachen Krieger damals grundsätzlich die Teleri aber fast schon als Gegner einschätzten, weil wir meinten, dass sie aus irgendeiner Feindschaft uns gegenüber heraus Melkor nicht am Verlassen von Aman gehindert hatten. Natürlich hatten solche Verdächtigungen keine vernünftige Grundlage, aber wir hatten sie.

Aber dann waren es die Noldor, die bei Alqualonde die Feindseligkeiten eröffneten.

Auch das war mir anfangs nicht klar. Die Lage war für mich recht verschwommen, als wir uns Alqualonde näherten. Feanor stellte den Teleri unter König Olwe die Forderung, uns mit ihren Schiffen zu helfen, aber sie lehnten ab. Aber schon im Vorfeld war es zu Reibereien gekommen. Die Teleri forderten unseren Abzug von ihrem Land und Olwe ließ leichte Truppen an der Küste aufmarschieren, um dem Hitzkopf Feanor zu zeigen, dass er bereit war, sein Land zu verteidigen.

Aber diese Truppen waren dem großen Heer der Noldor doch deutlich unterlegen.

Sicher, aber bei uns Noldorkriegern verbreitete sich im Nu das Gerücht, dass die Teleri sich zum Angriff bereitmachen würden, um die Wege nach Norden zu verteidigen. Das war natürlich nicht wahr, vielleicht war es sogar von Feanor mit Absicht so erzählt worden, um uns anzustacheln.

Er wollte den Kampf?

Ihm muss klargewesen sein, dass die Teleri allein durch gutes Zureden nicht zu gewinnen waren. Sie waren den Valar gegenüber zu anhänglich und misstrauten Feanor von vorneherein. Also wollte er sie durch einen gewaltigen Aufmarsch seinerseits wohl zur Übergabe der Schiffe zwingen. Eine Dummheit.

Plötzlich machte Feanor seine Truppen zum Kampf bereit. Ich übernahm das Kommando über eines der Battalione, die zu unserer Sippe gehörten. Mein Vater war kein Soldat, Feanor wollte, dass er sich lieber um die hinteren Linien kümmerte. Also hatte ich nun 400 Krieger unter meinem Kommando.

Als blutiger Anfänger.

Wir waren alle Anfänger. Trotz aller Waffenübungen.

Wie begann Eure Rolle im Ersten Sippenmord?

Ich wurde mit meinem Battalion zu den Truppen des Prinzen Caranthir, einem von Feanors Söhnen, zugeteilt. Caranthir war ein Draufgänger, aber ich kaum weniger. Allerdings hatte ich das Unglück, wie ich damals meinte, nur in einer der hinteren Linien zu sein. Ich sollte nicht zur ersten Welle der angreifenden Noldor gehören, sodass ich in meiner Nähe den ersten Kampfeslärm hörte, aber still zu stehen hatte.

Wie habt Ihr den Beginn der Schlacht wahrgenommen?

Ich wollte einfach rein ins Gemetzel. Ich hatte nicht mitbekommen, dass es zwischen Feanor und Olwe lange Verhandlungen gegeben hatte, die an den gegenseitigen Abneigungen der beiden Könige gescheitert waren. Ich nahm es sogar so wahr, als ob die Teleri im dichten Nebel vor den Toren ihres Hafens den Kampf begonnen hätten.

Der wahre Hergang blieb Euch aber verschlossen.

Ich merkte nichts davon, dass Feanor den Angriff befohlen hatte. Die zuerst vor-marschierenden Truppen gehörten nicht zu uns. Ich wunderte mich, dass Feanor angriff, ohne dass seine Halbbrüder mit ihren Truppen schon eingetroffen waren. Ich konnte mir das nur so erklären, dass die Teleri unsere Vorhut angegriffen haben mussten.

Wie verlief die Schlacht dann aus Eurer Sicht?

Ich merkte, dass sie am Anfang nicht so gut ging, wie das viele erwartet hatten. Die Teleri warfen unseren Ansturm zurück, obwohl wir mehr Krieger und bessere Waffen hatten. Die Kämpfe erstreckten sich nicht nur auf den Bereich um die Tore, sondern auch auf die Klippen und umliegenden Küstenhöhen, wo die Teleri mit Bögen und Speeren bewaffnet, womit sie natürlich leichter waren als unsere schweren Krieger, Gegenangriffe durchführten. Die Front war zersplittert, die Verluste waren auf beiden Seiten hoch. Dreimal wurden wir zurückgeworden, auch wenn wir teilweise über die Abhänge in den Hafen eindringen konnten.

Beim dritten Ansturm wurde Euch der Einsatz befohlen.

Ich leugne nicht, dass ich mich darauf gefreut habe. Das war für mich wie eine Erlösung. Für meine 400 Krieger nicht weniger. Wir griffen die Stellungen der Teleri auf den Klippen oberhalb des Hafens an, um die Vorteile ihrer Bogenschützen aufzuheben. Das taten wir zusammen mit den sechs anderen Battalionen, die teils Caranthir, teils Curufin unterstanden. Aber die Teleri wehrten sich verbissen; selbst wenn wir ihre Positionen schon eingenommen hatten, hagelte es Pfeile auf unsere Formationen und wir mussten zurückweichen. Von meiner Truppe fielen dabei fünfzig Krieger. Ich selbst tötete zum ersten Mal in meinem Leben.

Wer war es?

Irgendein Elb mit dem Zeichen von Olwes zweitem Sohn, dem Prinzen Pairnas. Das Ganze geschah zu schnell, als dass ich mir Gedanken um seine Herkunft machen konnte. Ich wurde von ihm mit dem Speer angegriffen und wehrte mich mit dem Speer.

Prinz Pairnas kam bei den Kämpfen auf den Klippen ums Leben.

Er wurde verwundet und starb später im Hafen. Ich weiß bis heute nicht, ob es einer von meinen Leuten war, der ihn niederschlug. Ich habe nur sein Banner gesehen, das niedersank, als seine Reihe durchbrochen wurde. Beim anschließenden Gegenangriff der Teleri mussten wir uns zurückziehen, denn sie waren in der Übermacht. Dabei brachten sie Pairnas in Sicherheit. Der Kampf tobte weiter, sie schossen Pfeile auf uns, aber wir zogen uns zurück.

Dann kam Prinz Fingon und wendete die Schlacht.

Ja, unsere Übermacht wurde einfach zu groß für die Teleri. Zwar nicht bei uns, aber auch auf den Klippen griffen wir nun an. Die Teleri waren verunsichert. Wir erzwangen den Eingang in den Hafen über einen Weg von den Klippen hinunter. Was die Noldor bis dahin in vier Stunden nicht geschafft hatten, gelang jetzt. Ich war einer der ersten, die unten ankamen. Da war die Schlacht schon entschieden. Die Teleri befanden sich überall auf dem Rückzug, sie versuchten meist in die Stadt zu kommen, andere entschlossene Kämpfer versuchten einen Teil des Hafens zu halten.

Und auf diese Kämpfer traft ihr dann. Euer Battalion betrat den Hafen als eines der ersten.

Merkwürdigerweise.

Und dann befandet Ihr Euch plötzlich mit Euren Truppen an der Straße zu den Stadttoren von Alqualonde, wo die Teleri- Truppen versuchten, den Rückzugsweg freizuhalten.

Ja, sie waren in der Überzahl und formierten sich zur Verteidigung der Straße, als wir uns auf sie stürzten.

Wieso habt Ihr den Angriff unternommen? Die Schlacht war doch schon entschieden, die Noldor stürmten das Hafengelände.

Als ob ich da groß überlegt hätte. Es war eine Art Blutrausch, außerdem hätten meine Krieger sowieso nicht auf mich gehört, sie wollten ebenso wie ich angreifen. Außerdem hatte ich andere Vorstellungen davon, was dann geschehen würde.

Inwiefern?

Durch die Eroberung der Straße würden wir die Teleri im Hafen zur Aufgabe zwingen, weil sie dann keinen Rückzugsweg mehr hätten, meinte ich. Wir hätten tausende Gefangene gemacht, ich konnte mir nicht vorstellen, dass Feanor seinen Truppen in ihrem Blutrausch nicht befahl, sie zu verschonen. Ich dachte, wenn wir Gefangene hätten, würden die Teleri hinter den Stadtmauern von Alqualonde es nicht wagen, uns beim Wegsegeln mit ihren Schiffen zu behindern.

Deswegen habt Ihr die Straße angegriffen?

Auch. Aber wahrscheinlich hätte ich meine Leute sowieso nicht von einem Angriff abhalten können. Alle hatten sie einen großen Hass gegen die Teleri entwickelt, ich auch. Und wir gewannen, die Teleri dort waren in der Übermacht, aber schlechter bewaffnet, erschöpft, das war keine einheitliche Truppe, sondern einfach nur ein Haufen von Kriegern, deren Truppen aufgerieben worden waren und die sich nun zusammenschlossen. Nach kurzem, aber heftigem Kampf flohen sie und wir beherrschten die Straße.

Wie empfandet Ihr das, was folgte, das Massaker an den eingeschlossenen Teleritruppen im Hafen?

Ich fand das widerlich. Es war vor allem unnötig, dachte ich. Aber das auch nur halb. Teile der geschlagenen Teleri versuchten ja noch allen Ernstes, die Kais zu halten und leisteten heftigen Widerstand. Deswegen lehnte ich das Vorgehen der anderen Noldor nicht völlig ab. Aber ich fand es nicht angemessen, auszuschwärmen und Fliehende ohne Waffen zu töten.

Euer Battalion beteiligte sich aber daran.

Das ist wahr, aber ich hätte sie nicht zurückhalten können, vielleicht war ich auch zu feige, um das zu tun. Aber man muss sich das mal vorstellen: Wenn man vier Stunden gegen einen sich verbissen wehrenden Feind gekämpft hat und um sich herum nur den Tod erblickt, der wird blind für jedes moralisches Empfinden.

Habt Ihr Euch danach geschämt?

Ja, aber das unterdrückte ich vor mir selbst und vor anderen. Unmittelbar danach meinte ich, dass die gewaltsame Aneignung der Schiffe notwendig gewesen wäre, da wir sie für ein schnelles Fortkommen brauchten. Außerdem schob ich einen Teil der Schuld noch immer den Teleri zu, ich meinte, sie hätten die Schlacht begonnen.

Als ich danach auf eines der Schiffe ging, der große Sturm begann und das Schiff gegen eine Klippe geschleudert wurde, überlebte ich nur knapp. Für mich war das aber kein Weckruf an das Gewissen, sondern nur eine weitere Bosheit der Valar. Das machte mich noch williger, Feanor zu folgen, als wir dann nach Norden zogen.

Deswegen hörtet Ihr nicht auf die Prophezeiung des Nordens?

Auch. Die Valar waren für mich Feinde geworden. Außerdem hielt ich das für lächerlich. Das mag man heute für lächerlich halten, aber nach der gewonnen Schlacht von Alqualonde, die man heute ja lieber den Ersten Sippenmord nennt, hielt ich die Streitmacht der Noldor für unbesiegbar. Nicht einmal Ulmo hatte uns aufhalten können. Im Großen und Ganzen war die geraubte Flotte ja noch immer einsatzbereit.

Was mich aber sehr verunsicherte, war der Entschluss meiner Geliebten, umzukehren. Sie gehörte zu Finarfins Leuten und verehrte die Valar.

Aber das hielt Euch nicht auf?

Nein, ich glaubte hart gegen mich sein zu müssen. Aber das war die wohl dümmste Entscheidung meines Lebens, auch wenn das ein hart umkämpfter Platz ist. Mein Vater war daran auch nicht gerade unschuldig, ebenso mein Bruder. Sie überzeugten mich nach einem langen Gespräch, weiter mitzukommen.

Und dann verließ Feanor die anderen Noldor und entschloss allein mit den Schiffen weiterzufahren.

Ja, kaum etwas Anderes hat mich je trauriger gemacht.

Eure Mutter kam nicht auf die Schiffe.

Ja. Feanor befahl plötzlich mitten in der Nacht seinen Leuten, die Schiffe zu besteigen. Einige, vor allem jene, die keine Krieger waren, bekamen das nicht richtig mit. Ich wurde auf einmal aus meinem Zelt gescheucht, wir rannten geradezu auf die Schiffe. Mein Vater wartete dort auf mich. Er hatte einen Diener zu meiner Mutter geschickt, der aber im Gedränge mitten in der Nacht nicht rechtzeitig vorankam. Und ich segelte auf einem Schiff über das Belegaer, meine eigene Mutter hatte ich zurückgelassen.

Was empfandet Ihr da?

Es war das erste Mal, dass ich an Feanor zweifelte.

Aber Eure Treue zu ihm wankte nicht.

Ja, ich bildete mir ein, es wäre notwendig, das Interesse meines Volkes über meine Familie zu stellen. Ich bildete mir ein, dass sie nach Tirion zurückkehren würde, glaubte, dass sie auf mich warten würde, bis wir Morgoth bezwungen hätten und nach Hause zurückkehren würden.

Aber sie ging über die Halcaraxe.

Hätte ich das geahnt, dann wäre ich sofort von Bord gesprungen und nach Aman zurückgeschwommen. Aber ich hegte dumme Vorstellungen. Die Grausamkeit der darauf folgenden Dinge sollte mich eines Besseren belehren.

Geschrieben

Von den Kämpfen in Beleriand bis zur Dagor Bragollach

Schließlich landete Feanor mit seiner Flotte in Beleriand und verbrannte sie.

Ja, am Losgar.

Wie standet Ihr zur Verbrennung der Schiffe?

Für mich war das nicht ganz erklärbar, aber ich behielt meine Zweifel für mich.

Man sagt, Ihr wart unmittelbar daran beteiligt.

Das kann ich nicht leugnen. Es waren ja welche von meinen Leuten, die mit die Fackeln heranbrachten und das Holz in Flammen legten. Aber es war nun mal ein Befehl Feanors. Dabei lockte der Rauch dann Morgoths Truppen herbei.

Und durch die Verbrennung hatten Feanors Gefolgsleute keine Möglichkeit mehr, vielleicht noch den Kontakt zu Fingolfin zu bewahren, den man ja in Aman zurückgelassen hatte.

Ja, aber unter den Kriegern hatten sich längst Geschichten verbreitet, die das Verlassen Fingolfins begründeten. Zumindest suchte jeder während der langen Überfahrt nach einer schlüssigen Erklärung für Feanors Verhalten. Oder Feanor ließ seine Leute auch Geschichten erzählen, die dazu dienten. So dachten viele, dass Fingolfin ein unsicherer Verbündeter sei, der im Stillen mit den Valar und den Teleri paktierte. Es gab ja wirklich Streit zwischen Feanor und seinem Halbbruder um die Sache mit Alqualonde, sodass sich uns diese Vermutung geradezu aufdrängte. Aber zu diesem Zeitpunkt wollten wir ja sowieso nicht anderes machen als an Feanor glauben. Das haben wir nicht hinterfragt.

Wie erschien Euch Mittelerde, als Ihr es zum ersten Mal betreten hattet?

Kalt und grau. Es war nebelig, als wir anlegten und ins Landesinnere marschierten. Außerdem war es dunkel, dort hatte es nie das Licht der Zwei Bäume gegeben. Diese Gegend, die man später Hithlum nennen sollte, war ein bewaldetes Hochland, wo schon die ersten Orks auf uns lauerten. Ein paar Grauelben gab es auch, aber sie ließen sich nicht blicken.

Und dann kam die Schlacht namens Dagor- nuin- Giliath.

Ja, kaum hatten wir damit begonnen, am vernebelten Mithrimsee unser Nachtlager aufzuschlagen, fielen Morgoths Orks über uns her. Er hatte uns lange beobachtet und meinte uns schnell ausschalten zu können.

Wie empfandet Ihr die Dagor- nuin- Giliath nach den Erlebnissen in Alqualonde?

Ich war schon überrascht, als diese missgestalteten Wesen auf uns zuraunten und alle niederschlugen, die nicht schnell genug die Schwerter zogen. Aber es war nur der Anblick ihrer Hässlichkeit, der diese Schlacht besonders machte. Sie waren schlechtere Kämpfer als die Teleri, die wenigstens noch aus aufrichtigen Gründen gekämpft hatten.

Aber man muss natürlich sagen, es hätte nicht viel gefehlt und diese Schlacht wäre zu einem Desaster für die Noldor gewesen. Wir waren weit verstreut, hatten keine Ortskenntnisse und waren obendrein schon ziemlich müde nach dem Marsch durch das Hochland. Die Orks stürmten von Hügeln herunter und durch Senken auf uns zu. In ihrer weit gefächerten Schlachtordnung verwickelten sie in kurzer Zeit jede unserer Einheiten in heftige Gefechte.

Wo wart Ihr da?

Beim Holzhacken für die Lagerfeuer. Und auf einmal kamen die Orks aus dem Dunkeln. Aber wir hatten rechtzeitig die Schwerter in der Hand, ich hatte darauf bestanden sie nicht in den Zelten liegen zu lassen. Auf einmal begann die Schlacht- Caranthir, zu dessen Gefolge ich ab da dauerhaft gehörte, ging mit Feanors Gardetruppen zum Angriff über, ohne zu wissen, wo genau die Positionen der Orks waren. Zwei Battalione befehligte ich. Die Lage war chaotisch. Wegen des Geländes. Plötzlich war Caranthirs Hauptmacht von unserer Flanke verschwunden und wir waren kurzzeitig umzingelt, bis uns Celegorms Reiter zu Hilfe kamen.

Eine weitere Abteilung Orks überraschte da auf einmal Caranthirs Tross, den mein Vater kommandierte. Die Schutztruppe war zu schwach und mein Vater wurde von den Orks getötet.

Wann merktet Ihr das?

Erst einen halben Tag später, wir waren weit vorausgestürmt.

Wie schmerzlich war der Verlust für Euch?

Es war ein Gefühl von großer Leere. Als würde ich ins Nichts taumeln. Mein Vater hat mir sehr viel bedeutet. Er war ein angesehener Fürst und hatte sich immer gut um mich gekümmert. Ein großer Krieger war er nie, er hatte sich immer um die Frauen oder um den Tross gekümmert. Er bedeutete mir alles, alles, was ich damals konnte, verdankte ich ihm.

Wie denkt Ihr heute über ihn?

Noch immer mit Ehrfurcht, aber ich verehre ihn nicht mehr wie einen Vala. Ich sehe einige seiner Taten eher kritisch, vor allem seine bedingungslose Treue zu Feanor. Aber gewissermaßen hat er mich geprägt und es hat lange gedauert, bis ich mich davon einigermaßen lösen konnte.

Hattet Ihr Zeit zur Trauer?

Ein wenig. Die Orks hatten sich zurückgezogen. Feanor stürmte voraus, aber Caranthir, dem ich nun einer der obersten Hauptleute war, sollte eher die Nachhut stellen und dafür sorgen, dass die Orks am Mithrinsee ihm nicht in den Rücken fielen.

So hatte ich zwei Stunden Zeit, die ich nutzte, indem ich mit meinem Bruder den Leichnam unseres Vaters suchte und für die letzte Ruhe vorbereitete. Aber begraben konnte ich ihn da bis auf Weiteres nicht, denn aus dem Süden kam ein anderes Orkheer. Caranthirs Truppen vereinigten sich mit Celegorms Reitern, zusammen fingen wir sie ab. Die Orks wurden total geschlagen.

Nach dieser Schlacht nannte man Euch einen Helden.

Diese Bezeichnung nehme ich selbst für mich nicht in Anspruch. Es war letztendlich die Leistung meiner vier Battalione, die ich da schon kommandierte, dass der heftige Gegenangriff der Orks an den Hängen zum Erliegen kam und Celegorms Reiter die geschlagenen Orks ins Fenn von Serech treiben konnten.

Wie kam es, dass Ihr auf einmal der Hauptmann von vier Battalionen wurdet?

Drei hatte meine Sippe von Haus aus, auch wenn sie Kommandeure hatten, die von Feanor und nicht von meinem Vater ernannt worden waren, von mir und meinem Bruder war bisher nur eins befehligt worden. Nach dem Tod meines Vaters und in der allgemeinen Verwirrung übernahm ich den direkten Befehl über alle vier.

Als die Orks die Flanke der Noldor angriffen, Celegorm bei seinen Reitern und Caranthir in den Wäldern aufgehalten worden war, da habt Ihr aber die Befehlsgewalt über die ganzen Fußtruppen Caranthirs übernommen, das waren nicht weniger als zehn Battalione, die Ihr kurz befehligt habt. Das Zurückschlagen der Orks war also allein Euer Verdienst.

Das war zu diesem Zeitpunkt auch notwendig. Wenn irgendein anderer von meinem Rang dagewesen wäre, hätte ich auch nicht einfach die Befehlsgewalt übernehmen müssen.

Aber das ist doch ein sehr schneller Aufstieg für einen gerade gewordenen Fürsten.

Nun ja, vielleicht wurden meine Leistungen von einigen der Krieger im Nachhinein auch etwas übertrieben. Das lag aber auch daran, dass Caranthir dann, als er endlich erschien, mir diese große Leistung zuschrieb.

Ihr hattet also ein sehr gutes Verhältnis zu Caranthir?

Feanors Sohn war ähnlich hitzig und aufbrausend wie sein Vater. Aber abseits davon war er grundanständig, zumindest bis dahin konnte man das ohne Einschränkungen sagen. Ich hatte während des Marsches in Aman und der Überfahrt ein gutes Verhältnis zu ihm aufgebaut. Wir hatten uns ja schon in Tirion gut gekannt. Bei den Reiterspielen vor Formenos begegneten wir uns ja sehr oft.

Nach der Schlacht wart Ihr sein erster Offizier und damit in die zweite Reihe der Noldor von Feanors Haus gekommen.

Ich habe das damals selbst viel bescheidener gesehen.

Zurück zur Schlacht. Was geschah danach?

Als die Orks geflohen waren und Celegorm ihnen hinterher jagte, merkten wir auf einmal, dass Feanor verschwunden war. Der Hochkönig hatte sich mit seiner Garde schon weit von den anderen Truppen entfernt. Da waren seit dem Überfall der Orks auf unser Lager schon sechs Tage vergangen und überall in Hithlum wurde gekämpft. Wir hatten dann auch noch eine Menge zu tun, vor allem mussten wir viele andere Orks zum Sirion hin abdrängen. Die Lage war unübersichtlich. Am neunten Tag bekam ich die Nachricht, dass Feanor in der Anfauglith, weit weg von den anderen Noldor, gefallen war. Am zehnten Tag war die Schlacht beendet, Morgoth hatte verloren. Allerdings blieb Maedhros für einige Zeit verschwunden und kehrte dann mit einer Hand zurück.

Wie bewertet Ihr heute die Schlacht?

Die Noldor haben so gut gehandelt, wie es ihnen möglich war.

Danach erschien Fingolfin in Mittelerde und wurde Hoher König der Noldor, die Söhne Feanors wanderten in den Osten ab. Wie fandet Ihr das?

Ich gönnte Fingolfin die Würde des Hohen Königs, nachdem ich überzeugt worden war, dass er in Wirklichkeit nie mit Teleri oder irgendwem sonst paktiert hatte. Außerdem hielt ich Maedhros Entscheidung für eine Handlung reinster Klugheit. Durch die Ansiedlung der Söhne Feanors im Osten waren wir aber nicht direkt Fingolfins Herrschaft unterworfen.

Ihr musstet mit Caranthir nach Thargelion gehen. Wie fandet Ihr Eure neue Heimat?

Nicht ganz mein Geschmack. Thargelion war eine einzige Graswiese mit ein paar Bäumen. Für einen Noldo, der die Herrlichkeit Tirions und Formenos‘ gesehen hatte, ist es kein gutes Gefühl, in einer kleinen Festungsstadt in einem Holzhaus zu wohnen.

Was musstet Ihr dort für Caranthir machen?

Das Kommando über seine Festung übernehmen, die Verpflegung der Truppen sichern und die Siedlungen der Noldor vor möglichen Angriffen von Orks oder auch Grauelben zu sichern.

Wie war denn das Verhältnis zu König Thingol von Doriath?

Äußerst angespannt, zumindest am Anfang. Mehrfach bestand Kriegsgefahr. Andererseits konnten selbst wir nicht ohne Thingol auskommen. Er wurde von allen Sindar in Beleriand als ihr Herr betrachtet und in Thargelion lebten viele Sindar, die sich nur unter Vorbehalten bereiterklärt hatten, sich den Söhnen Feanors zusammenzuarbeiten.

Bald wurdet Ihr zu einem Diplomaten der Söhne Feanors.

Das war aus der Not heraus. Mehrfach drohten die Sindar in Thargelion mit einer Erhebung. Caranthir stachelte sie mit seinem hitzigen und störrischen Charakter dazu an. Also musste ich mehrfach mit diesen Sindar und dann mit König Thingol verhandeln. Zu diesem Zweck stand ich auch ständig in Verbindung mit Maedhros und Maglor, die ja sehr freundlich zu den Sindar waren.

Man sagt, Ihr habt Caranthir für seine ältesten Brüder überwachen und ruhigstellen sollen.

Das ist übertrieben, aber tatsächlich war Caranthir zu den Sindar sehr undiplomatisch.

Nach einiger Zeit kam dann die Dagor Aglareb, wo Ihr bei Caranthirs Truppen wart.

Diese Schlacht wird zu Recht ruhmreich genannt. Die Orkheer wurden völlig vernichtet und es blieb nicht von ihnen übrig. Ich kümmerte mich dabei aber nur um die Nachschublinien und um die Verbindung zu den Lagern.

Als dann Fingolfin beschloss, wieder abzuziehen, habt Ihr Euch dagegen gewandt.

So war es. Ich glaube bis heute, wenn wir irgendwann eine echte Chance hatten, Morgoth zu vernichten, dann unmittelbar nach der Dagor Aglareb. Aber Fingolfin ließ die Tore Angbands unberührt. In den folgenden vierhundert Jahren Frieden konnte Morgoth wieder aufrüsten.

Aber die Reiche der Noldor blühten auf.

Ja, angesichts der sich langsam entfaltenden Pracht der Noldor glaubte auch ich lange Zeit, dass es uns dauerhaft gelingen würde, Morgoth in Angband festzuhalten. Selbst in unsere Graslandschaft kam ein wenig Glanz durch den Handel mit den Zwergen. Dabei wurden wir wohl auch ein wenig bequem, glaube ich. Wenn man vierhundert Jahre lang keine Gelegenheit bekommt, einen Orkhals durchzuschlagen, verkümmert die eigene Wachsamkeit.

Und dann kam die Dagor Bragollach.

Ja, und dann ging so ziemlich alles schief, was nur schiefgehen konnte.

Inwiefern?

Meiner Meinung nach hätten wir sofort einen großen Gegenangriff beginnen sollen. In Anfauglith hätten es die vereinigten Heere der Noldor vielleicht geschafft, Morgoths Heer zu zerschmettern, aber stattdessen beschränkten wir uns auf die Verteidigung und ließen die Orks, Trolle und das ganze Ungeziefer, das Morgoth da herangezüchtet hatte, herankommen.

Allein durch sein Feuer schaffte es Morgoth, die nächsten Belagerungstruppen der Elben vor Angband zu vernichten.

Ja, und wir ließen uns davon einschüchtern. Leider hatte Morgoth den Angriff sehr gut geplant, an der ganzen Grenze gab es Gefechte, Orks tauchten auf einmal auf und brannten Siedlungen in Thargelion nieder. Dabei hätten wir genug Zeit gehabt, unser ganzes Heer zum Aglon- Pass zu schicken, stattdessen verstreuten wir die meisten Truppen auf unser Gebiet, um die plündernden Orkbanden in Schach zu halten. Nach Wochen, als klar wurde, dass Morgoth seine Truppen auf den Pass werfen würde, schickten wir viel zu spät viel zu wenige Krieger dorthin.

Unter den Truppen, die zum Pass marschierten, war auch Euer Bruder als Kommandant zweier Battalione. Die Streitmacht der Noldor am Pass wurde völlig vernichtet.

Die Schuld daran schreibe ich zum größten Teil Celegorm und Curufin zu, denen ich das nie verzeihen konnte. Sie gerieten in Panik und flohen mit den Noldor, die so feige wie sie waren, nach Nargothrond, während sie die Standhaften den Orks überließen. Die Niederlage wäre nicht unabwendbar gewesen, wenn sie ein wenig Ehre bewiesen hätten. Bis heute weiß ich nicht, wie mein Bruder zu Tode gekommen ist.

Dann standen die Orks mit einer Übermacht in Thargelion.

Sie hatten den Angriff sehr gut vorbereitet. Ich wundere mich noch heute darüber, dass wir ihre Lager im Norden nicht entdeckt hatten. Caranthir kämpfte tapfer, er wurde verwundet und wir traten den Rückzug an. Thargelion ging in Flammen auf. Meine Sippe verlor zweitausend gute Krieger, die ganzen Noldor von Thargelion über zehntausend.

Dann zogen sich die Noldor zum Amon Ereb zurück und Ihr kommandiertet die Nachhut.

Es war schrecklich. Selbst für erfahrene Feldherren. Sieben Battalione, zwei davon Menschenkrieger, befehligte ich am Anfang. Ich musste sowohl Caranthir decken, bis seine Hauptmacht den Berg erreicht hatte, als auch den Kontakt zu den Truppen von Maedhros halten, den wir nicht verlieren durften, und die Flucht von tausenden Elben und Menschen aus dem brennenden Land decken. Das dauerte insgesamt vier Tage, in denen wir ununterbrochen von bis zu drei Orkheeren umkreist wurden. Keine Stunde verging, ohne dass wir irgendwo angegriffen wurden. Die Orks steckten das Land in Brand, überall konnten sie sein. Meine Krieger waren tapfer und wir lieferten den Orks einen heftigen Kampf, aber am Ende waren von den sieben Battalionen nur noch drei übrig. Von den übrigen Kriegern war über ein Drittel verwundet. Aber wir schafften es.

Für diese Leistung wurdet Ihr bei allen Noldor bewundert. Wenn der Amon Ereb gefallen wäre, dann hätte das auch für den ganzen Osten Beleriands gegolten.

So würde ich das nicht sehen. Die Verteidigungsstellung, die Caranthir dort zusammen mit seinen Brüdern Amrod und Amras errichtet hatte, war ein Musterbeispiel elbischer Schlachtordnung, aber Morgoth warf gar nicht mal alle seine verfügbaren Kräfte auf den Berg. Die Kämpfe dort waren heftig, aber die meisten Orks streiften nur durch das ihnen in die Hände gefallene Land und brannten alles nieder.

Woran lag das?

Morgoth hatte anscheinend Angst vor einem Eingreifen König Thingols.

Hätte es eine Alternative zum Rückzug auf den Amon Ereb gegeben?

Wir hätten nach Himring marschieren und so Morgoths Kräfte daran gehindert, weiter in den Süden auszugreifen. Aber man muss bedenken, dass niemand wirklich wusste, wo der Feind war und wie stark er war. Selbst Morgoth wurde manchmal überschätzt.

Wie hätte die Dagor Bragolloch gewonnen werden können?

Wenn König Thingol aus Doriath herausgekommen wäre und seine Krieger uns zur Hilfe geschickt hätte. Heute weiß kaum noch jemand, dass sich die Sindar während all dieser Kämpfe völlig neutral verhalten haben. Allein die Noldor und einige Menschen waren bereit, zur Abwehr der Orks zu sterben. Ich meine ja nicht nur die vollkommene Passivität des großen Elbenheeres von Doriath, sondern auch all die Grauelben jenseits davon. All die Sippen von Sindar, die an den Hängen der Blauen Berge, bei Himring, in Ossiriand und in Thargelion lebten, verteidigten nur sich selbst, wenn man sie bei der Flucht nach Doriath oder in den Süden störte. Uns Noldor ließen sie völlig im Stich. König Thingol und seine Verbündeten hätten den Ansturm Morgoths zurückweisen können, aber der Herr von Doriath verweigerte uns jede Hilfe.

Worauf führtet Ihr Thingols Verhalten damals zurück?

Auf seinen Anspruch, Herr von Beleriand zu sein. Heute sehe ich die Dinge natürlich anders, wahrscheinlich hatte Thingol eher kein Interesse, den Kampf gegen Morgoth zu suchen. Aber noch heute kann ich mich des Eindruckes nicht erwehren, dass Thingol zehntausende Noldor hat sterben lassen, weil er unseren Anspruch auf Vorherrschaft in Beleriand nicht akzeptieren wollte oder weil er einfach zu feige war für andere Elben einzustehen.

Der Sippenmord von Alqualonde spielte da sicher auch eine Rolle.

Sicher, aber damals konnte das kein Noldo gelten lassen und im Grunde kann man das auch heute noch immer nicht wirklich. Bei aller Verbitterung über das Geschehen in Alqualonde: Wie viele Sindar wären Morgoths Orkhorden zum Opfer gefallen, wenn wir nicht die nördlichen Grenzen gesichert hätten.

Danach war Ihre Einstellung zu Doriath sicher nicht die beste.

Sicher nicht. In gewisser Weise war Thingol in unseren Augen schon fast so sehr ein Feind wie Morgoth selbst. Bei den Teleri von Alqualonde waren unsere ganzen Feindseligkeiten ohne echten Grund gewesen, Feanor hatte uns in dieses Morden hineingeritten, aber der Ausgang der Dagor Bragolloch war- das behaupte ich noch heute- zu wesentlichen Teilen Thingol zuzuschreiben. Heute ist mein Zorn darüber abgekühlt, aber heute kann sich auch kaum noch jemand vorstellen, was wir für eine Wut auf Doriath empfanden.

Geschrieben

Von Maedhros‘ Bund, der Nirnaeth Arnoediad und dem Niedergang der Noldor

Aber immerhin wurde Morgoth dann durch Beren gedemütigt und Maedhros schaffte es, Menschen, Elben und Zwerge in einem großen Bündnis zu vereinigen.

Ja, trotz der schweren Niederlage spürten wir wieder Aufwind. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten arbeiteten alle Noldor fast reibungslos zusammen. Das lag wohl auch daran, dass nun Fingon Hoher König der Noldor geworden war und mit seinem Freund Maedhros sehr gut zusammenarbeiten konnte. Allein schon das signalisierte vielen Völkern, dass die Noldor noch immer tätig waren.

Wenn da nicht der Reinfall mit der Ansiedlung der Ostlinge gewesen wäre.

Am Anfang schienen das ganz artige Verbündete zu sein, die gerade auf der Suche nach gutem Ackerland über die Blauen Berge gewandert waren. Maedhros nahm sie gleich unter seiner Fittiche und siedelte sie in den ehemaligen Gebieten der Elben an, die Morgoth verwüstet hatte. Natürlich gab es Vorbehalte, auch ich war eigentlich dagegen die Menschen anzusiedeln. Maedhros überzeugte uns schließlich, allein schon das Argument, dass wir ohne die Menschen aus dem Osten niemals genug Soldaten für einen weiteren Krieg auftreiben könnten, hatte es in sich.

Wenn einige gegen die Ansiedlung der Ostlinge waren, dann hatten sie etwas gegen die Menschen im Allgemeinen. Tatsächlich glaubte ich schon bald, dass die Ostlinge gute Verbündete sein würden. Damals waren das hart arbeitende, verlässliche Siedler.

Was hat Ulfangs Leute dann zu Verrätern gemacht?

Das weiß ich nicht. Ich kann nur vermuten, dass er sie mit Versprechungen auf seine Seite gezogen hat. Natürlich gab es von einigen Noldor eine starke Arroganz gegen die Ostlinge, deswegen meinten Ulfangs Leute wohl, Morgoth wäre der bessere Partner. Dazu kam, dass sie unsere hehren Beweggründe zum Krieg kaum verstanden, für die Ostlinge drehte sich alles nur um gutes Siedlungsland und die Versorgung ihrer Sippen. Da hatte ihnen Morgoth wohl mehr zu bieten als wir, auch wenn er seine Versprechungen später wieder brach.

Aber immerhin konnte man die Orks wieder in den Norden wegtreiben.

Ja, das gelang uns, weil Morgoths Verluste wirklich gewaltig gewesen waren in der Dagor Bragolloch. Aber wahrscheinlich ahnte er, dass er keine Möglichkeit hatte, gegen die wieder erstarkenden Elben gleich mehrere räumlich weit voneinander entfernte Kriege zu gewinnen, da zog er sich lieber nach Angband zurück.

Die Zwerge halfen auch eifrig mit.

Ja, ich half dabei sie zu überzeugen. Sie hatten auch einige üble Erfahrungen mit Orks gemacht, die während der Dagor Bragolloch versucht hatten, ihre Schätze zu plündern. Außerdem waren wir ihnen wohl sympathisch, Noldor und Zwerge sind sich ziemlich ähnlich, anders sieht es bei Zwergen und Sindar aus.

Dumm war dann, dass sogar ein wichtiger Teil der Noldor uns die Hilfe verweigerte.

Ihr spielt auf Nargothrond an, wo Orodreth Calegorm und Curufin hinauswarf?

Ja, die alte Streitmacht von Finrod hätte uns sehr geholfen, aber Orodreth war von Celegorms und Curufins tyrannischem Gebaren so angewidert, dass er generell keinem Sohn Feanors mehr helfen wollte. Spätestens ab da begannen diese beiden Brüder der Sache der Noldor ziemlich lästig zu werden, weil sie nie ein vernünftiges Ziel verfolgten und in ihrer Versessenheit wirklich meinten, einen Großteil Beleriands beherrschen zu müssen. Aber eigentlich hatte ich schon in der Dagor Bragolloch gemerkt, dass auf die beiden kein Verlass war.

Aber Ihr seid mehrfach nach Nargothrond gereist, um Orodreth umzustimmen.

Ich hatte eine recht gute Beziehung zu Finrod gehabt, dabei hatte ich auch Orodreth schätzen gelernt. Aber er blieb stur. Curufin und Celegorm hatten sich ja wirklich unverschämt benommen. Kein König wird es vergessen, wenn jemand versucht hat, ihm den Thron wegzunehmen. Aber dazu kam auch sein verstockter Charakter, vielleicht hatte er auch Angst vor Morgoth und wollte sich besser unter der Erde verstecken.

Thingol versuchtet Ihr auch vergeblich zu gewinnen.

Versuchen konnte ich es nicht einmal, man erlaubte mir nicht einmal Doriath zu betreten. Als dann ein Elb aus Fingolfins Gefolge um Thingols Hilfe bat, verweigerte der wieder seine Hilfe. Es war Thingols fester Vorsatz, nicht außerhalb von Doriath und der von ihm beanspruchten Länder tätig zu werden.

Wieder ein Ärgernis.

Für uns war das nackter Verrat.

Aber noch kein Kriegsgrund.

Doch, aber das Problem war, dass wir weder durch Melians Gürtel hindurch konnten noch unsere Kräfte in einem Kampf mit Thingols Heer schwächen durften. Aber wir hatten uns schon alle vorgenommen, Thingol eines Tages noch zur Rechenschaft zu ziehen. Damit meine ich nicht nur mich und Feanors Söhne, sondern die Mehrheit von Feanors alter Gefolgschaft. Zumindest erhielten wir Hilfe von ein paar grauelbischen Sippen. Mit vereinigten Kräften konnten wir alle alten Positionen wieder zurückerobern.

Aber ein erneutes Verharren im alten Belagerungsring war keine Option?

Nein, für niemanden. Wir hatten in der Dagor Bragolloch erfahren, wie zerbrechlich so ein Belagerungsring war, zumal wenn er sich quer durch das nördliche Beleriand erstrecken musste und wir erheblich geschwächt worden waren. Alle waren wir dafür, Angband zu stürmen und so dem Spuk ein für alle mal ein Ende zu bereiten. Das war ein ganz vernünftiges Kalkül. Eine weitere große Abwehrschlacht hätten wir nicht überstanden.

Morgoth hatte seine Heere mit Drachen und gewaltigen Trollen verstärkt.

Mit oder ohne Drachen und Trolle hätte es keine andere Alternative als den Angriff gegeben.

Aber schon beim Aufmarsch hätte man doch aufschrecken müssen, es wurde doch offensichtlich, dass etwas nicht stimmte, durch Behinderungen und Orkangriffe kam Maedhros Ostheer viel zu langsam vorwärts.

Ja, aber das hätte bedeutet, das Westheer im Stich zu lassen. Es bestand keine Möglichkeit, Fingon vom Abbruch des Aufmarsches zu benachrichtigen. Wir hielten die uns aufhaltenden Orks für zufällig auftauchende Kommandos, die Morgoth dort stationiert hatte, um jeden sich nahenden Feind zu überfallen.

Gab es denn Anzeichen für den kommenden Verrat der Ostlinge?

Einige und wir wurden misstrauisch. Aber Ulfangs Söhne versprachen uns wiederholt ihre Treue und hätten wir ganz alleine und geschwächt nach Angband marschieren sollen? Wir setzten auf die Treue unserer Verbündeten und verloren.

Als Ihr die Anfauglith erreichtet, befand sich das Westheer schon im Kampf.

Ja, Fingon hatte zu unserer großen Enttäuschung den ganzen Schlachtplan platzen lassen.

Der war sowieso schon verraten worden.

Wenn Fingon nicht zugelassen hätte, dass viele seiner Krieger Gwindor hinterherliefen, hätten wir trotz des Verrats unserer Pläne noch eine Chance zum Sieg gehabt. Aber ich gebe zu, die Lage war schon aussichtslos, als wir das Schlachtfeld betraten. Zumindest die Nachricht, dass Turgon mit einem großen Heer gekommen war, gab uns Hoffnung, bis dann die Ostlinge uns in den Rücken fielen und auch noch Glaurung über uns kam.

Wie war das?

Hoffnungslos. Von vorne tauchte plötzlich ein gewaltiges Orkheer auf, das den Horizont bis nach Angband verdunkelte, von hinten kamen feindliche Ostlinge und vom Himmel kam Glaurung. Morgoth zog alle Register, um uns zu vernichten. Es bestand noch nicht einmal die Möglichkeit zum Rückzug, ohne dabei einzeln aufgespießt zu werden. Wir bildeten zu zwei Seiten hin Abwehrformationen. Ich befehligte drei Battalione. Glaurung kam und brannte furchtbare Lücken in unsere Reihen, als wir uns den Ostlingen entgegenstellten. Ich wurde dabei verwundet. Für einen Moment hatten wir aber Luft, die Ostlinge zurückzuwerfen, weil Glaurung sich vor den Pfeilen fürchtete, aber dann kam er wieder.

Und Ihr wurdet zum zweiten Mal verwundet.

Ja, ich konnte kaum mehr das Schwert halten. Es war eigentlich schon zu Ende, aber dann, nach vier Stunden Gemetzel in der Aschenebene, kamen endlich die Zwerge, deren Streitmacht uns gefolgt war.

Bestand da noch Aussicht auf einen Sieg?

Es bestand Aussicht auf einen geordneten Rückzug. Ein Zwergenfürst schaffte es sogar, Glaurung zu verwunden und als sich der Drache zurückzog, hielten die Orks Abstand. Mit Pfeilen konnten wir sie wegtreiben, sie hatten jetzt anderes zu tun. Auch die Ostlinge zogen sich zurück. Aber unsere Kraft zum Angriff war dahin. Zwanzig Battalione hatten wir zu Beginn gehabt, die meuternden Ostlinge nicht mit eingerechnet, am Anfang waren noch elf übrig, aber auch nur auf dem Papier, zahlenmäßig waren es gerade noch acht. Wir zogen uns zurück, ich musste getragen werden.

War es eine Überraschung, dass die Schlacht verloren war?

Nein, jeder Elb mit Verstand musste das erkannt haben.

Und wir reagierte man darauf?

Als wir von der Anfauglith weg waren und sich die ganze Spannung löste, weinten so manche. Ich glaube, dass auch Maedhros am Ende war, viele konnten es nicht fassen und flüchteten sich in irgendwelche Phantasien. Viele redeten davon, es noch einmal zu versuchen, was unrealistisch war, andere wollten sogar mit Morgoth Frieden schließen, was ohne Unterwerfung ebenfalls unrealistisch war. Ich selbst stand unter Schock, sodass ich nicht einmal die Schmerzen an meinem verbrannten Körper wirklich wahrnahm.

Was geschah dann?

Wir blieben eine Weile in unseren Feldlagern am Gelion, bis unsere Verwundeten wieder einigermaßen hergestellt oder verstorben waren. Ich selbst war bewegungsunfähig und dem Tode nahe. Maedhros verhandelte mit den Zwergen, aber sie waren nicht bereit für eine Verteidigung unserer Besitzungen einzustehen, nachdem das militärische Rückrat der Noldor gebrochen war.

Es wurde klar, dass Morgoth damit begann, Truppen durch Maglors Lücke zu schicken, die nicht mehr verteidigt werden konnte. Maedhros erkannte zumindest die Lage und ordnete den allgemeinen Rückzug an. Wir brannten alle unsere eigenen Siedlungen nieder und versuchten mitzunehmen, was tragbar war. Viel Zeit war nicht, denn der Vormarsch der Orks ging schneller vonstatten als wir gedacht hatten. Die Besatzung von Himring konnte die Burg nicht rechtzeitig räumen und wurde niedergemacht. Wir aber zogen uns in die Wildnis am Thalos und am Amon Ereb zurück.

Hatte man vor, noch weitere Angriffe gegen Morgoth zu unternehmen?

Nein, selbst die hartnäckigsten Söhne Feanors einschließlich Caranthirs sahen ein, dass wir nicht einmal mehr die Chance hatten, das Land am oberen Gelion dauerhaft zu halten. Es ging eigentlich nur noch darum, zu überwintern und auf bessere Zeiten zu hoffen. Wir blieben vollkommen passiv. Nur wenn hin und wieder eine Orkhorde an unsere Grenze kam, griffen wir sie an.

Warum griff Morgoth Euch nicht an, wie er Nargothrond auslöschte?

Schwer zu sagen. Er wusste ja eigentlich, wohin wir uns zurückgezogen hatten. Wenn er Glaurung und seine Balrogs geschickt hätte, wäre von uns nichts übrig geblieben. Vielleicht hoffte er sogar darauf, dass sich die Elben gegenseitig zerfleischen würden. Jeder wusste ja, dass einer der Silmaril Morgoth entwendet worden war.

Geschrieben

Vom Sippenmord von Doriath

Wussten die Söhne Feanors eigentlich, dass sich dieser Silmaril die ganze Zeit bei Thingol befunden hatte?

Gerüchte hatten Maedhros und seine Brüder natürlich aufgeschnappt. Ja, die Berichte von einzelnen Grauelben, die aus Doriath gekommen waren, dass die Wächter dort in der Schatzkammer eines dieser Juwelen aufbewahrten, klangen wahr. Es war ja auch nicht anders vorstellbar: Wo sollte Beren den Silmaril hingebracht haben, wenn nicht nach Menegroth?

Aber wieso beanspruchte Maedhros damals diesen Silmaril nicht?

Er tat das nicht, aber soweit ich es über Caranthir mitbekam, wollten seine Brüder außer Maglor tatsächlich die Herausgabe des Juwels von Thingol verlangen. Aber Maedhros war der vernünftigste von allen Söhnen Feanors. Er hatte Charakter und Verstand und wusste, dass es nicht darauf ankam, wegen der Silmaril, sondern wegen Beleriand und der verletzten Ehre der Noldor gegen Morgoth zu kämpfen.

Davon merkte man nach der Nirnaeth Arnoediad aber nicht mehr viel.

Da hatte sich die Lage ja auch geändert. Es bestand nicht mehr die geringste Aussicht Morgoth zu besiegen, zumindest nicht solange die Valar in Aman blieben.

Wo ist da der Zusammenhang?

Der Zusammenhang ist der, dass die Söhne Feanors nach der Schlacht der Ungezählten Tränen verzweifelt und am Boden waren, aber alle Brücken hinter sich abgebrochen hatten. Sie konnten weder Morgoth besiegen noch irgendwie nach Valinor zurückkehren. Also war taten sie? Eigentlich: Was taten wir? Mein eigenes Schicksal war so eng an das der Söhne Feanors geknüpft worden, zumindest an Caranthir, dem ich zur Treue verpflichtet war und dessen Freund ich geworden war, und an Maedhros, vor dessen Weitblick ich Respekt hatte und den ich deswegen bewunderte.

Ja, was tatet Ihr?

Man muss versuchen sich unsere Situation vorzustellen. Wenn jemand verspielt hat- und das hatten wir- und es keine Möglichkeit zum Rückzug gibt, sei es durch Flucht oder Frieden, dann wird er natürlich stur und weigert sich seine Niederlage anzuerkennen, weil das einer Selbstaufgabe gleichkäme. Er wird rücksichtslos.

So ganz ohne Grenzen? Was ist die logische Konsequenz dessen?

Man kämpft weiter. So taten wir das auch. Die Söhne Feanors und ihr ganzes Gefolge. Aber je mehr wir erkannten, dass wir nicht einmal mehr am Gelion wirklich etwas ausrichten konnten, desto näher kam uns der Gedanke, zuletzt doch noch mit all denen abzurechnen, die wir als Verräter sahen und denen wir die Schuld an unserer Niederlage zuschrieben. Die Sindar von Doriath zählten in erster Linie dazu.

Plante man schon vor Thingols Tod den Krieg gegen Doriath?

Celegorm und Curufin wünschten diesen Krieg, diese beiden Wahnsinnigen, die es noch immer nicht verwinden konnten, dass Lúthien ihnen entwischt war und Beren sie gedemütigt hatte, die beide mit Thingol zusammenhingen. Maedhros war aber dagegen. Zu diesem Zeitpunkt sah er weder die Notwendigkeit noch die Möglichkeit eines Angriffs auf Doriath.

Wieso?

Eine Zeit lang versuchte Maedhros wirklich noch, eine Art von neuem Bund mit den Sindar und Ereinion, dem neuen Hohen König, und Círdan zu schließen. Zu den Zwergen hielt er auch Kontakt.

Wie standet Ihr damals dazu?

Als Hauptmann sah ich vor allem, dass es nur unter schweren Verlusten möglich sein würde, grundsätzlich hielt ich einen Krieg gegen Doriath aber für eine gute Idee. Ich hatte seit der Dagor Bragolloch einen großen Hass gegen die Sindar angstaut. Ich dachte auch, dass man die Sindar vielleicht zu einem Bündnis zwingen könnte.

Hatten die Söhne Feanors eigentlich ihre Finger im Spiel, als die Zwerge Doriath verheerten?

Das vermuten heute viele. Aber dem war nicht so. Wenn ein Zwerg sich einmal gekränkt sieht, braucht man ihn nicht noch zusätzlich aufzustacheln. Natürlich haben wir das Geschehen gut verfolgt und die Zwerge nicht zu behindern versucht, aber wir haben ihnen weder Waffen noch Nahrungsmittel noch Krieger geschickt. Das hatten sie alles selber zur Genüge, wir haben dann aber auch nicht eingegriffen, als Beren und seine Grünelben auf einmal über die Zwerge herfielen.

Aber was war die Reaktion der Söhne Feanors?

Sie haben jedenfalls nicht geweint, als die Nachricht kam, dass die Zwerge tausende Sindar getötet und wider alle Erwartungen sogar Menegroth selbst erobert und gebrandschatzt hatten. Im Gegenteil, das hat sie sogar sehr gefreut, ich konnte mir die Schadenfreude auch nicht verkneifen. Melian verschwand und mit ihr ihr Gürtel. Damit waren Doriaths Grenzen für jeden Feind offen. Sein Heer war empfindlich geschwächt, die Zwerge hatten von Thingols Truppen nicht viel übrig gelassen, die hatten es ja noch nicht einmal geschafft, die Eindringlinge am Verlassen von Doriath zu hindern.

Uns allen wurde klar, dass Doriath auf einmal verwundbar geworden war. Die Heißsporne unter Feanors Söhnen wollten gleich zuschlagen, egal ob sie einen Grund bekamen oder nicht, aber Maedhros hat sich durchgesetzt. Er schickte dann sogar seine Glückwünsche nach Doriath, als Dior zum neuen König gekrönt worden war. Er wartete ab.

Und dann kam auf einmal der Silmaril.

Ja. Die Nachricht, dass sich der Silmaril im verletzlichen Doriath befand, elektrisierte sie. Es verwundert mich noch heute, dass Dior so wenig auf Geheimhaltung geachtet hat.

Wieso haben sich die Söhne Feanors den Silmaril nicht geholt, als er noch bei Lúthien in Ossiriand war?

Das wussten sie ganz einfach nicht. Beren machte das nicht bekannt und die Grünelben noch weniger. Stattdessen gab es nur Gerüchte, ein paar Zwerge wären durchgebrochen und hätten den Silmaril mitgenommen oder er wäre in den Fluss geraten und fortgespült worden oder die Grünelben hätten das Ding in ihre Wälder mitgenommen. Erst als Beren und Lúthien gestorben waren, wussten sie, wo sie danach zu suchen hatten: Im verhassten Doriath.

Aber die Söhne Feanors griffen nicht allein wegen des Silmarils an?

Nein, natürlich nicht. Das verkennen noch heute so viele Elben, die dem Ding eine viel zu große Bedeutung anmaßen. Es war der Hass gegen Doriath und die Sturheit von gebrochenen Verlierern, die sich da entladen musste. Diese Brüder wollten sich doch nicht ewig in der Wildnis verstecken. Ihretwegen hätten sie auch die Grünelben, die Ostlinge oder die Zwerge überfallen können. Das war eine urtümliche Gewaltbereitschaft, die sich gegen irgendetwas richten musste.

Wirklich nur diese Wut allein?

Nein, wenn ich genau nachdenke, zumindest bei Maedhros und Maglor nicht. Bei Amrod und Amras wohl auch nicht so ganz. Für die ging es eher um den Begriff der Ehre und um den Eid, den sie aber ewige Jahre selbst nicht mehr erwähnt hatten. Tatsache war aber, dass viele von den Kriegern, die all die Kriege überlebt hatten, nicht umsonst gelitten haben wollten. Celegorm war es dann, der eine Rede hielt und die Wut unserer Krieger anstachelte.

Also planten wir unseren Angriff, noch bevor wir Dior um die Herausgabe des Steines baten.

Das wart aber dann Ihr.

Das stimmt, die Vorbereitung habe zu großen Teilen ich erledigt. Ich hatte ein Händchen dafür, Vorräte für einen Marsch zu sammeln und Pläne aufzustellen, die ich dann mit Maedhros, der den Oberbefehl inne hatte, absprach.

Habt Ihr nicht am Sinn dieser Unternehmung gezweifelt?

Nein, aber man muss berücksichtigen, dass die verschiedenen Söhne Feanors und ihrer verschiedenen Hauptleute verschiedene Absichten und Meinungen hatten. Es gab Wahnsinnige wie Celegorm und Curufin, von denen man schon damals wussten, dass sie eigentlich nur viele Grauelben töten wollten, dann gab es Heißsporne wie Caranthir und die Zwillinge, die einfach nur Genugtuung durch die Unterwerfung der Sindar und die Herausgabe des Silmaril wollten, und dann gab es sogar Leute wie Maedhros und Maglor, deren Absicht es war, einen Vertrag zu erzwingen, der die Sindar zu Bündnispartnern machte.

Meine persönlichen Ansichten standen zwischen denen von Maedhros und Caranthir. Aber die Meinungen waren auch unter den einfachen Kriegern zu verschieden, als dass wir von einer einheitlichen Zielsetzung sprechen könnten.

Artete der Feldzug deshalb so aus?

Kann schon sein, die einzelnen Einheiten verhielten sich ja durchaus unterschiedlich.

Wieso griff man ausgerechnet im Winter an?

Aus Kalkül. Wir erwarteten, dass die Abwehrkräfte der Sindar dann besonders schwach sein würden. Tatsächlich hatten wir Grauelben befragt, die dann aussagten, dass im Winter Menegroth meist nur von einer kleinen Schutzgarde bewacht wurde. Es sollte dann auch eine Weile dauern, bis der Rest des Sindarheeres auf den Beinen war.

Wie stark waren die Söhne Feanors eigentlich?

Alles in allem etwa 5.000 Krieger. Die Grauelben müssten zahlenmäßig eigentlich überlegen sein, das planten wir schon so ein. Von Thingols alter Streitmacht waren etwa 10.000 Krieger übrig geblieben, von denen aber wahrscheinlich höchstens 6.000 einsatzbereit und rechtzeitig in Menegroth sein würden. Dazu kam, dass die Sindar meist nur leicht bewaffnet waren und nur in losen Formationen kämpften. Wir hingegen hatten unseren waffentechnischen Standart und unsere Disziplin bewahren können.

Wo war das Eure Funktion?

Ich selbst hatte das Kommando über drei Battalione, teils von Caranthir, teils von den Zwillingen. Aber meine Aufgaben umfassten auch die Verwaltung des Trosses und die Organisation des Nachschubs. Da der Feldzug genau geplant war, kamen wir auch schnell voran. Drei Tage nach Erreichen von Doriaths Grenze standen wir in den Wäldern vor Menegroth.

Man sagte später, Celegorm hätte den Sippenmord organisiert.

Von Organisation konnte bei ihm keine Rede sein. Das war eher eine blinde Wut und Angriffslust. Seine Reiter waren immer ganz weit vorne und eröffneten dann auch die Kämpfe, als sie die ersten Sindarsiedlungen überrannten und viele von den Einwohnern töteten.

Wie verliefen dann die Kämpfe?

Wie erwartet, fürs erste. Die Sindar brauchten ungeheuer lange, um ihre Gegenwehr auf die Beine zu bringen. Am Anfang waren es nur kleine Gruppen von Bogenschützen, mit denen wir uns auf unserem Marsch durch die Wälder herumschlagen mussten. Am Esgalduin brannten wir dutzende Siedlungen nieder, dann überquerten wir den Fluss mit künstlichen Brücken ungehindert westlich von Menegroth. Wenn die Sindar uns irgendwo hätten aufhalten können, dann dort, aber Dior schaffte es nicht. Entweder konnte er nicht rechtzeitig genug Krieger auftreiben, um den Fluss zu sperren, oder er meinte uns besser in den Wäldern vor Menegroth und an der Brücke aufhalten zu können.

Die Wälder waren für die Noldor kein echtes Hindernis, oder?

Nein, wir waren es gewohnt in unwegsamem Gelände zu kämpfen, auch mit schweren Rüstungen sind wir da immer sehr flexibel gewesen. Vielleicht meinte Dior, wir wären in den Wäldern ebenso unbeweglich wie Orks. Aber schon die Invasion der Zwerge hatte doch gezeigt, dass die Sindar über kein Konzept verfügten, um ihre Wälder zur Verteidigung zu nutzen.

Wo seid Ihr zum ersten Mal auf echten Widerstand gestoßen?

Kurz vor Menegroth, die Brücke in die Tausend Grotten war schon in Sicht. Dort standen überall Bäume, aber die Sindar hatten das Unterholz oft gerodet. Dior hatte offensichtlich Verstärkung aus Neldoreth erhalten, was ihn dazu gebracht hatte, uns dort in den Wäldern zu erwarten. Unsere Feinde waren Bogenschützen und Speerträger, nur einige trugen eherne Rüstungen. Dior und seine Hauptleute hatten sie so postiert, als ob sie meinten, wir würden die Orientierung verlieren.

Aber die Schlacht von Menegroth verlief anders.

Ja, wir behielten unsere Formationen bei und sprengten die Reihen der Sindar. Wir waren einfach besser bewaffnet und angriffslustiger. Meine Battalione spielten dabei eine nicht unbedeutende Rolle. Schließlich war der ganze Waldboden von gefallenen Sindar bedeckt. Diors Truppen hatten es nur geschafft, kurz Celegorms Reiter zurückzuschlagen. Wir überrollten sie. Dann gab der König von Doriath auf und zog sich mit seinen besten Kriegern auf die Brücke zurück, aber der größte Teil seines Heeres floh.

Stimmt es, dass Maedhros dann verhandeln wollte?

Ja, er schickte seinen Bannerträger mit diesem Wunsch nach vorne. Zuvor hatte er seinen Brüdern befohlen anzuhalten, aber anscheinend klappte das nicht so ganz. Jedenfalls scheiterten die Verhandlungen, weil der Kampfeslärm von jenseits des Flusses nicht aufhörte. Dann schossen die Sindar mit Pfeilen und töteten einige Noldor an der Brücke. Dann stürmten die ersten Noldor unter Celegorm, Curufin und Caranthir los.

Wer war schuld am Scheitern der Verhandlungen?

Das weiß ich bis heute nicht. Wahrscheinlich beide Seiten. In den Wäldern hinter uns standen ja noch immer die geflohenen Sindartruppen, von denen einige Krieger umkehrten und uns angriffen. Dann gab es noch Noldor, die ebendiese Sindar weiter verfolgten, beide wussten wohl nichts von den Verhandlungen. Wenn mehrheitlich die Noldor daran schuld waren, dann konnten sie sich vielleicht auch nicht zurückhalten.

Was geschah dann?

Es kam zum Kampf auf der Brücke, dabei wurden die Sindar bis zum leeren Torbogen zurückgedrängt, andere Noldor setzten auch mit erbeuteten Booten über. Jedenfalls ging die Schlacht weiter, dabei fiel Curufin beim Kampf auf der Brücke. Er stürzte in den Esgalduin und ging mit seiner schönen Rüstung jämmerlich unter. Was ihn tötete, weiß ich nicht einmal, vielleicht ein Pfeil, ein Schwert oder auch nur das kalte Wasser. Bemitleidet habe ich ihn aber nicht. Jedenfalls befahl Dior erneut den Rückzug, diesmal ins Innere, dort hoffte er die Noldor zu verwirren.

Aber Ihr wart da nicht dabei?

Nein, kurz darauf kam Maedhros- er war wegen des Verlaufs stocksauer- und sagte mir, dass die geschlagenen Sindar sich in den Wäldern neu geordnet hätten. Ich bekam den Auftrag, unser Heer nach hinten zu sichern, obwohl ich eigentlich meinem Herrn Caranthir ins Innere folgen wollte.

Was bekamt Ihr dann noch mit?

Nichts, es war ein absolutes Chaos. Zusammen mit anderen Truppen lieferten wir uns in Sichtweite der Brücke Gefechte mit den zurückkehrenden Sindar. Sie waren schlecht organisiert, einige Truppen griffen an, andere zogen sich ohne Ordnung zurück, wiederum andere versuchten Siedlungen zurückzuerobern, die wir in Brand gesteckt hatten. Die Front war nicht einheitlich und zog sich weit auseinander. Von einem Meldereiter wurde mir dann noch berichtet, dass unsere Truppen Menegroth gestürmt hatten.

Man sagt, Eure Truppen hätten in den Wäldern Frauen und Kinder gejagt und ermordet.

Ich hatte dazu nie den Befehl gegeben, aber es kam vor, nach meinem Geschmack viel zu oft. Aber es waren vor allem die Berittenen, die nicht meinem Befehl unterstanden, sie machten Vorstöße und fielen dabei über andere Siedlungen her. Nach vier Stunden in der bitteren Kälte waren die letzten Sindar geschlagen und flohen.

Dann bekamt Ihr den Befehl, die Flüchtlinge zu verfolgen. Das waren überwiegend Frauen und Kinder, wieso habt Ihr diesen Befehl befolgt?

Es waren auch Soldaten darunter, sagte man mir. Ein Teil von Doriaths Streitmacht hielt sich noch immer in Neldoreth auf und es wurde gemeldet, dass sich Maedhros keine Feinde im Rücken wünschte.

Aber es wurden doch keine Krieger erschlagen, sondern Unbewaffnete!

Ja, wenn man seine Krieger über halb Neldoreth verteilt, kann man doch nicht genau wissen, was bei den einzelnen Siedlungen passiert. Außerdem gab es ja wirklich noch kämpfende Sindar, die uns einige verlustreiche Gefechte lieferten.

Kleine Trupps ohne Befehlshaber und dazu tausende Frauen und Kinder. Wenn Ihr auf der Seite von Maedhros wart, der die Sindar nicht vernichten wollte, wieso habt Ihr dann zugelassen, dass sich Eure Krieger wie die schlimmsten Orks aufführten?

Wer hat sich wie der schlimmste Ork aufgeführt? Gut, es ist unschuldiges Blut geflossen, vergossen durch hemmungslose Krieger, die endlich Genugtuung wollte für die Geschehnisse, die sie der Feigheit der Sindar zuschrieben. Wenn viele einzelne Soldaten das so wollen und die einfachen Truppführer sie gewähren lassen, was will ich da als übergeordneter Hauptmann machen, wenn ich zum Teil noch nicht einmal wusste, wo meine Leute eigentlich waren?

Wie führt man sich denn auf, wenn es tiefste Nacht im tiefsten Winter ist, man hungrig und müde ist und immer wieder graue Gestalten mit Bögen auftauchen und Pfeile abschießen?

Aber wie kann man Flüchtlinge erschlagen lassen?

Ich habe die Leute, die in meiner Nähe waren, nie aufgefordert Unbewaffnete erschlagen. Gut, ein paar hundert Sindar, zum größten Teil Unschuldige, sind getötet worden. Es waren etwa dreihundert, wenn die Meldungen wahr waren. Aber wie viele sind in Menegroth erschlagen worden, als Dior und seine letzten Getreuen getötet wurden und die siegreichen Eindringlinge wie Wahnsinnige über die verbliebene Pracht der Tausend Grotten herfielen? Schande über uns Noldor, tausende sind getötet worden, die nicht rechtzeitig fliehen konnten, tausende! Die Hallen waren voll von Toten, man sagte später, es seien mehr als zehntausend gewesen, als die Krieger dort mordeten und brandschatzten, ohne angegriffen zu werden. Was ist das gegen mich? Meine Krieger wurden angegriffen, viele Male, als sie sich ausruhten, Krieger, die sich im Wald verirrt hatten, wurden überwältigt und gemeuchelt. Aber bei mir sind nur einige hundert getötet wurden unter diesen Umständen, ohne meinen Befehl! Bin ich ein Massenmörder? Bin ich einer von Celegorms verdorbenen Dienern gewesen, diesen Schlächtern, die zwei Säuglinge im tiefsten Winter im Wald aussetzten?

Was mag mit Eluréd und Elurín passiert sein?

Das Schicksal der zwei Prinzen war nicht weniger traurig als das von hunderten anderen Kindern, die an diesem Tag gestorben sind. Ich selbst glaube nicht, dass sie diese Tage überlebt haben. Andererseits war das Geschehen alles andere als übersichtlich, plündernde Noldor und fliehende Sindar liefen zwischen den Bäumen hindurch. Es mag sein, dass sie jemand aus Mitleid mitgenommen hat, Maedhros hat aus diesen Dienern ja herausgeprügelt, wo diese die Kinder hingelegt hatten, aber dort waren sie wohl nicht mehr, wenn sie die Wahrheit gesagt haben.

Was geschah in den folgenden Tagen?

Wir pflegten unsere Verwundeten und begruben unsere Toten. Celegorm, Curufin und Caranthir waren darunter. Ich war ehrlich gesagt froh, dass Celegorm und Curufin endlich unter der kalten Erde Doriaths begraben lagen. Durch ihr herrschsüchtiges Verhalten hatten sie der Sache der Noldor sehr geschadet. Aber Caranthirs Tod bedaure ich bis heute. Trotz seines stürmischen Charakters war er immer ein guter Kerl.

Seine Ziele gingen immer weiter als die von den meisten seiner Brüder.

Den Eindruck hatten viele, aber selbst Maedhros, der ruhigste von allen nach Maglor, konnte sich dem Bösen nie dauerhaft erwehren. Caranthir war leicht reizbar, das stimmt, aber nie hat er andere Elben aus reinem Vergnügen töten lassen und er wollte nie um jeden Preis ein eigenes Reich, wie Celegorm und Curufin in Nargothrond.

Wie lautete die Bilanz der Invasion in Doriath?

Nicht gut. Das dämmerte mir schon am nächsten Morgen, als die Kämpfte endgültig vorbei waren und es ans Aufräumen ging. Als ich mich mit Maedhros, Maglor, Amrod, Amras und ein paar anderen Offizieren besprach, wurde mir klar, dass diese Unternehmung ein einziges großes Morden bedeutet hatte, aber von den Zielen, die Maedhros vor Augen gehabt hatte, nämlich durch das Erzwingen eines Bündnisses mit Doriath eine neue große Allianz gegen Morgoth zu erschaffen, war nun keines mehr erreichbar. Keiner von den anderen Noldor würde sich jemals mehr mit uns verbünden. Wir waren zu Ausgestoßenen geworden.

Hat Maedhros wirklich an so eine Perspektive geglaubt? Man kann doch einen König nicht zu seinem Freund machen, indem man in sein Land eindringt und seine Soldaten tötet!

Ja, stimmt. So wie ich das heute sehe, ging es ihm damit auch darum, zu kaschieren, dass er für einen Eid in eine der schmutzigsten Schlachten der Geschichte ging, einen Eid, den er mittlerweile selbst verabscheute.

Wie habt Ihr Euch danach gefühlt?

Leer. Nachdem sich all unsere Wut gegen die Sindar grausam entladen hatte, kehrte die kalte Wirklichkeit zurück und ich merkte, dass wir von unseren unbestimmten Zielen weiter entfernt waren denn je.

Aber es ging dennoch weiter.

Ja, wahrscheinlich wollten wir einfach nicht einsehen, dass es aus war, und verfolgten unseren Weg umso sturer weiter.

Geschrieben

Vom Sippenmord an den Sirionmündungen

Was war die Reaktion, als klar wurde, dass der Silmaril von Elwing nach Süden mitgenommen worden war?

Das hat Maedhros und die Zwillinge ziemlich geärgert. Maglor hat das überhaupt nicht berührt. Er war schon zutiefst erschüttert von all dem Blutvergießen in Doriath, das er für unnötig hielt. Mir persönlich bedeutete der Silmaril eigentlich so gut wie nichts. Maedhros, Amrod und Amras hingegen fühlten sich da wörtlich an ihren Eid gebunden. Für Maglor war dem Eid seine moralische Grundlage entzogen worden.

Wollte man eigentlich schon da wieder einen Feldzug unternehmen, um den Silmaril endlich zu gewinnen?

Nein, wir waren erschöpft. In Doriath hatten wir nichts erreicht, unsere eigenen Verluste waren beträchtlich gewesen. Ich kann mich erinnern, dass Amrod vorschlug, den Silmaril zu fordern, aber Maedhros ging nicht darauf ein.

Was wollte Maedhros da eigentlich tun?

Das schreckliche Blutvergießen hatte ihn wohl zur Vernunft gebracht- zeitweise. Er hat seine Brüder ermahnt, dass ihr eigentliches Ziel doch die Bekämpfung Morgoths sei. Besonders getroffen hat ihn wohl, dass sein Neffe Gil- Galad, der neue Hohe König der Noldor, Feanors Söhne als Feinde bezeichnet hatte. Also wollte er sich eigentlich nur noch in der Wildnis einigeln und neue Verhältnisse abwarten.

Wie empfandet Ihr die neue Lage?

Ich kam mir sehr töricht vor. Ich musste erkennen, dass ich mit geholfen hatte, die Kluft zwischen den Häusern der Noldor und den verschiedenen Elbenvölkern noch größer zumachen. Morgoth wurde durch unseren Zwist immer stärker. Wir holten Nachrichten ein. So erfuhren wir, dass sich niemand mehr gegen Morgoth stellte. Mit Bestürzung erfuhren wir, dass Gondolin und Nargothrond gefallen waren, die Falas waren verwüstet, Gil- Galad und Círdan hatten sich auf die Insel Balar geflüchtet. Als einzige Bündnispartner blieben uns einige Zwerge in den Blauen Bergen.

Was war da nun die Konsequenz dieser misslichen Lage?

Das war ja das Problem. Was sollten wir tun? Wir konnten ja eigentlich nicht mehr machen außer uns allesamt ins Meer zu stürzen.

Man hätte weiter versuchen können, gegen Morgoth zu kämpfen.

Gegen einen Morgoth, der gezeigt hatte, dass er ohne große Mühe Nargothrond und sogar das stolze Gondolin auslöschen konnte? Schon allein das Gerücht, ein Drache aus Angband käme, verursachte einmal eine gewaltige Panik unter unseren Leuten. Aber ich will nicht leugnen, dass Maedhros wirklich Pläne gegen Morgoth hatte. Wir lieferten uns Kämpfe mit Orks in Estolad und auch in Thargelion, waren aber zu schwach, um Morgoth allzu offen herauszufordern. Leider zeigte sich, dass weder Zwerge noch Grünelben noch irgendwelche Sindar bereit waren, mit uns, den Mördern von Doriath, ein Bündnis einzugehen.

Also wandte sich Maedhros wieder dem Silmaril zu?

Er sah wohl einfach keine Alternative. Für einen stolzen Fürsten der Noldor ist es keine Option, womöglich Jahrhunderte in der Wildnis zu leben und Gras essend auf das Kommen der Valar zu warten, von denen er ja sowieso nichts zu erwarten hatte. Er wollte einen Silmaril, um am Ende sagen zu können, dass er zumindest einen Teil seiner Ziele erreicht hat.

Aber wollte er dazu weiteres Elbenblut vergießen?

Nein, er wollte einfach sagen können, dass er zumindest etwas erreicht hat. Deswegen schickte er auch Boten zum Fürsten Earendil, um Freundschaft zu versichern.

Ihr wart einer der ersten Boten, aber Earendil wies den Anspruch auf den Silmaril zurück.

Ja, und das mit durchaus überzeugenden Argumenten. Als ich zurückkehrte, fühlte ich mich zu Recht als Mörder. Vielleicht war ich auch einfach der falsche Bote. Immerhin hatte ich da schon einen etwas zweifelhaften Ruf erworben. Earendil war ein weiser Zuhörer, aber er konnte nicht mit jemandem verhandeln, den er für den Tod vieler Sindar verantwortlich machte. Also kehrte ich zurück. Die nächsten Boten brachten Earendil Geschenke von Maedhros, dann schickte Maedhros noch einmal alle Beute, die er in Doriath gemacht hatte, zu den Sirionmündungen und bat noch einmal höflichst um den Silmaril.

Das Geschmeide aus Doriath war doch der rechtmäßige Besitz von seiner Frau Elwing.

Maedhros ließ Earendil auch ausrichten, dass er seinen Wünschen voll zur Verfügung stehe. Also bitte, weiter konnte er doch gar nicht entgegenkommen.

Angeblich war Earendil sogar bereit, den Silmaril herauszugeben.

So war das wohl auch, aber die Situation war unklar. Bei uns schwirrten Meldungen und Gerüchte umher. Círdan sollte sich angeblich von der Insel Balar aus eingeschaltet haben, um, weil er ja selbst zu den Teleri gehörte und damit uns seit den Ereignissen von Alqualonde und Doriath hassen musste, die Herausgabe zu verhindern. Aber bis dahin war Maedhros noch nicht einmal grundsätzlich zur Gewalt bereit. Maglor auch nicht. Amrod und Amras schon. Ich meinte, dass ein weiterer Kampf gegen andere Elben unsere Kräfte zu sehr schwächen würde. Diese Meinung wurde von manchen anderen Offizieren geteilt, von anderen nicht. Vor der Entsendung der letzten Boten war eine klare Mehrheit gegen den Waffengang.

Als die Boten die Sirionmündungen erreichten, war Earendil nicht da und seine Diener verweigerten die Herausgabe des Silmarils.

Ja, das taten sie. Und zwar in einer klaren Sprache, die keinen Zweifel daran ließ, dass wir den Stein nicht bekommen sollten. Da sprachen Earendils Hofverwalter, Leute aus Gondolin, die meinten, so seine Interessen am besten zu vertreten. Elwing hat sich da herausgehalten, aber es war klar, dass sie dieselbe Abneigung gegen uns hegte. Diese Ablehnung hat jedenfalls eine Menge Leute davon überzeugt, dass ein Waffengang nötig wurde.

Wieso denn das?

Für Maedhros konnte es nur eines bedeuten, wenn Earendil weg war und seine Untergebenen uns so kalt abwiesen: Earendil musste auf See sein, um den Stein auf die Insel Balar zu Círdan zu bringen.

Wie kam er denn darauf?

Was sollte Maedhros denn sonst vermuten? Niemand von uns wusste, dass sich Earendil entschlossen hatte, in den Westen zu fahren, um die Valar um Hilfe zu bitten. So eine Fahrt war für uns doch nicht einmal denkbar, Valinor war doch verschlossen! Außerdem war bekannt, dass uns an den Sirionmündungen und auf der Insel Balar nur Hass entgegenschlug. Für uns war klar, dass die uns nur schaden wollten. Und das konnten sie am besten, indem sie den Silmaril auf die Insel Balar brachten oder ihn gleich ins Meer warfen.

Allerdings wäre das wohl am besten für uns alle gewesen.

Und deswegen zieht man dann nach Arvenien, um alle abzuschlachten?

Bitte, wer redet denn hier von Abschlachten? Das war doch nicht unser Plan, Maedhros wollte doch kein Massaker an sich, er wollte nur diesen elenden Stein. Unser Kalkül war ganz klar: Wir würden deutlich sichtbar vor den Häfen aufmarschieren und den Stein fordern. Dann würde Earendil den Silmaril herausgeben müssen. So dachte ich und auch Maedhros und Maglor dachten so. Als wir aufbrachen, wollte eigentlich nur eine Minderheit ein erneutes Massaker.

Und was war gedacht für den Fall, dass der Stein weiter verweigert würde?

An diese Möglichkeit hat doch niemand gedacht. Für mich war klar, dass Earendil mit dem Silmaril entweder an den Sirionmündungen oder auf der Insel Balar war. Er würde von unserem Kommen benachrichtigt werden und den Söhnen Feanors geben, was ihnen zustand.

Das war kalte Erpressung!

Ich habe mir das nicht ausgedacht. Amrod und Amras wollten das, Maedhros auch, aber er hoffte auf eine friedliche Lösung, bis zum letzten Moment. Aber mal ganz im Ernst, wie hätten wir denn ahnen sollen, dass sie so hartnäckig sein würden, uns den Silmaril zu verweigern? Wer hätte denn geahnt, dass diese Menschen und Elben bereit sein würden, für einen Glitzerstein kollektiven Selbstmord zu begehen?

Das war eine Frage der Ehre.

Naja, dem muss ich wohl zustimmen. Wie gesagt, ich war nicht dafür, nach Arvenien zu marschieren. Ich sprach mich dagegen aus. Mir selbst kam nicht in den Sinn, dass sie so lebensmüde sein würden uns den Stein zu verweigern, ich war einfach dagegen, weil mich dieser Akt der Erpressung anwiderte.

Jedenfalls marschierten wir dann los. Wir hatten alles zusammengezogen, was wir hatten. 6.000 Krieger, das war mehr, als wir gegen Doriath aufgestellt hatten, aber damit hatten wir wirklich alle Reserven ausgeschöpft, wegen unserer guten Kontakte zu den Zwergen waren wir noch immer gut bewaffnet. Im Nan Tathren überschritten wir den Sirion und marschierten von Norden aus an Arvenien heran.

Und dann schicktet Ihr erneut Boten zu den Häfen und wolltet den Silmaril.

Ja, unsere Boten sprachen betont freundlich, ließen aber auch eine deutliche Drohung erkennen.

Aber nach langer Beratung verweigerte Elwing den Stein.

Da war Maedhros wirklich überrascht. Vor allem, weil sie sogar gezeigt hatte, dass sie den Stein besaß. Das warf alles durcheinander. So viel Trotz und Hass von Diors Tochter überraschte uns alle.

Aber die Söhne Feanors griffen nicht sofort an.

Ja, die Lage war komplizierter geworden. Auf der Ebene von Arvenien marschierten die Truppen des abwesenden Earendils auf. Sie waren stärker als erwartet, Menschen und Elben waren bereit, sich uns entgegenzustellen. Aber am meisten verstörte uns, dass da auch Noldor waren. Wir erkannten sie ganz deutlich, es waren Veteranen der Schlacht von Gondolin, manche Hauptleute kannte ich noch von früher. Das hat auch Amrod und Amras zurückgehalten, die meisten von unseren Kriegern wollten nicht gegen andere Noldor kämpfen. Nicht allein, weil diese schwer bewaffnet waren, sondern auch, weil sie halt Verwandte waren, Elben vom eigenen Volk.

Was passierte dann im Lager von Feanors Söhnen?

Selbst die Befürworter eines Angriffes waren unsicher geworden. Maglor trat klar für einen Rückzug an. Einige Offiziere waren dafür, aus verschiedenen Gründen, teils wollten sie nicht gegen gut bewaffnete und Kampferprobte Noldor kämpfen. Amrod und Amras wollten angreifen, sie wollten den Weg weitergehen, den sie eingeschlagen hatten. Maedhros schwankte. Der Großteil der Hauptleute schwieg aber.

Was tatet Ihr?

Ich schwieg.

Wieso habt Ihr Euch nicht für einen Rückzug eingesetzt?

Das wäre mir unglaublich feige vorgekommen, ohne eine Niederlage den Rückzug anzutreten. Außerdem, das muss man verstehen, wenn man einen Weg schon einmal eingeschlagen hat, neigt man grundsätzlich dazu, ihn weiterzugehen. Vor allem, wenn dieser Weg schon viel gekostet hat, merkwürdigerweise.

Das war wohl auch der Grund, wieso Maedhros dann den Befehl zum Angriff gegeben hat. Es war ihm da schon unmöglich umzukehren, trotz all seiner Vernunft.

Wie begann die Schlacht?

Am Mittag. Regen zog auf. Es stürmte von der See her. Für die Verteidiger war das schlecht, denn ihnen war nun der Rückzug über die See erschwert. Ich glaube auch, dass Maedhros gemeint hat, bei diesem Wetter würde Elwing doch noch aufgeben.

Jedenfalls begann dann in leicht welligem Gelände, auf den Feldern vor den Häfen, bei strömendem Regen, die Schlacht. Die Verteidiger waren gut vorbereitet, es hagelte Pfeile auf unsere Reihen. Ich kommandierte vier Battalione und griff unsere Feinde frontal im Zentrum an. Aber wir wurden zurückgeworfen, unsere Feinde fochten mit dem Mut der Verzweiflung. Wir versuchten es noch mal, unsere Reiter versuchten Breschen in ihre Formationen zu schlagen, aber die Pferde starben ihnen unter dem Sattel weg, als sie in die Reihen der feindlichen Speerträger hineinritten. Und schon der Anfang war schmutziger und blutiger als irgendein Gefecht zuvor. Ich trieb meine Männer an, für mich kam ein Rückzug nicht in Frage. Dann führte Maedhros einige Fußsoldaten und Reiter um ihre linke Flanke. Da dachte ich schon, dass die Schlacht schon gewonnen war. Denn die ersten Verteidiger flohen schon, Maedhros gab das Signal zum Halten, er wollte verhandeln. Nur leider bekamen das bei dem Chaos nicht alle mit.

Aber dann meuterte Euer kompletter linker Flügel.

Ja, auf einmal kam die Meldung, dass große Teile von Amrods und Amras‘ Truppen meuterten. Sie waren gegen Krieger aus Gondolin angetreten, mit denen einige sogar verwandt waren. Da rebellierten sie. Das konnte ich durchaus verstehen, dieses Blutvergießen hatte schon lange keinen Sinn mehr. Amrod wurde dabei mit ein paar Getreuen umzingelt und niedergemacht. Amras zog seine Leute zurück und stemmte sich den Meuterern entgegen, wurde aber zurückgeworfen.

Die Lage hatte sich komplett gewandelt. Aber nicht zum Besseren. Für diejenigen, die ihren Herren weiterhin treu bleiben wollten, bedeutete es, dass nun keine Hemmschwellen mehr da sein durften. Es wurde ein Kampf auf Leben und Tod. Maedhros‘ Hoffnung auf Verhandlungen waren nun dahin, die Ereignisse waren zu einem erneuten Massaker geworden.

Aber für Euch kam eine Meuterei nicht in Frage?

Nein, ich war zu sehr an die Söhne Feanors gebunden. Und ich wusste, dass Maedhros so ein Massaker nie gewollt hatte. Maedhros war kein Tyrann, ich empfand ihm gegenüber echte Treue.

Aber wie ging es dann weiter?

Wir gaben nicht auf, Maedhros gab den Befehl zum Angriff. Aber wir mussten uns zurückziehen. Mit jeder Stunde wurde das Schlachtfeld schmutziger, blutiger und unübersichtlicher. Es hagelte Pfeile, Reiter galoppierten vom einen Kampfschauplatz zum anderen. Wegen des Sturms und einiger Umgehungsversuche zog sich die Front immer weiter auseinander, sodass unsere taktische Manövrierfähigkeit schließlich nicht mehr vorhanden war, bei den anderen ebenso. Nach zwei Stunden begannen wir sie dann wieder aufzurollen, nachdem Amras mit seiner Reiterei die Meuterer angegriffen und hunderte von ihnen dabei getötet hatte. Er versuchte alleine unseren Feinden in den Rücken zu fallen, aber dabei wurde er von den Pfeilen der Verteidiger durchbohrt. Es ging dann weiter, aber die Verteidiger hatten wieder die Oberhand. Dann kam die Nacht, aber wir kämpften trotzdem weiter, auch als von meinen vier Battalionen letztendlich nur noch eins übrig war.

Woher kam denn diese eiserne Entschlossenheit von den verbliebenen Kriegern aus Feanors Haus, dass sie so lange weiterkämpften?

Es gab keine andere Möglichkeit mehr. Wer sich nicht zur Meuterei entschieden hatte, kämpfte mit voller Konsequenz weiter. Die Verteidiger der Häfen kämpften um ihr Leben, in gewisser Weise kämpften wir aber auch für unser Leben und unsere Ehre. Für uns gab es nur noch diesen einen Weg und den verfolgten wir um jeden Preis weiter.

Und langsam wendete sich das Schlachtenglück für die Söhne Feanors.

Ja. Den begrenzten taktischen Spielraum, den wir durch das Zusammenscharen unserer Krieger gewinnen konnten, nutzte Maedhros aus, auch wenn das schwierig war. Nur teilweise konnten wir genug Leute zusammenholen, um eine Reihe zu bilden. Viele waren in chaotische Einzelkämpfe verzettelt. In diesem Chaos starben die Kämpfer schneller als jemals zuvor. In den frühen Morgenstunden waren mehr als zwei Drittel der Feinde gefallen, von uns mehr als die Hälfte, viele waren verwundet, ich eingeschlossen. Ein Pfeil hatte mein Bein durchbohrt. Ich zog ihn mir selbst heraus und kämpfte weiter. Unsere bessere Bewaffnung hatte Wirkung gezeigt, schließlich brachen die letzten Linien von Elwings Kriegern, als Maglor seine Reiter gesammelt hatte und angriff. Als dann die Morgendämmerung begann, hatten wir schon die Häfen betreten.

Aber da begann ein Gemetzel, das nicht nötig gewesen wäre. Die Noldor töteten jeden, der ihnen vor die Schwerter kam.

Das kann ich nicht leugnen. Als ich mit meinen Leuten einen der Häfen stürmte, fielen sie auch über Unbewaffnete her. Die Besiegten versuchten verzweifelt, in Booten zu entkommen. Überall lagen Leichen auf dem Boden.

Aber wieso denn das alles? Sie waren besiegt!

Ich nehme nicht für mich in Anspruch, niemanden getötet zu haben. Als wir in die Gassen des Hafens eindrangen, schlug ich wie wild nach jedem, dem ich begegnete. Ein Teil davon waren leicht bewaffnete Menschen, die mit Speeren angriffen, aber es waren auch Unbewaffnete darunter. Ich habe nicht gezählt, aber es waren einige, bis ich dann endlich wieder zur Vernunft kam und auch meinen Männern zurief, sich zurückzuhalten.

Wer niemals an so einer Schlacht teilgenommen hat, kann das sicher kaum verstehen. Nach einer bestimmten Zeit und ab einem gewissen Grat an Erschöpfung, Müdigkeit, aber auch Lebensangst verfällt man einem zügellosen Blutrausch, dem man sich nur schwer widersetzen kann. Wenn ich auf dem Schlachtfeld einem angreifenden Schwertkämpfer einen Speer in den Bauch ramme, töte ich jemanden, wenn ich eine unbewaffnete Frau, die meinen Weg kreuzt, köpfe, töte ich auch jemanden. Es ist im Grunde dasselbe, nur mit einem moralischen Unterschied, aber ein Krieger, der seit achtzehn Stunden nur um sein Leben kämpft, nur Blut und Tote sieht, kann diesen moralischen Unterschied oft nicht rechtzeitig erkennen.

Der Sippenmord von den Sirionmündungen ging aber als der grausamste in die Geschichte ein. Die Zahl von getöteten Frauen und Kindern war gewaltig, sogar noch mehr als Männer auf dem Schlachtfeld fielen.

Wenn man bedenkt, dass viele Frauen sogar auf dem Schlachtfeld unter Earendils Banner mit ihren Männern gekämpft haben, relativiert sich das ein wenig. Aber es ist schon wahr, dass bei vielen alle Hemmungen fielen. Das war übrigens auch bei vielen unserer Gegner der Fall. Eine Menge unserer Leute ergaben sich im Laufe der Schlacht, sie wurden aber allesamt erschlagen. Aber als unsere Feinde dann flohen, hätte nicht einmal mehr Maedhros das Morden verhindern können. Selbst Maglors Einheiten drehten durch und töteten hunderte Flüchtlinge an den Klippen. Als Elwing das sah, stürzte sie sich mit dem Silmaril ins Meer, wie wir später erfuhren.

Erst am Mittag hörte das Morden auf, obwohl die Schlacht schon in der Nacht entschieden worden war.

In diesem Gemetzel wurden die schlimmsten Eigenschaften der Elben offenbart. So etwas hätte selbst ich vorher nie für möglich gehalten. Überall lagen Tote, von uns waren am nächsten Tag übrigens nur noch 2.000 am Leben, 4.000 waren gefallen. Wie viele Verteidiger der Häfen und Unbewaffnete getötet worden sind, weiß man ja bis heute nicht. Wir haben uns nicht die Mühe gemacht die Toten auf den Feldern zu zählen. Eine Menge Flüchtlinge sind ja auch bei dem Sturm im Meer ertrunken, als sie über die See fliehen wollten.

Viele, die sich, nachdem ihre Boote gekentert waren, ans Ufer retten konnten, wurden von den Noldor erschlagen.

Ja, einige. Aber es ist ein Irrtum, wenn man sagt, dass wir niemanden verschont hätten. Am nächsten Tag zählten wir 1.500 Gefangene, einige waren sogar Krieger, die sich ergeben hatten. Wir ließen auch viele Unbewaffnete entkommen. Earendils Söhne wurden gerettet und sogar von Maglor selbst aufgezogen.

Späte Skrupel?

Mag sein. Wir kamen sehr spät zur Besinnung, aber immerhin, wir verschonten einige, wenn auch wenige im Vergleich zu den Getöteten.

Lag es daran, dass man dann doch erkannte, wie das alles geendet hatte?

Am Tag nach der Schlacht sah ich viele unserer Soldaten weinen. Was da geschah, hätte nie geschehen dürfen. Nicht in dem Ausmaß, nicht mit all dem unschuldigem Blut. Da war jedes Maß verloren gegangen. Die Häfen waren ausgelöscht worden mit einem großen Teil ihrer Einwohner. Aber wir hatten damit nichts erreicht. Der Silmaril war verschwunden, wir dachten, er sei jetzt irgendwo im Meer verschwunden, von der großen Geschichte, die mit ihm verknüpft wurde, ahnten wir da nichts; unsere eigenen Verluste waren ungeheuer. Von Feanors einst stolzem Heer waren nur noch 2.000 Krieger übrig. Wegen des dummen Steins war unsere einstige Stärke geschrumpft. Wir waren nun nicht mehr viel mehr als ein kleines Häufchen mit großen Sünden.

Wie hat sich das auf Maedhros ausgewirkt?

Er war völlig verstört. Als dann Gil- Galad mit Círdans Schiffen vor den rauchenden Trümmern auftauchte, wollte er den Hohen König nicht sprechen. Als er sich dann doch noch überreden ließ, vor den Sohn seines Freundes Fingon zu treten, der ihn verabscheute, entschuldigte er sich nur in stockenden Worten und gab alle Gefangenen frei. Gil- Galad schwieg voll unterdrücktem Zorn.

Wie habt Ihr Euch da gefühlt?

So wie Maedhros. Wie ein Vestoßener, ein Mörder.

Und was geschah dann?

Wir traten den Heimweg an. Als ein zusammengeschmolzenes Heer, schmutzig und verwundet waren wir fast alle. Und niemand wusste, wie er irgendwann sein Handeln rechtfertigen sollte. Feanors ganzes Haus litt unter Gewissensbissen. Dazu kam dann aber auch die Hoffnungslosigkeit. Wir waren ein Häuflein von Noldor, die sich ihrem eigenen Volk entfremdet hatten, außerdem gab es ja noch Morgoth, der sicher schon danach trachtete und zu vernichten.

Am schlimmsten war dann der Gedanke, dass Morgoth uns vielleicht benutzt hat oder dass wir ihm zumindest in die Hände gespielt hatten. Voll trüber Gedanken verkrochen wir uns dann wieder in unseren Hütten aus Holz und Schilf in der Wildnis Ossiriands und warteten, was kommen würde.

Geschrieben

Vom Ende

Es sollten noch fünfzig Jahre bis zum Krieg des Zorns vergehen. Was taten die verbliebenen Noldor von Feanors Haus, wenn sie keine andere Möglichkeit hatten als in der Wildnis das Ende der Zeiten zu erwarten?

Nachdenken, viele haben sich einfach ihrem Schicksal ergeben. Maedhros wollte vor allem sein Volk schützen, jene, die ihm noch geblieben waren, und dafür sorgen, dass Morgoth nicht über sie herfiel. Vollkommen untätig war er aber nicht. Mehrfach marschierten kleine Trupps von uns in den Norden, um die südlichsten Lager der Orks niederzubrennen.

Morgoth schien das nicht besonders interessiert zu haben.

Nein, der dunkle Herr von Beleriand verbrachte seine Zeit lieber damit, die verbliebenen Rebellen der Menschen an der Küste zu jagen oder nach versteckten Elben im Westen zu suchen. Für ihn war der Krieg um Beleriand schon gewonnen. Vielleicht wollte er seine Kräfte auch lieber für einen Kriegszug zur Unterwerfung aller Völker östlich der Blauen Berge aufsparen.

Ossiriand schien ihm allgemein nicht zu liegen.

Was gab es denn schon in Ossiriand? Ein paar Sippen von Sindar, die sich in den Wäldern versteckt hielten und langsam von seinen Orks aufgerieben wurden, und das Volk der Grünelben, die sich nie mehr mit Morgoth anlegen wollten. Waren wir von Bedeutung? Wir waren ein kleines Völkchen, zusammengeschmolzen, ohne jeden Stolz und ängstlich.

Wollten Maedhros und Maglor vielleicht ihre Taten wieder gut machen, indem sie Elrond und Elros erzogen?

Kann gut sein, aber wenn das jemand zur Wiedergutmachung gemacht hat, dann wohl Maglor. Bei Maedhros glaube ich eher, dass er die beiden bei sich aufgezogen hat, weil sie von königlicher Abstammung und mit ihm verwandt waren. Obwohl Halbelben, stammten sie doch wie er von Finwe ab. Das Blut seiner Sippe war ihm heilig, außerdem hat er sich in diesen fünfzig Jahren mehrfach um gute Beziehungen zu Gil- Galad bemüht.

Wie habt Ihr sie kennen gelernt?

Als aufgeweckte junge Prinzen, wie wir sie nannten. Ich habe sie sogar ein wenig im Kriegshandwerk unterrichtet. Man muss aber wissen, dass sie erst allmählich erfahren haben, wieso sie bei Onkel Maglor aufwuchsen. Soweit ich mich erinnern kann, haben sie unter meiner Aufsicht zum ersten Mal Bekanntschaft mit Orks gemacht.

Konnte Maedhros eigentlich wieder gute Verhältnisse zu den anderen Elben herstellen?

Nein, niemals hat er das geschafft. Gil- Galad hat ihn verachtet, die Sindar haben ihn gefürchtet. Er hat darunter sehr gelitten. Deswegen zog er sich auch freiwillig zurück.

War das der Grund, wieso er sich nicht am Krieg des Zorns beteiligt hat?

Ich glaube schon. Aber bei uns allen lagen die Schuldkomplexe zu tief, um dort zu ihren Lagern hinzutreten und ihnen unsere Hilfe anzubieten.

Glaubt Ihr, der Hohe König Finarfin aus Tirion hätte seinem Neffen nicht verziehen?

Das kann ich nicht sagen. Aber merkwürdig ist es schon. Wir hatten lange auf Hilfe gewartet, aber dann wollten wir uns nicht anschließen. Wir haben Nachrichten von der Landung des Heeres in Nevrast und an den Falas gehört, aber wir hielten uns zurück. Elrond und Elros hingegen zogen mit einer kleinen Schar nach Norden, um die Orks in Thargelion anzugreifen und danach noch die Große Schlacht zu erleben.

Und dann war es mit Morgoth auf einmal zu Ende. Wie habt Ihr das wahrgenommen?

Das waren merkwürdige Gefühle. Freude, Jubel, aber auch gleichzeitig eine Art von Lähmung, weil ich jetzt noch weniger wusste, was ich tun sollte. Die Welt begann sich zu verändern, Erdbeben schüttelten die Erde, Vulkane spien Feuer, das Heer der Valar marschierte zum Meer zurück, kleine und große Völker gingen auf Wanderschaft nach Westen, aber wir verharrten in unserer Wildnis, während wir hörten, dass das Meer näher kam.

Und auf einmal begehrte Maedhros die zwei Silmaril, die Eonwe erbeutet hatte.

Ja, auf einmal waren diese Dinge wieder im Gerede, was mich ehrlich gesagt wunderte. Ich glaubte, dass die Jagd nach diesen Steinen nun wirklich der Vergangenheit angehören würde. Aber Maedhros konnte sich wohl nie von diesem unseligen Eid lösen.

Wieso konnte er, der als der weiseste von Feanors Söhnen galt, nicht erkennen, dass er keinen Anspruch mehr auf die Steine hatte?

Vielleicht wegen der Erziehung durch seinen Vater. Vielleicht war er zu sehr auf den abstrakten Begriff der Ehre fixiert. Für ihn war die Ehre, die an den Eid gekoppelt zu sein schien, etwas Absolutes und nicht etwas Moralisches.

Für Euch ging es hingegen nur um die Rache für Finwes Ermordung?

Viele Noldor dachten so. Es war auch der Begriff der Treue, der sie so sehr an Finwe und damit an Feanor band. Wir alle hatten unser Schicksal mit dem der Erben Feanors verknüpft, auf Gedeih und Verderb. Davon konnte ich mich nicht lösen. Vor allem weil Maedhros für mich ein guter Elb war, ein guter Herr und Anführer. Deshalb blieb ich ihm und seinem Bruder bis zum Schluss treu.

Bis zum Schluss?

Ich bot ihm meine Dienste an, als er zu Eonwes Lager an der Küste reiten wollte. Ich bot ihm an, die Männer zu sammeln und ihm zu folgen. Aber er lehnte ab, für ihn betraf das nur noch ihn und seinen Bruder, den er unter Aufbietung aller Überredungskunst dazu gebracht hatte, ihm zu folgen. Also ritten sie beide los und wir blieben zurück.

Ich erfuhr später von seinem traurigen Ende. Er hatte tatsächlich gewaltsam die Silmaril mitten aus Eonwes Lager geraubt, aber zu spät erkannt, dass er keinen Anspruch mehr darauf hatte, und sich daraufhin in den Tod gestürzt. Ein sehr trauriger Tod für einen der besten Elbenherrscher, welche die Geschichte meiner Ansicht nach hervorgebracht hat. Er war kein Verbrecher, das begreifen heute noch viel zu wenige, sondern nicht stark genug, um sich gegen das Andenken an seinen verehrten Vater und gegen die geltenden Sitten seines Volkes aufzulehnen.

Von Maglor sagt man, er hätte das Erste Zeitalter überlebt.

Ich habe lange gehofft ihn wiederzusehen. Ich weiß nicht, ob er tot ist oder ob er noch immer durch die Wildnis Mittelerdes wandert und noch immer zu traurig ist, um wieder in die Welt der wirklich Lebenden zu finden. Er, der sensibelste und feinsinnigste unter den Söhnen Feanors, hat das ganze Blut und die ganzen Verbrechen wohl nie verwinden können. Irgendwann gab ich dann die Hoffnung auf, ihn jemals wiederzusehen.

Was tatet Ihr nach dem Untergang Beleriands?

Die verbliebenen Elben des Hauses Feanor wanderten nach Westen, die Blauen Berge hinauf. In Eriador zerstreuten wir uns. Mittelerde hatte sich gewandelt, die meisten, ich eingeschlossen, wollten aber in den Westen zurück. Ich siedelte mich in einem kleinen Dorf von Noldor an, die wie ich es nicht schafften, wieder um die Eingliederung in das Elbenvolk zu bitten. Viele Jahre lebten wir dann unbemerkt in dem Gebiet, wo sich Laubwälder und Wiesen westlich eines Flusses namens Baranduin erstreckten. Ich wollte Mittelerde aber nicht verlassen, wollte die Anfurten nicht aufsuchen, ohne auf irgendeine Weise Wiedergutmachung geleistet zu haben, auch weil ich wusste, dass die Valar Valinor für die schlimmsten Mörder unter Feanors Gefolgsleuten noch immer verschlossen hielten, und nicht das Risiko eingehen wollte in Schande abgewiesen zu werden.

Als der Krieg wieder begann, nahm ich wieder meine alte Rüstung und mein altes Schwert. Ich sammelte alte Getreue aus Beleriand und Sindar um mich, die wie ich helfen wollten, und bot Gil- Galad meine Dienste an. Ich kämpfte für Fingons Sohn und den Neffen meiner alten Herren an den Übergängen des Lhûn, aber diesmal war es das richtige Blut, das ich vergoss. Der Hohe König nannte mich einen Helden und wünschte mir alles Gute. Nur wenige Monate später segelte ich in den Westen und betrat zum ersten Mal wieder das Haus meines Vaters in Tirion.

So, das war's. Hier habe ich die Lebenserinnerungen eines hohen Gefolgsmannes von Feanors Söhnen niedergeschrieben.

Dazu inspiriert hat mich übrigens der Roman von Jonathan Litell: "Die Wohlgesinnten".

Ich bin gespannt auf ein Feed Back, wenn sich denn jemand die Mühe machen sollte, diesen halben Roman durchzulesen. :rolleyes:

Geschrieben (bearbeitet)

Also ich muss sagen, vom Sprachlichen her gibt's nichts auszusetzen.

Die Idee mit dem Interview finde ich sehr gut, mal was Neues.

Besonders gefällt mir, dass du dich an die historischen Hintergründe genau gehalten hast, deine Geschichte erzählt aus einer bestimmten Sicht eine bereits bekannte Handlung. FanFictions dieser Art gefallen mir am besten, keine total erfundene Story, sondern ein vorliegendes Konzept aus einer anderen Perspektive.

Die Argumente Fenyardas sind schlüssig, ich denke du hast die "Gefühle" der Noldor und ihre Denkweiße während der Sippenmorde und danach gut erkannt und rübergebracht.

Bearbeitet von Fangli

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Leider enthält Dein Inhalt Begriffe, die wir nicht zulassen. Bitte bearbeite Deinen Inhalt, um die unten hervorgehobenen Wörter zu entfernen.
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung wiederherstellen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

×
×
  • Neu erstellen...