HecNev Geschrieben 17. September 2009 Geschrieben 17. September 2009 (bearbeitet) Hallo, ich habe mir schon länger Gedanken darüber gemacht, dass Tolkien die "dunklen Völker", allen voran Orks und Uruk-Hai, als äußerst grausam darstellt, was sie zweifellos auch sind/waren. Da aber zumindest die Uruk-Hai auch einen menschlichen Teil in sich haben, sind auch sie vor den "Schäden" eines Krieges nicht gefeit. Ich bin großer Fan der bücher und ich bin mir bewusst, dass man diese FanFic leicht auch als "Ketzerei an Tolkiens Werk" abtun kann. Nichtsdestotrotz möchte ich sie mit euch teilen. Außerdem werde ich die Geschichte wohl manchmal etwas biegen (müssen), aber ich versuche dies zu vermeiden, so oft es möglich ist. Viel Spaß beim lesen! Prolog „Erschaffe mir eine Armee, die Mordors würdig ist." Saruman hörte Saurons dunkle Stimme durch den schimmernden Palantir vor sich und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Nicht vor Angst, sondern vor innerer Freude. Freude darüber, endlich zeigen zu können, wozu er, Saruman der Weiße, imstande war. Seine Versuche trugen bereits Früchte. Es war nur noch ein kleiner Schritt, bis seine Experimente vollkommen waren. „Ja, Herr.", sagte er ruhig, wobei der Anflug eines selbstzufriedenen Grinsens mit seinen Mundwinkeln spielte und sie fast unmerklich zucken ließ. So plötzlich, wie es gekommen war, verschwand das brennende Auge Saurons aus dem sehenden Stein, welcher danach sofort wieder seine übliche schwarze Färbung annahm. Gespräche mit Sauron waren immer sehr einseitig. Dennoch wollte sich Saruman als würdiger Diener des dunklen Herrschers erweisen. Solange es nötig war. Er warf ein graues Laken über die Kugel und verließ den hohen Raum. Schwarze Magie war der Schlüssel zu der ultimativen Kampfmaschine. Das hatte er schon vor Jahren begriffen und sich daher auch dem Studium derselben gewidmet. Sein Hauptaugenmerk hatte dabei auf der Kreuzung verschiedener Rassen und Zuchtmöglichkeiten für diese gelegen. Nun, nach Monaten der Versuche war er endlich am Ziel. Der einfache Ork oder Goblin war zwar blutrünstig und über alle Maße grausam, aber sie waren auch unglaubliche Feiglinge und die freie Sonne setzte ihrer Moral zusätzlich stark zu. Aber sie ließen sich auch einfach und schnell züchten, was vermutlich der Grund war, warum Sauron sich so sehr auf sie verließ. Diese Wesen allein kamen also nicht infrage, um in einer Armee Isengards zu kämpfen. Die Stämme Dunlands im Westen hatte er zwar für sich gewinnen können, aber sie waren alles andere als ihm treu ergeben. Sie hatten nur begriffen, dass Saruman genauso ein Feind der Rohirrim war wie sie selbst. Die Menschen des hügeligen Westens waren zähe und starke Kämpfer, die ihrem Häuptling oder Kriegsherr bedingungslos folgten. Eine Loyalität, die sogar bis in den Tod aufrecht erhielten. Allerdings brauchte es ewig, um eine große Armee an Dunländern aufzustellen. Außerdem war unklar, ob sie ihm dann auch vollkommen ergeben waren und es nicht vorzogen, ihres gleichen bei einem Aufstand zu folgen. Beide Völker allein fielen somit aus. Doch genau hier hatte er seine schwarze Hexerei gewirkt. Beide Rassen waren gekreuzt und hatten weitere Eigenschaften bekommen, die sie noch effektiver machten, aber vor allem an ihn banden. Somit hatte er, Saruman der Weiße, eine neue Spezies erschaffen. Eine Spezies, die allen anderen körperlich überlegen war. Eine Spezies, die zu jeder Tages- und Nachtzeit Marschieren, Kämpfen und vor allem erbarmungslos Töten konnte. Eine Spezies, die ihm treu ergeben war und niemand anderem, die keine Fragen stellte sondern selbst die wahnwitzigsten Befehle bedingungslos ausführte, selbst wenn sie den eigenen Tod bedeuteten. Der Zauberer war in der Tat stolz auf seine Schöpfung, die kämpfenden Uruk-Hai. Die Züchtung und die Produktion von Waffen und Ausrüstung liefen zeitgleich mit Züchtungsbeginn in großem Stil an und leidtragend waren dabei vor allem die Wälder Fangorns. Unbarmherzig fällten Orkarbeiter jeden Baum in ihrem Weg, um Sarumans Schmelzöfen zu heizen. Schneisen der Zerstörung wurden durch die einst malerische Landschaft getrieben und zahlreiche Bäume mussten sterben. Die Uruk-Hai waren bei ihrer „Geburt", wenn man dies überhaupt als solche bezeichnen konnte, bereits voll entwickelt und erforderten auch nur ein minimales Training, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Somit formte sich rasch eine starke Armee mit Ausrüstung von herausragender Qualität. Und Ende Februar wäre diese Armee stark genug, um Rohan zu unterwerfen und auf ewig ins Dunkel zu stürzen. Doch dieser Zeitpunkt lag Mitte Dezember noch fern. Bearbeitet 17. September 2009 von HecNev Zitieren
Hengetsu Geschrieben 18. September 2009 Geschrieben 18. September 2009 Hallo, ich gebe zu das ich Herr der Ringe nicht gelesen, sondern nur die Filme geschaut habe. Ich habe zwar versucht Herr der RInge anzufangen allerdings lag mir es nich so. Aber ich muss zugeben das ich den Prolog deiner Geschichte gut finde und ich ihn ohne Schwirgkeiten lesen konnte. ^^ Ich persönlich finde deine Geschichte gut und freue mich schon auf weitere Teile LG Hengetsu Zitieren
HecNev Geschrieben 18. September 2009 Autor Geschrieben 18. September 2009 Danke für die positive Antwort. Mehr ist selbstverständlich in Arbeit. Habe ja jetzt Wochenende (das ich eigtl mitanderem Zeug als Schreiben verbringen solle ) Zitieren
HecNev Geschrieben 20. September 2009 Autor Geschrieben 20. September 2009 (bearbeitet) Sry für den Doppelpost Update: Kapitel 1 – Große Pläne Mitte Februar, Jahr 3019 des dritten Zeitalters. „Härter zuschlagen, du Made! Dieser Hieb war selbst eines dreckigen Ork würdig, aber keinem Uruk-Hai! Denk' immer daran, du bist die Elite! Kein anderes Volk kommt euch Bastarden aus Brutöfen gleich! KEINES! Zeigt das auch!", brüllte Grishnakh mit unerbittlichem Ton einen neuen Rekruten an. Genau genommen war er selbst ein Bastard aus einem Brutofen, aber das hatte niemanden zu interessieren. Und das tat es auch nicht. Grishnakh war der Ausbilder und zugleich der Offizier einer Gruppe Armbrustschützen, die aus etwa hundert Uruk-Hai bestand. An diesem kühlen Februartag war er besonders harsch gegenüber seinen Soldaten. Da er „frisches Blut", sein Spitzname für neue Uruk-Hai, nicht ausstehen konnte. Der Himmel war leicht bewölkt und es sah nach Regen aus. Ein leichter Nebel ließ Objekte in der Entfernung verblassen und hing wie ein Schleier über den schrumpfenden Wäldern Fangorns. Orthanc, Sarumans schwarzer Turm, ragte wie eine Nadel in den Himmel und warf seinen langen Schatten auf die zahlreichen Gruben und Gebäude, die innerhalb des Ringwalls der Festung errichtet waren. Eine Brise aus den Bergen trieb den Rauch und Dampf aus den Schmieden und Zuchtanlagen langsam den Isen entlang nach Süden in die Westmark. Als Anführer war Grishnakh eine Art Allround-Talent, er beherrschte den Umgang mit Bogen, Armbrust, Schwert und Pike von Natur aus und war von seiner Geburt an nichts weiter als perfekt. Die perfekte Kampfmaschine. Alle der ihm zugeteilten Uruk-Hai waren aber hauptsächlich als Armbrustschützen gezüchtet, benötigten aber auch Fähigkeiten im Schwertkampf, falls sie in einen Nahkampf verwickelt wurden. Dieser Fall trat zwar vermutlich eher selten ein, dennoch mussten auch Armbrustschützen mit dem Schwert umgehen können. Nur waren sie alle ihrem Offizier stark unterlegen darin. In seinen Augen waren sie allesamt unfähige Schwertschwinger, und im Vergleich zu seinem Talent an dieser Waffe war dieser Gedanke mehr als berechtigt. Nichtsdestotrotz gab es Ausnahmen. Mathak, ein vergleichsweise junger Uruk-Hai der erst seit einer Woche in seiner Einheit war, zeigte großes Talent an beiden Waffengattungen. Seine gelben Augen leuchteten regelrecht aus ihren Höhlen, die von dunkler Haut umgeben waren, welche die hohe Stirn und die breiten Wangenknochen bespannte. Seine schwarzen Haare reichten ihm bis auf den Rücken, wo sie mit jeder Bewegung mitschwangen. Wie alle seiner Artgenossen hatte auch er einen monströsen, muskelbepackten Körper und eine nahezu übermenschliche Ausdauer. Das tägliche Training war für sie einzige Möglichkeit, aus den zahllosen unterirdischen Barracken zu entkommen. Diese lagen nicht selten an den Luftschächten für die unterirdischen Teile von Sarumans Militärindustrie. Jeden Tag tauschte man sein rauchiges, stickiges Quartier gegen immer noch etwas verrauchte und weniger heiße Luft. Mathaks Leben war dem eines Elitekriegers dennoch mehr als würdig. Die Betten in ihren Quartieren waren gut und sauber, das Fleisch immer frisch und die Gesellschaft ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Es gab Raum für Gespräche, Wettbewerbe und bisweilen sogar Schlägereien. „Schon besser!", brüllte der Offizier nun. Der Neue zeigte einen kleinen Anflug von Stolz auf seinen harten Gesichtszügen. „Hab' ich gesagt aufhören?! Weitermachen!", kam sofort die laute Antwort. Grishnakh hatte vor allem auf die Neuen eine furchterregende Ausstrahlung. Sie kamen schließlich in der Einstellung, die Elite, die Krönung der Schöpfung zu sein und das es niemanden außer ihren Brüdern gab, der ihnen ebenbürtig war. Dies war das, was man ihnen von Geburt an erzählte. In der Tat war diese Behauptung auch richtig, aber leider nur zur Hälfte. Denn dann trafen sie ihren Offizier, welcher diese Vorstellung normalerweise relativ schnell zerstörte oder gar ins Gegenteil kehrte. Plötzlich wurde das Training vom jähen Schall einer lauten Stimme unterbrochen. Uruk-Hai und Orkarbeiter blickten sich verdutzt an und wunderten sich zunächst, woher diese süßen Töne kamen, die in ihren Ohren große Worte formten, die sie fesselten. Nach wenigen Sekunden war es klar, dass es Saruman war, der von seinem schwarzen Turm Orthanc aus zu ihnen sprach. „Legt eure Waffen nieder und hört meine Worte! Die Zeit, für die ihr erschaffen wurdet ist nah!", begann der Magier und machte an dieser Stelle eine Kunstpause, die mit den Jubelrufen tausender schwer bewaffneter Uruk-Hai gefüllt wurde. „In einer Woche schon könnt ihr beweisen, welch außerordentliche Fähigkeiten in euch schlummern! Die Welt wird von der Macht der kämpfenden Uruk-Hai erst erschüttert und dann vollkommen überrannt werden! Rohan, das zurückgebliebene Land der Pferdeherren wird als erste Nation unter diesem mächtigen Hammerschlag zerbrechen!" Erneut erfüllte lauter Jubel die Luft. „Für diesen Augenblick wurdet ihr erschaffen und geboren! Ihr seid die Zukunft Mittelerdes, kein anderes Volk kommt euch gleich. Niemand ist so stark, schnell oder talentiert wie ihr! Die Herrschaft über Mittelerde, der Grund eurer Existenz liegt greifbar vor euch, ihr müsst nur die Arme ausstrecken und zupacken! Holt sie euch, sie gehört euch!" Die zahllosen Krieger schlugen mit den Schwertern auf ihre großen Schilde, sofern diese vorhanden waren. Die Jubelschreie nahmen ein nahezu hysterisches Ausmaß an. Diesmal wurden sie nicht von Saruman gestoppt, indem er weitersprach. Er ließ sie alle ausklingen und erst als eine nahezu gespenstische Stille über Isengard lag, erhob er seine Stimme wieder. „Rohan ist eine köstliche Frucht, die reif ist, um gepflückt zu werden. König Théoden ist schwach und alles andere als fähig. Das einzige, oder besser gesagt der einzige, der eine Eroberung erschweren könnte ist sein Sohn Théodred. Doch mit eurer Stärke wird er es nicht mehr lange sein. Die erste große Schlacht in diesem Krieg steht kurz bevor! Die Chance, euch im Kampf zu beweisen ist nah!" Nun war der Jubel unbeschreiblich. Die Uruk-Hai warteten nur darauf, sich und ihre Fähigkeiten im Kampf zu beweisen. Ein regelrechter Drang dazu schlummerte in ihnen. Er war nun geweckt worden und wollte mit allen Mitteln herausplatzen. Bereits am nächsten Tag begannen die Vorbereitungen für die erste Schlacht, eine Schlacht mit dem einzigen Ziel, Théodred zu vernichten. Bearbeitet 20. September 2009 von HecNev Zitieren
Murazor Geschrieben 20. September 2009 Geschrieben 20. September 2009 Deine Inspiration scheint mir mehr von den Filmen als von den Büchern gekommen zu sein. Trotzdem ist die Geschichte bis jetzt gut und flüssig zu lesen. Ich bin gespannt zu erfahren, was du mit deinen Uruk- hai machen wirst. Zitieren
HecNev Geschrieben 20. September 2009 Autor Geschrieben 20. September 2009 Ich bin über die Filme zum Buch gekommen, das ist jetzt gut 5 oder mehr Jahre her. Beim Schreiben selbst habe ich aber immer Bilder aus den Filmen vor Augen, weil sie meine Vorstellung von Charakteren und Orten stark geprägt haben. Ich habe also von Orten und bekannten Charakteren immer den Film im Kopf, und das kommt halt durch. Aber es muss nicht schlecht sein :D Zitieren
Murazor Geschrieben 20. September 2009 Geschrieben 20. September 2009 Ist auch nicht schlecht. Und ich bin noch immer gespannt, wie es weitergeht. Zitieren
HecNev Geschrieben 21. September 2009 Autor Geschrieben 21. September 2009 Das nächste wird was längeres, aber die Leute von der K13 sind gerade auf LK-Fahrt und wir in der K12 haben daher mehrere Freistunden und ich komme daher auch zum Schreiben. Ich will aber die Einführung des dritten und letzten wichtigen Charakters auch gleich die Hauptstory "anfangen" lassen, und momentan rätsele ich noch darüber, wie ich das anstellen soll. Es geht voran, ich denke mal, dass ich vermutlich Mitwoch oder Donnerstag den Teil fertig haben werde. Mal sehen :D Zitieren
HecNev Geschrieben 22. September 2009 Autor Geschrieben 22. September 2009 (bearbeitet) Kapitel 2 – Die Falle ist gelegt Sceld biss die Lippen unter grausamen Schmerzen zusammen, als die Spitze des langen Dolches erneut sein Gesicht zerschnitt. Blut lief über sein Gesicht. Er würde nicht schreien. Diese Genugtuung wollte er seinem Folterknecht nicht geben. „Raus mit der Sprache, was versucht Häuptling Ceadd mit dem Bündnis zu erwirken? Will er durch seinen Pakt mit diesem erbärmlichen Hexer Saruman die Herrschaft über alle Stämme erlangen, weil ihm die Gefolgschaft von zwei Drittel der Häuptlinge nicht genug sind? Will er einen erneuten Krieg unter den Stämmen provozieren?", sagte Fealca. Seine Stimme klang dabei alles andere als grausam. Sie war eher freundlich, aber mit einem unmissverständlichen Unterton. Und der Dolch in seiner rechten Hand tat sein übriges, um ihn dennoch äußerst bedrohlich wirken zu lassen. Als Sceld keine Anstalten machte, irgendetwas zu sagen, weiteten sich Fealcas Augen vor Wut. „Sprich, oder ich werde jeden Fetzen Haut einzeln von deinem verdammten Gesicht reißen, anstatt es nur zu zerschneiden! Deine Starrköpfigkeit verurteilt dich zum Tod und ich bin dein Henker! Rede, oder ich werde anfangen, mich zu fragen, ob sich dein Kopf auf einer Speerspitze gut machen würde!", nun war jegliche gespielte Freundlichkeit aus Fealcas Stimme gewichen. Er schäumte vor Zorn und musste sich sichtlich beherrschen, seine Drohung nicht wahr zu machen. Der junge Dunländer wusste, sein Gegenüber würde die Beherrschung nicht verlieren. Es würde ihm schwer fallen, aber im Endeffekt würde er es sich nicht leisten können, seinen Gefangenen ins Jenseits zu schicken. Er befand sich nun schon seit etwa drei Tagen in diesem stickigen Kellerverlies und wurde jeden Tag aus seiner Zelle gerissen und auf der Folterbank fixiert, auf der er sich auch im Moment befand. Sie bestand aus hartem Holz und er war an ihr gefesselt wie an einem Kreuz. Nur mit engen Eisenbändern anstatt mit Nägeln. Wenn er seinen Blick zu den Seiten richtete, sah er grausame Folterinstrumente an den Wänden stehen oder hängen, dazwischen waren immer wieder einzelne Fackeln befestigt, die den Raum in ein unheimliches Halbdunkel tauchten. Plötzlich drangen laute Schreie von draußen in die Folterkammer. Überrascht drehte Fealca sich zu der schweren Eichenholztür am Eingang um. In diesem Moment ging sie krachend auf und gab den Blick auf einen blutüberströmten Mann frei. „Herr… Sie…. Sie…. Ceadds Klan…. Wargreiter…. Feuer und Blut….", stammelte der Mann schwer atmend, dann brach er zusammen. Aus seinem Rücken ragten zwei lange, schwarze Pfeile. Nun wich jegliche Farbe aus Fealcas Gesicht. Er war bleich wie ein Geist und die Ausstrahlung des wütenden Folterknechts wich für einen kurzen Augenblick der eines angsterfüllten Waschweibs, das auf seinen Tod wartet. Er und die fünf Männer die bei ihm waren zogen ihre Waffen und bereiteten sich auf den Feind vor, der bereits durch die Gänge polterte. Sceld konnte sich trotz der Schmerzen ein Grinsen nicht verkneifen. Als Neffe des Häuptlings war man es also doch noch Wert, irgendwann gerettet zu werden. Eine vertraute Gestalt erschien in der Tür. Es war Budocar, Sohn des Häuptlings und Scelds Cousin. Sein Kettenhemd leuchtete schwach im Schein der Fackeln und in seinen Augen stand ein klares Wort geschrieben: Tod. „Ich habe ihn gefunden!", rief er und stürmte dann, mit hoch erhobener Axt, auf Fealca zu. Dieser hatte sich inzwischen wieder etwas gefangen und parierte den Axthieb mit seinem Langschwert. Einen zweiten, schnelleren Schlag konnte er allerdings nicht mehr abwehren und so spaltete der Häuptlingssohn im das rechte Schlüsselbein und die Axt drang mit einem schmatzenden Geräusch tief in Fealcas Fleisch. Fealca war sofort tot, und sackte zur Seite, als budocar seine Waffe wieder herauszog. „Budocar, pass' auf!", schrie Sceld nun plötzlich und erst jetzt registrierte dieser, dass von den fünf anderen Männern im Raum zwei mit ihren Bögen auf ihn zielten. Alarmiert riss er mit der linken Hand einen kleinen Dolch aus seinem Gürtel und warf ihn in dem Moment, in dem zwei Pfeile seine Brust trafen. Die Klinge verfehlte ihr Ziel dennoch nicht und einer der Schützen ging mit einem gurgelnden Geräusch und dem Dolch im Hals zu Boden. Blut sickerte aus der Wunde und formte eine große, leuchtend rote Pfütze um die Leiche. Jetzt traf ihn ein dritter Pfeil an der linken Schulter. Budocar hustete Blut und sah Rot. Auf einmal war er nur von einem Gedanken beseelt: Den Mann, der ihn so feige und ehrlos aus der Distanz angriff, mit in den Tod zu nehmen. Mit der verzerrten Fratze eines blutrünstigen Berserkers fasste er seine Axt mit beiden Händen und schlug auf einen Mann ein, der sich ihm in den Weg zu stellen versuchte. Dessen Parade kam zu spät und Budocars Axt drang zwischen seine Rippen und verhängte sich dort beim herausziehen, sodass der Berserker einen zweiten Dolch ziehen musste. Der Bogenschütze blickte sich panisch nach einem Fluchtweg oder Hilfe um, während er mit stark zitternden Händen versuchte, seinen Bogen erneut zu spannen. Der Pfeil entglitt ihm, flog knapp an Budocar vorbei und ließ einen der Feinde keuchend zu Boden gehen, der sich Budocar gerade von hinten näherte. Der Häuptlingssohn stieß einmal in den Rumpf des Schützen. Er riss den blutigen Dolch sofort mit einem Schwall Blut wieder heraus und stieß wieder zu. Und wieder. Und wieder. Mit jedem Stoß färbte sich das Lederwams des Schützen mehr mit rot und erst ein glatter Schnitt durch seine Kehle machte seinen flehenden Schmerzensschreien ein Ende. Budocar atmete schwer und fiel auf die Knie. „Tut mir Leid, dass ich dich nicht retten konnte, Sceld.", röchelte er und blieb im Blut seiner Opfer liegen. Der Gefesselte hatte die Szene in stummem Staunen verfolgt. Er hatte gerade seinen siebzehnten Winter hinter sich und hatte, im Gegensatz zu seinem neun Jahre älteren Cousin, noch nie gegen einen anderen Gegner als Strohpuppen gekämpft. Die Grausamkeit dieser Szene, die Pfeile, welche lang und drohend aus Budocars Brust ragten… Er hatte in noch keiner Schlacht gekämpft, dennoch hatte er jetzt schon genug davon. Wie erstarrt lag er gefesselt auf seiner Folterbank, als weitere Dunländer und auch ein paar Uruk-Hai den Raum betraten und den verbliebenen Mann einen schnellen Tod gaben. Als seine Fesseln nach einer gefühlten Ewigkeit endlich gelöst wurden, sprang er sofort auf und kniete sich zu Budocar totem Körper in die inzwischen gewaltige Blutlache. Er fühlte, wie sich seine Wollhose mit der warmen, roten Flüssigkeit vollsaugte und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Sein Cousin lag vor ihm mit einem friedlichen Gesichtsausdruck, der keinen Vergleich zu der zornerfüllten Grimasse darstellte, die vor wenigen Sekunden noch sein Gesicht entstellt hatte. Nur die Pfeile und das Blut in dem er lag zeugten noch von der Szene, die sich eben abgespielt hatte. Zwei Tage später. Sceld hatte den Schock noch immer nicht verwunden. Keine fünf Meter vor ihm stand ein gewaltiger, mit Öl getränkter Holzhaufen und Budocars lebloser Körper ruhte darauf so starr wie eine Statue. Man hatte die Pfeile entfernt und ihm ein festliches Gewand angezogen. Er hingegen trug seine Kettenrüstung, um sich als Krieger von seinem Freund zu verabschieden, auch wenn er seit Budocars Tod nichts als Abscheu für Krieger und ihr blutiges Geschäft empfand. Die Schnitte in seinem Gesicht heilten gut, aber es würden zahllose Narben zurückbleiben. An manchen Stellen waren die Wunden genäht, an anderen lagen sie offen. Er sah aus wie eine Patchworkdecke, die man durch einen Fleischwolf gedreht hatte. Die Sonne schien hell von einem nur leicht bewölkten Himmel und es ging kein Wind. Es war einfach nur still. Totenstill. Der Haufen wurde von vier Fackelträgern entzündet und der Tote war bald von hohen Flammen umgeben, die gierig zuerst seine Kleidung und dann den Körper selbst fraßen. Der Anblick war alles andere als schön und viele wandten angeekelt ihre Gesichter ab, nur Sceld blickte in das Feuer, bis von seinem ehemaligen Cousin und Freund nur noch ein Haufen weißer Asche übrig war, der in der schwarzen Glut des Holzes lag. Die Sonne ging bereits unter, als es so weit war und als Sceld sich abwendete, sah er Ceadd und dessen zwanzig Mann umfassende Leibwache auf sich zukommen. Er fragte sich, was sie von ihm wollten. „Sceld. Ich weiß, es muss schwer für dich gewesen sein. Erst die grausame Folter, die dein junges Gesicht so sehr entstellt hat, dann musstest du auch noch den grausamen Tod meines Sohnes –mögen die Ahnen ihm einen warmen Empfang bereiten- miterleben. Es wird dich sicherlich freuen zu hören, dass das Dorf deiner Gefangenschaft vollkommen ausgelöscht wurde. Männer, Frauen, Kinder. Sie alle mussten für diese Tat sterben Ihre Häuser wurden bis auf die Grundmauern niedergebrannt und die Umgebung versalzen. Das ist ein Zeichen der Macht. Die anderen Stämme werden uns nun bedingungslos in Sarumans Krieg gegen die Rohirrim folgen, nachdem wir endlich die fruchtbaren Länder Rohans wieder unser eigen nennen können. Nun, wo du siebzehn Winter zählst ist es an dir, mit den anderen Kriegern und den starken Uruk-Hai in die Schlacht zu ziehen und das Land unserer Vorfahren zurückzuerobern. Es ist eine große Aufgabe und eine gute Möglichkeit für dich zu zeigen, dass mein Sohn nicht umsonst bei deiner Rettung gestorben ist.", sagte Ceadd feierlich. Sceld hingegen war alles andere als fröhlich darüber. Er war mit jedem einzelnen Wort blasser geworden. Vor allem der letzte Satz ging ihm durch Mark und Bein. All der Tod in dieser Welt. Wenn es um einen Morgen mehr Land ging, trugen Familien Blutfehden aus. Könige, Häuptlinge und niedere Fürsten töteten einander, nur um über noch mehr Menschen herrschen zu können. Sie töteten einander, um noch mehr Steuern von der eroberten Bevölkerung zu erhalten, wenn sie sie überhaupt am Leben ließen. Am Ende waren sie alle gleich, ob Fürst oder Nachbar. Alle wollten sie mehr. Alle waren sie bereit, dieses „mehr" mit Blut zu bezahlen. Der Grund für einen Krieg zwischen Fürsten ist der gleiche wie der für einen Konflikt zwischen zwei Nachbarn. Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. All dieser Tod, dieses Chaos, dieses Morden, dieses Schlachten... Zahllose Menschenleben nur, um ein paar Grashalme mehr zu besitzen. All das Leid, das Blut, der Verlust. Söhne verlieren Väter, Väter verlieren Söhne, Frauen verlieren Ehemänner, Cousins verlieren Cousins… Die Liste ließ sich endlos fortsetzen. Seine Gedanken über Krieg und Zerstörung lagen offen vor ihm. Dennoch gab es kein einfaches Nein. Er musste in den Krieg ziehen, an diesem sinnlosen Töten teilhaben. Um seiner Ehre willen und um der seiner Familie willen. Und damit Budocar nicht umsonst bei seiner Rettung gestorben war. Er würde sich zu einem Leben als Krieger zwingen müssen, aber um Budocars Willen wollte er es nicht unversucht lassen. Ceadd hatte ihn die ganze Zeit über kritisch beäugt, nun hielt er seinem Neffen die Hand hin und dieser schlug zögerlich ein. Was blieb ihm anderes übrig? Bereits am nächsten Morgen brach eine kleine Armee aus etwa fünfhundert Mann nach Isengard auf, um sich sofort Sarumans Befehl zu unterstellen. Die bedeutend größere Hauptarmee musste erst in einer Heerschau gesammelt werden und würde später nachrücken. „Herr! Einer der Kundschafter ist zurück!", rief eine der Wachen quer durch den Raum zu einem Mann mittleren Alters herüber, der sich gerade mit seinen Offizieren ein kleines Spanferkel schmecken ließ. „Er soll vortreten und berichten.", gab der Angesprochene zwischen zwei Bissen zurück. Ein ausgemergelter Mann in einer aufgerissenen Lederrüstung betrat den langen Raum und trat bis an den großen Tisch. Er blickte mit gierigen Augen auf das Spanferkel und hatte offensichtlich schon länger nichts mehr gegessen. „Berichte, und dann setz' dich zu uns, du siehst hungrig aus.", forderte der Anführer. „Wie Ihr es wünscht, Herr Théodred. Ich komme direkt von Isengard zurück. Der Zauberer Saruman sammelt dort anscheinend schon seit längerem eine Armee. Ihre Zahl ist beträchtlich, aber sie scheinen alles andere als verteidigungsbereit. Es ist zu befürchten, dass sie die Furten des Flusses isen besetzen wollen, die einzige Stelle, an der sich der Fluss sicher überqueren lässt.", berichtete der Kundschafter pflichtbewusst und wartete auf eine Reaktion seines Herrn. „Das sind in der Tat beängstigende Nachrichten. Grimbold, mach' die Männer bereit. Wir reiten die Nacht durch und werden die Furten im Morgengrauen erreicht haben. Dann werden wir direkt nach Isengard reiten. Es ist dir erlaubt, zu essen.", entschied Théodred bestimmt und seine Befehle wurden vor allem von dem Kundschafter besonders rasch ausgeführt. Saruman lachte genüsslich und selbstzufrieden. Es war ein leichtes gewesen, den Späher zu täuschen. Die Falle war aufgebaut und der Käse platziert. Die Maus brauchte ihn sich nur zu holen. Und würde dabei einen grausamen Tod sterben. Bearbeitet 22. September 2009 von HecNev Zitieren
Murazor Geschrieben 22. September 2009 Geschrieben 22. September 2009 Gut gut... Wirkt sehr schön realistisch. So was mag ich. Beim Lesen glaubt man fast, das die Handlung nicht irgendwo in Dunland, sondern in irgendeiner barbarischen Vorzeit spielt. Diesen Realismus mit den Inspirationen von Peter Jackson und Tolkien sowie deren festen Vorgaben zu verbinden macht die extreme Herausforderung einer guten Fanfiction aus. Ich bin gespannt, ob dir das gelingt. Vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn du in deinen Texten die Häufigkeit von Fremdwörtern zurückdrängen könntest. Für eine Fanfiction deines Stils in diesem Forum ist das kein beachtlicher Negativpunkt, vielleicht könnte es bei späteren Geschichten in einer mittelalterlich- ähnlichen Fantasywelt aber irgendwann störend wirken. Zitieren
HecNev Geschrieben 22. September 2009 Autor Geschrieben 22. September 2009 Gut gut... Wirkt sehr schön realistisch. So was mag ich. Beim Lesen glaubt man fast, das die Handlung nicht irgendwo in Dunland, sondern in irgendeiner barbarischen Vorzeit spielt. Diesen Realismus mit den Inspirationen von Peter Jackson und Tolkien sowie deren festen Vorgaben zu verbinden macht die extreme Herausforderung einer guten Fanfiction aus. Ich bin gespannt, ob dir das gelingt. Ich hoffe, es wird mir gelingen. An sich wollte ich es auch sehr realistisch (oder auch "barbarisch") machen, da dieses Erlebnis einen entscheidenden Einschnitt in Scelds Leben darstellt. Vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn du in deinen Texten die Häufigkeit von Fremdwörtern zurückdrängen könntest. Für eine Fanfiction deines Stils in diesem Forum ist das kein beachtlicher Negativpunkt, vielleicht könnte es bei späteren Geschichten in einer mittelalterlich- ähnlichen Fantasywelt aber irgendwann störend wirken. Hilf mir kurz auf die Sprünge. Ich habe, beim spontanen überfliegen, nicht wirklich viele Fremdwörter gefunden, außer denen aus Tolkiens Welt (wenn man die hier überhaupt als Fremdwörter bezeichnen kann). Also bin ich etwas verwirrt. Zitieren
Murazor Geschrieben 22. September 2009 Geschrieben 22. September 2009 „... Will er einen erneuten Krieg unter den Stämmen provozieren?", sagte Fealca. Es würde ihm schwer fallen, aber im Endeffekt würde er es sich nicht leisten können, seinen Gefangenen ins Jenseits zu schicken. Dieser hatte sich inzwischen wieder etwas gefangen und parierte den Axthieb mit seinem Langschwert. „... Alarmiert riss er mit der linken Hand einen kleinen Dolch aus seinem Gürtel und warf ihn in dem Moment, in dem zwei Pfeile seine Brust trafen... Den Mann, der ihn so feige und ehrlos aus der Distanz angriff, mit in den Tod zu nehmen. ... Dessen Parade kam zu spät und Budocars Axt drang zwischen seine Rippen und verhängte sich dort beim herausziehen, sodass der Berserker einen zweiten Dolch ziehen musste. An manchen Stellen waren die Wunden genäht, an anderen lagen sie offen. Er sah aus wie eine Patchworkdecke, die man durch einen Fleischwolf gedreht hatte. Die Sonne schien hell von einem nur leicht bewölkten Himmel und es ging kein Wind. Es war einfach nur still. Totenstill. Der Anblick war alles andere als schön und viele wandten angeekelt ihre Gesichter ab, nur Sceld blickte in das Feuer, bis von seinem ehemaligen Cousin und Freund nur noch ein Haufen weißer Asche übrig war, der in der schwarzen Glut des Holzes lag. „Die Falle war aufgebaut und der Käse platziert. Die Maus brauchte ihn sich nur zu holen. Zitieren
HecNev Geschrieben 22. September 2009 Autor Geschrieben 22. September 2009 Ok, Punkt für dich. Ich sagte aber auch, dass sich KAUM welche finden Nur irgendwie kommt mir jetzt provozieren oder auch platzieren nicht wie ein Fremdwort vor. Das letztere ist evtl unpassend (so wie die Patchworkdecke, über das Wort hab ich mich im Nachhinein selbst geärgert). Auch der "Endeffekt" erscheint mir jetzt nicht wirklich wie ein Fremdwort. Zumindest hat mich noch kein Deutschlehrer für die Verwendung desselbigen gelobt. Ich bin da nicht so firm. Die Patchworkdecke passt meiner Meinung nach auch nciht wirklich, aber der Rest erscheint mir nicht wirklich fremd. Zitieren
Murazor Geschrieben 22. September 2009 Geschrieben 22. September 2009 Ist auch nicht wirklich soooo bedeutend. Mich haben die meisten Fremdwörter nicht wirklich geärgert, manche Leser fühlen sich durch so etwas aber oft verärgert. Ich bemühe mich meine Sprachwahl immer der Handlung und ihren Umständen anzupassen, auch wenn ich da wohl manchmal ein wenig extrem bin. Zitieren
HecNev Geschrieben 27. September 2009 Autor Geschrieben 27. September 2009 (bearbeitet) Kapitel 3 – Sieg Mathak atmete aus. Die warme Atemluft strömte aus seinen Nasenlöchern und dem geschlossenen Helm aus schwarzem Stahl und wurde zu einer Art Dampf in der kalten Morgenluft. Auf seinem Brustpanzer, der aus dem gleichen harten Material wie der Helm gefertigt war, prangte stolz das Emblem der weißen Hand Sarumans. Seine Armbrust lag in seinen Händen wie ein vertrautes Werkzeug, was sie auch war. Ein Mordwerkzeug. Bolzen mit scharfen Spitzen, die jegliche Panzerung durchdrangen, hingen in einem Köcher an seiner rechten Hüfte, an der linken befand sich sein mächtiges Schwert in einer zweckmäßigen Lederscheide. So stand er dort und wartete genauso wie hunderte andere Armbrustschützen. Ihre Position lag in einem kleinen Wäldchen, das Sarumans Hochöfen noch nicht zum Opfer gefallen war und entlang des Waldrandes hatten sie, im niedrigen Gebüsch gut versteckt, angespitzte Pfähle schräg in den Boden gerammt, um einem Angriff der Rohirrim Einhalt zu gebieten. Etwa dreihundert bis vierhundert Meter vor ihnen floss der Isen langsam nach Süden, in Richtung der Furten. Das Terrain war flach und von hohem Gras bedeckt, durch dass sich eine gepflasterte Straße schlängelte. Sie wirkte wie eine Narbe in der unberührten Landschaft. Links von ihnen befand sich, in einer geschlossenen Linie bis hinunter zum Fluss, die restliche Streitmacht der Uruk-Hai. . Sie waren enorm viele und dennoch nur ein schacher Abklatsch der eigentlichen Hauptstreitmacht, die noch immer in Isengard selbst lagerte. Die Dunländer, die Saruman zur Schlacht gerufen hatte, befanden sich in kleineren Verstecken an der rechten Flanke der Schützen. Sie standen etwa dreißig Kilometer nördlich der Furten. Sceld schloss seine zitternden Finger um den hölzernen Griff seiner Berdiche. Die Waffe war ihm immer wie ein Freund vorgekommen, ein Freund, der ihn vor all seinen Feinden bewahren konnte. Im Alter von zehn Jahren hatte sein Vater ihm die Waffe geschenkt und seitdem jeden Tag mit ihm trainiert. Der Stab der schweren Waffe war damals so groß gewesen wie er selbst. Einen Meter und fünfundfünfzig. Die Klinge war noch immer so scharf wie am ersten Tag. Mit ihrer Länge von etwa sechzig Zentimetern war sie so aufmontiert, dass sie die Waffe noch um die Hälfte der Klingengröße verlängerte. Ein Wind fuhr durch seine Haare und ließ die mit Schorf verkrusteten Schnitte auf seinem Gesicht kribbeln. Seine Kettenrüstung und das lederne Untergewand hielten ihn warm und ein hölzerner Rundschild hing locker auf seinem Rücken. Mit seinen schulterlangen, blonden Haaren, seinem verschorften Gesicht und seiner Ausrüstung sah er aus wie ein furchtloser Krieger, der Krieger, der er seit seiner Kindheit hatte sein wollen. Und gerade deswegen verabscheute er sich selbst. Am Ende dieses Tages würde Blut von seiner Waffe tropfen, er würde getötet haben und er hasste sich schon jetzt dafür. Wäre es nach ihm gegangen, dann wäre er jetzt weit weg. Aber die Krieger Dunlands hatten eine Aufgabe hier und er würde sein bestes geben, sich nicht von dem bevorstehenden Grauen überwältigen zu lassen. Budocar sollte nicht umsonst gestorben sein. Nein. Seine Finger zitterten noch immer. Er würde es versuchen. Irgendwie. … „Herr Théodred! Ihre Linie bricht auf, sie fliehen!", rief einer der Reiter. Die kleine Gruppe Orks und Goblins, die sie fünfundzwanzig Kilometer nördlich der Furten gestellt hatten, nahm ihre Beine in die Hand und rannte den Flusslauf entlang nach Norden. „Wieviele Verluste haben wir?", rief Théodred laut. „Zehn Mann. Die Orks waren nicht viele und unser Angriff hat die meisten hinweggefegt oder demoralisiert.", gab Grimbold pflichtbewusst zur Antwort. „Gib fünf Männern den Befahl, die Leichen zu sammeln und mitsamt deren Pferden zu den Furten zu schaffen. Lasst die Orks liegen. Sollen ihre stinkenden Leiber den Krähen gehören! Wir marschieren weiter, die Orks können rennen so viel sie wollen, spätestens in Isengard sind sie gefangen." Die Reitergruppe formierte sich neu und marschierte weiter den Isen entlang. Nach kurzer Zeit erblickten sie einen großen, schwarzen Block, der die Straße blockierte. „Orks! Wir scheinen auf die Hauptarmee gestoßen zu sein. Lasst sie uns hinwegfegen und dann Saruman in Isengard zur Rede stellen!", befahl Théodred, woraufhin sich eine lange Angriffslinie mit ihm selbst in der Mitte bildete. Die letzten drei Kilometer ließen sich im Sturm nehmen. Die niederen Orks, die als Köder gedient hatten, kamen auf Isengards Linien zugerannt. Auch Rohans Streitmacht war nun gut sichtbar und schien sich zu einer Angriffsformation aufzustellen. Die Männer stießen in ihre zahlreichen Hörner und der Ansturm begann. Wie ein rollender Donner setzte sich die Reiterei in Bewegung und kam wie eine Walze auf ihren Gegner zu. Darauf hatte Mathak die ganze Zeit gewartet. Endlich dem Feind seine Überlegenheit zeigen zu können, erfüllte ihn mit stolz. Grishnakh hob die rechte Hand und sofort begannen seine Armbrustschützen damit, ihre Waffen zu laden. Es war ein zeitaufwändiger Prozess, wodurch ihre Feinde bereits gefährlich nahe waren, als sie sich in Schussbereitschaft befanden. Die Uruk-Hai wichen vor dem Angriff der Rohirrim keinen Meter zurück, stattdessen tat sich etwas in ihrer Aufstellung. Langsam bewegten sich Pikiniere mit gesengten Spießen nach vorn und blieben gerade so stehen, dass ihre langen Speere noch von den umstehenden Kriegern versteckt wurden. Trotz ihrer Siegesgewissheit waren die Truppen Sarumans spürbar angespannt. Es war für sie alle die erste Schlacht, auf so eine Situation konnte selbst das beste Training nicht gut genug vorbereiten. „Jetzt!", rief der Kommandant, woraufhin die vorderen Reihen der Uuk-Hai auf die Knie gingen und die Pikiniere rasch ihren Weg nach vorn fanden. Die Rohirrim, überrascht von dem unerwarteten Manöver, konnten ihre Rösser nicht mehr zügeln und so krachten sie auf die Piken, wo ihrem Ansturm rasch ein Ende gemacht wurde. Die Reiter wurden im erbarmungslosen Nahkampf von den Pferden gezogen und dann von den Schwertkämpfern erschlagen. Grishnakh senkte seine Hand. Die Luft wurde vom surrenden Geräusch zahlreicher Bolzen erfüllt, die alle ihr Ziel fanden. Kettenhemden wurden durchschlagen, Leiber durchbohrt. Männer und Pferde gingen schreiend zu Boden. Die Armbrustbolzen schlugen in die Flanke der Rohirrim wie ein Unwetter. Zahllose Krieger und Rösser gingen sofort zu Boden, viele weitere waren schwer verletzt. Es war an der Zeit für die Dunländer, ihren Teil an Gegnern ins Jenseits zu schicken. Unter lauten Schreien brachen sie aus ihren Verstecken. Mit Sceld stürmten etwa dreihundert weitere Dunländer in den Rücken der Rohirrim. Sie alle waren in einer euphorischen Stimmung, nur Sceld stimmte nicht in ihre Kriegsschreie ein. Es kostete ihn alle Mühe, nicht jetzt schon in die andere Richtung davonzulaufen. Der Gedanke daran, dass das Blut von einem dieser Männer bald an seinen Händen kleben würde, ließ ihn nicht los. Ihr Angriff prallte auf die Reiter wie eine Welle auf Stein und obwohl Sceld versuchte, Kämpfe zu vermeiden –was in einer Schlacht natürlich ans Unmögliche grenzte- lag bald ein Rohir vor ihm im Staub. Kolar, ein Krieger der nur wenige Jahre älter war als Sceld, hatte ihn aus dem Sattel gerissen. Er wälzte sich am Boden und rang nach Luft, sein Schwert hatte er beim Fall verloren und nun hatte er flehend beide Arme zum Schutz erhoben. Sceld blickte ihm direkt in die Augen. In ihnen las er dieselbe Furcht, die auch er verspürte, er sah den Drang, all das Blut und die Zerstörung hinter sich zu lassen. Dieser Anblick ließ den Dunländer frösteln, er stand stocksteif da und wieder einmal war er sich bewusst, dass er hier Menschen töten sollte, Menschen wie er selbst, wie sein Bruder, seine Schwestern, seine Eltern, Budocar und selbst Fealca. Ihre Gesichter schwebten vor seinen Augen, ließen ihn stutzen. Dann war es vorbei. Der Blick des jungen Rohir war leer. Kolars Axt gab ein schmatzendes Geräusch von sich, als er sie wieder hochhob. „Ich weiß, es ist deine erste Schlacht, aber wenn du so zögerst wie jetzt, kann es auch ganz schnell deine letzte sein. Außerdem solltest du viele Feinde töten, um Ehre zu erlangen und Ceadd stolz zu machen.", sagte Kolar mit strengem Blick. Er hatte seine Waffe in den Hals des wehrlos am Boden liegenden Feindes gerammt und ihn so getötet. Alle redeten sie von Ehre. Töteten wehrlose Gegner. Plünderten ihre Dörfer. Schlachteten ihr Vieh ab. Ermordeten ihre Frauen. Ihre Kinder. Und dann redeten sie von Ehre. Das Gras um den Rohir nahm ein gespenstisches Rot an, während Kolar wieder in den Kampf ging. „Rückzug, Männer! Zurück zu den Furten! Sie umzingeln uns!", rief Théodred voller Schrecken, als er erkannte, dass er und seine Armee fast vollkommen eingekesselt waren. Trotz der versteckten Piken und der Armbrustsalven hatte seine Truppe eine beachtliche Anzahl an Gegnern getötet. Aber ein guter Krieger wusste, wann eine Schlacht verloren war. Die Armbrustschützen waren die ersten, die den Rückzug der Rohirrim bemerkten. Durch ihre entfernte Position hatten sie einen perfekten Überblick. Jubel brach aus. Mathak war nicht direkt im Kampf gewesen, und dennoch fühlte er sich großartig. Er hatte zu diesem Sieg beigetragen, geholfen, die Überlegenheit seiner Rasse zu zeigen. Der junge Dunländer saß auf den Knien, die Berdiche an seiner Schulter angelehnt. Sie war noch immer sauber. Nicht ein einziges Mal hatte sie den Feind berührt. Nicht ein einziges Mal hatte sie Blut verspritzt. Und doch fühlte er sich schuldig. Rohirrim, Dunländer, Uruk-Hai. Sie alle hatten ihre Toten und die Anzahl an gefallenen Uruk-Hai war erschreckend hoch. Nichtsdestotrotz wollten die Uruk-Hai ihre Gegner verfolgen, um sie endgültig zu vernichten. Sie scherten sich nicht um die Leichen. Nicht einmal um die ihrer eigenen Leute. Gnadenlos marschierten sie über die unzähligen leblosen Körper hinweg zu den Furten. So kniete Sceld, zwischen Leichen und abgetrennten Gliedmaßen, in einem Matsch aus Erde und Blut. Er beugte seinen Kopf nach vorne, so dass die Berdiche in diesen abscheulichen Brei fiel. Und dann übergab er sich. Bearbeitet 27. September 2009 von HecNev Zitieren
Murazor Geschrieben 27. September 2009 Geschrieben 27. September 2009 Nicht schlecht, nicht schlecht. Du hast die Schlacht sehr gut beschrieben. Eine Frage: Kann sich irgendwer mal erbarmen meine eigene Geschichte zu kommentieren? Zitieren
HecNev Geschrieben 27. September 2009 Autor Geschrieben 27. September 2009 (bearbeitet) Du bist zu früh, ich hab sie schon vor 2 Tagen angefangen zu lasen, aber leider hatte ich bisher nicht die Zeit, alles vollkommen zu lesen. Sie fischen ihn gerade nach dem Drachenangriff aus dem Boot, wenn du es genau wissen willst. Ich wollte gerade weiterlesen. Edit: Danke für das Lob. Bearbeitet 27. September 2009 von HecNev Zitieren
HecNev Geschrieben 2. Oktober 2009 Autor Geschrieben 2. Oktober 2009 (bearbeitet) Kapitel 4 – Die Furten des Isen Der Rausch des Sieges. Obwohl Mathak nicht am blutigen Nahkampf teilgenommen hatte, spürte er doch eine große Euphorie in sich. Die Uruk-Hai hatten ihren ersten Auftritt auf den Schlachtfeldern Mittelerdes mit Bravour gemeistert. Ihre Stärke hatte über die Schwäche der Menschen gesiegt und die flüchtenden würden bald das Schicksal ihrer toten Kameraden teilen. Er beschleunigte seine Schritte. Während der Verfolgung hatten sie nahezu jegliche Formation aufgegeben und die Armbrustschützen befanden sich ungeschützt an der äußersten Flanke des wilden Haufens, der den Rohirrim hinterherrannte. Sie standen bis zum Hals in Adrenalin und Endorphinen, der Sieg gehörte ihnen. Nun mussten sie ihren Auftrag vollenden und Théodred töten. Er war die Trophäe ihres Sieges, und in jedem einzelnen von ihnen brannte ein unglaubliches Feuer, welches nach seinem Kopf zehrte. Kolar hatte geflucht, als er ihn gesehen hatte. So sehr geflucht, dass selbst die gewiefteste Hure noch errötet und vor Scham im Boden versunken wäre. Die letzten Stunden waren sie getrabt und befanden sich nun, kurz vor den Furten, einige hundert Meter hinter den Uruk-Hai. Die Ausdauer und Energie dieser Wesen waren wirklich unglaublich. Sceld befand sich noch immer in einer Art Trancezustand. Vor seinem inneren Auge spielten sich verschiedene Szenen ab. Budocars Tod, die Schlacht. Und obwohl beide Ereignisse nichts miteinander gemein hatten, konnte man sie mit einem Wort beschreiben: Blut. Es spritzte, floss und rann über jedes der Bilder. Sceld wurde abwechselnd warm und kalt. Das Bewusstsein darüber, dass es noch nicht vorbei war, setzte ihm schwer zu. Und der Gedanke, dass er als offensichtlicher Feigling unwürdig war, Ceadds Neffe zu sein, machte ihm ebenso zu schaffen. Schließlich konnte sich ein Kriegshäuptling so wie Ceadd sich einen solchen Neffen nicht leisten. Ein Schauer durchlief ihn. Es gab nur drei Möglichkeiten. In der Schlacht einen ehrenhaften Tod finden, zuhause vom eigenen Onkel wie ein unliebsames Geschwür entfernt werden oder desertieren und ein Leben der Flucht führen. „Diese dreckigen Uruk-Hai sind so ausdauernd wie unsere besten Pferde, das muss man ihnen lassen. Grimbold, nimm' dir einige Männer und reite mit ihnen nach Süden. Wir werden sie hier beschäftigen. Nach einigen Stunden wirst du zurückkehren und unserem Feind in den Rücken fallen. Aldor, du bist unser schnellste Reiter. Überquere die Furten nach Rohan und sammle alle Reiter, die du finden kannst. Der Rest bleibt bei mir, die Reiter teilen sich auf beide Flussseiten auf, die Bogenschützen und diejenigen, deren Pferde getötet wurden, befestigen die Insel in der Mitte. Versucht, ihnen in die Flanke zu fallen. Die Reiter auf der dem Feind abgewandten Flussseite bilden die Reserve.", befahl Théodred und sofort taten alle, wie ihnen befohlen worden war. Das mochte Théodred an seinen Männern. Seine Truppe war so gut aufeinander eingespielt, dass sie Befehle so effizient wie ein Uhrwerk ausführte. Er selbst bezog zusammen mit seiner Leibwache Stellung auf der Insel in der Mitte der Furten. Die Kettenrüstungen der Rohirrim schimmerten in der Sonne des frühen Nachmittags, wohingegen die schwarzen Panzer ihrer Angreifer keinen Strahl Sonnenlicht reflektierten. Auf beiden Seiten wehten große Banner im schwachen Westwind. Der schrille Klang eines Horns erfüllte die Luft. Die Pferde scheuten auf einmal und die Männer hatten große Mühe sie zu beruhigen. Ein Heulen durchschnitt die Luft und einige weitere stimmten darauf ein. Théodred, der sich sicher gewesen war, dass zumindest sein Rücken feindfrei war, fand sich und seine Armee nun einerseits von der starken Infanterie der Uruk-Hai angegriffen und auf der anderen Seite schnitten etwa fünfhundert Wargreiter und einige Dunländer mit ihren Pferden den Rückzug ab. Der Klang des Horns war das Signal zur vollkommenen Vernichtung ihres Feindes. Orkische Arbeiter hatten erst gestern nahe Isengard eine Holzbrücke über den Fluss vollendet, wodurch Saruman nicht mehr zwangsweise auf die Kontrolle der Furten angewiesen war und sie so die Feinde von zwei Seiten angreifen konnten. Die gesamte Streitmacht der Uruk-Hai beschleunigte nochmals ihren Schritt. Jetzt, wo sich Théodred zwischen Hammer und Amboss befand, ging es nur noch darum, wer sich letztendlich seinen Kopf holen würde. Mathak fiel das Atmen unter der schweren Rüstung langsam schwer. Das Gewicht des massiven Brustpanzers und das Kettenhemd darunter wogen langsam besonders schwer. Die Tatsache, dass ihr Ziel nun in greifbare Nähe gerückt war, gab ihm jedoch die Kraft, das Tempo zu halten. Er wollte gar nicht daran denken, wie es wohl den Pikinieren oder der schweren Infanterie ging, die ihre schweren Spieße beziehungsweise ihre großen Schilde tragen mussten. Sceld vernahm das Horn wie eine Art Erlösung. Mit der Verstärkung Isengards kam für ihn auch die Gewissheit, dass sein Tod in dieser Schlacht etwas sein würde, dass er erreichen konnte. Ein vollkommenes Gemetzel war unausweichlich, er musste sich nur mit den furchtlosesten der Rohirrim anlegen und schon wäre er von den Fesseln dieser irdischen Hölle erlöst. Das hieß, wenn er überhaupt bis zu ihnen vordringen konnte, schließlich stand zwischen ihm und seinem potentiellen Mörder ein ganzer Haufen Uruk-Hai. Als ihm bewusst wurde, wie verrückt sein Vorhaben war, musste er unwillkürlich Lachen. Es war sein erstes Lachen seit Tagen. Aber es war keines der Freude, es war eines des Wahnsinns. Die Reichweite der rohirischen Bögen übertraf die der Armbrüste um einige Meter, wodurch die Uruk-Hai relativ bald unter Beschuss genommen wurden und in dem dichten Haufen, in dem sie marschierten traf jeder Pfeil, auch wenn die meisten nur von den mächtigen Panzerungen abprallten. Es gab aber dennoch mehrere Verluste aufgrund der hohen Schussrate der Rohirrim. Kavallerie beider Heere war inzwischen in einen verbissenen Nahkampf verwickelt, in dem zahlreiche Pferde der Männer Rohans durchgingen und ihre Reiter abwarfen. Der Geruch und die Geräusche der Warge ließen sie durchgehen und in Panik fliehen. Die zurückgebliebenen Männer waren leichte Beute für die Reittiere der Orks, die mit ihren langen Reißzähnen zahllose Opfer forderten und noch schlimmer wüteten, als ihre Herren. Der Schildwall, den die Infanterie am westlichen Ufer errichtet hatte, wurde andauernd von schwer gepanzerten Uruk-Hai angegriffen, aber die Männer hielten sich, nicht zuletzt weil die Bogenschützen gezielt auf jeden Pikenträger schossen, der mit seiner langen Waffe jeden einzelnen von ihnen hätte töten können, während die Rohirrim mit ihren Speeren den Feind auf Distanz hielten. Selbst die Armbrustschützen konnten sie davon nicht abbringen und so starben viele der Bogenschützen im Bolzenhagel und die Deckung für den Schildwall wurde immer schlechter und würde bald ganz verschwinden. Aldor ritt, als ob Saruman persönlich hinter ihm her gewesen wäre. Das hohe Gras nahe am Flussufer wog sanft im Wind und das laute Krächzen einer Krähe erfüllte die Luft. Ihr Schrei gab der menschenleeren Idylle der Westfold einen fast gespenstischen Aspekt. Nahe der großen Westkurve des Isen wurde er endlich fündig. „Herr! Herr! Hört mich an!", rief er schon aus weiter Entfernung zu der großen Reiterschar. Er schätzte sie auf etwa achthundert Mann. Als er näher kam, hielten die Reiter an und ein älterer Mann in prächtiger Rüstung und einem langen, braunen Bart ritt, auf beiden Seiten von je einem Bannerträger flankiert, auf ihn zu. „Herr! Rasch, an den Furten des Isen tobt eine grausame Schlacht! Mein Herr Théodred, Sohn unseres geliebten Königs, kämpft mit seiner Schar gegen eine Horde Uruk-Hai aus Isengard und braucht dringend Entsatz! Er entsandte mich, jeden verfügbaren Mann unter Waffen zu den Furten zu beordern, damit diese nicht an Saruman fallen.", sprach Aldor mit einer solchen Geschwindigkeit, dass sich seine Stimme dabei beinahe überschlug. Sein gegenüber sah ihm tief in die Augen. Der darauffolgende Augenblick schien sich in eine schier endlose Ewigkeit hinzuziehen. Schließlich nickte der Bärtige. „Dann werden Elfhelm und seine Schar dem Ruf des Prinzen antworten. Reiten wir, Eorlingas!", rief er. Ihre Position wurde zusehends schlechter. Théodred und seine Männer hatten sich auf der Insel in einem Schildwall verschanzt und kämpften ums nackte Überleben. Sowohl die Armbrustschützen des Feindes als auch ihre eigenen Bogenschützen hatten ihre gesamte Munition verschossen, womit sich die Schlacht im blutigen Nahkampf entscheiden würde. „Männer! Es ist Zeit, dass auch wir unsere Schwerter erneut mit dem Blut unserer Feinde färben! Möge unser Tod ehrenhaft sein und unser Mut den anderen ein Vorbild.", sagte der Königssohn mehr zu sich selbst als zu seiner Leibgarde. Er zog sein Schwert und marschierte mit seiner Leibwache hinunter zu dem Schildwall, der von der Infanterie angegriffen wurde. Grimbold musste bald zurückkommen und den Rücken der Uruk-Hai angreifen, somit brauchte diese Seite die gesamte Kampfkraft, um die Horde Isengards durch das Überraschungsmoment und die daraus resultierende Verwirrung in die Flucht zu schlagen. Sie kamen wie aus dem Nichts. Sceld hatte bis eben noch verzweifelt versucht, durch den Haufen Uruk-Hai, der bis zu den Hüften im Flusswasser stand, zu seinen Feinden durchzukommen, um sich töten zu lassen. Doch nun waren sie auf einmal in seinem Rücken. Einige Reiter, etwa dreihundert Stück, fielen ihnen fast lautlos in den Rücken und auf einmal brach die Hölle los. Mathak und die anderen Armbrustschützen hatten sich als Reserve im Hintergrund gehalten, um als frische Kräfte einzugreifen, sollten die Rohirrim wider Erwarten die Oberhand gewinnen. Im Moment schien dies der Fall zu sein. Der Lärm der nahen Schlacht, die ungeheuren Schmerzensschreie und das Geräusch von aufeinanderprallenden Schwertern hatten die von Süden herannahenden Reiter übertönt und diese verzichteten darauf, ihre Ankunft durch Hörner zu signalisieren. Der junge Dunländer wollte bereits auf die Angreifer in ihrem Rücken zustürmen, endlich seinen Tod finden und aus diesem elenden Leben verscheiden, die Bürde seines Seins von allen nehmen, die ihn kannten. Ihn, den unwürdigen Häuptlingsneffen. Eine Hand so stark wie ein Schraubstock packte ihn am linken Arm und riss ihn zurück. Er blickte Kolar in die Augen. „Erst noch das Blut der Toten mit seiner Kotze entehren und jetzt alleine gegen eine ganze Armee kämpfen wollen. Du bist mir ein schöner Krieger. Komm' mit, wir werden den Armbrustschützen helfen. Ich will nicht, dass wir hier, am äußersten Rand dieses wilden Haufens, durch diesen Angriff draufgehen. Schnell! Sollen die Uruk-Hai den Ansturm ausbremsen. Wir werden die Reste der Rohirrim aus dem Weg räumen.", erklärte Kolar, während er ihn schon mit sich mitriss. Die anderen Dunländer stürmten ihnen nach. Ihr Weg lief nach Norden und dann würden sie den Armbrustschützen von hinten zur Hilfe kommen. Sie sahen den Angriff erst im letzten Moment. Die Uruk-Hai waren, im Gegensatz zu den Männern Dunlands, so sehr von der Schlacht hypnotisiert worden, dass sie die nahende Verstärkung erst bemerkten, als die Reiterspeere bereits ihre Körper durchbohrt hatten. Mathak blickte sich schockiert um. Die restlichen Armbrustschützen rotteten sich zusammen, um eine Verteidigung aufzubauen. Obwohl nur etwa ein Drittel der Verstärkung sie angriff, hatte der Ansturm bereits einen Großteil der Truppe hinweggefegt. Er wollte gar nicht daran denken, wie hoch die Verluste beim Hauptheer waren. Doch während es diesem gelang, die Reiter in einen Nahkampf zu verwickeln, ritten die Rohirrim immer wieder um sie herum, brachen durch dünne Stellen in ihren Linien und verursachten ein ungemeines Chaos, in dem sie die Uruk-Hai immer wieder mit ihren Angriffen in immer kleinere Gruppen versprengten. Die Dunländer um Kolar stürmten nun auf die Rohrrim zu, die nun ihrerseits von diesem Angriff überrascht waren. Doch dieses Überraschungsmoment dauerte nur kurz, auch wenn es effektiv genutzt wurde. Sceld bemerkte, dass ihm nichts Besseres hätte passieren können. Hier, mit vollkommen ungeschützten Flanken und dem Feind überall um ihn herum, sollte es nicht so schwer sein, den erhofften Tod zu finden. Im offenen Nahkampf empfand Mathak ein vollkommen anderes Gefühl als das, welches ihn so stolz begleitet hatte, als er seine Feinde noch aus der Entfernung niedermähte. Es hatte etwas kaltes, schleichendes. Es sorgte dafür, dass ihm die Haare zu Berge standen und seine Finger zitterten. Die nahen Schreie seiner Gegner trafen ihn wie ein Blitz einen hohen Baum. Er wusste nicht, was genau es war, aber er war sich sicher, dass es nichts Gutes bedeuten konnte. Ein Reiter war zwischen ihnen hindurch geschnellt. Er hatte Sceld nur knapp verfehlt und statt seinem Haupt den Kopf des Mannes neben ihm gespalten. Der Anblick war grausam und denoch konnte er den Blick nicht abwenden. Der Tote sah Sceld mit wachen Augen an, während eine Mischung aus Blut und Hirn über sein Gesicht lief und er langsam zusammenbrach. Ihm schauderte. Er musste raus aus dieser Hölle in die Unbeschwertheit des Todes. Schock. Das eisige Gefühl des Erstarrens kam über den jungen Uruk-Hai wie eine gigantische Flutwelle. Von einem Moment auf den anderen schien alles verloren und sinnlos. Alles, wofür sie gekämpft hatten, für die Herrschaft über Mittelerde, denn sie waren die allen überlegene Rasse, ein Volk, geboren um zu Herrschen. Doch warum konnten die Rohirrim sie dann wie Vieh abschlachten? Allein das Geräusch der galoppierenden Pferde terrorisierte ihn. Der Anblick sterbender oder toter Kameraden, Freunde und Brüder saugte die letzte Atemluft aus seinen Lungen. Er wollte Weg. An irgendeinen schönen Ort, fernab all dieser Grausamkeit. Selbst wenn es bedeutete, dass er nie mehr nach Isengard zurückkonnte. Sein letzter Kampfeswille erlosch so schnell wie Grishnakhs Lebenshauch, als ihm sein Kopf von einem vorbeischnellenden Reiter abgeschlagen wurde. Als Offizier trug er keinen Helm und war daher ein gutes Ziel für einen solchen Angriff. Seine Augen hatten Mathaks Blick voller Kampfesmut getroffen. Nun war jeder Funke in ihnen ausgelöscht. Der Blick wurde leer und verschwand, während seine Rüstung von einer großen Menge Blut in ein kräftiges Rot gehüllt wurde. Sein kopfloser Körper fiel hintenüber und landete im Gras zwischen zahlreichen anderen Uruk-Hai. Auf einmal war ihm klar, welches Gefühl er verspürte. Es war nichts weiter als Angst. Nackte Angst. Angst davor, den nächsten Tag nicht mehr zu erleben. Bearbeitet 2. Oktober 2009 von HecNev Zitieren
Murazor Geschrieben 3. Oktober 2009 Geschrieben 3. Oktober 2009 Nicht übel. Deinen Figuren gibst du echten Tiefgang und diese psychologischen Elemente sorgen dafür, dass dem Leser das ständige Gemetzel nicht langweilig wird. Besonders gut gefällt mir Sceld. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Zitieren
HecNev Geschrieben 3. Oktober 2009 Autor Geschrieben 3. Oktober 2009 Dann muss ich dich fast enttäuschen, denn nach dem Gemetzel geht es erstmal ruhiger (also unblutiger) weiter. Das Psychologische ist auch genau der Grund, warum ich so sehr auf das Schlachten eingehe und auch bei der Beschreibung nicht geize. Ich will, dass ihre Beweggründe und ihre Gedanken, vor allem bei Mathak, der hier eine 180° Wende vollführt und vom kampfeswilligen Uruk-Hai zu einem traumatisierten Soldaten wird. Danke für den Post. Zitieren
Alestorm Geschrieben 3. Oktober 2009 Geschrieben 3. Oktober 2009 Diese Geschichte ist mal was ganz anderes. Die Kämpfe aus Sicht der unerschrockenen Uruks zu schreiben ist eine gute Idee. Auch sonst sind die Texte sehr gut (find ich). Ich bin auf die nächsten Teile gespannt. :schmacht: Zitieren
HecNev Geschrieben 3. Oktober 2009 Autor Geschrieben 3. Oktober 2009 Danke für das Lob. Mal sehen, ob ich am Wochenende zum Weiterschreiben komme oder ihr noch ein wenig brutzeln müsst. Zitieren
HecNev Geschrieben 6. Oktober 2009 Autor Geschrieben 6. Oktober 2009 (bearbeitet) Kapitel 5 – Einer von vielen Er musste hier raus. Der Boden schien unter seinen Füßen zu verschwinden und die Leichen drohten, ihn zu begraben, während er noch im Blut ertrank. Sein Helm beengte ihn, er ließ ihm keine Luft zum Atmen. Zitternd lösten die behandschuhten Finder das Lederband, das ihn hielt. Er hob ihn hoch und ließ ihn in den blutigen Matsch fallen. Er war es nicht wert, ein Uruk-Hai zu sein. Allein seine Feigheit im Angesicht des Feindes stand bereits im Widerspruch mit allem, wofür die Uruk-Hai standen. Sein Offizier und seine Einheit waren vollkommen aufgerieben, er war der letzte. Er sollte Rache nehmen wollen, anstatt nun daran zu denken, nur davonzulaufen. Aber er konnte nicht anders. Nun, da er all das Leid und die Grausamkeit direkt vor sich sah, empfand er Reue für die, die seinen Bolzen zum Opfer gefallen waren. Er war stolz auf sie gewesen, jeder Schuss hatte gesessen. Doch nun waren sie wie Dreck an seinen Händen. Dreck, der sich nie wieder abwaschen lassen würde. Nicht einmal der Feind hielt ihn für tapfer genug, um getötet zu werden, viel mehr gruppierten sich die Reiter Rohans neu und wendeten sich von der flachen Wiese ab, auf der noch vor einer Stunde die Reserve des isengardischen Heere gestanden hatte. Jetzt zeugten nur noch entstellte Körper und der rötlich gefärbte Boden davon, dass hier einst jemand war. Die Reiter Rohans stürmten nun alle auf das Hauptheer zu, welches noch immer gegen das schrumpfende Bollwerk der Verteidiger anbrandete. Mathak war der letzte der Reserve, der noch stand. Um ihn herum lagen nur noch Geschlachtete oder Verletzte mit ihren verzweifelten Schreien nach Hilfe, die auf ewig unbeantwortet bleiben würden. Inmitten dieser grotesken Kulisse stand einige Meter entfernt von ihm ein dunländischer Krieger. Aus der Tatsache, dass er sich noch hier befand und nicht dem Feind hinterher zum Hauptheer eilte schloss Mathak, dass auch dieser Dunländer nur weg wollte. Isengards Armee hatte sich nach dem unerwarteten Angriff von Grimbold und seinen Reitern bald wieder halbwegs gefangen und eine funktionierende Abwehr aufgebaut. Die Angreifer ließen sich nicht zurückdrängen, wurden aber nun ihrerseits umzingelt und kämpften um ihr Leben. Sich mit den Verteidigern der Insel zu vereinen, schien die einzige Chance auf Rettung zu sein. Théodred stand mit den letzten seiner Leibwache umgeben von Feinden, während sich nur wenige Meter vor ihnen Grimbolds Männer versuchten, sich zu ihnen durchzukämpfen. Dennoch war die Niederlage Rohans nur noch eine Sache der Zeit. Die Männer waren erschöpft von den Kämpfen und nur der Gedanke, dass ihr Prinz in dieser Stunde der Niederlage bei ihnen war um mit ihnen zu sterben, erhielt ihre Moral halbwegs aufrecht und stärkte ihren Kampfgeist. Ihre Feinde waren gefährlich nahe und jeder einzelne von Théodreds Männern musste es, wie der Kronprinz selbst, mit mehreren Uruk-Hai aufnhemen. Einer von ihnen holte aus, traf mit seiner Waffe Théodred am Waffenarm und verursachte dort eine tiefe Wunde, aus der das Blut nur so herausquoll. Der Königssohn stand da wie versteinert. Einer der Leibwächter schwang seine Klinge, welche den Uruk-Hai tötete. Aber der tapfere Leibwächter wurde nun seinerseits sofort von einem anderen gefällt. Noch bevor ein anderer Leibwächter reagieren konnte, rammte ein weiterer Gegner seine Klinge zweimal in den Rücken des rohirischen Königssohnes. Die Wunden befanden sich beide unterhalb der Lunge, um einen langen und qualvollen Tod zu versichern. „Nein! Männer! Zu Théodred, er darf nicht fallen! Vorwärts!", brüllte Grimbold, als er seinen Herrn erblickte. Obwohl sie ihrerseits vollkommen eingekreist waren, gaben sie ihren Reittieren die Sporen. Die Pferde schlugen aus, wodurch die Uruk-Hai ein wenig vor den Tieren zurückwichen und die Männer in mit voller Kraft in diese Lücke stießen. Alle Gegner, die den Hufen der Pferde zum Opfer fielen, gaben grausame Schmerzensschreie von sich. Durch das Gewicht der Pferde und die Kraft der Tritte waren ihre Rüstungen verbogen und ließen ihnen keinen Raum zum Atmen, zahlreiche Knochen wurden durch sie gebrochen. Keine Minute später hatten er und einige seiner Reiter einen Kreis um den schwer Verwundeten gebildet. Für Théodred ging alles sehr schnell, erst langsam vernahm er Schmerzen oder überhaupt die Tatsache, dass er verwundet war. Sein rechter Arm wurde schwach und schwer. Er konnte unmöglich das prächtige Langschwert halten, egal wie viele Feinde ihn um gaben. Seine Verzierungen schimmerten im Licht der untergehenden Sonne. Prinz von Rohan. Was hatte dies schon zu sagen, wenn es einen am Ende nicht vor dem Tod rettete. Diese Klinge hatte weder ihn noch irgendeinen seiner Männer in dieser Schlacht gerettet. Die Waffe glitt aus seiner Hand und landete platschend im von Blut und Flusswasser getränkten Boden. Seine Beine versagten vor der Zeit ihren Dienst, keine Kraft der Welt konnte ihn aufrecht halten. Sie waren zu schwach, um ein Heer sicher auf seinen Schultern tragen zu können, fernab von jeder Niederlage. Er ging in die Knie und fiel mit dem Gesicht in den Matsch. Und so lag er dort, Théodred, Prinz von Rohan, sterbend im Dreck, der sich rasch mit seinem eigenen Blut zu mischen begann. In seinen Gedanken ein Haufen Elend in Prunkrüstung. Sceld fühlte sich verloren zwischen den vielen leblosen Körpern. Der Plan, in dieser Schlacht sein Ende zu finden, erschien ihm einerseits immer leichter ausführbar und andererseits immer verrückter. Zu desertieren und irgendwo weit entfernt zu leben hatte auch seine Vorteile. Oder zumindest mehr, als sich hier unnötig abmetzeln zu lassen. Irgendwo ein kleines Haus in der Abgeschiedenheit, einer grünen Idylle, die einen krassen Kontrast zu der Hölle aus Blut und Eisen bildete, die ihn gerade umgab. Er atmete den Gestank der Schlacht tief ein. Es roch nach Schweiß, Staub und dem roten Lebenssaft, der überall verteilt war. Ein kleines Haus weitab der Brutalität dieser Welt. Er blinzelte in die Sonne. Kinderlachen erfüllte die Luft und irgendwo hinter ihm rief eine Frau seinen Namen. Sein kleiner Bauernhof warf genug ab, um ihn und seine Familie zu ernähren und nun, in der Erntezeit, wäre er jeden Tag mit seinen Freunden auf den Feldern, die Sense schwingend. Aber nicht um zu töten, sondern um durch seine Ernte Leben zu erhalten. In seiner Vision hatte er vier Kinder, einen Jungen und drei Mädchen. Sie alle konnte er sich gut vorstellen. Lediglich die Vorstellung für die Frau fehlte. Sie blieb eine Stimme und ihre Gestalt war ein schwarzes Loch inmitten seines Tagtraumes. Nein, er konnte sich nicht sterben lassen. Sein Leben erwartete ihn. Er musste nur diesen Teil seines Lebens hinter sich lassen. Rennen und ein neues Kapitel aufschlagen, eine weiße Seite, eine neue Chance. Er war der Autor und bestimmte, wie es als nächstes weiterging. Es wäre etwas vollkommen neues, unbeschwertes. Ein Leben ohne all das hier. Eine Hand packte ihn und riss ihn jäh aus seinen Gedanken. Seiner Traumwelt. Er drehte sich um und blickte in das dunkle Gesicht eines Uruk-Hai, der ihn mit seinen gelben Augen fixiert hatte. Auf einmal wich alle Farbe aus seinem Gesicht, was unter den verschorften narben besonders auffiel. Konnte der uruk-Hai Gedanken lesen und war nun gekommen, um ihn hinzurichten, bevor er fliehen konnte. „Was willst du?", fragte Sceld fast zitternd. „Hilf mir. Hilf mir, hier raus zu kommen. Meine Einheit ist tot, mein Offizier ist tot. Ich will nicht der nächste sein! In deinen Augen sehe ich dieselbe Furcht, vor der auch ich zittere. Alleine werden wir es nicht schaffen, hier zu verschwinden. Aber zu Zweit haben wir eine Chance.", redete der Uruk-Hai fast flehend auf ihn ein. Der junge Dunländer war überrascht und überwältigt zugleich. Er hätte nicht erwartet, dass einer der Uruk-Hai, dieser muskelbepackten Kampfmaschinen, jemals feige das Schlachtfeld verlassen würde. Und noch weniger hatte er erwartet, dass dieser Uruk-Hai ihn um Hilfe dabei bitten würde. Das alles erschien ihm äußerst komisch. Andererseits waren die Überlebenschance zu Zweit sicher größer. Die Sonne befand sich gerade am untergehen, als erneut der Ton eines Hornes über das Schlachtfeld hallte. Alle Blicke richteten sich erwartungsvoll nach Süden, von wo das Geräusch kam. Alle hofften sie auf ausgeruhte Verstärkung, um endlich den Kampf für sich entscheiden zu können. Doch Isengard wurde enttäuscht. Entlang der schotterbedeckten Uferstraße stürmte eine große Schar aus Reitern auf das Schlachtfeld. Sie hielten das Banner Rohans hoch im Wind ihr Aufmarsch zeugte von einer solchen Willenskraft und von so viel Hass auf ihren Feind, dass die Uruk-Hai angsterfüllt in ihre Richtung blickten. Die Truppe bestand sowohl aus berittenen Bogenschützen als auch aus schwer bewaffneten und gepanzerten Reitern. Erneut blies ein Horn und viele weitere stimmten darauf ein. Wie schon zuvor an diesem Tag surrten Pfeile durch die Luft. Keiner verfehlte sein Ziel und ein Großteil der verbliebenen Warge fiel ihnen zum Opfer. Somit war die Chance, dass die Pferde scheuten wesentlich geringer. Elfhelms Reiter überrollten die feindlichen Truppen auf der östlichen Flusseite regelrecht. Keiner von ihnen entkam und sie wurden entweder durch Schwerthiebe oder die beschlagenen Hufe der Pferde getötet. Der Angriff der Reiter kippte die Schlacht endgültig zu Rohans Gunsten. Die erschöpften Uruk-Hai stellten keine große Gegenwehr dar und bald waren sie es, die um ihr reines Überleben kämpften. Doch wie schon die isengarder zuvor kannten auch die Rohirrim nun keine Gnade. Die Uruk-Hai, die noch auf der westlichen Flussseite verblieben waren, ließen sich nicht erst auf einen großen Kampf ein, sondern flohen sofort. Für sie war es keine Niederlage, sie hatten ihr Ziel, Théodred zu töten, erreicht. Außerdem war eines sicher: Sie würden wieder kommen. Sceld und Mathak verfolgten beide den Angriff von Rohans Verstärkung und die Flucht der restlichen Uruk-Hai mit überraschten Blicken. „Jetzt oder nie.", meinte Sceld. „Jetzt oder nie.", wiederholte Mathak und beide machten sich mitsamt ihrer Waffen auf den Weg nach Süden, weg vom Schlachtfeld und weg von Isengard. Grimbold drehte Théodreds Körper um. Er hatte Tränen in den Augen. Der Königssohn lebte noch immer, atmete aber schwer. Neben Grimbold stand Elfhelm, Anführer der Verstärkung. „Herr, wir haben sie besiegt und sie fliehen. Wir werden sie verfolgen und jeden einzelnen für eure Verletzungen zur Rechenschaft ziehen.", sagte Grimbold. Er wagte es nicht das Offensichtliche auszusprechen. Das Wort Tod. Diese Verletzungen konnte man nicht überleben, ob Prinz oder Bauer. Dennoch wollte er es nicht wahr haben, dass sein Herr, den er seit seiner Kindheit kannte, nun sterben sollte. „Ein Teil meiner Männer verfolgt sie bereits.", meldete sich Elfhelm zu Wort. Mit letzter Kraft packte Théodred Grimbold am Kragen und zog ihn zu sich. „Kümmert euch nicht um meinen Körper oder um Rache für mich. Behaltet die Männer hier und sichert die Furt, bis Éomer kommt.", hauchte er stockend und blieb dann reglos liegen. Elfhelm bückte sich und schloss ihm die Augen. „Und so ist unser Prinz von uns gegangen. Möge es ihm gut ergehen in den Hallen der Vorfahren, denn er hat ruhmreich gekämpft.", flüsterte Grimbold mehr zu sich selbst als zu den Umstehenden. Elfhelm drehte sich zur Menge der stumm stehenden Soldaten. Ihnen allen war das Entsetzen über die Schlacht, der Verlust von Freunden und ihrer Ikone, dem Prinzen, ins Gesicht geschrieben. Er zog sein Schwert und hob es hoch in die Luft, sodass sich die letzten sonnenstrahlen des Tages darin spiegelten und die Klinge hell leuchtete. „Männer Rohans, hört mich an! In euren Gesichtern sehe ich Verzweiflung, doch verzagt nicht! Der Feind wird sicher zurück kommen. Aber lasst euch nicht entmutigen. Dieser Tag sah eure Freunde und vielleicht sogar eure Brüder starben, um diese Furten zu halten. Sie sind das Tor nach Rohan, egal wie viele Brücken dieser verdammte Hexer Saruman auch schlagen mag. Sie alle ließen ihr Leben für die Sicherheit Rohans. Unser geliebter Prinz Théodred ließ sein Leben dafür. Er starb als einer seiner Männer, einer von vielen. Niemand kann einen höheren Dienst für sein Volk leisten. Lasst sie nicht umsonst gestorben sein!", rief er laut über das Schlachtfeld und wo seine Stimme gehört wurde, hellten sich die Gesichter der Männer ein wenig auf. Der Uruk-Hai und der Dunländer rannten, als ob ganz Rohan hinter ihnen wäre. Ihr Spurt hatte kein genaues Ziel, sie wollten einfach nur den Ort der Schlacht schnellstmöglich hinter sich lassen. Ihre Rüstungen und Waffen waren schwer und eigentlich waren ihnen das Kämpfen und Töten verhasst, doch eine innere Stimme sagte ihnen, dass es besser wäre, sie vorerst zu behalten. Sie rannten den Fluss entlang nach Süden. Sarumans Lachen erfüllte den Raum. Der ganze Turm schien darunter zu beben. Wieder einmal war alles so verlaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Nicht ganz, das musste er zugeben, aber dennoch war das Hauptziel erreicht. Théodreds Tod, welcher oberstes Ziel der Schlacht gewesen war, war erreicht und die Rohirrim hatten schwere Verluste hinnehmen müssen. Die Einnahme der Furten wäre im Falle eines vernichtenden Sieges nur das Sahnehäubchen gewesen. Ihre Eroberung hatte er erst später vorgesehen. Er hatte beabsichtigt, in dieser die Stärke der Rohirrim auf die Probe stellen und ihre Moral zu untergraben. Bis er seinen Arm ausstrecken und die reife Frucht Rohan endlich pflücken würde, würden noch ein paar Tage verstreichen. Bearbeitet 6. Oktober 2009 von HecNev Zitieren
Murazor Geschrieben 6. Oktober 2009 Geschrieben 6. Oktober 2009 Endlich habe ich einmal eine Fanfiction zu lesen bekommen, die nicht durch stumpfes Metzeln oder die Legolas- Schwärmerei verträumter Mädchen beherrscht wird. Ich bin gespannt, ob du dieses respektable Niveau bis zum Schluss durchhalten wirst. Zitieren
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