Orald Geschrieben 13. Mai 2012 Geschrieben 13. Mai 2012 Blessed are the men of Noah's race that build their little arks, though frail and poorly filled, and steer through winds contrary towards a wraith, a rumour of a harbour guessed by faith. --- Für die nächste Woche: --- 87 Blessed are the men of Noah's race that build 88 their little arks, though frail and poorly filled, 89 and steer through winds contrary towards a wraith, 90 a rumour of a harbour guessed by faith. 87 Gesegnet sind die Menschen aus Nohas Geschlecht, sie bauten 88 ihre kleinen Archen, wenn auch gebrechlich und ärmlich gefüllt 89 und steuern durch Winde, konträr einem Gespenst entgegen, 90 dem Gerücht eines Hafens, den sie aufgrund ihres Glaubens vermuten. Zitieren
Alatariel Geschrieben 13. Mai 2012 Geschrieben 13. Mai 2012 89 und steuern durch Winde, konträr einem Gespenst entgegen, Erst einmal nur eine kurze/persönliche Anmerkung: 'wraith' hat für mich noch einen leicht anderen Anklang als 'ghost' oder 'spectre', deshalb würde ich es hier vielleicht eher mit 'Erscheinung' übersetzen. Somit könnte es sich dann nämlich auch auf den ominösen Hafen beziehen. Zitieren
Gast Dunderklumpen Geschrieben 13. Mai 2012 Geschrieben 13. Mai 2012 Und ich möchte auch erst nur kurz hinzufügen, dass Zeile 87 "that build" meines Wissens Präsens ist, sodass ich da eher eine Verallgemeinerung - besonders für heutige Menschen - herauslese: "Gesegnet sind die Menschen aus Noah's Geschlecht, die sich ihre kleinen Archen bauen". Oder war "build" früher einmal Imperfekt oder Partizip Perfekt? Zitieren
Orald Geschrieben 13. Mai 2012 Autor Geschrieben 13. Mai 2012 Jo, finde ich beides plausibel :) Zitieren
Gast Dunderklumpen Geschrieben 16. Mai 2012 Geschrieben 16. Mai 2012 Und nun von vorne: 87 Gesegnet sind die Menschen von Noah's Schlag, die 88 ihre kleinen Archen bauen, wenn auch brüchig und ämrlich angefüllt, 89 und durch Winde hindurchsteuern, konträr in Richtung eines Gespenstes (eines Phantoms), 90 eines Gerüchtes von einem Hafen, der durch Vertrauen erahnt wird. 87 Blessed are the men of Noah's race that build 88 their little arks, though frail and poorly filled, 89 and steer through winds contrary towards a wraith, 90 a rumour of a harbour guessed by faith. Anmerkungen: 1. Zeile 87: "Noah's race": "race" zu übersetzen, kann nicht geschehen, ohne dass eine Grundsatzdiskussion berührt wird, die in Abgründe führen kann... Tolkien wird vorgeworfen, dass er "Rasse" genetisch meint und also auch glaube, dass menschliche Eigenschaften biologisch vererbt werden, und dieser Glaube berühre somit den Rassismus. Andere lehnen das ab. Ich habe "race" mit "Schlag" übersetzt, weil ich dazu tendiere, dass Tolkien in solchen Fällen keine biologische Rasse meint, sondern eine eher geistige. In "The Book of Lost Tales" sind auch alle die von Earendels Schlag, die unruhig über den Globus reisen und etwas suchen, was sie nicht finden können. Und da findet keinerlei biologische Vererbung statt. In anderen Werken Tolkien allerdings findet sie statt, was aber in meinen Augen auch als dichterisches Bild für geistige Verwandtschaft gesehen werden kann. In einer wörtlichen Übersetzung, falls so etwas je veröffentlicht werden dürfte, würde ich darum nicht ohne Anmerkungsapparat auskommen wollen: wo derlei in seiner Zwiespältigkeit dargelegt wird. 2. "wraith" in Zeile 89 habe ich als "Gespenst" oder "Phantom" übersetzt, weil das Wort von Tolkien z.B. auf die Schwarzen Reiter angewandt wird. Es ist interessant, dass Tolkien hier den gleichen Begriff benutzt. 3. "guessed" in Zeile 90 ist auch vieldeutig. Übersetzt habe ich versuchsweise mit "erahnt", aber es kann eben auch "vermutet" heißen. Das bekommt jeweils einen ganz anderen Sinn. Im ersten Fall wird vorausgesetzt, dass dieser Hafen existiert, im zweiten bleibt es bei der Unsicherheit. Zitieren
Orald Geschrieben 16. Mai 2012 Autor Geschrieben 16. Mai 2012 Ich sehe das ähnlich. Race einfach nur (im deutschen noch besondes besetzt) als Rasse zu übersetzen, gefällt mir auch nicht, ich glaube aber auch kaum dass das wer tut. Interessant wäre aber schon, was dieses Geschlecht Nohas denn nun ausmacht. Ich denke, hier wird im Grunde der Sinjn aus der vorherigen Strophe noch einmal konkretisiert - ebenso finde ich die konkrete Anspielung auf die Bibel interessant, neben der zweiten "Seligpreisung", wenn man das so nennen darf, wird hier eine recht bekannte Geschichte aus dem AT zitiert. Zitieren
Gast Dunderklumpen Geschrieben 16. Mai 2012 Geschrieben 16. Mai 2012 Aber die Geschichte wird eben auch verändert - wie so oft bei Tolkien. Er greift alte Mythen auf und passt sie seinem Anliegen an. Die Arche des mythischen Noah war ja eben nicht brüchig, und sie war auch nicht armselig gefüllt. Und es war dort auch kein Hafen erahnt oder vermutet. Gemeinsam allerdings ist das Vertrauen in das Element, das trägt. Und das nehme ich als ein Urbild wahr. Noah erlebe ich hier wie andere mythische Figuren, die Urbilder wurden und die dichterisch immer wieder neu benutzt und verändert wurden: Prometheus zum Beispiel. Oder Sigurd der Drachentöter. Ich finde das Bild mit der Arche sehr schön. Es begreift - wie ein guter Mythos dialektisch - sowohl den Gedanken des Sarges als auch den der Brutstätte in sich. Dieses Bild kann wirklich tragen. Auch erinnert mich dies an eine Stelle in Schopenhauers "Welt als Wille und Vorstellung" : „Wie auf dem tobenden Meere, das, nach allen Seiten unbegränzt, heulend Wellenberge erhebt und senkt, auf einem Kahn ein Schiffer sitzt, dem schwachen Fahrzeug vertrauend; so sitzt, mitten in einer Welt von Qualen, ruhig der einzelne Mensch, gestützt und vertrauend auf das principium individuationis.“ Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, 1818, § 63, S. 368-369 Das Zitat habe ich aus dem Internet kopiert - ich werde es heute Abend noch inklusive der Quellenangabe überprüfen. Ob Tolkien Schopenhauer kannte, wäre interessant zu erfahren. Zitieren
Alatariel Geschrieben 23. Mai 2012 Geschrieben 23. Mai 2012 Ich habe "race" mit "Schlag" übersetzt, weil ich dazu tendiere, dass Tolkien in solchen Fällen keine biologische Rasse meint, sondern eine eher geistige. In "The Book of Lost Tales" sind auch alle die von Earendels Schlag, die unruhig über den Globus reisen und etwas suchen, was sie nicht finden können. Und da findet keinerlei biologische Vererbung statt.Das hätte ich genauso interpretiert. Zumal eine 'biologische' Interpretation ja auch gar keinen Sinn ergibt: Wenn man die Noah-Erzählung als Ausgangspunkt nimmt, wäre schließlich die gesamte heutige Menschheit der Noachidischen 'Rasse' angehörig. Allerdings weiß ich noch nicht genau, ob ich hier auch Vertrauen als die Grundstimmung herausspüre. Für mich hat es eher etwas mit dem "trotz allem" zu tun. Umso passender finde ich das Schopenhauer Zitat! 2. "wraith" in Zeile 89 habe ich als "Gespenst" oder "Phantom" übersetzt, weil das Wort von Tolkien z.B. auf die Schwarzen Reiter angewandt wird. Es ist interessant, dass Tolkien hier den gleichen Begriff benutzt.Ja, interessant ist es. Aber nur, weil Tolkien dieses Wort auch im Bezug auf die ring-wraiths benutzt, bin ich nicht überzeugt davon, dass sich die Bedeutung auf etwas Gespensrartiges beschränkt. Ich kann es noch nciht genau in Worte fassen/erklären, aber intuitiv sehe ich den Bezug hier deutlich zu dem Hafen. Vielleicht auch aufgrund der Zeile aus TLR: "Westra lage wegas rehtas, nu isti sa wraithas", der sich ja auf die 'straight' vs. 'bent road' bezieht und somit auch wieder einen 'Hafenanklang' hat... Zitieren
Gast Dunderklumpen Geschrieben 24. Mai 2012 Geschrieben 24. Mai 2012 Das hätte ich genauso interpretiert. Zumal eine 'biologische' Interpretation ja auch gar keinen Sinn ergibt: Wenn man die Noah-Erzählung als Ausgangspunkt nimmt, wäre schließlich die gesamte heutige Menschheit der Noachidischen 'Rasse' angehörig. Das wäre aber nicht sehr weit von den Tolkiensischen Mythen entfernt: die Numenor-Rasse z.B. lässt die "genetischen Merkmale" ja nicht immer dominant erscheinen. Boromir hat sie fast nicht, Faramir umso mehr. Die vielen Stammbäume Tolkiens sollen ja gerade aufzeigen, was alles "genetisch" vererbt wird - sogar die Sterblichkeit oder Unsterblichkeit, "Elbenblut" und "Menschenblut" - über Millionen Jahre. Ist ein heikles Thema, lässt sich nicht eindeutig entscheiden, meine ich. Darum müsste hier eine Anmerkung die Übersetzungsentscheidung erläutern, denn sie ist eine interpretatorische. Dennoch meine ich nach wie vor verteidigen zu können, dass mythische Figuren überhaupt keine Genetik haben können und dies von Tolkien darum auch nur literarisch gemeint sein kann, nicht realistisch. Zitieren
Gast Dunderklumpen Geschrieben 1. Juli 2012 Geschrieben 1. Juli 2012 Zusammnenfassung meines ersten Übersetzungsversuchs von Strophe VIII. Was im Thread an Offenem, Problematischem und Unklarem erwähnt wurde, werde ich später sammeln und hier anfügen. 87 Gesegnet sind die Menschen von Noah's Schlag, die 88 ihre kleinen Archen bauen, wenn auch brüchig und ämrlich angefüllt, 89 und durch Winde hindurchsteuern, konträr in Richtung eines Gespenstes (eines Phantoms), 90 eines Gerüchtes von einem Hafen, der durch Vertrauen erahnt wird. 87 Blessed are the men of Noah's race that build 88 their little arks, though frail and poorly filled, 89 and steer through winds contrary towards a wraith, 90 a rumour of a harbour guessed by faith. Englischer Text ist überprüft. Zitieren
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