Acheros Geschrieben 11. Juni 2009 Geschrieben 11. Juni 2009 Hallo, und willkommen zu unserer sequenziellen Besprechung von Peter Jacksons 'Herr der Ringe' -Trilogie, die auf dem gleichnamigen Werk von J.R.R. Tolkien basiert. Dieser Thread widmet sich der Besprechung eines ausgewählten Ausschnittes aus 'Die Rückkehr des Königs' in der Special Extended Edition (SEE). Besprochen werden sollen die DVD-Kapitel 27 und 28 mit den Titeln Die Trennung von Sam und Frodo / Die Opferung von Faramir und der Laufzeit (SEE) von 1:20:14 bis 1:30:05 (1.DVD) Anmerkungen, Fragen und jedwede weitere Kommentare, die nicht direkt mit dem Thema dieses Threads hier übereinstimmen, sind bitte im Thread zur allgemeinen Besprechung und Koordination zu tätigen: http://www.tolkienforum.de/index.php?showtopic=6954 Dann viel Spass bei der Besprechung! Hinweis: Der Thread öffnet sich am Freitag, 12.06. um 12 Uhr Zitieren
Celebne Geschrieben 12. Juni 2009 Geschrieben 12. Juni 2009 Ich mache mal wieder den Anfang. Zur ersten Szene: Gollum wird jetzt so richtig intrigant. Er zerbröselt gekonnt das Lembasbrot und lässt auch einige Krümel auf den schlafenden Sam fallen. Leider erwacht dieser zu spät. Aber er merkt schnell, dass das Elbenbrot weg ist. Gollum spielt die Unschuld vom Lande. Leider glaubt ihm Frodo, was sehr bedauerlich ist. Sam steht als Übeltäter da. Gollum gießt noch Öl ins Feuer und behauptet sogar, dass Sam den Ring will. Frodo schickt Sam weg. Sehr tragischer Moment. Sam weint und muss tatsächlich umdrehen. Gollums Intrige war erfolgreich. Die Mimik von Gollum ist immer toll. Frodo macht einen sehr lethargischen Eindruck in dieser Szene. Er scheint so langsam nicht mehr Herr über sich selbst zu sein. Sams Schmerz ist auch sehr gut dargestellt. Er tut dem Zuschauer schrecklich leid. Es wird wieder nach Minas Tirith geblendet: Auch hier geht es herzergreifend weiter. Faramir wagt nun tatsächlich den Angriff auf Osgiliath, der ja einem Selbstmordkommando gleicht. Die Menschen auf den Straßen scheinen das zu ahnen. Die Leute sind ganz in grau gekleidet und viele Gesichter sind traurig und bekümmert. Manche werfen Blumen auf die Straße. Das ganze gleicht fast einem Leichenzug. Faramirs Miene wirkt versteinert. Er ergibt sich in sein Schicksal. Gandalf versucht ihn vergeblich zurückzuhalten. Er spricht die berühmten Worte, dass Denethor sich erinnern wird, dass er Faramir liebt, noch ehe das Ende kommt. Die Soldaten verlassen die Stadt. Das Gondor-Thema setzt traurig ein. Denethor kümmert das alles nicht. Er möchte jetzt speisen. Da sieht man, dass der Alte nicht mehr ganz bei Trost ist. Pippin soll für ihn singen. Der Hobbit wirkt zunächst schockiert, fängt aber dann doch zum singen an. Und nun kommt eine ganz tolle Sequenz, vielleicht die Tollste der drei Filme: Abwechselnd sieht man Faramirs Reiter über den Pelennor preschen und Denethor regelrecht fressen, während Denethor der rote Tomatensaft über das Kinn rinnt, sieht Faramir buchstäblich dem Tod ins Auge. Pfeile fliegen, das Lied ist zuende und Pippin wendet sich mit schmerzvoller Miene vor dem verrückten Truchsess ab. Gandalf sitzt traurig in einem Hinterhof und scheint um Faramir zu trauern. Eine sehr bewegende Szene, bei der fast kein Auge trocken bleibt. Zitieren
Melkor Geschrieben 14. Juni 2009 Geschrieben 14. Juni 2009 Zunächst einmal: Waaaah, was für ein Schlaflager ! Ich hätte mich nie im Leben so nahe an den Abgrund gelegt! Einmal zu heftig umgedreht nachts im Schlaf und... Abflug! Während Frodo und Gollum schlafen, kann der arme Sam kaum noch die Augen offen halten. Er versucht es zwar tapfer, da er Gollum nach wie vor misstraut, wird aber dann doch vom Schlaf übermannt. Und wie man Sekunden darauf sieht, hat Sam gut daran getan, zu versuchen, wach zu bleiben – denn Gollum schläft gar nicht, sondern hat nur auf einen geeigneten Moment gewartet, um einen üblen Plan auszuführen! Geschickt nimmt er das Lembas aus der Tasche und zerbröselt einen Teil, wobei er einige Krümel absichtlich auf den schlafenden Sam fallen lässt. Den Rest lässt er über die Klippe in die Tiefe fallen. Sam wird wach, aber leider zu spät. Er bekommt nur noch mit, dass Gollum offenbar wieder am „Schnüffeln“ ist. Dieser fühlt sich durch diesen Vorwurf ziemlich beleidigt und antwortet prompt auf Sams Frage, was er getrieben habe, er habe „geschnüffelt“ . Sehr stimmungsvoll finde ich übrigens den roten, von Blitzen flackernden Himmel, den man für einen kurzen Moment sieht. Sam weckt Frodo und merkt kurz darauf, dass das Lembas verschwunden ist. Sofort fällt sein Verdacht auf Gollum, der den Unschuldigen spielt. Interessanterweise vermutet auch Frodo, dass es nicht Gollum war. Und nun kommt Gollums fieser Plan zum Tragen: Er schiebt die Schuld geschickt auf Sam, indem er darauf aufmerksam macht, dass an diesem noch Lembas-Krümel kleben. Sam rastet völlig aus und fällt über Gollum her, wird jedoch von Frodo zurückgerissen. Als Sam Frodo anbietet, den Ring für eine Weile zu tragen, scheint dieser für einen Moment wie in Trance, dann stößt er Sam von sich und befiehlt ihm, zu gehen. Frodo scheint hier wie behext oder Gollums Einflüsterungen erlegen, warum sonst sollte er ein solches, plötzliches Misstrauen Sam gegenüber an den Tag legen? Wie auch immer, er schickt Sam fort. Der arme Kerl versteht die Welt nicht mehr und sackt weinend in sich zusammen. Sehr gut und emotional gespielt von Sean Astin. Sam tut einem einfach nur leid. Die Szene steht zwar nicht im Buch, ist aber eine gute Ergänzung zur Geschichte, da sie zeigt, dass Gollum es tatsächlich geschafft hat, einen Keil zwischen die beiden Hobbits zu treiben. Zurück nach Gondor, zur nächsten intensiv-emotionalen Szene. Faramir und seine Soldaten reiten aus, um zu versuchen, Osgiliath zurückzuerobern. Begleitet von einer wunderschön-traurigen Musik, reiten sie langsam zum Tor, umgeben von Menschen, deren Blicke alles sagen und die nicht verstehen können, was Faramir zu tun gedenkt. Blumen werden vor den Pferden auf die Straße geworfen. Das Ganze wirkt wie eine traurige Prozession oder wie ein Trauerzug. Die Soldaten wissen, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zurückkehren werden, und dennoch versuchen sie es, weil ihr wahnsinnig gewordener Herr es so will. Gandalf bahnt sich einen Weg durch die Menge und versucht Faramir zurückzuhalten. Dieser antwortet, dass es für ihn keinen anderen Weg gäbe, seine Treue zu beweisen (oder zu versuchen, die Liebe seines Vaters für sich zurückzugewinnen?), doch völlig überzeugt klingt er bei diesen Worten nicht. Gandalf ruft ihm noch hinterher, dass sein Vater ihn liebe, und sagt dann mehr zu sich selbst, dass Denethor sich dessen erinnern wird, ehe das Ende kommt. Das Tor wird geöffnet, die Soldaten reiten hinaus. Vor ihnen liegt unheildräuend Mordor. Dünner Rauch treibt durch das Tor. Es gibt kein Zurück mehr. Während Faramir und seine Leute sich in Zweierreihe im Galopp auf den Weg nach Osgiliath machen, sieht man, wie sich dort die Orks auf deren Ankunft vorbereiten. Faramirs Gesicht drückt nun Entschlossenheit aus. Oder ist es etwas anderes? Denethor hat sich zum Essen niedergelassen und befiehlt Pippin, ihm ein Lied vorzusingen. Pippin zögert zunächst, beginnt dann aber doch zu singen. Was nun folgt, ist eine der wohl stärksten und emotionalsten Szenen der gesamten Trilogie. Während Pippin ein trauriges Lied singt, sieht man den Anritt von Faramir und seinen Leuten auf Osgiliath und gleichzeitig, wie Denethor völlig regungslos dahockt und isst. Dass nur der Ritt von den Soldaten in Zeitlupe gehalten ist, macht die Szene noch intensiver. Weiß Denethor, dass genau in diesem Moment die Schlacht beginnt und sein Sohn dem Tod ins Gesicht blickt? Die Orks legen auf die Reiter an, und ein Pfeilregen geht auf diese nieder. Anstatt nun den Beginn des Gemetzels zu zeigen, sehen wir statt dessen Denethors Mund in Großaufnahme, dem Tomatensaft wie Blut übers Kinn läuft. Eine sehr schöne Allegorie von PJ. Pippin verstummt. Ihm kommen die Tränen. Bezeichnend, dass er sich dem Ernst der Situation und dessen, was gerade passiert, mehr bewusst ist als Denethor, der hier extrem kaltschnäuzig erscheint, noch emotionsloser als zuvor. Ich finde, das sind die Szenen, für die der Film den Oscar mehr als verdient hat. Zitieren
Fioridur Geschrieben 14. Juni 2009 Geschrieben 14. Juni 2009 Ich als Pazifistin sehe mich hier wieder schön bestätigt: Alle, wahrscheinlich sogar Denethor, wissen, dass dieser Ritt unvernünftig ist und in den Untergang führen muss, aber wegen der militärischen Befehls- und Gehorsamsstrukturen darf keiner seinen Verstand benutzen, sondern der Befehl des spinnerten Alten muss ausgeführt werden. Ich schließe mich Eurer Meinung an, dass die Fress- und Singszene zum Besten und Poetischsten des ganzen Films zählt. Hier hat Splatter-Peter sich weit übertroffen! Und der Gesang Pippins schneidet einem, so man nicht emotionsscheu ist, wirklich ins Herz. Zitieren
Acheros Geschrieben 14. Juni 2009 Autor Geschrieben 14. Juni 2009 Sam hat sich in der Tat einen gewagten Schlafplatz ausgesucht. Die Füße hängen sogar über die Klippe hinaus. Allerdings hat er eindeutig den besseren Blick auf Minas Morgul . Gollum schafft es tatsächlich mit einer weiteren List Misstrauen zwischen Frodo und Sam zu säen, was letztendlich dazu führt, dass er Sam nach Hause schickt. Meines Erachtens passt die Szene zwar durchaus in den Kontext der Handlung, aber Wood bekleckert sich hier schauspielerisch nich unbedingt mit Ruhm. Ich kaufe ihm in dieser Szene so gar nicht ab, dass er fühlt, was er sagt. Es wirkt einfach unglaubwürdig, dass er auf Gollums List hereingefallen ist, so wie er mit Sam spricht. Ich habe den Sinn dieser Szene noch nie so richtig verstanden und finde die Änderung zum Buch auch nicht gut. Es widerstrebt dem Charakter des treuen Sam, der er im Rest des Filmes ist. Die Szene dient scheinbar nur dazu die Durchtriebenheit Gollums weiter zu thematisieren, was es m.E. absolut nicht mehr gebraucht hätte. Beim Ausritt Faramirs herrscht bedrückte Stimmung unter dem Volk. Jeder scheint gemerkt zu haben, dass es sich hier nicht um eine Eroberung handelt, sondern um ein unnützes Opfer an den Feind. Gandalf versucht ein letzes Mal den großen Fehler abzuwenden, scheitert jedoch am nun fehlenden Lebensmut Faramirs. Gandalf hat erkannt, in welcher Lage sich Denethor befindet und dennoch vermag er seine Handlungen nicht gut zu heißen oder zu verstehen. Unter den Orks herrscht ungläubiges Staunen und hämisches Grinsen über die Dummheit ihrer Feinde. Es folgt eine weitere Szene, die Denthor auf der Beliebtheitsskala tiefer sinken lässt. Während sein ganzes Volk fassungslos das nunmehr Unvermeidliche verfolgt nimmt er vulgär seine Mahlzeit ein. Die Art wie er das tut verbildlicht die Geschehnisse vor Osgiliath ohne dass diese gezeigt werden. Ich finde zusammen mit dem Gesang Pippins erzeugt diese Szene eine unglaubliche Wirkung. Durch Denethors zeitgleiche Handlungen legt man ihm praktisch die Schuld für die Brutalität der Orks in die Hände und macht ihn zum indirekt Handelnden. Die Behandlung seiner Mahlzeit und seine Art scheint als direkte Konsequenz den Tod der Gondorischen Reiter nach sich zu ziehen, während es dies selbst nicht bemerkt. Pippin hingegen kann aus dieser Gestik die Realität erkennen. Es ist freilich eine sehr stilisierte Szene mit großer Wirkung, die aber dennoch sehr konstruiert und wenig real wirkt. Nichtsdestotrotz ist diese Szene sehr schon umgesetzt, gerade weil man die Brutlitäten geschickt vermeidet. Im Anschluss sieht man das entfesselte Mordor, das die Brücke Osgiliaths über den Anduin passiert. Eine Macht, der Faramir selbst im Falle einer Zurückeroberung Osgiliaths niemals hätte standhalten können. Zitieren
Raumoriel Geschrieben 17. Juni 2009 Geschrieben 17. Juni 2009 Ist Sam nicht eigentlich derjenige, der immer die größte Angst vor Abgründen, Flüssen und eigentlich allem, was irgendwie gefährlich werden könnte, hat? Ich frage mich, was das wohl für eine Vorgeschichte hatte, dass er da schlafen musste. Wobei, vermutlich hat er darauf bestanden, damit Frodo es nicht musste. Die folgende Szene ist zwar sehr gut gemacht, und sie drückt verdammt auf die Tränendrüse, aber ich halte sie für unwahrscheinlich und bin mir sicher, Tolkien hätte sich schrecklich darüber aufgeregt. Frodo hat Mitleid mit Sméagol, den er noch immer irgendwo in dem Wesen sieht, dass längst wieder zu Gollum geworden ist, und er weiß, dass sie ohne ihn verloren sind; aber er vertraut ihm auch nicht. Sams bedingungslose Freundschaft ist für Frodo auf der ganzen Reise DER Halt, und ich bin überzeugt, dass sie ihm enorm hilft, so lange dem Ring zu widerstehen. Zu dem Zeitpunkt, an dem die Szene angesetzt ist, hat der Ring bereits zu einem guten Teil Kontrolle über ihn. Aber ich bezweifle, dass er Sam wegschicken würde. Er ist ohne einen Freund genauso verloren wie ohne einen Führer. Außerdem ist Sam doch derjenige, der aufs Essen verzichtet hat - und hey, er ist ein Hobbit! - weil sie sparen mussten! Vielleicht hätte er das Lembas aufgegessen, wenn nur er da gewesen wäre. Aber er würde lieber selbst verhungern, als dasselbe Frodo anzutun, und der weiß das, egal wie ringbesessen er gerade ist. Allerdings muss ich natürlich zugeben, dass das Ganze dem Film noch ein paar Pluspunkte gibt. Das ist so eine Szene, die einen dazu bringt, auf den Fingernägeln zu kauen, bis es vorbei ist ^^ Gollum ist hier unglaublich gut gemacht. Seine Mimik ist total überzeugend, seine Intrige genau das, was er tun würde. Faramirs Aufbruch... Ich könnte schon in die Art, wie er auf dem Pferd sitzt, unendlich viel hineininterpretieren. Er versucht, gerade zu sitzen, wie es sich für einen Anführer gehört, aber man sieht dennoch, dass er keine Hoffnung hat, zurückzukehren, und das vielleicht auch gar nicht will. Wenn ich mir so zuerst 'Der Zauberlehrling' anschaue und dann das hier... Ich glaube, dass Faramir da zwischendurch ernstlich in Erwägung gezogen hat, es wäre tatsächlich die bessere Alternative, bei der Selbstmordaktion zu sterben; und er glaubt, was Denethor ihm gesagt hat - dass es besser für sie alle wäre, wenn er tot und Boromir am Leben wäre, dass sein Bruder Gondor viel bessere Dienste leisten könnte. Ich weiß nur nicht so ganz, was ihn zurückhält. Vielleicht die Liebe zu seinem Land, zu dem Volk, dass er nicht alleine lassen kann... Vielleicht ist es auch der Gedanke, dass er im Jenseits nicht seinen Ahnen, die als Helden in großen Schlachten starben, umgeben von erschlagenen Feinden, und vor allem seinem Bruder, nicht gegenübertreten könnte, wenn er jetzt aufgäbe. Die Singszene... Findet ihr nicht auch, dass Billy Boyd eine richtig tolle Stimme hat? Aber leider, leider gehen sie UND der schöne Text zum Teil verloren, wenn man das auf Deutsch anhört. Wobei die Synchronasisation an dieser Stelle aber auch sehr schön ist, das muss man einräumen. In dieser Szene wird die Aufmerksamkeit so auf die Pferde gelenkt. Die tun mir hier auch so richtig leid. Sie müssen ihren Herren genauso in den sicheren Tod folgen, wie die dem Befehl ihres wahnsinnigen Truchsessen Folge leisten müssen. Bei Faramirs Gesicht muss ich jetzt nochmal das interpretieren anfangen. Er versucht schon wieder, möglichst entschlossen zu wirken, aber die Angst zeigt sich doch. Übrigens bin ich sicher, dass es gar nicht so einfach ist, in voller Rüstung in den Steigbügeln zu stehen... Und die Art, wie der Ork da seinen Bogen langsam spannt, zielt, und dabei die Lippen so komisch zurückzieht, das ist Boromirs Tod so ähnlich... Es bringt auch nochmal raus, dass diese paar verlorenen Reiterchens gegen die Scharen von Orks ganz genauso hilflos sind, wie es der bereits tödlich verwundete, am Boden kniende Boromir gegen Lurtz' Pfeile war. Was mich auch immer noch wundert, ist diese seltsame Formation, in der sie reiten. Eigentlich ist das doch einfach nach dem Zufallsprinzip gewürfelt - oder nicht? Kennt sich da jemand aus? Aber wahrscheinlich macht es in der Situation eh keinen Unterschied mehr... Zitieren
Saruman Geschrieben 22. Juni 2009 Geschrieben 22. Juni 2009 Mal wieder verspätet, aber letzte Woche war Vorbereitung auf die mündliche Prüfung und diese Woche musste das Zimmer mal ganz ordentlich aufgeräumt werden, aber dafür bekommt ihr jetzt wieder was zu lesen: Zunächst einmal: Waaaah, was für ein Schlaflager ! Ich hätte mich nie im Leben so nahe an den Abgrund gelegt! Einmal zu heftig umgedreht nachts im Schlaf und... Abflug! Ja, da wird es mir auch jedes Mal Angst und Bange. Wie du ja auch schon sagst: Du hättest dich niemals so nah an den Abgrund gelegt und ich mich auch nicht. Der Einzige, der da halbswegs sicher liegt, ist Gollum. Ehrlich gesagt halte ich auch nicht viel von den Schlafpositionen, die für mich sogar irgendwo einen Logikfehler darstellen, denn auch Frodo und Sam hätten sich niemals freiwillig so nah an den Abgrund gelegt. Sam muss sich wirklich nur mal kurz umdrehen und das war's dann... Wir wissen, dass sich schlafende Menschen (und wahrscheinlich auch Hobbits) nachts mehr als genug bewegen. Ich weiß nicht, wieso das Drehteam den Schlafplatz gleich so dramatisch gemacht hat. Irgendwie passt das nicht in den Realismus der sonstigen Handlung. Und wo ich schon dabei bin Realismus-Fehler zu beklagen: Sam ist gerade erst eingeschlafen und schon macht Gollum seine Augen auf, als würde er merken, dass Sam gerade eingeschlafen ist. Auch hier haben wir wieder einen logischen Knacks, was sehr schade ist. Man hätte hier entweder noch ein paar Sekunden warten sollen, bis Gollum seine Augen öffnet oder aber man hätte zunächst zu einer anderen Szene schneiden können und dann zurück zu Gollum. So wäre klar gewesen, dass dazwischen nicht nur 2 Sekunden vergangen sind. Klar könnte das auch ein Zufall sein, dass Gollum die Augen geöffnet hat, gerade als Sam eingeschlafen ist, aber an derlei Zufälle glaube ich nicht in einem ansonsten sehr ausgewogenen Film. Danach greift Gollum sich das Lembas-Brot und bekrümelt Sam, was den Zuschauer schon jetzt erahnen lässt, was Gollum vor hat. Den Rest des Brotes schmeißt er die Klippen runter und somit kommen wir zu Logikfehler Nummer 3 In dem hohen Bogen, wie Gollum das Brot die Klippen runterwirft und wie wir das Brot noch lange nach unten segeln sehen, hätte es niemals kurz danach auf einem der Felsvorsprünge aufkommen können, um von Sam gefunden zu werden. So wie wir die Flugbahn im Film zu sehen bekommen, geht es dort schnurstracks runter bis nach Minas Morgul. Da gibt es keinen Vorspung mehr, der das Brot auffangen könnte. Einzige Möglichkeit wäre, dass es plötzlich sehr, sehr windig geworden wäre und der Wind in Richtung der geheimen Treppe geblasen hätte und das Brot sich davon hätte beeindrucken lassen, aber in dem Abstand zur Felswand, den es im Flug hat, wäre auch das wieder ein großer Zufall gewesen und an so viele Zufälle auf einen Haufen glaube ich erst recht nicht. Zudem stellt sich da noch die Szene quer, als Sam das Brot findet. Während Sam nach dem Fund umdreht, um sich an Gollum zu rächen, kämpft Frodo bereits mit Kankra. Da Sam in dieser Zeit die Treppe wieder raufklettern muss, ist anzunehmen, dass er nicht allzu weit von Frodo entfernt ist. Das Brot müsste aber viel weiter unten liegen, wenn man der Sequenz, die wir hier sehen, glauben schenken darf. Wieso man das hier nicht alles etwas logischer dargestellt hat, wie im Rest des Films, ist mir ein Rätsel... Erstmal entschuldige ich mich bei Acheros, der damals mal lobend angemerkt hat, dass wir nicht auf Filmfehlern rumreiten, aber hier "schockieren" mich diese Szenen immer so, dass ich das ausnahmsweise mal ansprechen musste Aber weiter im Film, denn Sam erwischt Gollum bei irgendetwas und fragt, was er da wieder rumgeschnüffelt habe. Gollum ist dabei trotzig wie ein kleines Kind und obwohl man bereits weiß, dass Gollum wieder böse ist, schafft es dieses Wesen immer noch, eine gewisse Belustigung des Zuschauers auszulösen - jedenfalls bei mir. Gollum Trotzhaltung ist einfach zu niedlich. Dann aber beginnt die Stimmung ernst zu werden uns es folgen emotionale Szenen: Meines Erachtens passt die Szene zwar durchaus in den Kontext der Handlung, aber Wood bekleckert sich hier schauspielerisch nich unbedingt mit Ruhm. Ich kaufe ihm in dieser Szene so gar nicht ab, dass er fühlt, was er sagt. Es wirkt einfach unglaubwürdig, dass er auf Gollums List hereingefallen ist, so wie er mit Sam spricht. Ich habe den Sinn dieser Szene noch nie so richtig verstanden und finde die Änderung zum Buch auch nicht gut. Es widerstrebt dem Charakter des treuen Sam, der er im Rest des Filmes ist. Was Elijah Woods Schauspiel betrifft, denke ich genau das Gegenteil. Ich finde es an der Stelle zwar nicht perfekt, aber dennoch gelungen, denn ganz zu Anfang ist er ja auch noch nicht auf die List Gollums hereingefallen. Als Sam Gollum beschuldigt, er habe das Brot geklaut, weiß Frodo noch nicht so recht, wem er denn nun vertrauen kann. Sam war bisher ein treuer Freund, aber die Krümel sprechen für sich. Und Gollum ist nunmal jemand, der das Elbenbrot verabscheut und es wahrscheinlich auch niemals anpacken würde - was Gollum ja auch sichtlich schwer gefallen ist - im ersten Moment. Für Frodo sprechen also momentan Beweise gegen Beweise und das drückt Mr. Woods Blick durchaus aus. Folgt dann der Teil, als Sam gewalttätig wird und obwohl Frodo ihm die Wichtigkeit eines Führers klargemacht hat, hält Sam sich nicht daran. Das war also schon der erste Fehltritt von Sam, was ja eigentlich berechtigt war, aber das weiß Frodo ja nicht. Schon wird Elijah Woods Blick verhasster gegenüber Sam und vertraulicher gegenüber Gollum. Zum Schluss haben wir die Stelle, als Sam ihn nach dem Ring fragt und für Frodo ist dann klar, dass Gollum schon immer recht hatte, denn Gollum wusste, dass Sam den Ring haben will. Folglich finde ich Elijah Woods Reaktionen keineswegs übertrieben oder unglaubwürdig, denn Frodo trifft seine Entscheidung, wem er trauen kann, erst während dieses Streits und die Beweislast spricht eindeutig gegen Sam. Und das spielt Elijah Wood eigentlich recht gut. Als Frodo schließlich Sam nach Hause schickt, ist das eine der emotionalsten Szenen des Films und hat auf jeden Fall eine Daseinsberechtigung (mehr dazu gleich). Auch hier ist Elijahs Schauspiel wieder grandios mit diesen abwertenden Blicken. An der Mimik, der Stimmlage und letztendlich auch an der Musik erkennen wir aber, dass es Frodo schwer fällt, Sam nach Hause zu schicken, aber nachdem Sam so viel gegen ihn getan hat, kann er sich nicht mehr auf Sam verlassen. Das heißt aber nicht, dass er komplett von Gollum überzeugt sein muss. Demzufolge drückt Elijahs Mimik an dieser Stelle schon noch eine gewisse Unsicherheit aus und zugleich diese Abwertung von Sam. Also ich habe gegen Elijah Woods Schauspiel an dieser Stelle und überhaupt im gesamten Film nichts einzuwenden Sams bedingungslose Freundschaft ist für Frodo auf der ganzen Reise DER Halt, und ich bin überzeugt, dass sie ihm enorm hilft, so lange dem Ring zu widerstehen. Zu dem Zeitpunkt, an dem die Szene angesetzt ist, hat der Ring bereits zu einem guten Teil Kontrolle über ihn. Aber ich bezweifle, dass er Sam wegschicken würde. Er ist ohne einen Freund genauso verloren wie ohne einen Führer. Hier kommt es mal wieder auf die Interpretation der Szene an und deswegen will ich dir deine Meinung auch gar nicht nehmen, sondern nur einmal meine Ansicht aufzeigen. Du gibst eigentlich schon den Grund vor, wieso ich denke, dass Frodo eben doch Sam nach Hause schicken würde - selbst im Buch, wenn der Ring so böse wäre wie im Film, was er aber im Buch nicht ist. Auch ich bin davon überzeugt, dass Sam ihm hilft, länger gegen den Einfluss des Ringes zu bestehen. Das Gefühl habe ich nicht nur im Film, sondern auch beim Lesen des Buches. Nun ist es aber so, dass man dem Ring im Film einen viel stärkeren eigenen Willen verliehen hat und er eine ungeheure Macht ausstrahlt, die einen schwachen Menschen in Sekunden einnehmen kann. Außerdem ist der Ring schon sehr nah an seinem Schöpfer und wenn er eine Chance hat, zu Sauron zurückzukehren, dann wäre in nächster Zeit der beste Moment. Demzufolge wird er in diesen Filmszenen schon eine große Macht auf Frodo ausüben. Zudem kommt noch hinzu, dass Gollum eine ausgeklügelte Intrige ersonnen hat und diese erfolgreich ausgeführt hat. Die Beweise sprechen gegen Sam. Dadurch, dass Gollum ihm im Moment ein größerer Verbündeter ist und der Ring ihn dazu anstachelt, Sam fortzuschicken, denkt Frodo auch gar nicht weiter darüber nach, dass er ab da an ohne Freund auskommen muss und wie wichtig Sam doch für ihn ist. Diese Erkenntnis wird erst später wieder kommen. Und ich bin sicher, dass der Buch-Frodo genau so gehandelt hätte, wenn man dem Ring und Gollum so viel Bosheit verliehen hätte wie im Film. Ja, Tolkien hätte sich wahrscheinlich wirklich darüber aufgeregt, weil der Ring und Gollum nunmal im Buch nicht soooo mächtig sind, aber wichtiger ist an dieser Stelle für mich einfach, dass man etwas sinnvoll weiterverfolgt, wenn man etwas angefangen hat und da der Ring von vornherein mehr Macht hatte, musste diese Theorie auch sinnvoll weitergesponnen werden und das ist PJ hervorragend gelungen. Die Änderungen sind nunmal gegeben und darauf muss man sich dann auch den kompletten Film hindurch berufen, egal ob man damit dann hin und wieder vom Buch abweicht. Aber im Film ist diese Reaktion von Frodo durchaus nachvollziehbar und schlüssig. Dann noch etwas Allgemeines zu dieser Szene: Wer das Making Of... gesehen hat, wird vielleicht wissen, dass die Szene mit Frodo und Sam auf verschiedene Weisen durchgespielt wurde. Es gab auch Takes, in denen Frodo nahezu psychopatisch reagiert hat und Sam wie im Wahn angeschrien hat. Und dann wiederum gab es ruhige, gefühlvolle Takes, wie wir das im Film zu sehen bekommen. Ich für meinen Teil finde auf jeden Fall gut, dass es die gefühlvolle Version in den Film geschafft hat, wobei die pschopatische die Bessenheit durch den Ring besser belegt hätte. Und dann fällt mir noch etwas immer und immer wieder auf: Also entweder bin ich einfach nur zu taub oder euch ist völlig egal, was der dicke Hobbit da von sich gibt, aber hier hat niemand erwähnt, dass er nicht verstanden hätte, was Sam da eigentlich redet, als Frodo in diesen Trance-Zustand verfällt und Sam ihm anbietet, den Ring eine Weile zu nehmen. Also sag ich jetzt, dass ich mal drigend ne Verständnishilfe brauche. Ich komme ja noch so weit, dass ich verstehe: "Ich könnte ihn für eine Weile tragen... für eine Weile tragen... Ihn teilen mit dir..." und wat dann?? Ich verstehe da immer "Dinas", aber da Sam wohl nicht von irgendwelchen orientalieschen Frauen spricht, muss das fehlende Wort ein anderes sein und wenn wir hier schon den Film besprechen, möchte ich doch endlich mal wissen, was sich Sam da in seinen Bart nuschelt Kommen wir nun zur weiteren emotionalen Szene und dem Todesritt Richtung Osgiliath. Als sich die Tore von Minas Tirith öffnen, zieht ja wirklich eine Dunstwolke herein. Auf was manche von euch achten... das ist ja gruselig Dieses Detail wäre mir wohl niemals nie aufgefallen. Zu den folgenden Szenen ist eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen, außer dass Minas Tirith mal wieder fantastisch aussieht, wenn es in der Mittagshitze flimmert - auch hier also wieder diese besonderen Details. Die Orks legen auf die Reiter an, und ein Pfeilregen geht auf diese nieder. Anstatt nun den Beginn des Gemetzels zu zeigen, sehen wir statt dessen Denethors Mund in Großaufnahme, dem Tomatensaft wie Blut übers Kinn läuft. Eine sehr schöne Allegorie von PJ. Jepp! Das ist mehr als treffend in Szene gesetzt. Außerordentlich gut finde ich hier auch, dass man eben nicht die Schlacht sieht. Man weiß auch so, dass dort gerade eine schreckliche Schlacht geschlagen wird, ohne sie zu sehen. Auch dadurch kann Spannung erzeugt werden und PJ gelingt das hier auf eine mehr als gelungene Weise. Die Singszene... Findet ihr nicht auch, dass Billy Boyd eine richtig tolle Stimme hat? Aber leider, leider gehen sie UND der schöne Text zum Teil verloren, wenn man das auf Deutsch anhört. Wobei die Synchronasisation an dieser Stelle aber auch sehr schön ist, das muss man einräumen. Und das kann ich auch gleich mit unterschreiben. Billy Boyd singt hier wirklich ganz vortrefflich und dafür, dass er solo singt und nur ganz dezent von der Musik begleitet wird, ist es noch viel besser. Auch ist das Original an dieser Stelle besser, aber der deutsche Text und die deutsche Stimme sind ebenfalls toll. Zitieren
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