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Sequenz 24: Der Abschied von Faramir / ... / Abspann


Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo,

und willkommen zu unserer sequenziellen Besprechung von Peter Jacksons 'Herr der Ringe' -Trilogie, die auf dem gleichnamigen Werk von J.R.R. Tolkien basiert.

Dieser Thread widmet sich der Besprechung eines ausgewählten Ausschnittes aus 'Die Zwei Türme' in der Special Extended Edition (SEE). Besprochen werden sollen die DVD-Kapitel 64, 65, 66 und 67 mit den Titeln

Der Abschied von Faramir / "Der Kampf um Mittelerde steht bevor" / Gollums Plan / Abspann

und der Laufzeit (SEE) von 1:38:52 - 1:52:46 (2.DVD)

Anmerkungen, Fragen und jedwede weitere Kommentare, die nicht direkt mit dem Thema dieses Threads hier übereinstimmen, sind bitte im Thread zur allgemeinen Besprechung und Koordination zu tätigen: http://www.tolkienforum.de/index.php?showtopic=6954

Dann viel Spass bei der Besprechung :)

Hinweis: Der Thread öffnet sich am Freitag, 27.03. um 12 Uhr

Geschrieben

Und weiter geht es mit dem Abschied von Faramir. Ich habe ja schon letzte Woche auf diese Stelle angespielt. Faramir tut hier Dinge, die für mich einfach nicht verständlich sind - und zwar mit Smeagol. Ich betone hier ganz klar Smeagol und nicht Gollum, da gerade in diesem Moment die Smeagol-Seite wieder vorne liegt. Bevor ich darauf näher eingehe, möchte ich noch einmal zwei Textstellen der letzten Besprechung dazu anführen:

Nachdem Frodo merkt, was er fast angerichtet hätte, zweifelt Frodo an seiner Kraft, diese Reise durchzustehen. Während Sam versucht, seinen Herrn vom Guten in der Welt zu überzeugen, für dass sie kämpfen müssten, merkt man sehr gut, dass auch Gollum zu zweifeln beginnt. Gollum ist zu dieser Zeit schon wieder der Alte und versucht irgendwie an den Ring heranzukommen. Das einfachste Mittel ist für ihn, dass die beiden Hobbits sterben. Bei diesen Worten aber beginnt Gollum zu zweifeln und diese Blicke alleine veraten so absolut viel für mich. Dieser Blick sagt für mich aus, dass Gollum auch seine Fehler bemerkt. Viel mehr tritt hier also noch mal die Smeagol-Seite ans Licht.

Während der letzten Worte kann man in Sméagols Ausdruck erkennen, dass auch er versteht, doch ist es am Ende Gollum, nicht Sméagol, der den beiden den Tod wünscht.

Anders als Acheros denke ich jedoch, dass es am Ende nicht Gollum alleine ist, der den beiden Hobbits den Tod wünscht. Es heißt ja sogar ganz am Ende von Teil 3 "Smeagol hat gelogen." Hier denke ich nicht, dass Gollum dies in Smeagols Namen sagt, sondern dass es tatsächlich Smeagol sagt - einfach weil er sich wieder Gollum angeschlossen hat und weshalb und warum er sich Gollum wieder anschließt, haben wir ja schon einige Szenen zuvor erfahren. Smeagol wurde von den Waldläufern auf brutalste Art gefoltert. Er ist davon ausgegangen, dass sein Herr ihn verraten hätte. In dem er verschwiegen hat, dass er selbst Gefangener ist, hat er den armen Smeagol ja auch ein Stück weit hereingelegt. Die Schuld gibt Smeagol natürlich nun ihm und allen Waldläufern. Und als die Beschützerposition von Frodo bröckelt, tritt Gollum wieder als Smeagols Beschützer hervor und das war der hauptsächliche Wendepunkt. Nun war es ja letzte Woche so, dass Sams Rede noch einmal Smeagols Mitgefühl geweckt hat. Und hier ist Smeagol wieder ins Zweifeln geraten, ob er tatsächlich wieder Gollum trauen soll oder ob er eher Freunde in den beiden Hobbits (hauptsächlich Frodo) finden kann. Eine komplette Wende zu Smeagol war dies sicherlich nicht, aber dennoch trat dort die Gollum-Seite wieder stark in den Hintergrund. Smeagols Mimik hat das zumindest ausgedrückt. Gollum wären diese Worte am Allerwertesten vorbei gegangen, da er nur Augen für seinen Schatz hat.

Wie hängt das nun mit meinem Freund Faramir zusammen? Dieser bringt die Hobbits zu einem geheimen Fluchtweg und auch Sam sieht nun sein Mitgefühl und spricht Dankesworte. Faramir entgegnet darauf in einer sehr höflichen Art und Weise, die selbst den misstrauischen Sam rührt und bis hierhin ist das ja auch alles okay. Nachdem er erfahren hat, dass sie den Pass von Cirith Ungol gehen, schnappt er sich Smeagol und würgt ihn! Mir ist nicht entgangen, dass Smeagol versucht, sich davon zu stehlen, als er Faramirs Wissen über diesen Pass bemerkt. Dass Smeagol also etwas verheimlicht, ist unschwer zu erkennen. Deswegen ist ein gewisser Druck an dieser Stelle auch angemessen, aber hier muss es dann gleich wieder Gewalt sein... Smeagol allerdings verbindet ja Waldläufer immer noch mit Gewalt und er wird mal wieder durch Faramirs Verhalten darin bestätigt, dass alle Waldläufer grausam sind und Frodo schreitet wieder nicht ein (auch ein Fehler von ihm). Smeagol merkt nun, dass nur Gollum ihm Schutz bieten kann - sonst keiner. Nachdem Gollum meint, dass es nicht der Pass wäre, würgt Faramir ihn noch stärker - erst dann gibt er die Wahrheit zu.

Er lässt sich durch Frodo die Wahrheit bestätigen und Frodo meint, dass es wirklich der einzige Weg sei. Was will Faramir denn noch? Faramir weiß nun, dass der Ring vernichtet werden muss - dass es getan werden muss, steht für alle Beteiligten außer Frage. Die Hobbits müssen folglich nach Mordor gelangen. Frodo meint, der Pass sei deren einzige Möglichkeit und auch wenn Faramir weiß, dass dort eine Gefahr lauert (was die Hobbits ja nicht wissen), dann weiß er nun aber, dass es der einzige Weg ist. Also könnten die Hobbits es sein lassen und hier bleiben, bis der Nazgul den Ring abholt oder sie könnten den Weg trotzdem gehen und Smeagol bietet sich dabei als Führer an! Was will man mehr? Faramir stattdessen wirft Smeagol zur Seite, vor Wut, dass es der einzige Weg ist und dass die Hobbits ausgerechnet durch ihn geführt werden. Über diesen Part könnte ich ja noch hinwegsehen, da Smeagol zunächst gelogen hatte.

Er lässt die Hobbits aber danach gehen und Gollum, der der Letzte ist, wird erneut von ihm gepackt, obwohl er einen weiten Bogen um Faramir macht. Smeagol ist hier schon sichtlich eingeschüchtert durch Faramir. Ich muss hier immer an einen Hund denken, aber mehr dazu gleich noch. Faramir packt ihn wieder im Würgegriff, aber dieses Mal fester und bestimmter. All dies geschieht hinter dem Rücken der Hobbits. Eine, wie ich finde, hinterlistige Art von Faramir. Eine Charaktereigenschaft, die mir überhaupt nicht gefällt - im Film wie auch im Leben. Faramir schleudert nach seinen Ermahnungen Smeagol noch unsanfter zu Boden, worauf dieser seine rechte Hand nicht mehr richtig aufsetzen kann. Bevor ich hier weitermache, fange ich doch mal mit dem Hunde-Beispiel an, denn das zeigt viel besser, wie ich Faramir hier in dieser Szene sehe:

Smeagol lässt sich für mich eigentlich den ganzen Film über mit einem Hund vergleichen. Mich würde es wundern, wenn die Produzenten nicht auch irgendwas Hundisches im Kopf gehabt hätten, als Smeagol kreiert wurde. Ich nehme mal an, die meisten von euch haben einen Hund und am besten klappt das, wenn man sich große Hunde vor Augen führt, weil die einfach wehleidiger und emotionaler sind (jedenfalls die, die ich kenne). Nun ist es zu Anfang der Szene ja so, dass Faramir ganz normal mit den Hobbits spricht. Stellt euch hier bitte eine Standard-Familie vor, Herrchen und Frauchen, die Besuch eingeladen haben. Für Smeagol ist Frodo das Herrchen und Faramir ist der Besuch. Weil Faramir aber keine Hunde mag, wird der Hund zwar im Haus gelassen, aber muss sich eine Ecke legen und darf nicht mehr aufstehen, weder bellen noch Unfug machen. Dem Besuch passt das Verhalten des Hundes aber so gar nicht und in dem Fall bestraft das Herrchen seinen Hund (im Film übernimmt ja Faramir diesen Job). Dieser ist daraufhin noch unglücklicher und fühlt sich von allen allein gelassen. Die Herrchen und den Besuch kümmert das aber nicht. Sie kümmern sich ausschließlich umeinander. Der Hund hat im Moment niemanden, dem er sich zuwenden könnte, außer sich selbst.

Im weiteren Verlauf ist es dann so, dass als der Besuch weg ist, das Herrchen wieder auf den Hund zugeht und ihn noch einmal bestraft, dieses Mal aber härter. Der Hund fühlt sich zu unrecht bestraft. Er hat kein Vertrauen mehr zu seinem Herrchen.

Jetzt stellt euch bitte vor, dass der Hund nicht nur an diesem Tag bestraft wurde, sondern der Hund hat schon sehr viel Leid durchgemacht. Von seiner alten Familie wurde er verstoßen, er wurde von anderen alleine gelassen und grausam behandelt. Von denen, denen er am meisten vertraute, wurde er hereingelegt und alleine gelassen. Hunde, die so ein Leid erfahren, könnten unter Umständen sogar anfangen, zu beißen oder zu schnappen, da sie selbst so ein Verhalten erfahren haben.

Ich hoffe, ihr habt in diesem Hundedasein eine Parallele zu Smeagols Leidensgeschichte erkennen können und Faramir ist für mich dieses Herrchen, dass zumindest einen Teil der Schuld trägt, dass der Hund anfängt zu beißen. Statt Gewalt gegen ein verängstigtes Tier auszuüben, hätte man hier mit Worten und Verständnis arbeiten müssen. Man hätte sich um dieses Tier kümmern müssen und nicht weiter darauf einschlagen.

Smeagol humpelt also nun und wie bei Hunden üblich, simulieren sie natürlich auch ein wenig, wenn sie sich verletzt haben. Der Schmerz wird natürlich größer dargestellt, als er tatsächlich ist und Smeagol will natürlich auch nur Mitleid erregen.

Erstaunlicherweise und für mich ebenso unverständlich wie Faramirs Verhalten, kümmert sich nicht Frodo um Smeagol! Was soll der Hund namens Smeagol also nun denken? Frodo hatte sich mit Faramir hervorragend verstanden --> einzige Konsequenz: Frodo hat sich mit dem verbündet, der ihm mehr als einmal Leid zugefügt hat. Sam kommt auf Smeagol zu und erklärt ihm den tatsächlichen Sachverhalt, aber Smeagol glaubt ihm nicht. Das ist auch verständlich! Der fette Hobbit wurde ja auch nicht verprügelt... Um ehrlich zu sein: Nach allem, was Smeagol wiederfahren ist, habe ich Mitleid für ihn und Verständnis für seine Rückwandlung. Der endgültige Groschen, dass Gollum wieder über Smeagol siegt, fällt für mich in genau dieser Szene, als Faramir ihn erneut misshandelt und niemand einschreitet. Für mich trägt ein Großteil dieser Schuld Faramir, weil er Gollum ja schon zuvor schlagen lassen hat und außerdem im gesamten weiteren Verlauf nie als ernstzunehmendes Geschöpf betrachtet hatte (eben als einen wertlosen Köter). Smeagols Herrchen Frodo schert sich genauso wenig um ihn und unterstützt Faramir sogar noch dabei, ihn zu misshandeln (das ist Gollums Sichtweise). Smeagol kann folglich gar nichts dafür, dass er sich zurückwandelt. Und hätte Faramir die Finger von Gollum gelassen, bin ich mir sicher, dass es den Konflikt, den es im Wald zwischen Smeagol und Gollum gibt, zwar gegeben hätte, aber dass er zu Gunsten Smeagols ausgefallen wäre. Sams Worte haben Smeagol dermaßen bewegt gehabt, dass er noch einmal tief gezweifelt hatte, aber nachdem er von Faramir und Frodo "geschlagen" wurde, war Gollum der Einzige, dem er überhaupt noch vertrauen konnte. Gollum war da, als er Verständnis brauchte und Gollum gab ihm dieses Verständnis. Bei einem Hund wäre das vielleicht eine Streicheleinheit und wir denken hierbei zurück an die Streicheleinheit, die Gollum Smeagol gegeben hat.

Vielleicht kommt jetzt besser ans Licht, wieso ich so Negativ von Faramir denke? Ein Teil meiner Einschätzung beruht natürlich auch darauf, dass ich Mitleid mit Smeagol habe und da seine Rückfälle immer nur in den Faramirszenen passieren, gibt es da ja nur diese eine Schlussfolgerung.

Es ist auf jeden Fall so, dass gerade diese Szene für meine Meinung über Faramir hauptverantwortlich ist, dass er hier meiner Meinung nach etwas sehr Schlimmes tut. Hier bricht er endgültig das Vertrauen des getreuen Hundes und macht ihn zu einem aggressiven Hund.

Nun will ich mich aber abwenden von diesem Ärgernis und zur nächsten Szene übergehen:

Dass die Geschichte noch nicht zu Ende ist, wird hier hauptsächlich durch Gandalf erwähnt, der Saurons aufkommende Macht beschreibt.

Sehr schön ist auch die folgende Sequenz, als Frodo seinen Freund Sam mit Komplimenten überhäuft und dieser sichtlich gerührt ist.

Und dann kommt eine sehr interessante Szene des zweiten Teils - vor allem auch aus filmischer Sicht, aber zunächst rein von der Handlung her:

Man sieht hier noch einmal schön, dass Smeagol fast am Boden kriecht. Sein Mut ist am Boden und seine Kraft auch. Er wurde von allen verraten, von denen er eher Verständnis erwartet hätte. Smeagol weiß nun nicht mehr weiter und so schmiedet Gollum wieder die Pläne. Irgendwann ist auch Smeagol von diesen Plänen überzeugt und er weiß, dass er nur noch sicher ist mit der Macht des Ringes und Gollums Obhut. Nun ist seine Wandlung endgültig abgeschlossen. Es gibt kein zurück mehr. Smeagol ist Gollum und das nun für immer. Smeagol wurde einmal zuviel betrogen.

Wenn ich meine Emotionen bei dieser Wandlung und vor allem den Gründen dafür mal außen vor lasse, ist diese Sequenz aus filmischer Sicht hervorragend gelungen. Sie zeugt von schauspielrischen Talent von Andy Serkis und es ist sehr interessant, wie die Umgebung in Gollum und Smeagols Konflikt eingebunden wurde. Mal wird ein dünner Ast gewürgt, der für Frodos Hals steht oder ein Baum teilt Gollums beide Hälften, die miteinander debattieren. Nachdem auch Smeagol von Gollums Plan überzeugt ist, ist es sehr interessant, dass die Kamera nur noch sehr leicht nach links oder nach rechts schwenkt. Damit wird der nicht mehr allzu große Unterschied zwischen Smeagol und Gollum verdeutlicht. Hübsche Stilmittel! Und ganz zum Schluss gibt es dann noch mal eine imposante Kamerafahrt, die beim Blick auf Mordor endet.

Zum Abspann fällt mir eigentlich nur ein, dass der Endsong zwar der Schlechteste der drei Songs ist, aber dennoch ist er toll! Besonders an diesem Song ist ja auch, dass er nicht nur Gollums Song heißt, sondern eben auch Gollum sehr gut beschreibt. Dadurch, dass es gerade am Ende um den Konflikt zwischen Smeagol und Gollum ging, passt der Song hervorragend.

Mit freudigem Schwanzwedeln (nicht falsch verstehen bitte :anonym: ) haben wir den zweiten Teil hinter uns gebracht. Mit Hundeblick erwarte ich nun die nächste Woche und den Beginn von Teil 3. :-O

Geschrieben

Off-topic:

Ich nehme mal an, die meisten von euch haben einen Hund...

Wie kommst du denn auf so was? Ich persönlich bin ausgesprochene Hunde-Hasserin :hehe:

Zum Thema: ich verstehe es auch nicht, warum der edle Faramir hier so brutal wird. Und warum Frodo mit der Wahrheit so hinterm Berg hält. Da wird etwas bis zum Äußersten dramatisiert, dabei hätte schon viel weniger genügt, um das "Umkippen" Smeagols galubwürdig zu begründen. Das mag ich an Literaturverfilmungen nicht: wenn immer noch eins und noch eins und noch eins draufgesetzt werden muss, damit die "doofen" Zuschauer auch ja kapieren, was los ist. Da wird mit dem Zaunpfahl gewinkt:" Seht Ihr? Deswegen. Was, hinten ist einer eingeschlafen? Also nochmal das Ganze!"

Geschrieben

@Saruman: Ich habe mir schon gedacht, dass du auf Smeagols Würgen durch Faramir herumreitest. Das gleiche wurde auch schon mal in einem englischen Faramir-Forum durchgekaut, wo Buch- und Film-Fans aufeinanderprallten.

Ich verstehe dein Mitleid für Gollum beim besten Willen nicht. Der Kerl hat von Anfang an nix anders vor, als Frodo irgendwann den Ring abzunehmen.

Und wenn er zwischendurch mal "herzig" wird, weil er gerade seine Smeagol-Phase hat, dann kommt Sam daher und wirft ihm irgendeinen Ausdruck wie "Stinker" an den Kopf.

Der Vergleich mit einem Hund hinkt. Gollum hat meiner Meinung nach nix mit einem Hund zu tun. Ein Hund handelt aus Instinkt, Gollum aber ist gerissen und kann denken wie ein Mensch bzw. Hobbit.

Ich finde, dass Faramir richtig handelt, indem er Gollum noch einmal ordentlich bedroht, nachdem dieser ja nicht so richtig mit der Sprache heraus will.

Im Buch wendet Faramir zwar keine körperliche Gewalt gegen Gollum an, er foltert ihn jedoch psychisch. Im Buch besitzt Faramir ja bekanntlich die Gabe, in den Herzen anderer Lebewesen zu lesen. Dies macht er bei Gollum und dieser reagiert darauf, als habe Faramir ihn gefoltert. Er wimmert und krümmt sich vor Angst. Im Buch hat er dann Riesenangst vor Faramir. Von daher gesehen ist das Verhältnis zwischen Faramir und Gollum ziemlich ähnlich im Film. Auch der Satz "Möge ein schneller Tod dich ereilen, falls du ihnen ein Leid antust" fällt im Buch. Da fragt man sich, ob Faramir auch die Fähigkeit besitzt, Flüche aufzuerlegen.

Nochmal zum Thema körperliche Gewalt gegen Gollum: Gandalf und Aragorn berichten bei "Elronds Rat" im Buch, dass sie nicht gerade sanft mit Gollum umgegangen sind. Gandalf hat Gollum regelrecht gefoltert, um ihn auszuhorchen.

Soviel zum Thema "Böse Helden" und "armes Gollum-Herzchen".

Gollum ist durch und durch ein tückischer Schurke. Meiner Meinung nach hätte er Frodo auch dann zu Kankra gebracht, wenn sie nicht Faramir begegnet wären.

Geschrieben

Ich verstehe dein Mitleid für Gollum beim besten Willen nicht. Der Kerl hat von Anfang an nix anders vor, als Frodo irgendwann den Ring abzunehmen.

Und wenn er zwischendurch mal "herzig" wird, weil er gerade seine Smeagol-Phase hat, dann kommt Sam daher und wirft ihm irgendeinen Ausdruck wie "Stinker" an den Kopf.

Der Vergleich mit einem Hund hinkt. Gollum hat meiner Meinung nach nix mit einem Hund zu tun. Ein Hund handelt aus Instinkt, Gollum aber ist gerissen und kann denken wie ein Mensch bzw. Hobbit.

Nochmal zum Thema körperliche Gewalt gegen Gollum: Gandalf und Aragorn berichten bei "Elronds Rat" im Buch, dass sie nicht gerade sanft mit Gollum umgegangen sind. Gandalf hat Gollum regelrecht gefoltert, um ihn auszuhorchen.

Soviel zum Thema "Böse Helden" und "armes Gollum-Herzchen".

Gollum ist durch und durch ein tückischer Schurke. Meiner Meinung nach hätte er Frodo auch dann zu Kankra gebracht, wenn sie nicht Faramir begegnet wären.

Im Buch: Ja, ich stimme dir voll und ganz zu! Faramir ist der Gute und Gollum ist der böse, durchtriebene Schurke, der immer und zu jeder Zeit auf den Ring aus ist. Schon immer hat er ein Druckmittel gebraucht, bevor man die Wahrheit aus ihm heraus bekommt.

Im Film (und diesen behandeln wir hier nunmal): Nein, ich kann dir überhaupt nicht zustimmen.

Im Film hat Gollum sehr wohl etwas anderes vor, als den Ring an sich zu reißen (bzw. Gollum schon, aber Smeagol nicht). Im Buch geschieht Smeagols Rückwandlung beinahe automatisch und im Film ist diese Smeagol-Seite so stark ausgeprägt und so sympathisch, dass man einen Grund für seine Rückwandlung finden musste und dieser ist nunmal Faramir. Smeagol hätte niemals versucht, den Ring an sich zu reißen, denn er hatte Frodo als seinen Beschützer (seinen Herrn) akzeptiert. Das merkt man auch sehr schön, wie qualvoll er nach seinem Herrn geschrieen hat, als die Waldläufer ihn am Weiher gefesselt haben. Smeagol ist im Film ein ausgesprochen labiles und hilfloses Geschöpf, während Gollum als sein starker Beschützer fungiert.

Sam mag ihn zwar beleidigt haben, aber deshalb ändert das ja nichts, an der Beziehung zwischen Frodo und Smeagol. Er vertraut Fodo bedingungslos und hätte niemals etwas Böses von ihm erwartet. Frodo hingegen erweist auch Smeagol ein Vertrauen, was Smeagol seit Jahrhunderten nicht mehr erfahren hat. Im Buch ist dies eher eine Pflichtbeziehung und im Film wirkt dies eher als eine freundschaftliche Beziehung.

Ein Hund mag vielleicht aus Instinkt handeln, aber Smeagol auch. Die Zeiten, dass Smeagol ein Hobbit war, sind längst vorüber. Er hat ja sogar seinen Namen vergessen gehabt! Seine Vergangenheit ist bedeutungslos geworden. Es zählt nur noch das Zusammenspiel der Smeagol-Gollum-Seiten und hier ist Smeagol der hilflose Unterdrückte, auf den von allen Seiten eingetreten wird. Smeagol verhält sich im Film eben wie ein Hund. Man denke an seine Apportier-Szene mit den Kaninchen oder an seinen süßen Blick, als er den Fisch im flachen Bach jagt.

Im Film wird die Folterung durch Gandalf und Aragorn gar nicht erwähnt! Da sist schade, aber es ist so und dadurch, dass sie gar nicht erwähnt wird, hat sie vielleicht gar nciht stattgefunden. Wer sagt denn, dass unser Film-Golum jemals durch Aragorn oder Gandalf gejagt und ausgehorcht wurde? Und überhaupt: Im Buch kam es mir auch niemals so vor, dass Gandalf grausame Verhörmethoden angewandt hatte. Gollum mag das gesamte Verhör nicht gefallen haben, aber Gandalf ist trotzdem gutmütig geblieben. Außerdem wurde er als Gefangener königlich durch die Elben behandelt. Wenn die Szene also im Film auch stattgefunden hätte, ist von eben einer solchen Behandlung auszugehen. Außerdem war Gollum zu dieser zeit ja auch noch Gollum und nicht Smeagol - das bitte nicht vergessen.

Gollum hätte Frodo zu Kankra gebracht - ja, aber nicht Smeagol, der einen Beschützer und Freund in Frodo gefunden hatte.

Und noch einmal: Ich beziehe mich auf den Film, nicht auf das Buch. Die Sichtweise, die ich im Buch von Smeagol habe, ist eine grundlegend andere. Dort ist Smeagol ebenfalls böse, aber nicht hier im Film. Der Film legt das Geschöpf Gollum immer so aus, dass wenn es böse ist, auch die Gollum-Seite zu sehen ist, bzw. der Ring seine Finger im Spiel hat (siehe Prolog zu Teil 3).

Wie mein Mitleid zustande kommt, dürfte also ganz natürlich sein, vorausgesetzt man vermischt nicht Film und Buch. Und dadurch, dass man nicht nur Smeagol für den Film geändert hat, sondern auch Faramir, ergibt sich ein ganz anderer Blickwinkel.

Geschrieben

Ihr seid ja schon wieder mitten in der schönsten Faramir-Diskussion ;-)!

Die Sequenz beginnt damit, dass Faramir Frodo und Sam einen Weg durch einen alten Kanal hinaus zeigt. Sam meint zu ihm, er habe bewiesen, was er wert sei. Zu diesem Zeitpunkt herrscht endlich ein freundliches Einvernehmen zwischen Faramir und den Hobbits.

Als Faramir jedoch fragt, wohin sie denn wollten, wenn sie den Waldrand erreicht hätten, erzählt Frodo, dass Gollum ihnen einen Pfad hinauf ins Gebirge in der Nähe von Minas Morgul zeigen wolle.

Faramir wird daraufhin sofort hellhörig und vermutet, welcher Pfad gemeint ist, nämlich Cirith Ungol. Aufgebracht ergreift er Gollum und verlangt von diesem eine Bestätigung seiner Vermutung. Gollum streitet dies zunächst ab, ab Faramir hat böse Dinge über diesen Pfad gehört und ist nun in Sorge. Erst auf Faramirs "Zureden" hin gibt Gollum zu, dass es sich doch um den Pfad von Cirith Ungol handelt und es keinen anderen Weg gäbe, da Frodo und Sam unbedingt nach Mordor müssten.

Faramir lässt daraufhin von Gollum ab und verabschiedet die beiden Hobbits, wobei er aber nicht glücklich aussieht. Als Frodo und Sam losmarschieren und Gollum hinterher will, greift Faramir sich diesen nochmal und drückt ihn an die Wand, wobei er ihn warnt, dass ihn ein grausamer Tod ereilen solle, sollte er den Hobbits Schaden zufügen.

Ich kann Faramirs Verhalten an dieser Stelle durchaus nachvollziehen. Nachdem er seine ursprünglichen Pläne fallengelassen und nun begriffen hat, dass das, was die Hobbits vorhaben, das einzig Richtige ist, möchte er sie unterstützen. Er steht nun ganz auf ihrer Seite. Gollum hat er offenbar immer misstraut – und Gollum wirkt ja leider auch nicht unbedingt vertrauenerweckend –, und dass dieser die Hobbits auf einen dubiosen Pfad und womöglich ins Unheil führen will, erfüllt ihn mit Sorge und lässt sein Misstrauen in Bezug auf Gollum erst recht aufflackern. Darum die Verwarnung. Dass er da nicht gerade zimperlich mit Gollum umgeht, kann man auch nachvollziehen, obwohl auch ich der Meinung bin, dass weniger Gewalt gereicht hätte, um seinen Standpunkt klarzumachen.

Vielleicht war Faramir in dieser Situation aber einfach nur sehr angespannt, schließlich hat auch er in letzter Zeit einiges erlebt und mitmachen müssen, inklusive der Kampf in Osgiliath. Da denkt man vielleicht nicht unbedingt darüber nach, wie man handeln soll – man reagiert in dem Moment einfach.

Gollum schleicht wie ein geprügelter Hund hinter Frodo und Sam her, und Sam versucht ihm das, was geschehen ist, zu erklären, doch Sméagol ist zu diesem Zeitpunkt schon längst verschwunden, und Gollum hat wieder die Oberhand, wenn auch nur subtil.

Es folgt ein Szenenwechsel auf Gandalf und seine Gefährten. Gandalf erkennt in weiser Voraussicht, dass zwar die Schlacht um Helms Klamm vorüber ist, dass die Schlacht um Mittelerde jedoch erst noch bevorstehen würde. Die Hoffnung würde nun auf zwei kleinen Hobbits ruhen, irgendwo in der Wildnis.

Schnitt auf die "kleinen Hobbits" und auf Gollum. Frodo und Sam scheinen hier so unbeschwert wie schon lange nicht mehr und machen sich Gedanken darüber, ob sie wohl jemals in irgendwelchen Liedern vorkommen werden. Sam ermuntert Frodo, und Frodo ermuntert Sam. Frodo erkennt schon hier, was er an Sam hat und dass er ohne ihn nicht weit gekommen wäre. Eine schöne Szene – vor allem, wenn man bedenkt, was später folgen wird, als Frodo mehr und mehr von dem Ring besessen ist und sich von Gollum beeinflussen lässt.

Gollum ist in einem erbarmungswürdigen Zustand. Das Erlebnis mit Faramir und den Waldläufern hat ihm schwer zugesetzt und ihn in einen tiefen Gewissenskonflikt gestürzt, in dem eindeutig Gollum die Oberhand hat. Sméagol ist so gut wie verschwunden, und das, was von ihm noch übrig ist, hat keine Chance gegen das Gollum-Ich. Es zeigt sich, dass Gollum das Geschehen fehlinterpretiert hat und sich von Frodo tatsächlich hintergangen fühlt. Nun will er sich an Sam und ihm rächen, endgültig. So schmiedet er einen hinterhältigen Plan, bei dem er "Sie" einbringt, die die Hobbits für ihn töten könnte.

Wer weiß, vielleicht hätte Sméagol ohne den Vorfall mit Faramir eine reelle Chance gehabt, zu triumphieren. Nun ist alles zunichte. Gollum hat endgültig gewonnen.

Den Schluss-Song finde ich gut gelungen. Nicht nur, dass er sich um Gollum dreht, auch der Text ist treffend.

Geschrieben

@Saruman:

Ich glaube nicht, dass es von den Filmemachern beabsichtigt war, das Geschöpf Gollum/Smeagol so positiv darzustellen, wie es im Film herüberzukommen scheint. Meiner Meinung nach ist dieser Zwiespalt bei Gollum/Smeagol immer vorhanden: er schafft es zwar für einige Zeit, den Gollum in sich zu vertreiben. Aber dieser Gollum in ihm lauert trotzdem weiterhin im Hintergrund und wartet auf seine Chance. Mag sein, dass die Begegnung mit Faramir wieder die böse Seite dieses Wesens hervorgebracht hat, aber wir wissen auch nicht mit Sicherheit, ob Smeagol/Gollum auf Dauer Smeagol geblieben wäre ohne das Aufeinandertreffen mit den Waldläufern.

Ich muss leider wieder aufs Buch zurückgreifen: Dort ist es doch genauso, dass nach der Begegnung mit Faramir der alte Gollum wieder hervorkommt.

Es ist eben wichtig für die weitere Handlung, dass Gollum seine gute Seite endgültig ablegt und dass es dann schließlich zum Zweikampf zwischen ihm und Frodo im feurigen Berg kommt.

Ich finde es schade, dass die Folterungen durch Aragorn und Gandalf im Film verschwiegen werden. (Naja, vielleicht sehen wir etwas davon im 2. Film des „Hobbit“.) Somit hat freilich Faramir ein bisschen die A....karte gezogen und kommt nicht ganz so nobel herüber wie manch anderer Charakter. (Obwohl Aragorn und Gandalf ja auch ihre Schwächen in den Filmen haben)

@Melkor: Vielleicht wäre der Ring nie vernichtet worden, wenn Smeagol Smeagol geblieben wäre für den Rest der Filme. Es hat schon alles seinen Sinn gehabt.

Geschrieben

Dass Smeagol so positiv erscheint, ist ja auch vielen Faktoren zu verdanken. Durch das intensive Schauspiel von Andy Serkis, die Stimme (sowohl die Original- als auch die deutsche Stimme), durch das Motion-Capture-Verfahren, durch die Nachbearbeitung der Mimik, durch seinen Humor und vielem Mehr erscheint Gollum einfach glaubwürdig und gerade im Teil 2 ist ja seine positive Seite durchaus stärker ausgeprägt. Die Smeagol-Seite zieht sich ja fast den gesamten Film hindurch.

Dadurch, dass Faramir und seine Waldläufer eher negative Änderungen erfahren haben, erscheint Smeagol im Gegenzug viel positiver - wie auch immer das tatsächlich beabsichtigt war.

Ein ganz besonderes Beispiel ist mir eben wieder eingefallen. Es ist Smeagol, der Frodo aus den Fängen der Geister in den Totensümpfen rettet und nicht Sam. Frodo ist darüber auch der überrascht, aber das ist ein wichtiger Schritt zu diesem Vertrauensverhältnis zwischen Frodo und Gollum. Hier glaube ich auch nicht, dass diese Rettungsaktion nur Show war. Ich denke, das war in diesem Fall wirklich Smeagol, der helfen wollte.

Ich Buch mag es zwar auch so sein, dass Gollum durch Faramir wieder stärker hervorgerufen wird, weil Gollum natürlich auch dort gefangen gehalten wird und dass er ein Wesen ist, mit dem man nicht unbedingt Tee trinken kann, ist das auch durchaus einleuchtend und vom Film auch ähnlich umgesetzt worden. Ich meine mich aber erinnern zu können, dass Gollum bereits wieder der Alte ist, bevor sie auf Faramir treffen. Ich glaube, im Buch ist es Sam, der seine Rückwandlung bereits schon in den Totensümpfen hervorruft. Ich werde die entsprechende Textstelle bei Zeiten mal heraussuchen. Im Buch also wird Faramir gar nicht mit so vielen Missetaten belastet, die er im Film zugewiesen bekommt. Aber im Film begeht er diese nunmal und nur daran kann ich ihn bewerten. Im Buch habe ich ja auch eine ganz andere Meinung von Faramir. Da ist das Verhältnis genau umgekehrt. Ich mag Faramir, aber traue Gollum niemals über den Weg. Im Film erscheint es mir immer so, dass Smeagol tatsächlich für eine gewisse Zeit voll und ganz der Hobbit ist, der er einst war.

Was die Folterung durch Gandalf betrifft, glaube ich nicht, dass wir jemals so eine Folterung erleben werden, wie sie faramir praktiziert. Dazu ist Gandalf zu weise, um Gewalt anzuwenden. Er wird wohl eher kluge Worte einsetzen und Gollum mit seinen Worten quälen. Gewaltausübung passt einfach nicht zu einem Zauberer, wie sie durch das Buch präsentiert werden. Ein Grund auch, wieso mir Saruman im Teil 3 nicht gefällt, aber mehr dazu demnächst.

Dennoch aber könnte es sein, dass wenn wir eine Folterung im Hobbit zu sehen bekommen sollten, das meine Meinung über Faramir ändern könnte, denn dann wäre er nicht mehr der Einzige, der dieses Wesen schlecht behandelt. Selbst Sam legt nicht Hand an Gollum - jedenfalls nicht im Teil 2. Im Teil 3 ist es ja berechtigt, da er ja sogar weiß, dass Gollum etwas Böses im Schilde führt.

Geschrieben (bearbeitet)

Was die Folterung durch Gandalf betrifft, glaube ich nicht, dass wir jemals so eine Folterung erleben werden, wie sie faramir praktiziert. Dazu ist Gandalf zu weise, um Gewalt anzuwenden. Er wird wohl eher kluge Worte einsetzen und Gollum mit seinen Worten quälen. Gewaltausübung passt einfach nicht zu einem Zauberer, wie sie durch das Buch präsentiert werden. Ein Grund auch, wieso mir Saruman im Teil 3 nicht gefällt, aber mehr dazu demnächst.

Ist es dann auch weise, dass Gandalf später Denethor verprügelt? Bei aller Liebe, aber da kommt Gandalf wirklich wie tumber Schläger herüber und nicht wie ein weiser Zauberer, auch wenn Denethor im Film wie ein Idiot agiert. Aber dazu dann ausführlicher, wenn wir in ROTK an der Stelle ankommen.

Um wieder aufs eigentliche Thema zurückzukommen. Meiner Meinung nach ist es dann schon ein grober Schnitzer vom Film-Team, Smeagol sympathischer zu machen und Faramir und seine Leute negativer als im Buch. Aber wir werden später bei der ROTK-Besprechung noch erleben, dass noch mehr Gondor-Charaktere schwächeln. Das hat natürlich alles einen Grund, den ich später dann auch noch erwähne.

EDIT:

In meinem Faramir-Forum haben wir jetzt auch diese Thematik angeschnitten. Könnte es nicht sein, dass Gollum durch den jahrhundertelangen Besitz des Ringes so tief zum Bösen hin abgerutscht ist, dass dieses Smeagol-Getue nur eine vorübergehende Besserung war? Wir wissen ja auch, dass Smeagol durch einen hinterhältigen Mord zum Besitzer des Ringes wurde. Warum also soviel Sympathie für Smeagol und so viel Schelte für den armen Faramir im Film? Warum wird Faramir verurteilt, weil er einen Mörder ein bisschen unsanft behandelt? Ich denke, dass Faramir trotz seiner Charakteränderung im Film so viel Gespür besitzt, dass er die Boshaftigkeit dieses Wesens besser wahrnimmt als Frodo, der von Smeagol ziemlich eingelullt wurde.

Bearbeitet von Celebne
Geschrieben

Nachdem ich durch eine Erkrankung am Wochenende leider keine Motivation für die Filmbesprechung hatte mache ich das mal heute. Es wäre nach eurer langen Faramir-Diskussion schwer noch direkt darin einzusteigen. Gelesen hab ich sie allerdings. Ich werde einfach mal meine Sicht beschreiben und ihr könnt dann gegebenenfalls nochmal daran ansetzen.

Dann mal los...

Die Drei trotten Faramir hinterher auf sicheren Wegen, oder eben keinen Wegen. Um sich vor den Feinden zu schützen waten sie sogar durch knietiefes Wasser. Faramir führt sie zu einem Kanal, der sie sicher vor dem Feind aus der Stadt bringt.

Interessanterweise spricht Frodo Sméagol auch wieder einmal mit "Gollum" an, obwohl er es eine ganze Zeit nicht mehr getan hat.

Nun fragt Faramir nach dem Pfad und Sméagol bekommt sofort ein schlechtes Gewissen. Warum, wenn er doch weiß, dass es der einzige Weg ist? Ich glaube er fürchtet schon, dass Faramir seinen Plan durchschauen könnte, auch wenn er ihn zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht zur Vollendung geschmiedet hat. Dass Gollum die Beiden am Liebsten loshaben will, um sich den Ring unter den Nagel zu reißen dürfte allen Beteiligten klar sein. Ich finde auch nicht, dass Faramir ihn anbetrachts dieser Tatsache zu hart anfasst. Richtig fest würgen kann er ihn gar nicht, sonst könnte er nicht mehr sprechen. Tatsache ist, dass Faramir gerade die mächtigste Waffe, die er seinem Vater vorenthält, für die er sein Leben geben würde und die auf gar keinen Fall in die Hände des Feindes gelangen darf quasi in die Obhut eines Geschöpfes legt, dem er mit Recht nicht über den Weg traut. Dass er seinen Worten da etwas Nachdruck verleihen will ist mehr als verständlich. Ausserdem sehe ich Faramir, wie früher schon erwähnt zwar als möglichen Auslöser für "Sméagols Verwandlung" aber keinesfalls für den Grund. Ich bin mir ganz sicher, dass auch ohne Faramir oder das Eingreifen von Sam die böse Seite obsiegt hätte. Diese Seite des Geschöpfes ist einfach viel stärker als der bemitleidenswerte und freundliche Reststarr, der zudem sympathischer rüberkommt als er es tatsächlich im morgigen Abschnitt vor der Verwandlung tun wird. Ausserdem darf man den Einfluss des Ringes nicht vergessen. Es ist er unwahrscheinlich in meinen Augen, dass die Gute Seite in dessen Nähe länger oder dauerhaft hätte Bestand haben können.

Einzig die Art wie Faramir Sméagol hier zu Boden wirft ist vielleicht etwas unverständlich.

Hier halte ich für wichtig, dass Sam Sméagol Frodos Verhalten erklärt. Allerdings ist es aus Sams Mund in Sméagols Ohren wohl eher irrelevant. Die böse Seite hat längst wieder Dominanz erreicht und muss nur noch den Rest der guten Seite tilgen oder überzeugen. Besonders wichtig ist hier, dass er direkt nach dem mitleidigen "Nein, nein, nicht nachtragend" sein "Gollum! Gollum!" loslässt, das er seit seinem Sieg über die böse Seite hier zum ersten mal wieder sagt. Es handelt sie in dieser Szene wohl um eine Art Wendepunkt in der Verwandlung. Interessant ist auch, dass scheinbar nur die "Sméagol-Seite" nicht aber die "Gollum-Seite" Schmerzen verspürt und humpelt.

Tja, und nun? Die Pespektive die die Helden da haben ist ja schick, aber die kann es unmöglich geben. Mit Helms Klamm im Rücken ist Mordor keinesfalls zu sehen. Höchtstens am Ende der Klamm und nach Osten gewandt, aber dann ist Helms Klamm nicht mehr im Rücken zu sehen. Hier hätte sich Jackson für eines entscheiden sollen. Ich finde es an dieser Stelle übrigens nochmal sehr gut, dass Gandalf erwähnt, dass der Feind noch nicht geschlagen ist. Das könnte in der Euphorie des Sieges vielleicht untergegangen sein, v.a. bei Merry und Pippin. Es handelt sich hier übrigens um den Trupp auf dem Weg nach Isengart.

Die Begegnung mit Faramir hat Frodo und Sam auf jeden Fall viel geholfen. Sie konnten die Einsamkeit etwas überwinden und einige Male was vernünftiges essen. Die Beiden wirken fröhlicher, ausgeruhter als vor dieser Begegnung und erinnern sich sogar an das Auenland und ihre Vergangenheit. Man bekommt hier erneut das "Alles wird gut"-Auenlandthema zu hören und für die Beiden ist scheinbar erst mal tatsächlich alles gut.

Und jetzt kommt eine ganz ganz interessante Stelle! Gollum gibt allein Frodo die Schuld. Er stellt es so dar als hätte Frodo ihm weh getan. Das ist eines der wesentlichen Merkmale die mir zeigen, dass es für Sméagol nicht primär um die körperlichen Schmerzen geht. Es geht hier um den seelischen Schmerz, dass Frodo, dem er vertraut hat nicht verhindert hat, dass man ihm etwas antut bzw. es sogar ausgelöst hat. Frodo lockt Sméagol auch ganz gezielt in die Falle.

Was Gollum will ist Rache, Rache an Frodo, an seinem Herrn, nicht an den Verursachern des tatsächlichen körperlichen Schadens. Dennoch bleibt sein Hauptanliegen den Ring zu bekommen.

Das Gespräch finde ich übrigens, wie Saruman, wieder einmal sehr genial umgesetzt. Die beiden Seiten scheinen sich wirklich aufeinanderzuzubewegen.

Und zum Schluss macht Gollum etwas ganz interessantes: Er gibt sich als Sméagol aus. Mit der Lebensfreude, die er als "guter Sméagol" an den Tag legte wiegt er die Hobbits in Sicherheit und nur der Zuschauer weiß von seinem eben geschmiedeten Plan. Sehr gut gemacht.

Und zum Schluss noch ein atemberaubender Kameraflug aus den Wäldern Ithliens auf das Schattengebirge mit einem gewaltgen Blick ins Land des Feindes, der zugleich die noch große Entfernung als auch schon die gefährliche Nähe verdeutlicht.

Was bin ich froh, dass wir nicht wie der Kinozuschauer ein Jahr warten müssen. :-)

Schon morgen geht's weiter. Ich mach gleich den Thread auf...

Geschrieben

Könnte es nicht sein, dass Gollum durch den jahrhundertelangen Besitz des Ringes so tief zum Bösen hin abgerutscht ist, dass dieses Smeagol-Getue nur eine vorübergehende Besserung war? Wir wissen ja auch, dass Smeagol durch einen hinterhältigen Mord zum Besitzer des Ringes wurde. Warum also soviel Sympathie für Smeagol und so viel Schelte für den armen Faramir im Film?

Ich habe erst jetzt bemerkt, dass du den Beitrag editiert hattest. Deswegen kommt meine Antwort darauf erst jetzt.

Ich möchte das aber auch gar nicht so breit austreten. Wir beiden haben auch einfach ganz andere Sichtweisen des Charakters Smeagol. Für mich ist Smeagol jemand, der ausschließlich durch den Ring zu dem wurde, was er ist (ähnlich wie Bilbo aggressiv wird dank des Ringes). Sowohl Bilbo als auch Smeagol sind für mich keine bösen Geschöpfe, sondern wurden lediglich durch den Ring zu solchen Wesen. Dadurch entwickeln sie zwei Seiten. Eine böse, die von dem Ring besessene Seite und eine gute Seite, die immer noch für den ursprünglichen Charakter vor dem Ring steht. Das ist meine Sicht dieser Dinge - aber ausschließlich beim Film!!

Und da ist halt für mich der Unterschied. Ich sagte ja schon einmal, dass wenn wir hier das Buch besprechen würden, ich dir 100%ig zustimmen würde, denn wenn man dort die entsprechenden Textstellen zu Smeagol liest, dann merkt man, dass dieser von vorn herein einen labilen und sogar zum Bösen tendierenden Charakter hat. Aber das spiegelt sich für mich nicht im Film wider, sondern ausschließlich im Buch. Ich werde das aber morgen im Prolog von Teil 3 noch einmal anschneiden, wieso ich Smeagol dort nicht als Böse empfinde.

Und ich glaube, es ist diese unterschiedliche Sichtweise des Charakters Smeagol, die unserer verschiedenen Ansicht von Faramir zu Grunde liegt. Eigentlich interessant, wie manche Charaktere solch einen Einfluss auf das Gesamtbild eines Filmes haben können. :-O

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