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Earendil und der Erzengel Michael


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Geschrieben (bearbeitet)

Ich habe in letzter Zeit ein wenig über die Gestalt des Earendil nachgedacht. Tolkien scheint von Earendil fasziniert gewesen zu sein. Ich frage mich, ob er es deswegen war, weil er christliche Motive mit hineingebaut hat.

In der Offenbarung des Johannes ist zu lesen, wie der Erzengel Michael den Drachen Satan besiegt und aus dem Himmel vertreibt. Dadurch ist die Welt gerettet bis zur letzten Schlacht gegen den Satan, dem Weltuntergang.

Tolkiens Held Earendil erschlägt den Drachen Ancalimon und ermöglicht so den Sieg der Valar über Morgoth. Somit wird Mittelerde gerettet bis zur letzten Schlacht, der Dagor Dagorath.

Stimmt ihr mir zu, wenn ich sage, dass sich der Erzengel Michael und Earendil ähneln?

Bearbeitet von Cadrach
Geschrieben

Ich habe in letzter Zeit ein wenig über die Gestalt des Earendil nachgedacht. Tolkien scheint von Earendil fasziniert gewesen zu sein. Ich frage mich, ob er es deswegen war, weil er christliche Motive mit hineingebaut hat.

Schauen wir uns doch erst mal Earendils mythologische Ursprünge an: hier. Das altenglische Wort ”Earendel” bezeichnete die Venus, wurde im angelsächsischen Kulturkreis aber auch als Symbol für Johannes den Täufer, der die Ankunft Christi ankündigte, verwendet. Tolkien adaptierte den Verweis Earendils auf den Morgenstern und Johannes’ Rolle des Hoffnungszeichens, intendierte aber keine weitere Assoziation zwischen seinem Earendil und Johannes, dem Christusankündiger, weil eine solche Assoziation aus historischen Gründen natürlich Unsinn gewesen wäre:

"The use of éarendel in A-S Christian symbolism as the herald of the rise of the true Sun in Christ is completely alien to my use. The Fall of Man is in the past and off stage; the Redemption of Man in the far future. We are in a time when the One God, Eru, is known to exist by the wise, but is not approachable save by or through the Valar, though He is still remembered in (unspoken) prayer by those of Númenórean descent."

(Letter No. 297 - - - drafts for a letter to 'Mr Rang', Aug. 1967)

Jedenfalls würde ich den Grund für Tolkiens Faszination zunächst in der Verknüpfung der Begriffe "Seefahrer" <-> "Morgenstern" <-> "Hoffnungszeichen" suchen (u.z. ohne konkrete Bezüge zu Begriffen und Symbolen aus dem Christentum zu erwarten) und dort ein Stück weitergraben, bevor mir Michael in den Sinn käme.

Stimmt ihr mir zu, wenn ich sage, dass sich der Erzengel Michael und Earendil ähneln?

In dem Sinne, dass beide einen Drachen erledigen und mit dieser Tat für lange Zeit Ruhe stiften: ja. Vielleicht hat Tolkien sich an der Stelle motivisch bei Michael bedient, doch geht man nach dem, was sonst noch über Earendil/del bekannt ist, wäre Tolkiens Interesse aller Wahrscheinlichkeit nach in einer ganz anderen Richtung zu suchen, würde ich sagen. :kratz:

Geschrieben

Wo jetzt schonmal nach der "Letzten Schlacht" gefragt wurde: Wo steht da eigentlich was drüber? Muss doch irgendwo im Silmarillion sein, nur finde ich es nicht mehr.

Geschrieben

Im veröffentlichten Silmarillion gibt es nur die reine *Erwähnung* des Begriffs "Last Battle" und verwandter Begriffe und Anspielungen. Näheres wird man dort nicht finden. Wer mehr lesen will, muss die "History" nach den vielen verschiedenen Versionen der zweiten Prophezeiung Mandos' durchsuchen :buch: und kann sich im Anschluss die Frage stellen, ob Tolkien überhaupt irgendeine Version davon veröffentlicht hätte. Eine der vielen Unklarheiten, die durch die fragmentarische Werksgestalt entstehen. Die veröffentlichten Erzählungen sind ohne die Letzte Schlacht kaum denkbar, aber Tolkien wollte alles gründlich überarbeiten und ummodeln, weshalb fraglich bleibt, welche Passagen dabei auf der Strecke geblieben wären.

  • 3 Monate später...
Geschrieben

Ich halte es für gar nicht für so abwegig, beim Kampf Earendils gegen den Drachen an die Offenbarung des Johannes zu denken. Schließlich weist der große Krieg, der das Erste Zeitalter beendet, eindeutig apokalyptische Züge auf. Nicht ohne Grund trägt er den Namen 'War of Wrath', eine kaum verhüllte Anspielung auf den 'Tag des Zorns' aus der christlichen Mythologie.

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