Êm Nímíle ét Ënduníel Geschrieben 23. Juli 2011 Geschrieben 23. Juli 2011 (bearbeitet) Diskussion ausgegliedert aus: In memoriam Beginn findet man auf Seite: 38 dieses Threads bzw: 27 Club +1 Es mag für die Musikindustrie schade sein, aber sie hat es nunmal schwer herausgefordert, weit tragischer finde ich die Tode von den Jugendlichen in Norwegen, die unverschuldet starben. Bzw. die sieben Menschen die davor bei dem Anschlag umkamen. Es sollen auf Utoya über 80 Menschen ermordet worden sein. Das ist einfach mal wieder nur grauenhaft. R.I.P. Es mag für die Musikindustrie schade sein, aber sie hat es nunmal schwer herausgefordert, weit tragischer finde ich die Tode von den Jugendlichen in Norwegen, die unverschuldet starben. Bzw. die sieben Menschen die davor bei dem Anschlag umkamen. Es sollen auf Utoya über 80 Menschen ermordet worden sein. Das ist einfach mal wieder nur grauenhaft. R.I.P. Meine absolute Zustimmung - und mein Bedauern über den Tod all der Menschen in Norwegen. Ganz ehrlich, ich finde es gerade total daneben, dass man überall liest, dass Amy Winehouse gestorben ist, jeder textet einen damit zu, aber kaum jemand erwähnt Norwegen. Das ist gerade total verquert in meinen Augen. Natürlich ist es auch traurig, wenn jemand so jung stirbt. Aber sie hat es lange Zeit einfach herausgefordert, mein Mitleid hält sich böse gesagt einfach in Grenzen. Natürlich kann ich nur mässig darüber urteilen, da ich mit Drogen nichts am Hut habe, aber a; ist es zu Beginn immer die eigene Entscheidung was man tut (später dann halt leider irgendwann in der Sucht nicht mehr so sehr) und b; stand sie zumindest nicht alleine da (soweit man das nach Medienberichten beurteilen kann). Im Gegensatz zu vielen anderen Leuten die Suchtprobleme haben. Da tun mir andere arme Schweine mehr leid, auch wenn das nun herzlos klingen mag. Wie gesagt: Es ist bis zu einem gewissen Grad immer trauig, wenn jemand so jung stirbt bzw. wie in diesem Fall sein Leben so zerstört. Aber ich kann nicht sagen, dass es mich irgendwie schockiert oder überrascht oder in Trauer stürzen lässt. Ich finde es eigentlich etwas erschütternd, dass alle in Trauer verfallen, da sie nun ganz brutal gesagt, die Rechnung präsentiert bekommen hat, speziell wenn man es mit den Geschenissen in Norwegen vergleicht. Wo einfach ein Irrer mal wieder wahllos Leute abgeknallt hat. Die Präferenzen der Trauerverteilung gehen mir gerade nicht ein und ich kann es nicht nachvollziehen. Liegt es daran, dass wir solche Nachrichten wie die aus Norwegen nun schon einige Male gehört haben und deshalb teilnahmsloser werden? Ich hoffe nicht, ich hoffe sowas bleibt für einen Großteil der Menschheit immer absolut abartig und ekelhaft! Und schockiernd! Denn etwas anderes ist sowas einfach wirklich nicht. Schön fand ich übrigens: Bereits am Vortag sagte Stoltenberg, dass „die Antwort auf Gewalt mehr Demokratie, mehr Menschlichkeit, aber nicht mehr Naivität“ sein werde. Norwegen sei eine „kleine“, aber „stolze“ Nation, so Stoltenberg Freitagabend auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Justizminister Knut Storberget. Ein Ziel das für uns alle als Ziel gelten sollte! Bearbeitet 23. Juli 2011 von Êm Nímíle ét Ënduníel 1 Zitieren
LinkeFaustMelkors Geschrieben 23. Juli 2011 Geschrieben 23. Juli 2011 Es ist ja nicht das erste mal das wenn jemand prominentes stirbt ein Großteil in diese künstliche Trauer verfällt. Ich bin ganz ehrlich das mit Amy Winehouse interessiert mich nicht und ich habe mich nie für sie interessiert und erst durch dich habe ich erfahren, das Amy Winehouse gestorben ist. Die Welt dreht sich weiter und es gibt schlimmeres. Dein Beispiel mit den christlich fundamentalistischen Rechtsradikalen der mal einfach die Leute umbringt. DAS! Das ist traurig.. Leute gehen zu der Arbeit, wollen ihre Kinder von der Schule abholen oder sonst was. Und werden einfach erschossen. Mit sowas habe ich Mitleid, ich mein versetzt euch in die Lage einer der Betroffenen. Menschen die dir nah stehen, dein Leben lang kennst du sie, zusammen aufgewachsen.. einfach so umgebracht.. weg. Das macht mich traurig. Und der Punkt das man weiß das wenn man diverse Drogen nimmt es den Bach runter gehen kann, das ist richtig. Verdammt! Jeder der sich Crack besorgen kann, weiß auch das es dein Todesurteil sein kann. Ich habe mit der Frau nicht ein Funken Mitleid mir ist es schlichtweg egal. Es gibt Leute die sich der Folgen von diversen Drogen bewusst sind und stürtzen sich da rein, weil sie Probleme haben und keiner sie hört oder sogar gezwungen werden (Prostituierte ). Aber Amy Winehouse hatte einen entscheidenden Vorteil, sie hatte genug Möglichkeiten sich helfen zu lassen, genug. Ein Junge aus einem Slum, was hat der für Möglichkeiten wenn er den Drogen verfällt? Fast keine. Das ist mein Standpunkt dazu. LG Timur. Zitieren
Cadrach Geschrieben 23. Juli 2011 Geschrieben 23. Juli 2011 Der Grund, warum ich den Tod von Amy Winehouse im "In memoriam"-Thread erwähnt, den Amoklauf in Norwegen hingegen unerwähnt gelassen habe, ist eigentlich ganz banal: Bei solchen Threads denke ich assoziativ immer erst an Einzelschicksale. Ich käme gar nicht auf die Idee, dort "Namenlose" zu nennen. Das hat nicht einmal zur Folge, dass ich um Amy Winehouse mehr trauere als um die "anonyme Masse" (Die Bezeichnung setze ich in Anführungsstriche, da sie härter klingt, als sie gemeint ist - doch leider ist der Begriff auch irgendwie die traurige Wahrheit). Tatsächlich ist "Trauer" in beiden Fällen nicht der passende Begriff, um mein Empfinden bzgl. dieser Situationen auszudrücken. Trauern tue ich nur um den Tod von Personen, die ich auch wirklich kenne. Bedauern trifft es meinerseits ganz gut - und Bedauern empfinde ich bei Weitem mehr für die Jugendlichen in Norwegen, auch ohne deren Namen zu kennen. Ich denke auch nicht, dass es in dieser Hinsicht tatsächlich eine Tendenz zur Abstumpfung gibt, die ja in den Medien gern propagiert wird. Selbst habe ich zwar nicht mehr Meldungen über den Tod von Amy Winehouse als über die Morde in Norwegen gelesen (Sieht man einmal von den Meldungen ab, dass viel mehr Meldungen über Amy Winehouse als über Norwegen herumschwirren ), doch ist es für mich voll und ganz nachvollziehbar, wenn das der Fall ist. Was will man über den Amoklauf denn großartig diskutieren? Ich bedauere es zutiefst, dass so etwas immer wieder passiert und durch die Häufung solcher Ereignisse nimmt das Bedauern auch keineswegs ab. Aber mehr kann ich dazu nicht sagen, nur mein Bedauern ausdrücken. Ich könnte mir vorstellen, dass es anderen da ähnlich geht. Bei Amy Winehouse sieht es dann schon etwas anders aus: Da hier der Tod an eine bestimmte (und sogar bekannte) Person gekoppelt ist, kann direkt zu dieser Person Stellung bezogen werden. Ich kann sagen, dass mir ihr Album "Back to Black" sehr gut gefallen hat, dass ich mit ihren Ausflügen in den Ska allerdings nichts anfangen kann und mich irgendwas an ihrer Stimmfärbung stört. Auch kann ich mich darüber aufregen, was für ein Leben sie geführt hat. Das alles ist bei Norwegen nicht möglich, da ich die einzelnen Personen einfach nicht kenne. Allerdings bringt die stärkere Präsenz der Einzelschicksale natürlich auch Probleme mit sich. Leute, die keine Nachrichten sehen, sonder nur bei Facebook und in Internetforen unterwegs sind, bekommen möglicherweise von Norwegen überhaupt nichts mit. Da ist dann nur präsent: "Amy Winehouse ist tot". Einen Punkt würde ich aber in jedem Fall außen vor lassen: Ob Amy Winehouse "verdient" gestorben ist oder nicht, können wir letztlich nicht beurteilen. Du schreibst zwar, dass sie sich irgendwann am Anfang bewusst für Drogen entschieden haben muss. Doch gibt es genug psychische Störungen, die das Bewusstsein stark einschränken und einen zu völlig irrationalen Entscheidungen treiben. Ein Gedankengang wie "Meine letzte Single hat sich nicht gut verkauft, jetzt bin ich gezwungen, Kokain zu nehmen" liegt da leider durchaus im Bereich des Möglichen. Und für psychisch gesund habe ich Amy Winehouse nie gehalten. Auch wenn ich Deine Einstellung da gut verstehen kann, ist sie eigentlich auch ein wenig gemein. Nachvollziehbar, aber gemein PS: Danke für das ergänzen der "Kopfzeile" in Deinem Beitrag Den Threadtitel habe ich nach meiner Assoziation zu Deinem Beitrag gewählt, er kann aber natürlich gern noch geändert werden. Zitieren
Êm Nímíle ét Ënduníel Geschrieben 23. Juli 2011 Autor Geschrieben 23. Juli 2011 Vornweg: Ich bin sicher kein 100% rationaler Mensch wenn es um Drogen geht. Ich kenne ein paar Alkoholiker bzw. auch Leute mit anderen Drogen. Ich weiß, dass ich da teilweise sehr streng bin, ist sicher auch einfach ein Distanzieren und Selbstschutz. Aber genau da ich Leute kenne, die Probleme mit Abhängigkeiten haben oder hatten, verstehe ich es eigentlich umso weniger. Das mag komisch klingen, und ist sicher nicht völlig logisch. Es ist wahrscheinlich einfach das Wissen wohin es gehen kann, dass in mir ein absolutes Unverständnis gewachsen ist. Natürlich kann ich das nicht auf andere Leute projizieren, das ist mir auch objektiv betrachtet absolut klar. Ich habe in meiner Familie auch jemand der Abhängige betreut, natürlich darf da nicht viel erzählt werden, aber bisschen was kriegt man ja dennoch mit. D.h. Ja, ich weiß das ist ein sehr heikles Thema. Und ja, ich weiß auch, dass viele Sachen nicht erklärt werden können, dass man in manchen Situationen so und so reagiert und, dass Leute selbst aus kurzfristigen Verzweiflungen sehr seltsame Dinge tun. Bzw. der Mensch allgemein zu sehr eigenartigen Dingen in der Lage ist. Ist mir alles klar. Mag sein, ich klinge da etwas gemein, ich würde eher sagen hier prallen zwei Welten aufeinander. Die eine versteht manches, die andere verweigert das schlicht und ergreifend. Dementsprechend bin ich jemand, der, glaube ich, niemanden fallen lassen würde, wenn er wo reinrutschen würde, aber eine Garantie auf die durchgehnde Liebenswürdigkeit würde ich hier nicht schreiben. Doch, bei mir ist es eigentlich eine Art Trauer. Eine andere Art der Trauer, als wenn jemand stirbt, den ich kenne. Es ist die Art der Trauer, dass Menschen zu so etwas in der Lage sind. Die Trauer darüber, dass man irgendwo froh sein muss, dass es keine Muslime waren, damit auf der Ebene der Hass zwischen den Menschen nicht noch mehr geschürt wird, die Trauer darüber, dass wir in unserer fortschrittlichen Welt doch nach wie vor eigentlich die allerletzen Schweine sind, die Welt die zwar immer wieder Werte prädigt, aber gleichzeitig immer wieder absolut dagegen handelt. Das ist schon eine Art der Trauer würde ich sagen. Meine ich nun gar nicht melodramatisch oder sonstwas. Es macht mich einfach wütend, wie wir dauernd agieren. Schlussendlich beruht ja vieles auf Kleinigkeiten. Wären einige der Amokläufer als Kinder mal mehr geknuddelt worden, wäre aus ihnen vielleicht auch was anderes geworden? Auch hier: Ich will keine Hypothesen aufstellen oder wilde Diskussionen anfangen, ich denke nur as Zitat mit wir sollten menschlicher und demokratischer handeln, das stimmt. Und da kann denke ich jeder bisschen was zu beitragen und vielleicht zu dem dicken, hässlichen Kind nett sein. Und doch ja, ich finde es auch wichtig, dass man sich weiterhin darüber Gedanken macht und sein Entsetzen mitteilt, einfach damit es nicht "normal" wird, so wie die Nachrichten, dass irgendwo auf der Welt mal wieder drei Menschen abgeknallt wurden. Ich finde es wichtig, weiterhin darauf zu achten, alleine deshalb, da so etwas nicht zu täglichen Nachrichten verkommt, sondern, dass sowas einfach grauenhaft und entsetzlich bleibt.Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der das alles Normalität geworden ist, und ja: Ich fürchte mich manchmal davor, dass wir in diese Richtung gehen. Und doch: Ich denke schon, dass eine Abstumpfung stattfindet, was auch wiederum "normal" ist, da sich der Mensch da einfach selbst schützt. Man kann nicht andauernd darüber nachdenken, welches Leid überall herrscht. Damit macht man sich nur kaputt. Man muss auch lachen. Und man muss auch lachen dürfen, das ist gar keine Frage! Gleichzeitig, kann aber dennoch beachten, dass manches eben abstrus und abartig bleibt. Zitieren
Acheros Geschrieben 24. Juli 2011 Geschrieben 24. Juli 2011 Ich denke, wie man mit den Dingen die einen zu beeinflussen versuchen umgeht hängt nur von der eigenen Lebenseinstellung ab. Ich muss sagen, dass ich mich mich da in vielen Dingen anders verhalte als es die Meisten tun würden und häufig eine andere Sicht auf die Dinge habe. Ich möchte dazu allerdings nicht mehr erläutern als ich es in vergangenen Beiträgen und weiteren andeute. Zum Thema Winehouse: Man wird nie wissen, warum sie es getan hat oder warum sie es nicht geschafft hat gar nicht so tief zu sinken. Man wird dazu vieles hören, aber die eigentlichen Gründe kennt vielleicht nur sie allein. Vielleicht besteht gar kein Grund um ihren Tod zu trauern, denn vielleicht war es genau das was sie gewollt hat. Vielleicht ist sie jetzt glücklicher, weil sie das Leben, dass man ihr aufgezwängt hat, selbst nie leben wollte. Rein faktisch betrachtet ist es mir absolut egal, denn ich kenne sie nicht. Sie ist für mich wie jeder andere Mensch auf dieser Welt, den ich nie kennengelernt habe. Es ist eine seltsame Verbindung, die Fans mit ihren Stars oder bekannteren Persönlichkeiten zu haben glauben, aber letztlich wird es nie eine persönlich Bindung sein können. Fremde mit Namen können einem kaum näher sein als Fremde ohne Namen. Wenigstens mir geht es so, dass für mich da fast nur das Werk der Stars etwas bedeutet und nicht die Person. Das Werk wird auch nach ihrem Tod weiterleben und nur das ist es was jeder von ihnen kennelernt. Alles andere ist nur eine leere Hülle die man als Fremder für sie nie füllen können wird. Zu Norwegen: Ja, Menschen tun so etwas und scheinbar wird es zur Normalität. Das ist nicht schön, aber wohl nicht zu ändern. Fraglich ist aber ob es tatsächlich grausamer wird und häufiger vorkommt oder ob es durch die Medien nur so aufgebauscht wird. Fraglich ist auch ob die Medien an so etwas teilweise Schuld haben, indem sie sich gerade zu auf solche Taten stürzen. Die Grausamkeit in den Nachrichten ist so dominant, dass es richtig lächerlich wirkt, wenn im Anschluss ein kleiner Beitrag kommt der neutral oder positiv ist. Die Medien verzerren solche Taten und verschaffen den Tätern eine verachtenswerte Bekanntheit. Warum sollte mich jetzt interessieren, was er vorgibt oder seine Bekannten als Motive angeben? Warum sollte mich interessieren wie genau er es durchgeführt hat? Warum sollte mich interessieren wie die Angehörigen der Getöteten damit umgehen? Lasst die Leute in Ruhe um ihre Kinder trauern, die Opfer eines grausamen Verbrechens wurden und bietet ihnen nicht Geld an damit sie es vor einer laufenden Kamera tun, was dann alle 2 Stunden in Sondersendungen mit den neuesten Infos zu sehen sein wird. Die Medien machen uns die Welt noch grausamer als sie bereits ist. Die Frage wie man mit dem Tod, inbesondere dem unvermeidlichen eigenen Tod umgeht kann man nur für sich selbst beantworten. Was die Medien tun finde ich deshalb nur verachtenswert. All die scheinbar gutgemeinte Anteilnahme interpretiere ich absolut gegenteilig, denn die Absichten die damit verfolgt werden sind nicht die, die sie vorgeben. Ja, in Norwegen sind auf spektakuläre Art und Weise an die 100 Jugendlich gestorben, aber was macht sie gegen die viel größere Zahl an Jugendlichen und sogar jüngeren Kindern, die täglich weltweit von Landminen zerfetzt und niemals genannt werden, so besonders? Die einen sind nicht mehr oder weniger Wert als die anderen und denoch wird für die einen weltweite Anteilnahme eingefordert und erbracht, während das Schicksal der anderen verschwiegen wird. Macht was ihr wollt, aber macht es ohne mich. Ich kann an der Trauer Namenloser keine aufrichtige Anteilnahme erbringen ohne ihre Trauer zu kennen, also versuche ich es auch nicht der Welt vorzugaukeln. Das wäre gegen meine Vorstellungen und in meinen Augen eher eine Art Hohn als eine Hilfe für die Betroffenen. Traurig finde ich im Moment nur, was gerade wieder zu sehen und zu hören ist. Traurig ist es was wir als Menschheit tun. Zitieren
Meriadoc Brandybuck Geschrieben 25. Juli 2011 Geschrieben 25. Juli 2011 Die einen finden halt den Verlust einer "Persönlichkeit" (mit der sie sich vielleicht auf irgendeine Weise verbinden können) tragischer als das Schicksal der Anschlagsopfer (die ihnen anonym bleibt). Andere wieder umgekehrt. Es ist mM nach jedem selbst überlassen über wen und inwiefern er trauern will. 1 Zitieren
Cadrach Geschrieben 26. Juli 2011 Geschrieben 26. Juli 2011 Und doch ja, ich finde es auch wichtig, dass man sich weiterhin darüber Gedanken macht und sein Entsetzen mitteilt, einfach damit es nicht "normal" wird, so wie die Nachrichten, dass irgendwo auf der Welt mal wieder drei Menschen abgeknallt wurden. Ich finde es wichtig, weiterhin darauf zu achten, alleine deshalb, da so etwas nicht zu täglichen Nachrichten verkommt, sondern, dass sowas einfach grauenhaft und entsetzlich bleibt.Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der das alles Normalität geworden ist, und ja: Ich fürchte mich manchmal davor, dass wir in diese Richtung gehen. Und doch: Ich denke schon, dass eine Abstumpfung stattfindet, was auch wiederum "normal" ist, da sich der Mensch da einfach selbst schützt. Man kann nicht andauernd darüber nachdenken, welches Leid überall herrscht. Damit macht man sich nur kaputt. Man muss auch lachen. Und man muss auch lachen dürfen, das ist gar keine Frage! Gleichzeitig, kann aber dennoch beachten, dass manches eben abstrus und abartig bleibt. Ich glaube, wir sind in dieser Hinsicht ähnlich gestrickt, teilen da ein ähnliches Problembewusstsein. Aber ich bin mir nicht sicher, inwieweit man diese Einstellung so ohne Weiteres auf andere übertragen kann (und sollte). Wenn jemand eben nicht in der Lage ist, subjektiv abzustumpfen*, wäre es für denjenigen eine Zumutung, ihm das Nachdenken über einen Amoklauf oder worüber auch immer "aufzuzwingen". Ich finde es gut, wenn ein Bewusstsein dafür da ist, dass ein Massaker nicht normal und nicht zwangsläufig Bestandteil der Realität, sondern abnormal und grausam ist, aber auch dafür, dass solche Taten jederzeit und überall passieren können. Aber ich nehme es niemandem übel, der dieses Bewusstsein nicht hat und nicht haben will. Vielleicht besteht gar kein Grund um ihren Tod zu trauern, denn vielleicht war es genau das was sie gewollt hat. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, da die "Todessehnsucht" von einer anderen Person kommt als die Trauer. Wenn mein Opa voraussichtlich in absehbarer Zeit stirbt, wird meine Trauer dadurch nicht geringer, dass ich weiß, dass er mit dem Leben bereits abgeschlossen hat, sich nach seiner alten Pistole sehnt, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Trauer orientiert sich nur selten am Willen des Betrauerten. Es ist eine seltsame Verbindung, die Fans mit ihren Stars oder bekannteren Persönlichkeiten zu haben glauben, aber letztlich wird es nie eine persönlich Bindung sein können. Fremde mit Namen können einem kaum näher sein als Fremde ohne Namen. Wenigstens mir geht es so, dass für mich da fast nur das Werk der Stars etwas bedeutet und nicht die Person. Ja, mich verwundern Aussagen wie "Er/Sie war/ist so ein guter Mensch" o.ä. in Bezug auf bekannte Persönlichkeiten auch immer wieder. Auch ein unsympathisches Arschloch kann gute Texte schreiben, gute Musik machen, gute Filme drehen etc. Genauso muss mir auch nicht alles gefallen, was eine mir sympathische Person so macht. Warum findet hier eine Gleichsetzung à la "Gutes Werk = gute Person, schlechtes Werk = schlechte Person" statt? Fraglich ist aber ob es tatsächlich grausamer wird und häufiger vorkommt oder ob es durch die Medien nur so aufgebauscht wird. Fraglich ist auch ob die Medien an so etwas teilweise Schuld haben, indem sie sich gerade zu auf solche Taten stürzen. Die Grausamkeit in den Nachrichten ist so dominant, dass es richtig lächerlich wirkt, wenn im Anschluss ein kleiner Beitrag kommt der neutral oder positiv ist. Die Medien verzerren solche Taten und verschaffen den Tätern eine verachtenswerte Bekanntheit. Warum sollte mich jetzt interessieren, was er vorgibt oder seine Bekannten als Motive angeben? Warum sollte mich interessieren wie genau er es durchgeführt hat? Warum sollte mich interessieren wie die Angehörigen der Getöteten damit umgehen? Lasst die Leute in Ruhe um ihre Kinder trauern, die Opfer eines grausamen Verbrechens wurden und bietet ihnen nicht Geld an damit sie es vor einer laufenden Kamera tun, was dann alle 2 Stunden in Sondersendungen mit den neuesten Infos zu sehen sein wird. Die Medien machen uns die Welt noch grausamer als sie bereits ist. Die Frage wie man mit dem Tod, inbesondere dem unvermeidlichen eigenen Tod umgeht kann man nur für sich selbst beantworten. Was die Medien tun finde ich deshalb nur verachtenswert. All die scheinbar gutgemeinte Anteilnahme interpretiere ich absolut gegenteilig, denn die Absichten die damit verfolgt werden sind nicht die, die sie vorgeben. Hier stellt sich dann wieder die Frage: Wer hat angefangen? *g* Haben die Medien Berichte dieser Art begonnen und dann gemerkt, dass sie gut ankommen, oder hat das Publikum (in welcher Form auch immer) mitgeteilt, dass sie Berichte dieser Art haben wollen? In jedem Fall scheinen die Berichte ja gut genug anzukommen, um weiterhin produziert zu werden. Kann man den Medien dann überhaupt einen Vorwurf machen? Was ist überhaupt die Aufgabe der Medien? Ich verstehe Dein Problem und kann Dir darin auch weitgehend zustimmen. Nur bin ich mir nicht sicher, ob für die Medien hier wirklich Handlungsbedarf besteht. Gern würde ich auch noch auf ein paar andere Aspekte eingehen, wenn denn die Zeit da wäre Seht es einfach als Zustimmung für alles an, worauf ich mich jetzt nicht bezogen habe * Subjektive Abstumpfung gibt es in der Tat auch in meinem Bewusstsein, Selbstschutz ist hier das richtige Stichwort. Was ich in meinem letzten Beitrag abgestritten habe, ist die Existenz einer objektiven Abstumpfung im allgemeinen Bewusstsein. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich rüberbringen kann, was ich hier genau meine: Der erste Amoklauf, den ich bewusst registriert habe, war der in Essen. Wenn ich zu Schockzuständen bei solchen News neigen würde (was ich nicht tue), wäre eine subjektive Abstumpfung notwendig gewesen, damit ich nicht bei jedem weiteren Amoklauf geschockt bin. Aber der individuell erste wahrgenommene Amoklauf wird auch in 20 Jahren noch die gleiche Wirkung haben wie damals bei Columbine. Zitieren
Acheros Geschrieben 26. Juli 2011 Geschrieben 26. Juli 2011 Vielleicht besteht gar kein Grund um ihren Tod zu trauern, denn vielleicht war es genau das was sie gewollt hat. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, da die "Todessehnsucht" von einer anderen Person kommt als die Trauer. Wenn mein Opa voraussichtlich in absehbarer Zeit stirbt, wird meine Trauer dadurch nicht geringer, dass ich weiß, dass er mit dem Leben bereits abgeschlossen hat, sich nach seiner alten Pistole sehnt, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Trauer orientiert sich nur selten am Willen des Betrauerten. Ich sagte ja, dass ich häufig etwas anders denke als die Mehrheit. Für mich ist es sehr wichtig zu wissen, wie der- oder diejenige über den Tod dachte. Von meinem Opa zum Beispiel wusste ich, dass es für ihn kein Problem war. Er hatte keine Angst davor und er hatte mit über 85 Jahren ein langes Leben von dem ihm die letzten Jahre zunehmends schwerer fielen. Natürlich freut man sich nicht darüber wenn einer seiner Nähsten stirbt (noch dazu an Weihnachten, was ja eigentlich gegnteilige Gefühle schaffen sollte), aber mir fällt es viel leichter Abschied zu nehmen wenn ich weiß wie der Verstorbene darüber dachte und natürlich ist es entscheidend welche Auffassung man selbst über den Tod hat. Es ist entscheidend welche Erinnerungen man mit den Verstorbenen gemeinsam hat und wenn einem nach dem Tod einer Person fast nur gute Erinnerungen im Kopf bleiben, dann bleibt höchstens die Trauer darüber, dass keine weiteren dazukommen werden. Viel trauriger finde ich es wenn Jemand unerwartet aus dem Leben gerissen wird, bspw. durch einen Unfall und man genau weiß, dass die Person noch viele Jahre geplant hat, die es nun nie geben wird oder wenn Jemand durch andere in eine Situation gebracht wird die er nicht bewältigen kann und dadurch in den Tod getrieben wird. (deswegen wäre für mich im Falle von Winehouse die wahre Geschichte dahinter von Nöten) Bei Personen die ich nie kennengelernt habe, kann ich kaum Trauer empfinden. Im Falle von Musikern trauere ich vielleicht darüber, dass es keine weiteren Lieder mehr geben wird, aber echte Trauer wird es von mir da kaum geben können. Hier stellt sich dann wieder die Frage: Wer hat angefangen? *g* Haben die Medien Berichte dieser Art begonnen und dann gemerkt, dass sie gut ankommen, oder hat das Publikum (in welcher Form auch immer) mitgeteilt, dass sie Berichte dieser Art haben wollen? In jedem Fall scheinen die Berichte ja gut genug anzukommen, um weiterhin produziert zu werden. Kann man den Medien dann überhaupt einen Vorwurf machen? Was ist überhaupt die Aufgabe der Medien? Ich verstehe Dein Problem und kann Dir darin auch weitgehend zustimmen. Nur bin ich mir nicht sicher, ob für die Medien hier wirklich Handlungsbedarf besteht. Das Problem besteht ganz klar in der Verallgemeinerung "das Publikum". Was die Mehrheit tut und will, ist noch lange nicht das Richtige oder der beste Weg. Ich für meinen Teil kann mit Bestimmtheit sagen, dass ich so eine Berichterstattung nie wollte, nicht will und auch nie wollen werde. Wer damit angefangen hat ist mir dabei ziemlich egal. Es geht mir einfach tierisch auf die Nerven, dass es auf jedem Sender alle 2 Stunden 60 Minuten Sondersendung geben muss in denen alle erzählen, dass man nichts weiß, irgendwelche armen Opfer, die viel lieber was anderes tun würden, vor die Kamera gezerrt werden und das Leid anderer nur als Aufhänger für mehr Einschaltquoten dient, wenn in China mal ohne menschliches zutun ein Klappfahrrad umfällt. Man stumpft unweigerlich ab wegen der Überflutung an solchen Informationen. Ich wünschte, die Welt würde wieder lokaler werden. Die Globalisierung tut uns bei weitem nicht so gut wie alle zu glauben scheinen. Ich stelle sogar die Frage, ob es nicht sogar möglich ist, dass die Medien potentiellen Amokläufern Ideen liefern. Wers noch nicht kann, lernt soch spätestens bei Galileo-Mystery, wie man ganz einfach mit Haushaltsgegenständen Splitterbomben bauen könnte und dass man doch aufpassen solle, dass einen so eine nicht trifft, da man sonst folgene Schäden davontragen könnte. Merkt diese Ironie sonst noch wer im deutschen (und wahrscheinlich allen anderen) Fernsehen? Aber um beim Thema zu bleiben. Ich denke lokaler. Ich kann nicht aufrichtig um Leute trauern, von denen ich nur in den Nachrichten und sogar ohne deren Einverständnis erfahre. Wenn es nach mir ginge, würde ich die Opfer und deren Angehörige einfach in Ruhe lassen. Die haben ja wohl grade selber genug Probleme und wollen es sicher nicht dem Rest der Welt erzählen, den es eigentlich gar nichts angeht. Zitieren
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