Murazor Geschrieben 11. November 2010 Geschrieben 11. November 2010 Hallo zusammen! Ich habe eine Frage, die sich auf die Menschen und ihre Reiche in Mittelerde bezieht: Rekrutierten die Menschenherrscher von Mittelerde Söldner für ihre Armeen? Hat Tolkien dazu etwas geschrieben? Ein Indiz dafür, dass es so etwas wie ein Söldnertum auch bei den "guten" Ländern wie Gondor und Rohan gab, ist meiner Meinung nach, dass Aragorn, obwohl er ein Fremder war, von König Thengel in Rohan und von Truchsess Ecthelion in Gondor als Hauptmann in die eigenen Streitkräfte aufgenommen wurde. Offensichtlich rekrutierten die beiden ihre Krieger nicht nur aus den Reihen ihrer eigenen Völker. Aber wissen wir dazu Genaueres? Von Beschreibungen von Söldnerkontingenten in den Armeen Gondors, Arnors oder Rohans weiß ich nichts Konkretes. Sicher ist doch nur, dass Sauron Kämpfer gegen Bares rekrutierte. Was denkt ihr darüber? Zitieren
Alucard Geschrieben 11. November 2010 Geschrieben 11. November 2010 (bearbeitet) Ein Lehensmann ist eigentlich auch ein Söldner der sich hochgearbeitet hat, es ist egal von wo er kommt. Seine männer sind dann nämlich ( von der Sicht des Lehengebers) Söldner. Also bin ich der Meinung, dass Dol Amroth, Lamedon und Lossenarch Sölder Armeen sind. Die Armee der Toten ist auch eine Söldnerarmee, nur das diese nur dem König Gondors folgt und ihre Bezahlung ihre Ehre und die Freiheit ist. l.g Joachim Bearbeitet 12. November 2010 von Alucard Zitieren
Tolwen Geschrieben 11. November 2010 Geschrieben 11. November 2010 (bearbeitet) Aber wissen wir dazu Genaueres? Von Beschreibungen von Söldnerkontingenten in den Armeen Gondors, Arnors oder Rohans weiß ich nichts Konkretes. Sicher ist doch nur, dass Sauron Kämpfer gegen Bares rekrutierte. Wir wissen sicher, daß Gondors Könige immer wieder zahlreiche Nordmenschen (Vorfahen der Rohirrim) in ihre Dienste nahmen. Und diejenigen, die sich bewährten stiegen sogar in hohe Führungspositionen auf. So geschehen u.a. im 13. Jahrhundert DZ: But since he [Rómendacil II] needed men, and desired to strengthen the bond between Gondor and the Northmen, he took many of them into his service and gave to some high rank in his armies. LotR.Appendix A (The Númenórean Kings) Man beachte: Rómendacil war knapp an eigenen gondorianischen Truppen, und da kamen erprobte Krieger aus befreundeten Regionen gerade recht. Meines Wissens steht nirgendwo was von direkter Bezahlung, doch die Aufnahme von Fremden in die eigene Armee legt sowas nahe. Spontan fällt mir die Fremdenlegion ein ;) IIRC gibt es noch einige weitere derartige indirekte Hinweise (müsste mal suchen), doch das o.g. Beispiel legt m.E. schon nahe, daß Söldnertum (in verschiedenen Ausprägungen) existierte. Es gab ja nie *den* Söldner, sondern immer Formen, die den aktuellen Erfordernissen entsprachen. So kann man z.B. bei enger und spitzfindiger Auslegung sagen, der Vatikan unterhalte mit der Schweizer Garde eine Söldnertruppe ;) Grüße Tolwen Bearbeitet 11. November 2010 von Tolwen Zitieren
Tolwen Geschrieben 11. November 2010 Geschrieben 11. November 2010 Etwas sehr Ähnliches gibt es übrigens auch für die späte Truchsessenzeit im Zusammenhang mit Aragorns (Söldner-) Diensten bei Ecthelion II (Vater von Denethor): Ecthelion II, son of Turgon, was a man of wisdom. With what power was left to him he began to strengthen his realm against the assault of Mordor. He encouraged all men of worth from near or far to enter his service, and to those who proved trustworthy he gave rank and reward. LotR.Appendix A (The Númenórean Kings) Wieder sucht der Machtahber von Gondor nach Truppen um seine eigenen begrenzten Reserven aufzustocken. Der obige Satz klingt für mich schon nach Söldnern - wenn man auch wählerisch war und wohl nicht jeden nahm, der bereit war für Geld zu kämpfen. Allerdings konnte Ecthelion angesichts der Lage wohl auch nicht zu wählerisch sein... Zitieren
IsildursErbe Geschrieben 12. November 2010 Geschrieben 12. November 2010 Servus! Interessantes Thema! Zunächst müssten wir mal definieren, was mit dem Begriff "Söldner" gemeint ist. Ursprünglich meinete dies Profisoldaten, die freie Männer waren und gegen einen Sold für einen Adeligen oder für ein Gemeinwesen wie z.Bsp. eine Freie Stadt kämpften. Im Gegensatz dazu standen die Lehnspflichtigen Kämpfer, vom Ritter bis zum Bauer, die aufgrund des Gesetzes am Waffengang teilnehmen mussten. Die große Mehrheit stellten dabei die unfreien Bauern. Unfreie Lehnspflichtige sollten vom Adeligen Heerführer mit Waffen, Mampf und manchmal Uniformen ausgestattet werden, oft mussten sie aber einfach mitbringen, was an Gerät verfügbar war. Die Söldner hingegen mussten ihr Handwerkszeug mitbringen und sich durch den erhaltenen Sold oder Plünderung (sofern vom Heerführer als Belohnung gestattet oder nicht verhinderbar war) über Wasser halten. Söldner erlangten vorallem im 30 Jährigen Krieg ihren negativen Ruf, als grausame plündernde Horden, die durch den langen Krieg verroht waren, keine Gnade kannten und für jeden kämpften, der klingende Münze bot, sowie manchmal auch auf eigene Faust loszogen. Im Gegensatz dazu steht der seinem Land verpflichtete Soldat, der im Rahmen bestimmter Gesetze und Gepflogenheiten Schlachten schlägt, diszipliniert kämpft und sich nach der Schlacht der Bevölkerung gegenüber sittsam verhält, von einem tugendhaften Adeligen geführt. Man kann wohl davon ausgehen das die Wahrheit immer irgendwo zwischen den beiden o.g. Extremen angesiedelt ist, soll heißen: Das Söldnertum muss keinesfalls negativ besetzt sein. (@Tolwen: Du hast Recht. Die Schweizergarde des Papstes ist tatsächlich eine Söldnerarmee!! Die Schweizer Söldner genossen im späten Mittelalter den Ruf als beste Soldaten der Welt und da hat sich der Papst gleich ein paar gemietet!) IMO ist es als nicht abwegig, dass ein "gutes" Land wie Gondor auch Söldner beschäftigt. Für mich trägt die Armee Numenors und später Gondors Grundzüge der römischen Armee. Ihr dispzipliniertes und technisiertes Vorgehen gegen die Barbarenarmeen anderer Länder und Saurons hatte für mich schon immer Assoziationen mit der röm. Armee geweckt. Die o.g. Zitate belegen ganz klar, dass Gondor Söldner in seine Reihen aufnahm, wenn sie fähig waren und keine negative Historie mitbrachten. Jetzt bleibt nur noch darüber zu spekulieren in welcher Form dies stattfand. Die Römer haben, wo immer nötig und zum Ende Ihres Reiches vermehrt Nichtrömer in ihre Armee aufgenommen. Nach versehener Dienstzeit winkte das volle Bürgerecht und meist ein Stückchen Land +Geld als Lohn. Dazu haben die Römer zahlreiche Verbände von sog. Hilfstruppen aufgestellt. "Hilfstruppe" bedeutet allerdings keinesfalls, dass diese in irgendeiner Form schwächer war als eine römische Truppe. Meist waren die Hilfstruppen nach ihrer Herkunft und ihrer Gepflogenheiten homogen zusammengestellt und einer Legion zugeordnet, Die Hilfstruppe war nach ihrem jeweiligen kulturellen Hintergund ausgerüstet. Bestimmte Völker stellten dabei Reitereinheiten, andere Speerschleuderer usw. Das Stellen dieser Truppen konnte auf unterschiedliche Weise geschehen: Freie Anwerbung, Lehensknechtschaft, Verpflichtungen an unterworfene Völker eine bestimmte Anzahl an Soldaten zu stellen usw. Für Gondor kann ich mir eine ähnliche Vorgehensweise, vorstellen: Eine Gondorianische "Legion" hatte irgendwo ihren Sitz. Die Legion war eine Rumpfeinheit aus Berufssoldaten und adeligen Offizieren mit allgemeinen Sicherheitsaufgaben. Der Legion fest zugeordnet waren stehende Hilfstruppen, z.Bsp. eine Reiterkompanie, Ortsansässige Späher, Angestellte Bäcker u. Köche, Handwerker usw. Im Kriegsfalle wurden die Reihen der Legion durch den Heerbann mit Lehnstruppen aufgefüllt (heute würde man Wehrpflichtige sagen). Als Nicht-Gondorianer konnte man in einem Hilfsverband ohne große Probleme beitreten. Manchmal konnten die Hilfsverbände schon die größe einer eigenen kleinen Armee annehmen, je nach Lage. Hat man seine Zeit dort abgedient, wurde man Gondorianischer Bürger. Hat man sich dort sehr gut geschlagen und Ruhm erworben, erhielt man vielleicht viel schneller die Bürgerrechte und konnte in die reguläre Armee wechseln oder wurde sogar dorthin befohlen. Das ist natürlich alles nur eine Spekulation, denn leider existiert kein Handbuch über die Gondorianische Armee von Tolkien..... 1 Zitieren
Murazor Geschrieben 12. November 2010 Autor Geschrieben 12. November 2010 Interessant ist dabei, dass Aragorn, obwohl er einen falschen Namen benutzte und man daher auch nicht seine Vita prüfen konnte, in die Dienste von König Thengel und Truchsess Ecthelion aufgenommen wurde. Seltsam mutet an, dass er gleich in den Rang eines Hauptmanns erhoben wurde, warum geschah das eigentlich? Er konnte ja nicht seinen Rang von daheim rumerzählen. Es wäre ein wenig auffällig gewesen, hätte er gesagt, dass er "Aragorn, Arathorns Sohn, direkter Nachfahre Elendils und im Stammesführer der nördlichen Dúnedain, sowie rechtmäßiger Erbe des Throns von Gondor war. Vielleicht kam er zusammen mit Gefährten, die sich schon ihm untergeordnet hatten und ebenfalls angeworben wurden. Ich kann mir vorstellen, dass die "Einstellungskriterien" in Rohan dabei etwas lockerer gesehen wurden als in Gondor und als sich Aragorn bei Thengel einen guten Ruf erworben hatte, wurde er dann natürlich gerne von Ecthelion "übernommen". Zitieren
Tolwen Geschrieben 18. November 2010 Geschrieben 18. November 2010 Interessant ist dabei, dass Aragorn, obwohl er einen falschen Namen benutzte und man daher auch nicht seine Vita prüfen konnte, in die Dienste von König Thengel und Truchsess Ecthelion aufgenommen wurde. Seltsam mutet an, dass er gleich in den Rang eines Hauptmanns erhoben wurde, warum geschah das eigentlich? Er konnte ja nicht seinen Rang von daheim rumerzählen. Es wäre ein wenig auffällig gewesen, hätte er gesagt, dass er "Aragorn, Arathorns Sohn, direkter Nachfahre Elendils und im Stammesführer der nördlichen Dúnedain, sowie rechtmäßiger Erbe des Throns von Gondor war. Vielleicht kam er zusammen mit Gefährten, die sich schon ihm untergeordnet hatten und ebenfalls angeworben wurden. Ich kann mir vorstellen, dass die "Einstellungskriterien" in Rohan dabei etwas lockerer gesehen wurden als in Gondor und als sich Aragorn bei Thengel einen guten Ruf erworben hatte, wurde er dann natürlich gerne von Ecthelion "übernommen". Eine sehr interessante Frage. M.E. ist der Schlüssel tatsächlich der vorherige Dienst bei Thengel. Mit diesem "Empfehlungsschreiben" als verlässlicher Mann ausgezeichnet, dürfte es nicht so schwer gewesen sein, auch bei Ecthelion aufgenommen zu werden. Wurde er tatsächlich gleich Hauptmann bei Ecthelion - oder hat er sich das "erarbeitet"? Es heißt auch von Ecthelion, daß er jenen, die sich als "trustworthy" erwiesen Ehre und hohe Ränge gab. Insofern wird auch Aragorn sicher erst gezeigt haben müssen, was für einer er ist, bevor er "befördert" wurde. Aber der "Vordienst" bei Thengel hat sicher dafür gesorgt, daß er nicht ganz unten anfangen musste ;) Grüße Tolwen Zitieren
Gast FieserBalrog Geschrieben 7. Januar 2011 Geschrieben 7. Januar 2011 (@Tolwen: Du hast Recht. Die Schweizergarde des Papstes ist tatsächlich eine Söldnerarmee!! Die Schweizer Söldner genossen im späten Mittelalter den Ruf als beste Soldaten der Welt und da hat sich der Papst gleich ein paar gemietet!) offtopic: wer sich ein bisschen für Söldner und ihre geschichte interessiert, kann sich ja mal hier ein bisschen einlesen: http://www.kriegsrei...de/soeldner.php natürlich hier: http://www.kriegsrei...r/schweizer.htm Zitieren
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