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Eine LotR-Neuübersetzung


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Geschrieben

Ein lang erwartetes Fest

"Als Herr Bilbo Beutlin von Beutelsend bekannt gab, dass er in Kürze seinen einundelfzigsten Geburtstag mit einem besonders prachtvollen Fest feiern würde, gab es viel Gerede und Aufregung in Hobbingen.

Bilbo war sehr reich und sehr eigentümlich, und war derjenige, über den man sich seit sechzig Jahren im Auenland am meisten gewundert hatte, spätestens seit seinem merkwürdigen Verschwinden und seiner unverhofften Rückkehr. Die Reichtümer, die er von seinen Reisen zurückgebracht hatte, waren zu einer örtlichen Legende geworden, und gemeinhin glaubte man, was auch immer die alten Leute sagen mochten, dass der Bühl von Beutelsend voller Stollen war, die bis zum Rand mit Schätzen gefüllt waren. Und als wenn der Berühmtheit noch nicht genug wäre, gab es auch noch seine anhaltende Lebenskraft zu bestaunen. Die Zeit verging, doch schien sie wenig Einfluss auf Herrn Beutlin zu nehmen. Mit neunzig war er so ziemlich derselbe wie mit fünfzig. Mit neunundneunzig Jahren , begannen sie davon zu sprechen, er habe sich gut gehalten, aber dass er unverändert war, hätte die Sache eher getroffen. Es gab einige, die den Kopf schüttelten und dachten, dass dies zu viel des Guten sei; es kam ihnen ungerecht vor, dass jemand (allem Anschein nach) sowohl ewige Jugend als auch (angeblich) unerschöpflichen Reichtum besaß.

„Er wird dafür bezahlen müssen", sagten sie. „Das ist nicht natürlich und wird noch Ärger geben!""

Alle Passagen, die ich hervorgehoben habe würde ich noch mal ändern, da sie m.E. entweder holprig oder schlichtweg falsch sind. Ich kann hier nicht ins Detail gehen, da ich momentan tippbehindert bin und mir das einfach zu lange dauern (und wehtun) würde. Nur mal Beispiele:

- die Zeit nimmt keinen Einfluss auf jemanden, sie verändert ihn oder berührt ihn oder irgendetwas anderes idiomatisches

- Man sprcht nicht spätestens seit Bilbos Reise über seine Reichtümer, sonder seit seiner Reise

- derjenige, über den man sich seit sechzig Jahren im Auenland am meisten gewundert hatte: Das klingt wie eine Übersetzung im Lateinunterricht.

- die Leute haben sich nicht über Bilbo das MAul zerrissen als sie alle 99 waren, sondern als Bilbo 99 war

Und auch wenn es - nach allem was ich bisher in diesem Thread gelesen habe - völlig vergebliche Liebesmüh ist, möchte ich noch etwas allgemeines nachreichen: überleg dir mal ob du wirklich Meinungen hören willst, oder einfach Lob. Wenn du deine Arbeiten veröffentlichst riskierst du immer auch, dass jemand nicht begeistert davon ist.

Ich denke, alle hier wissen was du dir für eine Arbeit machst, auch wenn nicht alle einsehen wozu das gut sein soll. Das rechtfertigt in keinster Weise wie du bisher auf Kritik reagiert hast.

Es wird dir sicher nicht schaden weiterzumachen, schon deshalb weil du an deinem eigenen Stil arbeiten und Englisch üben kannst, aber erwarte nicht, dass alle 'OOOOOOHHHH!' und 'AAAHHHH!' rufen werden, denn so gut ist deine Übersetzung einfach nicht, da sie sich einfach nicht flüssig liest (ich weiß, das ist ein schwammiger Begriff).

Mein Tip (als professionelle Kinderquälerin im Fachbereich Englisch): Leg Carroux und Krege weg und finde deine eigene Sprache.

"cousin once removed" = Großcousin (Sohn oder Tochter einer Cousins/einer Cousine). Ich finde Kreges Übersetzung zwar nicht so richtig elegant, aber korrekter. Wohin willst du denn die Vettern versetzen? Das klingt so nach Plätze tauschen beim Familientreffen...

Geschrieben

@Ancalagon

SO viel Englisch-Erfahrung brauchst Du doch gar nicht.

Versetze Dich in das, was da geschieht, intensiv hinein! Und in die Figuren! Und möglicherweise in das, was Tolkien da beim Schreiben empfunden haben mag. Dazu muss ich doch nochmal zu diesen wundervollen Gaffer-Sätzen etwas beipflichten...

Nur ein PAAR der Ebenen, die Du Dir hier vor Augen halten musst:

Kneipengeschwätz. Der Ohm spricht sozusagen als "Geschwätz-Autorität". Das, was er da von sich gibt, ist teils verworren ausgedrückt, teils wichtigtuerisch, teils amüsant, teils informativ für seine neugierigen Gerüchte-Zuhörer. Darüber hinaus berichtet er auf diese Weise und unter diesen Umständen auch noch von den ohnehin absichtlich von Tolkien überverkomplizierten Verwandtschaftsverhältnissen der Hobbits...

Der erste Satz muss also sprachrhythmisch möglichst nach "aneinandergereihtem Labern" klingen, das eher Missverständnisse schafft, als aufzuklären, auch, wenn es inhaltlich "korrekt" ist.

Die Redewendung "once removed" existiert im Deutschen nicht für verwandtschaftliche Verhältnisse, "Generation" scheint also unausweichlich - es darf aber trotzdem nicht zu "wissenschaftlich klar" werden, was gesagt wird (Gelaber).

Die Klammer sagt etwas verschroben aus, dass Herr Drogo gerne aß, und dass das doch sehr gut passte, da ja der Herr Gorbadoc eine verschwenderische Tafel unterhielt - dies aber muss man eben möglichst verschroben und schwätzerisch als Klammer-Nebensatz in den bisherigen Ohm-Stil einpassen.

Ich würde so übersetzen:

Also ist Herr Frodo sein Vetter ersten und zweiten Grades, beide Male eine Generation übersprungen, wie man so sagt, wenn ihr mir folgen könnt.

Und Herr Drogo war eben zu Besuch im Brandyschloss bei seinem Schwiegervater, dem alten Herrn Gorbadoc, wie so oft nach seiner Hochzeit (wo er doch den leiblichen Genüssen so zugetan war und der alte Gorbadoc immer so reichlich auftischen ließ);

...

und da sind sie dann eben ertrunken... usw... er, und seine Frau... und der arme Herr Frodo noch ein Kind und all das... tjaja...

Redeschwall, eben. ;-)

Geschrieben

Aber ich versuche eben schon, die Sprache des Originals zu verwenden, wenn einfach nichts dagegen spricht.

Das ist einer der größten Fehler, denen Du aufsitzt: dass Du die Sprache des Original verwenden solltest oder überhaupt nur könntest. Die Sprache des Originals ist Englisch und das in mehreren Stilebenen. Du übersetzt ins Deutsche und die einzige Sprache, die Du verwenden kannst, ja: musst, ist Deutsch. Dabei kommt es nicht darauf an, wie man etwas im Englischen ausdrückt, sondern einzig und allein, wie man es auf Deutsch ausdrückt. Die wörtliche Übersetzung mag ein erster Schritt sein, eine Hilfe, aber mehr schon nicht.

Das, was Dich meiner Meinung nach noch am meisten behindert, ist das Verwenden der beiden Übersetzungen von Krege und Carroux. Ich denke auch, dass Du die besser weglegen solltest, weil die Dich sichtbar ablenken. Und ich wäre etwas vorsichtiger, den beiden derartig schnell Fehler vorzuwerfen. Natürlich ist keine Übersetzung frei von Fehlern und auch die beiden enthalten einige Fehler, aber es ist nicht alles gleich ein Fehler, nur weil man einzelne Entscheidungen der Übersetzer nicht auf den ersten Blick nachvollziehen kann.

Geschrieben

@beadoleoma

Also erstmal reagiere ich sehr wohl auf Kritik, mein Text ist schon längst verändert worden. Jedoch teile ich deine Kritik nicht immer. Was an "was immer die alten Leute sagen mochten" zu beanstanden sein soll, kann ich nicht beurteilen.

Hier mal die bisherige Version:

Als Herr Bilbo Beutlin von Beutelsend bekannt gab, dass er in Kürze seinen einundelfzigsten Geburtstag mit einem besonders prachtvollen Fest zu feiern gedenke, gab es viel Gerede und Aufregung in Hobbingen.

Bilbo war sehr reich und sehr eigenartig, und war schon sechzig Jahren das Hauptgesprächs- thema im Auenland, seit seinem merkwürdigen Verschwinden und seiner unverhofften Rückkehr. Die Reichtümer, die er von seinen Reisen zurückgebracht hatte, waren zu einer ortsansässigen Legende geworden, und gemeinhin glaubte man, was auch immer die alten Leute sagen mochten, dass der Bühl von Beutelsend voller Stollen war, die bis zum Rand mit Schätzen gefüllt waren. Und als wenn der Berühmtheit noch nicht genug wäre, gab es auch noch seine anhaltende Lebenskraft zu bestaunen. Die Zeit verging, doch schien sie wenig Wirkung auf Herrn Beutlin zu haben. Mit neunzig war er so ziemlich derselbe wie mit fünfzig. Als er neunundneunzig wurde, begannen sie davon zu sprechen, er habe sich gut gehalten, aber dass er unverändert war, hätte die Sache eher getroffen. Es gab einige, die den Kopf schüttelten und dachten, dass dies zu viel des Guten sei; es kam ihnen ungerecht vor, dass jemand (allem Anschein nach) sowohl ewige Jugend als auch (angeblich) unerschöpflichen Reichtum besaß.

„Er wird dafür bezahlen müssen“, sagten sie. „Das ist nicht natürlich und wird noch Ärger geben!“

@Bandobras Tuk

Auch hier mal eine überarbeitete Variante:

Also ist Herr Frodo sein Vetter ersten und zweiten Grades, wie das Sprichwort sagt, um 'nen Jahrgang verschoben, egal wie man’s dreht, wenn ihr mir folgen könnt. Und Herr Drogo war gerade auf dem Brandyschloss bei seinem Schwiegervater, beim alten Meister Gorbadoc, wie er es oft nach seiner Heirat gemacht hat (er schlug sich nämlich gerne den Bauch voll und der alte Gorbadoc hatte immer eine verdammt reichliche Mahlzeit anzubieten);

Bei deiner angebotenen Version ist es aber viel zu hochgestochen für den Ohm. "Leibliche Genüsse", das würde er nie sagen.

@viator

Allzu wörtlich mache ich es ja auch nicht, und mit Sprache des originals meinte ich schon die verschiedenen Ebenen auf denen das spielt.

Ich werde mir euren Ratschlag zu Herzen nehmen und Krege wie Carroux ab sofort völlig außen vor lassen. ;-)

Geschrieben

Bei deiner angebotenen Version ist es aber viel zu hochgestochen für den Ohm. "Leibliche Genüsse", das würde er nie sagen.

Und in dem Stadium musst Du nun wieder Tolkiens Original anschauen. :-)

Geschrieben

Ja da steht "vittles", was total umgangsprchlich ist. "Leibliche Genüsse" ist nicht umgangssprachlich. Wo liegt das Problem? :ka:

  • 1 Monat später...
Geschrieben

Hallo!

Ich habe im Elbenwaldforum von Ancalagons Übersetzungsversuch gelesen und finde die Idee ziemlich gut - auch wenn eine eventuelle Übersetzung nicht öffentlich zugänglich sein wird! Leider scheint das Ganze hier auch etwas eingeschlafen zu sein...

Aber trotzdem ein OnTopic von mir zu dem "him being partial to his vittles, and old Gorbadoc keeping a mighty generous table":

Ich würde die "vittles" im Deutschen einfach umschreiben um das angestrebte "Ohm-Geschwätz-Niveau" zu erreichen. "Speis und Trank" oder "Leibliche Genüsse" halte ich auch für etwas zu hoch. Mein Vorschlag wäre: "Er machte sich viel aus Allem, was seinen Magen füllte, und der alte Gorbadoc hatte viel davon!"

Hoffe, es hat ein wenig geholfen und der Thread hier ist nicht wirklich schon eingeschlafen!

lg

Oro

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