Fangli Geschrieben 19. März 2009 Geschrieben 19. März 2009 (bearbeitet) Es gibt bekanntlich luzide Träume. Das sind Träume, in denen sich der Träumer bewusst ist, dass er träumt (das ist übrigens kein esoterischer Humbug, sondern konnte wissenschaftlich belegt werden). Ich frage mich, ob nicht Tolkien diese Fähigkeit erlernt hat - ich habe gelesen (ich glaube, Wando hat das auch einmal erwähnt), dass in The Notion Club Papers einiges darauf hindeutet. Tolkien wäre dann in seinen Träumen u.U. in Mittelerde gewesen und hätte so ziemlich viel Inspiration für sein Legendarium gehabt. Von solchen Träumen habe ich auch schon gehört. Es erinnert mich auch daran, dass "Leaf by Niggle" anscheinend "über Nacht" gekommen ist und Tolkien es dann am anderen Morgen aufgeschrieben hat (vgl. Humphrey Carpenter- Eine Biographie, S.224). Das würde zu deiner Theorie passen, aber ich merke schon, dass ich hier doch etwas vom Thema abkomme. Ist das der einzige Absatz, in dem von zwei verschiedenen Sprachen die Rede ist? Ich such schon die ganze Zeit, aber bis dahin hatte ich den Eindruck, es würden sich zwar Wörter aus verschiedenen Sprachen in Alboin manifestieren, aber hier ist ja nun von genau zwei Sprachen die Rede. Einer älteren und einer neueren. Ich bin nicht ganz sicher, aber ich dachte, im Text hätte das so deutlich bislang nicht gestanden. Ich habe mir das auch noch einmal angesehen und anscheinend wird hier tatsächlich zum ersten Mal von zwei Sprachen gesprochen. Zuerst hier: "Don't go putting any bits of your Eressean, or Elf-latin, or whatever you call it,..."(S.41) und dann bemerkt Alboin: "But, the real difficulty is that another language is coming through, as well." (vgl. ebd.) "Beleriandic is really very attractive;..." (vgl. ebd.) Es scheint also vorher nur eine Sprache gegeben zu haben. Zumindest sagt Alboin erst hier, dass eine andere Sprache dazugekommen ist - Beleriandic. Bearbeitet 19. März 2009 von Fangli Zitieren
André Geschrieben 19. März 2009 Autor Geschrieben 19. März 2009 Es gibt bekanntlich luzide Träume. Das sind Träume, in denen sich der Träumer bewusst ist, dass er träumt (das ist übrigens kein esoterischer Humbug, sondern konnte wissenschaftlich belegt werden). Ich frage mich, ob nicht Tolkien diese Fähigkeit erlernt hat - ich habe gelesen (ich glaube, Wando hat das auch einmal erwähnt), dass in The Notion Club Papers einiges darauf hindeutet. Tolkien wäre dann in seinen Träumen u.U. in Mittelerde gewesen und hätte so ziemlich viel Inspiration für sein Legendarium gehabt. Von solchen Träumen habe ich auch schon gehört. Es erinnert mich auch daran, dass "Leaf by Niggle" anscheinend "über Nacht" gekommen ist und Tolkien es dann am anderen Morgen aufgeschrieben hat (vgl. Humphrey Carpenter- Eine Biographie, S.224). Das würde zu deiner Theorie passen, aber ich merke schon, dass ich hier doch etwas vom Thema abkomme. Falls Interesse besteht, können wir dazu doch auch ein eigenes Thema eröffnen. Ich fände es gar nicht so uninteressant, mal darüber nachzudenken, zumal hier doch durchaus auch ein Bezug zu Lost Road bestehen könnte. Alboin hat seine Träume usw. Alboin ist aber auch an Tolkien angelehnt (vgl. z.B. Nachbemerkungen von CT zu diesem Kapitel). Zitieren
viator Geschrieben 19. März 2009 Geschrieben 19. März 2009 Dann hab ich noch eine Verständnisfrage: I like names to mean something, but not to say something. (S. 37) Wie genau ist das in dem Zusammenhang zu verstehen? Dann sehen wir uns mal den Zusammenhang an: "Would you rather have been called Elf-friend? For that's what the name means." Darauf antwortet Alboin: "I like names to mean something, but not to say something." Alboins Antwort ist, glaube ich, ohne die vorhergehende Diskussion und ganz speziell diese Frage kaum verständlich. So ganz klar ist mir dieser Satz auch noch nicht, aber meine Gedanken gehen momentan sehr stark in diese Richtung: Ich denke, es macht einen Unterschied, ob ein Begriff etwas aussagt (say something) oder ob er etwas bedeutet (mean something). Meaning ist unserem Sinn nicht unähnlich: Meaning of life - Sinn des Lebens. In "meaning of a name" bezieht sich meaning auf den Namen, während name in "a name says something" etwas über eine Sache aussagt, die im Allgemeinen nicht wieder der Name selber ist, sondern im konkreten Fall vielleicht Alboin. Kann damit jemand etwas anfangen? :kratz: Zitieren
Torshavn Geschrieben 20. März 2009 Geschrieben 20. März 2009 Was bedeutet denn: "A scholarship would brace the pater." (S.42) "He had got a scholarship and had "brace the pater"" (S.43) Brace the pater wird hier als Gegensatz zur Beschäftigung mit den Sprachen und Träumen verwendet, als "positiver" Gegenpart. Kann mir jemand sagen, was das heißt? Zitieren
Alatariel Geschrieben 20. März 2009 Geschrieben 20. März 2009 Was bedeutet denn: "A scholarship would brace the pater." (S.42) "He had got a scholarship and had "brace the pater"" (S.43) Brace the pater wird hier als Gegensatz zur Beschäftigung mit den Sprachen und Träumen verwendet, als "positiver" Gegenpart. Kann mir jemand sagen, was das heißt? Tolkien hat meines Wissens häufig Worte in einen neuen Kontext gesetzt um ihnen eine neue Bedeutung zukommen zu lassen. Dies scheint mir solch ein Fall zu sein, denn der Ausdruck "to brace so." ist mir in diesem Zusammenhang nicht geläufig. (in anderem Kontext würde es "jdn. in die Klemme/den Schwitzkasten nehmen" bedeuten) "Brace" hat sowohl als Adjektiv, als auch als Nomen immer etwas mit befestigen/festmachen/festklammern/etc. zu tun (z.B. "braces" = Zahnspange). Daher hätte ich es an dieser Stelle als "das hält den Vater auf Abstand, ie. stellt ihn zufrieden" gelesen. Vielleicht auch im Sinne von "Halt und Stütze geben". Hat noch jemand Vorschläge? Zitieren
André Geschrieben 20. März 2009 Autor Geschrieben 20. März 2009 Ja, ich Also erstmal bedeutet "to brace so. for sth." laut Wörterbuch "jemanden für etwas stärken" Ich habe mir das aber hier anders selbst zusammengereimt, die Bedeutung geht da in die gleiche wie bei Alatariels Erklärung. "to brace sth." hat auch die Bedeutung "etwas gurten, straffen" usw. "pater" hab ich als das Wort für einen Priester/Pfarrer genommen. Als ich jung war, war ich Messdiener in einer kath. Kirche. Bevor der Gottesdienst begann, hat der Pfarrer sein Gewand angezogen. Da gab es zunächst ein weißes Untergewand, das er über seine normale Alltagskleidung zog und darüber dann das farbige Messgewand (je nach Feiertag eine entsprechnde Farbe). Das Untergewand wurde mit einem Seil (dafür gibt es bestimmt auch ein kirchliches Fachwort... "Seil" heißt es bestimmt nicht...) nochmal umbunden, ähnlich wie mit einem Gürtel. Jetzt weiß ich nicht, ob es nur damals bei unserem Pfarrer so üblich war, oder ob es allgemein Ritus ist, aber dieses Seil (was ähnlich wie ein Gürtel umgebunden wurde) wurde dem Pfarrer von einem der Messdiener angereicht bzw. es wurde ihm dabei geholfen, dieses Seil umzugurten. Möglicherweise - da bin ich aber nicht sicher, weil ich es damals als kleiner Knirps für selbstverständlich nahm und jetzt aber nicht weiß, ob das überall in den Kirchen so üblich ist - ist damit also genau das gemeint: "to brace the pater" = "den Pfarrer gurten", aber im übertragenen Sinne, also z.B. im Sinne von "Halt geben" oder "jemandem zufrieden stellen". Ist vielleicht etwas weit hergeholt, oder? :-) Zitieren
Torshavn Geschrieben 20. März 2009 Geschrieben 20. März 2009 Dann würde es in diesem Zusammenhang, wenn ich Euren Erklärungen folge, soviel heißen, wie seine Lebensunterhalt sichern, festigen? Die Professur (Scholarship) festigt sein Leben, und er hat in den Augen seines Vaters, die Berechtigung erworben, sich seinen "Sprachen" und Träumen nebenher, zu widmen? Zitieren
Gast Dunderklumpen Geschrieben 29. März 2009 Geschrieben 29. März 2009 Hallo! Ich würde mich gerne, wenn ich darf, in die Diskussion einklinken. Ich habe diesen Thread - den über das zweite Kapitel noch nicht - jetzt halbwegs gründlich gelesen und würde gerne vier Sachen noch hinzufügen. Teilweise wurden sie vielleicht implizit schon gesagt, eventuell irgendwo auch explizit, aber trotzdem: 1. Man sollte vielleicht extra noch mal betonen, dass das Haus, in dem Oswin Errol und sein Sohn Alboin sich in diesem Kapitel aufhalten, in Cornwall, direkt an der Küste, steht. Der Junge ist nur im Sommer da, er geht irgendwo anders zur Schule, kommt nur in den Ferien. Er scheint nicht besonders gut in der Schule zu sein, jedenfalls nicht im Lateinischen. Darum macht sich der Vater wohl auch Sorgen, wenn sein Sohn sich zuviel mit Phantasiesprachen beschäftigt und das Schulziel verfehlt. Der Vater selber hat spät geheiratet, sodass der Altersunterschied zwischen den beiden sehr groß ist. Die Mutter lebt nicht mehr. Der Vater ist Historiker, war Lehrer, ist aber nun pensioniert und hat nur eine kleine Rente. Und er ist, wie öfter gesagt wird, müde, insgesamt. Der Sohn aber liebt ihn gerade, weil er so alt ist, fast zärtlich und will ihn noch lange bei sich haben. Aber er weiß, dass dies nicht gehen wird, und das überschattet meines Erachtens alles von Anbeginn. Der Junge hätte es am liebsten, wenn man aufhören könnte, alt zu werden. Meines Erachtens klingt schon hier das "Numenor-Thema" an: das Prbolem des Sterben-Müssens. Und es wird an einem Jungen demonstriert, der seinen alten Vater lieb hat und ihn nicht verlieren möchte - also kein Hochmut-Thema, sondern ein menschlich-anrührendes und nachvollziehbares Problem. Ach ja, und der Vater schreibt an einem Buch über Cornwall. Die beiden sind recht unterschiedlich, dazu in Punkt 2 -> 2. Ich bin mir mittlerweile sicher (nach mehrmaligem Lesen), das ich die Textstelle falsch verstanden habe: "...except within the limits prescribed to us mortals..." Er spricht zwar hier von den Grenzen, die den Sterblichen auferlegt sind, innerhalb der sie die Vergangenheit erkunden können. Aber er schildert gleich danach auch die Mittel, die den Menschen zur Verfügung stehen: Archäologie und Philologie (S.40 unten). Ich habe einfach gedacht, er wüßte, wie man diese Grenzen erweitern kann. Ich denke, dass man sich hier klarmachen muss, dass der Vater seinen Sohn nicht wirklich verstehen kann. Darum schämt sich der Junge auch so, wegen seiner akustischen Visionen. Der Vater hat die Notizaufzeichnungen von Alboin zufällig gefunden - der Junge hat sie echt im Arbeitszimmer des Vaters aus Versehen liegen gelassen !? - und ihn dann daraufhin angesprochen. Alboin hat aber das Bedürfnis, dieses Geheimnis mit seinem Vater zu teilen. Das von Dir erwähnte Zitat, Torshavn, zeigt, dass der Vater anders denkt als Alboin. Für den Vater ist die lateinische und griechische "Denke" entscheidend. Der Vater unterscheidet "conscious" und "heart". Der Sohn folgt - nach Auffassung des Vaters - zu sehr dem Herzen, er sollte aber lieber bewusster und lateinisch-griechischer denken lernen.. Und der Junge bemüht sich auch, drängt seine akustischen Visionen zurück. Der Vater - siehe dieses Zitat auf Seite 40 - ist der Meinung, dass wir von der Vergangenheit nur etwas über die reale Sprachhistorie erfahren können. Sein Sohn ist da schon auf anderen Wegen. Selbst die Neigung, altnordische Sprachen und Mythen zu lernen, begreift der Vater nicht mehr. Aber sein Sohn erkennt die "sterblichen Grenzen" nicht an, anders also als sein Vater. 3. Alboin alter ego Tolkiens? Ein Dichter legt in jede seiner Figuren eigene Erfahrungen, aber er bildet sich in der Regel nicht in einer einzigen ab. So gesehen sind alle Figuren, die er je geschaffen hat, ein Splitter seines Bewusstseins oder auch Unbewusstseins. Ich glaube nicht, dass Tolkien von dem Verlangen getrieben wurde, seine persönliche Kindheit immer und immer wieder in seinen Büchern zu gestalten und so seinem Ego zu frönen. Zumal hier ja auch eine Art Science-Fiction-Roman vorliegt, in der Tolkien spielerisch Modelle durchgeht, die in der Realität nicht möglich sind. Er geht vielleicht von eigenen Überlegungen aus, aber was er dann gestaltet, ist nur Dichtung; vielleicht eine Art Experiment, wie wit man mit Dichtung kommt? 4. Der Name "Lost Road" Ich denke, dass ein Dichter mit jedem Werk seine Themen von einer anderen Seite angeht. Also dass dieser Titel vermutlich dann doch nicht einfach eine Wiederholung anderer Werke ist, sondern eine Fortsetzung oder Weiterentwicklung. Wenn man sich gleich auf andere Werke festlegt - ach ja, das ist woanders ja genauso -, dann nimmt man sich die Chance, das Neue speziell in diesem Werk zu entdecken. Es könnte nämlich sein - darüber kann man dann vielleicht am Ende diskutieren -, dass nicht Alboin oder wer den Weg verloren haben, sondern die "an der anderen Seite". Die, die nicht mehr zurückkönnen, weil die Erde gekrümmt wurde. Denn immerhin geht die Aktivität ja von den anderen aus - von denen, die die Wortbotschaften senden. Ich will mich da nicht festlegen, zumal das alles sehr vieldeutig ist. Und es kann auch noch ganz anders sein. Wo seid Ihr anderer Meinung, wo der gleichen? Zitieren
André Geschrieben 29. März 2009 Autor Geschrieben 29. März 2009 Moin Dunderklumpen, ich muss erstmal ein paar Sachen nachfragen, weil ich ein paar kleine Details anders verstanden habe. Ach ja, und der Vater schreibt an einem Buch über Cornwall. Ich hab das eigentlich so verstanden, dass Oswin nur darüber redet bzw. vorhat, mal ein Buch über Cornwall zu schreiben. Der Vater hat die Notizaufzeichnungen von Alboin zufällig gefunden - der Junge hat sie echt im Arbeitszimmer des Vaters aus Versehen liegen gelassen !? - und ihn dann daraufhin angesprochen. Wo steht denn das? Ich kann's grad nicht finden und mich eigentlich auch nicht daran erinnern Das von Dir erwähnte Zitat, Torshavn, zeigt, dass der Vater anders denkt als Alboin. Für den Vater ist die lateinische und griechische "Denke" entscheidend. Der Vater unterscheidet "conscious" und "heart". Der Sohn folgt - nach Auffassung des Vaters - zu sehr dem Herzen, er sollte aber lieber bewusster und lateinisch-griechischer denken lernen.. Und der Junge bemüht sich auch, drängt seine akustischen Visionen zurück. Der Vater - siehe dieses Zitat auf Seite 40 - ist der Meinung, dass wir von der Vergangenheit nur etwas über die reale Sprachhistorie erfahren können. Sein Sohn ist da schon auf anderen Wegen. Selbst die Neigung, altnordische Sprachen und Mythen zu lernen, begreift der Vater nicht mehr. Aber sein Sohn erkennt die "sterblichen Grenzen" nicht an, anders also als sein Vater. Der Vater ist Realist und der Junge ein Träumer? Könnte man das so zusammenfassen oder ist das zu kurz gedacht? Zitieren
Gast Dunderklumpen Geschrieben 29. März 2009 Geschrieben 29. März 2009 Ach ja, und der Vater schreibt an einem Buch über Cornwall. Ich hab das eigentlich so verstanden, dass Oswin nur darüber redet bzw. vorhat, mal ein Buch über Cornwall zu schreiben. Muss ich dann geträumt haben. Der Vater liest ja nur abends in einem anderen Buch. Finde jetzt eigentlich auch nur das, was Du sagst. Der Vater hat die Notizaufzeichnungen von Alboin zufällig gefunden - der Junge hat sie echt im Arbeitszimmer des Vaters aus Versehen liegen gelassen !? - und ihn dann daraufhin angesprochen. Wo steht denn das? Ich kann's grad nicht finden und mich eigentlich auch nicht daran erinnern Seite 41: "I don't suppose I should ever have heard about it, if you hadn't left your note-books in my study." Das von Dir erwähnte Zitat, Torshavn, zeigt, dass der Vater anders denkt als Alboin. Für den Vater ist die lateinische und griechische "Denke" entscheidend. Der Vater unterscheidet "conscious" und "heart". Der Sohn folgt - nach Auffassung des Vaters - zu sehr dem Herzen, er sollte aber lieber bewusster und lateinisch-griechischer denken lernen.. Und der Junge bemüht sich auch, drängt seine akustischen Visionen zurück. Der Vater - siehe dieses Zitat auf Seite 40 - ist der Meinung, dass wir von der Vergangenheit nur etwas über die reale Sprachhistorie erfahren können. Sein Sohn ist da schon auf anderen Wegen. Selbst die Neigung, altnordische Sprachen und Mythen zu lernen, begreift der Vater nicht mehr. Aber sein Sohn erkennt die "sterblichen Grenzen" nicht an, anders also als sein Vater. Der Vater ist Realist und der Junge ein Träumer? Könnte man das so zusammenfassen oder ist das zu kurz gedacht? Na ja, die Namensgebung für seinen Sohn und die Wühlerei in solchen Wörtern wie Aelfwine zeigen ja schon sein Interesse für ungewöhnliche Herleitungen. Er geht nur nie soweit, dass er den Bereich der Anderwelt erörtert, da ist für ihn Schluss. Und was der Junge tut, ist ja auch nicht einfach Träumerei, sondern "aktives Träumen", wie man das heute nennen würde. Und er geht die Sache ja systematisch an, sammelt die Wörter etc. Manche würden ihn vielleicht Träumer nennen, oder Phantast - sein Vater nennt ihn bestimmt so -, aber ich würde noch unterscheiden zwischen einem Träumer, der nichts gebacken kriegt, und einem aktiven Träumer, der nur andere Sachen erforscht als die anderen. Aber zugegeben: der Typus ist schon der eines Träumers. Nur: Alboin ergreift ja einen "anständigen Beruf", auch wenn er da nicht besonders Karriere macht. Er lässt sich nicht überrollen. Und das verdankt er ja eigentlich der Liebe zu seinem Vater. Ohne dies wäre er vielleicht "borderline" geworden, wer weiß. Zitieren
Torshavn Geschrieben 1. April 2009 Geschrieben 1. April 2009 Manche würden ihn vielleicht Träumer nennen, oder Phantast - sein Vater nennt ihn bestimmt so -, aber ich würde noch unterscheiden zwischen einem Träumer, der nichts gebacken kriegt, und einem aktiven Träumer, der nur andere Sachen erforscht als die anderen. Aber zugegeben: der Typus ist schon der eines Träumers. Nur: Alboin ergreift ja einen "anständigen Beruf", auch wenn er da nicht besonders Karriere macht. Er lässt sich nicht überrollen. Und das verdankt er ja eigentlich der Liebe zu seinem Vater. Ohne dies wäre er vielleicht "borderline" geworden, wer weiß. Wir haben ja an anderer Stelle hier und natürlich auch im Text festgestellt, das Alboin nicht allein zurück kann, sondern nur mit seinem Sohn Audoin. Könnte das ein Grund dafür sein, das er, dank Oswin, immer noch mit einem Bein in der Realität steht? Sich also nicht ganz auf die Reise einlassen kann? Zitieren
Gast Dunderklumpen Geschrieben 1. April 2009 Geschrieben 1. April 2009 Wir haben ja an anderer Stelle hier und natürlich auch im Text festgestellt, das Alboin nicht allein zurück kann, sondern nur mit seinem Sohn Audoin. Könnte das ein Grund dafür sein, das er, dank Oswin, immer noch mit einem Bein in der Realität steht? Sich also nicht ganz auf die Reise einlassen kann? Ich denke, nein. Der Grund wird im Text benannt: der eine kann die andere Welt nur hören, der andere nur sehen: Seite 49, erstes Drittel. Übrigens steht an dieser Stelle auch, dass Audoin nur ein anderer Name für Herendil ist. Also ist Audoin im Keim ein Numenoraner! Dass Alboin fast nur akustisch wahrnimmt, sieht man auch auf Seite 48. Er sieht zwar eine hohe Figur, aber die steigt eine unsichtbare Treppe hoch. Audoin hingegen sieht nur stumme Bilder: Seite 52. Zitieren
Torshavn Geschrieben 2. April 2009 Geschrieben 2. April 2009 Wir haben ja an anderer Stelle hier und natürlich auch im Text festgestellt, das Alboin nicht allein zurück kann, sondern nur mit seinem Sohn Audoin. Könnte das ein Grund dafür sein, das er, dank Oswin, immer noch mit einem Bein in der Realität steht? Sich also nicht ganz auf die Reise einlassen kann? Ich denke, nein. Der Grund wird im Text benannt: der eine kann die andere Welt nur hören, der andere nur sehen: Seite 49, erstes Drittel. Übrigens steht an dieser Stelle auch, dass Audoin nur ein anderer Name für Herendil ist. Also ist Audoin im Keim ein Numenoraner! Dass Alboin fast nur akustisch wahrnimmt, sieht man auch auf Seite 48. Er sieht zwar eine hohe Figur, aber die steigt eine unsichtbare Treppe hoch. Audoin hingegen sieht nur stumme Bilder: Seite 52. Das die beiden unterschiedlich wahrnehmen habe ich auch gelesen, was ja an sich schon ungewöhnlich ist. Ich habe aber im Text keine Erklärung dafür gefunden. In die Richtung war meine obige Frage gedacht. Zitieren
Gast Dunderklumpen Geschrieben 2. April 2009 Geschrieben 2. April 2009 Das die beiden unterschiedlich wahrnehmen habe ich auch gelesen, was ja an sich schon ungewöhnlich ist. Ich habe aber im Text keine Erklärung dafür gefunden. In die Richtung war meine obige Frage gedacht. Erklärung, warum sie unterschiedlich wahrnehmen? Das steht, glaube ich, wirklich nicht im Text. Es ist wohl nur oft so. Manche bekommen rein akustische meidale "Angaben", andere sehen nur Bilder. Aber meinst Du das? Oder meinst Du, warum es nötig ist, dass sie einander ergänzen. Ich verstehe nicht genau Deine Frage. Oder wolltest Du den Textbeleg? Der steht auf Seite 49: "You must, if you choose to go back, take with you Herendil (...); for you are the ears and he is the eyes." Der Punkt scheint mir zu sein, dass die beiden eben aufeinander angeweisen sind. Wie zwei Fernseher, wo der eine nur Bild hat, der andere nur Ton hat. Beide zusammen machen aber ein Ganzes aus, man kann sich den Film nun komplett ansehen. Es sind beide Organe notwendig, um die Erinnerung der Vergangenheit ins Leben zu rufen. Wenn das immer noch nicht Deine Frage trifft, Torshavn, kannst Du sie noch mal anders formulieren? Zitieren
André Geschrieben 2. April 2009 Autor Geschrieben 2. April 2009 Ich glaube die Frage bezog sich darauf, woher die figure weiß bzw. weshalb sie davon ausgeht, dass der eine ohne den anderen nicht kann. Sie behauptet ja mehr oder weniger einfach so, dass der eine die Augen und der andere die Ohren seien. Weshalb das so behauptet wird bzw. wie die figure zu der Behauptung kommt, steht da ja nicht explizit. (Hat wer was dagegen, wenn ich die letzten paar Posts in den Thread zu Kapitel 2 schiebe?) Zitieren
Gast Dunderklumpen Geschrieben 2. April 2009 Geschrieben 2. April 2009 Von mir aus kannst Du verschieben, wenn es woanders hin gehört. Ich glaube zwar nicht, dass Torshavn das gemeint hat mit seiner Frage - aber die Deine müsste dann ja grundsätzlich erfragen, woher Elendil den Namen von Alboin kennt, woher er weiß, wie dessen Sohn heißt, woher er ihn überhaupt kennt usw. Er weiß ja alles über ihn, seine Gedanken, seine Gefühle. Und er weiß, was Audoin denkt und fühlt. Ist es jetzt das, was Du meinst? Meine Antwort wäre: das hängt eben mit der "Anderwelt" zusammen. Es geht ja darum, dass in diesem Zeitroman - und auch im Raum-Roman - die mythischen Grundlagen bewusst gemacht werden. Sozusagen die mythischen Vorfahren. Und so taucht eben Elendil aus diesem mythischen Dunkel auf. Er ist ja eine Art geistiger Führer, ist "geistig" viel informierter als reale Personen. Aber weri weiß - vielleicht habe ich ja auch diese Frage nicht richtig verstanden? Zitieren
Torshavn Geschrieben 2. April 2009 Geschrieben 2. April 2009 Erklärung, warum sie unterschiedlich wahrnehmen? Das steht, glaube ich, wirklich nicht im Text. Es ist wohl nur oft so. Manche bekommen rein akustische meidale "Angaben", andere sehen nur Bilder. Aber meinst Du das? Das trifft es zum Teil. Ich versuchs noch einmal anders: Beide nehmen die Vergangenheit, den Mythos nur zum Teil (beschrängt) wahr. Warum ist das so? Ich dachte, das ist so, weil sie noch zu sehr "realitätsbehaftet" sind. Immerhin zwingt Oswin seinen Sohn ja, sich ein festes Leben aufzubauen. Wäre das eine mögliche Antwort? Ich hoffe, es ist ein bißchen klarer geworden, worum es mir geht. Zitieren
Gast Dunderklumpen Geschrieben 2. April 2009 Geschrieben 2. April 2009 Beide nehmen die Vergangenheit, den Mythos nur zum Teil (beschrängt) wahr. Warum ist das so? Ich dachte, das ist so, weil sie noch zu sehr "realitätsbehaftet" sind. Immerhin zwingt Oswin seinen Sohn ja, sich ein festes Leben aufzubauen. Wäre das eine mögliche Antwort? Das würde jetzt doch aber nicht erklären, wieso Auduin nur visuell, nicht akustisch wahrnimmt. Audoin ist doch schließlich von Alboin von klein auf auf den Weg vorbereitet worden. Und bei Audoin ist die Einseitigkeit noch extremer. Er hört absolut gar nichts, während Alboin immerhin doch ein wenig "sieht". Meines Erachtens läuft der Roman nicht darauf hinaus, dass die drei Personen zu realitätsfernen Menschen werden müssten, die nicht mehr in der Lage sind, sich zu ernähren. Allerdings dämmert mir langsam insgesamt, was Du meinst, Torshavn. Ich war bisher zu sehr auf Deine Argumentation mit dem Vater Oswin fixiert, denn an den Vätern liegt es nicht. Aber vielleicht würde ein Jemand, der volle Pulle Visionen hat, sich darein so verlieren, dass er den Verstand verlieren würde. Er wäre dann davon vereinnahmt und könnte in diesem Leben nicht mehr zurechtkommen. Um das zu verhindern, kommen die "Botschaften" ja eben nur tröpfchenweise. Man muss erst langsam lernen, diese andere Schicht deutlicher wahrzunehmen. Dass man seine Verankerung im realen Leben aufgeben muss, sehe ich nicht im Roman. Es ist einfach nur die Schwierigkeit, die jeder physische Mensch hat. Und unsser moderner Kulturkreis im Besonderen, der die Verbindung zum Mythischen verloren hat. Es geht also meines Erachtens darum, eine neue Realität zusätzlich bewusst zu machen, nicht, die alte zu zerstören. Alboin bekommt ja auch wieder seine "Botschaften", sobald er dem konkreten Druck des Vaters ausgewichen ist. Zitieren
Eluchil Geschrieben 18. Mai 2009 Geschrieben 18. Mai 2009 Ich hatte beim Lesen den Eindruck das es Alboin peinlich war von seinem Vater auf sein "Elben-Latein" angesprochen zu werden. Äh, weiß hier jemand was mit All-bone gemeint ist? Zitieren
Alatariel Geschrieben 21. Mai 2009 Geschrieben 21. Mai 2009 2. Ælfwine, King Alfred's grandson, who fell in the great victory in 937 King Alfred müsste doch Alfred the Great sein (Wikipedia: deutsch bzw. englisch). Aber ich finde gerade den entsprechenden Enkel nicht, der dann 937 gefallen ist... 3. Ælfwine who fell in the famous defeat at Maldon Die Schlacht von Maldon (siehe Wikipedia) fand 991 statt. Einen Ælfwine kann ich da jetzt nicht direkt auf die Schnelle ausmachen, aber ich schau nachher mal genauer. Ich hatte ja eigentlich geschrieben, dass ich nicht weiter auf die näheren Verwandschaftsbeziehungen eingehen wollte, aber mir ist heute eine alte Oxfordjournalausgabe in die Hände gefallen, in der ich eine interessante Entdeckung gemacht habe, die ich euch nicht vorenthalten wollte (ansonsten ist es für die weitere Diskussion wahrscheinlich eher uninteressant ^^): Die beiden hier genannten Aelfwines sind nämlich entfernt verwandt. So, ich hoffe ich krieg das jetzt noch einigermaßen zusammen *lautes Gehirnrattern*: Der eine Aelfwine war wie schon erwähnt der Enkel Afred des Großen. Die angeheiratete Verwandte des Großvaters des anderen Aelfines (dem aus "The Battle of Maldon"), Ælfthryth, heiratete Aethelwold, den Sohn von Aethelstan, dem "Halbkönig". Aethelstan wiederum war der Enkel von Alfred the Great (und Sohn von Edward the Elder). In zweiter Ehe verband sie sich mit Edgar of England (nachdem dieser seinen Nebenbuhler Aethelwold getötet hatte), dem Vorgänger von Eadwig. King Eadwig war der Urenkel von Alfred the Great. Wichtiges Verbindungsglied bei all dem ist insbesondere Aelfwines Onkel Ælfhere, Ealdorman of Mercia (wer mal ein bisschen weitersuchen möchte). Es gab noch ein paar mehr Verbindungen, aber da müsste ich jetzt noch einmal nachschlagen. Zitieren
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